Skip to main content

Full text of "Gesammelte Schriften Bd.5"

See other formats


Walter Benjamin 
Gesammelte Schriften 

V-i 

Herausgegeben von 
Rolf Tiedemann 



Suhrkamp 



Die Editionsarbeiten wurden durch 

die Stiftung Volkswagenwerk, die Fritz Thyssen Stiftung 

und die Hamburger Stiftung zur Forderung 

von Wissenschaft und Kultur ermoglicht. 

Die vorliegende Ausgabe ist text- und seitenidentisch 

mit Band V der gebundenen Ausgabe 

der Gesammelten Schriften Walter Benjamins. 



Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek 

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation 

in der Deutschen Nationalbibliografie 

http://dnb.ddb.de 

suhrkamp taschenbuch wissenschaft 935 

Erste Auflage 1991 

© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1982 

Suhrkamp Taschenbuch Verlag 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das 

des offentlichen Vortrags, der Ubertragung 

durch Rundfunk und Fernsehen 

sowie der Ubersetzung, auch einzelner Teile. 

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form 

(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) 

ohne schriftliche Genehmigung des Verlages 

reproduziert oder unter Verwendung 

elektronischer Systeme verarbeitet, 

vervielfaltigt oder verbreitet werden. 

Druck: Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 

Printed in Germany 

Umschlag nach Entwurfen von 

Willy Fleckhaus und Rolf Staudt 

ISBN3-518-28535-1 

5 6 7 8 9 - 09 08 07 06 



Inhalt 



Das Passagen-Werk 
Funfter Band. Erster Teil 

EinleitungdesHerausgebers 9 

Exposes 

Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts 45 

Paris, CapitaleduXIX* me siecle 60 

Auf zeichnungen und Materialien 79 

Ubersicht, 81 

Funfter Band. Zweiter Teil 

Aufzeichnungen und Materialien (Fortsetzung) 655 

ErsteNotizen:PariserPassagenI 991 

Friihe Entwiirfe 

Passagen 1041 

PariserPassagenll 1044 

DerSaturnringoderEtwasvomEisenbau 1060 

Anmerkungen des Herausgebers 

Editorischer Bericht io6j 

Zeugnisse zur Entstehungsgeschichte 108 1 

Paralipomena,UberlieferungundTextgestaltung 1206 

Quellenverzeicbnis zu den » Aufzeichnungen und Materialien* , 12 yy 

Inbaltsverzeichnis ijjj 



Das Passagen-Werk 



Einleitung des Herausgebers 



Es gibt Biicher, die haben ein Schicksal, lange bevor sie als Biicher 
iiberhaupt existieren: das ist der Fall von Benjamins unvollendetem 
Passagenwerk. Seit Adorno, in einem 1950 publizierten Aufsatz, 
zum erstenmal iiber es berichtete 1 , sind mannigfache Legenden 
darum gewoben worden. Sie erhielten weitere Nahrung, als 1966 
eine zweibandige Auswahl von »Briefen« Benjamins erschien, in 
der sich zahlreiche AuCerungen iiber das vom Autor Intendierte 
fanden, die indessen weder vollstandig waren noch in sich einstim- 
mig sind 2 . So konnten sich die widersprechendsten Geriichte iiber 
ein Werk verbreiten, auf das die konkurrierenden Deutungen 
Benjamins in der Hoffnung sich berufen, es werde die Ratsel schon 
losen, welche seine intellektuelle Physiognomie aufgibt. Solche 
Hoffnung diirfte triigen; die Fragmente des Passagenwerks diirften 
eher, wie Mephisto dem Faustischen »Da muE sich manches Ratsel 
losen«, die Antwort erteilen: »Doch manches Ratsel kniipft sich 
auch«. Die Veroffentlichung der Fragmente soil nicht zuletzt die 
Geriichte iiber das Passagenwerk endlich durch dieses selbst erset- 
zen. - Tatsachlich liegen seit langem jene Texte vor, die noch am 
ehesten geeignet scheinen, verlafllich Auskunft von dem Vorhaben 
zu geben, das Benjamin dreizehn Jahre lang, von 1927 bis zu seinem 
Tod 1940, beschaftigt und in dem er doch wohl sein chef-d'oeuvre 
gesehen hat: die Mehrzahl der grofteren Arbeiten, die er wahrend 
seines letzten Jahrzehnts schrieb, sind aus dem Passagenprojekt 
herausgewachsen. Nichts Geringeres als eine materiale Geschichts- 
philosophie des neunzehnten Jahrhunderts hatte das Passagenwerk 
dargestellt, ware es vollendet worden. Das 1935 entstandene 
Expose »Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts« gibt einen 
Abrifl der Stoffe und Themen, um die es Benjamin dabei ging. 
Wurde mit dem Expose der »historische Schematismus« (V, 1 1 50) 3 

1 vgl. Theodor W. Adorno, Charakteristik Walter Benjamins, in: Die Neue Rundschau 61 

(1950), s. 579-582- 

2 vgl. Walter Benjamin, Briefe. Hg. von Gershom Scholem und Th. W. Adorno. Frankfurt 
a.M. 1966, passim. - Eine im Rahmen der ihm zuganglichen Korrespondenzen vollstandige 
Zusammenstellung von Benjamins brieflichen Aufierungen iiber das Passagenwerk gibt der 
Herausgeber unten, S. 1081-1183. 

3 Nachweise, die sich auf die vorliegende Ausgabe der »Gesammelten Schriften« beziehen, 
erf olgen im Text durch Band- und Seitenzahlen in Klammern ; Zitate aus den siglierten Teilen des 
Passagenwerks - d.h. aus den »Aufzeichnungen und Materialien*, den »Ersten Notizen« und 
den »Fruhen Entwiirfen* - werden jedoch mit den Siglen der einzelnen Aufzeichnungen 
nachgewiesen. 



12 Einleitung des Herausgebers 

entworfen, an dem die Konstruktion des neunzehnten Jahrhun- 
derts sich orientieren sollte, so ist der Aufsatz »Das Kunstwerk im 
Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« von 1935/36, der 
in keinem stofflichen Zusammenhang mit dem Passagenwerk steht 
- handelt er doch nicht von Erscheinungen des neunzehnten, 
sondern von solchen des zwanzigsten Jahrhunderts -, fur dessen 
Methodologie relevant. In ihm unternahm es Benjamin, »den 
genauen Ort in der Gegenwart anzugeben, auf den sich [seine] 
historische Konstruktion als auf ihren Fluchtpunkt beziehen« 
(V, 1 149) sollte. Wahrend in der grofien, ihrerseits fragmentarischen 
Arbeit iiber Baudelaire, die zwischen 1937 und 1939 entstand, ein 
»Miniaturmodell« (V, 11 64) des Passagenwerkes zu erblicken ist, 
wurde die methodologische Fragestellung des Kunstwerk- Aufsat- 
zes 1940 in den Thesen »Uber den Begriff der Geschichte« wieder- 
aufgenommen, die Adorno zufolge »gleichsam die erkenntnistheo- 
retischen Erwagungen zusammenfassen, deren Entwicklung die des 
Passagenentwurfs begleitet hat« 4 . Was von diesem selbst vorhanden 
ist: die zahllosen Notizen und Exzerpte des vorliegenden Bandes, 
geht unter theoretischem Aspekt nur selten iiber das in jenen 
Arbeiten oft verbindlicher Formulierte hinaus. Ein Studium des 
Passagenwerks - und blofier Lekture werden Benjamins Absichten 
sich schwerlich erschlieflen - hatte deshalb den Kunstwerk- Auf- 
satz, die Baudelaire gewidmeten Texte und die Thesen »Uber den 
Begriff der Geschichte« einzubeziehen und stets gegenwartig zu 
halten, auch wenn diese durchaus selbstandig sind; das Passagen- 
werk lediglich praludierende oder aus ihm ausgegliederte Schriften 
darstellen. 

Die Fragmente des eigentlichen Passagenwerks kann man den 
Baumaterialien fiir ein Haus vergleichen, von dem nur gerade erst 
der Grundrifi abgesteckt oder die Baugrube ausgehoben ist. Mit den 
beiden Exposes, die der Ausgabe voranstehen, hat Benjamin seinen 
Plan in groften Strichen entworfen, so wie er ihm 193 5 und 1939 vor 
Augen stand: den sechs, bzw. fiinf Abschnitten der Exposes sollten 
ebenso viele Kapitel seines Buches oder, um im Bild zu bleiben, 
ebenso viele Geschosse in dem zu bauenden Haus entsprechen. 
Neben der Baugrube findet man die Exzerpte aufgehauft, aus denen 
die Mauern errichtet worden waren. Benjamins eigene Reflexionen 

4 Adorno, Uber Walter Benjamin. Hg. von Rolf Tiedemann. Frankfurt a."M. 1970, S. 16. 



Einleitung des Herausgebers 1 3 

aber hatten den Mortel abgegeben, durch den das Gebaude zusam- 
menhalten sollte. Von solchen theoretischen und interpretierenden 
Reflexionen sind zwar zahlreiche vorhanden, doch am Ende schei- 
nen sie hinter dem Exzerptenbestand fast verschwinden zu wollen. 
Der Herausgeber hat zuzeiten gezweifelt, ob es sinnvoll ware, diese 
erdriickenden Zitatmassen zu veroffentlichen; ob er sich nicht 
besser auf den Abdruck der Benjaminschen Texte beschrankte, die 
leicht in eine lesbare Anordnung gebracht werden konnten und eine 
konzentrierte Sammlung funkelnder Aphorismen und beunruhi- 
gender Fragmente ergeben hatten. Indessen ware das mit dem 
Passagenwerk Projektterte dahinter nicht einmal mehr zu erahnen 
gewesen. Benjamins Absicht war, Material und Theorie, Zitat und 
Interpretation in eine gegeniiber jeder gangigen Darstellungsform 
neue Konstellation zu bringen, in der alles Gewicht auf den 
Materialien und Zitaten liegen und Theorie und Deutung asketisch 
zuriicktreten sollten. Als »ein zentrales Problem des historisehen 
Materialismus«, das er mit dem Passagenwerk zu losen gedachte, 
hat er die Frage bezeichnet, »auf welchem Wege es moglich [sei], 
gesteigerte Anschaulichkeit mit der Durchfuhrung der marxisti- 
schen Methode zu verbinden. Die erste Etappe dieses Weges wird 
sein, das Prinzip der Montage in die Geschichte zu iibernehmen. 
Also die groflen Konstruktionen aus kleinsten, scharf und schnei- 
dend konfektionierten Baugliedern zu errichten. Ja in der Analyse 
, des kleinen Einzelmoments den Kristall des Totalgeschehens zu 
entdecken.« (N 2, 6) 5 Solche Bauglieder bilden die unzahligen Zitate, 
die deshalb in der Ausgabe nicht fehlen durften. Wenn der Leser 
sich mit der Architektur des Ganzen vertraut gemacht hat, wird er 
sich ohne grofie Schwierigkeiten auch in die Exzerpte einlesen und 
von fast jedem angeben konnen, was Benjamin daran jeweils 



5 Nach Adorno war es Benjamins Absicht, »auf alle offenbare Auslegung zu verzichten und die 
Bedeutungen einzig durch schockhafte Montage des Materials hervortreten zu lassen. [. . .] Zur 
Kronung seines Antisubjektivismus sollte das Hauptwerk nur aus Zitaten bestehen.* (Adorno, 
a.a.O., S. 26) So genuin benjaminisch der Gedanke anmutet, der Herausgeber ist iiberzeugt, dafi 
Benjamin so nicht verfahren wollte. Es existiert keine briefliche AuGerung in diesem Sinn. 
Adorno stiitzte sich auf zwei Notizen des Passagenwerks selbst (vgl. Ni,io und N 1 a, 8), die 
kaum so interpretiert werden diirfen. Die eine dieser beiden Notizen findet sich zudem bereits 
1928 oder 1929 in den »Ersten Notizen* (vgl. O , 36), als Benjamin erklartermafien noch an 
einen Essay dachte, ja diesen mit den »Fruhen Entwiirfen* zu schreiben begonnen hatte: 
keineswegs in der Form einer Zitatmontage. 



1 4 Einleitung des Herausgebers 

fasziniert haben mufi ; welche Funktion ihm fur die Konstruktion 
zugekommen ware; worin es Kristall ist, zu dem das Totalgesche- 
hen zusammenschiefit. Freilich wird der Leser jenes Vermogen, 
»im unendlich Kleinen zu interpolieren«, ausbilden miissen, als das 
in der »Einbahnstrafie« die Phantasie definiert wird (IV, 117); 
begabt mit solcher Phantasie, werden fur ihn die toten Buchstaben, 
die Benjamin aus den staubigen Bestanden der Pariser Nationalbi- 
bliothek zusammentrug, zu leben beginnen, wird vielleicht sogar 
jenes Gebaude, das Benjamin nicht errichtet hat, vor seinem 
spekulativen Auge in wie immer schattenhaften Umrissen sich 
abbilden. - Die Schatten, die einer ubersichtlichen, konsistenten 
Nachzeichnung der Architektur entgegenstehen, ruhren nicht 
zuletzt von philologischen Schwierigkeiten her. Die meist kurzen 
und oft den Gedanken verkurzenden Fragmente lassen nur selten 
erkennen, wie Benjamin sie untereinander zu v.erbinden dachte. 
Haufig notierte er erste Einfalle, zugespitzte Brouillons, von denen 
nicht abzusehen ist, ob sie im Verfolg der Arbeit als verbindlich 
festgehalten worden waren. Unter den theoretischen Aufzeichnun- 
gen fehlen solche nicht, die kontradiktorisch zueinander oder doch 
miteinander unvereinbar sind. Zudem schliefien viele Benjaminsche 
Texte an Zitate an, und nicht in alien Fallen kann die blofte 
Interpretation der zitierten Stelle von Benjamins eigener Position 
gesondert werden. Es mag deshalb nutzlich sein, das Wesentliche 
des mit dem Passagenwerk Beabsichtigten in einer kurzen Skizze zu 
umreiflen, die theoretischen Gelenkstellen des Benjaminschen Vor- 
habens zu bezeichnen und einige seiner zentralen Kategorien der 
Explikation naherzubringen. Der Herausgeber versucht im fol- 
genden, einfach einige der Erfahrungen zu fixieren, die sich ihm bei 
der mehrjahrigen Arbeit an der Ausgabe aufdrangten - in der 
Hoffnung, dem Leser bei der ersten Orientierung in dem Laby- 
rinth, welches die Edition ihm zumuten muE, behilflich zu sein. In 
die Diskussion der theoretischen Fragen einzutreten, die das Passa- 
genwerk in Fiille stellt, ist nicht beabsichtigt. 

Genaugenommen handelt es sich beim Passagenwerk um ein 
Gebaude mit zwei sehr verschiedenen Bauplanen, die jeweils einem 
besonderen Arbeitsstadium angehoren. Wahrend des ersten, etwa 
von Mitte 1927 bis Herbst 1929 zu datierenden Stadiums plante 
Benjamin, einen Essay mit dem Titel »Pariser Passagen. Eine 



Einleitung des Herausgebers 1 5 

dialektische Feerie« zu schreiben 6 . Die friihesten brieflichen Aufte- 
rungen sprechen von dem Projekt als von einer Fortsetzung der 
»Einbahnstrafie« (V, 1083); gedacht war dabei weniger an deren 
aphoristische Formen, als vielmehr an die spezifische Art von 
Konkretion, die in ihnen verfolgt wurde: »die aufierste Konkret- 
heit, wie sie dort hin und wieder fur Kinderspiele, fur ein Gebaude, 
eine Lebenslage in Erscheinung trat«, sollte jetzt »fiir ein 2eitalter« 
gewonnen werden (V, 1091). Benjamins Absicht war von Anfang an 
- und blieb all die Jahre hindurch - eine philosophische: die »Probe 
auf das Exempel«, »wie weit man in geschichtsphilosophischen 
Zusammenhangen >konkret< sein kann« (V, 1086). Als »Kommentar 
zu einer Wirklichkeit« (O , 9), nicht abstrakt konstruierend, suchte 
er die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts darzustellen. Eine 
Art Themenkatalog ist den »Ersten Notizen« zum Passagenwerk zu 
entnehmen, der erkennen lafk, wovon es auf dieser Stufe handeln 
sollte: die Rede ist von Strafien und Warenhausern, von Panora- 
men, Weltausstellungen und Beleuchtungsarten, von Mode, 
Reklame und Prostitution, vom Sammler, vom Flaneur und vom 
Spieler, von der Langeweile. Die Passagen selber sind da nur ein 
Thema neben vielen. Sie gehoren zu jenen stadtebaulichen Erschei- 
nungen, die im friihen neunzehnten Jahrhundert mit dem emphati- 
schen Anspruch des Neuen aufgetreten, inzwischen aber funk- 
tionslos gewordeh waren. In dem immer schnelleren Veralten der 
Neuerungen und Erfindungen, die den Produktivkraften des sich 
entfaltenden Kapitalismus entwachsen waren, erblickte Benjamin 
die Signatur der friihen Moderne insgesamt. Sie wollte er aus den 
Erscheinungen des Unscheinbaren intentione recta -physiognomi- 
sierend - gewinnen: durchs Vorzeigen der Lumpen, als Montage 
aus Abfallen (O , 36). Ahnlich hatte sein Denken bereits in der 
»Einbahnstrafie« ans Konkrete und Besondere sich verloren und 
ihm sein Geheimnis unmittelbar, ohne alle Vermittlung durch 
Theorie, zu entreiften versucht. Solche Hingabe an einzelnes 
Daseiendes ist das Kennzeichnende dieses Denkens iiberhaupt. 
Unbekiimmert um die klappernde Maschinerie der Schulphiloso- 
phie mit ihren trans zendentalen Ge- und Verbotstafeln, beschied es 
sich, unbescheiden genug, bei einer Art >zarter Empirie<; wie die 
Goethesche vermutete sie das Wesen nicht hinter oder iiber den 

6 Vorausgegangen warder-wahrscheinlich nur kurzfristigverfolgte- Plan eines gememsammit 
Franz Hessel zu schreibenden Zeitschriftenamkels iiber Passagen; vgl. dariiber unten, S. 1341. 



1 6 Einleitung des Herausgebers 

Dingen, sondern wufite es in ihnen, - Die Surrealisten hatten als 
erste die spezifische Dingwelt des neunzehnten Jahrhunderts ent- 
deckt und in ihr jene mythologie moderne> der Aragon sein Vorwort 
zum »Paysan de Paris« widmete und in deren kunstlichen Himmel 
Bretons Nadja ragt. In seinem »Surrealismus«-Essay, den er einen 
»lichtundurchlassigen Paravent vor der Passagenarbeit« nannte (V, 
1 090), riihmte Benjamin dem Surrealismus nach : »Er zuerst stiefi auf 
die revolutionaren Energien, die im >Veralteten< erscheinen, in den 
ersten Eisenkonstruktionen, den ersten Fabrikgebauden, den frii- 
hesten Photos, den Gegenstanden, die anfangen auszusterben, den 
Salonflugeln, den Kleidern von vor funf Jahren, den mondanen 
Versammlungslokalen, wenn die vogue beginnt sich von ihnen 
zuruckzuziehen.« (II, 299) Dieser Stoffschicht, dem Bodensatz des 
Jungstvergangenen, gait auch das Passagenwerk; wie Aragon, 
durch die Passage de l'Opera flanierend, von einer vague de rives in 
fremde, nie zuvor erblickte Bereiche des Wirklichen gezogen ward, 
so wollte Benjamin in bislang unbeachtete, verachtete Bezirke der 
Geschichte tauchen und heraufholen, was vor ihm noch keiner 
gesehen hatte. 

Das fast schon entvolkerte aquarium humain, als das Aragon 1927 
die zwei Jahre zuvor dem Zusammenschluft des inneren Boulevard- 
rings geopferte Passage de l'Opera schilderte: eine Ruine von 
gestern, in der die Ratsel des heute sich losen, ist unvergleichlich 
anregend fur das Passagenwerk gewesen (vgl. V, 1 1 17). Wiederholt 
zitierte Benjamin die lueur glauque der Aragonschen Passagen: das 
Licht, in welches die Dinge durch den Traum getaucht were! en, der 
sie fremd zugleich und hautnah erscheinen lafit. Bildete die Kon- 
zeption des Konkreten den einen Pol von Benjamins theoretischer 
Armatur, so die surrealistische Traumtheorie den anderen; in dem 
Kraftfeld zwischen Konkretion und Traum finden die Divagatio- 
nen des ersten Passagenentwurfs 7 statt. In Traumen hatten die 
friihen Surrealisten die empirische Wirklichkeit insgesamt ent- 
machtigt, sie traktierten deren zweckrationale Organisation wie 

7 Hier und im folgenden ist vom ersten und zweiten Entwurf so die Rede, wie Benjamin selber, 
in seinem Brief vom 16. 8. 1935 an Gretel Adorno (vgl. unten, S. 1 138), davon sprach: sozusagen 
nur in Anfiihrungszeichen. Gemeint wird mit Entwurf kein fixierter einzelner Text; mit dem 
zweiten Entwurf insbesondere auch nicht das Expose von 1935. Gedacht wird an die Idee des 
Werkes, wie sie mittels Interpretation aus der Gesamtheit der jeweils wahrend eines der beiden 
Stadien der Arbeit entstandenen Aufzeichnungen zu erschhefien ist. 



Einleitung des Herausgebers 1 7 

blofien Trauminhalt, dessen Sprache nur indirekt sich entziffern 
lafk: indem die Optik des Traums auf die Wachwelt gerichtet 
wurde, sollten die verborgenen, latenten Gedanken, die in ihrem 
Schoft schlummerten, entbunden werden. Ein ahnliches Verfahren 
wollte Benjamin fur die Darstellung der Geschichte fruchtbar 
machen; die Dingwelt des neunzehnten Jahrhunderts behandeln, 
als handle es sich um eine Welt getraumter Dinge. Dem bewufklo- 
sen Tun des traumenden Individuums ist die Geschichte unter 
kapitalistischen Produktionsverhaltnissen jedenfalls darin ver- 
gleichbar, daf? sie zwar von Menschen gemacht, aber ohne BewuEt- 
sein und Plan, gleichwie im Traum, gemacht wird. »Um die 
Passagen aus dem Grunde zu verstehen, versenken wir sie in die 
tiefste Traumschicht« (F°, 34): diese Anwendung des Traummo- 
dells auf das neunzehnte Jahrhundert sollte der Epoche den Cha- 
rakter des Abgeschlossenen und ein fur allemal Vergangenen, des 
buchstablich Geschichte Gewordenen nehmen. Ihre Produktions- 
mittel und Lebensformen erschopften sich nicht in dem, was sie an 
Ort und Stelle, innerhalb der herrschenden Produktionsordnung, 
gewesen waren; in ihnen sah Benjamin zugleich die Bildphantasie 
eines kollektiven Unbewufiten am Werk, das traumend seine 
historischen Grenzen uberschritt und an die Gegenwart bereits 
heranreichte. Indem er den von der Psychoanalyse gelehrten 
»durchaus fluktuierenden Zustand eines zwischen Wachen und 
Schlaf jederzeit vielspaltig zerteilten Bewufitseins« »vom Indivi- 
duum aus aufs Kollektiv« iibertrug (G°, 27), wollte er aufzeigen, 
dafi etwa architektonische Gebilde wie die Passagen zwar der 
industriellen Produktionsordnung sich verdankten und ihr dienten, 
gleichzeitig aber auch ein innerhalb des Kapitalismus Uneingelo- 
stes, Uneinlosbares in sich enthielten: hier die von Benjamin oft 
visierte Glasarchitektur der Zukunft. »Jede Epoche« habe eine 
»Traumen zugewandte Seite, die Kinderseite« (F°, 7): der Blick, 
den Benjamins Betrachtung dieser Seite der Geschichte zuwandte, 
sollte »die ungeheuren Krafte der Geschichte freimachen [...], die 
im >es war einmal< der klassischen historischen Erzahlung einge- 
schlafert werden« (O , 71). 

Fast gleichzeitig mit den ersten Aufzeichnungen zum Passagenwerk 
finden'sich in Benjamins Schriften zahlreiche Protokolle eigener 
Traume, damals begann er auch, mit Drogen zu experimentieren: 
beides Unternehmungen, in denen er die Erstarrungen und Verkru- 



1 8 Einleitung des Herausgebers 

stungen aufzubrechen suchte, zu welchen das Denken wie sein 
Gegenstand, Subjekt und Objekt, unterm Druck der industriellen 
Produktion geronnen sind 8 . Im Traum nicht anders als im narkoti- 
schen Rausch sah er »eine Welt von besondern geheimen Affinita- 
ten« (A , 4) sich offenbaren, in der die Dinge »die widersprechend- 
ste Verbindung« eingehen und >unbestimmte Verwandtschaften< 
zeigen konnten (A°, 5). Traum wie Rausch schienen ihm einen 
Bereich von Erfahrungen aufzuschlieEen, in dem das Ich noch 
mimetisch-leibhaft mit den Dingen kommunizierte. Seit seinen 
philosophischen Anfangen war Benjamin auf der Suche nach einem 
Erfahrungsbegriff, der die von Kant gesetzten Einschrankungen 
sprengen und »die Fiille des Erfahrungsbegriffes der friihern Phi- 
losophen« wiedergewinnen, die Erfahrungen derTheologie restitu- 
ieren sollte 9 . Die Erfahrungen der Surrealisten lehrten ihn freilich, 
dafi es nicht um die Wiederherstellung theologischer Erfahrung 
gehen konnte, sondern um deren Uberfuhrung in Profanitat: 
»Diese Erfahrungen beschranken sich durchaus nicht auf den 
Traum, auf Stunden des Haschischessens oder des Opiumrauchens. 
Es ist ja ein so grofier Irrtum, zu meinen, von >surrealistischen 
Erfahrungen< kennten wir nur die religiosen Ekstasen oder die 
Ekstasen der Drogen. [. . .] Die wahre, schopferische Uberwindung 
religioser Erleuchtung aber liegt nun wahrhaftig nicht bei den 
Rauschgiften. Sie liegt in einer profanen Erleuchtung y einer materia- 
listischen, anthropologischen Inspiration, zu der Haschisch, 
Opium oder was immer sonst die Vorschule abgeben konnen.« (II, 
297) Solche profane Erleuchtung wollte Benjamin in die Geschichte 
tragen, indem er an der Dingwelt des neunzehnten Jahrhunderts als 
TraurWewter sich betatigte. Die darin sich bekundende Erkenntnis- 
intention scheint in den Zusammenhang von Benjamins wenig 
spater formulierter Theorie des mimetischen Vermogens zu geho- 
ren, die im Kern eine Theorie der Erfahrung ist 10 . Erfahrung beruht 

8 vgl. Hermann Schweppenhauser, Die Vorschule der profanen Erleuchtung, in: Benjamin, 
Uber Haschisch. Novellistisches, Berichte, Materialien. Hg. von Tillman Rexroth. 4. Aufl., 
Frankfurt a.M. 198 1, S. 9-30. 

9 vgl. vor allem »Uber das Programm der kommenden Philosophic* (II, 1 57-171); das Zitat 
entstarnmt einem friihen Fragment »Uber die Wahrnehmung«, das in Band VI der »Gesammel- 
ten Schriften* abgedruckt wird. 

10 vgl. »Lehre vom Ahnlichen« und »Ober das mimetische Vermogen* (II, 204-213). - Einer 
der spatesten Texte der »Ersten Notizen« zum Passagenwerk scheint eine Keimzelle der 
Benjaminschen Mimesis-Theorie zu bilden (vgl, Q°, 24). 



Einleitung des Herausgebers 19 

danach auf der Gabe, Ahnlichkeiten zu produzieren und wahrzu- 
nehmen; einer Gabe, die im Verlauf der Gattungsgeschichte star- 
kem Wandel unterlag. Urspriinglich ein sinnlich-qualitatives Ver- 
halten des Menschen zu den Dingen, transformierte es sich phylo- 
genetisch immer mehr zu dem Vermogen, unsinnliche Ahnlichkei- 
ten zu apperzipieren, worin flir Benjamin die Leistungen von 
Sprache und Schrift bestanden. Gegemiber der abstrahierenden 
Erkenntnis wollte die Benjaminsche Erfahrung unmittelbaren Kon- 
takt mit mimetischem Verhalten wahren. Ihm war es um ein 
>gefuhltes Wissen< zu tun, welches »nicht nur Nahrung aus dem, 
was ihm sinnlich vor Augen kommt«, zieht, sondern das »des 
bloften Wissens, ja toter Daten wie eines Erfahrenen und Gelebten 
sich zu bemachtigen« vermag (e°, 1). An die Stelle der Begriffe 
traten Bilder: die Ratsel- und Vexierbilder des Traums, in denen 
sich versteckt halt, was durch die weiten Maschen der Semiotik 
hindurchfallt und doch allein die Anstrengung von Erkenntnis 
lohnt; die Bildersprache des neunzehnten Jahrhunderts, die dessen 
»am tiefsten schlummernde Schicht« (G°, 27) darstellt; eine, die im 
Passagenwerk zum Erwachen kommen sollte. 
Mit dem Motiv des Erwachens wuftte sich Benjamin zugleichauch 
von den Surrealisten geschieden. Diese suchten, die Demarkations- 
linien zwischen Leben und Kunst niederzulegen; das Dichten 
>abzustellen< (II, 621), um Dichtung zu leben oder Leben zu 
dichten. Den friihen Surrealisten verfransten sich Wirklichkeit und 
Traum zu getraumter, entwirklichter Wirklichkeit, aus der kein 
Weg zuriick, zur aktuellen Praxis und ihren Anforderungen fuhrte. 
Gegen Aragon wandte Benjamin ein, dafi er »im Traumbereiche 
beharrt«, daft bei ihm die Mythologie >bleibe< (H°, 17); will sagen: 
die Aragonsche Mythologie bleibe blojle Mythologie, werde von 
der Vernunft nicht wiederum durchdrungen. Die surrealistischen 
Imagerien ebneten die Differenzen ein, die das Jetzt vom Gestern 
scheiden; anstatt das Vergangene in die Gegenwart einzubringen, 
riickten sie »die Dinge wieder fern« und blieben der »romantischen 
Fernsicht in das historische Bereich« (C°, 5) verwandt. Benjamin 
dagegen wollte »die Dinge raumlich heran[rucken]«, »sie in unser 
Leben treten« lassen (1°, 2). Was ihn mit den surrealistischen 
Verfahrungsweisen verband: das Absenken des Gewesenen in 
Traumschichten, bedeutete fur das Passagenwerk nicht Selbst- 
zweck, sondern war methodische Veranstaltung, eine Art Ver- 



20 Einleitung des Herausgebers 

suchsanordnung. Das neunzehnte Jahrhundert ist der Traum, aus 
dem es zu erwachen gilt: ein Alptraum, der solange auf der 
Gegenwart lasten wird, wie sein Bann ungebrochen ist. Die Bilder 
des Traums und das Erwachen daraus verhalten sich Benjamin 
zufolge wie Ausdruck und Deutung, allererst von den gedeuteten 
Bildern versprach er sich die Losung des Banns. Das Benjaminsche 
Erwachen meinte die »echte Ablosung von einer Epoche« (h°, 3), 
im Doppelsinn der Hegelschen Aufhebung: die Uberwindung des 
neunzehnten Jahrhunderts in seiner Aufbewahrung, seiner >Ret- 
tung< fiir die Gegenwart. Benjamin definierte als »die neue, die 
dialektische Methode der Historik: mit der Intensitat eines Trau- 
mes das Gewesene durchzumachen, um die Gegenwart als die 
Wachwelt zu erfahren, auf die der Traum sich bezieht« (F°, 6). Der 
Vorstellung liegt ein mystischer Geschichtsbegriff zugrunde, von 
dem Benjamin bis zu den spaten Thesen »Uber den Begriff der 
Geschichte« nicht gelassen hat. Jede Gegenwart sollte so mit 
bestimmten Momenten der Geschichte synchronistisch sein, wie 
alles einzelne Gewesene jeweils nur in einer bestimmten Epoche 
>lesbar< werde - »der namlich, in der die Menschheit, die Augen sich 
reibend, gerade dieses Traumbild als solches erkennt. In diesem 
Augenblick ist es, dafi der Historiker an ihm die Aufgabe der 
Traumdeutung ubernimmt.« (N 4, 1) Dazu aber hilft kein Fernriik- 
ken des Vergangenen ins Mythologische, sondern, im Gegenteil, 
»Auflosung der >Mythologie< in den Geschkhtsraum« (H°, 17). So 
forderte Benjamin »konkrete, materialistische Besinnung auf das 
Nachste«, ihm war »nur die Darlegung des uns Verwandten, uns 
Bedingenden« wichtig (C°, 5). Der Historiker in diesem Sinn sollte 
nicht langer sich in" die Geschichte versetzen, er sollte das Gewesene 
in sein Leben treten lassen; ein »Pathos der Nahe« (1°, 2) hatte die 
wegfluchtende >Einfuhlung< abzulosen. Die vergangenen Gegen- 
stande und Ereignisse waren dann kein Festes, dem Historiker 
unveranderlich Gegebenes, sondern »die Dialektik durchwiihlt sie, 
revolutioniert sie, sie walzt das oberste zu unterst« (D°, 4): das hatte 
das Erwachen aus dem Traum des neunzehnten Jahrhunderts zu 
vollbringen. Der »Versuch, aus einem Traum zu erwachen«, kann 
Benjamin deshalb »als bestes Beispiel des dialektischen Umschla- 
gens« gelten (D°, 7). 

Schliisselfunktion fiir das, was ihm bei der Arbeit am ersten 
Passagenentwurf vorschwebte, mag dem Satz zukommen: »Der 



Einleitung des Herausgebers 2 1 

Kapitalismus war eine Naturerscheinung, mit der ein neuerTraum- 
schlaf iiber Europa kam und in ihm eine Reaktivierung der mythi- 
schen Krafte.« (K i a, 8) Die Fragestellung: das Interesse an der 
Erkenntnis des Kapitalismus, teilte Benjamin mit dem historischen 
Materialismus, wenn anders er sie nicht sogar von diesem iiber- 
nahm; die Begriffe indessen, derer er zur Bestimmung des Kapita- 
lismus sich bediente: Natur, Traum und Mythos, entstammen der 
Terminologie seines eigenen, urspriinglich metaphysisch-theolo- 
gisch inspirierten Denkens. Um eine Kritik des Mythos als des 
verhangten Heteronomen, das die Menschen wahrend der Vorzeit 
in stummer Unmiindigkeit gebannt hielt und das in aller Geschichte 
seither unter den verschiedensten Formen, als unmittelbare Gewalt 
so gut wie im burgerlichen Recht iiberlebte, waren die geschichts- 
philosophischen Vorstellungen des jungen Benjamin zentriert 
gewesen 11 . Kritik am Mythos blieb auch die Kapitalismuskritik des 
ersten Passagenentwurfs, in dem das neunzehnte Jahrhundert als 
ein Gebiet erscheint, auf dem »bisher nur der Wahnsinn wuchert« : 
»Aber aller Boden muftte einmal von der Vernunft untergemischt, 
vom Gestriipp des Wahns und des Mythos gereinigt werden. Dies 
soil fur den des 19. Jahrhunderts hier geleistet werden. « (G°, 13) 
Die herrschenden Bewufttseinsinhalte und Vorstellungsformen des 
beginnenden Hochkapitalismus: die »Sensation des Neuesten, 
Modernsten« einerseits und andererseits das Bild einer »ewigen 
Wiederkehr alles gleichen« -beides »Traumform des Geschehens«, 
von einem Kollektiv getraumt, das »keine Geschichte« kennt (M°, 
14) -, Benjamins Deutung erkannte in ihnen noch ungeschichtliche, 
dem Mythos immer noch verhaftete Formen, die erst in solcher 
Deutung sich anschickten, den Mythos zu entmachten, aus ihm zu 
erwachen. Unmittelbar theologisch redete er in der Deutung der 
Moderne als der »Zeit der H6lle« : »Es handelt sich [. . .] darum, daft 
das Gesicht der Welt, das iibergrofte Haupt, gerade in dem, was das 
Neueste ist, sich nie verandert, daft dies >Neueste< in alien Stiicken 
immer das namliche bleibt. Das konstituiert die Ewigkeit der Holle 
und die Neuerungslust des Sadisten. Die Totalitat der Ziige zu 
bestimmen, in denen dies >Moderne< sich auspragt, heiftt die Holle 
darstellen.« (G°, 17) Als >Kommentar zu einer Wirklichkeit<, der 



11 vgl. R. Tiedemann, Studien zur Philosophic Walter Benjamins. 2. Aufl,, Frankfurt a.M. 
!973» S. j6f. und 98 f. 



22 Einleitung des Herausgebers 

ins Geschichtliche wie in einen Text sich versenkt und es auslegt, 
sollte Theologie »die Grundwissenschaft« des Passagenwerks abge- 
ben (O , 9), ineins damit aber Politik »den Primat liber die 
Geschichte« erhalten (h°, 2). Auf der Stufe des ersten Passagenent- 
wurfs dachte Benjamin weniger an eine Vermittlung theologischer 
und politischer Kategorien als - sehr ahnlich wie Bloch im »Geist 
der Utopie« und in ausdrucklichem Anschlufi an diesen - an beider 
Identitat. Mehrfach rekurrierte er zur Kennzeichnung des eigenen 
Vorhabens auf Blochische Begriffe, so etwa: »Die Mode steht im 
Dunkel des gelebten Augenblicks, aber im kollektiven.« (O , 11) 
Wie fur Bloch das erlebende Individuum seiner selbst im Augen- 
blick des Erlebens noch nicht inne ist, so waren fur Benjamin die 
geschichtlichen Phanomene dem traumenden Rollektiv selber 
undurchsichtig, unerhellt; wie nach Bloch die individuelle Erfah- 
rung immer diejenige von gerade Vergangenem ist, so sieht Benja- 
mins Deutung der Gegenwart sich verwiesen auf die jiingste 
Vergangenheit: gegenwartiges Handeln war ihm Erwachen aus dem 
Traum der Geschichte, >Explosion< des Gewesenen, revolutionarer 
Umschlag. Er war iiberzeugt, daft »samtliche Sachverhalte, mit 
denen [die Passagen-jArbeit es zu tun« hatte, »im Selbstbewufit- 
werdungsprozefl des Proletariats sich erhellen« wiirden (O , 68); er 
zogerte nicht, jene als ein Stuck Vorbereitung der proletarischen 
Revolution zu verstehen. »Die dialektische Durchdringung und 
Vergegenwartigung vergangner Zusammenhange ist die Probe auf 
die Wahrheit des gegenwartigen Handelns« (O , 5) - nicht dieses 
Handeln selber schon, aber ein Beitrag zu dessen Theorie. Das 
bestimmte die Aufgabe des Historikers als >Rettung< der Vergan- 
genheit oder - wie Benjamin mit einem anderen Begriff Blochs es 
formulierte - als »Erweckung eines noch nicht bewufken Wissens 
vom Gewesenen« (H°, 17); durch die Anwendung der »Lehre vom 
Noch nicht bewufken Wissen« »auf die Kollektive, in ihren Epo- 
chen« (O , 50). In diesem Stadium der Arbeit ward das Passagen- 
werk als mystische Wiederherstellung konzipiert: dialektisches 
Denken, wie Benjamin es begriff, hatte in der Geschichte jeweils 
das zukunftsvolle, >positive< Element vom nickstandigen, >negati- 
ven< zu sondern, um sodann dem »vorab ausgeschiednen, negativen 
Teile von neuem eine Teilung zu applizieren, derart, dafi, mit einer 
Verschiebung des Gesichtswinkels [. . .] auch in ihm von neuem ein 
Positives und ein anderes zu Tage tritt als das vorher bezeichnete. 



Einleitung des Herausgebers 23 

Und so weiter in infinitum, bis die ganze Vergangenheit in einer 
historischen Apokatastasis in die Gegenwart eingebracht ist. « (N 1 a, 
3) So sollte im Passagenwerk das neunzehnte Jahrhundert in die 
Gegenwart eingebracht werden, um keinen geringeren Preis war 
revolutionares Handeln fur Benjamin erlaubt. Revolution war ihm 
zuhochst Erlosung der Vergangenheit, welche »die Unzerstorbar- 
keit des hochsten Lebens in alien Dingen« (O , 1) zu erweisen hatte. 
- Ende der zwanziger Jahre konvergierten in Benjamins Denken 
Theologie und Kommunismus. Die metaphysisch-geschichtsphilo- 
sophischen und theologischen Quellen, aus denen sein esoterisches 
Friihwerk sowohl wie die groflen asthetischen Schriften bis zum 
»Ursprung des deutschen Trauerspiels« sich genahrt hatten, waren 
unverschiittet und sollten auch das Passagenwerk speisen. 

Dies alles sollte das Passagenwerk werden, und nichts von dem alien 
ist es geworden - so ist man versucht, einen Satz Benjamins 
abzuwandeln. Die Unterbrechung der Arbeit im Herbst 1929 hatte 
unterschiedliche Griinde. Benjamin selbst hat retrospektiv vorab 
Fragen der Darstellung verantwortlich gemacht: deren »rhapsodi- 
scher Charakter«, wie er sich bereits im Untertitel des ersten 
Entwurfs - »Eine dialektische Feerie« - ankiindigte (V, 11 17); die 
»unerlaubt >dichterische<« Gestaltung (V, 1138), auf welche Benja- 
min sich damals verwiesen meinte, waren wohl unvereinbar mit 
einer Arbeit, die »die entscheidenden geschichtlichen Interessen 
unserer Generation zum Gegenstand« (V, 11 37) haben sollte. Diese 
Interessen glaubte Benjamin allein bexm historischen Materialismus 
gewahrt; die Aporien, vor denen er sich bei der Niederschrift des 
Passagenwerks fand, kulminierten denn auch fraglos in dessen 
Stellung zur marxistischen Theorie. Hatte Benjamin sich zunachst 
zur Politik der kommunistischen Parteien bekannt, so mufke er sich 
mittlerweile von der Notwendigkeit uberzeugen, vom politischen 
Bekenntnis zur theoretischen Aufarbeitung des Marxismus fortzu- 
schreiten, die er zumindest solange als Aneignung sich vorstellte, 
wie sie nicht wenigstens begonnen war. Das Passagenwerk gait es, 
»gegen alle Einreden« zu sichern, »welche die Metaphysik provo- 
ziert«; »die ganze, urspriinglich metaphysisch bewegte Gedanken- 
masse« mufke einem >Umschmelzungsprozefi< unterworfen wer- 
den, der den Autor instand setzte, »mit Gelassenheit dem entgegen- 
[zujsehen, was etwa von Seiten des orthodoxen Marxismus gegen 



24 Einleitung des Herausgebers 

die Methode der Arbeit mobil gemacht werden mag« (V, 1 1 1 8). Das 
Ende seines »unbekummert archaischen, naturbefangenen Philoso- 
phierens«, das der »romantischen Form« und »rhapsodischen 
Naivitat« des ersten Entwurfs zugrunde lag, hat Benjamin auf von 
ihm selber als »historisch« charakterisierte Gesprache mit Horkhei- 
mer und Adorno zuruckgefuhrt (V, 1 1 17), die im September oder 
Oktober 1929 in Frankfurt und Konigstein stattfanden. Wahr- 
scheinlich insistierten beide in der Diskussion der damals vorliegen- 
den Texte - das waren in erster Linie die vom Herausgeber als 
»Fruhe Entwiirfe« betitelten - darauf, dafi man vom neunzehnten 
Jahrhundert nicht ernsthaft handeln konne, ohne die Marxsche 
Kapitalanalyse zu beriicksichtigen, und es ist durchaus moglich, 
daft Benjamin, der zu diesem Zeitpunkt von Marx noch kaum etwas 
gelesen hatte, von einem soichen Hinweis sich beeindrucken liefi 12 . 
Jedenfalls findet sich in seinem Brief vom 20. 1. 1930 an Scholem 
eine Bemerkung, derzufolge ein Abschlufi der Arbeit erforderte, 
zuvor bestimmte Aspekte sowohl der Hegelschen Philosophic wie 
des »Kapitals« zu studieren (V, 1094). Dieses Studium war keines- 
wegs schon absolviert, als Benjamin sich vier Jahre spater, Anfang 
1934, erneut dem Passagenprojekt zuwandte. Das »neue Gesicht« 
(V, 1 103), welches die Arbeit wohl nicht zuletzt aufgrund der 
politischen Erfahrungen des Exils hervorkehrte, bekundete sich in 
einem nachdriickhchen Rekurs auf die Sozialgeschichte, deren der 
erste Entwurf zwar nicht vollig entbehrt hatte, die in diesem jedoch 
von der surrealistischen Intention iiberlagert war. Von den alten 

12 In den »Ersten Notizen«, in denen okonomische Kategorien nur desultorisch und meist in 
metaphorischem Gebrauch begegnen, finden sich kommentarlose Verweise auf zwei Stellen im 
ersten und dritten Band des »Kapitals«, und zwar wird auf die »Originalausgabe« verwiesen (vgl. 
Q°, 4). Das konnte besonders im Fall des ersten Bandes aufschlufireich sein, dessen erste Auflage 
von 1867- sie ist mit »Originalausgabe« gemeint - auflerst selten ist und nach der fast nie zitiert 
wird. Zu vermuten steht, daft Horkheimer oder Adorno bei den >historischen Gesprachen< im 
Herbst 1929 Benjamin jene Seitennachweise gaben; in der Bibliothek des Instituts fiir Sozialfor- 
schung befand sich damals ein Exemplar der Erstausgabe, und Horkheimer jedenfalls pflegte 
gem nach entlegenen Ausgaben zu zitieren. Gesttitzt wird die Vermutung, wenn man die 
entsprechende Stelle in der Erstauflage des »Kapitals« nachschlagt: es handelt sich um die 
entscheidenden Formulierungen iiber den Fetischcharakter der Ware - also um jenen Begriff, 
dessen >Entfaltung< >im Mittelpunkt< des zweiten Passagenentwurfs stehen sollte (vgl. unten, 
S. 25). Da das Manuskript der »Ersten Notizen* bald nach der fraglichen Eintragung abgebro- 
chen worden ist, konnte dieser Abbruch sehr wohl im Zusammenhang mit den Schwierigkeiten 
gestanden haben, vor die Benjamin sich durch den Hinwets auf die Notwendigkeit der 
»KapitaI«-Lektiire gestellt sah. 



Einleitung des Herausgebers 2 $ 

Motiven wurde keines aufgegeben, aber das Gebaude erhielt ein 
tragfahigeres Fundament. Hinzu kamen Themen wie: Haussman- 
nisierung, Barrikadenkampfe, Eisenbahnen, Konspirationen, com- 
pagnonnage, soziale Bewegung, die Borse, Wirtschaftsgeschichte, 
die Kommune, Sektengeschichte, Ecole poly technique; weiter 
wurden jetzt Exzerptensammlungen zu Marx, Fourier und Saint- 
Simon angelegt. Diese Erweiterung der Thematik bedeutete aller- 
dmgs kaum, daft Benjamin jedem der neuen Themen ein eigenes 
Kapitel des Buches - ein Buchplan war an die Stelle des Essayplans 
getreten - vorbehielt. Dessen Gegenstand wurde jetzt als »Schicksal 
der Kunst im neunzehnten Jahrhundert« (V, 1151) bestimmt und 
schien damit enger gefaftt als in dem fruheren Entwurf, doch will 
das nicht allzu wortlich genommen werden: das Expose von 1935, 
in dem das im zweiten Stadium der Arbeit Beabsichtigte deutlicher 
als irgendwo sonst skizziert ist, fuhrt immerhin all jene Themen 
noch auf, von denen das Passagenwerk von Anfang an handeln 
sollte: Passagen, Panoramen und Weltausstellungen, das Interieur 
und die Pariser Strafien. Der Titel dieses Exposes, »Paris, die 
Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts«, blieb fortan verbindlich und 
wurde 1939 auch fur ein weiteres, franzosisch geschriebenes Expose 
ubernommen. Er enthalt einen entschiedenen Hinweis auf »die 
neuen und eingreifenden soziologischen Perspektiven« des zweiten 
Entwurfs, von denen Benjamin schrieb, daft sie »den gesicherten 
Rahmen der interpretativen Verspannungen hergeben« wurden (V, 
1 1 18). Die Interpretation aber sollte jetzt die Gegenstande des 
Buches - den kulturellen Uberbau des neunzehnten Jahrhunderts in 
Frankreich - auf den von Marx so genannten Fetischcharakter der 
Ware zuruckfuhren: 1935 hieft es, »die Entfaltung« dieses Begriffs 
werde »im Mittelpunkt« des geplanten Buches stehen (V, 1 1 1 2), und 
1938, »die grundlegenden Kategorien« des Passagenwerks wurden 
»in der Bestimmung des Fetischcharakters der Ware ubereinkom- 
men« (V, n 66). Im ersten Entwurf begegnet der Begriff nur ganz 
isoliert, an einer einzigen Stelle (O , 38); unverkennbar konnte 
damals noch keine Rede davon sein, daft der Warenfetischismus 
bestimmt war, das zentrale Interpretationsschema des gesamten 
Passagenwerks abzugeben. Als Benjamin im Mai 1935 das altere 
Expose schrieb, diirften ihm die einschlagigen Ausfiihrungen bei 
Marx selber noch gar nicht vertraut gewesen sein; anscheinend 
begann er erst Anfang Juni 1935, nach Abschluft des Exposes, im 



i6 Einleitung des Herausgebers 

ersten Band des »Kapitals« sich >umzusehen< (V, 1 122). Bekannt war 
ihm die Theorie des Warenfetischismus wohl in erster Linie in ihrer 
Lukacs'schen Version; gleich vielen linken Intellektuellen seiner 
Generation verdankte Benjamin sein marxistisches Riistzeug weit- 
gehend dem Verdinglichungskapitel aus »Geschichte und Klassen- 
bewufksein«. 

Wie Lukacs den okonomischen Tatbestand des Warenfetischismus 
ins Philosophische zuriickiibersetzte und die Kategorie der Ver- 
dinglichung auf die Antinomien des burgerlichen Denkens 
anwandte, so wollte Benjamin mit der Kultur im Zeitalter des 
Hochkapitalismus verfahren. Das von Marx in den Wertabstraktio- 
nen der kapitalistischen Produktion aufgewiesene ideologische 
Bewufksein, dem die gesellschaftlichen Charaktere der Arbeit als 
gegenstandliche, dinghafte Charaktere der Arbeitsprodukte 
zunickgespiegelt werden, erkannte Benjamin in der gleichzeitig 
herrschenden »verdinglichten Vorstellung von Kultur« wieder, von 
der unterschlagen wird, dafi »die Schopfungen des menschlichen 
Geistes« »nicht ihr Entstehen allein sondern auch ihre Uberliefe- 
rung einer dauernden gesellschaftlichen Arbeit verdanken« (V, 
1255). Das Schicksal der Kultur im neunzehnten Jahrhundert war 
nichts anderes als eben ihr Warencharakter, der Benjamin zufolge in 
den >Kulturgutern< als Pbantasmagorie sich darstellte. Phantasma- 
goric: Trugbild, Blendwerk, ist bereits die Ware selbst, in der der 
Tauschwert oder die Wertform den Gebrauchswert verdeckt; 
Phantasmagoric ist der kapitalistische Produktionsprozeft insge- 
samt, der sich den Menschen, die ihn vollziehen, als Naturmacht 
gegeniiberstellt. Was nach Benjamin die kulturellen Phantasmago- 
rien ausdriicken: »die Zweideutigkeit, die den gesellschaftlichen 
Verhaltnissen und Erzeugnissen dieser Epoche eignet« (V r 55), das 
bestimme auch bei Marx »die okonomische Welt des Kapitalis- 
mus«: eine Zweideutigkeit, welche »sehr deutlich z.B. an den 
Maschinen sichtbar [werde], die die Ausbeutung verscharfen statt 
das menschliche Los zu erleichtern« (K 3, 5). Der von Benjamin 
immer wieder gebrauchte Begriff der Phantasmagoric scheint nur 
ein anderes Wort fur das zu sein, was Marx den Fetischcharakter der 
Ware nannte; ein Wort uberdies, das sich bei Marx selbst bereits 
findet: im Fetischismuskapitel des »Kapitals« heifk es an einer 
beriihmten Stelle von dem »bestimmten gesellschaftlichen Verhalt- 
nis«, welches die Arbeit unter kapitalistischen Produktionsbedin- 



Einleitung des Herausgebers 27 

gungen pragt, dafi es fur die Menschen »die phantasmagorische 
Form eines Verhaltnisses von Dingen« annehme 13 . Der Sachver- 
halt, der Marx vor Augen stand, ist das >notwendig falsche< 
Bewufitsein der biirgerlichen Okonomie, das deshalb nicht weniger 
falsch ist, weil es dies notwendig ist. Was Benjamin an der Kultur 
interessierte, war jedoch nicht so sehr der ideologische Gehalt, den 
Ideologiekritik in ihrer Tiefe aufdeckt, als ihre Oberflache oder 
Aufienseite, die Trug und Versprechen ineins enthalten. Die »vor 
allem durch die Warenproduktion bedingten Schopfungen und 
Lebensformen, welche dem vorigen Jahrhundert zu danken sind«, 
werden »in unmittelbarer Prasenz sinnlich >verklart<« (V, 1256): um 
diese unmittelbare Prasenz ging es ihm, das Geheimnis, dem er im 
Passagenwerk nachspiirte, war ein erscheinendes Geheimnis. Phan- 
tasmagorisch ist »der Glanz, mit dem die warenproduzierende 
Gesellschaft sich [. . .] umgibt« (V, 1256) - ein Glanz, der mit dem 
>schonen Schein< der idealistischen Asthetik kaum weniger zusam- 
menzuhangen scheint als mit dem Fetischcharakter der Ware. 
Phantasmagorien sind die »Zauberbilder des Jahrhunderts« (I, 
1 1 53), sie sind »Wunschbilder« seines Kollektivs, mit denen es »die 
Unfertigkeit des gesellschaftlichen Produkts sowie die Mangel der 
gesellschaftlichen Produktionsordnung sowohl aufzuheben wie zu 
verklaren« (V, 46L) suchte. Zuvorderst scheint die Funktion der 
Phantasmagoric eine verklarende zu sein: so verklaren die Weltaus- 
stellungen den Tauschwert der Waren, indem sie die Abstraktheit 
ihrer Wertbestimmungen iiberblenden; so verklart der Sammler die 
Dinge, indem er den Warencharakter von ihnen abstreift; und so 
werden in den Passagen Eisenkonstruktion und Glasarchitektur 
verklart, weil »das Jahrhundert den neuen technischen Moglichkei- 
ten nicht mit einer neuen gesellschaftlichen Ordnung zu entspre- 
chen« vermochte (V, 1257). Als Ende 1937 Blanquis »L'Eternitepar 
les Astres« - eine spate, im Gefangnis geschriebene kosmologische 
Phantasmagoric des grofien Revolutionars- Benjamin in die Hande 
fiel, begegnete er seinen eigenen Spekulationen iiber das neun- 
zehnte Jahrhundert als Holle wieder. Das Scheinhafte alles Neuen, 
mit dem dies Jahrhundert als Moderne par excellence aufwartete, 
vollendete sich in seiner hochsten Idee, der des Fortschritts, die er 



13 Karl Marx, Das Kapital I, in: Karl Marx/Fried rich Engels, Werke. BcL 23. 3. Aufl., Berlin 
1969, S. 86. 



28 Einleitung des Herausgebers 

von Blanqui als »Phantasmagorie der Geschichte selbst« denunziert 
fand: »als ein unvordenklich Altestes, das im Gewand des Neuesten 
einherstolziert«, als ewige Wiederkunft des Gleichen, in der »die 
Menschheit als eine Verdammte« (V, 1256) figuriert. Von Blanqui 
war zu lernen, daft in der Phantasmagoric zugleich »die bitterste 
Kritik« , »die f urchtbarste Anklage gegen die Gesellschaf t« (V, 1 2 5 6 f .) 
beschlossen lag. Das Verklarende der Phantasmagoric schlagt urn in 
Aufklarung, in die Einsicht, »dafi die Menschheit solange der 
mythischen Angst ausgeliefert sein wird, wie die Phantasmagoric in 
ihr eine Stelle hat« (V, 1256). Dialektisch transzendiert das Jahrhun- 
dert in den Phantasmagorien seiner Kultur immer auch die >alte 
gesellschaftliche Ordnung<. Als »Wunschsymbole« sind die Passa- 
gen und Interieurs, die Ausstellungshallen und Panoramen »Ruck- 
stande einer Traumwelt« ; Blochisches Traumen nach vorwarts als 
Antizipation der Zukunft: »Jede Epoche traumt ja nicht nur die 
nachste sondern traumend drangt sie auf das Erwachen hin. Sie tragt 
ihr Ende in sich.« Indem es dieses Ende der zerfallenden biirgerli- 
chen Kultur zu bestimmen, es auch zu befordern sucht, wurde das 
dialektische Denken fur Benjamin zum »Organ des geschichtlichen 
Aufwachens« (V, 59). 

»Die Eigenschaft, die der Ware als ihr Fetischcharakter zukommt, 
haftet der warenproduzierenden Gesellschaft selber an, nicht zwar 
so wie sie an sich ist, wohl aber so wie sie sich stets dann vorstellt 
und zu verstehen glaubt, wenn sie von der Tatsache, dafi sie eben 
Waren produziert, abstrahiert.« (X 13 a) Marx' Meinung war das 
schwerlich. Ihm zufolge besteht der Fetischcharakter der Ware 
umgekehrt darin, daft den Menschen die Charaktere ihrer Arbeit als 
das erscheinen, was sie sind: »als sachliche Verhaltnisse der Perso- 
nen und gesellschaftliche Verhaltnisse der Sachen« 14 ; das quid pro 
quo des Warenfetischismus erweist sich der Kapitalanalyse als ein 
objektives, nicht als Phantasmagoric Marx hatte den Gedanken 
abweisen miissen, die warenproduzierende Gesellschaft konne von 
der Tatsache, daft sie Waren produziert, auf andere Weise abstra- 
hieren, als indem sie, im Ubergang zu einer hoheren Gesellschafts- 
formation, konkret aufhorte, Waren zu produzieren. Es ist nicht 
schwierig, fiihrt aber nicht sehr weit, Benjamin seine Mifiverstand- 
nisse der Marxschen Theorie nachzuweisen. - An marxistischer 

14 ebd., S. 87. 



Einleitung des Herausgebers 29 

Kunsttheorie, die er »bald bramarbasierend und bald scholastisch« 
befand (N 4 a, 2), zeigte Benjamin sich wenig interessiert; drei 
kurze Satze von Proust waren ihm wertvoller als das meiste, was auf 
dem Gebiet materialistischer Analyse existierte (K 3, 4). Die 
Mehrzahl der marxistischen Kunsttheoretiker erklart die Kultur als 
blofie Widerspiegelung der okonomischen Entwicklung: dem ver- 
weigerte sich Benjamin. Die Lehre von der asthetischen Widerspie- 
gelung erschien ihm bereits durch Marxens Bemerkung, »dafi die 
Ideologien des Uberbaus die Verhaltnisse falsch und verzerrt 
abspiegeln«, iiberholt (K 2, 5). Er schlofi daran die Frage an: »Wenn 
der Unterbau gewissermafien im Denk- und Erfahrungsmaterial 
den Uberbau bestimmt, diese Bestimmung aber nicht die des 
einfachen Abspiegelns ist, wie ist sie dann [. . .] zu charakterisieren? 
Als deren Ausdruck. Der Uberbau ist der Ausdruck des Unterbaus. 
Die okonomischen Bedingungen, unter denen die Gesellschaft 
existiert, kommen im Uberbau zum Ausdruck; genau wie beim 
Schlafer ein iibervoller Magen im Trauminhalt, obwohl er ihn 
kausal >bedingen< mag, nicht seine Abspiegelung sondern seinen 
Ausdruck findet.« (K 2, 5) Benjamin verfuhr im Passagenwerk 
nicht ideologiekritisch 15 , er hing der Idee einer materialistischen 
Physiognomik nach, die er wohl als Erganzung oder Erweiterung 
der marxistischen Theorie sich vorstellte. Physiognomik schliefk 
vom Aufieren aufs Innere, sie entziffert das Ganze aus dem Detail, 
stellt im Besonderen das Allgemeine dar. Nominalistisch geht sie 
vom leibhaften Diesda aus, induktiv setzt sie in der Sphare des 
Anschaulichen ein. Das Passagenwerk hat »es im Grunde mit dem 
Ausdruckscharakter der fruhesten Industrieerzeugnisse, der friihe- 
sten Industriebauten, der fruhesten Maschinen aber auch der 
fruhesten Warenhauser, Reklamen etc. zu tun« (N 1 a, 7); in diesen 
Ausdruckscharakteren hoffte Benjamin zu finden, was sich dem 
unmittelbaren Zugriff entzog, die Signatur des neunzehnten Jahr- 
hunderts. Ihm kam es »auf den Ausdruckszusammenhang an«: 
»Nicht die wirtschaftliche Entstehung der Kultur sondern der 
Ausdruck der Wirtschaft in der Kultur ist darzustellen.« (N 1 a, 6) 
Dokumentiert Benjamins Weg vom ersten zum zweiten Passagen- 
entwurf die Anstrengung, seine Arbeit gegeniiber den Anforderun- 

15 vgl. Jiirgen Habermas, Walter Benjamin. Bewufitmachende oder rettende Kritik, in: 
Philosophisch-politische Profile. 3, AufL, Frankfurt a.M. 198 1, S. 336-376. 



3 o Einleitung des Herausgebers 

gen des historischen Materialismus zu behaupten, so iiberlebten 
gerade in der physiognomischen Konzeption der Spatzeit ungebro- 
chen Motive, die in Metaphysik und Theologie beheimatet waren. 
Den Ausdruck der Wirtschaft in der Kultur darstellen, das war der 
Versuch, »einen wirtschaftlichen Prozefi als anschauliches Urpha- 
nomen zu erfassen, aus welchem alle Lebenserscheinungen der 
Passagen (und insoweit des 19. Jahrhunderts) hervorgehen« (N 1 a, 
6). Bereits fur den »Ursprung des deutschen Trauerspiels« hatte 
Benjamin zur Explikation seines Wahrheitsbegriffs das Goethesche 
Urphanomen herangezogen 16 : der Begriff des Ursprungs im Trau- 
erspielbuch sollte »eine strenge und zwingende Ubertragung dieses 
goetheschen Grundbegriffs aus dem Bereich der Natur in den der 
Geschichte« sein: »Nun habe ich es in der Passagenarbeit auch mit 
einer Ursprungsergriindung zu tun. Ich verfolge namlich den 
Ursprung der Gestaltungen und Veranderungen der pariser Passa- 
gen von ihrem Aufgang bis zu ihrem Untergang und erfasse ihn in 
den wirtschaftlichen Fakten. Diese Fakten, angesehen unter dem 
Gesichtspunkt der Kausalitat, also als Ursachen, waren aber keine 
Urphanomene; das werden sie erst, indem sie in ihrer selbsteignen 
Entwicklung - Auswicklung ware besser gesagt - die Reihe der 
konkreten historischen Formen der Passagen aus sich hervorgehen 
lassen, wie das Blatt den ganzen Reichtum der empirischen Pflan- 
zenwelt aus sich herausfaltet.« (N 2 a, 4) Da kehren die metaphysi- 
schen Spitzfindigkeiten und theologischen Mucken in der Erkennt- 
nistheorie wieder, die doch abgetan schienen, nachdem sie an der 
Okonomie ihre ironische Demaskierung erfahren hatten. Urpha- 
nomene, die als Ausdruck wirtschaftlicher Fakten sich darstellen: 
wodurch waren sie unterschieden von den im Mittel der Empirie 
sich darstellenden Ideen des Trauerspielbuches? Es ist Benjamins 
friihe Vorstellung einer monadologischen Wahrheit, die auch das 
Passagenwerk in alien Stadien beherrschte und noch in den Thesen 
»Uber den Begriff der Geschichte« gultig blieb. Wenn im Trauer- 
spielbuch die Idee als Monade »das Bild der Welt« in sich birgt (I, 
228), dann enthalt im Passagenwerk der Ausdruck als Urphanomen 
in sich das der Geschichte. An den konkreten historischen Formen, 
in denen die Okonomie ihren kulturellen Ausdruck findet, sollte 
das Wesen der kapitalistischen Produktion sich greifen lassen. 

16 vgl. R. Tiedemann, a.a.O., S. 79-89. 



Einleitung des Herausgebers 3 1 

Blofier B egrif f lichkeit, deren Abstraktionen nicht zulangten, dieses 
Unwesen zu entzaubern, war ein mimetisch-anschauliches Korrek- 
tiv zugedacht, welches die Bilder sollte entziffern konnen, in denen 
das Allgemeine chiffriert war. Physiognomischem Denken fiel es 
zu, »die Monumente der Bourgeoisie als Ruinen zu erkennen noch 
ehe sie zerfallen sind« (V, 59). - Die Prolegomena zu einer 
materialistischen Physiognomik, die dem Passagenwerk zu entneh- 
men sind, zahlen zu den bedeutendsten Konzeptionen Benjamins. 
In ihnen kiindigt programmatisch jene asthetische Theorie sich an, 
die der Marxismus bis heute schuldig blieb. Ob die Ausfiihrung 
dem hatte geniigen konnen, was das Programm verspricht; ob 
Physiognomik ihrer materialistischen Aufgabe gewachsen gewesen 
ware, hatte nur die Ausfiihrung des Passagenwerks selbst erweisen 
konnen. 

Veranderte Begriffe von Geschichte und Geschichtsschreibung sind 
die Klammer zwischen den beiden Entwiirfen des Passagenwerks. 
Ihre polemische Spitze ist gegen die im neunzehnten Jahrhundert 
herrschende Vorstellung von Fortschritt gerichtet. Mit der einen 
Ausnahme Schopenhauers, bei dem nicht zufallig die objektive 
Welt bereits den Namen der Phantasmagoric fiihrt, haften die 
idealistischen Philosophien den Fortschritt »zur Signatur des 
Geschichtsverlaufes im ganzen« (N 13, 1) gemacht und dadurch 
seiner aufklarerisch-kritischen Funktion ihn beraubt. Selbst das 
Marxische Vertrauen in die Entfaltung der Produktivkrafte 
hypostasierte den Fortschrittsbegriff und muftte Benjamin ange- 
sichts der Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts als unhaltbar 
erscheinen. Entsprechend hatte die politische Praxis der Arbeiter- 
bewegung vergessen, daft ein Fortschritt von Fertigkeiten und 
Kenntnissen noch keiner der Menschheit selber war; daft den 
Fortschritten in der Naturbeherrschung Ruckschritte der Gesell- 
schaft entsprachen (I, 700 f.). Benjamin forderte bereits im ersten 
Passagenentwurf eine die »Ideologie des Fortschritts« »an alien 
Teilen iiberwindende Geschichtsphilosophie« (O , 5), die er dann 
in den geschichtsphilosophischen Thesen ausfuhrte, deren Bild der 
Geschichte starker an Klages' morderisches Gaukelspiel zwischen 
Urbildern und Phantomen gemahnt als an die Dialektik von 
Produktivkraften und Produktionsverhaltnissen. Es ist jener Engel 
der Geschichte, der in einer der Thesen als Allegorie des - im 



3 2 Einleitung des Herausgebers 

Benjaminschen Sinn - historischen Materialisten auftritt 17 und vor 
dessen gelahmtem Blick alle bisherige Geschichte als Katastrophe 
daliegt, »die unablassig Triimmer auf Trummer hauft und sie ihm 
vor die Fiifie schleudert« (I, 697); von dem alle Kategorien, mit 
denen bislang Geschichte dargestellt wurde, aufter Kraft gesetzt 
werden: »alles >Allgemach< des Werdens« sieht dieser Materialist 
widerlegt, die »Entwicklung« erweist sich ihm als »scheinbare« (F°, 
6; K i, 3), vor allem aber verzichtet er auf die »Herstellung einer 
Kontinuitat« (N 9 a, 5) der Geschichte, die einzig als eine des 
Schreckens Evidenz besafie, wahrend es ihm um Rettung und 
Erlosung zu tun ist. Der geschichtlichen Anschauung sollte im 
Passagenwerk nicht weniger als eine »kopernikanische Wendung« 
(F°, 7; K 1, 1-3) gegeben werden, nach der, analog zu Kants 
erkenntniskritischer Begriindung von Objektivitat in der Tiefe des 
Subjekts, vergangene Geschichte als in der Aktualitat fundiert sich 
zeigte. Eine Wendung erfuhr zunachst das Verhaltnis, unter dem in 
der historischen Erkenntnis Subjekt und Objekt, Gegenwart und 
Vergangenheit zusammenfinden: »Man hielt fiir den fixen Punkt. 
das >Gewesene< und sah die Gegenwart bemiiht, an dieses Feste die 
Erkenntnis tastend heranzufiihren. Nun soil sich dieses Verhaltnis 
umkehren und das Gewesene zum dialektischen Umschlag, zum 
Einfall des erwachten Bewufkseins werden. Die Politik erhalt den 
Primat iiber die Geschichte. Die Fakten werden etwas, was uns 
soeben erst zustiefi, sie festzustellen ist die Sache der Erinnerung.« 
(K i, 2) Der historische Blkkstrahl fallt nicht langer aus der 
Gegenwart zuriick in die Geschichte, sondern aus dieser voraus in 
jene. Benjamin suchte »aus dem Leben und aus den scheinbar 
sekundaren, verlorenen Formen« des neunzehnten Jahrhunderts 
»heutiges Leben, heutige Formen« abzulesen (N 1, 11). Das 
aktuelle Interesse fiir einen geschichtlichen Gegenstand fiihlt »sel- 
ber sich praformiert in jenem Gegenstande, vor allem aber« fiihlt 
»es jenen Gegenstand in sich selber konkretisiert, aus seinem Sein 
von damals in die hohere Konkretion des Jetztseins (Wachseins!) 
aufgeriickt« (K 2, 3). Der Gegenstand der Geschichte verandert sich 
weiter, wird zu einem im emphatischen Sinn geschichtlichen iiber- 
haupt erst, wenn er einer spateren Zeit aktuell wird. Die kontinu- 

17 vgl. R. Tiedemann, Historischer Materialismus oder politischer Messianismus? Politische 
Gehahe in der Geschichtsphilosophie Walter Benjamins, in: Materialien zu Benjamins Thesen 
»tJber den Begriff der Geschichte*. Hg. von Peter Bulthaup. Frankfurt a.M. 1975, S. 86. 



Einleitung des Herausgebers 3 3 

ierlichen Beziehungen in der Zeit, von denen Geschichte handelt, 
wurden bei Benjamin abgelost durch Konstellationen, in denen ein 
Gewesenes mit der Gegenwart derart zusammenfallt, dafi jenes 
zum »Jetzt« seiner »Erkennbarkeit« gelangt. Das »Jetzt der 
Erkennbarkeit«, von dem Benjamin gelegentlich als von >seiner< 
Erkenntnistheorie sprach (V, 1148), wurde aus einer doppelten 
Frontstellung gegen den Idealismus wie gegen einen positivisti- 
schen Historismus entwickelt. Wahrend der letztere den 
Geschichtsschreiber gleichsam in die Vergangenheit zuriickver- 
setze, um alles Gewesene, das als blofie »Masse der Fakten« »die 
homogene und leere Zeit« ausfiille (I, 702), allein aus sich heraus, 
>einfuhlend< zu verstehen, usurpierten die idealistischen 
Geschichtskonstruktionen umgekehrt die Perspektive der Zukunft 
und unterstellten in der Geschichte den Naturplan eines sowohl 
selbsttatig sich vollziehenden wie prinzipiell unabschlieftbaren 
Progresses. Von beiden wird »die Geschichte in allem was sie 
Unzeitiges, Leidvolles, Verfehltes von Beginn an hat« (I, 343), dem 
Vergessen iiberantwortet. Gerade dieses jedoch: das in der 
Geschichte Angelegte, aber von ihr nicht Eingeloste, ware Gegen- 
stand jener materialistischen Geschichtsschreibung, wie Benjamin 
sie im Passagenwerk iiben wollte. Dafi jedes Gewesene erst in einer 
bestimmten Zeit erkennbar wird, ist nicht der Willkur des Histori- 
kers anheimgegeben, sondern stellt eine objektive geschichtliche 
Konstellation dar. »Die Geschichte ist Gegenstand einer Konstruk- 
tion, deren Ort nicht die homogene und leere Zeit sondern die von 
Jetztzeit erfullte bildet. So war fur Robespierre das antike Rom eine 
mit Jetztzeit geladene Vergangenheit, die er aus dem Kontinuum 
der Geschichte heraussprengte. Die franzosische Revolution ver- 
stand sich als ein wiedergekehrtes Rom. Sie zitierte das alte Rom.« 
(I, 701) Nicht anders wollte Benjamin im Passagenwerk verfahren: 
die Gegenwart hatte den Text des Buches abgegeben, die 
Geschichte die Zitate in diesem Text; »Geschichte schreiben heifk 
[. . .] Geschichte zitieren« (N 11, 3). 

Kopernikanische Wendung der geschichtlichen Anschauung - das 
hieft des weiteren und vor allem, dafi der traditionelle Wahrheitsbe- 
griff vom Kopf auf die Fiifte zu stellen war: »Entschiedne Abkehr 
vom Begriffe der >zeitlosen Wahrheit< ist am Platz. Doch Wahrheit 
ist nicht - wie der Marxismus es behauptet - nur eine zeitliche 
Funktion des Erkennens sondern an einen Zeitkem, welcher im 



34 Einleitung des Herausgebers 

Erkannten und Erkennenden zugleich steckt, gebunden. Das ist so 
wahr, dafi das Ewige jedenfalls eher eine Riische am Kleid ist als eine 
Idee.« (N 3, 2) Nicht als eigentlich geschehender, in der realen 
Zeitdimension sich erstreckender lafit an der Geschichte ihr Zeit- 
kern sich fassen, sondern wo Entwicklung einen Augenblick lang 
einsteht, die duvauMg des Geschehens zur atdaig gerinnt und Zeit 
zum Differential sich verdichtet; wo jeweils ein Jetzt sich als das 
»Jetzt einer bestimmten Erkennbarkeit« ausweist: »In ihm ist die 
Wahrheit mit Zeit bis zum Zerspringen geladen.« (N 3, 1) So hatte 
das Jetzt als »innerstes Bild« (O , 81) der Passagen selber, der 
Mode, des burgerlichen Interieurs; als Bild alles Gewesenen, um 
dessen Erkenntnis es im Passagenwerk ging, sich gezeigt. Benjamin 
fand solchen Konfigurationen von Gewesenem und Jetzt den 
Namen der »dialektischen Bilder« ; ihren Gehalt definierte er als den 
einer »Dialektik im Stillstand«. Dialektisches Bild und Dialektik im 
Stillstand bilden fraglos die zentralen Kategorien des Passagen- 
werks. Ihre Bedeutung jedoch blieb schillernd, sie gelangte zu 
keiner terminologischen Konsistenz. Mindestens zwei Bedeutun- 
gen lassen sich in Benjamins Texten unterscheiden, die einigerma- 
fien unvermittelt bleiben, jedenfalls nicht bruchlos zur Deckung zu 
bringen sind. Einmal - in dem Expose von 1935, das in diesem 
Punkt eher die Motive des ersten Entwurfs zusammenzufassen 
scheint - lokalisierte Benjamin die dialektischen Bilder als Wunsch- 
und Traumbilder im kollektiven Unbewufiten, dessen »Bildphanta- 
sie, die von dem Neuen ihren Anstofi erhielt«, auf »das Urver- 
gangne« zuriickweisen sollte: »In dem Traum, in dem jeder Epoche 
die ihr folgende in Bildern vor Augen tritt, erscheint die letztere 
vermahlt mit Elementen der Urgeschichte, das heifit einer klassen- 
losen Gesellschaft. Deren Erfahrungen, welche im Unbewufken 
des Kollektivs ihr Depot haben, erzeugen in Durchdringung mit 
dem Neuen die Utopie.« (V, 47) Die Moderne zitiere die »Urge- 
schichte* »durch die Zweideutigkek, die den gesellschaftlichen 
Verhaltnissen und Erzeugnissen dieser Epoche eignet. Zweideutig- 
kek ist die bildliche Erscheinung der Dialektik, das Gesetz der 
Dialektik im Stillstand. Dieser Stillstand ist Utopie und das dialekti- 
sche Bild also Traumbild. Ein solches Bild stellt die Ware schlecht- 
hin: als Fetisch.« (V, 55) Diese Satze zogen die entschiedene Kritik 
Adornos auf sich, der nicht zugestehen konnte, dafi das dialektische 
Bild »die Auffassungsweise des Fetischcharakters im Kollektivbe- 



Einleitung des Herausgebers 3 5 

wufksein« sei, da doch der Fetischismus der Ware gerade keine 
»Tatsache des Bewufttseins« ist (V, 1 128). Unter dem Eindruck der 
Adornoschen Ausstellungen hat Benjamin solche Gedankengange 
spater preisgegeben; in dem zweiten Expose wurden 1939 die 
entsprechenden Stellen als ihren Autor nicht mehr befriedigend 
fortgelassen (vgl. V, 11 57). 1940, in den Thesen »Uber den Begriff 
der Geschichte«, scheint dann die Dialektik im Stillstand fast wie 
ein heuristisches Prinzip zu fungieren, als ein Verfahren, nach dem 
der historische Materialist seine Gegenstande handhabt: >>Auf den 
Begriff einer Gegenwart, die nicht Uberg'ang ist sondern in der die 
Zeit einsteht und zum Stillstand gekommen ist, kann der historische 
Materialist nicht verzichten. Denn dieser Begriff definiert eben die 
Gegenwart, in der er fur seine Person Geschichte schreibt. [. . .] Der 
materialistischen Geschichtsschreibung [. . .] liegt ein konstruktives 
Prinzip zugrunde. Zum Denken gehort nicht nur die Bewegung der 
Gedanken sondern ebenso ihre Stillstellung. Wo das Denken in 
einer von Spannungen gesattigten Konstellation plotzlich einhalt, 
da erteilt es derselben einen Chock, durch den es sich als Monade 
kristallisiert. Der historische Materialist geht an einen geschichtli- 
chen Gegenstand einzig und allein da heran, wo er ihm als Monade 
entgegentritt. In dieser Struktur erkennt er das Zeichen einer 
messianischen Stillstellung des Geschehens, anders gesagt, einer 
revolutionaren Chance im Kampfe fur die unterdriickte Vergangen- 
heit.« (I, 702 f.) Tatsachlich war Benjamins Denken stets eines in 
dialektischen Bildern. Im Gegensatz zur Marxschen Dialektik, die 
»jede gewordne Form im Flusse der Bewegung [. . .] auffafit« 18 , 
suchte die seine, den Fluft der Bewegung anzuhalten, jedes Werden 
als Sein aufzufassen. Benjamins Philosophic eignete, mit Adornos 
Worten, »den Warenfetischismus sich selber zu: alles mufi ihr zum 
Ding sich verzaubern, damit sie das Unwesen der Dinglichkeit 
entzaubere« 19 . Sie verfuhr bildlich, indem sie geschichtlich-gesell- 
schaftliche Phanomene wie naturgeschichtliche zu >lesen< trachtete; 
die Bilder wurden ihr zu dialektischen durch den historischen Index 
jedes einzelnen. Im dialektischen Bild war ihr »das Gewesne einer 
bestimmten Epoche doch immer zugleich das >Von-jeher-Gewe- 
sene<« (N 4, 1), durch das es dem Mythischen verhaftet blieb; 

18 Marx, a.a.O., S. 28. 

19 Adorno, a.a.O., S. 17. 



3 6 Einleitung des Herausgebers 

zugleich jedoch sollte dem historischen Materialisten, der sich des 
Bildes bemachtigte, die Gabe beiwohnen, »im Vergangenen den 
Funken der Hoffnung anzufachen«, die geschichtliche Uberliefe- 
rung »von neuem dem Konformismus abzugewinnen, der im 
Begriff stent, sie zu iiberwaltigen« (I, 695). Durch die Stillstellung 
der Dialektik wird den geschichtlichen >Siegern< der Vertrag gekiin- 
digt und alles Pathos auf die Rettung des Unterdruckten gelegt. 
Offenkundig war die Fixierung diaiektischer Bildlichkeit fur Benja- 
min keine Methode, die der Historiker beliebigen Gegenstanden 
gegeniiber zu beliebigen Zeiten anwenden konnte. Geschichts- 
schreibung war f iir ihn so wenig wie fur Marx von politischer Praxis 
ablosbar: Rettung der Vergangenheit durch den Geschichte Schrei- 
benden blieb an die praktische Befreiung der Menschheit gebunden. 
Verglichen mit der marxistischen Vorstellung allerdings, derzu- 
folge »die kapitalistische Produktion [. . .] mit der Notwendigkeit 
eines Naturprozesses ihre eigne Negation« erzeuge 20 , iiberleben in 
Benjamins Theorie anarchistische und blanquistische Elemente: »In 
Wirklichkeit gibt es nicht einen Augenblick, der seine revolutionare 
Chance nicht mit sich fuhrte [. . .]. Dem revolutionaren Denker 
bestatigt sich die eigentumliche revolutionare Chance jedes 
geschichtlichen Augenblicks aus der politischen Situation heraus. 
Aber sie bestatigt sich ihm nicht minder durch die Schlusselgewalt 
dieses Augenblicks uber ein ganz bestimmtes, bis dahin verschlos- 
senes Gemach der Vergangenheit. Der Eintritt in dieses Gemach 
fallt mit der politischen Aktion strikt zusammen.« (I, 123 1) Die 
politische Aktion soil »sich, wie vernichtend immer, als eine 
messianische zu erkennen« (I, 123 1) geben. Der historische Mate- 
rialismus Benjamins ist von politischem Messianismus kaum zu 
scheiden. In einer spaten, vielleicht unter dem Schock des Hitler- 
Stalin-Pakts entstandenen Notiz formulierte er als »die Erfahrung 
unserer Generation : dafi der Kapitalismus keines natiirlichen Todes 
sterben wird« (X 11 a, 3). Dann aber konnte der Eintritt der 
Revolution nicht mehr mit Marxscher Geduld abgewartet werden, 
dann liefi sie sich nur noch als eschatologisches Ende der Geschichte 
denken: »Die klassenlose Gesellschaft ist nicht das Endziel des 
Fortschritts in der Geschichte sondern dessen so oft miftgluckte, 
endlich bewerkstelligte Unterbrechung.« (I, 123 1) Das Erwachen 

20 Marx, a.a.O., S. 791. 



Einleitung des Herausgebers 3 7 

aus dem Mythos hatte dem messianischen Modell einer in der 
Erlosung stillgestellten Geschichte zu folgen, wie es dem 
Geschichtsschreiber des Passagenwerks vor Augen stand. »Das 
Subjekt historischer Erkenntnis ist die kampfende, unterdriickte 
Klasse selbst« (I, 700); den Historiker der Dialektik im Stillstand 
mag man als den Herold dieser Klasse sich vorstellen. Ihm ist »eine 
schwache messianische Kraft mitgegeben, an welche die Vergangen- 
heit Anspruch hat«, er stellt sich diesem Anspruch, wenn er jenes 
»unwiederbringliche Bild der Vergangenheit« festhalt, »das mit 
jeder Gegenwart zu verschwinden droht, die sich nicht als in ihm 
gemeint« erkennt (I, 694 f.)- Benjamin, der innerhalb der geschicht- 
lichen Evolutionen nur das mythische Immergleiche, aber keinen 
Fortschritt zu erkennen vermochte, diesen vielmehr nur als Sprung 
- als »Tigersprung ins Vergangene« (I, 701), der in Wahrheit ein 
Sprung aus der Geschichte heraus ist -, als Eintritt des messiani- 
schen Reiches denken konnte, suchte dieser mystischen 
Geschichtsauffassung mit einer Version von Dialektik zu entspre- 
chen, in der die Vermittlung vollig zugunsten des Umschlags 
zuriicktrat, das versohnende dem destruktiven und kritischen 
Moment weichen muftte. Seine »Absprengung« des dialektischen 
Bildes »aus dem Kontinuum des Geschichtsverlaufs« (N 10 a, 3) 
wulke sich eins mit jenem anarchischen Impuls, der in den Revolu- 
tionen es unternahm, die Zeit anzuhalten durch Einfiihrung eines 
neuen Kalenders oder indem man, wie im Paris der Juli-Revolution, 
nach den Turmuhren schofi. Der Blick, der die aus der Zeit 
herausgesprengten Dinge zu Bildern bannte, ist der gorgonische auf 
»die facies hippocratica der Geschichte«, die »erstarrte Urland- 
schaft« des Mythos (I, 343). In dem mystischen Augenblick aber, 
wo Gewesenes und Jetzt »blitzhaft« zu einer Konstellation zusam- 
mentreten; wo »im Jetzt der Erkennbarkeit« das Bild des Gewese- 
nen >aufblitzt< (N 9, 7), wird es zum dialektisch-umschlagenden, 
wie es aus der Perspektive des Messias oder, materialistisch gespro- 
chen, der Revolution sich darbietet. Allein aus dieser Perspektive 
zeichnete denn auch im Passagenwerk eine »echte Bestimmung« des 
Fortschritts sich ab : »In jedem wahren Kunstwerk gibt es die S telle, 
an der es den, der sich dareinversetzt, kuhi wie der Wind einer 
kommenden Friihe anweht. Daraus ergibt sich, daft die Kunst, die 
man oft als refraktar gegen jede Beziehung zum Fortschritt ansah, 
dessen echter Bestimmung dienen kann. Fortschritt ist nicht in der 



3 8 Einleitung des Herausgebers 

Kontinuitat des Zeitverlaufs sondern in seinen Interferenzen zu 
Hause.« (N 9 a, 7) In diesem Sinne mag selbst jene problematische 
Bestimmung des ersten Exposes zu retten sein, derzufolge im 
dialektischen Bild die mythisch-urgeschichtlichen Erfahrungen des 
kollektiven Unbewufiten »in Durchdringung mit dem Neuen die 
Utopie« erzeugen, »die in tausend Konfigurationen des Lebens, 
von den dauernden Bauten bis zu den fliichtigen Moden, ihre Spur 
hinterlassen hat« (V, 47). Um solche Spuren sichtbar zu machen, die 
>Abfalle der Geschichte< einzusammeln und fur deren Ende sie zu 
>retten<, ersann Benjamin die Dialektik im Stillstand: unternahm er 
den so paradoxen wie stupenden Versuch, im Geist eines antievolu- 
tionistischen Geschichcsverstandnisses dennoch Geschichte darzu- 
stellen. Als >messianischer Stillstellung des Geschehens< hatte der 
Dialektik im Stillstand obgelegen, jene Einsicht im Passagenwerk 
heimzubringen, die Benjamin langst besafi, als er an diesem zu 
arbeiten begann: dafi »das Profane [. . .] zwar keine Kategorie des 
[messianischen] Reichs, aber eine Kategorie, und zwar der zutref- 
fendsten eine, seines leisesten Nahens« ist (II, 204). So >erleuchtet< 
blieb bis zuletzt Benjamins Idee einer profanen Erleuchtung, so 
>inspiriert< seine materialistische Inspiration, so theologisch geriet, 
durch alle >Umschmelzungsprozesse< hindurch, der Benjaminsche 
Materialismus. Er war der historische wahrhaft nur als jene Puppe, 
den »die Theologie in ihren Dienst nimmt«. Gleichwohl sollte er 
»gewinnen« (I, 693). Man kann mit Fug bezweifeln, ob der intrikate 
Anspruch sich uberhaupt einlosen laftt. Dann mag der Leser, der 
geduldig die Topographie des Passagenwerks ausgeschritten und 
jedem Um- und Abweg, deren die Ausgabe ihm keinen erspart, 
gefolgt ist, am Ende eher Trummern als jungfraulichen Baumate- 
rialien sich gegeniiber wahnen. Auch von den Fragmenten des 
Passagenwerks gilt jedoch, was Benjamin iiber das deutsche Trauer- 
spiel des Barock schrieb : daft »aus den Trummern grofier Bauten die 
Idee von ihrem Bauplan eindrucksvoller spricht als aus geringen 
noch so wohl erhaltenen« (I, 409). 



Die Ausgabe wird eroffnet mit den beiden Exposes, in denen 
Benjamin 1935 und 1939 sein Projekt zusammenfassend darstellte. 
Neben dem fruhen Aufsatz »Der Saturnring oder Etwas vom 



Einleitung des Herausgebers 39 

Eisenbau« sind die Exposes die einzigen Texte aus dem Passagen- 
komplex, die als abgeschlossen gelten konnen. Zur Veroffentli- 
chung waren die Exposes nicht bestimmt. Das friihere, deutsch- 
sprachige verfafke Benjamin fur das Institut fur Sozialforschung, 
welches das Passagenwerk daraufhin unter die von ihm geforderten 
Forschungsvorhaben aufnahm. Das franzosische Expose entstand 
auf Veranlassung Horkheimers, der mit ihm einen amerikanischen 
Mazen fiir Benjamin zu interessieren hoffte. 
Der bedeutendste, auch aufierlich bei weitem umfangreichste Teil 
der Ausgabe enthalt sodann das nach Themen und Gegenstanden 
geordnete Manuskript der »Aufzeichnungen und Materialien« : das 
eigentliche Passagenmanuskript, das wahrend des Krieges in der 
Bibliotheque Nationale versteckt war, Wahrscheinlich arbeitete 
Benjamin von Herbst oder Winter 1928 bis Ende 1929 und dann 
wieder ab Anfang 1934 an diesem Manuskript; die letzten Eintra- 
gungen erfolgten im Fruhjahr 1940, unmittelbar vor seiner Flucht 
aus Paris. Die Reihenfolge der Aufzeichnungen entspricht nicht der 
Chronologie ihrer Entstehung. Anscheinend legte Benjamin immer 
dann ein neues Konvolut an, wenn sich im Verlauf seiner Studien 
ein neues Thema ergeben hatte, das behandelt sein wollte. So wurde 
' etwa das Konvolut m: MUfiiggang nicht vor Fruhjahr 1939 begon- 
nen. Innerhalb der einzelnen, nebeneinander fortgeschriebenen 
Konvolute diirften die Aufzeichnungen der Chronologie ihrer Nie- 
derschrift folgen. Aber auch diese ist nicht stets identisch mit der 
ihrer Entstehung: in denjenigen Konvoluten, die Themen gelten, 
welche die Arbeit bereits wahrend des ersten Stadiums bestimmt 
hatten, finden sich jeweils am Anfang Notizen, die Benjamin aus 
alteren Manuskripten ausgezogen und in das der »Aufzeichnungen 
und Materialien« iibertragen hat. In diesen Fallen sind die Aufzeich- 
nungen neu geordnet worden, und insoweit folgen die ersten Seiten 
der respektiven Konvolute auch bestimmten einsichtigen Prinzipien . 
Die spateren, seit 1934 geschriebenen Seiten sowie die uberhaupt 
erst 1934 und danach angelegten Konvolute insgesamt scheinen da- 
gegen ihre Anordnung im allgemeinen dem Zufall von Benjamins 
Studien oder, haufiger noch, dem seiner Lektiire zu verdanken. 
Die im Abdruck folgenden »Ersten Notizen« - fortlauf end gefiihrte 
Aufzeichnungen, die etwa Mitte 1927 angefangen und im Dezem- 
ber 1929, spatestens Anfang 1930 abgebrochen wurden - werden, 
obwohl ihr Inhalt weitgehend in das grofte Manuskript der »Auf- 



40 Einleitung des Herausgebers 

zeichnungen und Materialien« eingegangen ist, gleichfalls vollstan- 
dig mitgeteilt, weil allein mit ihrer Hilfe jener >Umschmelzungspro- 
zefi< sich nachvollziehen lafit, der den Ubergang vom ersten zum 
zweiten Stadium der Arbeit bestimmte. 

Von den »Friihen Entwiirfen«, die den Abschlufi des Textteils 
bilden, entstammt der erste, »Passagen« iiberschriebene Text der 
allerfriihesten Phase der Arbeit, als Benjamin noch zusammen mit 
Franz Hessel einen Zeitschriftenartikel schreiben wollte. Verfafit 
wurde der auf Mine 1927 zu datierende Entwurf moglicherweise 
von Benjamin und Hessel gemeinsam. - In den »Pariser Passagen II« 
betitelten Texten ist Benjamins Versuch zu erblicken, jenen Essay 
zu schreiben, als den er um 1928/29 das Passagenwerk plante. 
Niedergeschrieben wurden diese Texte auf einem besonders kost- 
baren Buttenpapier, das Benjamin sonst niemals benutzt hat, 
zudem in einem bei ihm ganz ungewohnlichen Format: man 
mochte sich vorstellen, dafi er sich wie zu einem Fest an diese 
Niederschrift begab. Allerdings kam er nicht allzu wek. Die 
einzelnen, in sich abgeschlossenen Texte, deren Reihenfolge er 
nicht festgelegt hat, werden bald wieder von kommentierten und 
unkommentierten Zitaten und Literaturhinweisen abgelost und 
schlieftlich iiberwuchert. Wahrend sowohl die »Aufzeichnungen 
und Materialien« wie die »Ersten Notizen« in extenso und in der 
Anordnung der Manuskripte selber abgedruckt werden, glaubte 
der Herausgeber, bei den »Pariser Passagen II« anders verfahren zu 
sollen. Da die unausgefiihrten Notizen und die Zitate dieses 
Manuskripts entweder in die »Aufzeichnungen und Materialien« 
iibertragen worden oder als verworfen anzusehen sind, wurde auf 
ihren Abdruck verzichtet. Der Abdruck beschrankt sich auf die 
durchformulierten Texte, deren Anordnung vom Herausgeber 
besorgt wurde. Auch wenn diese Texte, die zu den gewichtigsten 
und, wenn das zu sagen erlaubt ist, zu den schonsten Benjamins 
gehoren, in den »Aufzeichnungen und Materialien« an verstreuten 
Stellen wiederbegegnen, so vermittelt ihr geschlossener Abdruck 
doch einen gewissen Eindruck von jenem Essay, an den Benjamin 
dachte, den er aber nicht geschrieben hat. - Der letzte Text, »Der 
Saturnring oder Etwas vom Eisenbau«, gehort gleichfalls dem 
ersten Arbeitsstadium an; nicht auszuschliefien ist, dafi es um einen 
vom Passagenkomplex abgezweigten Zeitschriftenartikel sich han- 
delt, der ungedruckt blieb. 



Einleitung des Herausgebers 4 1 

Der Leser, der sich mit den Exposes vertraut gemacht hat, wiirde 
sein Studium des Passagenwerks sinnvollerweise mit der Lektiire 
des Konvoluts N: ErkenntnistheoretischeSy Theorie des Fortscbritts 
beginnen, um danach erst dem Anfang'der »Aufzeichnungen und 
Materialien« sich zuzuwenden. Deren Lektiire wiederum konnte 
sich zunachst auf die in grofierem Schriftgrad gedruckten Stiicke 
beschranken, welcher Benjaminschen Reflexionen sowie solchen 
Exzerpten vorbehalten ist, die von ihm in irgendeiner, sei es auch 
embryonalen, Form kommentiert wurden. Unkommentierte Zitate 
und Aufzeichnungen, die lediglich Notate von Materialien darstel- 
len, Faktisches ohne jede Stellungnahme Benjamins festhalten, 
werden in kleinerem Schriftgrad gedruckt 21 . Im vollendeten Passa- 
genwerk ware zwar eine derartige Scheidung der Theorie vom 
Material gerade aufgehoben worden; in der f ragmen tarischen 
Gestalt jedoch, in der das Werk verblieb, ist den theoretischen 
Reflexionen Benjamins objektiv die Bedeutung zugewachsen, die 
Materialien in jenes Licht zu riicken, das er in ihnen entziinden 
wollte. Um so entschiedener ist freilich darauf zu insistieren, dafi 
voile Einsicht in Benjamins Intentionen allererst die Lektiire samtli- 
cber Aufzeichnungen, ein Studium noch des letzten verlorenen 
Zitats zu gewahren vermag. 



21 Zu beachten 1st, dafi die Unterscheidung von grofierem und kleinerem Schriftgrad beim 
Abdruck der »Ersten Notizen« eine abweichende Bedeutung hat: hier bezeichnet der kleinere 
Schriftgrad Aufzeichnungen, die im Manuskript gestrichen und in ihrer Mehrzahl in die 
»Aufzeichmingen und Materialien« iibertragen worden sind. 



Exposes 



Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts 



»Die Wasser sind blau und die Gewachse sind rosa; der 
Abend ist siifi anzuschauen; 

Man geht spazieren. Die groften Damen gehen spazieren; 
hinter ihnen ergehen sich kleine Damen. « 

Nguyen-Trong-Hiep: Paris capitate de la France. Recueil 

de vers. Hanoi 1897. Poesie XXV. 

I. Fourier oder die Passagen 

»De.ces palais les colonnes magiques 
A l'amateur montrent de toutes parts, 
Dans les objets qu'etalent leurs portiques, 
Que l'industrie est rivale des arts.« 

Nouveaux tableaux de Paris, Paris 1828. I, p. 27. 

Die Mehrzahl der pariser Passagen entsteht in den anderthalb 
Jahrzehnten nach 1822. Die erste Bedingung ihres Aufkommens ist 
die Hochkonjunktur des Textilhandels. Die magasins de nouveau- 
tes, die ersten Etablissements, die grofiere Warenlager im Hause 
unterhalten, beginnen sich zu zeigen. Sie sind die Vorlaufer der 
Warenhauser. Es war die Zeit, von der Balzac schrieb: »Le grand 
poeme de l'etalage chante ses strophes de couleurs depuis la 
Madeleine jusqu'a la porte Saint-Denis. « Die Passagen sind ein 
Zentrum des Handels in Luxuswaren. In ihrer Ausstattung tritt die 
Kunst in den Dienst des Kaufmanns. Die Zeitgenossen werden 
nicht mude, sie zu bewundern. Noch lange bleiben sie ein Anzie- 
hungspunkt fur die Fremden. Ein »Illustrierter Pariser Fuhrer« 
sagt: »Diese Passagen, eine neuere Erfindung des industriellen 
Luxus, sind glasgedeckte, marmorgetafelte Gange durch ganze 
Hausermassen, deren Besitzer sich zu solchen Spekulationen verei- 
nigt haben. Zu beiden Seiten dieser Gange, die ihr Licht von oben 
erhalten, laufen die elegantesten Warenladen hin, so daft eine solche 
Passage eine Stadt, ja eine Welt im kleinen ist.« Die Passagen sind 
der Schauplatz der ersten Gasbeleuchtung. 

Die zweite Bedingung des Entstehens der Passagen bilden die 
Anfange des Eisenbaus. Das Empire sah in dieser Technik einen 
Beitrag zur Erneuerung der Baukunst im altgriechischen Sinne. Der 
Architekturtheoretiker Boetticher spricht die allgemeine Uberzeu- 



46 Das Passagen-Werk • Exposes 

gung aus, wenn er sagt, daf? »hinsichtlich der Kunstformen des 
neuen Systemes das Formenprinzip der hellenischen Weise« in kraft 
treten musse. Das Empire ist der Stil des revolutionaren Terroris- 
mus, dem der Staat Selbstzweck ist. So wenig Napoleon die 
funktionelle Natur des Staates als Herrschaftsinstrument der Biir- 
gerklasse erkannte, so wenig erkannten die Baumeister seiner Zeit 
die funktionelle Natur des Eisens, mit dem das konstruktive 
Prinzip seine Herrschaft in der Architektur antritt. Diese Baumei- 
ster bilden Trager der pompejanischen Saule, Fabriken den Wohn- 
hausern nach, wie spater die ersten Bahnhofe an Chalets sich 
anlehnen. »Die Konstruktion nimmt die Rolle des Unterbewufit- 
seins ein.« Nichtsdestoweniger beginnt der Begriff des Ingenieurs, 
der aus den Revolutionskriegen stammt, skh durchzusetzen, und 
die Kampfe zwischen Konstrukteur und Dekorateur, Ecole Poly- 
technique und Ecole des Beaux-Arts beginnen. 
Erstmals in der Geschichte der Architektur tritt mit dem Eisen ein 
kiinstlicher Baustoff auf. Er unterliegt einer Entwicklung, deren 
Tempo sich im Laufe des Jahrhunderts beschleunigt. Sie erhalt den 
entscheidenden Anstofi als sich herausstellt, dafi die Lokomotive, 
mit der man seit Ende der zwanzigerjahre Versuche anstellte, nur 
auf eisernen Schienen verwendbar ist. Die Schiene wird der erste 
montierbare Eisenteil, die Vorgangerin des Tragers. Man vermeidet 
das Eisen bei Wohnbauten und verwendet es bei Passagen, Ausstel- 
lungshallen, Bahnhofen - Bauten, die transitorischen Zwecken 
dienen. Gleichzeitig erweitert sich das architektonische Anwen- 
dungsgebiet des Glases. Die gesellschaftlichen Voraussetzungen fiir 
seine gesteigerte Verwendung als Baustoff finden sich aber erst 
hundert Jahre spater. Noch in der »Glasarchitektur« von Scheer- 
bart (1914) tritt sie in den Zusammenhangen der Utopie auf. 



»Chaque epoque reve la suivante.« 
Michelet: Avenir! Avenir! 

Der Form des neuen Produktionsmittels, die im Anfang noch von 
der des alten beherrscht wird (Marx), entsprechen im Kollektivbe- 
wufksein Bilder, in denen das Neue sich mit dem Alten durch- 
dringt. Diese Bilder sind Wunschbilder und in ihnen sucht das 
Kollektiv die Unfertigkeit des gesellschaftlichen Produkts sowie die 
Mangel der gesellschaftlichen Produktionsordnung sowohl aufzu- 



Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts 47 

heben wie zu verklaren. Daneben tritt in diesen Wunschbildern das 
nachdriickliche Streben hervor, sich gegen das Veraltete - das heifit 
aber: gegen das Jiingstvergangene - abzusetzen. Diese Tendenzen 
weisen die Bildphantasie, die von dem Neuen ihren Anstoft erhielt, 
an das Urvergangne zuriick. In dem Traum, in dem jeder Epoche 
die ihr folgende in Bildern vor Augen tritt, erscheint die letztere 
vermahlt mit Elementen der Urgeschichte, das heifit einer klassen- 
losen Gesellschaft. Deren Erfahrungen, welche im Unbewufiten 
des Kollektivs ihr Depot haben, erzeugen in Durchdringung mit 
dem Neuen die Utopie, die in tausend Konfigurationen des Lebens, 
von den dauernden Bauten bis zu den fluchtigen Moden, ihre Spur 
hinterlassen hat. 

Diese Verhaltnisse werden an der Fourierschen Utopie kenntlich. 
Deren innerster Anstofl liegt im Auftreten der Maschinen. Aber das 
kommt in ihren Darstellungen nicht unmittelbar zum Ausdruck; sie 
gehen von der Unmoral des Handelsgeschafts sowie von der in 
seinem Dienste aufgebotenen falschen Moral aus. Das phalanstere 
soil die Menschen zu Verhaltnissen zuriickfuhren, in denen die 
Sittlichkeit sich eriibrigt. Seine hochst komplizierte Organisation 
erscheint als Maschinerie. Die Verzahnungen der passions, das 
verwickelte Zusammenwirken der passions mecanistes mit der 
passion cabaliste sind primitive Analogiebildungen zur Maschine 
im Material der Psychologic Diese Maschinerie aus Menschen 
produziert das Schlaraffenland, das uralte Wunschsymbol, das 
Fouriers Utopie mit neuem Leben erfiillt hat. 
In den Passagen hat Fourier den architektonischen Kanon des 
phalanstere gesehen. Ihre reaktionare Umbildung durch Fourier ist 
bezeichnend: wahrend sie urspriinglich geschaftlichen Zwecken 
dienen, werden sie bei ihm Wohnstatten. Das phalanstere wird eine 
Stadt aus Passagen. Fourier etabliert in der strengen Formwelt des 
Empire die farbige Idylle des Biedermeier. Ihr Glanz dauert 
verblafk bis auf Zola. Er nimmt die Ideen Fouriers in seinem 
»Travail« auf, wie er von den Passagen in der »Therese Raquin« 
Abschied nimmt. - Marx hat sich Carl Griin gegeniiber schiitzend 
vor Fourier gestellt und dessen »kolossale Anschauung der Men- 
schen« hervorgehoben. Auch hat er den Blick auf Fouriers Humor 
gelenkt. In der Tat ist Jean Paul in seiner »Levana« dem Padagogen 
Fourier ebenso verwandt wie Scheerbart in seiner »Glasarchitek- 
tur« dem Utopisten Fourier. 



4-8 Das Passagen-Werk ■ Exposes 

//. Daguerre oder die Panoramen 

»Soleil, prends garde a toi!« 
A.J. Wiertz: (Euvres litter aires. 
Paris 1870, p. 3J4- 

Wie die Architektur in der Eisenkonstruktion der Kunst zu ent- 
wachsen beginnt, so tut das die Malerei ihrerseits in den Panora- 
men. Der Hohepunkt in der Verbreitung der Panoramen fallt mit 
dem Aufkommen der Passagen zusammen. Man war unermudlich, 
durch technische Kunstgriffe die Panoramen zu Statten einer 
vollkommenen Naturnachahmung zu machen. Man suchte den 
Wechsel der Tageszeit in der Landschaft, das Heraufziehen des 
Mondes, das Rauschen der Wasserfalle nachzubilden. David rat 
seinen Schulern, in den Panoramen nach der Natur zu zeichnen. 
Indem die Panoramen in der dargestellten Natur tauschend ahnli- 
che Veranderungen hervorzubringen trachten, weisen sie iiber die 
Photographie auf Film und Tonfilm voraus. 
Mit den Panoramen ist eine panoramatische Literatur gleichzeitig. 
»Le livre des Cent-et-Un«, »Les Fran^ais peints par eux-memes«, 
»Le diable a Paris«, »La grande ville« gehoren ihr an. In diesen 
Buchern bereitet sich die belletristische Kollektivarbeit vor, der in 
den dreifiiger Jahren Girardin im Feuilleton eine Statte schuf. Sie 
bestehen aus einzelnen Skizzen, deren anekdotische Einkleidung 
dem plastisch gestellten Vordergrunde der Panoramen, deren infor- 
matorischer Fond deren gemaltem Hintergrunde entspricht, Diese 
Literatur ist auch gesellschaftlich panoramatisch. Zum letzten Mai 
erscheint der Arbeiter, aufierhalb seiner Klasse, als Staffage einer 
Idylle. 

Die Panoramen, die eine Umwalzung im Verhaltnis der Kunst zur 
Technik ankiindigen, sind zugleich Ausdruck eines neuen Lebens- 
gefiihls. Der Stadter, dessen politische Uberlegenheit iiber das Land 
im Laufe des Jahrhunderts vielfach zum Ausdruck kommt, macht 
den Versuch, das Land in die Stadt einzubringen. Die Stadt weitet 
sich in den Panoramen zur Landschaft aus wie sie es auf subtilere 
Art spater fur den Flanierenden tut. Daguerre ist ein Schuler des 
Panoramenmalers Prevost, dessen Etablissement sich in dem Passage 
des Panoramas befindet. Beschreibung der Panoramen von Prevost 
und Daguerre. 1839 brennt das Daguerresche Panorama ab. Im 
gleichen Jahr gibt er die Erfindung der Daguerreotypie bekannt. 
Arago prasentiert die Photographie in einer Kammerrede. Er weist 



Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts 49 

ihr den Platz in der Geschichte der Technik an. Er prophezeit ihre 
wissenschaftlichen Anwendungen. Dagegen beginnen die Kiinstler 
ihren Kunstwert zu debattieren. Die Photographie fuhrt zur Ver- 
nichtung des grofien Berufsstandes der Portratminiaturisten. Dies 
geschieht nicht nur aus okonomischen Griinden. Die friihe Photo- 
graphie war kiinstlerisch der Portratminiatur iiberlegen. Der tech- 
nische Grund dafiir liegt in der langen Belichtungszeit, die die 
hochste Konzentration des Portratierten erfordert. Der gesell- 
schaftliche Grund dafiir liegt in dem Umstand, daft die ersten 
Photographen der Avantgarde angehbrten und ihre Kundschaft 
zum grofien Teil aus ihr kam. Der Vorsprung Nadars vor seinen 
Berufsgenossen kennzeichnet sich in seinem Unternehmen, Auf- 
nahmen im Kanalisationssystem von Paris zu machen. Damit 
werden dem Objektiv zum ersten Mai Entdeckungen zugemutet. 
Seine Bedeutung wird um so grower je fragwiirdiger im Angesicht 
der neuen technischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit der 
subjektive Einschlag in der malerischen und graphischen Informa- 
tion empfunden wird. 

Die Weltausstellung von 1855 bringt zum ersten Mai eine Sonder- 
schau »Photographie«. Im gleichen Jahre veroffentlicht Wiertz 
seinen groften Artikel uber die Photographie, in dem er ihr die 
philosophische Erleuchtung der Malerei zuweist. Diese Erleuch- 
tung verstand er, wie seine eignen Gemalde zeigen, im politischen 
Sinn. Wiertz kann als der erste bezeichnet werden, der die Montage 
als agitatorische Verwertung der Photographie wenn nicht vorher- 
gesehen, doch gefordert hat. Mit dem zunehmenden Umfang des 
Verkehrswesens vermindert sich die informatorische Bedeutung 
der Malerei. Sie beginnt, in Reaktion auf die Photographie, 
zunachst die farbigen Bildelemente zu unterstreichen. Als der 
Impressionismus dem Kubismus weicht, hat die Malerei sich eine 
weitere Domane geschaffen, in die ihr die Photographie vorerst 
nicht folgen kann. Die Photographie ihrerseits dehnt seit der 
Jahrhundertmitte den Kreis der Warenwirtschaft gewaltig aus, 
indem sie Figuren, Landschaften, Ereignisse, die entweder iiber- 
haupt nicht oder nur als Bild fur einen Kunden verwertbar waren, in 
unbeschrankter Menge auf dem Markt ausbot. Um den Umsatz zu 
steigern erneuerte sie ihre Objekte durch modische Veranderungen 
der Aufnahmetechnik, die die spatere Geschichte der Photographie 
bestimmen. 



$o Das Passagen-Werk • Exposes 

///. Grandville oder die Weltausstellungen 

»Oui, quand le monde entier, de Paris jusqu'en Chine, 

O divin Saint-Simon, sera dans ta doctrine, 

L'age d'or doit renaitre avec tout son eclat, 

Les fieuves rouleront du the, du chocolat; 

Les moutons tout rotis bondiront dans la plaine, 

Et les brochets au bleu nageront dans la Seine; 

Les epinards viendront au monde fricasses, 

Avec des croutons frits tout autour concasses; 

Les arbres produiront des pommes en compotes, 

Et Ton moissonnera des carricks et des bottes; 

II neigera du vin, il pleuvra des poulets, 

Et du ciel les canards tomberont aux navets.« 

Langle et Vanderburch: Louis-Bronze et le Saint-Simonien 
(Theatre du Palais-Royal 27 fevrier 1832) 

Weltausstellungen sind die Wallfahrtsstatten zum Fetisch Ware. 
»L'Europe s'est deplace pour voir des marchandises«, sagt Taine 
1855. Den Weltausstellungen gehen nationale Ausstellungen der 
Industrie vorher, von denen die erste 1798 auf dem Marsfelde 
stattfindet. Sie geht aus dem Wunsch hervor, »die Arbeiterklassen 
zu amusieren und wird fur dieselben ein Fest der Emanzipation«. 
Die Arbeiterschaft steht als Kunde im Vordergrund. Der Rahmen 
der Vergnugungsindustrie hat sich noch nicht gebildet. Das Volks- 
fest stellt ihn. Chaptals Rede auf die Industrie eroffnet diese 
Ausstellung. - Die Saint-Simonisten, die die Industrialisierung der 
Erde planen, nehmen den Gedanken der Weltausstellungen auf. 
Chevalier, die erste Autoritat auf dem neuen Gebiet, ist Schiiler von 
Enfantin und Herausgeber der saint-simonistischen Zeitung 
»Globe«. Die Saint-Simonisten haben die Entwicklung der Welt- 
wirtschaft, nicht aber den Klassenkampf vorausgesehen. Neben 
ihrem Anteil an den industriellen und kommerziellen Unterneh- 
mungen um die Jahrhundertmitte steht ihre Hilflosigkeit in den 
Fragen, die das Proletariat betreffen. 

Die Weltausstellungen verklaren den Tauschwert der Waren. Sie 
schaffen einen Rahmen, in dem ihr Gebrauchswert zurucktritt. Sie 
eroffnen eine Phantasmagoric, in die der Mensch eintritt, um sich 
zerstreuen zu lassen. Die Vergnugungsindustrie erleichtert ihm das, 
indem sie ihn auf die Hohe der Ware hebt. Er tiberlaik sich ihren 
Manipulationen, indem er seine Entfremdung von sich und den 



Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts 5 1 

andern genieftt. - Die Inthronisierung der Ware und der sie 
umgebende Glanz der Zerstreuung ist das geheime Thema von 
Grandvilles Kunst. Dem entspricht der Zwiespalt zwischen ihrem 
utopischen und ihrem zynischen Element. Ihre Spitzfindigkeiten in 
der Darstellung toter Objekte entsprechen dem, was Marx die 
»theologischen Mucken« der Ware nennt, Sie schlagen sich deutlich 
in der »specialite« nieder - eine Warenbezeichnung, die urn diese 
Zeit in der Luxusindustrie aufkommt. Unter Grandvilles Stift 
verwandelt sich die gesamte Natur in Spezialitaten. Er prasentiert 
sie im gleichen Geist in dem die Reklame - auch dieses Wort 
entsteht damals - ihre Artikel zu prasentieren beginnt. Er endet im 
Wahnsinn. 

»Mode: Herr Tod! Herr Tod!« 

Leopardi: Dialog zwischen der Mode und dem Tod 

Die Weltausstellungen bauen das Universum der Waren auf. 
Grandvilles Phantasien iibertragen den Warencharakter aufs Uni- 
versum. Sie modernisieren es. Der Saturnring wird ein gufieisener 
Balkon, auf dem die Saturnbewohner abends Luft schopfen. Das 
literarische Gegenstuck dieser graphischen Utopie stellen die 
Bucher des fourieristischen Naturforschers Toussenel dar. - Die 
Mode schreibt das Ritual vor, nach dem der Fetisch Ware verehrt 
sein will. Grandville dehnt ihren Anspruch auf die Gegenstande des 
alltaglichen Gebrauchs so gut wie auf den Kosmos aus. Indem er sie 
in ihren Extremen verfolgt, deckt er ihre Natur auf. Sie steht im 
Widerstreit mit dem Organischen. Sie verkuppelt den lebendigen 
Leib der anorganischen Welt. An dem Lebenden nimmt sie die 
Rechte der Leiche wahr. Der Fetischismus, der dem Sex-Appeal des 
Anorganischen unterliegt, ist ihr Lebensnerv. Der Kultus der Ware 
stellt ihn in seinen Dienst. 

Zur pariser Weltausstellung von 1867 erlalk Victor Hugo ein 
Manifest »An die Volker Europas«. Fruher und eindeu tiger sind 
deren Interessen von den franzosischen Arbeiterdelegationen ver- 
treten worden, deren erste zur londoner Weltausstellung von 1 8 5 1 , 
deren zweite von 750 Vertretern zu der von 1862 abgeordnet 
wurde. Diese war mittelbar fur die Griindung der Internationalen 
Arbeiter-Association von Marx von Bedeutung. - Die Phantasma- 
goric der kapitalistischen Kultur erreicht auf der Weltausstellung 
von 1 867 ihre strahlendste Entfaltung. Das Kaiserreich steht auf der 



5 2 Das Passagen-Werk • Exposes 

Hohe seiner Macht. Paris bestatigt sich als Kapitale des Luxus und 
der Moden. Offenbach schreibt dem pariser Leben den Rhythmus 
vor. Die Operette ist die ironische Utopie einer dauernden Herr- 
schaft des Kapitals. 

IV. Louis-Philippe oder das Interieur 

»La tete . . . 

Sur la table de nuit, comme une renoncule, 

Repose. « 

Baudelaire: Une martyre 

Unter Louis-Philippe betritt der Privatmann den geschichthchen 
Schauplatz. Die Erweiterung des demokratischen Apparats durch 
ein neues Wahlrecht fallt mit der parlamentarischen Korruption 
zusammen, die von Guizot organisiert wird. In deren Schutz macht 
die herrschende Klasse Geschichte, indem sie ihre Geschafte ver- 
folgt. Sie fordert den Eisenbahnbau, um ihren Aktienbesitz zu 
verbessern. Sie begiinstigt die Herrschaft Louis-Philippes als die 
des geschaftsfiihrenden Privatrrianns. Mit der Julirevolution hat die 
Bourgeoisie die Ziele von 1789 verwirklicht (Marx). 
Fur den Privatmann tritt erstmals der Lebensraum in Gegensatz zu 
der Arbeitsstatte. Der erste konstituiert sich im Interieur. Das 
Kontor ist sein Komplement. Der Privatmann, der im Kontor der 
Realitat Rechnung tragt, verlangt vom Interieur in seinen Illusionen 
unterhalten zu werden. Diese Notwendigkeit ist um so dringlicher, 
als er seine geschaftlichen Uberlegungen nicht zu gesellschaftlichen 
zu erweitern gedenkt. In der Gestaltung seiner privaten Umwelt 
verdrangt er beide. Dem entspringen die Phantasmagorien des 
Interieurs. Es stellt fur den Privatmann das Universum dar. In ihm 
versammelt er die Feme und die Vergangenheit. Sein Salon ist eine 
Loge im Welttheater. 

Exkurs iiber den Jugendstil. Die Erschutterung des Interieurs 
vollzieht sich um die Jahrhundertwende im Jugendstil. Allerdings 
scheint er, seiner Ideologic nach, die Vollendung des Interieurs mit 
sich zu bringen. Die Verklarung der einsamen Seele erscheint als 
sein Ziel. Der Individualismus ist seine Theorie. Bei Van de Velde 
erscheint das Haus als Ausdruck der Personlichkeit. Das Ornament 
ist diesem Hause was dem Gemalde die Signatur. Die wirkliche 
Bedeutung d&s Jugendstils kommt in dieser Ideologic nicht zum 



Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts 5 3 

Ausdruck. Er stellt den letzten Ausfallsversuch der in ihrem 
elfenbeinernen Turm von der Technik belagerten Kunst dar. Er 
mobilisiert alle Reserven der InnerKchkeit. Sie finden ihren Aus- 
druck in der mediumistischen Liniensprache, in der Blume als dem 
Sinnbild der nackten, vegetativen Natur, die der technisch armier- 
ten Umwelt entgegentritt. Die neuen Elemente des Eisenbaus, 
Tragerformen, beschaftigen den JugendstiL Im Ornament bemiiht 
er sich, diese Formen der Kunst zuriickzugewinnen. Das Beton 
stellt ihm neue Moglichkeiten plastischer Gestaltung in der Archi- 
tektur in Aussicht. Um diese Zeit verlagert der wirkliche Schwer- 
punkt des Lebensraumes sich ins Biiro. Der entwirklichte schafft 
sich seine Statte im Eigenheim. Das Fazit des Jugendstils zieht der 
»Baumeister Solneft«: der Versuch des Individuums, auf Grund 
seiner Innerlichkeit mit der Technik es aufzunehmen, fuhrt zu 
seinem Untergang. 

»Je crois ... a mon ame: la Chose. « 

Leon Deubel: CEuvres. Paris 1929. p. 193. 

Das Interieur ist die Zufluchtsstatte der Kunst. Der Sammler ist der 
wahre Insasse des Interieurs. Er macht die Verklarung der Dinge zu 
seiner Sache. Ihm fallt die Sisyphosaufgabe zu, durch seinen Besitz 
an den Dingen den Warencharakter von ihnen abzustreifen. Aber er 
verleiht ihnen nur den Liebhaberwert statt des Gebrauchswerts. 
Der Sammler traumt sich nicht nur in eine feme oder vergangene 
Welt sondern zugleich in eine bessere, in der zwar die Menschen 
ebensowenig mit dem versehen sind, was sie brauchen, wie in der 
alltaglichen, aber die Dinge von der Fron frei sind, mitzlich zu 
sein. 

Das Interieur ist nicht nur das Universum sondern auch das Etui des 
Privatmanns. Wohnen heiftt Spuren hinterlassen. Im Interieur 
werden sie betont. Man ersinnt Uberziige und Schoner, Funerals 
und Etuis in Fulle, in denen die Spuren der alltaglichsten 
Gebrauchsgegenstande sich abdriicken. Auch die Spuren des Woh- 
nenden driicken sich im Interieur ab. Es entsteht die Detektivge- 
schichte, die diesen Spuren nachgeht. Die »Philosophie des Mobili- 
ars« sowie seine Detektivnovellen erweisen Poe als den ersten 
Physiognomen des Interieurs. Die Verbrecher der ersten Detektiv- 
romane sind weder Gentlemen noch Apachen sondern burgerliche 
Privatleute. 



54 Das Passagen-Werk * Exposes 

V. Baudelaire oder die Strafien von Paris 

»Tout pour moi devient allegorie.« 
Baudelaire: Le cygne 

Baudelaires Ingenium, das sich aus der Melancholie nahrt, ist ein 
allegorisches. Zum ersten Male wird bei Baudelaire Paris zum 
Gegenstand der lyrischen Dichtung. Diese Dichtung ist keine 
Heimatkunst, vielmehr ist der Blick des Allegorikers, der die Stadt 
trifft, der Blick des Entfremdeten. Es ist der Blick des Flaneurs, 
dessen Lebensform die kommende trostlose des Grofistadtmen- 
schen noch mit einem versohnenden Schimmer umspielt. Der 
Flaneur steht noch auf der Schwelle, der Grofistadt sowohl wie der 
Burgerklasse. Keine von beiden hat ihn noch iiberwaltigt. In keiner 
von beiden ist er zu Hause. Er sucht sich sein Asyl in der Menge. 
Friihe Beitrage zur Physiognomik der Menge finden sich bei Engels 
und Poe. Die Menge ist der Schleier, durch den hindurch dem 
Flaneur die gewohnte Stadt als Phantasmagoric winkt. In ihr ist sie 
bald Landschaft, bald Stube. Beide baut dann das Warenhaus auf, 
das die Flanerie selber dem Warenumsatze nutzbar macht. Das 
Warenhaus ist der letzte Strich des Flaneurs, 
Im Flaneur begibt sich die Intelligenz auf den Markt. Wie sie meint, 
urn ihn anzusehen und in Wahrheit doch schon, um einen Kauf er zu 
finden. In diesem Zwischenstadium, in dem sie noch Mazene hat 
aber schon beginnt, mit dem Markt sich vertraut zu machen, 
erscheint sie als boheme. Der Unentschiedenheit ihrer okonomi- 
schen Stellung entspricht die Unentschiedenheit ihrer politischen 
Funktion. Diese kommt am sinnfalligsten bei den Berufsverschwo- 
rern zum Ausdruck, die durchweg der boheme angehoren. Ihr 
anfangliches Arbeksfeld ist die Armee, spater wird es das Kleinbiir- 
gertum, gelegentlich das Proletariat. Doch sieht diese Schicht ihre 
Gegner in den eigentlichen Fiihrern des letztern. Das kommunisti- 
sche Manifest macht ihrem politischen Dasein ein Ende. Baudelai- 
res Dichtung zieht ihre Kraft aus dem rebellischen Pathos dieser 
Schicht. Er schlagt sich auf die Seite der Asozialen. Seine einzige 
Geschlechtsgemeinschaft realisiert er mit einer Hure. 



Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts 5 5 

»Facilis descensus Averno.« 
Vergil: Aeneis 

Es ist das Einmalige der Dichtung von Baudelaire, daft die Bilder 
des Weibs und des Todes sich in einem dritten durchdringen, dem 
von Paris. Das Paris seiner Gedichte ist eine versunkene Stadt und 
mehr unterseeisch als unterirdisch. Die chthonischen Elemente der 
Stadt - ihre topographische Formation, das alte verlassene Ben der 
Seine - haben wohl einen Abdruck bei ihm gefunden. Entscheidend 
jedoch ist bei Baudelaire in der »totenhaften Idyllik« der Stadt ein 
gesellschaftliches Substrat, ein modernes. Das Moderne ist ein 
Hauptakzent seiner Dichtung. Als spleen zerspelk er das Ideal 
(»Spleen et Ideal«). Aber immer zitiert gerade die Moderne die 
Urgeschichte. Hier gcschieht das durch die Zweideutigkeit, die den 
gesellschaftlichen Verhaltnissen und Erzeugnissen dieser Epoche 
eignet. Zweideutigkeit ist die bildliche Erscheinung der Dialektik, 
das Gesetz der Dialektik im Stillstand. Dieser Stillstand ist Utopie 
und das dialektische Bild also Traumbild. Ein solches Bild stellt die 
Ware schlechthin: als Fetisch. Ein solches Bild stellen die Passagen, 
die sowohl Haus sind wie Strafte. Ein solches Bild stellt die Hure, 
die Verkauferin und Ware in einem ist. 



»Je voyage pour connaitre ma geographies 
Aufzeichnung eines Irren. (Marcel Reja: Uart cbez lesfous. 
Paris 190/. p. iji.) 

Das letzte Gedicht der »Fleurs du mal« : Le Voyage. »0 Mort, vieux 
capitaine, il est temps! levons Tancre!« Die letzte Reise des Fla- 
neurs: der Tod. Ihr Ziel: das Neue. »Au fond de l'lnconnu pour 
trouver du Nouveau!« Das Neue ist eine vom Gebrauchswert der 
Ware unabhangige Qualitat. Es ist der Ursprung des Scheins, der 
den Bildern unveraufterlich ist, die das kollektive Unbewufke 
hervorbringt. Es ist die Quintessenz des falschen Bewufkseins, 
dessen nimmermiide Agentin die Mode ist. Dieser Schein des 
Neuen reflektiert sich, wie ein Spiegel im andern, im Schein des 
immer wieder Gleichen. Das Produkt dieser Reflexion ist die 
Phantasmagoric der »Kulturgeschichte« > in der die Bourgeoisie ihr 
falsches BewufStsein auskostet. Die Kunst, die an ihrer Aufgabe zu 
zweifeln beginnt und aufhort, inseparable de l'utilite« zu sein 
(Baudelaire), muE das Neue zu ihrem obersten Wert machen. Der 



56 Das Passagen-Werk • Exposes 

arbiter novarum rerum wird ihr der Snob. Er ist der Kunst, was der 
Mode der Dandy ist. - Wie im XVII. Jahrhundert die Allegorie der 
Kanon der dialektischen Bilder wird, so im XIX. Jahrhundert die 
Nouveaute. Den magasins de nouveautes treten die Zeitungen an 
die Seite. Die Presse organisiert den Markt geistiger Werte, auf dem 
zunachst eine Hausse entsteht. Die Nonkonformisten rebellieren 
gegen die Auslieferung der Kunst an den Markt. Sie scharen sich um 
das Banner des »l'art pour l'art«. Dieser Parole entspringt die 
Konzeption des Gesamtkunstwerks, das versucht, die Kunst gegen 
die Entwicklung der Technik abzudichten. Die Weihe, mit der es 
sich zelebriert, ist das Pendant der Zerstreuung, die die Ware 
verklart. Beide abstrahieren vom gesellschaftlichen Dasein des 
Menschen. Baudelaire unterliegt der Betorung Wagners. 

VI. Haussmann oder die Barrikaden 

»J'ai le cuke du Beau, du Bien, des grandes choses, 
De la belle nature inspirant le grand art, 
Qu'il enchante Poreille ou charme le regard; 
J'ai l'amour du printemps en fleurs: femmes et roses!« 
(Baron Haussmann:) Confession d'un lion devenu vieux 

»Das Bliithenreich der Dekorationen, 
Der Reiz der Landschaft, der Architektur 
Und aller Szenerie-Effekt beruhen 
Auf dem Gesetz der Perspektive nur.« 

Franz Bohle: Theater-Katechismus. Munch en. p. 74. 

Haussmanns urbanistisches Ideal waren die perspektivischen 
Durchblicke durch lange Straflenfluchten. Es entspricht der im 
XIX. Jahrhundert immer wieder bemerkbaren Neigung, technische 
Notwendigkeiten durch kiinstlerische Zielsetzungen zu veredeln. 
Die Institute der weltlichen und geistlichen Herrschaft des Biirger- 
tums sollten, in den Rahmen der Straftenziige gefafk, ihre Apo- 
theose finden, Strafienziige wurden vor ihrer Fertigstellung mit 
einem Zelttuch verhangen und wie Denkmaler enthullt. - Die 
Wirksamkeit Haussmanns fugt sich dem napoleonischen Imperia- 
lismus ein. Dieser begtinstigt das FinanzkapitaL Paris erlebt eine 
Hochbliite der Spekulation. Das Borsenspiel drangt die aus der 
feudalen Gesellschaft iiberkommenen Formen des Hasardspiels 



Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts 5 7 

zuriick. Den Phantasmagorien des Raumes, denen der Flaneur sich 
ergibt, entsprechen die Phantasmagorien der Zeit, denen der Spieler 
nachhangt. Das Spiel verwandelt die Zeit in ein Rauschgift. Lafar- 
gue erklart das Spiel als eine Nachbildung der Mysterien der 
Konjunktur im kleinen. Die Expropriationen durch Haussmann 
rufen eine betriigerische Spekulation ins Leben. Die Rechtspre- 
chung des Kassationshofs, die von der biirgerlichen und orleanisti- 
schen Opposition inspiriert wird, erhoht das finanzielle Risiko der 
Haussmannisierung. 

Haussmann versucht seine Diktatur zu stutzen und Paris unter ein 
Ausnahmeregime zu stellen. 1864 bringt er in einer Kammerrede 
seinen Hafi gegen die wurzellose Grofistadtbevolkerung zum Aus- 
druck. Diese vermehrt -sich durch seine Unternehmungen standig. 
Die Steigerung der Mietpreise treibt das Proletariat in die fau- 
bourgs. Die quartiers von Paris verlieren dadurch ihre Eigenphy- 
siognomie. Die rote ceinture entsteht. Haussmann hat sich selber 
den Namen »artiste demolisseur« gegeben. Er fu'hlte sich zu seinem 
Werk berufen und betont das in seinen Memoiren. Indessen 
entfremdet er den Parisern ihre Stadt. Sie fuhlen sich in ihr nicht 
mehr heimisch. Der unmenschliche Charakter der Grofistadt 
beginnt, ihnen bewufk zu werden. Maxime Du Camps Monu- 
mentalwerk »Paris« verdankt diesem Bewufttsein die Entstehung. 
Die »Jeremiades d'un Haussmannise« geben ihm die Form einer 
biblischen Klage. 

Der wahre Zweck der Haussmannschen Arbeiten war die Sicherung 
der Stadt gegen den Biirgerkrieg. Er wollte die Errichtung von 
Barrikaden in Paris fur alle Zukunft unmoglich machen. In solcher 
Absicht hatte schon Louis-Philippe Holzpflasterung eingefuhrt. 
Dennoch spielten die Barrikaden in der Februarrevolution eine 
Rolle. Engels beschaftigt sich mit der Taktik der Barrikaden- 
kampfe. Haussmann will sie auf doppelte Art unterbinden. Die 
Breite der Strafien soil ihre Errichtung unmoglich machen und neue 
Straften sollen den kiirzesten Weg zwischen den Kasernen und 
Arbeitervierteln herstellen. Die Zeitgenossen taufen das Unterneh- 
men »L , embellissement strategique«. 



5 8 Das Passagen-Werk ■ Exposes 

»Fais voir, en dejouant la ruse, 
O republique a ces pervers 
Ta grande face de Meduse 
Au milieu de rouges eclairs. « 

Chanson d'ouvriers vers 1850. (Adolf 
Stahr: Zwei Monate in Paris. Olden- 
burg 1851. II, p. 199.) 

Die Barrikade ersteht in der Kommune von neuem auf. Sie ist 
starker und besser gesichert denn je. Sie zieht sich iiber die grofien 
Boulevards, reicht oft bis in die Hohe des ersten Stocks und deckt 
hinter ihr befindliche Schiitzengraben. Wie das kommunistische 
Manifest die Epoche der Berufsverschworer beendet, so macht die 
Kommune mit der Phantasmagoric ein Ende, die die Friihzeit des 
Proletariats beherrscht. Durch sie wird der Schein zerstreut, daf5 es 
Aufgabe der proletarischen Revolution sei, Hand in Hand mit der 
Bourgeoisie das Werk von 1789 zu vollenden. Diese Illusion 
beherrscht die Zeit von 1831 bis i87i,vomLyoner Aufstand bis zur 
Kommune. Die Bourgeoisie hat nie diesen Irrtum geteilt. Ihr 
Kampf gegen die gesellschaftlichen Rechte des Proletariats beginnt 
schon in der grofien Revolution und fallt mit der philanthropischen 
Bewegung zusammen, die ihn verdeckt und die unter Napole- 
on III. ihre bedeutendste Entfaltung erfahrt. Unter ihm entsteht das 
Monumentalwerk der Richtung: Le Play's »Ouvriers europeens«. 
Neben der gedeckten Stellung der Philanthropic hat die Bourgeoisie 
jederzeit die offene des Klassenkampfes bezogen. Schon 1831 
erkennt sie im »Journal des Debats«: »Jeder Fabrikant lebt in seiner 
Fabrik wie die Plantagenbesitzer unter ihren Sklaven.« Ist es das 
Unheil der alten Arbeiteraufstande, dafi keine Theorie der Revolu- 
tion ihnen den Weg weist, so ist es auf der andern Seite auch die 
Bedingung der unmittelbaren Kraft und d&s Enthusiasmus, mit dem 
sie die Herstellung einer neuen Gesellschaft in Angriff nehmen. 
Dieser Enthusiasmus, der seinen Hohepunkt in der Kommune 
erreicht, gewinnt der Arbeiterschaft zeitweise die besten Elemente 
der Bourgeoisie, fiihrt sie aber dazu, am Ende ihren schlechtesten 
zu unterliegen. Rimbaud und Courbet bekennen sich zur Kom- 
mune. Der Brand von Paris ist der wiirdige Abschlufi von Hauss- 
manns Zerstorungswerk. 



Paris, die Hauptstadtdes XIX. Jahrhunderts 59 

»Mein guter Vater war in Paris gewesen.« 
Karl Gutzkow: Briefe aus Paris. Leipzig 
1842. I,p f8. 

Balzac hat als erster von den Ruinen der Bourgeoisie gesprochen. 
Aber erst der Surrealismus hat den Blick auf sie freigegeben. Die 
Entwicklung der Produktivkrafte iegte die Wunschsymbole des 
vorigen Jahrhunderts in Trummer noch ehe die sie darstellenden 
Monumente zerfallen waren. Diese Entwicklung hat im XIX. Jahr- 
hundert die Gestaltungsformen von der Kunst emanzipiert wie im 
XVI. Jahrhundert sich die Wissenschaften von der Philosophic 
befreit haben. Den Anfang macht die Architektur als Ingenieurkon- 
struktion. Es folgt die Naturwiedergabe als Photographic Die 
Phantasieschopfung bereitet sich vor, als Werbegraphik praktisch 
zu werden. Die Dichtung unterwirft sich im Feuilleton der Mon- 
tage. Alle diese Produkte sind im Begriff, sich als Ware auf den 
Markt zu begeben. Aber sie zogern noch auf der Schwelle. Dieser 
Epoche entstammen die Passagen und Interieurs, die Ausstellungs- 
hallen und Panoramen. Sie sind Riickstande einer Traumwelt. Die 
Verwertung der Traumelemente beim Erwachen ist der Schulfall 
des dialektischen Denkens. Daher ist das dialektische Denken das 
Organ des geschichtlichen Aufwachens. Jede Epoche traumt ja 
nicht nur die nachste sondern traumend drangt sie auf das Erwachen 
hin. Sie tragt ihr Ende in sich und entfaltet es - wie schon Hegel 
erkannt hat - mit List. Mit der Erschiitterung der Waren wirts chaft 
beginnen wir, die Monumente der Bourgeoisie als Ruinen zu 
erkennen noch ehe sie zerfallen sind. 



Paris, Capitale du XIX eme siecle 

Expose 

Introduction 

»L'histoire est comme Janus, elle a deux visages: qu'elle 
regarde le passe ou le present, elle voit les memes choses.« 
Maxime Du Camp, Paris. VI, p. 31$. 

L'objet de ce livre est une illusion exprimee par Schopenhauer, dans 
cette formule que pour saisir ressence de Phistoire il suffit de 
comparer Herodote et la Presse du Matin. C'est la Pexpression de la 
sensation de vertige caracteristique pour la conception que le siecle 
dernier se faisait de Phistoire. Elle correspond a un point de vue qui 
compose le cours du monde d'une serie illimitee de faits figes sous 
forme de choses. Le residu caracteristique de cette conception est ce 
qu'on a appele »L'Histoire de la Civilisations qui fait Pinventaire 
des formes de vie et des creations de Phumanite point par point. Les 
richesses qui se trouvent ainsi collectionnees dans Paerarium de la 
civilisation apparaissent desormais. comme identifiees pour tou- 
jours. Cette conception fait bon marche du fait qu'elles doivent non 
seulement leur existence mais encore leur transmission a un effort 
constant de la societe, un effort par ou ces richesses se trouvent par 
surcroit etrangement alterees. Notre enquete se propose de montrer 
comment par suite de cette representation chosiste de la civilisation, 
les formes de vie nouvelle et les nouvelles creations a base economi- 
que et technique que nous devons au siecle dernier entrent dans 
Punivers d'une fantasmagorie. Ces creations subissent cette »illumi- 
nation« non pas seulement de maniere theorique, par une transposi- 
tion ideologique, mais bien dans Pimmediatete de la presence 
sensible. Elles se manifestent en tant que fantasmagories. Ainsi se 
presentent les »passages«, premiere mise en ceuvre de la construc- 
tion en fer; ainsi se presentent les expositions universelles, dont 
Paccouplement avec les industries de plaisance est significatif ; dans 
le meme ordre de phenomenes, Pexperience du flaneur, qui s'aban- 
donne aux fantasmagories du marche. A ces fantasmagories du 
marche, ou les hommes n'apparaissent que sous des aspects typi- 
ques, correspondent celles de Pinterieur, qui se trouvent constituees 
par le penchant imperieux de Phomme a laisser dans les pieces qu'il 



Paris, Capitale du XIX^ me siecle 61 

habite Pempreinte de son existence individuelle privee. Quant a la 
fantasmagorie de la civilisation elle-meme, elle a trouve son cham- 
pion dans Haussmann, et son expression manifeste dans ses trans- 
formations de Paris. - Cet eclat cependant et cette splendeur dont 
s'entoure ainsi la societe productrice de marchandises, et le senti- 
ment illusoire de sa securite ne sont pas a Pabri des menaces; 
Pecroulement du Second Empire, et la Commune de Paris le lui 
remettent en memoire. A la meme epoque, Padversaire le plus 
redoute de cette societe, Blanqui, lui a revele dans son dernier ecrit 
les traits effrayants de cette fantasmagorie. L'humanite y fait figure 
de damnee. Tout ce qu'elle pourra esperer de neuf se devoilera 
n*etre qu*une realite depuis toujours presente; et ce nouveau sera 
aussi peu capable de lui fournir une solution liberatrice qu'une 
mode nouvelle Pest de renouveler la societe. La speculation cosmi- 
que de Blanqui comporte cet enseignement que Phumaniti sera en 
proie a une angoisse mythique tant que la fantasmagorie y occupera 
une place. 

A. Fourier oh les passages 
I 

»De ces palais les colonnes magiques 
A l'amateur montrent de toutes parts, 
Dans les objets qu'etalent leurs portiques, 
Que l'industrie est rivale des arts.« 

Nouveaux Tableaux de Paris. Paris 1828, p. 27. 

La majorite des passages sont construits a Paris dans les quinze 
annees qui suivent 1822. La premiere condition pour leur develop- 
pement est Papogee du commerce des tissus. Les magasins de 
nouveautes, premiers etablissements qui ont constamment dans la 
maison des depots de marchandises considerables, font leur appari- 
tion. Ce sont les precurseurs des grands magasins. C'est a cette 
epoque que Balzac fait allusion lorsqu'il ecrit: »Le grand poeme de 
Petalage chante ses strophes de couleurs depuis la Madeleine jusqu'a 
la porte Saint-Denis. « Les passages sont des noyaux pour le 
commerce des marchandises de luxe. En vue de leur amenagement 
Part entre au service du commerc^nt. Les contemporains ne se 



6i Das Passagen-Werk • Exposes 

lassent pas de les admirer. Longtemps ils resteront une attraction 
pour les touristes. Un Guide illustre de Paris dit: »Ces passages, 
recente invention du luxe industriel, sont des couloirs au plafond 
vitre, aux entablements de marbre, qui courent a travers des blocs 
entiers d'immeubles dont les proprietaires se sont solidarises pour 
ce genre de speculation. Des deux cotes du passage, qui regoit sa 
lumiere d'en haut, s'alignent les magasins les plus elegants, de sorte 
qu'un tel passage est une ville, un monde en miniature. « C'est dans 
les passages qu'ont lieu les premiers essais d'eclairage au gaz. 
La deuxieme condition requise pour le developpement des passages 
est fournie par les debuts de la construction metallique. Sous 
TEmpire on avait considere cette technique comme une contribu- 
tion au renouvellement de 1' architecture dans le sens du classicisme 
grec. Le theoricien de l'architecture Boetticher, exprime le senti- 
ment general lorsqu'il dit que: » quant aux formes d'art du nouveau 
systeme, le style hellenique« doit etre mis en vigueur. Le style 
Empire est le style du terrorisme revolutionnaire pour qui l'Etat est 
une fin en soi. De meme que Napoleon n'a pas compris la nature 
fonctionnelle de l'Etat en tant qu'instrument de pouvoir pour la 
bourgeoisie, de meme les architectes de son epoque n'ont pas 
compris la nature fonctionnelle du f er, par ou le principe constructif 
acquiert la preponderance dans ^architecture. Ces architectes cons- 
truisent des supports a limitation de la colonne pompeienne, des 
usines a limitation des maisons d'habitation, de meme que plus tard 
les premieres gares affecteront les allures d'un chalet. La construc- 
tion joue le role du subconscient. Neanmoins le concept de 
l'ingenieur, qui date des guerres de la revolution commence a 
s'affirmer et c'est le debut des rivalites entre constructeur et 
decorateur, entre l'Ecole Polytechnique et 1'Ecole des Beaux- Arts. 
- Pour la premiere fois depuis les Romains un nouveau materiau de 
construction artificiel, le fer, fait son apparition. II va subir une 
evolution dont le rythme au cours du siecle va en s'accelerant. Elle 
regoit une impulsion decisive au jour ou l'on constate que la 
locomotive - objet des tentatives les plus diverses depuis les annees 
1828-29 ~ ne fonctionne utilement que sur des rails en fer. Le rail se 
reveie comme la premiere piece montee en fer, precurseur du 
support. On evite l'emploi du fer pour les immeubles et on 
l'encourage pour les passages, les halls d'exposition, les gares - 
toutes constructions qui visent a des buts transitoires. 



Paris, Capitale du XIX^ me siecle 63 

II 

»Rien d'etonnant a ce que tout interet de masse, la premiere 
fois qu'il monte sur Testrade, depasse de loin dans Tidee ou la 
representation que l'on s'en fait ses veri tables bornes.« 
Marx et Engels: La Sainte-Famille 

La plus intime impulsion donnee a Putopie fourieriste, il faut la voir 
dans Papparition des machines. Le phalanstere devait ramener les 
hommes a un systeme de rapports ou la moralite n'a plus Hen a faire. 
Neron y serait devenu un membre plus utile de la societe que Fe- 
nelon.Fouriernesongepasasefierpourcelaalavertu,maisaunfonc- 
tionnement efficace de la societe dont les forces motrices sont les pas- 
sions. Par les engrenages des passions, par la combinaison complexe 
des passions mecanistesaveclapassioncabaliste, Fourier se represents 
la psychologie collective comme un mecanisme d'horlogerie. L'har- 
monie fourieriste est le produit necessaire de ce jeu combine. 
Fourier insinue dans le monde aux formes austeres de PEmpire, 
Pidylle coloree du style des annees trente. II met au point un 
systeme ou se melent les produits de sa vision coloree et de son 
idiosyncrasie des chiffres. Les »harmonies« de Fourier ne se 
reclament en aucune maniere d'une mystique des nombres prise 
dans une tradition quelconque. Elles sont en fait directement issues 
de ses propres decrets: elucubrations d'une imagination organisa- 
trice, qui etait extremement developpee chez lui. Ainsi il a prevu la 
signification du rendez-vous pour le citadin. La journee des habi- 
tants du phalanstere s'organise non pas de chez eux, mais dans des 
grandes salles semblables a des halls de la Bourse, ou les rendez- 
vous sont menages par des courtiers. 

Dans les passages Fourier a reconnu le canon architectonique du 
phalanstere. C'est ce qui accentue le caractere »empire« de son 
utopie, que Fourier reconnait lui-meme naivement: »L'Etat socie- 
taire sera des son debut d'autant plus brillant qu'il a etc plus 
longtemps differe. La Grece a Pepoque des Solon et des Pericles 
pouvait deja Pentreprendre.« Les passages qui se sont trouves 
primitivement servir a des fins commerciales, deviennent chez 
Fourier des maisons d'habitation. Le phalanstere est une ville faite 
de passages. Dans cette »ville en passages« la construction de 
Pingenieur affecte un caractere de fantasmagorie. La »ville en 
passages« est un songe qui flattera le regard des parisiens jusque bien 



64 Das Passagen-Werk ■ Exposes 

avant dans la seconde moitie du siecle. En 1869 encore, les »rues- 
galeries« de Fourier fournissent le trace de l'utopie de Moilin Paris 
en Van 2.000. La ville y adopte une structure qui fait d'elle avec ses 
magasins et ses appartements le decor ideal pour le flaneur. 
Marx a pris position en face de Carl Griin pour couvrir Fourier et 
mettre en valeur sa »conception colossale de l , homme«. 11 conside- 
rait Fourier comme le seul homme a cote de Hegel qui ait perce a 
jour la mediocrite de principe du petit bourgeois. Au depassement 
systematique de ce type chez Hegel correspond chez Fourier son 
aneantissement humoristique. Un des traits les plus remarquables 
de l'utopie fourieriste c'est que l'idee de Sexploitation de la nature 
par rhomme, si repandue a Pepoque posterieure, lui est etrangere. 
La technique se presente bien plutot pour Fourier comme l'etincelle 
qui met le feu aux poudres de la nature. Peut-etre est-ce la la cle de sa 
representation bizarre d'apres laquelle le phalanstere se propagerait 
»par explosion«. La conception posterieure de Sexploitation de la na- 
ture par l'homme est le reflet de Sexploitation de fait del'hommepar les 
proprietaires des moyens de production. Si ^integration de la techni- 
que dans la vie sociale a echoue, la faute en est a cette exploitation. 



B. Grandville oh les expositions universelles 

I 

»Oui, quand le monde entier, de Paris jusqu'en Chine, 

O divin Saint-Simon, sera dans ta doctrine, 

L'age d'or doit renaitre avec tout son eclat, 

Les fleuves rouleront du the, du chocolat; 

Les rnoutons tout rotis bondiront dans la plaine, 

Et les brochets au bleu nageront dans la Seine; 

Les epinards viendront au monde fricasses, 

Avec des croutons frits tout autour concasses; 

Les arbres produiront des pommes en compotes, 

Et Ton moissonnera des carricks et des bones; 

II neigera du vin, il pleuvra des poulets, 

Et du ciel les canards tomberont aux navets.« 

Langle et Vanderburch: Louis-Bronze et le Saint-Simonien 
(Theatre du Palais Royal 27 fevrier 1832) 

Les expositions universelles sont les centres de pelerinage de la 
marchandise-fetiche. »L'Europe s'est deplacee pour voir des mar- 



Paris, Capitale du XIX* me siecle 6y 

chandises« dit Taine en 1855. Les expositions universelles ont eu 
pour precurseurs des expositions nationales de Pindustrie, dont la 
premiere eut lieu en 1 798 sur le Champ de Mars. Elle est nee du desir 
»d 5 amuser les classes laborieuses et devient pour elles une fete de 
Pemancipation«. Les travailleurs formeront la premiere clientele. 
Le cadre de Pindustrie de plaisance ne s'est pas constitue encore. Ce 
cadre c'est la fete populaire qui le fournit. Le celebre discours de 
Chaptal sur Pindustrie ouvre cette exposition. - Les Saint-Simo- 
niens qui projettent Pindustrialisation de la planete, s'emparent de 
Pidee des expositions universelles. Chevalier, la premiere compe- 
tence dans ce domaine nouveau, est un eleve d'Enfantin, et le 
redacteur du journal Saint- Simonien Le Globe, Les Saint-Simo- 
niens ont prevu le developpement de Pindustrie mondiale; ils n'ont 
pas prevu la lutte des classes. C'est pourquoi, en regard de la 
participation a toutes les entreprises industrielles et commerciales 
vers le milieu du siecle, on doit reconnaitre leur impuissance dans les 
questions qui concernent le proletariat. 

Les expositions universelles idealisent la valeur d'echange des 
marchandises. Elles creent un cadre ou leur valeur d'usage passe au 
second plan. Les expositions universelles furent une ecole ou les 
foules ecartees de force de la consommation se penetrent de la valeur 
d'echange des marchandises jusqu'au point de s'identifier avec elle: 
»il est defendu de toucher aux objets exposes«. Elles donnent ainsi 
acces a une fantasmagorie ou Phomme penetre pour se laisser 
distraire. A Pinterieur des divertissements, auxquels Pindividu 
s'abandonne dans le cadre de Pindustrie de plaisance, il reste 
constamment un element composant d'une masse compacte. Cette 
masse se complait dans les pares d'attractions avec leurs montagnes 
russes, leurs »tete-a-queue«, leurs »chenilles«, dans une attitude 
toute de reaction. Elle s'entraine par la a cet assujettissement avec 
lequel la propagande tant industrielle que politique doit pouvoir 
compter. - L'intronisation de la marchandise et la splendeur des 
distractions qui Pentourent, voila le sujet secret de Part de Grand- 
ville. D'ou la disparite entre son element utopique et son element 
cynique. Ses artifices subtils dans la representation d'objets ina- 
nimes correspondent a ce que Marx appelle les »lubies theologi- 
ques« de la marchandise. L'expression concrete s'en trouve claire- 
ment dans la »specialite« - une designation de marchandise qui fait a 
cette epoque son apparition dans Pindustrie de luxe. Les expositions 



66 Das Passagen-Werk • Exposes 

universelles construisent un monde fait de »specialites«. Les fantai- 
sies de Grandville realisent la meme chose. Elles modernisent 
Punivers. L'anneau de Saturne devient pour lui un balcon en fer 
forge ou les habitants de Saturne prennent Pair a la tombee de la 
nuit. De la meme fagon un balcon en fer forge representerait a 
P exposition universelle Panneau de Saturne et ceux qui s'y avancent 
se verraient entraines dans une fantasmagorie ou ils se sentent mues 
en habitants de Saturne. Le pendant litteraire de cette utopie 
graphique, c'est Pceuvre du savant fourieriste Toussenel. Toussenel 
s'occupait de la rubrique des sciences naturelles dans un journal de 
mode. Sa zoologie range le monde animal sous le sceptre de la mode. 
II considere la femme comme le mediateur entre Phomme et les 
animaux. Elle est en quelque sorte le decorateur du monde animal, 
qui en echange depose a ses pieds son plumage et ses fourrures. »Le 
lion ne demande pas mieux que de se laisser rogner les ongles, 
pourvu que ce soit une jolie fille qui tienne les ciseaux.« 



II 

»La mode: Monseigneur la mort! Monseigneur la mort!« 
Leopardi: Dialogue entre la mode et la mort 

La mode prescrit le rite suivant lequel le fetiche qu'est la marchan- 
dise demande a etre adore; Grandville etend son autorite sur les 
objets d'usage courant aussi bien que sur le cosmos. En la poussant 
jusqu'a ses consequences extremes il en revele la nature. Elle 
accouple le corps vivant au monde inorganique. Vis-a-vis du vivant 
elle defend les droits du cadavre, Le fetichisme qui est ainsi sujet au 
sex appeal du non-organique, est son nerf vital. Les fantaisies de 
Grandville correspondent a cet esprit de la mode, tel qu'Apollinaire 
en a trace plus tard une image: »Toutes les matieres des differents 
regnes de la nature peuvent maintenant entrer dans la composition 
d'un costume de femme. J'ai vu une robe charmante, faite de 
bouchons de liege ... La porcelaine, le gres et la faience ont 
brusquement apparu dans Part vestimentaire . . . On fait des souliers 
en verre de Venise et des chapeaux en cristal de Baccarat. « 



Paris, Capitale du XIX* me siecle 6> 

C. Louis-Philippe ou Pinterieur 

I 

»Je crois ... a mon ame: la Chose. « 

Leon Deubel: (Euvres. Paris 1929, p. 193. 

Sous le regne de Louis-Philippe le particulier fait son entree dans 
Phistoire. Pour le particulier les locaux d'habitation se trouvent 
pour la premiere fois en opposition avec les locaux de travail. Ceux- 
la viennent constituer Pinterieur; le bureau en est le complement. 
(De son cote il se distingue nettement du comptoir, qui par ses 
globes, ses cartes murales, ses balustrades, se presente comme une 
survivance de formes baroques anterieures a la piece d'habitation.) 
Le particulier qui ne tient compte que des realites dans son bureau 
demande a etre entretenu dans ses illusions par son interieur. Cette 
necessite est d'autant plus pressante qu'il ne songe pas a greffer sur 
ses interets d'affaires une conscience claire de sa fonction sociale. 
Dans Pamenagement de son entourage prive il refoule ces deux 
preoccupations. De la derivent les fantasmagories de Pinterieur; 
celui-ci represente pour le particulier Punivers. Il y assemble les 
regions lointaines et les souvenirs du passe. Son salon est une loge 
dans le theatre du monde. 

L'interieur est Pasile ou se refugie Part. Le collectionneur se trouve 
etre le veritable occupant de Pinterieur. II fait son affaire de 
Pidealisation des objets. C'est a lui qu'incombe cette tache sisy- 
pheenne d'oter aux choses> parce qu'il les possede, leur caractere de 
marchandise. Mais il ne saurait leur conferer que la valeur qu'elles 
ont pour Pamateur au lieu de la valeur d'usage. Le collectionneur se 
plait a susciter un monde non seulement lointain et defunt mais en 
meme temps meilleur; un monde ou Phomme est aussi peu pourvu a 
vrai dire de ce dont il a besoin que dans le monde reel, mais ou les 
choses sont liberees de la servitude d'etre utiles. 



68 Das Passagen-Werk • Exposes 

II 

»La tete . . . 

Sur la table de nuit, comme une renoncule, 

Repose. « 

Baudelaire: Une martyre 

L/interieur n'est pas seulement 1'univers du particulier, il est encore 
son etui. Depuis Louis-Philippe on rencontre dans le bourgeois 
cette tendance a se dedommager pour P absence de trace de la vie 
privee dans la grande ville. Cette compensation il tente de la trouver 
entre les quatre murs de son appartement. Tout se passe comme s'il 
avait mis un point d'honneur a ne pas laisser se perdre les traces de 
ses objets d'usage et de ses accessoires. Sans se lasser il prend 
l'empreinte d'une foule d'objets; pour ses pantoufles et ses montres, 
ses couverts et ses parapluies, il imagine des housses et des etuis. Il a 
une preference marquee pour le velours et la peluche qui conservent 
l'empreinte de tout contact. Dans le style du Second Empire 
Pappartement devient une sorte d'habitacle. Les vestiges de son 
habitant se moulent dans Pinterieur. De la nait le roman policier qui 
s'enquiert de ces vestiges et suit ces pistes. La Philosophie d'ameu- 
blement et les »nouvelles-detectives« d'Edgar Poe font de lui le 
premier physiognomiste de Pinterieur. Les criminels dans les 
premiers romans policiers ne sont ni des gentlemen ni des apaches, 
mais de simples particuliers de la bourgeoisie {Le Chat Noir, Le 
Cceur Revelateur, William Wilson). 



Ill 

»Dies Suchen nach meinem Heim . . . war meine Heimsu- 
chung . . . Wo ist - mein Heim? Darnach frage und suche und 
suchte ich, das fand ich nicht.« 
Nietzsche: Also sprach Zarathustra 

La liquidation de Pinterieur eut lieu dans les derniers lustres du 
siecle par le »modern style«, mais elle etait preparee de longue date. 
L'art de Pinterieur etait un art de genre. Le »modern style« sonne le 
glas du genre. II s'eleve contre Pinfatuation du genre au nom d'un 
mal du siecle, d'une aspiration aux bras toujours ouverts. Le 
»modern style« fait entrer pour la premiere fois en ligne de compte 



Paris, Capitaie du XIX 6me siecle 69 

certaines formes tectoniques. II s'efforce en meme temps de les 
detacher de leurs rapports fonctionnels et de les presenter comme 
des constantes naturelles: il s'efforce en somme de les styliser. Les 
nouveaux elements de la construction en fer et en particulier la 
forme »support« retiennent Pattention du »modern style«. Dans le 
domaine de Pornementation il cherche a integrer ces formes a Part. 
Le beton met a sa disposition de nouvelles virtualites en architec- 
ture. Chez Van de Velde la maison se presente comme Pexpression 
plastique de la personnalite. Le motif ornemental joue dans cette 
maison le role de la signature sous un tableau. Il se complait aparler 
un langage lineaire a caractere mediumnique ou la fleur, symbole de 
la vie vegetative, s'insinue dans les lignes memes de la construction. 
(La ligne courbe du »modern style« fait son apparition des le titre des 
Fleurs du Mai Une sorte de guirlande marque le lien des Fleur s du 
Mai, en passant par les »ames des fleurs « d'Odilon Redon, au »faire 
catleya« de Swann). - Ainsi que Fourier Pavait prevu, c'est de plus 
en plus dans les bureaux et les centres d'affaires qu'il faut chercher le 
veritable cadre de la vie du citoyen. Le cadre fictif de sa vie se 
constitue dans la maison privee. C'est ainsi que L' arch he cte Solness 
fait le compte du »modern style«; Pessai de Pindividu de se mesurer 
avec la technique en s'appuyant sur son essor intime le mene a sa 
perte: Parchitecte Solness se tue en tombant du haut de sa tour. 

D. Baudelaire ou les rues de Paris 



»Tout pour moi devient allegoric* 
Baudelaire: Le Cygne 

Le genie de Baudelaire, qui trouve sa nourriture dans la melancolie, 
est un genie allegorique* Pour la premiere fois chez Baudelaire, 
Paris devient objet de poesie lyrique. Cette poesie locale est a 
Pencontre de toute poesie de terroir. Le regard que le genie 
allegorique plonge dans la ville trahit bien plutot le sentiment d'une 
profonde alienation. C'est la le regard d'un flaneur, dont le genre de 
vie dissimule derriere un mirage bienfaisant la detresse des habitants 
futurs de nos metropoles. Le flaneur cherche un refuge dans la 
foule. La foule est le voile a travers lequel la ville familiere se meut 



70 Das Passagen-Werk • Exposes 

pour le flaneur en fantasmagorie. Cette fantasmagorie, ou elle 
apparait tantot comme un paysage, tantot comme une chambre, 
semble avoir inspire par la suite le decor des grands magasins, qui 
mettent ainsi la flanerie meme au service de leur chiffre d'affaires. 
Quoi qu'il en soit les grands magasins sont les derniers parages de la 
flanerie. 

Dans la personne du flaneur ^intelligence se familiarise avec le 
marche. Elle s'y rend, croyant y faire un tour; en fait c'est dejapour 
trouver preneur. Dans ce stade mitoyen ou elle a encore des 
mecenes, mais ou elle commence deja a se plier aux exigences du 
marche, (en 1'espece du feuilleton) elle forme la boheme. A 
l'indetermination de sa position economique correspond l'ambi- 
gui'te de sa fonction politique. Celle-ci se manifeste tres evidemment 
dans les figures de conspirateurs professionnels, qui se recrutent 
dans la boheme. Blanqui est le representant le plus remarquable de 
cette categoric Nul n'a eu au XIX feme siecle une autorite revolution- 
naire comparable a la sienne. L'image de Blanqui passe comme un 
eclair dans les Litanies de Satan. Ce qui n'empeche que la rebellion 
de Baudelaire ait toujours garde le caractere de l'homme asocial: elle 
est sans issue. La seule communaute sexuelle dans sa vie, il l'a 
realisee avec une prostituee. 



II 

»Nul trait ne distinguait, du meme enfer venu, 
Ce jumeau centenaire.« 

Baudelaire: Les sept vieillards 

Le flaneur fait figure d'eclaireur sur le marche. En cette qualite il est 
en meme temps Pexplorateur de la foule. La foule fait naitre en 
l'homme qui s'y abandonne une sorte d'ivresse qui s'accompagne 
d'illusions tres particulieres, de sorte qu'il se flatte, en voyant le 
passant emporte dans la foule, de l'avoir, d'apres son exterieur, 
classe, reconnu dans tous les replis de son ame. Les physiologies 
contemporaines abondent en documents sur cette singuliere con- 
ception. L'ceuvre de Balzac en fournit d'excellents. Les caracteres 
typiques reconnus parmi les passants tombent a tel point sous les 
sens que l'on ne saurait s'etonner de la curiosite incitee a se saisir au- 
dela d'eux de la singularite speciale du sujet. Mais le cauchemar qui 



Paris, Capitale du XIX feme siecle 71 

correspond a la perspicacite illusoire du physiognomiste dont nous 
avons parle, c'est de voir ces traits distinctifs, particuliers au sujet, se 
reveler a leur tour n'etre autre chose que les elements constituants 
d'un type nouveau; de sorte qu'en fin de compte Pindividualite la 
mieux definie se trouverait etre tel exemplaire d'un type. C'est la 
que se manifeste au coeur de la flanerie une fantasmagorie angois- 
sante. Baudelaire Pa developpee avec une grande vigueur dans les 
Sept Vieillards. 11 s'agit dans cette poesie de Papparition sept fois 
reiteree d'un vieillard d'aspect repoussant. L'individu qui est ainsi 
presente dans sa multiplication comme toujours le meme temoigne 
de Pangoisse du citadin a ne plus pouvoir, malgre la mise en oeuvre 
de ses singularites les plus excentriques, rompre le cercle magique 
du type. Baudelaire qualifie P aspect de cette procession d'infernal. 
Mais le nouveau que toute sa vie il a guette, n'est.pas fait d'une autre 
matiere que cette fantasmagorie du »toujours le meme«. (Lapreuve 
qui peut etre fournie que cette poesie transcrit les reves d'un 
haschichin n'infirme en rien cette interpretation.) 

Ill 

»Au fond de Plnconnu pour trouver du nouveauU 
Baudelaire: Le Voyage 

La cle de la forme allegorique chez Baudelaire est solidaire de la 
signification specifique que prend la marchandise du fait de son 
prix. A l'avilissement singulier des choses par leur signification, qui 
est caracteristique de l'allegorie du XVIP me siecle, correspond 
l'avilissement singulier des choses par leur prix comme marchan- 
dise. Cet avilissement que subissent les choses du fait de pouvoir 
etre taxees comme marchandises est contrebalance chez Baudelaire 
par la valeur inestimable de la nouveaute. La nouveaute represente 
cet absolu qui n'est plus accessible a aucune interpretation ni a 
aucune comparaison. Elle devient l'ultime retranchement de Part. 
La derniere poesie des Fleurs du Mai: »Le Voyage«. »0 Mort, vieux 
capitaine, il est temps! levons Pancre!« Le dernier voyage du 
flaneur: la Mort. Son but: le Nouveau. Le nouveau est une qualite 
independante de la valeur d'usage da la marchandise. Il est a 
Porigine de cette illusion dont la mode est Pinfatigable pour- 
voyeuse. Que la derniere ligne de resistance de Part coincidat avec la 



yi Das Passagen-Werk * Exposes 

ligne d'attaque la plus avancee de la marchandise, cela devait 
demeurer cache a Baudelaire. 

Spleen et ideal- dans le titre de ce premier cycle des Fleurs du Mai le 
mot etranger le plus vieux de la langue franchise a ete accouple au 
plus recent. Pour Baudelaire il n'y a pas contradiction entre les deux 
concepts. II reconnait dans le spleen la derniere en date des 
transfigurations de l'ideal - 1' ideal lui semble etre la premiere en date 
des expressions du spleen. Dans ce titre ou le supremementnouveau 
est presente au lecteur comme un »supremement ancien«, Baude- 
laire a donne la forme la plus vigoureuse a son concept du moderne. 
Sa theorie de Tart a toute entiere pour axe la »beaute moderne« et le 
critere de la modernite lui semble etre ceci, qu'elle est marquee au 
coin de la fatalite d'etre un jour l'antiquite et qu'elle le revele a celui 
qui est temoin de sa naissance. C'est la la quintessence de l'imprevu 
qui vaut pour Baudelaire comme une qualite inalienable du beau. Le 
visage de la modernite elle-meme nous foudroie d'un regard 
immemorial. Tel le regard de la Meduse pour les Grecs. 

E. Haussmann oh les barricades 

I 

»J'ai le cuke du Beau, du Bien, des grandes choses, 
De la belle nature inspirant le grand art, 
Qu'il enchante l'oreille ou charme le regard; 
J*ai l'amour du printemps en fleurs: femmes et roses!« 
(Baron Haussmann:) Confession d'un lion devenu vieux 

L'activite de Haussmann s'incorpore a rimperialisme napoleonien, 
qui favorise le capitalisme de la finance. A Paris la speculation est a 
son apogee. Les expropriations de Haussmann suscitent une specu- 
lation qui frise l'escroquerie. Les sentences de la Cour de Cassation 
qu'inspire ^opposition bourgeoise et orleaniste, augmentent les 
risques financiers de Thaussmannisation. Haussmann essaie de 
donner un appui solide a sa dictature en plagant Paris sous un regime 
d'exception. En 1864 il donne carriere a sa haine contre la popula- 
tion instable des grandes villes dans un discours a la Chambre. Cette 
population va constamment en augmentant du fait de ses entre- 
prises. La hausse des loyers chasse le proletariat dans les faubourgs. 
Par la les quartiers de Paris perdent leur physionomie propre. La 



Paris, Capitale du XlX hmc siecle 73 

»ceinture rouge« se constitue. Haussmann s'est donne a lui-meme le 
titre »d'artiste demolisseur« . II se sentait une vocation pour Poeuvre 
qu'il avait entreprise; et il souligne ce fait dans ses memoires. Les 
halles centrales passent pour la construction la plus reussie de 
Haussmann et il y a la un symptdme interessant. On disait de la 
Cite, berceau de la ville, qu'apres le passage de Haussmann il n'y 
restait qu'une eglise, un hopital, un batiment public et une caserne. 
Hugo et Merimee donnent a entendre combien les transformations 
de Haussmann apparaissaient aux parisiens comme un monument 
du despotisme napoleonien. Les habitants de la ville ne s'y sentent 
plus chez eux-; ils commencent a prendre conscience du caractere 
inhumain de la grande ville. L'ceuvre monumentale de Maxime Du 
Camp, Paris, doit son existence a cette prise de conscience. Les 
eaux- fortes de Meryon (vers 1850) prennent le masque mortuaire du 
vieux Paris. 

Le veritable but des travaux de Haussmann c'etait de s'assurer 
contre Peventualite d'une guerre civile. Il voulait rendre impossible 
a tout jamais la construction de barricades dans les rues de Paris. 
Poursuivant le meme but Louis-Philippe avait deja introduit les 
paves de bois. Neanmoins les barricades avaient joue un role 
considerable dans la revolution de Fevrier. Engels s'occupa des 
problemes de tactique dans les combats de barricades. Haussmann 
cherche a les prevenir de deux fa§ons. La largeur des rues en rendra 
la construction impossible et de nouvelles voies relieront en ligne 
droite les casernes aux quartiers ouvriers. Les contemporains ont 
baptise son entreprise: »l'embellissement strategique«. 



II 

»Das Bliithenreich der Dekorationen, 
Der Reiz der Landschaft, der Architektur 
Und aller Szenerie-Effekt beruhen 
Auf dem Gesetz der Perspektive nur.« 

Franz Bohle: Theater-Katecbismns. 

Miinchen, p. 74. 

L'ideal d'urbaniste de Haussmann, c'etaient les perspectives sur 
lesquelles s'ouvrent de longues enfilades de rues. Cet ideal corres- 
pond a la tendance courante au XIX^ me siecle a anoblir les necessites 



74 Das Passagen-Werk • Exposes 

techniques par de pseudo-fins artistiques. Les temples du pouvoir 
spirituel et seculier de la bourgeoisie devaient trouver leur apo- 
theose dans le cadre des enfilades de rues. On dissimulait ces 
perspectives avant Inauguration par une toile que Ton soulevait 
comme on devoile un monument et la vue s'ouvrait alors sur une 
eglise, une gare, une statue equestre ou quelqu'autre symbole de 
civilisation. Dans Phaussmannisation de Paris la fantasmagorie s'est 
faite pierre. Comme elle est destinee a une sorte de perennite, elle 
laisse entrevoir en meme temps son caractere tenu. L'Avenue de 
l'Opera qui selon P expression malicieuse de Pepoque, ouvre la 
perspective de la loge de la concierge de PHotel du Louvre, fait voir 
de combien peu se contentait la megalomanie du prefet. 

Ill 

»Fais voir, en dejouant la ruse, 
O Republique a ces pervers 
Ta grande face de Meduse 
Au milieu de rouges eclairs. « 

Pierre Dupont: Chant des Ouvriers 

La barricade est ressuscit.ee par la Commune. Elle est plus forte et 
mieux congue que jamais. Elle barre les grands boulevards, s'eleve 
souvent a hauteur du premier etage et recele des tranchees qu'elle 
abrite. De meme que le Manifeste communiste clot Pere des 
conspirateurs professionnels, de meme la Commune met un terme a 
la fantasmagorie qui domine les premieres aspirations du proleta- 
riat. Grace a elle Pillusion que la tache de la revolution proletarienne 
serait d'achever Pceuvre de 89 en etroite collaboration avec la 
bourgeoisie, se dissipe. Cette chimere avait marque la periode 1831- 
1871, depuis les emeutes de Lyon jusqu'a la Commune. La 
bourgeoisie n'a jamais partage cette erreur. Sa lutte contre les droits 
sociaux du proletariat est aussi vieille que la grande revolution. Elle 
coincide avec le mouvement philanthropique qui Pocculte et qui a 
eu son plein epanouissement sous Napoleon III. Sous son gouver- 
nement a pris naissance Pceuvre monumentale de ce mouvement: le 
livre de Le Play, Ouvriers Europeens. 

A cote de la position ouverte de la philanthropic la bourgeoisie a de 
tout temps assume la position couverte de la lutte des classes. Des 



Paris, Capitale du XIX^ me siecle 7 5 

183 1 elle reconnait dans le Journal des Debats: »Toutmanufacturier 
vit dans sa manufacture comme les proprietaires des plantations 
parmi leurs esclaves.« S'il a ete fatal pour les emeutes puvrieres 
anciennes, que nulle theorie de la revolution ne leur ait montre le 
chemin, c'est aussi d'autre part la condition necessaire de la force 
immediate et de Penthousiasme avec lequel elles s'attaquent a la 
realisation d'une societe nouvelle. Cet enthousiasme qui attemt son 
paroxysme dans la Commune, a gagne parfois a la cause ouvriere les 
meilleurs elements de la bourgeoisie, mais a amene finalement les 
ouvriers a succomber a ses elements les plus vils. Rimbaud et 
Courbet se sont ranges du cote de la Commune. L'incendie de Paris 
est le digne achevement de 1'ceuvre de destruction du Baron 
Haussmann. 



Conclusion 

»Hommes du XIX e siecle, Theure de nos apparitions est fixee 
a jamais, et nous ramene toujours les memes.« 

Auguste Blanqui: L'Eternite par les Astres. Paris 1872, 

p. 74/75. 

Pendant la Commune Blanqui etait tenu prisonnier au fort du 
Taureau. C'est la qu'il ecrivit son Eternite par les Astres. Ce livre 
paracheve la constellation des fantasmagories du siecle par une 
derniere fantasmagorie, a caractere cosmique, qui implicitement 
comprend la critique la plus acerbe de toutes les autres. Les 
reflexions ingenues d'un autodidacte, qui forment la partie princi- 
pal de cet ecrit, ouvrent la voie a une speculation qui inflige a l'elan 
revolutionnaire de l'auteur un cruel dementi. La conception de 
l'univers que Blanqui developpe dans ce livre et dont il emprunte les 
donnees aux sciences naturelles mecanistes, s'avere etre une vision 
d'enfer. C'est de plus le complement de cette societe dont Blanqui 
vers la fin de sa vie a ete oblige de reconnaitre le triomphe sur lui- 
meme. Ce que fait Tironie de cet echafaudage, ironie cachee sans 
doute a l'auteur lui-meme, c'est que le requisitoire effrayant qu'il 
prononce contre la societe, affecte la forme d'une soumission sans 
reserve aux resultats. Cet ecrit presente l'idee du retour eternel des 
choses dix ans avant Zaratbustra; de fa^on a peine moins patheti- 
que, et avec une extreme puissance d'hallucination. 



j6 Das Passagen-Werk ■ Exposes 

Elle n'a rien de triomphant, laisse bien plutot un sentiment d'op- 
pression. Blanqui s'y preoccupe de tracer une image du progres qui, 
- antiquite immemoriale se pavanant dans un apparat de nouveaute 
derniere - se revele comme etant la fantasmagorie de Phistoire elle- 
meme. Voici le passage essentiel: 

»L'univers tout entier est compose de systemes stellaires. Pour les 
creer, la nature n'a que cent corps simples a sa disposition. Malgre le 
parti prodigieux qu'elle sait tirer de ces ressources et le chiffre 
incalculable de combinaisons qu'elles permettent a sa recondite, le 
resultat est necessairement un nombre fini, comme celui des 
elements eux-memes, et pour remplir Petendue, la nature doit 
repeter a Pinfini chacune de ses combinaisons originales ou types. 
Tout astre, quel qu*il soit, existe done en nombre infini dans le 
temps et dans Pespace, non pas seulement sous Pun de ses aspects, 
mais tel qu'il se trouve a chacune des secondes de sa duree, depuis la 
naissance jusqu'a la mort ... La terre est Pun de ces astres. Tout etre 
humain est done eternel dans chacune des secondes de son exis- 
tence. Ce que j'ecris en ce moment dans un cachot du fort du 
Taureau, je Pai ecrit et je Pecrirai pendant Peternite, sur une table, 
avec une plume, sous des habits, dans des circonstances toutes 
semblables. Ainsi de chacun . . . Le nombre de nos sosies est infini 
dans le temps et dans Pespace. En conscience, on ne peut guere 
exiger davantage. Ces sosies sont en chair et en os, voire en pantalon 
et paletot, en crinoline et en chignon. Ce ne sont point la des 
fantomes, e'est de Pactualite eternisee. Voici neanmoins un grand 
defaut: il n'y a pas progres . . ; Ce que nous appelons le progres est 
claquemure sur chaque terre, et s'evanouit avec elle. Toujours et 
partout, dans le camp terrestre, le meme drame, le meme decor, sur 
la meme scene etroite, une humanite bruyante, infatuee de sa 
grandeur, se croyant Punivers et vivant dans sa prison comme dans 
une immensite, pour sombrer bientot avec le globe qui a porte dans 
le plus profond dedain, le fardeau de son orgueil. Meme monotonie, 
meme immobilisme dans les astres etrangers. L'univers se repete 
sans fin et piaffe sur place. L'eternite joue imperturbablement dans 
Pinfini les memes representations. « 

Cette resignation sans espoir, e'est le dernier mot du grand revolu- 
tionnaire. Le siecle n'a pas su repondre aux nouvelles virtualit.es 
techniques par un ordre social nouveau. C'est pourquoi le dernier 
mot est reste aux truchements egarants de Pancien et du nouveau, 



Paris, Capitale du XIX* me siecle 77 

qui sont au coeur de ces fantasmagories. Le monde domine par ses 
fantasmagories, c'est - pour nous servir de l'expression de Baude- 
laire - la modernite. La vision de Blanqui fait entrer dans la 
modernite - dont les sept vieillards apparaissent comme les herauts 
- l'univers tout entier. Finalement la nouveaute lui apparait comme 
l'attribut de ce qui appartient au ban de la damnation. De meme 
fagon dans un vaudeville quelque peu anterieur: del et Enfer les 
punitions de Tenfer font figure de derniere nouveaute de tout 
temps, de »peines eternelles et toujours nouvelles«. Les hommes du 
XIX £mc siecle auxquels Blanqui s'adresse comme a des apparitions 
sont issus de cette region. 



Aufzeichnungen und Materialien 



{Ubersicht) 



A 


Passagen, magasins de nouveaute(s), calicots 


83 


B 


Mode 


IIO 


C 


antikisches Paris, Katakomben, demolitions, 






Untergang von Paris 


133 


D 


die Langeweile, ewige Wiederkehr 


156 


E 


Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 


U9 


F 


Eisenkonstruktion 


211 


G 


Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 


232 


H 


der Sammler 


269 


I 


das Interieur, die Spur 


281 


J 


Baudelaire 


301 


K 


Traumstadt und Traumhaus, Zukunftstraume, 






anthropolog(ischer) Nihilism(us), Jung 


490 


L 


Traumhaus, Museum, Brunnenhalle 


5 11 


M 


der Flaneur 


5 2 4 


N 


Erkenntnistheoretisches, Theorie des Fortschritts 


570 


O 


Prostitution, Spiel 


612 


P 


die Straften von Paris 


643 


Q 


Panorama 


655 


R 


Spiegel 


666 


S 


Malerei, Jugendstil, Neuheit 


674 


T 


Beleuchtungsarten 


698 


U 


Saint-Simon, Eisenbahnen 


708 


V 


Konspirationen, compagnonnage 


745 


w 


Fourier 


764 


X 


Marx 


800 


Y 


die Photographie 


824 


z 


die Puppe, der Automat 


847 


a 


soziale Bewegung 


852 


b 

c 


Daumier 


899 


d 

e 


Literaturgeschichte, Hugo 


903 


f 






g 
h 


die Borse, Wirtschaftsgeschichte 


939 


i 


Reproduktionstechnik, Lithographic 


94 6 



82 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

k die Kommune 949 

1 die Seine, altestes Paris 957 

m Miiftiggang 961 

n 

o 

p anthropologischer Materialismus, Sektengeschichte 971 

q 

r Ecole polytechnique 982 

s 

t 

u 

v 

w 



[Passagen, magasins de nouveaute(s), calicots] 



»De ces palais les colonnes magiques 

A Pamateur montrent de toutes parts, 

Dans les objets qu'etalent leurs portiques, 

Que l'industrie est rivale des arts,« 

Chanson nouvelle cit Nouveaux tableaux de Paris ou 
observations sur les mceurs et usages des Parisiens au 
commencement du XIX e siecle Paris 1828 I p 2j 

»A vendre les Corps, les voix, l'immense opulence inquestio- 
nable, ce qu'on ne vendra jamais. « 
Rimbaud 

»Wir haben«, sagt der illustrierte Pariser Fiihrer, ein vollstandiges 
Gemalde der Seine-Stadt und ihrer Umgebungen vom Jahre 
1 852^) »bei den inneren Boulevards wiederholt der Passagen 
gedacht, die dahin ausmiinden. Diese Passagen, eine neuere Erfin- 
dung des industriellen Luxus, sind glasgedeckte, marmorgetafelte 
Gange durch ganze Hausermassen, deren Besitzer sich zu solchen 
Spekulationen vereinigt haben. Zu beiden Seiten dieser Gange, die 
ihr Licht von oben erhalten, laufen die elegantesten Warenladen 
hin, so daft eine solche Passage eine Stadt, eine Welt im Kleinen ist 
□ Flaneur D, in der der Rauflustige alles finden wird, dessen er 
benotigt. Sie sind bei plotzhchen Regengiissen der Zufluchtsort 
aller Uberraschten, denen sie eine gesicherte, wenn auch beengte 
Promenade gewahren, bei der die Verkaufer auch ihren Vorteil 
finden. « D Wetter D 

Diese Stelle ist der locus classicus fur die Darstellung der Passagen, 
denn aus ihr entspinnen sich nicht allein die divagations liber den 
Flaneur und das Wetter, sondern auch was liber die Bauweise der 
Passagen in wirtschaftlicher und architektonischer Hinsicht zu 
sagen ist, konntehier seine Stelle finden. [A 1, 1] 

Namen von Magasins de Nouveautes: La fille d'honneur / La Vestale / Le 
page inconstant / Le masque de fer / Le petit chaperon rouge / La petite 
Nanette / La chaumiere allemande / Au mamelouk / Au coin de la rue - 



84 Das Passagen-Werk - Aufzeichnungen und Materialien 

Namen, die meist aus erfolgreichen Vaudevilles stammen. D Mytholo- 
gie D Ein gantier: Au ci-devant jeune homme; ein confiseur: Aux armes de 
Werther 

»Der Name des Juweliers steht in groften, mit tauschend nachgeahmten 
Edelsteinen ausgelegten Buchstaben uber der Ladenthur.« Eduard Kroloff : 
Schilderungen aus Paris Hamburg 1839 II p 73 »In der Galerie Vero- 
Dodat ist ein Efiwarenladen, iiber dessen Thiir man die Inschrift Gastrono- 
mic cosmopolite lieset, deren einzelne Buchstaben auf eine hochst komi- 
sche Art aus Schnepfen, Fasanen, Hasen, Hirschgeweihen, Hummern, 
Fischen, Vogelnieren u.s.w. zusammengestellt sind.« Kroloff: Schilderun- 
gen aus Paris II p 75 D Grandville D [Ai,2] 

Wenn das Geschaft sich entwickelte, kaufte der Inhaber Vorrat fur 
eine Woche und zog, um Raum fiirs Speichern seiner Ware zu 
gewinnen, in den Entresol. Damit war dann aus der boutique ein 
magasin geworden. [A 1, 3] 

Es war die Zeit, in der Balzac schreiben konnte: »Le grand poeme 
de Tetalage chante ses strophes de couleurs depuis la Madeleine 
jusqu'a la porte Saint-Denis. « Le diable a Paris Paris 1846 II p 91 
(Balzac: Les boulevards de Paris) [A 1, 4] 

»Le jour que Specialite fut decouverte par Sa Majeste l'Industrie, reine de 
France et de quelques lieux circonvoisins; ce jour-la, dit-on, Mercure, dieu 
special Acs marchands et de plusieurs autres specialties sociales, frappapar 
trois fois de son caducee le fronton de la Bourse, et jura par la barbe de 
Proserpine que le mot lui paraissait joli.« D Mythologie D Das Wort ist 
ubrigens zunachst nur fiir Luxuswaren im Gebrauch. La grande ville 
Nouveau tableau de Paris Paris 1844 II p 57 (Marc Fournier: Les 
specialites parisiennes) [A i, 5] 

»Les rues etroites qui environnent POpera, et les dangers auxquels les 
pietons etaient exposes en sortant de ce spectacle toujours assiege de 
voitures, donnerent en 1821, a une compagnie de speculateurs, 1'idee, 
d'utiliser une partie des constructions qui separaient le nouveau theatre 
d'avec le boulevart. / Cette entreprisej en meme temps qu'elle devint une 
source de richesses pour ses auteurs, fut pour le public d'un immense 
avantage. / En effet, au moyen d'un petit passage etroit, eleve en bois et 
couvert, on communique de plain-pied et avec toute securite du vestibule 
de l'Opera dans ces galeries, et de la sur le boulevart . . . Au dessus de 
l'entablement des pilastres doriques qui divisent les magasins s'elevent deux 
etages d'appartements, et au dessus de ces appartements, et dans toute la 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 8 5 

longueur des galeries, regnent de grands vitrages.« J. A. Dulaure: Histoire 
physique, civile et morale de Paris depuis 1821 jusqu^a nos jours Paris 1835 
Up 28/29 [A i,6] 

Bis 1870 beherrschte der Wagen die Strafte. Auf den schmalen Biirgerstei- 
gen war man aufierst beengt und daher fand das Flanieren vornehmlich in 
den Passagen statt, die vorm Wetter und vorm Verkehr Schutz boten. »Nos 
rues plus larges et nos trottoirs plus spacieux ont rendu aisee la douce 
flanerie impossible a nos peres, ailleurs que dans les passages. « O Flaneur D 
Edmond Beaurepaire: Paris d'hier et d'aujourd'hui La chronique des rues 
Paris 1 900 p 67 [ A 1 a, 1 ] 

Passagen-Namen: Passage des Panoramas, Passage Vero-Dodat, Passage 
du Desir (menant jadis a un lieu galant), Passage Colbert, Passage Vivienne, 
Passage du Pont-Neuf , Passage du Caire, Passage de la Reunion, Passage de 
1'Opera, Passage de la Trinite, Passage du Cheval-Blanc, Passage Pressiere 
{Bessieres?}, Passage du Bois de Boulogne, Passage Grosse-Tete. (Passage 
des Panoramas hieft vorher Passage Mires.) [A 1 a, 2] 

Le passage Vero-Dodat (construit entre les rues de Bouloy et Grenelle- 
Saint-Honore) »doit son nom a deux riches charcutiers, MM. Vero et 
Dodat, qui entreprirent en 1823 son percement ainsi que les immenses 
constructions qui en dependent; ce qui fit dire, dans le temps, que ce 
passage etait un beau morceau de I'art pris entre deux quartiers.« J. A. 
Dulaure: Histoire physique, civile et morale de Paris depuis 1821 jusqu'a 
nos jours Paris 1835 Up 34 [A 1 a, 3] 

Die Passage Vero-Dodat hatte Marmorpflaster. Die Rachel bewohnte sie 
eine Zeitlang. [A 1 a, 4] 

Galerie Colbert no 26 »La, sous l'apparence d J une gantiere, brillait une 
beaute accessible, mais qui ne tenait compte, en fait de jeunesse, que de la 
sienne; elle imposait aux mieux favorises de pourvoir aux atours dont elle 
esperait une fortune . . . Cette jeune et belle femme sous verre, on 1'appelait 
Labsolu; mais a sa recherche la philosophic aurait perdu tout son temps a 
courir. C'est sa bonne qui vendait les gants; elle en demandait.« D Puppen 
D Huren D Lefeuve: Les anciennes maisons de Paris IV (Paris 1875 ) p 70 

[A 1 a, 5] 

Cour du Commerce »La fut faite sur des moutons une premiere experience 
de la guillotine, instrument dont Pinventeur demeurait a la fois cour du 
Commerce et rue de PAncienne-Comedie.« Lefeuve: Les anciennes mai- 
sons de Paris IV p 148 [A 1 a, 6] 



86 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

»Le passage du Caire, dont la principale Industrie est Pimpression lithogra- 
phique, aurait bien du illuminer quand Napoleon III a supprime l'obliga- 
tion du timbre pour les circulaires de commerce; cette emancipation a 
enrichi le passage, qui s'en est montre reconnaissant par des frais d'embel- 
lissement. Jusque-la il fallait tenir, en cas de pluie, les parapluies ouverts 
dans ses galeries, qui en plusieurs endroits manquaient de couverture 
vitree.« Lefeuve: Les anciennes maisons de Paris II p 233 D Traumhauser O 
Wetter □ (Agyptische Ornamentik) [A 1 a, 7] 

Impasse Maubert, naguere d > Amboise. No 4 und 6 wohnte gegen 1756 eine 
Giftmischerin mit ihren beiden Helferinnen. Man fand sie eines morgens 
alle drei durchs Einatmen gif tiger Gase getotet auf. [A 1 a, 8] 

Griinderjahre unter Louis XVIII. Mit den dramatischen Aufschrif- 
ten der magasins de nouveautes tritt die Kunst in den Dienst des 
Kaufmanns. [A 1 a, 9] 

»Apres le passage des Panoramas, qui remontait a Pannee 1800 et dont la 
reputation mondaine etait assise, voici, a titre d'exemple, la galerie ouverte 
en 1826 par les charcutiers Vero et Dodat et figuree par une lithographie 
d'Arnout, de 1832. Depuis 1800, il faut descendre jusqu'en 1822 pour 
rencontrer un nouveau passage: c'est entre cette date et 1834 que s'eche- 
lonne la construction de la plupart de ces voies si particulieres et dont les 
plus importantes se trouvent groupees entre la rue Croix-des-Petits- 
Champs au Sud, la rue de la Grange-Bateliere au Nord, le boulevard de 
Sebastopol a PEst et la rue Ventadour a POuest.« Marcel Poete: Une vie de 
Cite Paris 1925 p 373/374 [A 1 a, 10] 

Laden in der Passage des Panoramas : Restaurant Veron, cabinet de lecture, 
marchand de musique, Marquis, marchands de vins, bonnetier, merciers, 
tailleurs, bottiers, bonnetiers, libraires caricaturiste, Theatre des Varietes. ' 
Demgegeniiber war die Passage Vivienne die solide Passage. Dort gab es 
keine Luxusgeschafte. D Traumhauser: Passage als Kirchenschiff mit 
Seitenkapellen. D [A 2, 1] 

Man nannte das »genie des jacobins et des industrlels« zusammen, 
aber man legte auch Louis-Philippe das Wort in den Mund: Dieu 
soit loue et mes boutiques aussi. Die Passagen als Tempel des 
Warenkapitals. [A 2, 2] 

Die neueste pariser Passage in den Champs-Elysees, von einem amerikani- 
schen Perlenkonig erbaut, kein Geschaft mehr. D Verfall □ [A 2, 3] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 87 

»I1 y avait eu a Paris des essais de bazar et des boutiques vendant a prix fixe 
vers la fin de l'ancien regime. Il s'etait fonde sous la Restauration et sous le 
regne de Louis-Philippe quelques grands magasins de nouveautes, comme 
le Diable boiteux, les Deux Magots, le Petit Matelot, Pygmalion; mais ces 
magasins etaient des etablissements d'ordre tout a fait inferieur, quand on 
les compare aux etablissements actuels. L'ere des grands magasins ne date 
en realite que du second Empire. lis ont pris un tres grand developpement 
depuis 1870 et ils continuent a se developper.« E. Levasseur: Histoire du 
commerce da la France II Paris 19 12 p 449 [A 2, 4] 

Passagen als Ursprung der Warenhauser? Welche von den oben 
genannten Magazinen waren in Passagen ? [A 2, 5 ] 

Das regime der Spezialitaten gibt - nebenbei gesagt - auch den 
historisch-materialistischen Schlussel fur den Aufschwung (wenn 
nicht die Entstehung) der Genremalerei in den vierziger Jahren des 
vorigen Jahrhunderts. Mit dem wachsenden Anteil, den die Bour- 
geoisie an der Kunst nahm, differenzierte sie sich, aber, entspre- 
chend dem zunachst geringen Kunstverstandnis dieser Schicht, im 
Gegenstandlichen, Dargestellten und es kamen historische Szenen, 
Tiermalerei, Kinderszenen, Bilder aus dem Leben der Monche, der 
Familie, des Dorfes als scharfumrissene Gattungen zum Vorschein. 
D Photographie D [A 2, 6] 

Es ist dem Einfluft des Handelsbetriebes auf Lautreamont und 
Rimbaud nachzugehen ! [A 2, 7] 

»Une autre caracteristique, a partir du Directoire surtout, (vermutlich bis 
etwa 1830??) ce sera la legerete des etoffes; durant les froids les plus vifs, 
meme, on ne verra apparaitre que tres rarement fourrures et chaudes 
douillet(t)es {?). Au risque d'y laisser leur peau, les femmes se vetiront 
comme si les rudesses des hivers n'existaient plus, comme si la nature, 
subitement, s'etait transformed en un eternel paradis.« Grand -Carteret: 
Les elegances de la toilette Paris p XXXIV [A 2, 8] 

Auch sonst gab damals das Theater den Wortschatz fur modische 
Dinge. Hiite a la Tarare, a la Theodore, a la Figaro, a la Grande- 
Pretresse, a lTphigenie, a la Calprenade, a la Victoire. Dieselbe 
niaiserie, die im Ballett den Ursprung des Wirklichen sucht, verrat 
sich darin, wenn - um 1830 - eine Zeitung sich den Namen »Le 
sylphe« gibt. D Mode D [A 2, 9] 



8 8 Das Passagen- Werk ■ Auf zeichnungen und Materialien 

Alexandre Dumas auf einer Soiree bei der Prinzessin Mathilde. Die Verse 
gehen auf Napoleon III. 

»Dans leurs fastes imperiales 

L'oncle et le neveu sont egaux: 

L'oncle prenait des capitales, 

Le neveu prend nos capitaux.« 
Eisiges Schweigen folgte. Berichtet bei Memoires du comte Horace de Viel- 
Castel sur le regne de Napoleon III II Paris 1883 p 185 [A2, 10] 

»Die Coulisse war die Permanenz des Borsenlebens. Hier gab es nie 
Feierabend, beinahe niemals Nacht. Wenn Tortoni geschlossen wurde, zog 
sich die Colonne auf die angrenzenden Boulevards und wogte dort, am 
dichtesten vor der Passage d POpera, auf und nieder.« Julius Rodenberg: 
Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht Leipzig 1 867 p 97 [A 2, 1 1] 

Spekulation in Eisenbahnaktien unter Louis-Philippe [A 2, 1 2] 

»Von derselben Herkunft [sc. aus dem Hause Rothschild] ferner ist Mires, 
der wundersam Beredte, der nur zu sprechen braucht, um seine Glaubiger 
zu iiberzeugen, dafi Verlust Gewinst sei - dessen Name aber nichtsdesto- 
weniger von der >Passage Mires< getilgt wurde nach seinem skandalosen 
Procefi, um sich in die >Passage des Princes< (mit den famosen Speisesalons 
von Peters) zu verwandeln.« Rodenberg: Paris bei Sonnenschein und 
Lampenlicht Leipzig 1 867 p 98 [A 2 a, 1] 

Ruf der Verkaufer der Kurszettel auf der Strafle: bei Hausse »La hausse de 
la Bourse«. Bei Baisse: (»)Les variations de la Bourse«. Der Terminus 
»Baisse« war polizeilich verboten. [A 2 a, 2] 

Die Passage de POpera ist in ihrer Bedeutung fur Coulissenge- 
schafte mit der Kranzlerecke zu vergleichen. Argot der Boursiers 
(»)in den Tagen, welche dem Ausbruch des deutschen Kriegs 
[1866] vorausgingen: die dreiprocentige Rente >Alphonsme<, der 
Credit foncier ... >le gros Ernests die italienische Rente ... >le 
pauvre Victors der Credit mobilier ... >le petit Jules<.(«) Nach 
Rodenberg (Leipzig 1867) p 100 [A 2 a, 3] 

Preis einer Charge als Agent de change 2 000 000 { sic ) bis 1 400 000 Frcs. 

[A 2 a, 4] 

»les passages, qui presque tous datent de la Restauration« Theodore Muret: 
L'histoire par le theatre Paris 1865 Up 300 [A 2 a, 5] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 89 

Einiges iiber Avant, Pendant et Apres von Scribe und Rougemont. 
Premiere 28 Juni 1 828. Der erste Teil der Trilogie stellt die Gesellschaft des 
ancien regime dar, der zweite die Schreckensherrschaft, der dritte spielt in 
der Gesellschaft der Restaurationszeit. Die Hauptperson, der General, ist 
im Frieden Industrieller und zwar ein grower Fabrikant geworden. »La 
manufacture remplace ici, pour le haut grade, le champ que cultivait le 
Soldat-Laboureur. L'eloge de Pindustrie n'a guere moins ete chante, par le 
vaudeville de la Restauration, que celui des guerriers et des lauriers. La 
classe bourgeoise, a ses differents degres, etait mise en regard de la classe 
noble: la fortune acquise par le travail etait opposee au blason seculaire, aux 
tourelles du vieux manoir. Ce tiers-etat, devenu la puissance dominante, 
avait, a son tour, ses flatteurs.« Theodore Muret: L'histoire par le theatre II 
p 306 [A 2 a, 6] 

Les Galeries de Bois »qui ont disparu de 1828 a 1829 pour faire place a la 
galerie d'Orleans, etaient formees par une triple ligne de boutiques peu 
luxueuses, et consistaient en deux allees paralleles, couvertes en toile et en 
planches, avec quelques vitrages pour donner du jour. On y marchait tout 
simplement sur la terre battue, que les fortes averses transformaient 
quelquefois en boue. Eh bien! on venait de toutes parts se presser dans cet 
endroit qui n'etait rien moins que magnifique, entre ces rangees de 
boutiques qui sembleraient des echoppes en comparaison de celles qui leur 
ont succede. Ces boutiques etaient occupees principalement par deux 
industries, ayant chacune leur genre d'attrait. II y avait force modistes, qui 
travaillaient sur de grands tabourets tournes vers le dehors, sans qu'aucune 
glace les en separat, et leur mine fort eveillee n'etait pas, pour certains 
promeneurs, le moindre appat du lieu. Puis, les Galeries de Bois etaient le 
centre de la librairie nouvelle.« Theodore Muret: L'histoire par le theatre II 
p 225/226 [A 2 a, 7] 

Julius Rodenberg iiber das kleine Lesekabinett in der Passage de POpera: 
»Wie freundlich steht dieses kleine halbdunkle Zimmer in meiner Erinne- 
rung, mit seinen hohen Biicherreihen, seinen griinen Tischen, seinem 
rothhaarigen Gar$on (einem grofien Biicherfreund, der immer Romane las, 
statt sie den andern zu bringen), seinen deutschen Zeitungen, die das Herz 
des Deutschen an jedem Morgen erfreuten (mit Ausnahme der >K6lni- 
schen<, die durchschnittlich alle zehn Tage nur einmal zum Vorschein 
kam). Aber wenn es Neuigkeiten in Paris gibt: hier sind sie zu haben, von 
hier aus erhalten wir sie. Leise geflustert (denn der Rothhaarige pafh scharf 
auf, dafi weder er noch die andern dadurch gestort werden) gehen sie von 
der Lippe zum Ohr, kaum horbar von der Feder aufs Papier, von dem 
Schreibtisch zur benachbarten boite aux lettres. Die giitige Dame des 
Bureau hat ein f reundliches Lacheln f iir alle, Papier und Enveloppen fiir die 



90 



Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 



Correspondenten: die erste Post ist besorgt, Koln und Augsburg haben 
ihre Nachrichten; und nun - zwolf Uhr! - in die Taverne.« Rodenberg: 
Paris bei Sonnenschein und LampenlichtL{ei)pz{ig) 1 867 p 6/7 [A 2 a, 8] 

»Le Passage du Caire rappelle beaucoup, en plus petit, le Passage du 
Saumon, qui existait autrefois rue Montmartre, sur 1'emplacement de la rue 
Bachaumont aujourd'hui.« Paul Leautaud: Vieux Paris Mercure de France 
1927P503 (i5oct(obre)) [A 3,1] 

»Des boutiques vieux modele, occupees par des commerces qu'on ne voit 
que ia, surmontees d'un petit entresol a l'ancien temps, avec des fenetres qui 
portent chacune le numero, en ecusson, correspondant a chaque boutique. 
De temps en temps, une porte, donnant sur un couloir, au bout duquel un 
petit escalier conduisant a ces entresols. Au bouton d'une de ces portes, cet 
ecriteau, a la main: 



en evitant de [aire 

cogner la porte en la 

refermant 

vous obligeriez Vouvrier 

qui travaille a cote. 



[A 3, 2] 



Ein anderes Schild ist ebendort (Leautaud: Vieux Paris M(ercure) d{e) 
F(rance) 1927 p 502/503) zitiert: 



Angela 
au i er etage a droite 



[A 3, 3] 



Alter Name fur Warenhauser »docks a bon marche« Giedion: Bauen in 
Frankreich {Leipzig Berlin 1928) p 31 ^3,4] 

Entwicklung des Passagenmagazins zum Warenhaus. Prinzip des 
Warenhauses: »Die Stockwerke bilden einen einzigen Raum. Man 
kann sie >sozusagen mit einem Blick umfassen<.« Giedion: Bauen in 

Frankreich p 34 [A 3, 5] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 9 1 

Giedion zeigt (»Bauen in Frankreich(«) p 35) wie der Grundsatz 
»Accueillir la foule et la retenir en la seduisant« (Science et 
l'industrie 1925 No 143 p 6) zu verderbten architektonischen 
Gestaltungen beim Bau des Printemps (1881-89) fiihrt. Funktion 
des War enkapitals ! [A 3 , 6] 

»Les femmes meme, auxquelles Pentree de la Bourse est interdite, s'as- 
semblent a la porte pour glaner des indications de cours et donner aux 
courtiers leurs ordres, a travers la grille.« La transformation de Paris sousle 
second empire (Auteurs Poete, Clouzot, Henriot) (Paris 1910) anlaftlich 
der Exposition de la Bibliotheque et des travaux historique. p 66 [A 3, 7] 

»N'a pas de specialite« hatte der beriihmte Trodler Fremin 
»rhomme a la tete grise« auf die enseigne seines Trodels auf der 
place des Abbesses geschrieben. Hier kommt, am alten Geriimpel, 
die alte Physiognomie des Handels noch einmal zum Vorschein, die 
in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts durch die 
Herrschaft der »specialite« verdrangt zu werden begann. »Au 
philosophe« nannte der Inhaber diesen »Grand Chantier de demoli- 
tions« - welcher Abrift und Abbruch des Stoizismus! » Attention, 
ne regardez pas la feuille a Penvers« stand auf seinen Maueranschla- 
gen. Und: »N'achete Hen au clair de lune«. [A 3, 8] 

Offenbar wurde in den Passagen schon geraucht als es im iibrigen auf der 
Strafie noch nicht iiblich war. »Ich mufi hier auch noch ein Wort von dem 
Leben in den Passagen, als dem Lieblingsaufenthalte der Spazierganger und 
der Raucher, dem Tummelplatze aller moglichen kleinen Metiers, sagen. In 
jeder Passage ist wenigstens ein Reinigungs-Salon. In einem Kabinet, das so 
elegant eingerichtet ist, als es die Bestimmung desselben erlaubt, sitzen auf 
hohen Estraden die Herren, und lesen gemachlich ein Journal, wahrend 
man bemuht ist, ihnen den Schmutz von Kleid und Stiefeln abzubiirsten.« 
Ferdinand von Gall: Paris und seine Salons II (Oldenburg 1845 )p 22/23 

[A 3. 9] 

Ein erster Wintergarten - verglaster Raum mit Blumenparterres, Spalieren 
und Springbrunnen, zum Teil unterirdisch, an der Stelle wo 1864 im 
Garten des Palais-Royal (und auch jetzt noch ?) das Bassin war. Angelegt 
1788. [A 3, 10] 

»C'est de la fin de la Restauration que datent les premiers magasins de 
nouveautes: les Vepres siciliennes, le Solitaire, la Fille mal gardee, le Soldat 



92 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Laboureur, les Deux Magots, le Petit Saint-Thomas, le Gagne-Denier.« 
Dubech-D'Espezel: Histoire de Paris Paris 1926P360 [A3, 11] 

»En 1820, on ouvrit ... les passages Vipllet et des deux Pavilions. Ces 
passages etaient une des nouveautes de Pepoque. C'etaient des galeries 
couvertes, dues a Pinitiative privee, ou Ton installa des boutiques, que la 
mode fit prosperer. Le plus fameux fut le passage des Panoramas, dont la 
vogue dura de 1823 a 1831. Le dimanche, disait Musset, la cohue >Est aux 
Panoramas ou bien aux boulevards<. Ce fut egalement Pinitiative privee qui 
crea, un peu au hasard, les >cites<, courtes rues ou impasses edifiees a frais 
communs par un syndicat de proprietaires.« Lucien Dubech, Pierre 
D'Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 355/56 [A 3 a, 1] 

En 1825 ouverturedes »passages Dauphine, Saucede, ChoiseuUetdelacite 
Bergere. »En 1827 ... les passages Colbert, Crussol, de Plndustrie . . . 1828 
vit ouvrir ... les passages Brady et des Gravilliers et commencer la galerie 
d'Orleans au Palais-Royal, a la place des galeries de bois incendiees cette 
annee-la.« Dubech-D'Espezel: Histoire de Paris p 357/8 [A3 a, 2] 

»L'ancetre des grands magasins, la Ville de Paris, parait au 174 de la rue 
Montmartre en 1843.* Dubech-D'Espezel: Histoire de Paris p 389 [A 3 a, 3] 

»Regenglisse schikanirten mich, deren einen ich in einer Passage verpafke. 
Dieser ganz mit Glas iiberdeckten Gassen, welche oft in mehreren 
Abzweigungen die Hausermassen durchkreuzen, und somit auch willkom- 
mene Richtwege darbieten, giebt es sehr viele. Sie sind zum Theil mit 
grower Eleganz gebaut, und bieten bei iiblem Wetter oder Abends bei 
tagesheller Beleuchtung sehr besuchte Spaziergange dar, durch die Reihen 
der glanzenden Kaufladen hindurch.« Eduard Devrient: Briefe aus Paris 
Berlin 1 840 p 34 [A3 a, 4] 

»Rue-Galerie. - La rue-galerie d'une phalange est la principale piece du 
palais d'harmonie, dont on ne peut avoir aucune idee en civilisation. 
Chauffee en hiver elle est raffraichie en ete. Les rues-galeries internes en 
peristyle continu sont placees au premier etage du palais de la phalange (La 
galerie du Louvre peut etre consideree comme un modele).« cit nach 
Fourier: Theorie de l'unite universelle 1822 p 462 und Le nouveau monde 
industriel et societaire 1829 p 69, 125, 272. E. Silberling: Dictionnaire de 
sociologie phalansterienne Paris 191 1 p 386 Dazu: »Galerie. - Des galeries 
couvertes et chauffees relient les divers corps de logis d'un phalanstere, elles 
y forment des rues-galeries.« cit nach Fourier: Theorie mixte, ou specula- 
tive, et synthese routiniere de Passociation p 14 E. Silberling 1 c p 197/98 

[A 3 ^ 5] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 93 

Der Passage du Caire der ehemaligen Cours des Miracles benachbart. 1799 
auf dem friihern Gartengrund der Filles Dieu errichtet. [A 3 a, 6] 

Handel und Verkehr sind die beiden Komponenten der Strafie. 
Nun ist in den Passagen deren zweite abgestorben; ihr Verkehr ist 
rudimentar. Sie ist nur geile Strafle des Handels, nur angetan, die 
Begierden zu wecken. Weil in dieser Strafie die Safte stocken, 
wuchert die Ware an ihren Randern und geht phantastische Verbin- 
dungen wie die Gewebe in Geschwiiren ein. - Der Flaneur sabotiert 
den Verkehr. Er ist auch nicht Kaufer. Er ist Ware. [A 3 a, 7] 

Zum erstenmal in der Geschichte beginnen, mit der Griindung der 
Warenhauser, die Konsumenten sich als Masse zu fuhlen. (Fruher 
lehrte sie das nur der Mangel.) Damit steigert sich das circensische 
und schaustiickhafte Element des Handels ganz aufterordentlich. 

[A 4 ,i] 

Mit der Herstellung von Massenartikeln kommt der Begriff der 
Spezialitat auf. Sein Verhaltnis zu dem der Originalitat ist zu 
untersuchen. [A 4, 2] 

»Je conviens que le commerce du Palais-Royal a eu son epoque critique; 
mais je crois qu'il faut 1'attribuer non a l'absence des filles publiques, mais 
au percement de nouveaux passages, a ragrandissement et aux embeHisse- 
mens de plusieurs autres: je citerai ceux de l'Opera, du Grand-Cerf, du 
Saumon, de Vero-Dodat, de Lorme, de Choiseul et des Panoramas. « FFA 
Beraud : Les filles publiques de Paris et la police qui les regit Paris et Leipzig 
1839IP205 [A 4, 3] 

»Je ne sais si le commerce du Palais-Royal a veritablement souffert de 
l'absence des femmes de debauche; mais ce qu'il y a de certain, c'est que la 
pudeur publique y a beaucoup gagne ... Il me semble, en outre, que les 
femmes estimables vont maintenant faire volontiers leurs emplettes dans les 
magasins des galeries . . .; ce doit etre une compensation avantageuse aux 
marchands; car, lorsque le Palais-Royal etait envahi par un essaim de 
prostituees presque nues, les regards de la foule se portaient sur elles, etce 
n'etaient pas ceux a qui ce spectacle convenait, qui faisaient prosperer le 
commerce local; les uns etaient deja ruines par leurs desordres, et les autres, 
cedant a Tentrainement du libertinage, ne songeaient point alors a Pacbat de 
quelques objets, meme d'une necessite immediate pour eux. Je crois 
pouvoir affirmer . . . que, dans ces temps de tolerance outre-mesure, 



94 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

plusieurs boutiques du Palais-Royal etaient fermees, et que dans d'autres, 
les acheteurs etaient rares: done le commerce n'y prosperait pas, et il serait 
plus vrai de dire, qu'a cette epoque, sa stagnation provenait plutot de la 
libre circulation des filles publiques, que d'en accuser aujourd'hui leur 
absence qui a ramene, dans les galeries et dans le jardin de ce palais, de 
nombreux promeneurs plus favorables aux commergans que des prosti- 
tuees et des libertins.« FFA Beraud: Les filles publiques de Paris Paris et 
Leipzig 1839 1 p 207-209 [A 4, 4] 

»Les cafes se garni s sent 

De gourmets, de fumeurs, 

Les theatres s'emplissent 

De joyeux spectateurs. 

Les passages fourmillent 

De badauds, d'amateurs, 

Et les filous fretillent, 

Derriere les flaneurs. « 
Ennery et Lemoine: Paris la nuit zit bei H Gourdon de Genouillac: Les 
refrains de la rue de 1830 a 1870 Paris 1879 p 46/47 - Mit Baudelaires 
»Crepuscule du soir« zu vergieichen. [A 4 a, 1] 

»Und diejenigen, die kein . . . Nachtlager bezahlen konnen? Nun, die 
schlafen, wo sie Platz finden, in Passagen, Arkaden, in irgend einem 
Winkel, wo die Polizei oder die Eigenthumer sie ungestort schlafen 
lassen.« Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England 
Zweite Ausgabe Leipzig 1848 p 46 (Die grofien Stadte) [A 4 a, 2] 

»Dans toutes les boutiques, comme d'uniforme, le comptoir en chene est 
agremente de pieces fausses en tout metal et de tout format, impitoyable- 
ment clouees sur place, comme oiseaux de proie sur porte, gage sans 
replique de la scrupuleuse loyaute du marchand.« Nadar: Quand j'etais 
photographe Paris {1900} p 294 (1830 et environs) [A 4 a, 3] 

Fourier iiber die rues-galeries : »Cette facilite de communiquer panout, a 
Pabri des injures de Pair, d'aller pendant les frimas au bal, au spectacle en 
habit leger, en souliers de couleur, sans connaitre ni boue, ni froid, est un 
charme si nouveau, qu'il suffirait seul a rendre nos villes et chateaux 
detestables a quiconque aura passe une journee driver dans un Phalanstere. 
Si cet edifice etait affecte a des emplois de civilisation, la seule commodite 
des communications abritees et temperees par les poeles ou les ventilateurs, 
lui donnerait une valeur enorme. Ses loyers . . . seraient recherches a prix 
double de ceux d'un autre edifice.« E Poisson: Fourier [Anthologie] Paris 
i93 2 P!44 [A 4 a, 4] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 95 

»Les rues-galeries sont une methode de communication interne, qui 
suffirait seule a faire dedaigner les palais et les belles villes de civilisation . . . 
Le roi de France est un des premiers monarques de civilisation; il n'a point 
de porche dans son palais des Tuileries. Le Roi, la Reine, la famille royale, 
soit qu'ils montent en voiture, soit qu'ils en descendent, sont obliges de se 
mouiller comme de petits bourgeois qui font venir un fiacre devant leur 
boutique. Sans doute, il se trouvera en cas de pluie, force laquais et force 
courtisans pour tenir un parapluie sur le Prince . , . ; mais c'est toujours 
manquer de porche et d'abri, n'etre pas loge . . . Passons a la description des 
rues-galeries, qui sont un des charmes les plus precieux d'un Palais 
d'Harmonie ... La Phalange n'a point de rue exterieure ou voie decouverte 
exposee aux injures de Fair; tous les quartiers de Pedifice nominal peuvent 
etre parcourus dans une large galerie, qui regne au i er etage et dans tous les 
corps de batiments; aux extremites de cette voie, sont des couloirs sur 
colonnes, ou des souterrains ornes, menageant dans toutes les parties et 
attenances du Palais, une communication abritee, elegante, et temperee en 
toutes saisons par le secours des poeles ou des ventilateurs ... La rue- 
galerie ou >Peristyle continu< est placee au i er etage. Elle ne peut pas 
s'adapter au rez-de-chaussee, qu'il faut percer en divers points par des 
arcades a voiture . . . Les rues-galeries d'une Phalange ne prennent pas jour 
des deux cotes; elles sont adherentes a chacun des corps de logis; tous ces 
corps sont a double file de chambres, dont une file prend jour sur la 
campagne, et une autre sur la rue-galerie. Celle-ci doit avoir toute la 
hauteur des trois etages qui d'un cote prennent jour sur elle . . . Le rez-de- 
chaussee contient, sur quelques points, des salles publiques et cuisines, 
dont la hauteur absorbe l'entresol. On y menage des trappes d'espace en 
espace, pour elever les buffets dans les salles du i er etage. Cette percee sera 
tres utile aux jours de fete et aux passages de caravanes et legions, qui ne 
pourraient pas etre contenues dans les salles publiques ou Seristeres, et qui 
mangeront sur double rang de tables dans la rue-galerie. On doit eviter de 
placer au rez-de-chaussee toutes les salles de relations publiques et pour 
double raison. La premiere, est qu'il faut menager au rez-de-chaussee les 
logements des patriarches dans le bas, et des enfants a l'entresol. La 
deuxieme, est qu'il faut isoler habituellement les enfants des relations non 
industrielles dePagemur.« Poisson: Fourier [Anthologie] Paris 1932 p 139- 
144 [A 5] 

»Oui, parbleu: du Thibet vous savez la puissance. 
Implacable ennemi de la fiere innocence, 
A peine a-t-il paru qu'il entraine a la fois 
La femme du commis, la fille du bourgeois, 
Et la prude severe, et la froide coquette: 
II est pour les amans un signal de conquete, 



96 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

II n'est point de rigueur qui brave son pouvoir; 

La honte veritable est de n'en pas avoir; 

Et son tissu bravant le bon mot qui circule, 

Emousse dans ses plis les traits du ridicule; 

On dirait a le voir un talisman vainqueur: 

II s'ouvre les esprits, il subjugue le cdeur; 

Pour lui, venir c'est vaincre, et triompher paraitre; 

II regne en conquerant, en souverain, en maitre; 

Et traitant son carquois d'inutile fardeau, 

L'Amour d'un cachemire a forme son bandeau. « 
Edouard [d'Anglemont]: Le Cachemire Comedie en un acte et en vers. 
Representee pour la premiere f ois, a Paris, sur le Theatre Royal de TOdeon, 
lei6decembre 1826 Paris 1827P30 [A 5 a, 1] 

Delvau iiber Chodruc-Duclos: »I1 . . . fit, sous le regne de Louis-Philippe, 
qui ne lui devait rien, ce qu'il avait fait sous le regne de Charles x, qui lui 
devait quelque chose ... Ses os mirent plus de temps a pourrir que son nom 
a s'effacer de la memoire des hommes.« Alfred Delvau: Les lions du jour 
Paris 1 867 p 28/29 [A 5 a, 2] 

»Ce ne fut guere, qu'apres ^expedition d'Egypte, qu'on songea, en France, 
a repandre l'usage des precieux tissus de cachemire, qu'une femme, grecque 
de naissance, introduisit a Paris. M. Ternaux . . . concut l'admirable projet 
de naturaliser en France les chevres de l'Indostan. Depuis . . . que 
d'ouvriers a former, de metiers a etablir, pour lutter avec avantage contre 
des produits dont la celebrite date depuis tant de siecles! Nos fabricants 
commencent a triompher . . . de la prevention des femmes contre les schalls 
franc, ais . . . On est parvenu a leur faire oublier un instant les ridicules 
dessins des Hindous, en reproduisant avec bonheur l'eclat et la brillante 
harmonie des fleurs de nos parterres. Il existe un livre, ou tous ces sujets 
interessants sont traites avec un style plein d'interet et d'elegance. L'his- 
toire des schalls par M. Rey, bien qu'elle soit dediee aux fabricants de 
schalls de Paris, captivera I'attention des femmes . . . Ce livre contribuera 
sans doutes, en meme-tems que les magnifiques productions de son auteur, 
a dissiper Tengouement qu'inspire aux fran^ais le travail des etrangers. M. 
Rey, fabricant de schalls de laine, de cachemir, etc., ... a expose plusieurs 
cachemires, dont les prix s'elevent de 170 a 500 fr. On lui doit entr'autres 
perfectionnemens . . . l'imitation gracieuse de fleurs naturelles, pour 
remplacer les palmes bizarres de TOrient. Nos eloges seraient trop faibles, 
apres la faveur . . ., apres les marques honorables de distinction que ce 
litterateur-manufacturier doit a ses longues recherches et a ses talents: il 
nous a suffi de le nommer.« Chenoue et H.D.: Notice sur l'exposition des 
produits de l'industrie et des arts qui a lieu a Douai en 1827 Douai 1827 
p 24/2 5 [A 6, 1] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 97 

Nach 1850: »C'est pendant ces annees que se creent les Grands Magasins: 
Le Bon Marche, le Louvre, La Belle Jardiniere. Le chiffre d'affaires du >Bon 
Marche<, en 1852, n'etait que de 450.000 francs; il montait, en 1869, a 21 
millions. « Gisela Freund: La photographie du point de vue sociologique 
(M { anu } scr { i ) pt 8 5 /86) Nach Lavisse : Histoire de France [A 6, 2] 

»Les imprimeurs . . . s'etaient adjuge, sur la fin du xvm e siecle, un vaste 
emplacement . . . Le passage du Caire et ses alentours . . . Mais, avec 
Pagrandissement de Paris, les imprimeurs . . . se disperserent par toute la 
ville ... Helas! que d'imprimeurs, aujourd'hui travailleurs abatardis par 
Pesprit de speculation, devraient se souvenir que . . ., entre la rue St-Denis 
et la cour des Miracles, existe toujours une longue galerie enfumee ou gisent 
oublies leurs veritables penates.« Edouard Foucaud: Paris inventeur Paris 
1844P154 [A 6, 3] 

Beschreibung des passage du Saumon »qui, par trois marches de pierre, 
s'ouvrait sur la rue Montorgueil. C'etait un etroit couloir decore de 
pilastres qui supportaient une verriere en dos d'ane; salie par les ordures 
qu'on y jetait des maisons voisines. Devant P entree, Penseigne: un saumon 
en fer blanc indiquait la qualite maitresse du lieu; dans Pair flottait une 
odeur de poisson . . . et aussi une odeur d'ail. C'est qu'ici le Midi debarque a 
Paris se donnait rendez-vous ... A travers les portes des boutiques on 
apercevait des reduits obscurs ou parfois un meuble d'acajou, le meuble 
classique de Pepoque, parvenait a accrocher un rayon de lumiere; plus loin 
un estaminet tout embrume de la fumee des pipes, un magasin de denrees 
coloniales laissant filtrer un curieux parfum d'herbage, d'epices et de fruits 
exotiques; une salle de bal ouverte aux danseurs les dimanches et les soirs de 
jours ouvrables; enfin le cabinet de lecture du sieur Ceccherini qui offrait 
aux clients ses journaux et ses livres.« J Lucas-Dubreton: L'affaire Alibaud 
ou Louis-Philippe traque (1836) Paris 1927P 114/115 [A6a, 1] 

Der Passage du Saumon war Schauplatz eines Barrikadenkampfes, bei dem 
- anlafllich der Unruhen bei der Beisetzung des Generals Lamarque 5 Juni 
1 8 3 2 - 200 Arbeiter gegen die Truppen standen. [A 6 a, 2] 

»Martin: Le commerce, voyez-vous, monsieur? ... est le roi du monde! - 
Desgenais : Je suis de votre avis, monsieur Martin ; mais le roi ne suffit pas, il 
faut des sujets. Eh bien! la peinture, la sculpture, la musique . . .-Martin: II 
en faut un peu . . . et . . . moi aussi j'ai encourage les arts; ainsi, dans mon 
dernier etablissement, le Cafe de France; j'avais beaucoup de peintures, des 
sujets allegoriques . . . De plus, le soir, je laissais entrer les musiciens . . .; et, 
enfin, si je vous invitais a venir chez moi ..., vous verriez sous mon 
peristyle, deux fort grandes statues a peine habillees, et ayant chacune une 



9 8 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

lanterne sur la tete. - Desgenais: Une lanterne? - Martin: Je comprends la 
sculpture comme cela, parce quelle sert a quelque chose . . . mais toutes ces 
statues, une jambe ou un bras en Tair, a quoi sont-elles bonnes, puisqu'on 
n'y a pas meme menage de conduit pour le gaz ... a quoi?« Theodore 
Barriere: Les Parisiens Paris 1855 (Theatre du Vaudeville 28 decembre 
1 8 54) p 26 [Das Stuck spielt 1839] [A 6 2a, 3] 

Es gab einen passage du Desir. [A 6 a, 4] 

Chodruc-Duclos - ein Statist des palais royal. Er war Royalist, Vendee- 
kampfer und-hatte Grund sich unter Charles X iiber Undank zu beklagen. 
Er protestierte, indem er sich offentlich in Lumpen zeigte und sich den Bart 
stehenlieft. [A 6 a, 5] 

Zu einer Gravure, die eine Ladenfassade im passage Vero-Dodat darstellt: 
»On ne peut trop louer cet ajustement, la purete de ses profils, l'effet 
pittoresque et brillant que produisent les globes servant a Peclairage par le 
gaz, qui sont places entre les chapiteaux des deux pilastres accouples 
limitant chaque boutique, et dont l'entre-deux est decore d'une glace 
reflechissante. « C { abinet ) d { es ) E { stampes ) [ A 7, 1 ] 

32 passage Brady befand sich die chemische Reinigungsanstalt Maison 
Donnier. Sie war fur ihre »ateliers immenses«, fur ihr »personnel conside- 
rable« (beriihrnt). Auf einer zeitgenossischen Gravure sieht man das 
zweistockige Etablissement, das von kleinen Mansarden bekront wird; die 
Madchen sind - in grofier Menge - durch die Fenster zu sichten; an den 
Plafonds hangt Wasche. [A 7, 2] 

Empiregravure: La danse du schall dans les trois sultanes C( abinet) d{es) 
E(stampes) [A 7, 3] 

AufrifS und Lageplan der Passage 36 Rue Hauteville, schwarz, blau und 
rosa, vom Jahre 1856, auf papier timbre. Ein dazugehoriges hotel ist 
ebenfalls abgebildet. In Fettdruck »Propriete a louer«. C{ abinet) d{es) 
E{stampes; s. Abbildung 4) [A 7, 4] 

Die ersten Warenhauser scheinen sich an den orientalischen Bazar 
anzulehnen. Auf Gravuren sieht man, (wie) jedenfalls 1880 die 
Verkleidung der Briistungen der in den Lichthof hinausgehenden 
Etagen mit Teppichen Mode war. So im Magasin »Ville de Saint- 
Denis«.C(abinet) d(es) E(stampes) ^7,5] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 99 

»Le passage de l'Opera, avec ses deux galeries, dites de l'Horloge et du 
Barometre . . . L'ouverture de l'Opera de la rue Le Peletier, en 1821, lui 
donna la vogue, et, en 1825, la duchesse de Berry vient, en personne, 
inaugurer un >Europama< dans la galerie du Barometre . . . Les grisettes de la 
Restauration dansaient au bal d'Idalie, installe dans le sous-sol. Plus tard, 
un cafe, appele >Divan de l'Opera<, s'etablit dans le passage . . . On 
remarquait aussi, passage de l'Opera, Parmurier Caron, les editions de 
musique Marguerie, le patissier Rollet et enfin la parfumerie de l'Opera . . . 
Ajoutons . . . Lemonnier >artiste en cheveux<, c'est-a-dire fabncant de 
coins de mouchoirs, reliquaires ou articles funeraires en cheveux.« 
Paul D'Ariste: La vie et le monde du boulevard (1830-1870) Paris {1930) 
p 14-16 • [A 7, 6] 

»Le passage des Panoramas, ainsi nomme en souvenir des deux panoramas 
qui s'elevaient de chaque cote de son entree et qui disparurent en 183 1.« 
Paul D' Ariste : La vie et le monde du boulevard Paris p 1 4 [^-7,7] 

Michelets schone Apotheose des »merveille du chale indien« in dem 
Abschnitt liber indische Kunst seiner Bible de l'humanite Paris 1 864 

[A 7 a,i] 

»Der Jehuda ben Halevy, 
Meinte sie, der sei hinlanglich 
Ehrenvoll bewahrt in einem 
Schonen Futteral von Pappe 

Mit chinesisch eleganten 

Arabesken, wie die hiibschen 

Bonbonnieren von Marquis 

Im Passage Panoramas 
Heinrich Heine: Hebraische Melodien, Jehuda ben Halevy 4, III Buch des 
Romanzero (cit Brief von Wiesengrund) [A 7 a, 2] 

Enseignes. Auf die Mode der Rebusse folgte die der literarischen und 
kriegerischen Anspielungen. »Qu'une eruption de la butte Montmartre 
vienne a engloutir Paris, comme le Vesuve a englouti Pompei, on pourra, 
apres quinze cents ans, retrouver sur nos enseignes l'histoire de nos 
triomphes militaires et celle de notre litterature.« Victor Fournel: Cequ'on 
voit dans les rues de Paris Paris 1 8 5 8 p 286 (Enseignes et affiches) [A 7 a, 3] 

Chaptal in der Rede iiber den Schutz der Namen in der Industrie: 
»Qu'on ne dise pas que le consommateur saura bien distinguer a 
P achat les degres de qualite d'une etoffe: non, Messieurs, le 
consommateur ne peut pas les apprecier; il ne juge que ce qui tombe 



I oo Das Passagen- Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

sous les sens: Poeil et le tact suffisent-ils pour prononcer sur la 
solidite des couleurs, pour determiner avec precision le degre de 
finesse d'une etoffe, la nature et la bonte des apprets?« Chaptal: 
Rapport au nom d'une commission speciale chargee de Pexamen du 
projet de loi relatif aux alterations et suppositions de noms sur les 
produits fabriques. [Chambre des Pairs de France Session de 1824 
17 juillet 1824] p 5 - Die Bedeutung des Kredits nimmt mit dem 
Grade zu, in dem die Warenkenntnis sich spezialisiert. [A 7 a, 4] 

»Que dirai-je maintenant de cette coulisse qui, non contente d'une seance 
illegale de deux heures a la Bourse, donnait encore naguere deux represen- 
tations par jour, en plein vent, sur le boulevart des Italiens, en face du 
passage de POpera, ou cinq a six cents joueurs formant une masse 
compacte, se trainaient lourdement a la remorque d'une quarantaine de 
courtiers marrons, en parlant a voix basse comme des conspirateurs, 
pendant que des agents de police les poussaient par derriere pour les faire 
circuler, comme on pousse des moutons gras et fatigues que Pon conduit a 
Pabattoir.« M J Ducos (de Gondrin): Comment on se ruine a la Bourse 
Paris 1858 p 19 [A-7 a > j] 

271 rue Saint-Martin, im passage du Cheval rouge fand der Mord von 
Lacenaire statt. [A 7 a, 6] 

Enseigne: »Pepe-scie« [A 7 a, 7] 

Aus » Aux habitants des rues Beauregard, Bourbon-Villeneuve, du Caire et 
de la Cour des Miracles* »Projet de deux passages couverts allant de la place 
du Caire a la rue Beauregard, aboutissant juste en face de la rue Sainte- 
Barbe, et faisant communiquer la rue Bourbon-Villeneuve avec la rue 
Hauteville«: »Messieurs, Depuis longtemps nous nous preoccupons de 
Pavenir de ce quartier, nous souffrons de voir des proprietes si pres du 
boulevard etre bien loin de la valeur qu'elles devraient avoir; cet etat de 
choses changerait si Pon ouvrait des voies de communication, et comme il 
est impossible de faire des rues en cet endroit, a cause de la trop grande 
difference du niveau du sol, et que le seul projet pratiquable est celui que 
nous avons Phonneur de vous soumettre, nous esperons, Messieurs, qu'en 
qualite de proprietaires . . . vous voudrez bien nous honorer de votre 
concours et de votre adhesion . . . Chaque adherent sera tenu a un 
versementde 5 francs par chaque action de 250 fr. qu'ilvoudra avoir dans la 
societe definitive. Aussitot la realisation d'un capital de 3000 francs cette 
souscription provisoire sera fermee, la dite somme etant des a present jugee 
suffisante.« »Paris, ce 20 octobre i847-« Gedruckte Subscriptionseinla- 
dung [A 8,1] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 1 1 

»Au passage Choiseul, M. Comte, >physicien du roi<, exhibe, entre deux 
seances de magie ou il opere lui-meme, sa celebre troupe d'enfants, acteurs 
etonnants.« J-L Croze: Quelques spectacles de Paris pendant Pete de 1835 
(Le Temps 22 aout 1935) [A 8, 2] 

»A ce tournant de Phistoire, le commercant parisien fait deux decouvertes 
qui bouleversent le monde de la nouveaute: Petalage et Pemploye masculin. 
L'etalage, qui lui fait pavoiser sa maison du rez-de-chaussee aux mansardes 
et sacrifier trois cents aunes d'etoffe a enguirlander sa facade comme un 
vaisseau amiral; Pemploye masculin, qui remplace la seduction dePhomme 
par la femme, qu'avaient imaginee les boutiquiers de Pancien regime, par la 
seduction de la femme par Phomme, beaucoup plus psychologique. 
Ajoutons le prix fixe, la marque en chiffres connus.« H Clouzot et R-H 
Valensi: Le Paris de la Comedie humaine (Balzac et ses fournisseurs) Paris 
1926 p 3 1/32 (Magasins de nouveautes) [A 8, 3] 

Balzac, als ein Magasin de nouveautes Raume mietete, die vordem Hetzel, 
der editeur der Comedie humaine innegehabt hatte: »La Comedie humaine 
a cede la place a la comedie des cachemires.« (Clouzot et Valensi: Le Paris 
de la Comedie humaine p 3 7) [A 8 , 4] 

Passage du Commerce-Sainte-Andre : ein cabinet de lecture. [A 8 a, 1] 

»Des que le Gouvernement socialiste fut devenu le proprietaire legitime de 
toutes les maisons de Paris, il les livra aux architectes avec ordre . . . d'y 
etablir les rues-galeries . . . Les architectes s'acquitterent on ne peut mieux 
de la mission qui leur etait confiee. Au premier etage de chaque maison, ils 
prirent toutes les pieces donnant sur la rue et en demolirent les cloisons 
in term edi aires, puis ils ouvrirent de larges baies dans les murs mitoyens et 
ils obtinrent ainsi des rues-galeries qui avaient la largeur et la hauteur d'une 
chambre ordinaire et occupaient toute la longueur d'un pate de construc- 
tions. Dans les quartiers neufs ou les maisons contigues ont leurs etages a 
peu pres a la meme hauteur, le plancher des galeries se trouva etre assez 
regulierement de niveau . . . Mais, dans les vieilles rues . . . il f allut exhausser 
ou abaisser bien des planchers, et souvent on dut se resigner a donner au sol 
une pente un peu rapide ou a le couper par quelques marches d'escalier. 
Quand tous les pates de maisons se trouverent ainsi perces de galeries 
occupant . . . leur premier etage, il n'y eut plus qu'a reunir ces troncons 
epars les uns aux autres, de maniere a en constituer un reseau . . . 
embrassant toute Petendue de la ville. C'est ce qu'on fit aisement en 
etablissant sur chaque rue des ponts couverts . . . Des ponts tout sembla- 
bles, mais beaucoup plus longs, furent jetes de meme sur les divers 
boulevards, sur les places et sur les ponts qui traversent la Seine, de facon 



102 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

. . . qu'un promeneur pouvait parcourir toute la cite sans jamais se mettre a 
decouvert . . . Des que les Parisiens eurent goute aux nouvelles galeries, ils 
ne voulurent plus mettre le pied dans les anciennes rues qui, disaient-ils, 
n'etaient plus bonnes que pour les chiens.« Tony Moilin: Paris en Pan 2000 
Paris 1 869 p 9- 1 1 [A 8 a, 2] 

»Le premier etage est occupe par des rues-galeries . . . Le long des grandes 
voies . . . elles forment les rues-salons . . . Les autres galeries beaucoup 
moins spacieuses sont plus modestement ornees. On les a reservees au 
commerce de detail qui y fait Petalage de ses marchandises de maniere que 
les passants circulent non plus devant les magasins mais dans leur interieur 
meme.« Tony Moilin: Paris en Pan 2000 Paris 1869 p 15/16 (Maisons- 
modeles) [A 8 a, 3] 

Calicots { : ) »I1 y en a au moins 20.000 a Paris . . . Un tres-grand nombre de 
calicots ont fait leurs humanites ... .; on voit meme parmi eux des peintres et 
des architectes en rupture d'atelier, lesquels tirent un merveilleux parti de 
leurs connaissances . . . de ces deux branches de Tart pour ^edification des 
etalages, pour la disposition a donner aux dessins des nouveautes, pour la 
direction des modes a creer.« Pierre Larousse: Grand dictionnaire universel 
du XIX siecle III Paris 1867 (art calicot)p 150 [A 9, 1] 

» A quel mobile Pauteur des Etudes de moeurs a-t-il obei en imprimant tout 
vifs, dans une oeuvre d'imagination, des notables de son temps? A son 
agrement d'abord, n'en doutons pas ... Ceci explique les descriptions. II 
faut chercher une autre raison aux citations directes et nous n'en voyons pas 
de meilleure qu'une intention de reclame bien marquee. Balzac est un des 
premiers a avoir devine le pouvoir de Pannonce et surtout de Pannonce 
deguisee. En ce temps ... les journaux ignoraient leur force . . . C'est a 
peine si, vers minuit, quand les ouvriers achevaient la mise en page, les 
annonciers arrivaient a glisser quelques lignes en bas de colonne sur la Pate 
de Regnault ou la Mixture Bresilienne. L'Echo-reclame etait inconnu. Plus 
inconnu encore un procede aussi ingenieux que la citation dans un roman 
. . . Les fournisseurs choisis par Balzac ... on peut dire, sans crainte de se 
tromper, que ce sont les siens . . . Nul, plus que Pauteur de Cesar Birotteau, 
n'a devine le pouvoir illimite de la publicite ... Si Pon doutait de 
Pintention, il suffirait de relever les epithetes . . . qu'il accole a ses 
industriels ou a leurs produits. II imprime sans vergogne: la celebre 
Victorine, Plaisir, un illustre coiffeur, Staub, le tailleur le plus celebre de 
cette epoque, Gay, un bonier fameux . . . rue de la Michodiere (jusqu'a 
l'adresse) ... la >cuisine du Rocher de Cancale . . . le premier des restaurants 
parisiens . . ., c'est- a-dire du monde entier<.« H Clouzot et R-H Valensi: Le 
Paris de la Comedie humaine (Balzac et ses fournisseurs) Paris 1926 p 7-9 et 
U7-9 [A 9, 2] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 103 

Der passage Vero-Dodat verbindet die rue Croix-des-Petits-Champs mit 
der rue Jean-Jacques-Rousseau. In der letztern hielt um 1840 Cabet in 
seinen salons seine Versammlungen ab. Von dem Ton in ihnen gibt Martin 
Nadaud: Memoires de Leonard, ancien garcon macon einen Begriff: »I1 
tenait encore a la main la serviette et le rasoir dont il venait de se servir. II 
nous parut emu de joie en nous voyant convenablement vetus, Pair serieux: 
>Ah! Messieurs, dit-il (il ne dit pas: citoyens), si vos adversaires vous 
connaissaient, vous desarmeriez leur critique; votre tenue, votre maintien 
sont ceux des gens les mieux eleves<.« cit Charles Benoist: L'homme de 
1848 II (Revue des deuxmondes 1 fevrier 1914P 64i/42)-Bezeichnendfiir 
Cabet, daft er der Meinung war, Arbeiter hatten sich schreibend nicht zu 
betatigen. [A 9, 3] 

Rues-salons: »Les plus larges et les mieux situees d'entre elles [sc les rues- 
galeries] furent ornees avec gout et somptueusement meublees. On couvrit 
les murs et les plafonds de . . . marbres rares, de dorures . . . de glaces et de 
tableaux; on garnit les fenetres de magnifiques tentures et de rideaux brodes 
de dessins merveilleux; des chaises, des fauteuils, des canapes . . . offrirent 
des sieges commodes aux promeneurs fatigues; enfin des meubles artisti- 
ques, d'antiques bahuts . . . des vitrines pleines de curiosites . . . des 
potiches contenant des fleurs naturelles, des aquariums remplis de poissons 
vivants, des volieres peuplees d'oiseaux rares completerent la decoration de ' 
ces rues-galeries qu'eclairaient le soir . . . des candelabres dores et des 
lustres de cristal. Le Gouvernement avait voulu que les rues appartenant au 
peuple de Paris depassassent en magnificence les salons des plus puissants 
souverains . . . Des le matin, les rues-galeries sont livrees aux gens de service 
qui donnent de Pair, balayent soigneusement, brossent, epoussettent, 
essuient les meubles et entretiennent partout la plus scrupuleuse proprete. 
Ensuite, selon la saison, on ferme les fenetres ou on les laisse ouvertes, on 
allume du feu ou on baisse les stores . . . Entre neuf et dix heures, tout ce 
travail de nettoyage est termine et les passants, rares jusqu'alors, se mettent 
a circuler en plus grand nombre. L'entree des galeries est rigoureusement 
interdite a tout individu sale ou porteur de gros fardeaux; il est egalement 
defendu d'y fumer et d'y cracher.« Tony Moilin: Paris en Pan 2000 Paris 
1 869 p 26-29 (Aspect des rues-galeries) [A 9 a, 1] 

Die magasins de nouveautes beruhen auf der von Napoleon 1 gewahrten 
Handelsfreiheit. »De ces maisons, fameuses en 18 17, qui s'appelaient la 
Fille mal gardee, le Diable boiteux, le Masque defer ou les Deux Magots, il 
ne subsiste plus une seule. Beaucoup de celles meme qui les ontremplacees, 
sous Louis-Philippe, ont plus tard sombre, comme la Belle Fermiere et la 
Chaussee d 1 Antin, ou liquide mediocrement, comme le Coin de rue et le 
Pauvre Diable. « V te G d'Avenel: Le mecanisme de la vie moderne I Les 
grands magasins (Revue des deux mondes 1 5 juillet 1 894 p 334) [A 9 a, 2] 



1 04 Das Passagen- Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Das Biiro von Philipons »Caricature« war im passage Vero-Dodat. 

[A9a,3l 

Passage du Caire. Nach Napoleons Riickkehr aus Agypten angelegt. 
Enthalt einige agyptische Anklange in Reliefs - sphinxartige Kopfe iiber 
dem Eingang u.a. »Les passages sont tristes, sombres, et ils se croisent a 
chaque instant d'une maniere desagreable a l'oeil ... Ils semblent ... 
affectes aux ateliers de lithographie et aux magasins de cartonnages, comme 
la rue voisine est affectee aux fabriques de chapeaux de paille; les passants y 
sont rares.« Elie Berthet: Rue et passage du Caire (Paris chez soi Paris 
< 1854) p 362 [A 10,1] 

»En 1798 et 1799, l'expedition d'Egypte vint apporter a la mode des shalls 
une effroyable importance. Quelques generaux de l'armee expeditionnaire, 
profitant du voisinage de l'Inde, envoyerent a leurs femmes et a leurs amies 
des shalls . . . de Kachemire ... A partir de ce moment, la maladie, qu'on 
pourrait appeler la fievre du cachemire, prit des proportions considerables, 
elle grandit sous le Consulat, grandit sous PEmpire, devint gigantesque 
sous la Restauration, colossale sous le gouvernement de juillet, et est enfin 
arrivee a l'etat de sphinx depuis la revolution de fevrier i848.« Paris chez soi 
Paris p 1 39 (A Durand : Chales - Cachemires indiens et francais) Enthalt ein 
Interview mit M Martin 39 Rue Richelieu, Inhaber des Magasins »Aux 
Indiens«; berichtet, dafi Shawls, die friiher 1500 bis 2000 frcs kosteten, fur 
800 bis 1 000 frcs zu haben sind. [A 1 o, 2] 

Aus Brazier, Gabriel et Dumersan : Les passages et les rues Vaudeville en un 
acte Represente pour la premiere fois, a Paris, sur le theatre des Varietes, le 
7 mars 1827 Paris 1827. - Beginn eines Couplets des Aktionars Dulingot: 

»Pour les passages je forme 

Des vceux toujours renaissans: 

Dans le passage Delorme 

J*ai place cent mille francs. « (p 5/6) 
»Apprenez que l'on veut faire couvrir toutes les rues de Paris avec des 
vitres, ca va faire de jolies serres chaudes; nous vivrons la-dedans comme 
des melons. « (p 19) [A 10, 3] 

Aus Girard: Des tombeaux ou de l'influence des institutions funebres sur 
les mceurs Paris 1801: »Le nouveau passage du Caire, pres la rue Saint- 
Denis, ... est pave en partie de pierres sepulcrales dont on n'a pas meme 
efface les inscriptions gothiques ni les emblemes.« Der Verfasser will damit 
auf den Verfall der Pietat hinweisen. cit Edouard Fournier: Chroniques et 
legendes des rues de Paris Paris 1864P 154 [A 10,4] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 105 

Brazier, Gabriel et Dumersan: Les passages et les rues, ou la guerre declaree 
Vaudeville en un acte Represente pour la premiere fois, a Paris, sur le 
theatre des Variet.es, le 7 mars 1827 Paris 1827 - Die Partei der Passagen- 
feinde wird gestellt von M Duperron, marchand de parapluies, M me 
Duhelder, femme d'un loueur de carrosses, M Mouffetard, fabricant 
chapelier, M Blancmanteau, marchand et fabricant de socques, M me Dubac, 
rentiere - jeder von diesen entstammt einem andern Quartier. Die Sache 
der Passagen hat M Dulingot sich zu eigen gemacht, der sein Geld in Aktien 
von Passagen angelegt hat. M Dulingots Advokat ist M Pour, der Advokat 
seiner Gegner M Contre. In der vorvorletzten (i4 ten ) Szene erscheint M 
Contre an der Spitze der Straflen. Diese haben ihren Namen gemafte 
Banner. Es sind unter ihnen die rue aux Ours, rue Bergere, rue du 
Croissant, rue du Puits -qui-Parle, rue du Grand-Hurleur etc. Entspre- 
chend in der nachsten Szene der Aufzug der Passagen mit ihren Bannern: 
passage du Saumon, passage de l'Ancre, passage du Grand-Cerf, passage 
du Pont-Neuf, passage de l'Opera, passage du Panorama. In derfolgenden, 
letzten (i6 ten ) Szene taucht Lutece aus dem Schofie der Erde aiif, zunachst 
in Gestalt einer alten Frau. Vor ihr halt M Contre sein Plaidoyer gegen die 
Passagen vom Standpunkt der Strafien: »Cent quarante-quatre passages 
ouvrent leurs bouches beantes pour devorer nos habitues, pour faire 
ecouler les flots sans cesse renaissans de notre foule oisive et active! Et vous 
voulez que nous, rues de Paris, soyons insensibles a ces empietemens sur 
nos droits antiques! Non, nous demandons ... interdiction de nos cent 
quarante-quatre adversaires et quinze millions cinq cent mille francs de 
dommages et interets.« (p 29) Das Plaidoyer von M Pour fur die Passagen 
hat die Form eines Couplets. Daraus: 

»Nous qu'on proscrit, notre usage est commode, 

N'avons-nous pas, par notre aspect riant, 

A tout Paris fait adopter la mode 

De ces bazars, fameux dans 1'Orient. 

Quels sont ces murs que la foule contemple? 

Ces ornemens, ces colonnes surtout? 

On se croirait dans Athenes, et ce temple 

Est au commerce eleve par le gout.« (p 29/30) 
Lutece schlichtet den Streit: »L'affaire est entendue. Genies des lumieres, 
obeissez a ma voix. (En ce moment toute la galerie se trouve eclairee par le 
gaz.)« (p 31) Ein Ballett der Passagen und Strafien beschlieftt das Vaude- 
ville. [A 10 a, 1] 

»Je n'hesite point a l'ecrire, si enorme que cela puisse paraitre aux serieux 
ecrivains d'art, ce fut le calicotqui lanca la lithographie . . . Condamnee aux 



106 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

figures (Tapres Raphael, aux Briseis de Regnauk, elle fut peut-etre morte; 
Calicot la sauva.« Henri Bouchot: La lithographie Paris { 1895 }p 50/51 

[A 11, 1] 

»Dans le passage Vivienne, 

Elle me dit: j'suis de la Vienne. 

Et elle ajouta: 

J'habite chez mon oncle, 

C'est la frere a papa! 

Je lui soigne un furoncle, 

C'est un sort plein d'appas. 

Je devais r'trouver la donzelle 

Passage Bonne-Nouvelle, 

Mais en vain je l'attendis 

Passage Brady. 

Les voila bien, les amours de passage !« 
Narcisse Lebeau cit Leon-Paul Fargue: Cafes de Paris II [in Vu IX 416 4 
mars 1936] [A 11, 2] 

»Aucune raison particuliere . . . au premier coup d'ceil, pour que l'histoire 
ait rec,u ce nom: Le Magasin d'Antiquites. II n'y a que deux des personnages 
qui aient quelque chose a voir avec ce genre de boutique, et des les 
premieres pages ils la quittent pour toujours . . . Mais, quand nous etudions 
les choses avec plus de suite, nous nous rendons compte que ce titre est une 
sorte de clef pour tout le roman de Dickens. Ses histoires avaient toujours 
pour point de depart quelque souvenir de la rue; les magasins, peut-etre les 
plus poetiques de toutes les choses, mirent souvent en mouvement son 
imagination debridee. Chaque boutique, en fait, eveillait en lui Pidee d'une 
nouvelle. Parmi les diverses series de pro jets . . ., on peut etre surpris de ne 
pas en voir commencer une inepuisable sous le titre de La Rue, et dont les 
boutiques auraient constitue les chapitres. II aurait pu faire des romans 
delicieux: La Boutique du Boulanger, La Pharmacie, La Boutique du 
Marchand d'Huiles: autant de pendants au Magasin d'Antiquites.« GK 
Chesterton: Dickens Traduit par Laurent et Martin-Dupont Paris 1927 p 
82/83 [ AlI >3] 

»On peut evidemment se demander dans quelle mesure Fourier croyaitlui- 
meme a ces fantaisies. II lui est arrive dans ses manuscrits de se plaindre des 
critiques qui prennent a la lettre le figure, et de parler ailleurs de ses 
>bizarreries etudiees<. II n'est pas interdit de penser qu'il y ait la au moins 
une part de charlatanisme volontaire, une application au lancement de son 
systeme des procedes de publicite commerciale, qui commen^aient a se 
developper.« F Armand et R Maublanc: Fourier Paris 1937 I p 158 
D Ausstellungen □ [A 1 1 a, 1] 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 107 

Gestandnis Proudhons gegen Ende seines Lebens (in La Justice - mit 
Fouriers Vision des Phalansteriums zu konf rontieren) : »I1 a bien fallu me 
civiliser. Mais l'avouerai-je? le peu que j'en ai pris me degoute . . . Je hais les 
maisons a plus d'un etage, dans lesquelles, a l'inverse de la hierarchie 
sociale, les petits sont guindes en haut, les grands etablis pres du sol.« (cit 
Armand Cuvillier:. Marx et Proudhon A la lumiere du Marxisme II 
Premiere partie Paris 1937 p 211) [An a, 2] 

Blanqui: »J*ai porte, dit-il, la premiere cocarde tricolore de 1830, faitepar 
Mme Bodin, passage du Commerce. « Gustave Geffroy: L'enferme Paris 
1897 p 240 [A 1 1 a, 3] 

Noch Baudelaire schreibt »un livre eclatant comme un mouchoir ou un 
chale de l'Inde«. Baudelaire: L'art romantique Paris p 192 (Pierre Dupont) 

[Aua,4] 

Die Sammlung Crauzat besitzt eine schone Darstellung des passage des 
panoramas von 1808. Ebendort ein Prospektus eines debit de cirage, der es 
in der Hauptsache mit dem gestiefelten Kater zu tun hat. [Ana, 5] 

Baudelaire am 25 Dezember 1861 an seine Mutter iiber seinen Versuch, 
einen Shawl zu versetzen: »On m'a dit qu'il y avait dans les bureaux 
encombrement de cachemires, aux approches du jour de Tan, et qu'on 
cherchait a degoiiter le public d'en apporter.« Charles Baudelaire: Lettres a 
sa mere Paris 1932 p 198 [An a, 6] 

»Notre siecle reliera le regne de la force isolee, abondante en creations 
originates, au regne de la force uniforme, mais niveleuse, egalisant les 
produits, les jetant par masses, et obeissant a une pensee unitaire, derniere 
expression des societes.« H de Balzac: L'illustre Gaudissart Paris ed 
Caiman-Levy p 1 ( 1 8 3 7) [ A 1 1 a, 7] 

Umsatz des Bon marche von 1852 bis 1863 von 450000 frcs auf 7 
Millionen frcs gestiegen. Die Gewinnsteigerung diirfte prozentual 
viel kleiner gewesen sein. Grower Umsatz, kleiner Nutzen war ein 
neues Prinzip, das zu den Hauptwirkungen, der Wirkung durch die 
kaufende Menge und die Masse des Warenlagers pafite. 1852 
assoziiert sich Boucicaut mit Vidau, dem Inhaber des magasin de 
nouveautes Au bon marche. »L 5 originalite consistait a vendre la 
marchandise garantie au prix de la marchandise de camelote. La 
marque en chiffres connus, autre innovation hardie qui supprimait 
le marchandage et la >vente au procede<, c'est-a-dire la majoration de 
Pobjet suivant la physionomie des acheteurs; - le >rendu<, permet- 



108 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

tant au client d'annuler a volonte son marche; - enfin le paiement 
presque integral des employes par une commission sur les ventes : 
tels furent les elemens constitutifs de la nouvelle organisation.* 
George d'Avenel: Le mecanisme de la vie moderne: Les grands 
magasins (Revue des deuxmondes Paris 1894 p 335/336 124? tome) 

[A 12, 1] 

Bei der Kalkulation der Warenhauser diirfte anfanglich der Gewinn 
an Zeit eine Rolle gespielt haben, den sie durch den Fortfall des 
Handelns dem Detailgeschaft gegeniiber hatten. [A 1 2, 2] 

Ein Kapitel »Shawls, Cachemirs« in Bornes »Industrie-Ausstellung im 
Louvre«. Ludwig Borne: Gesammelte Schriften Hamburg Frankfurt a/M 
1862IIIP260 [A 1 2, 3] 

Die Physiognomie der Passage taucht bei Baudelaire in einem Satz zu 
Beginn des Joueur genereux auf : »I1 me parut singulier que j'eusse pu passer 
si souvent a cote de ce prestigieux repaire sans en deviner l*entree.« 
(Baudelaire: (Euvres Texte etabli et annote par Y.-G. Le Dantec Paris 
i 9 3i)Ip456 [A 12,4] 

Spezifica des Warenhauses: die Kunden fiihlen sich als Masse; sie 
werden mit dem Warenlager konfrontiert; sie iibersehen alle Stock- 
werke mit einem Blick; sie zahlen feste Preise; sie konnen »umtau- 
schen«. [A 12, 5] 

»In denjenigen Theilen der Stadt, wo die Theater, die offentlichen Spazier- 
gange . . . liegen, wo daher die meisten Fremden wohnen und sich 
umhertreiben, gibt es fast kein Haus ohne Laden. Es kommt auf eine 
Minute, auf einen Schritt an, die Anziehungskrafte spielen zu lassen; denn 
eine Minute spater, einen Schritt weiter stent der Voriibergehende vor 
einem andern Laden . . . Die Augen werden Einem wie gewaltsam entfuhrt, 
man mnfi hinaufsehen und stehen bleiben, bis der Blick zuriickkehrt. Der 
Name des Kaufmanns und seiner Waare steht zehnmal neben, unter 
einander auf den Thiiren, iiber den Fenstern auf Schildern geschrieben, die 
Aufienseite des Gewolbes sieht aus wie das Schreibbuch eines Schulknab- 
chens, das die wenigen Worte der Vorschrift immerfort wiederholt. Die 
Zeuge werden nicht in Mustern, sondern in ganzen aufgerollten Stiicken 
vor Thiire und Fenster gehangt. Manchmal sind sie hoch am dritten Stocke 
befestigt, und reichen nach allerlei Verschlingungen bis zum Pflasterherab. 
Der Schuhmacher hat die Auftenseite seines ganzen Hauses mit Schuhen 



Passagen, magasins de nouveautes, calicots 109 

aller Farben bemalt, welche bataillonsweise zusammen stehen. Das Zei- 
chen der Schlosser ist ein sechs FufS hoher vergoldeter Schliissel; die 
Riesenpforten des Himmels brauchten keinen groftern. An den Laden der 
Strumpfhandler sind vier Ellen hohe, weifie Striimpfe gemalt, vor welchen 
man sich im Dunkeln entsetzt, man glaubt, weifte Gespenster strichen 
voriiber . . . Auf eine edlere und anmuthigere Weise wird aber Fufi und 
Auge durch die Gemalde gefesselt, welche vor vielen Kaufladen ausgehangt 
sind . . . Diese Gemalde sind nicht selten wahre Kunstwerke, und wenn sie 
in der Gallerie des Louvre's hingen, wiirden Kenner, wenn auch nicht mit 
Bewunderung, doch mit Vergniigen vor ihnen stehen bleiben . . . Am 
Hause eines Perriickenmachers [hangt] ein Bild, das zwar schlecht gemalt 
ist, aber eine drollige Vorstellung enthalt. Der Kronprinz Absalon hangt 
mit den Haaren am Baume, und wird von einer feindlichen Lanze 
durchbohrt. Darunter die Verse: >Contemplez d' Absalon le deplorable 
sort, I S'il eut porte perruque, il evitait la mort.< Ein anderes . . . Bild, ein 
Rosenmadchen vorstellend, das knieend aus den Handen eines Ritters den 
Kranz empfangt, schmiickt die Ladenthiire einer Putzmacherin.« Ludwig 
Borne: Schilderungen aus Paris (1822 und 1823) VI Die Laden. (Samt- 
l(iche) W{erke; recte: Gesammelte Schriften)) Hamb(urg) Frankfurt 
a/M 1862 IIIp 46-49 [A 12 a] 

Zu Baudelaires »ivresse religieuse des grandes villes«: die Waren- 
hauser sind die diesem Rausch geweihten Tempel. [A 13] 



B 

[Mode] 



»Mode: Herr Tod, Herr Tod!« 

Giacomo Leopardi: Gesprdch zwischen der Mode und dem 
Tod 

»Rien ne meurt, tout se transformer 
Honore de Balzac: Pensees, Sujets, Fragments Paris 1910 
p 4 6 

Und Langeweile ist das Gitterwerk, vor dem die Kurtisane den Tod 
neckt ■ Ennui ■ [B 1 , 1] 

Ahnlichkeit der Passagen mit den gedeckten Hallen, in denen man 
Radeln lernte. In diesen Hallen nahm das Weib seine verfuhrerisch- 
ste Gestalt an: als Radlerin. So stent sie auf den damaligen Plakaten. 
Cheret der Maler dieser Frauenschonheit. Das Kostum der Radle- 
rin als friihe und unbewuflte Vorform der Sportkleidung entspricht 
den traumgestalten Vorformen, wie sie, ein wenig friiher oder 
spater, fur die Fabrik oder das Auto aufkamen. Wie die ersten 
Fabrikbauten sich an die uberkommene Form des Wohnhauses 
klammern, die ersten Automobilkarosserien Karossen nachbilden, 
so ringt in der Kleidung der Radlerin der sportliche Ausdrucknoch 
mit dem iiberkommenen Idealbild der Eleganz, und der Ertrag 
dieses Ringens ist der verbissene, sadistische Einschlag, der es fur 
die Mannerwelt dieser Jahre so unvergleichlich provokatorisch 
machte. ■ Traumhauser ■ [Bi,2] 

»In diesen Jahren [um 1880] beginnt ja nicht nur die Renaissancemode 
Unfug zu treiben, sondern auf der anderen Seite setzt eine neue Freude der 
Frau am Sport ein, vor allem am Reitsport, und beides beeinfluftt die Mode 
von ganz verschiedenen Richtungen her. Es wirkt originell, wenn auch 
nicht immer schon, wie so die Jahre von 1882 bis 1885 zwischen den 
Empfindungen zu vermitteln suchen, von denen die weibliche Seele hin 
und her gerissen wird. Man sucht sich zu helfen, indem man die Taille 
moglichst anliegend und schlicht, den Rock dafur aber umsomehr Rokoko 
gestaltet.«7oJahredeutscheMode 1925 p 84-87 [B 1,3] 



Mode 1 1 1 

Hier hat die Mode den dialektischen Umschlageplatz zwischen 
Weib und Ware - zwischen Lust und Leiche - eroffnet. Ihr langer 
flegelhafter Kommis, der Tod, mifit das Jahrhundert nach der Elle, 
macht wegen der Ersparnis selbst den Mannequin und leitet 
eigenhandig den Ausverkauf, der auf franzosisch »revolution« 
heiEt. Denn nie war Mode anderes als die Parodie der bunten 
Leiche, Provokation des Todes durch das Weib und zwischen geller 
memorierter Lache bitter geflusterte Zwiesprach mit der Verwe- 
sung. Das ist Mode. Darum wechselt sie so geschwinde; kitzelt den 
Tod und ist schon wieder eine andere, neue, wenn er nach ihr sich 
umsieht, um sie zu schlagen. Sie ist ihm hundert Jahre lang nichts 
schuldig geblieben. Nun endlich ist sie im Begriff, das Feld zu 
raumen. Er aber stiftet an die Ufer einer neuen Lethe, die den 
Asphaltstrom durch Passagen rollt, die Armatur der Huren als 
Trophae. □ Revolution □ Liebe □ [B i , 4] 

»Platze, o Platz in Paris, unendlicher Schauplatz, 

wo die Modistin, Madame Lamort, 

die ruhlosen Wege der Erde, endlose Bander, 

schlingt und windet und neue aus ihnen 

Schleifen erfindet, Ruschen, Blumen, Kokarden, kunstliche 

Fruchte -« 
R. M.Rilke:DuineserElegienLpzi923p23 [B i, 5] 

»Rien n'est tout a fait a sa place, mais c'est la mode qui fixe la place de tout.« 
L'esprit d'Alphonse Karr Paris 1877 p 129 »Si une femme de gout, en se 
deshabillant le soir, se trouvait faite en realite comme elle a fait semblant 
d'etre toute la journee, j'aime a croire, qu'on la trouverait le lendemain 
matin submergee et noyee dans ses larmes.« Alphonse Karr cit bei F. Th. 
Vischer: Mode und Zynismus Stuttgart 1879 p 106/107 [B 1,6] 

Bei Karr findet sich eine rationalistische Theorie der Mode, die 
denkbar nahe der rationalistischen Theorie vom Ursprung der 
Religionen verwandt ist. Den Anstoft zur Entstehung langer Rocke 
denkt er sich so, daE gewisse Frauen Interesse daran gehabt hatten, 
einen hafilichen (Fufi) zu verbergen. Oder er denunziert als 
Ursprung gewisser Hutformen und Frisuren den Wunsch, einen 
sparlichen Haarwuchs zu beschonigen. [B 1 , 7] 



112 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Wer weifi denn heute noch, wo im letzten Jahrzehnt des vergange- 
nen Jahrhunderts Frauen ihre verfiihrerischste Gestalt, das intimste 
Versprechen ihrer Figur an den Mann brachten? In den gedeckten, 
asphaltierten Hallen, in denen man radeln lernte. Als Radlerin 
macht sie der Chansonette auf den affichen die Herrschaft streitig 
u ( nd ) gibt der Mode ihre gewagteste Lime an. [B i , 8] 

Das brennendste Interesse der Mode liegt fur den Philosophen in 
ihren aufterordentlichen Antizipationen. Es ist ja bekannt, dafi die 
Kunst vielfach, in Bildern etwa, der wahrnehmbaren Wirklichkeit 
um Jahre vorausgreift. Man hat Strafien oder Sale sehen konnen, die 
in alien farbigen Feuern strahlten lange ehe die Technik durch 
Lichtreklamen und andere Veranstaltungen sie unter ein solches 
Licht setzte. Auch geht die Empfindlichkeit des einzelnen Kiinst- 
lers fur das Kommende bestimmt weit iiber die der grofien Dame 
hinaus. Und dennoch ist die Mode in weit konstanterem, weit 
praziserm Kontakt niit den kommenden Dingen kraft der unver- 
gleichlichen Witterung, die das weibliche Kollektiv fur das hat, was 
in der Zukunft bereitliegt. Jede Saison bringt in ihren neuesten 
Kreationen irgendwelche geheimen Flaggensignale der kommen- 
den Dinge. Wer sie zu lesen verstiinde, der wiifite im voraus nicht 
nur um neue Stromungen der Kunst, sondern um neue Gesetzbu- 
cher, Kriege und Revolutionen. - Zweifellos liegt hierin der grofite 
Reiz der Mode, aber auch die Schwierigkeit, ihn fruchtbar zu 
machen. [B i a, i] 

»Ubersetzt russische Volksmarchen, schwedische Familienge- 
schichten und englische Gaunerromane, wir werden in Dem, was 
fiir die Masse den Ton angibt, immer wieder auf Frankreich 
zuriickkommen, nicht, weil es immer die Wahrheit, sondern weil es 
immer die Mode sein wird.« Gutzkow: Briefe aus Paris II (Leipzig 
1842) p 227/228 Tonangebend nun ist zwar immer das Neueste, 
aber doch nur wo es im Medium des Altesten, Gewesensten, 
Gewohntesten auftaucht. Dieses Schauspiel wie das jeweils Aller- 
neueste in diesem Medium des Gewesenen sich bildet, macht das 
eigentliche dialektische Schauspiel der Mode. Nur so, als grandiose 
Darstellung dieser Dialektik, versteht man die merkwurdigen 
Bucher Grandvilles, die Mitte des Jahrhunderts Furore machten: 
wenn er einen neuen Facher als eventail d'Iris vorstellt und sein 



Mode 113 

neues Dessin einen Regenbogen darstellt, wenn die MilchstraKe 
eine nachtliche von Gaskandelabern erhellte Avenue darstellt, »la 
lune, peinte par elle-meme« statt auf Wolken auf neumodischen 
Pliischkissen liegt, so erfafit man erst, dafi gerade in diesem 
trockensten, phantasielosesten Jahrhundert sich die gesamte 
Traumenergie einer Gesellschaft mit verdoppelter Vehemenz in 
d{as) undurchdringliche lautlose Nebelreich der Mode gefluchtet 
hat, in d(as) der Verstand ihr nicht folgen konnte. Die Mode ist die 
Vorgangerin, nein, die ewige Platzhalterin des Surrealismus. 

[Bia,2] 

Zwei laszive Blatter von Charles Vernier stellen, als Gegenstiicke, »Une 
noce en velocipedes« Aller - Retour dar. Das Rad gab eine ungeahnte 
Moglichkeit fur die Darstellung des retrousse. [B 1 a, 3] 

Eine endgiiltige Perspektive auf die Mode ergibt sich nur aus der 
Betrachtung, wie jeder Generation die gerade verflossene als das 
griindlichste Anti(a)phrodisiacum erscheint, das nur denkbar ist. 
Mit diesem Urteil hat sie nicht so durchaus Unrecht, wie man 
annehmen konnte. Es ist in jeder Mode etwas von bitterer Satire auf 
Liebe, in jeder sind alle sexuellen Perversitaten aufs mitleidloseste 
angelegt, jede ist von geheimen Widerstanden gegen Liebe erfiillt. 
Es lohnt sich mit der folgenden Betrachtung von Grand-Carteret 
(sich) auseinanderzusetzen, so oberflachlich sie ist: »C'est avec les 
scenes de la vie amoureuse que I'on sent, en effet, apparaitre tout le 
ridicule de certaines modes. Tels hommes, telles femmes ne sont-ils 
pas grotesques en des gestes, en des poses ni le toupet deja 
extravagant en lui-meme, ni le chapeau a haute forme, ni la 
redingote serree a la taille, ni le chile, ni les grandes pamelas, ni les 
petits brodequins d'etoffe.« Die Auseinandersetzung mit den 
Moden der vergangenen Generationen ist denn auch eine Sache von 
viel groflerer Bedeutung als man gewohnlich vermutet. Und es ist 
eine der wichtigsten Seiten am historischen Kostiim, dafi es, vor 
allem im Theater, das unternimmt. Uber das Theater greift die 
Kostumfrage tief in das Leben der Kunst und der Dichtung ein, in 
denen die Mode zugleich bewahrt und iiberwunden wird. [B 1 a, 4] 

Vor einem durchaus verwandten Problem stand man angesichts der 
neuen Geschwindigkeiten, die einen veranderten Rhythmus in das 



1 1 4 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

Leben trugen. Auch der wurde erst gewissermafien spielerisch 
ausprobiert. Die montagnes russes kamen auf, und die Pariser 
bemachtigten sich wie besessen dieses Vergniigens. Um 1810 
notiert ein Chronist habe eine Dame an einem Abend im pare de 
montsouris, wo damals diese Luftschaukeln standen, 75 Franken 
darauf vergeudet. Das neue Tempo des Lebens kundigt sich oft auf 
die unvermute(t)ste Weise an. So in den Affichen. »Ces images 
d'un jour ou d'une heure, delavees par les averses, charbonnees par 
les gamins, brulees par le soleil, et que d'autres ont quelquefois 
recouvertes avant meme qu'elles aient seche, symbohsent, a un 
degre plus intense encore que la presse, la vie rapide, secouee, 
multiforme, qui nous emporte.« Maurice Talmayr: La cite du sang 
Paris 1901 p 269 Es existierte.ja in den Anfangszeiten der Affiche 
noch kein Gesetz, das die Art und Weise der Plakatierung, den 
Schutz der Plakate aber auch den Schutz vor Plakaten, anordnete 
und so konnte man, wenn man eines Morgens beim Aufwachen sein 
Fenster von einem Plakat verklebt finden (sic). An der Mode hat 
dieses ratselhafte Sensationsbedurfnis sich von jeher befriedigt. Auf 
den Grund aber wird ihm allein die theologische Untersuchung 
kommen, denn es spricht daraus ein tiefes, affektives Verhalten des 
Menschen dem Geschichtsablauf gegeniiber. Man mochte dies 
Sensationsbedurfnis an eine der sieben Todsiinden anschliefien und 
man wundert sich nicht, wenn ein Chronist apokalyptische Pro- 
phezeiungen daran schliefk und die Zeit verkiindet, da die Men- 
schen vo(n) derUberfullevonelektrische(m) Licht blind und von 
dem Tempo der Nachrichtenubermittlung wahnsinnig werden 
wiirden. (Aus Jacques Fabien: Paris en songe. Paris 1863.) [B 2, 1] 

»Le 4 octobre 1 8 56, le Gymnase representa une piece intkulee: les Toilettes 
tapageuses. C'etait l'heure de la crinoline, et les femmes bouffantes etaient a 
la mode. L/actrice qui jouait le principal role, ayant compris les intentions 
satiriques de l'auteur, portait une robe dont la jupe exageree a dessein avait 
une ampleur comique et presque ridicule. Le lendemain de la premiere 
representation, sa robe lui fut demandee, comme modele, par plus de vingt 
grandes dames, et huit jours apres la crinoline avait double de dimension. « 
Maxime Du Camp : Paris VI p 192 [B 2, 2] 

»La mode est la recherche toujours vaine, souvent ridicule, parfois 
dangereuse, d'une beaute superieure ideale.« Du Camp: Paris VI p 294 

[82,3] 



Mode 115 

Das Motto von Balzac ist sehr geeignet, die Zeit der Holle daran zu 
entwickeln. Wieso namlich diese Zeit den Tod nicht kennen will, 
auch die Mode sich iiber den Tod moquiert, wie die Beschleunigung 
des Verkehrs, das Tempo der Nachrichtenubermittlung, in dem die 
Zeitungsausgaben sich ablosen, darauf hinausgeht, alles Abbre- 
chen, jahe Enden zu eliminieren und wie der Tod als Einschnitt mit 
alien Geraden des gottlichen Zeitverlaufes zusammenhangt. - Gab 
es in der Antike Moden? Oder hat die »Gewalt des Rahmens« sie 
untersagt? [62,4] 

»elle etait contemporaine de tout le monde« Jouhandeau: Prudence 
Hautechaume Paris 1927 p 129. etre contemporaine de tout le 
monde - das ist die leidenschaftlichste und geheimste Befriedigung, 
die die Mode der Frau gibt. [B 2, 5] 

Gewalt der Mode iiber die Stadt Paris in einem Sinnbild. »Ich habe 
mir den Plan von Paris gekauft, abgedruckt auf einem Taschen- 
tuch.« Gutzkow; Briefe aus Paris I (Leipzig 1842) p 82 [B2a, 1] 

Zur medizinischen Diskussion iiber die Krinoline: Man meinte sie, wie den 
Reifrock »rechtfertigen zu konnen mit der angenehmen, zweckma&gen 
Kuhle, welche die Glieder darunter geniefien . . . man will [also] auf Seiten 
der Mediciner wissen, dafS jene so belobte Kiihle schon Erkaltungen mit 
sich gebracht habe, welche ein verderblich vorschnelles Ende eines Zustan- 
des herbeifiihrten, den zu verhiillen der urspriingliche Zweck der Crinoline 
sei.« F. Th. Vischer: Kritische Gange Neue Folge Drittes Heft Stuttgart 
i86ip 1 00 [VerniinftigeGedanken iiber die jetzige Mode] [B 2 a, 2] 

Es war »verriickt, daft die franzosische Mode der Revolutions- und ersten 
Kaiserzeit mit modern geschnittenen und genahten Kleidern das griechi- 
sche Verhaltnis nachahmte.« Vischer: Verniinftige Gedanken iiber die 
jetzige Mode p 99 [B 2 a, 3] 

Gestrickter Halsshawl - Cache-nez-Bajadere - in unansehnlichen Farben 
auch von Mannern getragen. [B 2 a, 4] 

F. Th. Vischer iiber die Mode der weiten, iibers Gelenk fallenden Armeln 
bei Mannerkleidern: »Das sind nicht mehr Arme, sondern Fliigelrudi- 
mente, Pinguinsfliigelstumpfe, Fischflossen und die Bewegung der formlo- 
sen Anhangsel im Gang sieht einem thorichten, simpelhaften Fuchteln, 



1 1 6 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Schieben, Nachjiicken, Rudern gleich.« Vischer: Vernimftige Gedanken 
uber die jetzige Mode p in [B2a, 5] 

Bedeutende politische Kritik der Mode vom biirgerlichen Stand- 
punkt: »Als der Verfasser dieser vernunftigen Gedanken den ersten 
Jiingling mit dem allermodernsten Hemdkragen auf der Eisenbahn 
einsteigen sah, so meinte er alles Ernstes, einen Pfaffen zu sehen; 
denn dieser weifie Streifen lauft ja in gleicher Hohe niedrig um den 
Hals, wie das bekannte Collar des katholischen Clerus, und der 
lange Kittel war zudem schwarz. Als er den Weltmenschen neuester 
Mode erkannt hatte, begriff er, was auch dieser Hemdkragen 
heiften will: O, uns ist Alles, Alles Eins, auch die Concordats! 
Warum nicht? Sollen wir fur Aufklarung schwarmen wie edle 
Jiinglinge? Ist nicht Hierarchie vornehmer, als die Plattheit seichter 
Geisterbefreiung, die am Ende immer darauf geht, den noblen 
Menschen im Genusse zu storen? - Zudem gibt dieser Kragen, da er 
den Hals in gerader, scharfer Linie rund umschneidet, so etwas 
angenehm frisch Gekopftes, was so recht zum Charakter des 
Blasirten stimmt.« Dazu kommt die heftige'Reaktion gegen das 
Violett. Vischer: Verniinftige Gedanken liber die jetzige Mode 
p 1 1 2 [B 2 a, 6] 

Zur Reaktion von 1850/60: »Farbe bekennen gilt fur lacherlich, straff sein 
fur kindisch; wie sollte da die Tracht nicht auch farblos, schlaff und eng 
zugleich werden?« Vischer 1 17 So bringt er die Krinoline auch in Verbin- 
dung mit dem erstarkten »Imperialismus, der sich breit und hohl ausspannt 
wie dieses sein Bild, der als letzter und sta'rkster Ausdruck der Zuriick- 
schwellung aller Tendenzen des Jahres 1848 seine Macht wie eine Glocke 
uber Gutes und Schlimmes, Berechtigtes und Unberechtigtes der Revolu- 
tion gestiirzt hat.« p 1 19 [B 2 a, 7] 

»Im Grund sind diese Dinge eben frei und unfrei zugleich. Es ist ein 
Helldunkel, worin Nothigung und Humor sich durchdringen . . . Je 
phantastischer eine Form, desto starker geht neben dem gebundenen 
Willen das klare und ironische Bewufksein her. Und dieses Bewufksein 
verbiirgt uns, dafi die Thorheit nicht dauern werde; je mehr es wachst, 
desto naher ist die Zeit, wo es wirkt, zur That wird, die Fessel abwirft.« 
Vischer p 122/ 123 [B 2 a, 8] 

Eine der wichtigsten Stellen zur Beleuchtung der exzentrischen, 
revolutionaren und surrealistischen Moglichkeiten der Mode, vor 



Mode 1 1 7 

allem auch eine Stelle die eben damit den Zusammenhang des 
Surrealismus mit Grandville etc herstellt, ist das Kapitel Mode in 
ApoIIinaires Poete assassine Paris 1927 p 74 ff [B 2 a, 9] 

Wie die Mode alien folgt: Fur Gesellschaftskleider kamen Pro- 
gramme auf wie fur die neueste Symphoniemusik. 1901 stellte 
Victor Prouve in Paris eine grofk Toilette aus mit dem Titel: 
Flufiufer im Friihling. [B 2 a, 10] 

Cachet der damaligen Mode: einen Korper anzudeuten, der uber- 
haupt niemals vollige Nacktheit kennen lernt. [B 3, 1] 

»Erst um 1 890 findet man, daft die Seide merit mehr fur das Straftenkleid das 
vornehmste Material ist, und weist ihr dafiir eine bis dahin unbekannte 
Bedeutung als Futterstoff zu. Die Kleidung von 1 870 bis 1 890 ist aufieror- 
dentlich kostbar, und die Anderungen der Mode beschranken sich daher 
vielfach sehr vorsichtig auf Anderungen, denen die Absicht innewohnt, 
durch Umarbeitung des alten Kleides gewissermaften ein neues Kleid zu 
gewinnen.« 7oJahredeutscheMode 1925 p7i [B 3, 2] 

» 1873 . . . wo die riesigen liber die auf das Gesaft aufgebundenen Kissen sich 
spannenden Rocke mit ihren gerafften Gardinen, plissierten Riischen, 
Besatzen und Bandern weniger aus der Werkstatt eines Schneiders als eines 
Tapeziers zu stammen scheinen.« J. W. Samson: Die Frauenmode der 
Gegenwart Berlin und Koln 1927 p 8/9 [63,3] 

Keine Art von Verewigung so erschiitternd wie die des Ephemeren 
und der modischen Formen, die die Wachsfigurenkabinette uns 
aufsparen. Und wer sie einmal sah, der mu(S wie Andre Breton sein 
Herz an die Frauengestalt im Musee Grevin verlieren, die im 
Winkel einer Loge ihr Strumpfband richtet. (Nadja (Paris 1928) p 
199) t B 3>4] 

»Die Blumen-Garnierungen aus groften weiften Lilien oder Wasserrosen 
mit den langen Schilfgraszweigen, welche sich so grazios in jedem Haar- 
putz zeigen, erinnern unwillkurlich an zarte, leicht schwebende Sylphiden 
und Najaden - so wie sich die feurige Brunette nicht reizender schmiicken 
kann, als mit den, zu anmuthigen Zweigen gewundenen Fruchten: Kir- 
schen, Johannisbeeren, ja Weintrauben mit Epheu und Grasbliithe vereint; 
oder: mit den langen Fuchsien aus brennend rotem Sammet, deren roth 
geaderte, wie vom Thau angehauchte Blatter sich zu einer Krone bilden; 



1 1 8 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungenund Materialien 

auch steht ihr der schonste Cactus Speciosus, mit langen weiften Feder- 
staubfaden zu Gebote; uberhaupt sind die Blumen zu den Haargarnierun- 
gen sehr grofi gewahlt - wir sahen eine solche aus weiften Cantifolien 
(Unica) malerisch schon mit grofien Stiefmutterchen und Epheuzweigen, 
oder vielmehr Asten, zusammengeflochten, denn es zeigte sich daran 
wirklich so tauschend das knorrige, rankige Geast als hatte sich die Natur 
selbst hineingemischt - lange Knospenzweige und Halme wiegten sich an 
den Seiten bei der leisesten Beriihrung.« Der Bazar Dritter j ahrgang Berlin 
1 8 5 7 p 1 1 (Veronika von G. : Die Mode) [B 3 , 5 ] 

Der Eindruck des Altmodischen kann nur entstehen, wo auf 
gewisse Art an das Aktuellste geriihrt wird. Wenn in den Passagen 
Anfange der modernsten Baukunst liegen, so hat ihre altmodische 
Wirkung auf den heutigen Menschen genau soviel zu sagen wie das 
Antiquiert- Wirken des Vaters auf seinen Sohn . [B 3 , 6] 

Ich formulierte, »dafi das Ewige jedenfalls eher eine Rusche am 
Kleid ist, als eine Idee«. D Dialektisches Bild □ [63,7] 

Im Fetischismus legt der Sexus die Schranken zwischen organischer 
und anorganischer Welt nieder. Kleidung und Schmuck stehen mit 
ihm im Bunde. Er ist im Toten wie im Fleisch zuhause. Auch weist 
das letztere selber ihm den Weg, im ersten sich einzurichten. Die 
Haare sind ein Konfinium, welches zwischen den beiden Reichen 
des Sexus gelegen ist. Ein anderes erschliefit sich ihm im Taumel der 
Leidenschaft: die Landschaften des Leibs. Sie sind schon nichtmehr 
belebt, doch immer noch dem Auge zuganglich, das freilich je 
weiter desto mehr dem Tastsinn oder dem Geruch die Fuhrung 
durch diese Todesreiche iiberlafk. Im Traum aber schwellen dann 
nicht seiten Briiste, die wie die Erde ganz mit Wald und Felsen 
bekleidet sind und die Blicke haben ihr Leben in den Grund von 
Wasserspiegeln versenkt, die in Talern schlummern. Diese Land- 
schaften durchziehen Wege, die den Sexus in die Welt des Anorga- 
nischen geleiten. Die Mode selbst ist nur ein anderes Medium, das 
ihn noch defer in die Stoffwel.t lockt. [B 3, 8] 

»Cette annee, dit Tristouse, la mode est bizarre et familiere, elle est simple 
et pleine de fantaisie. Toutes les matieres des differents regnes de la nature 
peuvent maintenant entrer dans la composition d'un costume de femme. 
J'ai vu une robe charmante, faite de bouchons de liege . . . Un grand 



Mode 119 

couturier medite de lancer les costumes tailleur en dos de vieux livres, relies 
en veau . . . Les aretes de poisson se portent beaucoup sur les chapeaux. On 
voit souvent de delicieuses jeunes filles habillees en pelerines de Saint- 
Jacques de Compostelle; leur costume, comme il sied, est constelle de 
coquilles Saint-Jacques. La porcelaine, le gres et la faience ontbrusquement 
apparu dans Part vestimentaire . . . Les plumes decorent maintenant non 
seulement les chapeaux, mais les souliers, les gants, et Pan prochain on en 
mettra sur les ombrelles. On fait des souliers en verre de Venise et des 
chapeaux en cristal de Baccarat . . . J'oubliais de vous dire que, mercredi 
dernier, j'ai vu sur les boulevards une rombiere vetue de petits miroirs 
appliques et colles sur un tissu. Au soleil, Peffet etait somptueux. On eut dit 
une mine d'or en promenade. Plus tard il se mit a pleuvoir, et la dame 
ressembla a une mine d'argent ... La mode devient pratique et ne meprise 
plus rien, elle ennoblit tout. Elle fait pour les matieres ce que les 
romantiques firent pour les mots.« Guillaume Apollinaire: Le poete 
assassineNouvelle edition Paris 1927 p 75-77 [B 3 a, 1] 

Ein Karikaturist stellt - um 1 867 - das Geriist der Krinoline als einen Kafig 
dar, in dem ein junges Madchen Hiihner und einen Papagei gefangen halt. 
S. Louis Sonolet: La vie parisienne sous le second empire Paris 1929 p 245 

[B 3 a,2] 

»Les bains de mer . . . donnerent le premier coup a la solennelle et 
encombrante crinoline. « Louis Sonolet: La vie parisienne sous le second 
empire Paris 1929 p 247 [B 3 a, 3] 

»Die Mode besteht ja nur aus Extremen. Da sie von Natur aus die 
Extreme sucht, bleibt ihr nichts ubrig, als sich beim Aufgeben einer 
bestimmten Form genau dem Gegenteil zu uberliefern.« 70 Jahre 
deutscheMode 1925 p 51 Ihre aufiersten Extreme: die Frivolitat und 
der Tod [83^,4] 

»Wir hielten die Krinoline fur das Symbol des zweiten Kaiserreichs in 
Frankreich, seiner aufgeblasenen Liige, seiner windigen und protzigen 
Frechheit. Es stiirzte . . . aber . . . die Pariser Welt hatte just vor dem Sturze 
des Kaiserreichs noch Zeit, in der weiblichen Mode eine andere Seite ihrer 
Stimmung hervorzukehren, und die Republik war sich nicht zu gut, sie 
aufzunehmen und zu behalten.« F. Th. Vischer: Mode und Cynismus 
Stuttgart 1879 p 6 Die neue Mode, auf die Vischer anspielt, erklart er: »Das 
Kleid wird quer iiber den Leib geschnitten und spannt iiber . . . den 
Bauch«. (p 6) Spater nennt er die Frauen, die sich so tragen »in Kleidern 
nackt«.(p8) [B 3 a, 5 ] 



1 20 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Friedell erklart mit Bezug auf die Frau, »daft die Geschichte ihrer Kleidung 
iiberraschend geringere Variationen aufweist und nicht viel mehr ist als ein 
Turnus einiger viel rascher wechselnder, aber auch viel haufiger wiederkeh- 
render Nuancen: der Lange der Schleppe, der Hohe der Frisur, der Kurze 
der Armel, der Bauschung des Rockes, der Entbloftung der Brust, des 
Sitzes der Taille. Selbst radikale Revolutionen wie das heutige knabenhaft 
geschnittene Haar sind nur die >ewige Wiederkunft des Gleichen<.« Egon 
Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit III Miinchen 193 1 p 88 Sohebtsich 
nach dem Verfasser die weibliche Mode gegen die manni{g)faltigere und 
entschiednere manniiche ab . [B 4, 1 ] 

»Von alien Versprechungen, welche Cabets Roman, >Reise nach Ikarien< 
gemacht, ist jedenfalls eine realisirt worden. Cabet hatte namlich in dem 
Romane, den sein System enthielt, zu beweisen gesucht, daft der kiinftige 
communistische Staat kein Product der Phantasie enthalten und in Nichts 
irgend einen Wechsel erleiden diirfe; er hatte deshalb alle Moden und 
namentlich die capriciosen Priesterinnen der Mode, die Modistinnen, 
sowie die Goldarbeiter, und alle anderen Professionen, welche dem Luxus 
dienen, aus Ikarien verbannt und gefordert, daft die Trachten, Gerath- 
schaften u. s. w. nie verandert werden sollen.« Sigmund Englander: 
Geschichte der franzosischen Arbeiter-Asspciationen Hamburg 1864 II 
P 165/166 [B4,2] 

1828 fand die Urauffuhrung der »Stummen von Portici« statt. Das 
ist eine wallende Musik, eine Oper aus Draperien, die sich iiber den 
Worten heben und senken. Sie mufite in einer Zeit Erfolg haben als 
die Draperien ihren Triumphzug (zunachst als turkische Shawls in 
der Mode) antraten. Diese Revoke, deren erste Aufgabe es ist, den 
Konig vor ihr selbst in Sicherheit zu bringen, erscheint als Vorspiel 
derjenigen von 1830 - einer Revolution, die doch wohl nur 
Draperie vor einem Revirement in den herrschenden Kreisen war. 

[B 4 ,3] 

Stirbt die Mode vielleicht - in Rutland z.B. - daran, daft sie das 
Tempo nicht mehr mitmachen kann - auf gewissen Gebieten 
zumindest? [64,4] 

Grandvilles Werke sind wahre Kosmogonien der Mode. Ein Teil 
seines ceuvres liefte sich iiberschreiben: der Kampf der Mode mit 
der Natur. Vergleich zwischen Hogarth und Grandville. Grand- 
ville und Lautreamont. - Was hat die Hypertrophic des Mottos bei 
Grandville zusagen? [B4, 5] 



Mode 



121 



»La mode ... est un temoin, mais un temoin de 1'histoire du grand monde 
seulement, car chez tous les peuples . . . les pauvres gens n'ont pas plus de 
modes que d'histoire et leurs idees, leurs gouts ni leur vie ne changent 
guere. Sans doute ... la vie publique commence a penetrer dans les petits 
menages, mais il faudra du temps. « Eugene Montrue: Le XIX e siecle vecu 
par deux f rancais Paris p 24 1 [B 4, 6] 

Die folgende Bemerkung erlaubt, zu erkennen, welche Bedeutung 
die Mode als Tarnung ganz bestimmter Anliegen der herrschenden 
Klasse hat. »Die Herrschenden haben eine grofte Abneigung gegen 
starke Veranderungen. Sie mochten, daft alles so bleibt, am liebsten 
tausend Jahre. Am besten der Mond bliebe stehen und die Sonne 
liefe nicht weiter! Dann bekame keiner mehr Hunger und wollte zu 
Abend essen. Wenn sie geschossen haben, so soil der Gegner nicht 
mehr schieften durfen, ihr Schuft soil der letzte gewesen sein.« 
Bertolt Brecht: Fiinf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit 
(UnsereZeit VIII 2/3 April 1935 Paris Basel Pragp 32) [B4a, 1] 

Mac-Orlan, der die Analogien zum Surrealismus hervorhebt, die man 
(bei) Grandville findet, macht in diesem Zusammenhang auf das Werk von 
Walt Disney aufmerksam, von dem er sagt: »I1 ne contient aucun germe de 
mortification. En ceci il s'eloigne de Phumeur de Grandville qui porta 
toujours en soi la presence de la mort.« Mac-Orlan: Grandville le 
precurseur (Arts et metiers graphiques 44 ijDezember 1934 {P24}) 

[B 4 a,2] 

»Zwei bis drei Stunden etwa dauert die Vorfuhrung einer grofien 
Kollektion. Je nach dem Tempo, an das die Mannequins gewohnt 
wurden. Zum Schlufi, das ist Tradition, erscheint eine verschleierte 
Braut.« Helen Grund: Vom Wesen der Mode p 19 (Privatdruck 
Miinchen 1935) In der erwahnten Gepflogenheit macht die Mode 
der Sitte eine Referenz, bedeutet ihr aber zugleich, daft sie vor ihr 
nicht halt macht. [B 4 a, 3] 

Eine gegenwartige Mode und ihre Bedeutung. Im Fruhjahr 1935 
ungefahr kamen in der Frauenmode mittelgrofte a jour gearbeitete 
Metallplaketten auf, die auf dem Jumper oder dem Mantel getragen 
wurden und den Anfangsbuchstaben des Vornamens der Tragerin 
zeigten. Darin machte die Mode sich die vogue der Abzeichen zu 
nutze, die im Gefolge der ligues bei Mannern sehr haufig geworden 



122 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

waren. Auf der andern Seite aber kommt damit die zunehmende 
Einschrankung der Privatsphare zum Ausdruck. Der Name, und 
zwar der Vorname, der Unbekannten wird an einem Zipfel in die 
Offentlichkeit gezogen. Daft damit die »Anknupfung« einer Unbe- 
kannten gegeniiber erleichtert wird, ist von sekundarer Bedeutung. 

[B 4 a, 4 ] 

»Die Modeschopfer . . . verkehren in der Gesellschaft und gewinnen aus 
ihrem Bild einen Gesamteindruck, sie nehmen Teil am kiinstlerischen 
Leben, sehen Premieren und Ausstellungen, lesen die sensationellen 
Biicher - mit anderen Worten, ihre Inspiration entziindet sich an den . . . 
Anregungen, ... die eine bewegte Aktualitat bietet. Da nun aber keine 
Gegenwart sich vollig von der Vergangenheit loslost, bietet ihm auch die 
Vergangenheit Anregung ... So laflt sich aber nur das verwenden, was in 
die Harmonie des modischen Klanges gehort. Das in die Stirn geriickte 
Hiitchen, das wir der Manet-Ausstellung zu verdanken haben, beweist 
nichts anderes als daf5 wir eine neue Bereitschaft haben, uns mit dem Ende 
des vorigen Jahrhunderts auseinanderzusetzen.« Helen Grund: Vom 
Wesen der Mode (Miinchen 1935 )p 13 [64 a, 5] 

Uber den Reklamekampf des Modenhauses und die Modejournalisten. »Es 
erleichtert seine Aufgabe, daft unsere Wunsche ubereinstimmen.« (sc die 
der Modejournalisten) »Es erschwert sie aber auch, da keine Zeitung oder 
Zeitschrift das als neu ansehen mag, was eine andere schon gebracht hat. 
Aus diesem Dilemma konnen ihn und uns nur die Photographen und 
Zeichner retten, die einem Kleid durch Pose und Beleuchtung vielerlei 
Aspekte abgewinnen. Die wichtigsten Zeitschriften . . . haben eigene, mit 
alien technischen und kiinstlerischen Raffinements ausgestattete Photoate- 
liers, die hochbegabte, spezialisierte Photographen leiten . . . Allen aber ist 
die Veroffentlichung dieser Dokumente vor dem Zeitpunkt verboten, zu 
dem die Kundin ihre Wahl getroffen hat, also gewohnlich 4 bis 6 Wochen 
nach der Erstauffuhrung. Die Ursache fur diese Mafiregel? - Auch die Frau 
will sich mit dem Auftreten in der Gesellschaft in diesen neuen Kleidern 
den Effekt des Uberraschenden nicht nehmen lassen.« Helen Grund: Vom 
Wesen der Mode p 21/22 (Privatdruck Miinchen 1935) [B 5, 1] 

Dem Uberblick iiber die six premieres livraisons zufolge befindet sich in 
der von Stephane Mallarme herausgegebnen Zeitschrift »La derniere 
mode« Paris 1874 »une charmante esquisse sportive, resultat d'une conver- 
sation avec le merveilleux naturaliste Toussenel«. Abdruck dieses Uber- 
blicksinMinotaure(II)6Hiver 1935 (p 27) [B 5, 2] 



Mode 



"3 



Eine biologische Theorie der Mode im Anschluft an die im »Kleinen 
Brehm« p 771 geschilderte Entwicklung des Zebras zum Pferde »die sich 
durch Millionen von Jahren hinzog . , . Die in den Pferden liegende 
Strebung ging auf die Schopfung eines erstklassigen Renners und Laufers 
. . . Die ursprunglichsten Tiere der Gegenwart tragen eine ganz auffallige 
Streifenzeichnung. Es ist nun sehr merkwiirdig, daft die aufteren Streifen 
des Zebras eine gewisse Ubereinstimmung zeigen mit der Anordnung der 
Rippen und Wirbel im Innern. Auch kann man durch die besonders 
eigenartig angeordnete Streifung an Oberarm und Oberschenkel die Lage 
dieser Teile schon aufierlich bestimmen. Was bedeutet diese Streifung? 
Schiitzend wirkt sie sicher nicht . . . Ihre Streifen werden . . . erhalten, trotz 
ihrer >Zweckwidrigkeit< und - daher miissen sie ... eine besondere 
Bedeutung haben. Sollten wir es hier nicht mit aufieren auslosenden Reizen 
fiir innere Bestrebungen zu tun haben, die in der Paarungszeit besonders 
lebendig werden miissen? Was diirfen wir aus dieser Theorie fiir unser 
Thema ubernehmen? - Mir scheint, etwas grundlegend Wichtiges. - Die 
>sinnwidrige< Mode iibernimmt, seit die Menschheit von der Nacktheit zur 
Kleidung iibergegangen ist, die Rolle der weisen Natur . . . Indem namlich 
die Mode in ihrem Wandel . . . eine dauernde Revision aller Teile der 
Gestalt anordnet . . . zwingt sie die Frau zu einer dauernden Bemuhungum 
die Schonheit.« Helen Grund: Vom Wesen der Mode (Miinchen 1935) 
P7/8 [Bj,3] 

Auf der pariser Weltausstellung von 1900 gab es ein Palais du Costume, in 
dem Wachspuppen vor gestellten Hintergriinden die Trachten der Volker 
unddieModenderZeitenzurSchautrugen. [B 5 a, 1] 

»Nous, nous observons autour de nous ... les effets de confusion et de 
dissipation que nous inflige le mouvement desordonne du monde moderne. 
Les arts ne s'accommodent pas de la hate. Nos ideaux durent dix ans! 
L'absurde superstition du nouveau- qui a facheusement remplace l'antique 
et excellente croyance au jugement de hposterite - assigne aux efforts le but 
le plus illusoire et les applique a creer ce qu'il y a de plus perissable, ce qui 
est perissable par essence: la sensation du neuf . . . Or, tout ce que l'on voit 
ici a ete goute, a seduit, a ravi, pendant des siecles, et toute cette gloire nous 
dit avec serenite: JE NE SUIS RIEN DE NEUF. Le Temps peut bien gater 
la matiere que j'ai empruntee; mais tant qu^l ne m'a point detruite, je ne 
puis l'etre par l'indifference ou le dedain de quelque homme digne de ce 
nom.« Paul Valery: Preambule (Exposition de Tart italien De Cimabue a 
Tiepolo Petit Palais 193 5) p IV, VII [B 5 a, 2] 

»Le triomphe de la bourgeoisie modifie le costume feminin. Le vetement et 
la coiffure se developpent en largeur ... les epaules sont elargies par des 



124 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

manches a gigot, et . . . on ne tarda pas a remettre en faveur les anciens 
paniers et a se faire des jupons bouffants. Ainsi accoutrees, les femmes 
paraissaient destinees a la vie sedentaire, a la vie de famille, parce que leur 
maniere de s'habiller n'avait Hen qui donnat Tidee du mouvement ou qui 
parut le favoriser. Ce fut tout le contraire a l'avenement du second empire; 
les liens de famille se relacherent; un luxe toujours croissant corrompit les 
moeurs, au point qu'il devint difficile de distinguer, au seul caractere du 
vetement, une femme honnete d'une courtisane. Alors la toilette feminine 
se transforma des pieds a la tete . . . Les paniers furent rejet.es en arriere et se 
reunirent en croupe accentuee. On developpa tout ce qui pouvait empecher 
les femmes de rester assises; on ecarta tout ce qui aurait pu gener leur 
marche. Elles se coifferent et s'habillerent comme pour etre vues de profil. 
Or, le profil, c'est la silhouette d'une personne ... qui passe, qui va nous 
, fuir. La toilette devint une image du mouvement rapide qui emporte le 
monde.« Charles Blanc: Considerations sur le vetement des femmes 
(InstitutdeFrance2 5oct(obre) 1 872) p 12/13 [B$a, 3] 

»Um das Wesen der heutigen Mode zu begreifen, darf man nicht auf 
Motive individueller Art zuriickgreifen, wie es . . . sind: Veranderungslust, 
Schonheitssinn, Putzsucht, Nachahmungstrieb. Es ist zweifellos, dafi diese 
Motive sich zu den verschiedensten Zeiten ... an der Gestaltung der 
Kleidung . . . versucht haben . . . Aber die Mode in unserem heutigen Sinn 
hat keine individuellen Motive, sondern ein sociales Motiv, und auf der 
richtigen Erkenntnifi desselben beruht das VerstandnifS ihres ganzen 
Wesens. Es ist das Bestreben der Abscheidung der hoheren Gesellschafts- 
klassen von den niederen oder richtiger den mittleren . . . Die Mode ist die 
unausgesetzt von neuem aufgefiihrte, weil stets von neuem niedergerissene 
Schranke, durch welche sich die vornehme Welt von der mittleren Region 
der Gesellschaft abzusperren sucht, es ist die Hetzjagd der Standeseitelkeit, 
bei der sich ein und dasselbe Phanonem unausgesetzt wiederholt: das 
Bestreben des einen Theils, einen wenn auch noch so kleinen Vorsprung zu 
gewinnen, der ihn von seinem Verfolger trennt, und das des anderen, durch 
sofortige Aufnahme der neuen Mode denselben wiederum auszugleichen. 
Daraus erklaren sich die charakteristischen Ziige der heutigen Mode. 
Zuerst ihre Entstehung in den hoheren Gesellschaftskreisen und ihre 
Nachahmung in den mittleren. Die Mode geht von oben nach unten, nicht 
von unten nach oben . . . Ein Versuch der mittleren Klassen, eine neue 
Mode aufzubringen, wiirde . . . niemals gelingen, den hoheren wurde 
nichts erwunschter sein, als wenn jene ihre eigene Mode fiir sich hatten. 
([Anm,] Was sie aber gleichwohl nicht abhalt, in der Kloake der pariser 
demi-monde nach neuen Mustern zu suchen und Moden aufzubringen, 
welche den Stempel ihres unzuchtigen Ursprungs deutlich an der Stirn 
tragen, wie Fr. Vischer in seinem . . , vielgetadelten, meines Erachtens aber 



Mode 125 

. . . hochst verdienstlichen Aufsatz iiber die Mode . . . schlagend nachge- 
wiesen hat.) Sodann der unausgesetzte Wechsel der Mode. Haben die 
mittleren Klassen die neuaufgebrachte Mode adoptirt, so hat sie . . . ihren 
Werth fur die hoheren verloren . . . Darum 1st Neuheit die unerlafiliche 
Bedingung der Mode . . . Die Lebensdauer der Mode bestimmt sich im 
entgegengesetzten Verhaltnis zur Raschheit ihrer Verbreitung; ihre Kurz- 
lebigkeit hat sich in unserer Zeit in demselben Mafte gesteigert, als die 
Mittel zu ihrer Verbreitung durch unsere vervollkommneten Communica- 
tionsmittel gewachsen sind . . . Aus dem angegebenen socialen Motiv 
erklart sich endlich auch der dritte charakteristische Zug unserer heutigen 
Mode: ihre . . . Tyrannei. Die Mode enthalt das auflere Kriterium, dafi man 
. . . >mit zur Gesellschaft gehort<. Wer darauf nicht verzichten will, mufi sie 
mitmachen, selbst wenn er . . . eine neu aufgekommene Gestaltung dersel- 
ben noch so sehr verwirft . . . Damit ist der Mode ihr Urtheil gesprochen 
. . . Gelangten die Stande, welche schwach und thoricht genug sind, sie 
nachzuahmen, zum Gefiihl ihrer Wiirde und Selbstachtung, ... so ware es 
um die Mode geschehen, und die Schonheit konnte wiederum ihren Sitz 
aufschlagen, wie sie ihn bei alien Volkern behauptet hat, welche . . . nicht 
das Bediirfmft fuhlten, die Standesunterschiede durch die Kleidung zu 
accentuiren oder, wo es geschah, verstandig genug waren, sie zu respecti- 
ren.« Rudolph von Jhering: Der Zweck im Recht II Lpz 1883 p 234-238 

[B6;B6a,i] 

Zur Epoche Napoleons III: »Das Geldverdienen wird Gegenstand einer 
fast sinnlichen Inbrunst und die Liebe eine Geldangelegenheit. Zur Zeit der 
franzosischen Romantik war das erotische Ideal die Grisette, die sich 
verschenkt; jetzt ist es die Lorette, die sich verkauft ... In die Mode kam 
eine gaminhafte Nuance: die Damen tragen Kragen und Krawatten, 
Paletots, frackartig geschnittene Rocke . . ., Zuavenjackchen, Of fizierst all- 
ien, Spazierstocke, Monokles. Man bevorzugt grell kontrastierte, schrei- 
ende Farben, auch fur die Frisur: feuerrote Haare sind sehr beliebt . . . Der 
Modetypus ist die grande dame, die die Kokotte spielt.« Egon Friedell: 
Kulturgeschichte der Neuzeit III Munchen 193 1 p 203 Der »piebejische 
Charakter« dieser Mode stellt sich dem Verfasser als »Invasion . . . von 
unten« durch die nouveaux riches dar. [B 6 a, 2] 

»Les etoffes de coton remplacent les brocards, les satins . . . et bientot, 
grace ... a Tesprit revolutionnaire, le costume des classes inferieures 
devient plus convenable et plus agreable a la vue.« Edouard Foucaud: Paris 
inventeur Physiologie de I'industrie franchise Paris 1844 p 64 (bezieht sich 
auf die grofie Revolution). [B6a, 3] 



126 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

Gruppe, die bei genauerer Betrachtung nur aus Kleidungsstiicken nebst 
einigen Puppenkopfen zusammengesetzt ist. Beschriftung: »Des Poupees 
sur des chaises, des Manequins charges de faux cols, de faux cheveux, de 
faux attraits . . . voila Longchamp ! « C ( abinet ) d { es ) E { stampes ) [B 6 a, 4] 

»Si, en 1829, nous entrons dans les magasins de Delisle, nous trouvons une 
foule d'etoffes diverses: des japonaises, des alhambras, des gros d'Orient, 
des stokolines, des meotides, de la silenie, de la zinzoline, du bagazinkoff 
chinois . . . Par la revolution de 1830 . . . le sceptre de la mode avait traverse 
la Seine et la chaussee d'Antin remplac.ait le noble faubourg. « Paul 
D' Ariste : La vie etlemondedu boulevard (1830- 18 70) (Paris 1930) puj 

[B6a l5 ] 

»Der bemittelte Biirgersmann bezahlt als Ordnungsfreund seine Lieferan- 
ten mindestens alljahrlich; aber der Mann der Mode, der sogenannte Lowe, 
bezahlt seinen Schneider alle zehn Jahre, wenn er ihn iiberhaupt bezahlt.« 
Acht Tage in Paris Paris Juli 1855 p 125 [67,1] 

»C'est moi qui ai invente les tics. A present le lorgnon les a remplaces . . . Le 
tic consistait a fermer Poeil avec un certain mouvement de bouche et un 
certain mouvement d'habit . . . Une figure d'homme elegant doit avoir 
toujours . . . quelque chose de convulsif et de crispe. On peut attribuer ces 
agitations faciales, soit a un satanisme naturel, soit a la fievre des passions, 
soit enfin a tout ce qu'on voudra.« Paris-Viveur Par les auteurs des 
memoires de Bilboquet [Taxile Delord] Paris 1 8 54 p 25/26 [B 7, 2] 

»La mode de se faire habiller a Londres n'atteignit jamais que les hommes; 
la mode feminine, meme pour les etrangeres, fut toujours de se faire habiller 
a Paris. « Charles Seignobos: Histoire sincere de la nation franchise Paris 
1932 p 402 [B 7 , 3 ] 

Marcelin, der Begriinder der »Vie Parisienne« hat »die vier Zeitalter der 
Krinoline« dargestellt. [B 7, 4] 

Die Krinoline »ist das unverkennbare Symbol der Reaktion durch den 
Imperialismus, der sich breit und hohl ausspannt . . ,, der . . . seine Macht 
wie eine Glocke iiber Gutes und Schlimmes, Berechtigtes und Unberech- 
tigtes der Revolution gestiirzt hat . . . Sie schien eine Grille des Augenblicks 
und sie hat sich fur eine Periode festgesetzt wie der 2. Dezember«. F. Th. 
Vischer cit Eduard Fuchs: Die Karikatur der europaischen Volker Miin- 
chenllpi56 [67,5] 

Im Anfang der vierziger Jahre befindet sich ein Zentrum der Modistinnen 
Rue Vivienne. [B 7, 6] 



Mode 



1.27 



Simmel weist darauf hin, dafi »die Erfindung der Mode in der 
Gegenwart mehr und mehr in die objektive Arbeitsverfassung der 
Wirtschaft eingegliedert« wird. »Es entsteht nicht irgendwo ein 
Artikel, der dann Mode wird, sondern es werden Artikel zu dem 
Zweck aufgebracht, Mode zu werden. « Der Gegensatz, den der 
letzte Satz herausstellt, durfte in gewissem Mafie den des biirgerli- 
chen und feudalen Zeitalters betreffen. Georg Simmel: Philosophi- 
sche Kultur Lpz 1 9 1 1 p 3 4 (Die Mode) [B 7, 7] 

Simmel erklart »weshalb die Frauen im allgemeinen der Mode besonders 
stark anhangen. Aus der Schwache der sozialen Position namlich, zu der 
die Frauen den weit iiberwiegenden Teil der Geschichte hindurch verurteilt 
waren, ergibt sich ihre enge Beziehung zu allem, was >Sitte< ist.« Georg 
Simmel : Philosophische Kultur Lpz 1 9 1 1 p 47 (Die Mode) [B 7, 8] 

Die folgende Analyse der Mode wirft nebenher ein Licht auf die 
Bedeutung der Reisen, die in der zweiten Jahrhunderthalfte im 
Burgertum Mode wurden. »Der Akzent der Reize riickt in steigen- 
dem Maft von ihrem substanziellen Zentrum auf ihren Anfang und 
ihr Ende. Dies beginnt mit den geringfiigigsten Symptomen, etwa 
dem . . . Ersatz der Zigarre durch die Zigarette, es offenbart sich an 
der Reisesucht, die das Leben des Jahres moglichst in mehreren 
kurzen Perioden, mit den starken Akzentuierungen des Abschieds 
und der Ankunft, schwingen lafit. Das . . . Tempo des modernen 
Lebens besagt nicht nur die Sehnsucht nach raschem Wechsel der 
qualitativen Inhalte des Lebens, sondern die Starke des formalen 
Reizes der Grenze, des Anfangs und Endes.« Georg Simmel: 
Philosophische Kultur Lpz 1911 P41 (Die Mode) [B7a, 1] 

Simmel spricht aus, »dafi Moden immer Klassenmoden sind, daft die 
Moden der hoheren Schicht sich von der der tieferen unterscheiden und in 
dem Augenblick verlassen werden, in dem diese letztere sie sich anzueignen 
beginnt«. Georg Simmel: Philosophische Kultur Lpz 191 1 p 32 (Die Mode) 

[B 7 a,2] 

Der rasche Wechsel der Mode bewirkt »dafi die Moden nicht mehr so 
kostspielig . . . sein konnen, wie sie in friiheren Zeiten waren . . . Ein 
eigentiimlicher Zirkel . . . entsteht hier: je rascher die Mode wechselt, desto 
billiger miissen die Dinge werden; und je billiger sie werden, 2u desto 
rascherem Wechsel der Mode laden sie die Konsumenten ein und zwingen 



n8 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

sie die Produzenten.« Georg Simmel: Philosophische Kultur Lpz 191 1 
p 58/59 (Die Mode) [67 a, 3] 

Fuchs zu Jherings Ausfuhrungen iiber Mode: »Es mufi . . . wiederholt 
werden, dafl die Interessen der Klassenscheidung nur die eine Ursache des 
haufigen Modewechsels sind, und dafl die zweite: der haufige Modewech- 
sel als Konsequenz der privatkapitalistischen Produktionsweise, die im 
Interesse ihrer Gewinnrate standig ihre Absatzmoglichkeiten steigern 
mufi, schlieftlich . . . ebensosehr ins Gewicht fallt. Diese Ursache 1st 
Ihering vollstandig entgangen. Und auch die dritte Ursache ubersah er: die 
erotisch stimulierenden Zwecke der Mode, die dadurch sich am besten 
erfiillen, wenn die erotischen Reize des Tragers oder der Tragerin immer 
wieder auf andere Weise auffallen . . . Fr. Vischer, der zwanzig Jahre vor 
Ihering iiber die . . . Mode schrieb, erkannte die Tendenzen der Klassen- 
scheidung in der Modebildung noch nicht, . . . dagegen sind ihm wiederum 
die erotischen Probleme der Kleidung zum Bewufksein gekommen.« 
Eduard Fuchs: Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegen- 
wart Das biirgerliche Zeitalter Erganzungsband Miinchen p 53/54 [B 7 a, 4] 

Eduard Fuchs (Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegen- 
wart Das biirgerliche Zeitalter Erganzungsband p 56/57) zitiert - ohne 
Stellenangabe - eine Bemerkung von FTh Vischer, die die graue Farbe der 
Mannerkleidung als symbolisch fur »das ganz Blasirte« der Mannerwelt 
und ihrer Mattheit und Schlaffheit ansieht. [B 8, 1] 

»L'idee niaiseet funeste d'opposer la connaissance approfondie des moyens 
d'execution, . . . le travail savamment soutenu ... a Pacte impulsif de la 
sensibilite singuliere, est un des traits les plus certains et les plus deplorables 
de la legerete et de la faiblesse de caractere qui ont marque Page romantique. 
Le souci de la duree des ouvrages deja s'affaiblissait et le cedait, dans les 
esprits, au desir d^etonner: Part se vit condamne a un regime de ruptures 
successives. II naquit un automatisme de la hardiesse. Elle devint impera- 
tive comme la tradition Pavait ete. Enfin, la Mode, qui est le changement a 
haute frequence du gout d'une clientele, substitua sa mobilite essentielle 
aux Ientes formations des styles, des ecoles, des grandes renommees. Mais 
dire que la Mode se charge du destin des Beaux-Arts, c'est assez dire que le 
commerce s'enmele.« Paul Valery: Pieces sur Part Paris p 187/188 (Autour 
deCorot) [B8,2] 

»La grande et capitale revolution a ete Pindienne. Il a fallu Peffort combine 
de la science et de Part pour forcer un tissu rebelle, ingrat, le coton, a subir 
chaque jour tant de transformations brillantes, puis transforme ainsi, . . . le 
mettre a la portee des pauvres. Toute femme portait jadis une robe bleue ou 



Mode 129 

noire qu'elle gardait dix ans sans la laver, de peur qu'elle ne s'en allat en 
lambeaux. Aujourd'hui, son mari, pauvre ouvrier, au prix d'une journee de 
travail, la couvre d'un vetement de fleurs. Tout ce peuple de femmes qui 
presente sur nos promenades une eblouissante iris de mille couleurs, 
naguere etait en deuil.« J Michelet : Le peuple Paris 1 846 p 80/8 1 [B 8, 3] 

»C'est le commerce du vetement, et non plus Part comme autrefois qui a 
cree le prototype de Phomme et de la femme modernes . . . On imite les 
mannequins et Pame est a Pimage du corps. « Henri Polles; L'art du 
commerce (Vendredi {12) fevrier 1937) vgl. englische Herrenmode und 
Ticks. [B8 )4 ] 

»On calculera, en Harmonie, que les changemens de mode ... et la 
confection imparfaite, causeraient une perte annuelle de 500 fr. par 
individu, parce que le plus pauvre des harmoniens a une garde-robe en 
vetemens de toute saison . . . L'Harmonie . . . veut en vetement et en 
mobilier, la variete infinie, mais la moindre consommation. . . . L'excel- 
lence des produits de Pindustrie societaire . . . eleve chaque objet manufac- 
ture a Pextreme perfection, de sorte que le mobilier et le vetement . . . 
deviennent eternels.« (Fourier) cit Armand et Maublanc: Fourier Paris 
1937IIP i96eti98 [B8a, 1] 

»Ce gout de la modernite va si loin que Baudelaire comme Balzac Petend 
aux plus futiles details de la mode et de Phabillement. Tous deux les 
etudient en eux-memes et en font des questions morales et philosophiques, 
car ils representent la realite immediate dans son aspect le plus aigu, le plus 
agressif, le plus irritant peut-etre, mais aussi le plus generalement vecu. 
[Anm] »De plus, pour Baudelaire, ces preoccupations rejoignent son 
importante theorie du Dandysme dont precisement il fait une question de 
morale et de modernite. « Roger Caillois: Paris, mythe moderne (Nouvelle 
Revue Francaise XXV 284 1 mai 1 937 p 692) [B 8 a, 2] 

»Grand evenement! les belles dames eprouvent un jour le besoin de se 
renfler le derriere. Vite, par milliers, des fabriques de tournures! . . . Mais 
qu'est-ce qu'un simple polisson sur d'illustres coccys! Une babiole en verite 
. . . >A bas les croupions! vivent les crinolines !< Et soudain, Punivers civilise 
se change en manufacture de cloches ambulantes. Pourquoi le sexe 
charmant a-t-il oublie les garnitures de clochettes? . . . Ce n'est pas tout de 
tenir de la place, il faut faire du bruit ici-bas . . . Le quartier Breda et le 
faubourg Saint-Germain sont rivaux en piete, aussi bien qu'en platrures et 
en chignons. Que ne prennent-ils modele sur PEglise! A vepres, Porgue et 
le clerge debitent alternativement un verset des psaumes. Les belles dames 
et leurs clochettes pourraient se relayer a cet exemple, paroles et tintins 



130 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

reprenant tour a tour la suite de la conversation. « A Blanqui: Critique 
sociale Paris 1885 1 p 83/4 (Le Luxe) - »Le luxe« ist eine Polemik gegen die 
Luxusindustrie. [B 8 a, 3] 

Jede Generation erlebt die Moden der gerade verflossenen als das 
griindlichste Antiaphrodisiacum, das sich denken lafk. Mit diesem 
Urteil trifft sie nicht so sehr daneben wie man annehmen konnte. Es 
ist in jeder Mode etwas von bitterer Satire auf Liebe, in jeder sind 
Perversionen auf das riicksichtsloseste angelegt. Jede steht im 
Widerstreit mit dem Organischen. Jede verkuppelt den lebendigen 
Leib der anorganischen Welt. An dem Lebenden nimmt die Mode 
die Rechte der Leiche wahr. Der Fetischismus, der dem sex-appeal 
des Anorganischen unterliegt, ist ihr Lebensnerv. [B 9, 1] 

Geburt und Tod - erstere durch die natiirlichen Umstande, letzte- 
rer durch gesellschaftliche - schranken, wo sie aktuell werden, den 
Spielraum der Mode betrachtlich ein. Dieser Tatbestand tritt durch 
einen doppelten Umstand ins rechte Licht. Der erste betrifft die 
Geburt und zeigt die natiirliche Neuschopfung des Lebens im 
Bereiche der Mode durch die Nouveautat »aufgehoben«. Der 
zweite betrifft den Tod. Was ihn angeht, so erscheint er nicht 
minder in der Mode als »aufgehoben« und zwar in dem durch sie 
entbundenen sex appeal des Anorganischen. [B 9, 2] 

Die in der Dichtung des Barock beliebte Detaillierung der weibli- 
chen Schonheiten, die jede einzelne durch den Vergleich heraus- 
hebt, halt sich insgeheim an das Bild der Leiche. Und diese 
Zerstucklung der weiblichen Schonheit in ihre riihmenswerten 
Bestandteile sieht einer Sektion ahnlich und die beliebten Verglei- 
che der Korperteile mit Alabaster, Schnee, Edelsteinen oder andern 
meist anorganischen Gebilden tut ein ubriges. (Solche Zerstucke- 
lungen finden sich auch bei Baudelaire: le beau navire.) [B 9, 3] 

Lipps liber die dunkle Farbe in der Mannerkleidung: er meint, »daf$ in 
unserer allgemeinen Scheu vor bunten Farben, zumal bei der mannlichen 
Kleidung am deutlichsten eine ofter beriihrte Eigenthiimlichkeit unseres 
Charakters sich ausspricht. Grau ist alle Theorie, griin und nicht nur griin, 
sondern auch roth, gelb, blau ist des Lebens goldner Baum. So zeigt sich in 
unserer Vorliebe fur die verschiedenen Schattierungen des Grau . . . bis 
zum Schwarz deutlich unsere gesellschaftliche und sonstige Art, die 
Theorie der Bildung des Intellekts iiber alles zu schatzen, selbst das Schone 



Mode 131 

nicht mehr vor allem genieften, sondern ... an ihm Kritik iiben zu wollen, 
wodurch . . . unser geistiges Leben immer kiihler und farbloser wird.« 
Theodor Lipps: Uber die Symbolik unserer Kleidung [Nord und Slid 
XXXIII Breslau Berlin 1 88 5 p 3 5 2] [B 9, 4] 

Moden sind ein Medikament, das die verhangnisvollen Wirkungen 
des Vergessens, im kollektiven Mafistab, kompensieren soil. Je 
kurzlebiger eine Zeit, desto mehr ist sie an der Mode ausgerichtet. 
vgl.K2a,3 [B9a,i] 

Focillon iiber die fantasmagorie de la mode: »le plus souvent . . . elle cree 
. . . des hybrides, elle impose a l'etre humain le profil de la bete ... La mode 
invente ainsi une humanite artificielle qui n'est pas le decor passif du milieu 
formel, mais ce milieu meme. Cette humanite tour a tour heraldique, 
theatrale, feerique, architectural, a . . . pour regie ... la poetique de 
Pornement, et ce qu'elle appelle ligne ... n'est peut-etre qu\in subtil 
compromis entre un certain canon physiologique ... et la fantaisie des 
figures. « Henri Focillon: Vie des formes Paris 1934 p 41 [69 a, 2] 

Es gibt schwerlich ein Kleidungsstiick, das so divergierenden 
erotischen Tendenzen Ausdruck geben kann und soviel Freiheit sie 
zu verkleiden hat wie (der) weibliche Hut. So strikt die Bedeutung 
der mannlichen Kopfbedeckung in ihrer Sphare - der politischen - 
an einige wenige starre Modelle gebunden war, so unabsehbar sind 
die Abschattierungen der erotischen Bedeutung am Frauenhut. Es 
sind nicht sowohl die verschiednen Moglichkeiten, symbolisch die 
Geschlechtsorgane zu umspielen, die hier am meisten interessieren 
konnen. Uberraschender kann der Aufschlufi sein, der etwa vom 
Kleid aus dem Hute werden kann. H(elen) Grund hat die geist- 
volle Vermutung geauftert, die Schute, die gleichzeitig mit der 
Krinoline ist, stelle eigentlich eine Gebrauchsanweisung der letzte- 
ren fur den Mann dar. Die breiten Rander der Schute sind aufge- 
klappt - derart andeutend, wie die Krinoline aufgeklappt werden 
muE, um dem Mann die geschlechtliche Annaherung an die Frau 
leicht zu machen. [B 10, 1] 

Die horizontale Korperhaltung hatte fur die Weibchen der Gattung 
des homo sapiens, denkt man an deren alteste Exemplare, die 
grofiten Vorteile. Sie erleichterte ihnen die Schwangerschaft, wie 
man das schon aus den Giirteln und Bandagen ersehen kann, zu 



132 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

denen die schwangern Frauen heute zu greifen pflegen. Davon 
ausgehend liefie sich vielleicht die Frage wagen, ob der aufrechte 
Gang im allgemeinen bei den Mannchen nicht friiher als bei den 
Weibchen auftrat? Dann ware das Weibchen zu Zeiten der vierfufti- 
ge Begleiter des Manns gewesen wie es heute Hund oder Katze ist. 
Ja es ist von dieser Vorstellung aus moglicherweise nur ein Schritt 
zu der weitern, die frontale Begegnung der beiden Partner beim 
Begattungsakt sei ursprunglich gleichsam eine Art Perversion 
gewesen, und vielleicht sei es nicht zum wenigsten diese Verirrung 
gewesen, durch die das Weibchen im aufrechten Gang angelernt 
worden sei. (vgl. Note in (dem) Aufsatz »Eduard Fuchs der 
Sammler und (der) Historiker{ « )) [B 10, 2] 

»Es wiirde . . . Interesse haben, nachzuforschen, welche weiteren Nach- 
wirkungen diese Bestimmung zur aufrechten Stellung auf den Bau und die 
Verrichtungen des Iibrigen Korpers ausiibt. Wir sind nicht in Zweifel 
dariiber, dafi ein enger Zusammenhang alle Einzelheiten der organischen 
Structur umfafit, aber nach dem gegenwartigen Zustande unserer Wissen- 
schaft mussen wir doch behaupten, dafi die aufierordentlichen Einfliisse, 
welche man in diesem Betracht dem Aufrechtstehen zuschreibt, nicht 
vollkommen beweisbar sind . . . Fur den Bau und die Function der inneren 
Organe lafit sich keine bedeutende Riickwirkung nachweisen, und die 
Annahmen Herders, alle Krafte wiirden in aufrechter Stellung anders 
wirken, das Blut anders die Nerven reizen, entbehren, wenn sie sich auf 
erhebliche und fur die Lebensweise nachweisbar wichtige Unterschiede 
beziehen sollen, jeder Begriindung.« Hermann Lotze: Mikrokosmos 
ZweiterBandLpz 1858P90 [B 10 a, 1] 

Eine Stelle aus einem kosmetischen Prospekt, die fiir die Mode des second 
empire kennzeichnend ist. Der Fabrikant empfiehlt »un cosmetique . . . au 
moyen duquel les dames peuvent, si elles le des'irent, donner a leur teint le 
reflet du taffetas rose.« cit Ludwig Borne: Gesammelte Schriften Hamburg 
Frankfurt a/M 1 862 III p 282 (Die Industrie- Ausstellung im Louvre) 

[B 10 a, 2] 



[antikisches Paris, Katakomben, demolitions, 
Untergang von Paris] 



»Facilis descensus Averno.« 
Vergil 

»Ici meme les automobiles ont Pair d'etre anciennes.« 
Guillaume Apollinaire 

Wie die Gitter - als Allegorien - sich in der Holle ansiedeln. In der 
Passage Vivienne Portalskulpturen, Allegorien des Handels darstel- 
lend. [Ci,i] 

In einer Passage ist der Surrealismus geboren worden. Und unterm 
Protektorat welcher Musen ! [Ci,2] 

Der Vater des Surrealismus war Dada, seine Mutter war eine 
Passage. Dada war, als er ihre Bekanntschaft machte, schon alt. 
Ende 19 19 verlegten Aragon und Breton aus Abneigung gegen 
Montparnasse und Montmartre ihre Zusammenkunfte mit Freun- 
den in ein Cafe der Passage de POpera. Der Durchbruch des 
Boulevard Haussmann hat ihr ein Ende gemacht. Louis Aragon hat 
liber sie 135 Seiten geschrieben, in deren Quersumme sich die 
Neunzahl der Musen versteckt halt, die den 'kleinen Surrealismus 
mit ihren Geschenken begabt haben. Sie heifien: Luna, die Grafin 
Geschwitz, Kate Greenaway, Mors, Cleo de Merode, Dulcinea, 
Libido, Baby Cadum und Friederike Kempner. (statt Grafin 
Geschwitz: Tipse?) [C 1, 3] 

Caissiere als Danae [C 1 , 4] 

Pausanias schrieb seine Topographic von Griechenland 200 n. Chr. als die 
Kultstatten und viele der anderen Monumente zu verfallen begannen. 

[Ci.s] 



134 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Es gibt weniges in der Geschichte der Menschheit, wovon wir soviel 
wissen wie von der Geschichte der Stadt Paris. Tausende und 
zehntausende von Banden sind emzig der Erforschung dieses 
winzigen Fleckens Erde gewidmet. Die echten Fiihrer durch die 
Altertiimer der alten Lutetia Parisorum kommen schon aus dem 
i6 tcn Jahrhundert. Der Katalog der kaiserlichen Bibliothek, der 
unter Napoleon III in Druck ging, enthalt fast hundert Seiten unter 
dem Stichwort Paris und auch diese Sammlung ist bei weitem nicht 
vollstandig. Viele der Hauptstrafien haben ihre Sonderliteraturund 
liber Tausende der unscheinbarsten Hauser besitzen wir schriftliche 
Nachficht. Mit einem schonen Worte nannte Hofmannsthal (diese 
Stadt) »eine Landschaft aus lauter Leben gebaut«. Und in der 
attraction, die sie iiber Menschen ausiibt, wirkt erne Art von 
Schonheit wie sie grofier Landschaft eignet - genauer gesagt: der 
vulkanischen. Paris ist in der sozialen Ordnung ein Gegenbild von 
dem, was in der geographischen der Vesuv ist. Ein drohendes, 
gefahrliches Massiv, ein immer tatiger Herd der Revolution. Wie 
aber die Abhange des Vesuv dank der sie deckenden Lavaschichten 
zu paradiesischen Fruchtgarten wurden, so bliihen auf der Lava der 
Revolutionen die Kunst, das festliche Leben, die Mode wie nirgend 
sonst. BModeB [Ci,6] 

Balzac hat die mythische Verfassung seiner Welt durch deren 
bestimmte topographische Umrisse gesichert. Paris ist der Boden 
seiner Mythologie - Paris mit seinen zwei, drei grofien Bankiers 
(Nucingen, du Tillet), Paris mit seinem groften Arzte Horace 
Bianchon, mit seinem Unternehmer Cesar Birotteau, mit seinen 
vier oder fiinf groften Kokotten, mit seinem Wucherer Gobseck, 
seinen paar Advokaten und Militars. Vor alien Dingen aber sind es 
immer wieder dieselben Strafkn und Winkel, Gelasse und Ecken, 
aus denen die Figuren dieses Kreises ans Licht treten. Was heifit das 
anderes als daft die Topographie der Aufrifl dieses, wie jedes, 
mythischen Traditionsraums ist, ja der Schliissel derselben werden 
kann, wie sie es dem Pausanias fur Griechenland wurde, wie die 
Geschichte und Lage der pariser Passagen fur dies Jahrhundert 
Unterwelt, in das Paris versank, es werden soil. [C i , 7] 

Die Stadt zehnfach und hundertfach topographisch zu erbauen aus 
ihren Passagen und ihren Toren, ihren Friedhofen und Bordellen, 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 135 

ihren Bahnhofen und ihren . . . genau wie sich friiher durch ihre 
Kirchen und ihre Markte bestimmte. Und die geheimeren, tiefer 
gelagerten Stadtfiguren: Morde und Rebellionen, die blutigen 
Knoten im StraEennetze, Lagerstatten der Liebe und Feuersbriin- 
ste. D Flaneur D [C 1, 8] 

Liefie nicht ein passionierender Film sich aus dem Stadtplan von 
Paris gewinnen? aus der Entwicklung seiner verschiedenen Gestal- 
ten in zeitlicher Abfolge? aus der Verdichtung einer jahrhunderte- 
langen Bewegung von Strafien, Boulevards, Passagen, Platzen im 
Zeitraum einer halben Stunde? Und was anderes tut der Flaneur? 
D Flaneur D [Ci,9] 

»Il y a, a deux pas du Palais-Royal, - entre la cour des Fontaines et la rue 
Neuve-des-Bons-Enfants, - un petit passage noir et tortueux, orne d'un 
ecrivain public et d'une fruitiere. Cela peut ressembler a l'antre de Cacus ou 
de Trophonius, mais cela ne pourra jamais ressembler a un passage, - meme 
avec de la bonne volonte et des bees de gaz.« Delvau: Les dessous de Paris 
Paris i86op 105/106 [C 1 a, 1] 

Man zeigte im alten Griechenland Stellen, an denen es in die 
Unterwelt hinabging. Auch unser waches Dasein ist ein Land, in 
dem es an verborgenen Stellen in die Unterwelt hinabgeht, voll 
unscheinbarer Orter, wo die Traume miinden. Alle Tage gehen wir 
nichtsahnend an ihnen voriiber, kaum aber kommt der Schlaf, so 
tasten wir mit geschwinden Griffen zu ihnen zuriick und verlieren 
uns in den dunklen Gangen. Das Hauserlabyrinth der Stadte gleicht 
am hellen Tage dem Bewufitsein; die Passagen (das sind die 
Galerien, die in ihr vergangenes Dasein fuhren) miinden tagsiiber 
unbemerkt'in die Strafien. Nachts unter den dunklen Hausermassen 
aber tritt ihr kompakteres Dunkel erschreckend heraus und der 
spate Passant hastet an ihnen voriiber, es sei denn, daft wir ihn zur 
Reise durch die schmale Gasse ermuntert haben. 
Aber ein anderes System von Galerien, die unterirdisch durch Paris 
sich hinziehen: die Metro, wo am Abend rot die Lichter aufgliihen, 
die den Weg in den Hades der Namen zeigen. Combat - Elysee - 
Georges V - Etienne Marcel - Solferino - Invalides - Vaugirard 
haben die schmachvollen Ketten der rue, der place von sich 
abgeworfen, sind hier im blitzdurchzuckten, pfiffdurchgellten 
Dunkel zu ungestalten Kloakengottern, Katakombenfeen gewor- 



136 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

den. Dies Labyrinth beherbergt in seinem Innern nicht einen 
sondern Dutzende blinder, rasender Stiere, in deren Rachen nicht 
jahrlich eine thebanische Jungfrau, sondern allmorgentlich tau- 
sende bleichsuchtiger Midinetten, unausgeschlafener Kommis sich 
werfen miissen. □ Strafiennamen D Hier unten nichts mehr von 
dem Aufeinanderprall, der Uberschneidung von Namen, die das 
oberirdische Sprachnetz der Stadt bilden. Ein jeder haust hier 
einzeln, die Holle sein Hofstaat, Amer Picon Dubonnet sind die 
Hiker der Schwelle. [C 1 a, 2] 

»Hat nicht jedes Quartier seine eigentliche Bliitezeit etwas bevor es 
vollstandig bebaut ist? Und dann beschreibt sein Planet eine Kurve, nahert 
sich dem Handel und hier wieder erst dem grofien und dann dem kleinen. 
Solange die Strafie noch etwas neu ist, gehort sie den kleinen Leuten und 
wird sie erst los, wenn die Mode ihr lachelt. Ohne aufs Geld zu sehen, 
machen die Interessenten sich gegenseitig die kleinen Hauser und die 
einzelnen Wohnungen streitig, solange namlich hier schone Frauen mit der 
strahlenden Eleganz, die nicht nur dem Salon sondern dem Haus und sogar 
der.Strafte zur Zier wird, ihre Empfange veranstalten und empfangen 
werden. Und ist die schone Dame einmal Passantin geworden, dann will sie 
auch Kaufladen und haufig kommt es die Strafte teuer zu stehen, wenn sie 
sich zu geschwind diesem Wunsch anpafit. Dann fangt man an, die Hofe zu 
verkleinern, manche fallen ganz fort, man riickt in den Hausern zusammen 
und am Ende kommt dann ein Neujahrstag, an dem es gegen den guten Ton 
ist, ein(e) solche Adresse auf seiner Besuchskarte zu haben. Denn die 
Mehrzahl der Mieter sind nur Gewerbeleute und die Torwege haben nicht 
mehr viel zu verlieren, wenn sie hin und wieder einem der kleinen 
Handwerker Zuflucht gewahren, deren kummerliche Bretterbuden an die 
Stelle der Laden getreten sind.« Lefeuve: Les anciennes maisons de Paris 
sous Napoleon III Paris Bruxelles 1 873 I p 482 D Mode □ [Cia, 3] 

Es ist fur das schwach entwickelte Selbstgefuhl der meisten europai- 
schen GroEstadte ein trauriges Zeugnis, dafi so sehr wenige und 
jedenfalls keine deutsche, einen so handlichen, minutiosen und 
dauerhaften Plan haben wie er fiir Paris existiert. Das ist mit seinen 
22 Karten von alien pariser Arrondissements und von den Parks von 
Boulogne und Vincennes der ausgezeichnete plan Taride. Wer je in 
einer fremden Stadt an einer Strafienecke bei schlechtem Wetter mit 
einem der grofien papiernen Stadtplane hantieren mufke, die bei 
jedem Windzug wie ein Segel schwellen, an jeder Kante durchrei- 
ften und bald nur noch ein Haufchen schmutziger bunter Blatter 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 137 

sind, mit denen man sich herumqualt wie mit einem Puzzle, der 
lerne aus dem Studium des plan Taride, was ein Stadtplan sein kann. 
Leuten, denen die Phantasie bei der Versenkung in ihn nicht wach 
wird und die ihren pariser Erlebnissen nicht lieber iiber einem 
Stadtplan als iiber Photos oder Reiseaufzeichnungen nachhangen, 
denen kann nicht geholfen werden. [C 1 a, 4] 

Paris steht iiber einem Hohlensystem, aus dem Gerausche der 
Metro und Eisenbahnen heraufdrohnen, in dem jeder Omnibus, 
jeder Lastwagen langausgehaltenen Widerhall erweckt. Und dieses 
grofie technische Strafien- und Rohrensystem durchkreuzt sich mit 
den alteruimlichen Gewolben, den Kalksteinbriichen, Grotten, 
Katakomben, die seit dem friihen Mittelalter Jahrhunderte hin- 
durch gewachsen sind. Noch heute kann man gegen zwei Franken 
Entgelt sich seine Eintrittskarte zum Besuche dieses nachtlichsten 
Paris losen, das so viel billiger und ungefahrlicher als das der 
Oberwelt ist. Das Mittelalter hat es anders gesehen. Aus Quellen 
wissen wir, daft hin und wieder sich kluge Leute erbotig machten, 
gegen hohe Bezahlung und Schweigegelubde ihren Mitbiirgern dort 
unten den Teufel in seiner hollischen Majestat zu zeigen. Ein 
Finanzunternehmen, das fiir die Geprellten viel weniger riskant war 
als fiir den betreffenden Gauner. Mufke die Kirche eine unechte 
Teufelserscheinung der Gotteslasterung nicht beinahe gleichset- 
zen ? Auch sonst warf diese unterirdische Stadt fiir die, die sich in ihr 
ausgekannt haben, ihren greifbaren Nutzen ab. Denn ihre Strafien 
schnitten die grofte Zollmauer, mit der die fermiers generaux ihre 
Rechte auf Abgaben von der Einfuhr sich sicherten. Der Schmug- 
gelverkehr im sechzehnten und achtzehnten Jahrhundert ging zum 
groften Teil unter der Erde vor sich. Wir wissen auch, daft in Zeiten 
offentlicher Erregung sehr schnell unheimliche Geruchte iiber die 
Katakomben umliefen, zu schweigen von den prophetischen Gei- 
stern und wei(s)en Frauen, die von rechtswegen dahin zustandig 
sind. Am Tage nach der Flucht Ludwigs XVI verbreitete die 
Revolutionsregierung Plakate, in denen sie genaueste Durchsu- 
chung dieser Gange anordnete. Und ein paar Jahre spater ging 
unversehens das Geriicht durch die Massen, einige Stadtviertel seien 
dem Einbruch nahe. [C 2, 1] 



1 3 8 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Die Stadt auch weiter zu erbauen aus ihren »fontaines«. »Quelques rues ont 
conserve le nom de ceux-ci, quoique le plus celebre d'entre eux, le Puits 
d'Amour, qui etait situe non loin des halles, dans la rue de la Truanderie, ait 
ete tari, comble, rase, sans laisser de traces. II n'en est point ainsi de ce puits 
a echo dont le sobriquet a ete donne a la rue du Puits-qui-Parle, ni du puits 
que le tanneur Adam-PHermite avait fait creuser dans le quartier Saint- 
Victor; nous avons connu les rues du Puits-Mauconseil, du Puits-de-Fer, 
du Puits-du-Chapitre, du Puits -Certain, du Bon-Puits, et enfin la rue du 
Puits qui, apres avoir ete le rue du Bout-du-Monde, est devenue Pimpasse 
Saint-Claude-Montmartre. Les fontaines marchandes, les fontaines a la 
sangle, les porteurs d'eau iront rejoindre les puits publics, et nos enfants, 
qui auront de 1'eau avec facilite aux derniers etages des maisons les plus 
elevees de Paris, s'etonneront que nous ayons conserve si longtemps ces 
moyens primitifs de pourvoir a l'un des plus imperieux besoins de 
Phomme. « Maxime du Camp : Paris Ses organes, ses f onctions et sa vie Paris 
1875 Vp 263 [Cz,z] 

Eine andere Topographie, nicht archkektonisch sondern anthropo- 
zentrisch gedacht, wiirde uns das stillste Quartier, das abgelegne 
vierzehnte Arrondissement mit einem Schlag in seinem wahren 
Lichte zeigen. So sah es wenigstens schon Jules Janin vor hundert 
Jahren. Wer darin zur Welt kam, konnte das bewegteste, verwegen- 
ste Leben fuhren ohne es je zu verlassen. Denn in ihm liegen, eines 
nach dem andern, all die Gebaude des offentlichen Elends, der 
proletarischen Not in llickenlosester Folge: die Entbindungsan- 
stalt, das Findelhaus, das Hospital, die beruhmte Same: das grofie 
pariser Gef angnis und das Schaff ott. Nachts sieht man auf versteck- 
ten, schmalen Banken - nicht etwa auf den komfortablen der 
Squares - Manner zum Schlafen wie im Wartesaal auf einer 
Zwischenstation dieser schrecklichen Reise dahingestreckt. [C 2, 3] 

Es gibt architektonische Embleme des Handels: Stufen fuhren zur 
Apotheke, der Zigarrenladen hat sich der Ecke bemachtigt. Der 
Handel weiE die Schwelle zu nutzen: vor der Passage, der Eisbahn, 
der Schwimmanstalt, de{m) Bahnsteig steht als Hiiterin der 
Schwelle eine Henne, die automatisch blecherne Eier legt, die im 
Innern Bonbons haben, neben ihr eine automatische Wahrsagerin, 
ein automatischer Stanzapparat, von dem wir unsern Namen auf ein 
Blechband pragen lassen, das uns das Schicksal am Collier befestigt. 

[Cm] 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 1 39 

Im alten Paris gab es Hinrichtungen (z.B. durch den Strang) auf offener 
Strafte, [C2, 5] 

Rodenberg spricht von der »stygischen Existenz« gewisser wertloser 
Papiere - z.B. Aktien der Caisse-Mires -, die in der Hoffnung auf 
»kiinftige Wiederauferstehung nach taglichen Chancen« von der »petite 
pegre« der Borse verkauft werden. Julius Rodenberg: Paris bei Sonnen- 
schein und Lampenlicht Berlin 1867P 102/103 [C2a, 1] 

Konservative Tendenz des pariser Lebens: noch im Jahr 1867 fafit 
ein Unternehmer den Plan, funfhundert Sanften in Paris zirkulieren 
zulassen. [da, 2] 

Zur mythologischen Topographie von Paris: welchen Charakter 
die Tore ihm geben, Wichtig ist ihre Zweiheit: Grenzpforten und 
Triumphtore. Geheimnis des ins Innere der Stadt einbezogenen 
Grenzsteins, der ehemals den Ort markierte, wo sie zu Ende war. - 
Auf der andern Seite der Triumphbogen, der heute zur Rettungsin- 
sel geworden ist. Aus dem Erfahrungskreise der Schwelle hat das 
Tor sich entwickelt, das den verwandelt, der unter seiner Wolbung 
hindurchschreitet. Das romische Siegestor macht aus dem heim- 
kehrenden Feldherrn den Triumphator. (Widersinn der Reliefs an 
der inneren Torwandung? ein klassizistisches Mifiverstandnis?) 

[C2a, 3 ] 

Die Galerie, die zu den Miittern fiihrt, ist aus Holz. Holz tritt auch 
bei den gewaltigen Umwandlungen im Bilde der Grofistadt transi- 
torisch immer wieder auf, baut mitten in den modernen Verkehr in 
holzernen Bauzaunen, holzernen Planken, die uber die aufgerisse- 
nen Substruktionen gelegt sind, das Bild ihrer dorflichen Urzeit. 
D Eisen D [C 2 a, 4] 

»Es ist der finster beginnende Traum von den Nordstraflen der GrofSstadt, 
nicht nur Paris vielleicht auch Berlin und das nur fluchtig gekannte 
London, finster beginnend, regenlose Dammerung und doch Feuchtheit. 
Die Strafte verengert sich, die Hauser riicken rechts und links naher, es 
wird schliefilich eine Passage mit truben Scheibenwanden, ein Glasgang, 
rechts und links : sind es garstige Weinstuben mit lauernden Kellnerinnen in 
schwarz und weifien Seidenblusen? es riecht nach vergossenem Kratzer. 
Oder sind es bunthelle Bordellflure? Wie ich aber weiterkomme, sind es zu 
beiden Seiten sommergrune kleine Tiiren und landliche Fensterladen, 



140 Das Passagen- Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

volets, und sitzen da nicht gutalte Weiblein und spinnen und hinter den 
Fenstern bei den etwas steifen Blumenstocken wie in Bauerngarten und 
doch in holdem Zimmer helle Jungfern und es singt: >Eins spinnt Sei- 
de , . .<« Franz Hessel: Manuscript vgl, Strindberg: Die Drangsale des 
Lotsen [C2a, 5] 

Vor dem Eingang ein Briefkasten: letzte Gelegenheit, der Welt, die 
man verlafk, ein Zeichen zu geben. [C 2 a, 6] 

Unterirdische Spazierbesichtigung der Kanalisation. Beliebter parcours: 
Chatelet- Madeleine. [C 2 a, 7] 

»Les ruines de l'Eglise et de la Noblesse, celles de la Feodalite, du Moyen- 
Age, sont sublimes et frappent aujourd'hui d'admiration les vainqueurs 
etonnes, ebahis; mais celles de la Bourgeoisie seront un ignoble detritus de 
carton-pierre, de platres, de coloriages.« Le diable a Paris Paris 1845 Up 18 
(Balzac: Ce qui disparait de Paris) D Sammler D [C 2 a, 8] 

. . . dies alles sind die Passagen in unsern Augen. Und nichts von 
alledem sind sie gewesen. »Car c'est aujourd'hui seulement que la 
pioche les menace, qu'ils sont effectivement devenus les sanctuaires 
d'un cuke de Pephemere, qu'ils sont devenus le paysage fantomati- 
que des plaisirs et des professions maudites, incomprehensibles hier 
et que demain ne connaitra jamais. « Louis Aragon: Le paysan de 
Paris Paris 1926 p 19 □ Sammler D [C2a,?] 

Plotzliche Vergangenheit einer Stadt: Erleuchtete Fenster vor 
Weihnachten leuchten als brennten sie noch von 1880 her. [C 2 a, 10] 

Der Traum - das ist die Erde, in der die Funde gemacht werden, 
die von der Urgeschichte des i9 ten Jahrhunderts Zeugnis ablegen. 
□ Traum □ [C2a, n] 

Motive fur den Untergang der Passagen: Verbreiterte Trottoirs, 
elektrisches Licht, Verbot fur Prostituierte, Kultur der Freiluft. 

[C2a, 12] 

Die Wiedergeburt des archaischen Dramas der Griechen auf den 
Bretterbuden der foire. Der Polizeiprafekt gestattet auf diesen 
Buhnen nur Dialoge. »Ce troisieme personnage est muet, de par M. 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 141 

le Prefet de Police, qui ne permet que le dialogue aux theatres dits 
fo rains. « Gerard de Nerval: Le cabaret de la Mere Saguet. Paris 
{1927) p 259/260 (Le boulevard du Temple Autrefois et aujour- 
d'hui) [C3, 1] 

Vor dem Eingang der Passage ein Briefkasten: eine letzte Gelegen- 
heit, der Welt, die man verlafk, ein Zeichen zu geben. [C 3, 2] 

Die Stadt ist nur scheinbar gleichformig. Sogar ihr Name nimmt 
verschiedenen Klang in den verschiedenen Teilen an. Nirgends, es 
sei denn in Traumen, ist noch urspriinglicher das Phanomen der 
Grenze zu erfahren als in Stadten. Sie kennen heifk jene Linien, die 
langs der Eisenbahnuberfiihrungen, quer durch Hauser, innerhalb 
des Parks, am Ufer des Flusses entlang als Grenzscheiden verlaufen, 
wissen; heifit diese Grenzen wie auch die Enklaven der verschied- 
nen Gebiete kennen. Als Schwelle zieht die Grenze iiber Strafien; 
ein neuer Rayon fangt an wie ein Schritt ins Leere; als sei man auf 
eine tiefe Stufe getreten, die man nicht sah. [C 3 , 3] 

Vorm Eingang der Passage, der Eisbahn, des Bierlokals, des 
Tennisplatzes: Penaten. Die Henne, die goldene Pralineeier legt, 
der Automat, der unsern Namen stanzt und jener andere, der uns 
wiegt - das moderne yvco^t aeautov - Glucksspieiapparate, die 
mechanische Wahrsagerin hiiten die Schwelle. Sie finden sich, 
bemerkenswerterweise, so stetig weder im Innern noch eigentlich 
im Freien. Sie beschirmen und bezeichnen die Ubergange und die 
Reise geht Sonntagnachmittags nicht nur ins Griine, sondern auch 
zu diesen geheimnisvollen Penaten. □ Traumhaus □ Liebe Q 

[C3.4] 

Der despotische Schrecken der Klingel, der iiber der Wohnung 
waltet, hat seine Kraft ebenfalls aus dem Zauber der Schwelle. 
Gellend schickt etwas sich an, die Schwelle zu iiberschreiten. Aber 
seltsam wie dies Klingeln wehmiitig, glockenhaft wird, wenn es den 
Abschied ansagt, wie es im Kaiserpanorama mit der leisen Erschiit- 
terung des weichenden Bildes einsetzt und das nachste verkiindet. 
D Traumhaus D Liebe D [C3, 5] 



142 



Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 



Diese Tore - die Eingange der Passagen - sind Schwellen. Keine 
steinerne Stufe markiert sie. Aber das tut die wartende Haltung der 
wenigen Personen. Sparsam abgemessene Schritte spiegeln, ohne 
daft sie selbst davon wissen, es ab, dafi man vor einem Entschluft 
steht. O Traumhaus E Liebe H [C 3, 6] 

Cours des miracles neben dem aus »Notre-Dame de Paris« beriihmten an 
der passage du Caire. »On trouve au Marais, dans la rue des Tournelles, le 
passage et la cour des Miracles; il y avait encore d'autres cours des miracles 
dans les rues Saint-Denis, du Bac, de Neuilly, des Coquilles, de la 
Jussienne, Saint-Nicaise et la butte Saint-Roch.« Labedolliere: Histoire du 
nouveau Paris Paris p 31 [Die Stelle nach der diese Hofe benannt wurden 
Jesaias XXVI, 4/5 und XXVII] [C 3, 7] 

Mit Beziehung auf Haussmanns Erfolge auf dem Gebiet der Wasserversor- 
gung und der Drainage von Paris: »Les poetes pourraient dire qu'Hauss- 
mann fut mieux inspire par les divinites d'en bas que par les dieux 
superieurs.« Dubech-D'Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 41 8 [C 3, 8] 

Metro. »On a donne a la plupart des stations des noms absurdes, dont le 
pire semble appartenir a celle qui, a l'angle des rues Breguet et Saint- Sabin, a 
fini par reunir dans l'abreviation >Breguet-Sabin< le nom d'un horloger et le 
nom d*un saint.« Dubech-D'Espezel: 1 c p 463 [C 3, 9] 

Holz ein archaisches Element im Strafienbild: holzerne Barrikaden. 

[C 3 ,io] 

Juniinsurrektion. »Die meisten Gefangenen wurden nach den Steinbrii- 
chen und unterirdischen Gangen gebracht, welche sich unter den Forts von 
Paris befinden und die so weitlaufig sind, daft die halbe Bevolkerung von 
Paris in denselben Platz hatte. Die Kalte in diesen unterirdischen Gallerien 
ist so gro£, dafi Viele bios durch fortwahrendes Rennen oder durch 
Bewegung der Arme sich die Lebenswarme erhalten konnten und Niemand 
es wagte, sich auf die kalten Steine niederzulegen . . . Die Gefangenen 
gaben alien Gangen Namen von Pariser Strafien, und gaben sich gegenseitig 
ihre Adressen, wenn sie sich begegneten.« Englander lc (Geschichte der 
franzosischen Arbeiter-Associationen Hamburg 1864) II p 314/15 

[C 3 a,i] 

»Die Pariser Steingruben hangen alle unter einander zusammen . . . Man 
hat an mehreren Stellen Pfeiler stehen gelassen, damit die Decke nicht 
einstiirze. An anderen hat man Mauern untergelegt. Diese Mauern bilden 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergangvon Paris 143 

lange Gange unter der Erde, wie enge Strafkn. An mehreren sind an den 
Enden Nummern angeschrieben, um das Verirren zu verhiiten, - aber doch 
darf man sich ohne Fiihrer . . . wenig in dieses ausgebaute Kalkfloz wagen, 
. . . wenn man sich nicht . . . dem Hungertode aussetzen wollte.« - »Die 
Sage, da& man in den Kellern der Pariser Steingruben die Sterne bei Tage 
sehen konne« ist durch einen alten Schacht entstanden, »den man oben mit 
einem Steine zugedeckt hat, in dem ein kleines Loch von drei Linien 
Durchmesser ist. Durch dieses scheint der Tag unten in die Finsternifl, wie 
ein blasser Stern. « J. F. Benzenberg: Briefe geschrieben auf einer Reise 
nach Paris Dortmund 1805 1 p 207/208 [C 3 a, 2] 

». . . une chose qui fumait et clapotait par la Seine avec le bruit d'un chien 
qui nage, allant et venant sous les fenetres des Tuileries, du pont Royal au 
pont Louis XV: c'etait une mecanique bonne a pas grand'chose, une espece 
de joujou, une reverie d'inventeur songe-creux, une utopie: un bateau a 
vapeur. Les Parisiens regardaient cette inutilite avec indifference. « Victor 
Hugo: Les Miserables I cit bei Nadar: Quand j'etais photographe Paris 
(1900) p28o [C3a, 3] 

»Comme si d'un enchanteur ou d'un machiniste de theatre, le premier coup 
de sifflet de la premiere locomotive a donne le signal d'eveil, d'envolement a 
toutes choses.« Nadar: Quand j'etais photographe Paris p 28 1 [C 3 a, 4] 

Bezeichnend ist die Entstehungsgeschichte eines der grofien Rea- 
lienbucher iiber Paris, namlich von Maxime Du Camp's » Paris, ses 
organes, ses fonctions et sa vie dans la seconde moitie du XIX e 
siecle« 6 vol Paris 1893-96. Uber dieses Werk schreibt ein Antiqua- 
riatskatalog: »Ouvrage d'un vif interet par sa documentation aussi 
exacte que minutieuse. Du Camp, en effet, n'hesita pas d'exercer les 
metiers les plus divers, se faisant conducteur d'omnibus, balayeur, 
egoutier pour se procurer les materiaux de son livre. Cette opinia- 
trete l'avait fait surnommer le >prefet de la Seine in partibus< et elle 
ne fut certes pas etrangere a son elevation a la dignite de senateur.« 
Die Entstehung des Buches beschreibt Paul Bourget in seinem 
»Discours academique du 13 juin 1895. Succession a Maxime Du 
Camp« (L'Anthologie de l'Academie Frangaise Paris 1 921 II p 191- 
93) 1862, erzahlt Bourget, hatten sich bei Du Camp Anzeichen 
eines Augenleidens eingestellt; er sei zu dem Optiker Secretan 
gegangen, der ihm eine Brille gegen Weitsichtigkeit verordnet habe. 
Weiter hat Du Camp das Wort: »L'age me touchait. Je ne lui fis pas 
un accueil aimable. Mais je me soumis. Je commandai un binocle et 



144 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

une paire de besides. « Nun Bourget: »L'opticien n'avait pas les 
verres demandes. 11 lui fallait une demi-heure pour les preparer. M. 
Maxime Du Camp sortit pour tuer cette demi-heure, en flanant au 
hasard. II se trouva sur le Pont-Neuf . . . L'ecrivain etait dans un de 
ces moments ou l'homme, qui va cesser d'etre jeune, pense a la vie, 
avec une gravite resignee qui lui fait retrouver partout Pimage de ses 
propres melancolies. La toute petite decheance physiologique dont 
sa visite chez l'opticien venait de le convaincre, lui avait rappele ce 
qui s'oublie si vite, cette loi de P inevitable destruction qui gouverne 
toute chose humaine ... 11 se prit soudain, lui, le voyageur 
d'Onent, le pelerin des muettes solitudes ou le sable est fait de la 
poussiere des morts, a songer qu'un jour aussi cette ville, dont il 
entendait Penorme haletement, mourrait, comme sont mortes tant 
de capitales de tant d'Empires. L'idee lui vint de Pinteret prodigieux 
que nous presenterait aujourd'hui un tableau exact et complet d'une 
Athenes au temps de Pericles, d'une Carthage au temps des Barca, 
d'une Alexandrie au temps des Ptolemees, d'une Rome au temps des 
Cesars . . . Par une de ces intuitions fulgurantes ou un magnifique 
sujet de travail surgit devant notre esprit, il apercut nettement la 
possibility d'ecrire sur Paris ce livre que les historiens de Tantiquite 
n'ont pas ecrit sur leurs villes. Il regarda de nouveau le spectacle du 
pont, de la Seine et du quai . . . L'oeuvre de son age mur venait de lui 
apparaitre.« Diese antike Inspiration des modernen verwaltungs- 
technischen Werkes iiber Paris ist hochst bezeichnend. Im iibrigen 
zu vergl. Leon Daudet in »Paris vecu« iiber den Untergang von 
Paris im Kapitel iiber Sacre Cceur. [C 4] 

Der folgende merkwurdige Satz in dem Bravourstiick » Paris souterrain« 
aus Nadars »Quand j*etais photographe« Paris {1900) (p i24){:) »Dans 
Thistoire des egouts, ecrite avec la plume geniale du poete et duphilosophe, 
apres cette description qu'il a su rendre plus emouvante qu'un drame, 
Hugo raconte qu'en Chine il n'est pas un paysan revenant de vendre ses 
legumes a la ville qui n*en rapporte la lourde charge d'un double seau rempli 
de ces precieux ferments. « [C4a, 1] 

Uber die Tore von Paris: »Jusqu'au moment ou entre deux colonnes on 
voyait apparaitre .le commis de l'octroi, on pouvait se croire aux portes de 
Rome ou d'Athenes.« Biographie universelle ancienne et moderne Nou- 
velle edition publiee sous la direction de M Michaud XIV Paris 1856 p 321 
(article PFL Fontaine) [C4a, 2] 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 145 

»In einem Buche von Theophile Gautier, >Caprices et Zigzags<, finde ich 
eine kuriose Seite. >Eine grofSe Gefahr bedroht uns,< heiik es dort . . . >Das 
moderne Babylon wird nicht zerschmettert werden wie der Thurm von 
Lylak, in einem Asphaltsee untergehen wie die Pentapolis oder versanden 
wieTheben; es wird einfach entvolkert und zerstort werden von den Ratten 
von Montfaucon.< Merkwurdige Vision eines unklaren, aber propheti- 
schen Traumers! Sie hat sich im Wesen bewahrheitet ... Die Ratten 
Montfaucons . . . sind Paris nicht gefahrlich geworden; die Verschone- 
rungskiinste Hauflmanns haben sie verscheucht . . . Aber von den Hohen 
Montfaucons sind die Proletarier herabgestiegen und haben mit Pulver und 
Petroleum die Zerstorung von Paris begonnen, die Gautier vorhergesagt 
hat.« Max Nordau: Aus dem wahren Milliardenlande Pariser Studien und 
BilderLpz 1878 I p 75/76 (Belleville) [C4a, 3] 

1899 wurden bei Metro- Arbeiten in der rue Saint- Antoine Fundamente 
eines Turms der Bastille entdeckt. C { abinet ) d { es ) E { stampes ) [C 4 a, 4] 

Halles aux vins{:) »Das Entrepot, welches theils aus Gewolben fur die 
Spirituosen, theils aus Felsenkellern fur die Weine besteht, bildet . . . 
gleichsam eine Stadt, deren Straflen die Namen der bedeutendsten Weinge- 
gendenFrankreichstragen.« AchtTage in Paris Paris Juillet 1855 p 37/38 

[043,5] 

»Les caves du cafe Anglais . . . s'etendent fort loin sous les boulevards, et 
forment des defiles des plus compliques. On a eu le soin de les diviser en 
rues . . . Vous avez la rue du Bourgogne, la rue du Bordeaux, la rue du 
Beaune, la rue de PErmitage, la. rue du Chambertin, le carrefour des . .. 
Tonneaux. Vous arrivez a une grotte fraiche, . . . remplie de coquillages . . .; 
c'est la grotte aux vins de Champagne . . . Les grands seigneurs d J autrefois 
avaient imagine de diner dans leurs ecuries . . . Vivent les caves pour manger 
d'une facon reellement excentriqueU Taxile Delord: Paris-viveur Paris 
i8 54 p79-8i, 83/84 [C 4 a,6] 

»Soyez persuade que quand Hugo voyait le mendiant sur la route, . . . il le 
voyait ce qu'il est, reellement ce qu'il est reellement, le mendiant antique, le 
suppliant antique . . . sur la route antique. Quand il regardait la plaque de 
marbre de Pune de nos cheminees, ou la brique cimentee de Pune de nos 
cheminees modernes, il la voyait ce qu'elle est; la pierre du foyer. L'antique 
pierre du foyer. Quand il regardait la porte de la rue, et le pas de laporte, 
qui est generalement une pierre de taille, sur cette pierre de taille il 
distinguait nettement la ligne antique, le seuil sacre, car c'est la meme 
Jigne.« Charles Peguy: (Euvres completes 1 873-1914 CEuvres de prose Paris 
!9i6p388/389(Victor-Marie,comteHugo) [C 5, 1] 



146 



Das Passagen-Werk - Aufzeichnungen und Materialien 



»Les cabarets du faubourg Antoine ressemblent a ces tavernes du. mont 
Aventin baties sur Pantre de la sibylle et communiquant avec Ies profonds 
souffles sacres; tavernes dont les table etaient presque des trepieds, et ou 
Ton buvait ce qu'Ennius appelle le vin sibyllin.« Victor Hugo: CEuvres 
completes Roman 8 Paris 188 1 p 5 5/56 (Les Miserables IV) [C 5, 2] 

»Ceux qui ont parcouru la Sicile se souviennent de ce couvent celebre ou, la 
terre jouissant de la propriete de dessecher et de conserver les corps, les 
moines, a une certaine epoque de Pannee, revetent de leurs anciens 
costumes toutes les grandeurs humaines auxquelles ils ont accorde Phospi- 
talite de la tombe, ministres, papes, cardinaux, guerriers et rois; et, les 
rangeant sur deux files dans leurs vastes catacombes, font passer le peuple a 
travers cette haie de squelettes ... Eh bien! ce couvent sicilien est 1' image de 
notre etat social. Sous ces habits d'apparat dont on decore les arts et la 
litterature, il n'y a point de cceur qui batte, et ce sont des morts qui 
attachent sur vous des yeux fixes, eteints et froids, quand vous demandez au 
siecle ou sont les inspirations, ou sont les arts, ou est la litterature. « 
Nettement: Les ruines morales et intellectuelles Paris octobre 1836 p 32 
Hierzu ist Hugos » A Pare de triomphe« von i837zuvergleichen. [C 5, 3] 

Die beiden letzten Kapitel in Leo Claretie's »Paris depuis ses origines 
jusqu'en Pan 3000« Paris 1886 sind iiberschrieben »Les ruines de Paris« und 
»L'an 30oo«. Das erste enthalt eine Umschreibung von Victor Hugos 
Versen aus dem Arc de Triomphe. Das zweite bringt eine Vorlesung iiber 
die Altertumer von Paris in der beriihmten »Academie de Floksima . . . 
situee dans la Cenepire. C'est un continent nouveau . . ., decouvert en 
Pannee 2500 entrele cap Horn etles terres australes.« (p 347) [C 5, 4] 



»I1 y avait au Chatelet de Paris une grande cave longue. Cette cave etait a 
huit pieds en contre-bas au-dessous du niveau de la Seine. Elle n'avait ni 
fenetres ni soupiraux . . ,; les hommes pouvaient y entrer, Pair non. Cette 
cave avait pour plafond une voute de pierre et pour plancher dix pouces de 
boue ... A huit pieds au-dessus du sol, une longue poutre massive 
traversait ce souterrain de part en part; de cette poutre tombaient, de 
distance en distance, des chaines . . . et a Pextremite de ces chaines il y avait 
des carcans. On mettait dans cette cave les hommes condamnes aux galeres 
jusqu'au jour du depart pour Toulon. On les poussait sous cette poutre ou 
chacun avait son ferrement oscillant dans les tenebres, qui l'attendait . . . 
Pour manger, ils faisaient monter avec leur talon le long de leur tibia jusqu'a 
leur main leur pain qu'on leur jetait dans la boue . . . Dans ce sepulcre enfer, 
que faisaient-ils? Ce qu'on peut faire dans un sepulcre, ils agonisaient, et ce 
qu'on peut faire dans un enfer, ils chantaient . . . C'est dans cette cave que 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 1 47 

sont nees presque routes les chansons d'argot. C'est du cachot du Grand- 
Chatelet de Paris que vient le melancolique refrain de la galere de 
Montgomery: Timaloumisaine, timoulamison. La plupart de ces chansons 
sont lugubres; quelques-unes sont gaies.« Victor Hugo: OEuvres completes 
Roman 8 Paris 1 88 1 (Les Miserables) p 297/98 D Unterirdisches Paris D 

[C5a,i] 

Zur Schwellenkunde : »>Entre ceux qui, a Paris, vont a pied et ceux qui vont 
en voiture, il n'y a que la difference du marchepied<, comme disait un 
philosopheapied. Ah! lemarchepied! . .. C'est le point de depart d'un pays 
a un autre, de la misere au luxe, de Pinsouciance au soucis. C'est le trait 
d'union de celui qui n'est rien a celui qui est tout. La question, c'est d'y 
mettre le pied.« Theophile Gautier: Etudes philosophiques (Paris et les 
Parisiens au XIX e siecle Paris 1 8 5 6 p 26) [C 5 a, 2] 

Kleine Vorahnung der metro in der Beschreibung der maisons-modeles der 
Zukunft: »Les sous-sols, tres-spacieux et bien eclaires, communiquent 
tous ensemble. lis forment de longues galeries qui suivent le trajet des rues 
et ou l'on a etabli un chemin de fer souterrain. Ce chemin de fer n'est pas 
destine aux voyageurs, mais seutement aux marchandises encombrantes, au 
vin, au bois, au charbon, etc., qu'il transporte jusque dans Pinterieur des 
maisons . . . Ces voies ferrees souterraines acquirent une importance de 
plus en plus grande.« Tony Moilin : Paris en Pan 2000 Paris 1869 p 14/15 
(Maisons-modeles) [C 5 a, 3] 



Fragmente aus Victor Hugos »A Pare de triomphe« 

II 



»Toujours Paris s'ecrie et gronde. 
Nul ne sait, question profonde, 
Ce que perdrait le bruit du monde 
Le jour ou Paris se tairait!« 



III 



»Il se taira pourtant! - Apres bien des aurores, 
Bien des mois, bien des ans, bien des siecles couches, 
Quand cette rive ou Peau se brise aux ponts sonores 
Sera rendue aux joncs murmurants et penches; 



148 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Quand la Seine fuira de pierres obstruee, 
Usant quelque vieux dome ecroule dans ses eaux, 
Attentive au doux vent qui porte a la nuee 
Le frisson du feuillage et le chant des oiseaux; 

Lorsqu'elle coulera, la nuit, blanche dans Pombre, 
Heureuse, en endormant son flot longtemps trouble, 
De pouvoir ecouter enfin ces voix sans nombre 
Qui passent vaguement sous le ciel etoile; 

Quand de cette cite, folle et rude ouvriere, 
Qui, hatant les destins a ses murs reserves, 
Sous son propre marteau s'en allant en poussiere, 
Met son bronze en monnaie et son marbre en paves; 

Quand, des toits, des clochers, des ruches tortueuses, 
Des porches, des frontons, des domes pleins d'orgueil 
Qui faisaient cette ville, aux voix tumultueuses, 
Touffue, inextricable et fourmillante a Pceil, 

II ne restera plus dans Pimmense campagne, 
Pour toute pyramide et pour tout pantheon, 
Que deux tours de granit faites par Charlemagne, 
Et qu'un pilier d'airain fait par Napoleon; 

Toi, tu completeras le triangle sublime !« 



IV 

»Arche! alors tu seras eternelle et complete, 
Quand tout ce que la Seine en son onde reflete 

Aura fui pour jamais, 
Quand de cette cite qui fut egale a Rome 
II ne restera plus qu'un ange, un aigle, un homme, 

Debout sur trois sommets!« 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 1 49 



»Non, le temps n'ote rien aux choses. 

Plus d'un portique a tort vante 

Dans ses lentes metamorphoses 

Arrive enfin a la beaute. 

Sur les monuments qu'on revere 

Le temps jette un charme severe 

De leur facade a leur chevet. 

Jamais, quoiqu'il brise et qu'il rouille, 

La robe dont il les depouille 

Ne vaut celle qu'il leur revet. 

C'est le temps qui creuse une ride 

Dans un claveau trop indigent; 

Qui sur Tangle d'un marbre aride 

Passe son pouce intelligent; 

Cest lui qui, pour corriger Tceuvre, 

Mele une vivante couleuvre 

Aux noeuds d'une hydre de granit. 

Je crois voir rire un toit gothique 

Quand le temps dans sa frise antique 

Ote une pierre et met un nid.« 



VIII 



»Mais non, tout sera mort. Plus rien dans cette plaine 
Qu'un peuple evanoui dont elle est encor pleine; 
Que Toeil eteint de l'homme et Poeil vivant de Dieu; 
Un arc, une colonne, et, la-bas, au milieu 
De ce fleuve argente dont on entend 1'ecume, 
Une eglise echouee a demi dans la brume. « 



2 fevrier 1837 
Victor Hugo: CEuvres completes Poesie 3 Paris 1880 p 233-245 

[C6;C6a, 1] 



1 5 o Das Passagen- Werk * Auf zeichnungen und Materialien 

Demolitions: sources de renseignement theorique de la construction. 
»Jamais circonstances ont ete plus favorables pour ce genre d'etude, que 
l'epoque ou nous vivons. Depuis douze ans, une foule de batimens, entre 
eux des eglises, des cloitres ont ete demolis jusqu'aux premieres assisses de 
leur fondation; tous ont procure ... d'utiles instructions. « Charles- 
Francois Viel: De l'impuissance des mathematiques pour assurer la solidite 
des batimens Paris 1805 p 43/44 [C6a, 2] 

Demolitions: »De hautes murailles, zebrees de raies de bistre par les tuyaux 
des cheminees abattues, decouvrent, comme la coupe d'un plan d'architec- 
ture, le mystere des distributions intimes . . . C'est un spectacle curieux que 
ces maisons ouvertes avec leurs planchers suspendus sur l'abime, leurs 
papiers de couleur ou a bouquets marquant encore la forme des chambres, 
leurs escaliers qui ne conduisent plus a Hen, leurs caves mises a jour, leurs 
eboulements bizarres et leurs ruines violentes; on dirait, moins le ton 
noirci, ces edifices effondres, ces architectures inhabitables que Piranese 
ebauchait dans ses eaux-fortes d'une pointe fievreuse.« Theophile Gautier: 
MosaTque de ruines (Paris et les Parisiens au XIX C siecle Par MM Alexandre 
Dumas, Theophile Gautier, Arsene Houssaye, Paul de Musset, Louis 
EnaultetDuFaylParisi856p38/39) [£7,1] 

Schlufi von Lurines Artikel »Les boulevards«: »Les boulevarts mourront 
d'un anevrisme: l'explosion du gaz.« Paris chez soi Paris (1854} [Sammel- 
werk, das bei Paul Boizard erschien] p 61 [C 7, 2] 

Baudelaire am 8 Januar i860 an Poulet-Malassis uber Meryon: »Dans une 
de ses grandes planches, il a substitue a un petit ballon une nuee d'oiseaux 
de proie, et comme je lui faisais remarquer qu'il etait invraisemblable de 
mettre tant d'aigles dans un ciel parisien, il m'a repondu que cela n'etait pas 
denue de fondement, puisque ces gens-la (le gouvernement de Pempereur) 
avaient souvent lache des aigles pour etudier les presages suivant le rite, - et 
que cela avait ete imprime dans lesjournaux, meme dans le Moniteur.« cit 
GustaveGeffroy: Charles Meryon Paris 1926 p 126/127 [^7, 3] 

Zum Triumphbogen: »Der Triumph war eine Institution des romischen 
Staates und hatte zur Voraussetzung den Besitz des feldherrlichen Rechtes, 
des militarischen Imperium, das andererseits mit dem Tage der Vollzie- 
hung des Triumphes erlosch . . . Von den mancherlei Vorbedingungen, an 
die das Recht des Triumphes gekniipft war, war die dringendste die, dafi die 
Grenzzone des Stadtgebietes . . . nicht vorzeitig iiberschritten wurde. 
Andernfalls ware der Feldherr der Rechte der Kriegsauspicien, die nur fur 
die Kriegshandlung drauften galten, und mit ihnen des Anrechtes auf den 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 151 

Triumph verlustig gegangen . . . Jede Befleckung, alle Schuld des morden- 
den Krieges - ob urspriinglich einmal auch die Gefahr, die von den 
Geistern der Erschlagenen drohte? - ist von Feldherrn und Heer genom- 
men, bleibt . . . drauften vor dem heiligen Tore zuriick . . . Aus solcher 
Auffassung erhellt . . ., daft die porta triumphalis nichts weniger als ein 
Monument zur Verherrlichung des Triumphes gewesen ist.« Ferdinand 
Noack: Triumph und Triumphbogen (Vortrage der Bibliothek Warburg 
V)Lpzi928p 150/151,154) [C7,4] 

»Edgar Poe a fait passer a travers les rues des capitales le personnage qu'il 
designe comme PHomme des foules. Le graveur inquiet et chercheur est 
PHomme des pierres . . . Voici ... un ... artiste, qui n'a pas songe et 
travaille comme Piranesi, devant les restes de la vie abolie, et dont Poeuvre 
donne une sensation de nostalgie persistante . . . C'est Charles Meryon. 
Son oeuvre de graveur est un des poemes les plus profonds qui aient ete 
ecrits sur une ville, et Poriginalite singuliere de ces pages penetrances, c'est 
qu'elles aient eu immediatement, quoique directement tracees d'apres des 
aspects vivants, une apparence de vie revolue, qui est morte, ou qui va 
mourir . . . Ce sentiment existe independamment des reproductions les plus 
scrupuleuses, les plus reelles, des sujets qui avaient arrete le choix de 
Partiste. II y avait en lui du voyant, et il devinait sans doute que ces formes si 
rigides etaient ephemeres, que ces curieuses beautes s'en iraient ou tout s'en 
va, il ecoutait le langage que parlent les rues et les ruelles sans cesse 
bousculees, detruites, refaites, depuis les premiers jours de la cite, et c'est 
pourquoi sa poesie evocatrice rejoint le Moyen-Age a travers la ville du 
XIX e siecle, degage la melancolie de toujours *a travers la vision des 
apparences immediates. 

Le vieux Paris n'est plus. La forme d'une ville 
Change plus vite, helas! que le cceur d'un mortel. 
Ces deux vers de Baudelaire pourraient etre mis en epigraphe au recueil des 
ceuvres de Meryon. « Gustave Geffroy : Charles Meryon Paris 1926 p 1-3 

[C 7 a,i] 

»Die alte porta triumphalis sich schon als Bogentor vorzustellen, liegt keine 
Notigung vor. Im Gegenteil wird sie, da sie nur einem symbolischen Akte 
diente, urspriinglich mit den einfachsten Mitteln errichtet worden sein, 
also zwei Pfosten mit horizontalem Sturz.« Ferdinand Noack: Triumph 
und Triumphbogen (Vortrage der Bibliothek Warburg VLpz 1928P 168) 

[C 7 a,2] 

Der Durchmarsch durch den Triumphbogen als rite de passage: »Der 
Durchmarsch der sich im engen Tonvege drangenden Heeresmassen ist 



1 5 2 Das Passagen- Werk ■ Auf zeichnungen und Materialien 

verglichen worden mit dem >Hindurchdrangen durch einen engen Spalt<, 
dem man die Bedeutung einer Wiedergeburt zugemessen habe.« Ferdinand 
Noack: Triumph und Triumphbogen (Vortrage der Bibliothek Warburg V 
Lpzi928pi5 3 ) [C7a,3] 

Die Phantasien vom Untergang von Paris sind ein Symptom davon, 
daft die Technik nicht rezipiert wurde. Aus ihnen spricht das 
dumpfe Bewufksein, daft mit den grofien Stadten die Mittel heran- 
wuchsen, sie dem Erdboden gleichzumachen. [C 7 a, 4] 

Noack erwahnt »dafi der Scipiobogen nicht liber der Strafie, sondern 
gegeniiber - adversus viam, qua in Capitolium ascend itur - stand . . . Der 
rein-monumentale Charakter dieser Bauten, ohne praktische Nebenbe- 
deutung, ist damit bestimmt.« Andererseits spricht der kultische Sinn 
dieser Bauten ebenso vernehmlich wie aus ihrer Isolierung aus ihrer 
gelegentlichen Einordnung: »Auch da, wo viele . . . spatere Bogen stehen, 
an Strafienanfang und Ende, an und auf Briicken, am Eingange der Fora, an 
der Stadtgrenze ... ist fur den . . . Romer uberall ein sakral gefafker Begriff , 
wie Grenze oder Schwelle, wirksam gewesen.« Ferdinand Noack: 
Triumph und Triumphbogen (Vortrage der Bibliothek Warburg V Lpz 
1928P 162 u 169) [C8, 1] 

Uber das Fahrrad: »I1 ne faut pas, en effet, se tromper sur la portee reelle de 
la nouvelle monture a la mode qu'un poete appelait, ces jours derniers, le 
cheval de P Apocalypse. « L'illustration 12 juin 1869 cit Vendredi 9 octobre 
1936 (Louis Cheronnet: Le coin des Vieux) [C 8, 2] 

Ober den Brand, der das Hippodrom vernichtete: »Les commeres du 
quartier voient dans ce sinistre la colere du Ciel punissant le spectacle 
coupable des velocipedeuses.« Le Gaulois 2 (?3 ?) octobre 1 869 cit Vendredi 
9 octobre 1936 (Louis Cheronnet: Le coin des Vieux) Im Hippodrom 
wurden Damenwettfahrten zu Rad veranstaltet. [C 8, 3] 

Caillois will zum Verstandnis der »Mysteres de Paris « und ahnlicher Werke 
den roman noir, zumal die »Mysteres du Chateau d'Udolphe« heranzie- 
hen, besonders wegen der importance preponderante des caves et des 
souterrains«. Roger Caillois: Paris, my the moderne (N(ouvelle) R(evue) 
F(rancaise) XXV, 284 1 mai 1937 p 686) [C 8, 4] 

»Toute la rive gauche, depuis la Tour de Nesle . . . jusqu'a la Tombe Issoire 
. . . n'est qu'une trappe du haut en bas. Et si les demolitions modernes 
revelent les mysteres du dessus de Paris, un jour peut-etre les habitants de la 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 1 5 3 

rive gauche se reveilleront effrayes en decouvrant les mysteres du dessous.« 
Alexandre Dumas : Les Mohicans de Paris III Paris 1 863 [C 8, 5] 

»Cette intelligence de Blanqui, . . . cette tactique de silence, cette politique 
de catacombes, devaient parfois faire hesiter Barbes comme devant ... les 
escaliers soudain beants et plongeant aux caves, d'une maison mal connue.« 
Gustave Geffroy : L'enf erme Paris 1 926 1 p 72 [C 8 , 6] 

Messac zitiert ({Le »Detective Novel« et ^influence de la pensee scientifi- 
que, Paris 1929) P419) aus Vidocq:MemoiresXLV: » Paris est un point sur 
le globe, mais ce point est un cloaque; a ce point aboutissent tous les 
egouts.« [C8a, 1] 

Le Panorama Revue critique et litteraire Paraissant tous les cinq 
jours in I, 3, seiner letzten Nummer vom 25 fevrier 1840 unter der 
Rubrik' »Questions difficiles a resoudre«: »L'univers finit-il 
demain? sa duree eternelle doit-elle voir la ruine de notre planete? 
ou cette derniere qui a l'honneur de nous porter survivra-t-elle au 
reste des mondes?« Sehr bezeichnend, daft so in einer Revue 
geschrieben werden konnte. (Ubrigens gesteht man im ersten Heft 
A nos lecteurs, daft man das Panorama gegriindet hat, um Geld zu 
verdienen.) Begriinder war der Vaudevillist Hippolyte Lucas. 

[C8a,2] 

»Sainte qui rameniez tous les soirs au bercail 

Le troupeau tout entier, diligente bergere, 

Quand le monde et Paris viendront a fin de bail, 

Puissiez-vous d'un pas ferme et d'une main legere 

Dans la derniere cour par le dernier portail 

Ramener par la voute et le double vantail 

Le troupeau tout entier a la droite du pere.« 
Charles Peguy: La tapisserie de Sainte-Genevieve cit Marcel Raymond: De 
Baudelaire au surrealisme Paris 1933 P219 [C8a, 3] 

Verdachtigung der Kloster und der Geistlichen in der Kommune: »Plus 
encore qu'a ^occasion de la rue de Picpus, tout fut mis en oeuvre pour 
exciter, grace aux caveaux de Saint-Laurent, la passion populaire. A la voix 
de la presse s'ajouta la publicite par Pimage. Etienne Carjat photo graphia, 
>a I'aide de la lumiere electrique<, les squelettes . . . Apres Picpus, apres 
Saint-Laurent, a quelques jours d'intervalle, le couvent de l'Assomption et 
Teglise Notre-Dame-des-Victoires. Un vent de folie soufflait sur la capi- 
tale. Partout l*on pensait trouver des caveaux et des squelettes. « Georges 
LaronzeiHistoirede la Commune de 1871 Paris 1928 p 370 [C8a,4] 



154 ^as Passagen- Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

i87i{:) »L'imagination populaire pouvait se donner libre cours. Elle ne 
s'en fit point fame. Pas de chef de service qui n'ait eu la pensee de decouvrir 
le moyen de trahison decidement a la mode, le souterrain. A la prison de 
Saint-Lazare, on chercha le souterrain qui, de la chapelle, devait communi- 
quer avec Argenteuil, c'est-a-dire franchir deux bras de la Seine et une 
dizaine de kilometres a vol d'oiseau. A Saint-Sulpice, le souterrain 
aboutissant au chateau de Versailles.« Georges Laronze: Histoire de la 
Commune de 1871 Paris 1928 p 399 [C8a, 5] 

»De fait, les hommes avaient bien remplace Peau prehistorique. Beaucoup 
de siecles apres qu'elle se fut retiree, ils avaient recommence un epanche- 
ment semblable. Ils s'etaient etales dans les memes creux, allonges selon les 
memes cheminements. Cest la-bas, du cote de Saint-Merri, du Temple, de 
PHotel de Ville, du cote des Halles, du cimetiere des Innocents et de 
POpera, c'est aux endroits d'ou Peau avait eu le plus de peine a partir, et qui 
en etaient restes tout suintants d'infiltrations ou de ruissellements souter- 
rains, que les hommes aussi avaient le plus completement sature le sol. Les 
quartiers les plus denses et les plus actifs pesaient encore sur d'anciens 
marecages.« Jules Romains: Les hommes de bonne volonte I Le 6 octobre 
Paris { 1932) p 191 [C9, 1] 

Baudelaire und die Friedhofe: »Derriere les hauts murs des maisons, vers 
Montmartre, vers Menilmontant, vers Montparnasse, il imagine, a la nuit 
tombante, les cimetieres urbains, ces trois autres cites dans la grande, cites 
plus petites, en apparence, que la cite des vivants, puisque celle-ci semble 
les contenir, mais combien plus vastes, en realite, combien plus populeuses, 
avec leurs cases serrees, etagees en profondeur; et, dans des lieux memes ou 
la foule aujourd'hui circule, square des Innocents, par exemple, il evoque 
les anciens ossuaires niveles ou disparus, engloutis dans les flots du temps 
avec tous leurs morts, comme les bateaux sombres avec leur equipage. « 
Frangois Porche: La vie douloureuse de Charles Baudelaire (Le roman des 
grandes existences 6) Paris {1926) p 186/187 [£9,2] 

Parallelstelle zur Ode a l'Arc de triomphe. Der Mensch ist angeredet: 
»Et quant a tes cites, Babels de monuments 
Ou parlent a la fois tous les evenements, 
Qu'est-ce que cela pese? arches, tours, pyramides, 
Je serais peu surpris qu'en ses rayons humides 
L'aube les emportat pele-mele un matin 
Avec les gouttes d'eau de la sauge et du thym. 
Et ton architecture etagee et superbe 



antikisches Paris, Katakomben, demolitions, Untergang von Paris 1 5 5 

Finit par n'etre plus qu'un tas de pierre et d'herbe 
Ou, la tete au soleil, siffle Paspic subtil. « 
Victor Hugo : La fin de Satan Dieu Paris 19 1 1 (Dieu - L' Ange) p 47 5 /4J6 

[c 9 ,3] 

Leon Daudet iiber den Blick von Sacre Coeur auf Paris. »On regarde d'en 
haut ce peuple de palais, de monuments, de maisons, de masures qui a Pair 
rassemble en vue d'un cataclysme, ou de plusieurs cataclysmes, soit 
meteorologiques, soit sociaux . . . Amateur des sanctuaires haut places, qui 
me fouettent l'esprit et les nerfs dans l'aprete salubre du vent, j'ai passe des 
heures a Fourvieres, regardant Lyon; a Notre Dame de la Garde, regardant 
Marseille; au Sacre-Cceur regardant Paris ... Eh! bien, a un moment 
donne, j'entendais en moi comme un tocsin, comme un avertissement 
bizarre, et je voyais ces trois villes magnifiques . . . menacees d'effondre- 
ment, de devastation par l'eau et le feu, de carnage, d'usure soudaine, 
pareilles a des forets foudroyees en bloc. D'autres fois, je les voyais rongees 
par un mal obscur, souterrain, qui faisait choir tels monuments tels 
quartiers, des pans entiers de hautes demeures . . . De ces promontoires, ce 
qui apparait le mieux, c'est la menace. L 'agglomeration est menac,ante, le 
labeur geant est menac,ant; car l'homme a besoin de travailler, c'est 
entendu, mais il a aussi d'autres besoins ... II a besoin de s'isoler et de se 
grouper, de crier et de se revolter, de s'apaiser et de se soumettre . . . Enfin 
le besoin suicidaire est en lui, et, dans la societe qu'il forme, plus vif que 
l'instinct dit de conservation. Aussi ce qui etonne quand on visite Paris, 
Lyon ou Marseille, du haut du Sacre-Cceur, de Fourvieres, de Notre- 
Dame de la Garde, c'est que Paris, Lyon, Marseille aient dure.« Leon 
Daudet: Paris vecu I Rive droite Paris (1930) p 220/221 [09 a, 1] 

»Nous possedons depuis Polybe une longue serie de descriptions antiques 
de vieilles villes celebres dont les rangees de maisons vides se sont ecroulees 
lentement, tandis que sur leur forum et leur gymnase les troupeaux 
paissent, et que leurs amphitheatres sont couverts de moissons d'ou 
emergent encore des statues et des Hermes. Au V e siecle, Rome avait la 
population d'un village, mais ses palais des empereurs etaient encore 
habitables.« Oswald Spengler: Le declin de l'Occident II, 1 Paris 1933 p 
151 [C9a,2] 



D 

[die Langeweile, ewige Wiederkehr] 



»Will denn die Sonne alle Traume morden, 
die blassen Kinder meiner Lustreviere? 
Die Tage sind so still und grell geworden. 
Erfullung lockt mit wolkigen Gesichten. 
Mich packt die Angst, dalJ ich mein Heil verliere. 
Wie wenn ich ginge, meinen Gott zu richten.« 
Jakob van Hoddis 

»Die Langeweile wartet auf den Tod.« 
Johann Peter Hebel 

»Attendre c'est la vie.« 
Victor Hugo 

Kind mit seiner Mutter im Panorama. Das Panorama stellt die 
Schlacht bei Sedan dar, das Kind findet alles sehr schon: »Nur 
schade, daft der Himmel so triibe ist.« - »So ist das Wetter im 
Krieg« erwidert die Mutter. ■ Dioramen ■ 
Also auch Panoramen sind im Grunde dieser Nebelwelt verschwo- 
ren, das Licht ihrer Bilder bricht wie durch Regenstrahnen hin- 
durch. [Di,i] 

»Ce Paris-la [sc. de Baudelaire] est tres different du Paris de Verlaine qui, 
pourtant, lui-meme, a deja bien change. L'un est sombre et pluvieux, 
comme un Paris sur lequel l'image de Lyon se serait superposee; 1' autre est 
blanchatre et poussiereux comme un pastel de Raffaelli. L'un est asphy- 
xiant, l'autre aere, avec des batisses neuves, isolees dans des terrains vagues, 
et la barriere, non loin, aux tonnelles fletries.« Francois Porche: La vie 
douloureuse de Charles Baudelaire Paris 1 926 p 1 1 9 [D 1 , 2] 

Wie gerade die kosmischen Krafte auf den hohlen und briichigen 
Menschen nur narkotisierend wirken, das bekundet dessen Verhalt- 
nis zu einer ihrer hochsten und lindesten Manifestationen - zum 
Wetter. Nichts ist bezeichnender, als daft gerade diese innigste und 
geheimnisvollste Wirkung,-die auf die Menschen vom Wetter 
ausgeht, der Kanevas ihres leersten Geschwatzes hat werden miis- 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 157 

sen. Nichts langweilt den gewohnlichen Menschen mehr als der 
Kosmos. Daher fur ihn die innigste Verbindung von Wetter und 
Langeweile. Wie schon die ironische Uberwindung dieses Verhal- 
tens in der Geschichte vom spleenigen Englander, der eines mor- 
gens aufwacht und sich erschiefk, weil es regnet. Oder Goethe: Wie 
er in seinen meteorologischen Studien das Wetter zu durchleuchten 
wufke, so dafi man versucht ist zu sagen, er sei auf diese Arbeit 
gekommen, nur um auf diese Weise sogar das Wetter seinem 
wachen, schaffenden Leben einbeziehen zu konnen. [D 1,3] 

Baudelaire als Dichter des »Spleen de Paris«. »Un des caracteres essentiels 
de cette poesie, en effet, c'est l'ennui dans la brume, ennui et brouillard 
meies (brouillard des villes); en un mot, c'est le spleen.« Francois Porche: 
La vie douloureuse de Charles Baudelaire Paris i^i6p 1 84 [D 1, 4] 

Emile Tardieu liefi 1903 in Paris ein Buch »L'ennui« erscheinen, in 
dem alle menschliche Aktivitat als ein untauglicher Versuch soil 
erwiesen werden, dem ennui zu entgehen, zugleich aber alles was 
war, ist und sein wird als die unerschopfliche Nahrung dieses selben 
Geftihls. Hort man das, so mochte man glauben irgend ein gewalti- 
ges Literaturdenkmal (vor sich zu haben): ein Monument aere 
perennius dem taedium vitae der Romer zu Ehren. Es ist aber nur 
die stiffisante, mesquine Wissenschaft eines neuen Homais, der alles 
Grofte, den Heroismus des Helden und die Askese des Heiligen als 
Beweisstiicke seinem einfallsarmen, spieftburgerlichen Mifivergmi- 
gen horig macht. [Di,j] 

»Quand les Francais allerent en Italie soutenir les droits de la couronne de 
France sur le duche de Milan et sur le royaume de Naples, ils revinrent 
emerveilles des precautions que le genie italien avait trouvees contre 
l'excessive chaleur; et, de Tadmiration pour les galeries, ils passerent a 
Pimitation. Le climat pluvieux de ce Paris, si celebre par ses boues, suggera 
les piliers, qui furent une merveille du vieux temps. On eut ainsi, plus tard, 
la place Royale. Chose etrange! ce fut par les memes motifs que, sous 
Napoleon, se construisirent les rues de Rivoli, de Castiglione, et la fameuse 
rue des Colonnes.« Auch der Turban kam so aus Agypten{.) Le diable a 
Paris Paris 1845 II p 11/12 (Balzac: Ce qui disparait de Paris) 
Um wieviel Jahre war der anfangs erwahnte Krieg von der napoleonischen 
Expedition nach Italien getrenrit? Und wo liegt die rue des Colonnes? 

[Di,6] 



1 5 8 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

»Les averses ont donne naissance a lieu des aventures.« Abneh- 
mende magische Kraft desRegens. Impermeable. [D 1,7] 

Als Staub nimmt der Regen an den Passagen seine Revanche. - 
Staub legte sich unter Louis-Philippe sogar iiber die Revolutionen. 
Als sich der junge Herzog von Orleans »mit der Prinzessin von 
Mecklenburg vermahlte, feierte man ein grofies Fest in jenem 
benihmten Ballsaale, auf dem sich die ersten Symptome der Revo- 
lution gezeigt hatten. Man raumte den Saal fur das Fest des jungen 
Brautpaares auf und fand ihn so, wie ihn die Revolution verlassen 
hatte. Noch sah man auf der Erde die Spuren des militairischen 
Bankettes, sah Lichtstumpfe, zerbrochne Glaser, Champagner- 
korke, sah die zertretenen Cokarden der Gardes du Corps und die 
festlichen Bander der Offiziere des Regiments von Flandern.« Karl 
Gutzkow: Briefe aus Paris Leipzig 1842 II p 87 Eine historische 
Szene wird zum Panoptikumsbestandteil. ■ Diorama ■ Staub und 
erstickte Perspektive ■ [D 1 a, 1] 

»I1 explique que la rue Grange-Bateliere est particulierement poussiereuse, 
qu'on se salit terriblement dans la rue Reaumur. « Louis Aragon: Le paysan 
de Paris Paris 1926 p 88 [D 1 a, 2] 

Pliisch als Staubfanger. Geheimnis des in der Sonne spielenden 
Staubes. Der Staub und die »gute Stube«. »Kurz nach 1840 
erscheinen die franzosischen ganz iiberpolsterten Mobel und mit 
ihnen gelangt der Tapezierstil zu ausschlieftlicher Herrschaft.« Max 
von Boehn : Die Mode im XIX. Jahrhundert II Miinchen 1 907 p 131 
Andere Anstalten, Staub aufzuwirbeln: die Schleppe. »Neuerdings 
ist gleichzeitig auch die wirkliche Schleppe wieder mehr aufgekom- 
men, wird nun aber, um den Ubelstand des Straftenfegens zu 
vermeiden, mit Hiilfe eines Hakens und einer Schnur im Gehen 
gehalten und getragen.« Friedrich Theodor Vischer: Mode und 
Zynismus Stuttgart 1 879 p 12 ■ Staub und erstickte Perspektive ■ 

[Dia, 3 ] 

Die galerie du thermometre und galerie du barometre in der passage de 
l'opera. [D 1 a, 4] 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 1 5 9 

Ein Feuilletonist der vierziger Jahre, der einmal vom pariser Wetter 
handelt, hat festgestellt, dafl Corneille nur ein einziges Mai (im Cid) von 
den Sternen gesprochen, Racine nur ein einziges Mai von »soleil« geschrie- 
ben hat und er behauptet, die Sterne und Blumen seien erst in Amerika 
durch Chateaubriand fur die Literatur entdeckt und in Paris heimisch 
gemacht worden. (Nach Victor Mery: Le climat de Paris im Diable a Paris 
(Bd. 1 Paris 1845 P 2 45>) [ D 1 a » $] 

2u einigen lasziven Bildern: »Ce n'est plus Teventail, mais bien le 
parapluie, invention digne de l'epoque du roi garde-national. Le parapluie 
propice aux fantaisies amoureuses! Le parapluie servant d'abri discret. La 
couverture, le toit de l'ile de Robinson. « John Grand-Carteret: Le 
decollete et le retrousse Paris ( 1 9 1 o ) II p 5 6 [D 1 a, 6] 

»Nur hier«, hat Chirico gesagt, »lafk sich malen. Die Strafien haben solche 
Skalen von Grau. . .« [D 1 a, 7] 

Die Pariser Atmosphare erinnert Carus an das Aussehen der neapolitani- 
schen Kiiste wenn der Skirokko went. [D 1 a, 8] 

Stadtisches Regenwetter mit seiner ganzen durchtriebenen Lok- 
kung, in friihe Kinderjahre sich zuriickzutraumen, ist nur dem 
Kind einer Groftstadt verstandlich. Regen halt iiberall mehr verbor- 
gen, macht Tage nicht nur grau sondern ebenmaftig. Vom Morgen 
bis zum Abend kann man dann dasselbe tun, schachspielen, lesen, 
sich streiten, wahrend Sonne, ganz anders, die Stunden schattiert 
und dem Traumer nicht wohl will. Darum mufi er die strahlenden 
Tage mit Listen umgehen, vor allem sehr friih aufstehen wie die 
groften Muftigganger, die Hafenbummler und die Vaganten : er mufi 
fruher zur Stelle sein als die Sonne. Ferdinand Hardekopf, der 
einzige echte Dekadent, den Deutschland hervorgebracht hat, hat 
in der Ode vom seligen Morgen, die er vor vielen Jahren Emmy 
Hennings schenkte, dem Traumer fur die sonnigen Tage die besten 
Schutzmafiregeln anvertraut. [D 1 a, 9] 

»donner a cette poussiere un semblant de consistance qu'en l'arrosant de 
sang. « Louis Veuillot:Lesodeursde Paris Paris 1914P 12 [D 1 a, 10] 

Andere europaische Stadte nehmen die Kolonnaden in ihr Stadtbild 
auf ; Berlin mafigebend im Stil seiner Stadttore. Besonders bezeich- 
nend das Hallesche Tor und mir unvergeftlich in einer blauen 



i6o 



Das Passagen- Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 



Ansichtskarte, den nachtlichen Belle-Alliance-Platz darstellend. Es 
war ein Transparent und gegen das Licht gehalten, erleuchteten all 
seine Fenster sich in ganz genau dem gleichen Lichte, das oben am 
Himmel der Vollmond ausstrahlte. [Di.i] 



»Les constructions du nouveau Paris relevent de tous les styles; l'ensemble 
ne manque pas d'une certaine unite, parce que tous ces styles sont du genre 
ennuyeux, et du genre ennuyeux le plus ennuyeux, qui est I'emphatique et 
l'aligne. Alignement! fixe! II semble que l'Amphion de cette ville soit 
caporal . . . / II pousse quantite de choses fastueuses, pompeuses, colos- 
sales: elles sont ennuyeuses; il en pousse quantite de fort laides: elles sont 
ennuyeuses aussi. / Ces grandes rues, ces grands quais, ces grands edifices, 
ces grands egouts, leur physionomie mal copiee ou mal revee, garde je ne 
sais quoi qui sent la fortune soudaine et irreguliere. lis exhalent l'ennui.* 
Veuillot: Les odeurs de Paris (Paris 1914) p 9 n Haussmann D [D 2, 2] 

Pelletan schildert den Besuch bei einem Borsenkonig, einem vielfachen 
Millionar: »Als ich in den Hof des Hotels eintrat, war eine Schar von 
Stallknechten in rothen Westen beschaftigt, ein halbes Dutzend englischer 
Pferde abzureiben. Ich stieg eine Marmortreppe hinan, liber welcher eine 
kolossale vergoldete Laterne hing, und fand im Vestibule einen Kammer- 
diener mit weifler Kravatte und ausgestopften Waden, welcher mich in eine 
grofie glasgedeckte Galerie fuhrte, deren Wande ganz mit Camellien und 
Treibhauspflanzen decorirt waren. Etwas wie heimliche Langeweile lag in 
der Luft; beim ersten Schritt athmete man einen Dunst wie von Opium. 
Man ging zwischen einer doppelten Reihe von Stangen, auf welchen 
Papagaien aus verschiedenen Landern safien. Sie waren roth, blau, griin, 
grau, gelb und weift; aber alle schienen an Heimweh zu kranken. An dem 
auftersten Ende der Galerie stand ein kleiner Tisch einem Renaissanceka- 
min gegeniiber: denn um diese Zeit fruhstuckte der Hausherr . . . Nachdem 
ich eine Viertelstunde gewartet, liefi er sich herab, zu erscheinen . . . Er 
gahnte, war schlafrig, schien immer auf dem Punkt, einzunicken; er ging 
wie einer, der im Schlaf geht. Seine Mudigkeit hatte die Wande seines 
Hotels angesteckt. Die Papagaien sahen aus wie seine abgelosten Gedan- 
ken, verkorpert und auf einer Stange befestigt . . .« D Interieur D Roden- 
berg: Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht (Leipzig 1867} p 104/105 

[Di,3] 

Rougemont und Gentil lassen in den Varietes die »Fetes franchises ou Paris 
en miniature« spielen. Es handelt sich um die Heirat Napoleons I mit 
Marie-Louise und dabei ist von den geplanten Festen die Rede. »Cepen- 
dant« sagt eine der Personen »le temps n'est pas trop sur.« - Antwort: 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 1 6 1 

»Mon ami, rassure-toi, ce jour est du choix de notre souverain.« Und 
darauf stimmt er ein Couplet an, das beginnt: 

»On sait qu'a ses regards pergants 

L'avenir toujours se devoile, 

Et quand il nous faut du beau temps 

Nous l'attendons de son etoile.« 
cit bei Theodore Muret: L'histoire par le theatre 1789-185 1 Paris 1865 I 
P262 [D2,4] 

»cette tristesse diserte et plate qu'on appelle l'ennui.« Louis Veuillot: Les 
odeurs de Paris Paris 1914P 177 [D2, 5] 

»Jede Tracht reservirt sich einige Stiicke, mit welchen sie vorziiglich nobel 
thut, d.h. welche viel Geld kosten, weil sie schnell ruinirt sind, nament- 
lich weil jeder Regen sie verderbt.« Dies bei Gelegenheit des Cylinders 
D Mode D R Th. Vischer: Vernunftige Gedanken iiber die jetzige Mode 
( in : Kritische Gange Neue Folge 3 . Heft Stuttgart 1 86 1 ) p 1 24 [D 2, 6] 

Langeweile haben wir, wenn wir nicht wissen, worauf wir warten. 
Dafi wir es wissen oder zu wissen glauben, das ist fast immer nichts 
als der Ausdruck unserer Seichtheit oder Zerfahrenheit. Die Lange- 
weile ist die Schwelle zu groften Taten. - Nun ware zu wissen 
wichtig: der dialektische Gegensatz zur Langenweile? [D 2, 7] 

Das hochst komische Buch von Emile Tardieu: L'ennui Paris 1903, 
dessen Hauptthese lautet, das Leben sei zweck- und bodenlos und 
strebe dem Zustande des Gluckes und des Gleichgewichts vergeb- 
lich nach, nennt unter den vielen Umstanden, die Ursache der 
Langeweile sein sollen auch das Wetter. - Man kann dies Buch eine 
Art Andachtsbuch des 20 ten Jahrhunderts nennen. [D 2, 8] 

Langeweile ist ein warmes graues Tuch, das innen mit dem gluhend- 
sten, farbigsten Seidenfutter ausgeschlagen ist. In dieses Tuch 
wickeln wir uns wenn wir traumen. Dann sind wir in den Arabes- 
ken seines Futters zuhause. Aber der Schlafer sieht grau und 
gelangweilt darunter aus. Und wenn er dann erwacht und erzahlen 
will, was er traumte, so teilt er meist nur diese Langeweile mit. 
Denn wer vermochte mit einem Griff das Futter der Zeit nach auften 
zu kehren? Und doch heifk Traume erzahlen nichts anderes. Und 
nicht anders kann man von den Passagen handeln, Architekturen, 



1 62 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

in denen wir traumhaft das Leben unserer Eltern, Grofieltern 
nochmals leben wie der Embryo in der Mutter das Leben der Tiere. 
Das Dasein in diesen Raumen verfliefit denn auch akzentlos wie das 
Geschehen in Traumen. Flanieren ist die Rhythirrik dieses Schlum- 
mers. 1839 kam iiber Paris eine Schildkrotenmode. Man kann sich 
gut vorstellen, wie die Elegants in den Passagen leichter noch als auf 
den Boulevards das Tempo dieser Geschopfe nachahmen. ■ Fla- 
neur ■ [D2rf, 1] 

Langeweile ist immer die Aufienseite des unbewufken Geschehens. 
Deshalb ist sie den grofien Dandy s vornehm erschienen. Ornament 
und Langeweile. [D 2 a, 2] 

Uber die Doppelbedeutung von »temps« im Franzosischen. 

[D*a, 3 ] 

Die Fabrikarbeit als okonomischer Unterbau der ideologischen 
Langeweile der Oberklassen. »Der triibselige Schlendrian einer 
endlosen Arbeitsqual, worin derselbe mechanische Process immer 
wieder durchgemacht wird, gleicht der Arbeit des Sisyphus; die 
Last der Arbeit, gleich dem Felsen, fallt immer wieder auf den 
abgematteten Arbeiter zuriick.« Friedrich Engels: Die Lage der 
arbeitenden Klasse in England (2. Aufl. Leipzig 1848) p 217 (zit. 
bei Marx: Kapital Hamburg 1922 1 p 388) [D z a, 4] 

Das Gefiihl einer »imperfection incurable« (vgl. Les plaisirs et les 
jours cit im Hommage von Gide) »dans P essence meme du present « 
ist vielleicht fur Proust der Hauptgrund gewesen, die mondane 
Geselligkeit bis in ihre letzten replis kennen zu lernen, ja ist 
vielleicht ein Grundmotiv geselliger Zusammenkiinfte aller Men- 
schen. [D2a, 5] 

Uber die Salons: »Auf alien Physiognomien zeigten sich die unverkennbar- 
sten Spuren der Langenweile, und die Unterhaltungen waren im Allgemei- 
nen sparlich, still und ernst. Das Tanzen wurde von den Meisten wie eine 
Frohn-Arbeit angesehen, der man sich unterwerfen miisse, weil es einmal 
guter Ton sei zu tanzen. « Ferner die Behauptung, daft man »vielleicht in 
den Gesellschaften keiner Stadt Europas weniger zufriedene, heitere und 
belebte Gesichter entdeckt, als in den pariser Salons; . . . ferner nirgends in 
Gesellschaft mehr als hier, und zwar eben so sehr aus Mode, als aus 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 1 63 

wirklicher Ueberzeugung, iiber unausstehliche Langeweile klagen hort.« 
»Eine natiirliche Folge davon ist, dafS in den Reunionen eine Stille und 
Ruhe herrscht, die man in andern Stadten bei grofieren Gesellschaften 
gewift nur ausnahmsweise bemerken wird.« Ferdinand von Gall: Paris und 
seine Salons Oldenburg 1 844 1 p 1 5 1 - 1 5 3 und 158 [D 2 a, 6] 

Man sollte liber die Pendiilen in den Appartements unter dem 
Eindruck der folgenden Zeilen nachdenken: »Ein gewisser leichter 
Sinn, ein ruhiger sorgenloser Blick auf die dahineilende Zeit, ein 
gleichgultiger Verbrauch der nur zu rasch schwindenden Stunden - 
dies sind Eigenschaften, welche das oberflachliche Salonleben 
begunstigen.« Ferdinand von Gall: Paris und seine Salons II 
Oldenburg 1845 p 171 ' [D2a, 7] 

Langeweile der auf den Historienbildern dargestellten Zeremonie- 
szenen und das dolce far niente der Schlachtenbilder mit alle(m) 
was im Pulverdampfe wohnt. Von den Images d'Epinal bis zu 
Manets »Erschieftung Kaiser Maximilians von Mexiko« ist das die 
immer gleiche, immer neue Fata Morgana, immer der Dampf, 
in dem der Mogreby {?) oder der Geist aus der Flasche vor 
den traumenden, geistesabwesenden Kunstverstandigen auftaucht. 
□ Traumhaus, Museen □ [D 2 a, 8] 

Schachspieler im Cafe de la Regence: »C , etait la que Pon voyait quelques 
habiles joueurs faire leur partie en tournant le dos a Pechiquier: il leur 
suffisait qu'on leur nommat a chaque coup la piece que Padversaire avait 
touchee, pour qu'ils fussent assures de gagner.« Histoire des Cafes de Paris 
Paris 1 857 p 87 [D2a,9] 

»En somme, Part classique urbain, apres avoir donne ses chefs-d'oeuvre, 
s'etait sterilise au temps des philosophes et des faiseurs de systemes; leXVIIP 
siecle finissant avait donne le jour a d'innombrables projets, la Commission 
des Artistes les avait reunis en corps de doctrine, PEmpire les appliquait 
sans originalite creatrice. Au style classique flexible et vivant succedait le 
pseudo-classique, systematiqu'e et rigide . . . L'Arc-de-Triomphe repete la 
porte Louis XIV, la Colonne est imit.ee de Rome, la Madeleine, la Bourse et 
le Palais-Bourbon sont des temples antiques. « Lucien Dubech, Pierre 
d'Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 345 nlnterieurD [D 3, 1] 

»Le premier Empire copia les arcs de triomphe et les monuments des deux 
siecles classiques. Puis, on croit reinventer en ranimant des modeles plus 



1 64 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

eloignes: le second Empire imita la Renaissance, le gothique, le pompeien. 
Puis, on tombe a Pere de la vulgarite sans style. « Dubech-D'Espezel: 
Histoire de Paris Paris 1 926 p 464 D Interieur □ [D 3, 2] 

Annonce eines Buches von Benjamin Gastineau »La vie en chemin de fer«: 
»La Vie en chemin defer est un ravissantpoemeen prose. C'est Pepopee de 
la vie moderne, toujours emport.ee et tourbillonnante, le panorama de 
gaiete et des larmes passant comme la poussiere des rails pres des stores du 
wagon. « Par Benjamin Gastineau: Paris en rose Paris 1866 p 4 [D 3, 3] 

Man muE sich nicht die Zeit vertreiben - mufi die Zeit zu sich 
einladen. Sich die Zeit vertreiben (sich die Zeit austreiben, abschla- 
gen): der Spieler. Zeit spritzt ihm aus alien Poren. - Zeit laden, wie 
eine Batterie Kraft ladt: der Flaneur. Endlich der Dritte: er ladt die 
Zeit und gibt in veranderter Gestalt - in jener der Erwartung - 
wieder ab : der Wartende. [D 3 , 4] 

»Die jungen Kalkfloze, auf denen Paris liegt, losen sich aufierst leicht in 
Staub auf, und dieser Staub ist, so wie aller Kalkstaub, aufterst schmerzlich 
fur die Augen und die Brust. Ein wenig Regen hilft nicht einmal ein wenig 
sondern gar nicht, weil sie das Wasser schnell in sich trinken und auf der 
Oberflache gleich wieder trocken sind.« »Hiezu kommt das unansehnliche 
abgebleichte Grau der Hauser, die alle aus dem miirben Flozkalkstein 
gebaut sind, welcher bei Paris gebrochen wird; - die falben Ziegeldacher, 
die mit den Jahren schmutzig schwarz werden; - die hohen breiten 
Schornsteine, die selbst die offentlichen Gebaude entstellen . . . und die in 
einigen Gegenden der Altstadt so dicht auf einander stehen, dafi man kaum 
zwischen ihnen durchsehen kann.« J. F. Benzenberg: Briefe geschrieben 
auf einerReisenach Paris Dortmund 1805 Ip 112U in [D3, 5] 

»Engels erzahlte mir, dafl Marx 1 848 in Paris im Cafe de la Regence, einem 
der ersten Zentren der Revolution von 1789, ihm zum erstenmal den 
okonomischen Determinismus seiner Theorie der materialistischen 
Geschichtsauffassung vortrug.« Paul Laf argue: Personliche Erinnerungen 
anFriedrichEngelsDieneueZeit Stuttgart 1905 XXIII, 2p 558 [D3,6] 

Langeweile - als Index fur die Teilnahme am Schlaf des Kollektivs. 
Ist sie darum vornehm, so da£ der Dandy sie zur Schau tragt? [D 3, 7] 

1757 gab es erst drei Cafes in Paris. [D 3 a, 1] 



die Langeweile, ewigeWiederkehr 165 

Maximen der Empire-Malerei: »Les artistes nouveaux n'admettaient que le 
>style heroi'que, le sublimes et le sublime ne pouvait etre atteint qu'avec >le 
nu et la draperie< . . . Les peintres devaient chercher leurs inspirations dans 
Plutarque ou dans Homere, dans Tite-Live ou dans Virgile, et choisir de 
preference, selon la recommandation de David a Gros . .., >des sujets 
connus de tout le monde< . . . Les sujets empruntes a la vie contemporaine 
etaient, a cause des costumes, indignes du >grand art<.« A Malet et P Grillet: 
XIX e siecle Paris 1919P 1580 Mode □ [D 3 a, 2] 

»L'heureux homme qu'un observateur! Pour lui 1'ennui est un mot vide de 
sens.« Victor Fournel : Ce qu'on voit dans les rues de Paris Paris 1 8 5 8 p 27 1 

Die Langeweile begann in den vierziger Jahren epidemisch empfun- 
den zu werden. Diesem Leiden soil zuerst Lamartine Ausdruck 
gegeben haben. Es spielt seine Rolle in einer kleinen Geschichte, bei 
der es sich um den beriihmten Komiker Deburau handelt. Ein 
grower pariser Nervenarzt wurde eines Tages von einem Patienten 
aufgesucht, der zum ersten Male bei ihm erschien. Der Patient 
klagte liber die Krankheit der Zeit, Unlust zu Leben, tiefe Verstim- 
mungen, Langeweile. »Ihnen fehlt nichts, sagte nach eingehender 
Untersuchung der Arzt. Sie muftten nur ausspannen, etwas fiir ihre 
Zerstreuung tun. Gehen Sie einen Abend zu Deburau und Sie 
werden das Leben gleich anders ansehen.« »Ach lieber Herr, 
antwortete der Patient, ich bin Deburau. « [D 3 a, 4] 

Ruckkehr von den Courses de la Marche: »La poussiere a depasse toutes les 
esperances. Les elegances retour de la Marche sont quasi ensevelies, a 
l'instar de Pompei, et il faut les deterrer a coups de brosse, sinon a coup de 
pioche.«HdePene: Paris intime Paris 1859 p 320 [D3a, 5] 

»L'introduction du systeme Mac Adam pour le pavage des boulevards 
donna naissance a de nombreuses caricatures. Cham montre les Parisiens 
aveugles par la poussiere et propose d'eriger ... une statue, avec cette 
inscription: >A Macadam, les oculistes et les marchands de lunettes 
reconnaissants !< D'autres representent les promeneurs juches sur des 
echasses et parcourant ainsi les marecages et les fondrieres.« Paris sous la 
Republique de 1848 Exposition de la Bibliotheque et des Travaux histori- 
ques de la Ville de Paris 1909 [Poete, Beaurepaire, Clouzot, Henriot] p 25 

[D 3 a,6] 



1 66 Das Passagen- Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

»L'Angleterre seule pouvait produire le dandysme; la France est aussi 
incapable d'engendrer son equivalent que sa voisine 1'est d'offrir Pequiva- 
lent de nos . . . lions, aussi empresses de plaire que les dandys en sont 
dedaigneux . . . D'Orsay . . . plaisait naturellement et passionnement a tout 
le monde, meme aux hommes, tandis que les dandys ne plaisaient qu'en 
deplaisant. . . Du lion au gandin, il y a un abime; mais quel autre abime 
entre le gandin et le petit creve!« Larousse{: Grand dictionnaire univer- 
selle) dudix-neuviemesiecle (VI Paris 1 870 (art dandy) p 63) [D4, 1] 

Im drittvorletzten Kapitel seines Buches »Paris depuis ses origines jusqu'en 
Pan 30oo« Paris 1886 spricht Leo Claretie von einem Schutzdach aus 
Kristallplatten, das bei Regen iiber die Stadt geschoben wird - im Jahre 
1987. »En i987« lautet die Uberschrift dieses Kapitels. [D 4, 2] 

Mit Beziehung auf Chodruc-Duclos : »C'etait peut-etre le debris de 
quelque vieux et apre citoyen d'Herculanum qui, s'etant echappe de 
son lit souterrain, nous revenait crible des mille coleres volcaniques 
et vivait dans la mort.« Memoires de Chodruc-Duclos Recueillis et 
publies par J Arago et Edouard Gouin Paris 1 843 I p 6 (Preface) Der 
erste Flaneur unter den Deklassierten. [D 4, 3] 

Le monde ou Pon s'ennuie- »Mais, si Pon s'y ennuie, quelle influence peut- 
il avoir?« - »Quelle influence! ... quelle influence, Pennui, chez nous? 
mais enorme!... mais considerable! Le Francais, vois-tu, a pour Pennui 
une horreur poussee jusqu'a la veneration. Pour lui, Pennui est un dieu 
terrible qui a pour culte la tenue. II ne comprend le serieux que sous cette 
forme. « Edouard Pailleron: Le monde ou Pon s'ennuie (1881) 1,2 (Edouard 
Pailleron : Theatre complet III Paris ( 1 9 1 1 ) p 279 ( ) ) [D 4, 4] 

Michelet »forme une description, pleine d'intelligence et de pitie, de la 
condition, vers 1840, des premiers manoeuvres specialises. Voici >Penfer de 
Pennui< dans les tissages: >Toujours, toujours, toujours, c'est le mot 
invariable que tonne a notre oreille le roulement automatique dont 
tremblent les planches. Jamais Pon ne s'y habitue. < Souvent les remarques 
de Michelet (par example sur la reverie et les rythmes des metiers) 
devancent intuitivement les analyses experimentales des psychologues 
modernes.« Georges Friedmann: La crise du progres Paris {1936) p 244 
[das Zitat aus Michelet : Le peuple Paris 1 846 p 83] [D 4, 5] 

faire droguer im Sinne von faire attendre gehort dem Argot der revolutio- 
naren und kaiserlichen Heere an. (Nach Brunot: Histoire de la langue 
francaise IX La Revolution et PEmpire Paris 1 93 7 ( p ^y) [D 4, 6] 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 167 

»Pariser Leben«{:) »Wie ein Andenken hinter Glas erscheint Paris in 
jenem Empfehlungsbrief, den Baron Stanislas de Frascata seinem Freund 
Gondremarck fur Metella mitgibt. Der an die vaterliche Scholle gefesselte 
Briefschreiber klagt darin, daft er sich aus seinem >kalten Land< nach den 
Champagnergelagen zuriicksehne, dem himmelblauen Boudoir Metellas, 
den Soupers, den Liedern, der Trunkenheit. Hell steht Paris vor ihm: ein 
Ort, an dem die Standesunterschiede getilgt sind, eine Stadt voll sudlicher 
Warme und tosenden Lebens. Metella liest Frascatas Brief, und wahrend 
sie ihn liest, umspielt die Musik das kleine leuchtende Erinnerungsbild mit 
einer Wehmut, als sei Paris das verlorene Paradies, und mit einer Seligkeit, 
die es dem verheifienen gleichsetzt. Wenn dann die Handlungfortschreitet, 
entsteht der unabweisbare Eindruck, dieses Bild selber beganne lebendig 
zu werden.« S Kracauer: Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit 
Amsterdam 1937 p 348/349 [E>4a, 1] 

»Le Romantisme aboutit a une theorie de Pennui, le sentiment moderne de 
la vie a une theorie du pouvoir ou, au moins, de Penergie . . . Le 
Romantisme, en effet, marque la prise de conscience par Phomme d'un 
faisceau d'instincts a la repression desquels la societe est fortement 
interessee, mais, pour une large part, il manifeste Pabandon de la lutte . . . 
L'ecrivain romantique . . . se tourne vers . . . une poesie de refuge et 
d'evasion. La tentative de Balzac et de Baudelaire est exactement inverse et 
tend a integrer dans la vie les postulations que les Romantiques se 
resignaient a satisfaire sur le seul plan de Part . . . Par la, cette entreprise est 
bien apparentee au mythe qui signifie toujours un accroissement du role de 
Pimagination dans la vie.« Roger Caillois : Paris, mythe moderne (Nouvelle 
Revue Franchise XXV, 284 rmai 1 937 p 695 ^697) [D4a, 2] 

1839 »La France s'ennuit« Lamartine [D4a, 3] 

Baudelaire im Essay iiber Guys: »Le dandysme est une institution vague, 
aussi bizarre que le duel; tres ahcienne, puisque Cesar, Catilina, Alcibiade 
nous en fournissent des types eclatants; tres generate, puisque Chateau- 
briand Pa trouvee dans les forets et au bord des lacs du Nouveau-Monde.« 
Baudelaire: L'art romantique Paris p 91 [D 4 a, 4] 

Das Guys-Kapitel des »L'art romantique« iiber die Dandys: »Tous sont 
des representants . . . de ce besoin, trop rare chez ceux d'aujourd'hui, de 
combattre et de detruire la trivialite . . . Le dandysme est le dernier eclat 
d'heroi'sme dans les decadences; et le type du dandy retrouve par le 
voyageur dans PAmerique du Nord n'infirme en aucune facon cette idee; 
car rien n'empeche de supposer que les tribus que nous nommons sauvages 
soient les debris de grandes civilisations disparues . . . Ai-je besoin de dire 



1 68 Das Passagen- Werk ■ Auf zeichnungen und Materialien 

que M. G., quand il crayonne un de ses dandys sur le papier, lui donne 
toujours son caractere historique, legendaire meme, oserais-je dire, s'il 
n'etait pas question du temps present et de choses considerees generalement 
comme folatres?« Baudelaire: L'art romantique (ed Hachette tome III) 
Paris p 94/9 5 [Dj,i] 

Baudelaire formuliert so die Impression, die der vollendete Dandy erwek- 
ken mufi: »Voila peut-etre un homme riche, mais plus certainement un 
Herculesans emploi.« Baudelaire: L'art romantique Paris p 96 [05,2] 

Die Menge als remede supreme gegen den ennui erscheint im Essay uber 
Guys: »Tout homme, disait un jour M.G. dans une de ces conversations 
qu'il illumine d'un regard intense et d'un geste evocateur, tout homme . . . 
qui s'ennuie au sein de la multitude, est un sot! un sot! et je le meprise!« 
Baudelarie : L'art romantique p 65 [D 5 , 3] 

Unter alien Gegenstanden, die Baudelaire als erster dem lyrischen 
Ausdruck erschlossen hat, diirfte einer voranstehen: das schlechte 
Wetter. [05,4] 

Die bekannte Anekdote von dem von Langeweile heimgesuchten Schau- 
spieler Deburau bildet, einem »Carlin« zugeschrieben, die piece de resi- 
stance des versifizierten »Eloge de l'ennui« von Charles Boissiere de la 
societe philotechnique Paris 1 860 - Carlin ist ein nach dem Vornamen eines 
italienischen Harlekindarstellers gebildeter Hundename. [D 5, 5] 

»La monotonie se nourrit de neuf.« Jean Vaudal: Le tableau noir (cit E 
Jaloux: L'esprit des livres Nouvelles Litteraires 20 novembre 1937) [D 5, 6] 

Contrepartie der Blanqui'schen Weltansicht: das Universum ist 
eine Statte dauernder Katastrophen. [D 5, 7] 

Zu (»)l'Eternite par les astres«: Blanqui, der an der Schwelle des 
Grabes das Fort du Taureau als sein letztes Gefangnis weifi und 
dieses Buch schreibt, um neue Kerkertiiren sich zu erschlieften. 

[Dja,i] 

2u »L'Eternite par les astres« : Blanqui unterwirft sich der biirgerli- 
chen Gesellschaft. Aber es ist ein Kniefall von solcher Gewalt, dafi 
ihr Thron dariiber ins Wanken kommt. [D 5 a, 2] 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 1 69 

Zu »L*Eternite par les astres«: In dieser Schrift ist der Himmel 
ausgespannt, an dem die Menschen des neunzehnten Jahrhunderts 
die Sterne stehen sehen. [D 5 a, 3] 

In den Litanies de Satan diirfte ((Baudelaire: OEuvres) ed LeDantec 
(Bd. 1, Paris 1931) p 138) die Figur Blanquis bei Baudelaire 
auftauchen: »Toi qui fais au proscrit ce regard calme et haut.« In der 
Tat gibt es ja von Baudelaire eine aus dem Gedachtnis vollfuhrte 
Zeichnung, die den Kopf von Blanqui darstellt. [D 5 a, 4] 

Um die Bedeutung der nouveaute zu erfassen, mufi man auf die 
Neuigkeit im taglichen Leben zuriickgehen. Warum teilt jeder dem 
andern das Neueste mit? Wahrscheinlich um iiber die Toten zu 
triumphieren. So nur, wenn es nichts wirklich Neues gibt. [D 5 a, 5] 

Die Schrift, die Blanqui in seinem letzten Gefangnis als seine letzte 
geschrieben hat, ist soviel ich sehe, bis heute ganzlich unbeachtet 
geblieben. Es ist eine kosmologische Spekulation. Zuzugeben ist, 
daft sie beim ersten Blattern sich abgeschmackt und banal anlafit. 
Indessen sind die unbeholfenen Uberlegungen eines Autodidakten 
nur die Vorbereitung einer von keinem weniger als von diesem 
Revolutionar zu vergegenwartigenden Spekulation. Sofern die 
Holle ein theologischer Gegenstand ist, kann man sie in der Tat eine 
theologische nennen. Die kosmische Weltansicht, die Blanqui darin 
entwirft, indem er der mechanistischen Naturwissenschaft der 
burgerlichen Gesellschaft seine Daten entnimmt, ist eine infernali- 
sche - ist zugleich ein Komplement der Gesellschaft, die B ( lanqui ) 
an seinem Lebensabend als Sieger iiber sich zu erkennen gezwungen 
war. Das Erschutternde ist, dafi diesem Entwurf jede Ironie fehlt. 
Es ist eine vorbehaltlose Unterwerfung, zugleich aber die furcht- 
barste Anklage gegen eine Gesellschaft, die dieses Bild des Kosmos 
als ihre Projektion an den Himmel wirft. Das Stuck, das sprachlich 
von sehr starker Pragung ist hat sowohl zu Baudelaire als zu 
Nietzsche die merkwiirdigsten Beziehungen. (Brief vom 6 1 1938 an 
Horkheimer) [D 5 a, 6] 

Aus Blanquis »L'eternite par les astres« : »Quel homme ne se trouve parfois 
en presence de deux carrieres? Celle dont il se detourne lui ferait une vie 
bien differente, tout en le laissant la meme individualite. L'une conduit a la 



1 70 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

misere, a la honte, a la servitude. L'autre menait a la gloire, a la liberte. Ici 
une femme charmante et le bonheur; la une furie et la desolation. Je parle 
pour les deux sexes. On prend au hasard ou au choix, n'importe, on 
n'echappe pas a la fatalite. Mais la fatalite ne trouve pas pied dans Pinfini, 
qui ne connait point P alternative et a place pour tout. Une terre existe ou 
Phomme suit la route dedaignee dans l'autre par le sosie. Son existence se 
dedouble, un globe pour chacune, puis se bifurque une seconde, une 
troisieme fois, de milliers de fois. II possede ainsi des sosies complets et des 
variantes innombrables de sosies, qui multiplient et representent toujours 
sa personne, mais ne prennenr. que des lambeaux de sa destinee. Tout ce 
qu'on aurait pu etre ici-bas, on Pest quelque part ailleurs. Outre son 
existence entiere, de la naissance a la mon, que Pon vit sur une foule de 
terres, on en vit sur d'autres dix mille editions differentes.« cit Gustave 
Geffroy: L'enferme Paris 1 897 p 399 [D6, 1] 

Aus dem Schluft der »Eternite par les astres« : »Ce que j'ecris en ce moment 
dans un cachot du fort du Taureau, je l'ai ecrit et je Pecrirai pendant 
Peternite, sur une table, avec une plume, sous des habits, dans des 
circonstances toutes semblables.« cit Gustave Geffroy: L'enferme Paris 
1897 p 401 Unmittelbar anschlieftend Geffroy: »I1 ecrit ainsi son sort dans 
le nombre sans fin des astres et a tous les instants de la duree. Son cachot se 
multiple jusqu'a Pincalculable. Il est, dans Punivers entier, Penferme qu'il 
est sur cette terre, avec sa force revoltee, sa pensee libre.« [D 6, 2] 

Aus dem Schlufi von L'eternite par les astres: »A Pheure presente, la vie 
entiere de notre planete, depuis la naissance jusqu'a la mort, se detaille, jour 
par jour, sur des myriades d'astres-freres, avec tous ses crimes et ses 
malheurs. Ce que nous appelons le progres est claquemure sur chaque 
terre, et s'evanouit avec elle. Toujours et partout, dans le camp terrestre, le 
meme drame, le meme decor, sur la merae scene etroite, une humanite 
bruyante, infatuee de sa grandeur, se croyant Punivers et vivant dans sa 
prison comme dans une immensite, pour sombrer bientot avec le globe qui 
a porte dans le plus profond dedain, le fardeau de son orgueil. Meme 
monotonie, meme immobilisme dans les astres etrangers. L'univers se 
repete sans fin et piaffe sur place. « cit Gustave Geffroy: L/enferme Paris 
1 897 p 402 [D6a, 1] 

Blanqui betont ausdriicklich den wissenschaftlichen Charakter seiner 
Thesen, die nichts mit fourierschen Spielereien zu tun hatten. (»)H faut 
arriver a admettre que chaque combinaison particuliere du materiel et du 
personnel >doit se repeter des milliards de fois pour faire face aux necessites 
de Pinfini{<).« cit Geffroy: L'enferme Paris 1 897 p 400 [D6a, 2] 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 171 

Menschenfeindschaft Blanquis: »Les variations commencent avec les etres 
animes qui ont des volontes, autrement dit, des caprices. Des que les 
hommes interviennent surtout, la fantaisie intervient avec eux. Ce n'estpas 
qu'ils puissent toucher beaucoup a la planete. . . . Leur turbulence ne 
trouble jamais serieusement la marche naturelle des phenomenes physi- 
ques, mais elle bouleverse l'humanite. II faut done prevoir cette influence 
subversive qui ... dechire les nations et culbute les empires. Certes, ces 
brutalites s'accomplissent, sans meme egratigner Pepiderme terrestre. La 
disparition des perturbateurs ne laisserait pas trace de leur presence soi- 
disant souveraine, et suffirait pour rendre a la nature sa virginite a peine 
effleuree.« Blanqui: Eternite (paries astres) p 63/4 [D 6a, 3] 

Schluftkapitel (VIII Resume) von Blanqui's »Eternite par les astres«: 
»L'univers tout entier est compose de systemes stellaires. Pour les creer, la 
nature n'a que cent corps simples a sa disposition. Malgre le parti prodigieux 
qu'elle sait tirer de ces ressources et le chiffre incalculable de combinaisons 
qu'elles permettent a sa recondite, le resultat est necessairement un nombre 
fini, comme celui des elements eux-memes, et pour remplir Petendue, la 
nature doit repeter a Pinfini chacune de ses combinaisons originates ou 
types. / Tout astre, quel qu'il soit, existe done en nombre infini dans le 
temps et dans l'espace, non pas seulement sous l'un de ses aspects, mais tel 
qu'il se trouve a chacune des secondes de sa duree, depuis la naissance 
jusqu'a la mort. Tous les etres repartis a sa surface, grands ou petits, vivants 
ou inanimes, partagent le privilege de cette perennite. / La terre est Pun de 
ces astres. Tout etre humain est done eternel dans chacune des secondes de 
son existence. Ce que j'ecris en ce moment dans un cachot du fort du 
Taureau, je Pai ecrit et je l'ecrirai pendant l'eternite, sur une table, avec une 
plume, sous des habits, dans des circonstances toutes semblables. Ainsi de 
chacun. / Toutes ces terres s'abiment, l'une apres Pautre, dans les flammes 
renovatrices, pour en renaitre et y retomber encore, ecoulement monotone 
d'un sablier qui se retourne et se vide eternellement lui-meme. C'est du 
nouveau toujours vieux, et du vieux toujours nouveau. / Les curieux de vie 
ultra-terrestre pourront cependant sourire a une conclusion mathematique 
qui leur octroie, non pas seulement Pimmortalite, mais Peternite? Le 
nombre de nos sosies est infini dans le temps et dans l'espace. En 
conscience, on ne peut guere exiger davantage. Ces sosies sont en chair et en 
os, voire en pantalon et paletot, en crinoline et en chignon. Ce ne sont point 
la des fantomes, c'est de Pactualite eternisee. / Voici neanmoins un grand 
defaut : il n'y a pas progres. Helas ! non, ce sont des renditions vulgaires, des 
redites. Tels les exemplaires des mondes passes, tels ceux des mondes 
futurs. Seul, le chapitre des bifurcations reste ouvert a Pesperance. 
N'oublions pas que tout ce quon auraitpu etre ici-bas, on Vest quelquepart 
ailleurs. I Le progres n'est ici-bas que pour nos neveux. lis ont plus de 



17 2 Das Passagen-Werk - Aufzeichnungen und Materialien 

chance que nous. Toutes les belles choses que verra notre globe, nos futurs 
descendants les ont deja vues, les voient en ce moment et les verront 
toujours, bien entendu, sous la forme de sosies qui les ont precedes et qui 
les suivront. Fiis d'une humanite meilleure, ils nous ont deja bien bafoues et 
bien conspues sur les terres mortes, en y passant apres nous. Ils continuent 
a nous fustiger sur les terres vivantes d'ou nous avons disparu, et nous 
poursuivront a jamais de leur mepris sur les terres a naitre. / Eux et nous, et 
tous les hotes de notre planete, nous renaissons prisonniers du moment et 
du lieu que les destins nous assignent dans la serie de ses avatars. Notre 
perennite est un appendice de la sienne. Nous ne sommes que des 
phenomenes partiels de ses resurrections. Hommes du XIX e siecle, Pheure 
de nos apparitions est fixee a jamais, et nous ramene toujours les memes, 
tout au plus avec la perspective de variantes heureuses. Rien la pour flatter 
beaucoup la soif du mieux. Qu'y faire? Je n'ai point cherche mon plaisir, j'ai 
cherche la verite. Il n'y a ici ni revelation, ni prophete, mais une simple 
deduction de Panalyse spectrale et de la cosmogonie de Laplace. Ces deux 
decouvertes nous font eternels. Est-ce une aubaine? Profitons-en. Est-ce 
une mystification? Resignons-nous / . . . / Au fond, elle est melancolique 
cette eternite de l'homme par les astres, et plus triste encore cette 
sequestration des mondes-freres par ^inexorable barriere de Pespace. Tant 
de populations identiques qui passent sans avoir soupc,onne leur mutuelle 
existence! Si, bien. On la decouvre enfin au XIX e siecle. Mais qui voudra y 
croire? / Et puis, jusqu'ici, le passe pour nous representait la barbarie, et 
l'avenir signifiait progres, science, bonheur, illusion! Ce passe a vu sur tous 
nos globes-sosies les plus brillantes civilisations disparaitre, sans laisser une 
trace, et elles disparaitront encore sans en laisser davantage. L'avenir 
reverra sur des milliards de terres les ignorances, les sottises, les cruautes de 
nos vieux ages ! / A Pheure presente, la vie entiere de notre planete, depuis la 
naissance jusqu'a la mort, se detaille, jour par jour, sur des myriades 
d'astres-freres, avec tous ses crimes et ses malheurs. Ce que nous appelons 
le progres est claquemure sur chaque terre, et s'evanouit avec elle. Toujours 
et partout, dans le camp terrestre, le meme drame, le meme decor, sur la 
meme scene etroite, une humanite bruyante, infatuee de sa grandeur, se 
croyant Punivers et vivant dans sa prison comme dans une immensite, pour 
sombrer bientot avec le globe qui a porte dans le plus profond dedain, le 
fardeau de son orgueil. Meme monotonie, meme immobilisme dans les 
astres etrangers. L'univers se repete sans fin et piaffe sur place. L'eternite 
joue imperturbablement dans l'infini les memes representations. « A Blan- 
qui: L'eternite par les astres Hypothese astronomique Paris 1872 p 73-76 
Der fehlende Abschnitt verweilt bei der »consolation« der Vorstellung, da£ 
die auf der Erde entriickten Lieben unserm Ebenbild auf einem andern 
Stern als Ebenbilder zur Stunde Gesellschaft leisten. [D 7 ; D 7 a] 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 1 73 

»Denken wir diesen Gedanken in seiner furchtbarsten Form: das Dasein, 
so wie es ist, ohne Sinn und Ziel, aber unvermeidlich wiederkehrend, ohne 
ein Finale in's Nichts: >die ewige Wiederkehr<. [p 45] ... Wir leugnen 
Schlufi-Ziele: hatte das Dasein eins, so miifke es erreicht sein.« Friedrich 
Nietzsche: Gesammelte Werke Miinchen {1926) XVIII (Der Wille zur 
Macht, Erstes Buch) p 46 [D8,i] 

»Die Lehre der ewigen Wiederkunft wiirde gelehrte Voraussetzungen 
haben.« Nietzsche: Ges. Werke Miinchen XVIII p 49 (Der Wille zur 
Macht, Erstes Buch) [D 8, 2] 

»Die alte Gewohnheit aber, bei allem Geschehen an Ziele . . . zu denken, ist 
so machtig, daft der Denker Miihe hat, sich selber die Ziellosigkeit der Welt 
nicht wieder als Absicht zu denken. Auf diesen Einfall - daft also die Welt 
absichtlich einem Ziele ausweiche ... - miissen alle Die verfallen, welche 
der Welt das Vermogen zur ewigen Neuheit aufdecretiren mochten [p 369] 
. . . Die Welt, als Kraft, darf nicht unbegrenzt gedacht werden, denn sie 
kann nicht so gedacht werden. . . Also - fehlt der Welt auch das Vermogen 
zur ewigen Neuheit. « Nietzsche: GW XIX (Miinchen 1926) p 370 (Der 
Wille zur Macht, Viertes Buch) [D8.3] 

»Die Welt . . . lebt von sich selber: ihre Excremente sind ihre Nahrung.« 
Nietzsche: GW XIX p 371 (Der Wille zur Macht, Viertes Buch) [D 8, 4] 

Die Welt »ohne Ziel, wenn nicht im Gliick des Kreises ein Ziel liegt, ohne 
Willen, wenn nicht ein Ring zu sich selber guten Willen hat.« Nietzsche: 
Gesammelte Werke Miinchen XIX p 374 (Der Wille zur Macht, Viertes 
Buch) [D8,j] 

Zur ewigen Wiederkunft: »Der grofte Gedanke als Medusenbaupt: alle 
Ziige der Welt werden starr, ein gefrorener Todeskampf.« Friedrich 
Nietzsche: Gesammelte Werke Miinchen {1925) XIV Aus dem Nachlafi 
i882-i888pi88 [D8,6] 

»Wir schufen den schwersten Gedanken, - nun lafit uns das Wesen 
schaffen y dem er leicht und selig ist!« Nietzsche: Gesammelte Werke 
MunchenXIVAusdemNachlafii882-i888pi79 [^8,7] 

Analogie der spaten Hinwendung zu den Naturwissenschaften bei 
Engels und bei Blanqui( . ) [D 8, 8] 

»Wenn die Welt als bestimmte Grofte von Kraft und als bestimmte Zahl 
von Kraftcentren gedacht werden darf- und jede andre Vorstellung bleibt 



1 74 Das Passagen-Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

. . . unbrauchbar -, so folgt daraus, dafi sie eine berechenbare Zahl von 
Combinationen, im grofkn Wiirfelspiel ihres Daseins, durchzumachen 
hat. In einer unendlichen Zeit wiirde jede mogliche Combination irgend- 
wann einmal erreicht sein; mehr noch: sie wiirde unendliche Male erreicht 
sein. Und da zwischen jeder Combination und ihrer nachsten Wiederkehr 
alle iiberhaupt noch mbglichen Combinationen abgelaufen sein mtifken 
. . ., so ware damit ein Kreislauf von absolut identischen Reihen bewie- 
sen. . . Diese Conception ist nicht ohne Weiteres eine mechanistische: denn 
ware sie das, so wiirde sie nicht eine unendliche Wiederkehr identischer 
Falle bedingen, sondern einen Finalzustand. Weil die Welt ihn nicht 
erreicht hat, mufi der Mechanismus uns als unvollkommne und nur 
vorlaufige Hypothese gelten.« Nietzsche: Gesammelte Werke Miinchen 
(1926) XIX p 373 (Der Wille zurMacht, Viertes Buch) [D 8 a, 1] 

In der Idee der ewigen Wiederkunft iiberschlagt der Historismus 
des i9 ten Jahrhunderts sich selbst. Ihr zufolge wird jede Uberliefe- 
rung, auch die jiingste, zu der von etwas, was sich schon in der 
unvordenklichen Nacht der Zeiten abgespielt hat. Die Tradition 
nimmt damit den Charakter einer Phantasmagoric an, in der die 
Urgeschichte in modernster Ausstaffierung iiber die Bretter geht. 

[D8a,2] 

Nietzsches Bemerkung, die Lehre von der ewigen Wiederkunft 
schliefte den Mechanismus nicht ein, scheint das Phanomen des 
perpetuum mobile (nichts anderes wiirde die Welt nach seiner 
Lehre sein) als Instanz gegen die mechanistische Weltauffassung 
geltend zu machen. [D 8 a, 3] 

Zum Problem: Moderne und Antike. »Jenes haltlos und sinnlos gewordene 
Dasein und diese unfafilich und unsinnlich gewordene Welt kommen 
zusammen im Wollen der ewigen Wiederkunft des Gleichen als dem 
Versuch: auf der Spitze der Modernitat im Sinnbild zu wiederholen das 
griechische Leben im lebendigen Kosmos der sichtbaren Welt.« Karl 
Lowith: Nietzsches Philosophic der ewigen Wiederkunft des Gleichen 
Berlin 1935 p 83 [D8a, 4] 

»L'eternite par les astres« ist vier, spatestens fiinf Jahre nach 
Baudelaires Tod geschrieben (gleichzeitig mit der Commune de 
Paris?) - Es zeigt sich in dieser Schrift, was die Sterne in der Welt 
anrichten, aus der Baudelaire sie mit gutem Grunde ausschlofi. 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 175 

Die Idee der ewigen Wiederkunft zaubert aus der Misere der 
Griinderjahre die Phantasmagoric des Gliicks hervor. Diese Lehre 
ist ein Versuch, die einander widersprechenden Tendenzen der Lust 
mit einander zu vereinbaren: die der Wiederholung und die der 
Ewigkeit. Dieser Heroismus ist ein Gegenstuck zu dem Heroismus 
von Baudelaire, der aus der Misere des second empire die Phantas- 
magoric der Moderne hervorzaubert. [D 9, 2] 

Der Gedanke der ewigen Wiederkehr kam auf als die Bourgeoisie 
der bevorstehenden Entwicklung der von ihr ins Werk gesetzten 
Produktionsordnung nicht mehr ins Auge zu blicken wagte. Der 
Gedanke Zarathustras und der ewigen Wiederkunft und die 
gestickte Devise des Schlummerkissens »Nur ein Viertelstiindchen« 
gehoren zusammen. [D 9, 3] 

Kritik an der Lehre von der ewigen Wiederkunft: »Als Naturwissenschaft- 
ler ist . . . Nietzsche ein philosophierender Dilettant und als Religionsstif- 
ter ein >Z witter von Krankheit und Wille zur Macht<.« [Vorwort zu Ecce 
Homo] (p 83) »Die ganze Lehre scheint somit nichts anderes als ein 
Experiment des menschlichen Willens zu sein und als ein Versuch zur 
Verewigung unsres Tuns und Lassens, ein atheistischer Religionsersatz. 
Dem entspricht der Stil der Predigt und die Komposition des Zarathustra, 
die oft bis ins einzelne das Neue Testament imitiert.« (p 86/87) & ar l 
Lowith: Nietzsches Philosophic der ewigen Wiederkunft des Gleichen 
Berlin 1935 [D^,4] 

Es gibt einen Entwurf, in dem Casar statt Zarathustra der Trager 
von Nietzsches Lehre ist. (Lowith p 73) Das ist von Wichtigkeit. Es 
unterstreicht daft Nietzsche die Komplizitat seiner Lehre mit dem 
Imperialismus ahnte. [09,5] 

Lowith nennt Nietzsches »neue Wahrsagung ... die Einheit ... erstens 
von der aus den Sternen des Himmels und zweitens von der aus dem 
Nichts, welches die letzte Wahrheit in der Wiiste der Freiheit des eigenen 
Konnens ist« . Lowith p 8 1 [D 9, 6] 

Aus Les etoiles von Lamartine: 

»Alors ces globes d'or, ces iles de lumiere, 
Que cherche par instinct la reveuse paupiere, 
Jaillissent par milliers de l'ombre qui s'enfuit, 
Comme une poudre d'or sur les pas de la nuit; 



I j6 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

Et le souffle du soir qui vole sur sa trace 

Les seme en tourbillons dans le brillant espace.« 

»Tout ce que nous cherchons, P amour, la verite, 

Ces fruits tombes du ciel, dont la terre a goute, 

Dans vos brillants climats que le regard envie 

Nourrissent a jamais les enfants de la vie; 

Et l'homme un jour peut-etre, a ses destins rendu, 

Retrouvera chez vous tout ce qu'il a perdu. « 
Lamartine: CEuvres completes I Paris 1850P 221 und 224 (Meditations) Die 
Meditation schliefk mit einer Traumerei, in der Lamartine sich selber als 
Stern unter die Sterne versetzt wissen will. [D 9 a, 1] 

Aus L'infini dans les cieux von Lamartine: 

»Et l'homme cependant, cet insecte invisible, 
Rampant dans les sillons d'un globe imperceptible, 
Mesure de ces feux les grandeurs et les poids, 
Leur assigne leur place, et leur route, et leurs lois, 
Comme si, dans ses mains que le compas accable, 
It roulait ces soleils comme des grains de sable!« 

»Et Saturne obscurci de son anneau lointain!« 
Lamartine: CEuvres completes Paris 1850 p 81/82 und 82 (Harmonies 
poetiques et religieuses) [D 9 a, 2] 

Dislokation der Holle: »Et, finalement, quel est le lieu des peines? 
Toutes les regions de l'univers d'une condition analogue a la terre et 
pires encore. « Jean Reynaud: Terre et Ciel Paris 1854 p 377 Das 
ungewohnlich torichte Buch gibt seinen theoiogischen Synkretis- 
mus, seine philosophie religieuse als die neue Theologie aus. Die 
Ewigkeit der Hollenstrafen ist ein Irrglaube: »l'ancienne trilogie 
Terre, Ciel et Enfer se trouve done finalement reduite a la dualite 
druidique Terre et Ciel. « p XIII [D 9 a, 3] 

Das Warten ist gewissermaften die ausgefiitterte Innenseite der 
Langenweile. (Hebel: Die Langeweile wartet auf den Tod.) [D 9 a, 4] 

»J'arrivais le premier; j'etais fait pour l'attendre.« J-J Rousseau: Les 
confessions ed Hilsum Paris { 193 1 ) III p 1 1 5 [D 9 a, 5] 

Erste Andeutung der Lehre von der ewigen Wiederkunft am Ende des 
vierten Buches der »Frohlichen Wissenschaf t« : »Wie, wenn dir eines Tages 



die Langeweile, ewige Wiederkehr 177 

oder Nachts ein Damon in deine einsamste Einsamkeit nachschliche und 
dir sagte : >Dieses Leben, wie du es jetzt lebst und gelebt hast, wirst du noch 
ein Mai und noch unzahlige Male leben miissen; und es wird nichts Neues 
daran sein, sondern jeder Schmerz und jede Lust und jeder Gedanke und 
Seufzer und alles unsaglich Kleine und Groik deines Lebens mufi dir 
wiederkommen, und alles in derselben Reihe und Folge - und ebenso diese 
Spinne und dieses Mondlicht zwischen den Baumen, und ebenso dieser 
Augenblick und ich selber. Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer 
wieder umgedreht - und du mit ihr, Staubchen vom StaubeN - Wiirdest du 
. . . nicht . . . den Damon verfluchen, der so redete? Oder hast du einmal 
einen ungeheuren Augenblick erlebt, wo du ihm antworten wurdest: >du 
bist ein Gott und nie horte ich G6ttlicheres!<« (cit Lowith: Nietzsches 
Philosophic der ewigen Wiederkunft (des Gleichen Berlin 1935) p 57/8 {)) 

[D 10, 1] 

Die Blanquische Theorie als eine repetition du mythe - ein funda- 
mentals Exempel der Urgeschichte des neunzehntenjahrhunderts. 
In jedem Jahrhundert mu8 die Menschheit nachsitzen. Vgl die 
fundamentale Formulierung zur Urgeschichte des neunzehnten 
Jahrhunderts N 3 a, 2, auch N 4, 1 [D 10, 2] 

Die »ewige Wiederkehr« ist die Grundiorm des urgeschichtlichen, 
mythischen Bewufkseins. (Es ist wohl eben darum ein mythisches, 
weil es nicht reflektiert.) [D 10, 3] 

Die Eternite par les astres ist mit de(m) esprit quarante-huitard zu 
konfrontieren, wie er in Reynauds »Terre et Ciel« lebendig ist. Dariiber 
Cassou: »L'homme, decouvrant son destin terrestre, en recoit une sorte de 
vertige, et ne peut tout de suite se conformer a ce seul destin terrestre. II faut 
qu'il y associe la plus vaste immensite possible de temps et d'espace. C'est 
sous sa dimension la plus etendue qu'il veut s'enivrer d'etre, de rnouve- 
ment, de progres. Alors seulement il peut en toute confiance et en toute 
fierte prononcer cette sublime parole du meme Jean Reynaud: >J'ai 
longtemps pratique Tunivers.<« »Nous ne rencontrons rien dans Tunivers 
qui ne puisse servir a nous elever, et nous ne pouvons nous elever 
reellement qu'en nous aidant de ce que nous offre Punivers. Les astres eux- 
memes, dans leur sublime hierarchie, ne sont que les degres superposes, par 
lesquels nous montons progressivement vers l'infini.« (Jean) Cassou: 
Quarante-huit (Paris 1939) p49et48 [D 10,4] 

Das Leben im Bannkreis der ewigen Wiederkehr gewahrt eine 
Existenz, die aus dem Auratischen nicht heraustritt. [D 10 a, 1] 



1 78 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Je mehr das Leben administrativ genormt wird, desto mehr mussen 
die Leute das Warten lernen. Das Hasardspiel hat den grofien Reiz, 
die Leute vom Warten freizumachen. [D 10 a, 2] 

Der Boulevardier (Feuilletonist) wartet, worauf er denn eigentlich 
wartet. Hugos Attendre c'est la vie gilt in erster Linie fur ihn. 

[Dioao] 

Die Essenz des mythischen Geschehens ist Wiederkehr. Ihm ist als 
verborgene Figur die Vergeblichkeit einbeschrieben, die einigen 
Helden der Unterwelt (Tantalus, Sisyphos oder die Danaiden) an 
der Stirne geschrieben steht. Den Gedanken der ewigen Wieder- 
kunft im neunzehnten Jahrhundert noch einmal denkend, macht 
Nietzsche die Figur dessen, an dem das mythische Verhangnis sich 
neu vollzieht. (Die Ewigkeit der Hollenstrafen hat der antiken Idee 
der ewigen Wiederkunft vielleicht ihre furchtbarste Spitze abgebro- 
chen. Sie setzt die Ewigkeit der Qualen an die Stelle, an der die 
Ewigkeit eines Umlaufs stand.) [D 10 a, 4] 

Der Glaube an den Fortschritt, an eine unendliche Perfektibilitat - 
eine unendliche Auf gabe in der Moral - und die Vorstellung von der 
ewigen Wiederkehr sind komplementar. Es sind die unaufloslichen 
Antinomien, angesichts deren der dialektische Begriff der histori- 
schen Zeit zu entwickeln ist. Ihm gegeniiber erscheint die Vorstel- 
lung von der ewigen Wiederkehr als eben der »platte Rationalis- 
mus« als der der Fortschrittsglaube verrufen ist und dieser letztere 
der mythischen Denkweise ebenso angehorend wie die Vorstellung 
von der ewigen Wiederkehr. [D 1 o a, 5 ] 



[Haussmannisierung, Barrikadenkampfe] 



»Das Bliithenreich der Dekorationen, 

Der Reiz der Landschaft, der Architektur 

Und aller Scenerie-Effekt beruhen 

Auf dem Gesetz' der Perspektive nur.« 

Franz Bohle: Tbeater-Catecbismus oder bumoristiscbe Er- 
klarung verschtedener vorziiglich im Biibnenleben iibli- 
cber Fremdwbrter MUnchen p 74 

»J'ai le cuke du Beau, du Bien, des grandes choses, 
De la belle nature inspirant le grand art, 
Qu'il enchante l'oreille ou charme le regard; 
J'ai l'amour du printemps en fleurs: femmes et roses!« 
Confession d'nn lion devenu vieux (Baron Haussmann 



»Les capitales pantelantes 
Se sont ouvertes au canon. « 

Pierre Dupont: Le cbant desetudiants Paris 1849 

Den eigentlichen und im genauen Sinn einzigen Schmuck der 
Biedermeierzimmer »bildeten die Gardinen, deren Drapierung 
moglichst raffiniert, am liebsten aus mehreren Schals verschiedener 
Farben gemischt, der Tapezier besorgte; theoretisch beschrankt 
sich denn auch fast ein Jahrhundert hindurch die Wohnungskunst 
darauf, dem Tapezier Anleitung zu geschmackvollem Arrangement 
der Vorhange zu geben.« Max von Boehn: Die Mode im XIX. 
Jahrhundert II Miinchen 1907 p 130 Das 1st also etwas wie eine 
Perspektive des Interieurs auf dasFensterhin. [Ei,i] 

Perspektivischer Charakter der Krinoline mit den vielfachen Volants. Fiinf 
bis sechs Unterrocke zumindest wurden darunter getragen. [Ei,2] 

Guckkastenrhetorik, perspektivische Redefiguren: »Die Haupteffekt- 
figur, die (ibrigens die franzosischen Redner auf dem Katheder und der 
Tribune alle anwenden, ist ungefahr diese: >Es gab im Mittelalter ein Buch, 
welches den Geist seiner Zeit wie ein Spiegel die Brennstrahlen der Sonne in 



1 80 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

sich aufgenommen hat, ein Buch, welches wie ein Urwald in majestatischer 
Glorie in den Himmel ragte, ein Buch, an welches - ein Buch, fiir welches - 
endlich ein Buch, das - an das - durch das (folgen die weitschweifigsten 
Bezeichnungen) ein Buch - ein Buch - dieses Buch war >divina comoedia<. 
Grower Applaus.« Karl Gutzkow: Brief e aus Paris Leipzig 1842 Up 151/ 
15* [Ei,3] 

Strategischer Grund fiir die perspektivische Aufhellung der Stadt. 
Eine zeitgenossische Begriindung fiir den Bau der grofien Strafien 
unter Napoleon III redet von diesen Strafien als »ne se pretant pas >a 
la tactique habituelle des insurrections locales<«. Marcel Poete: Une 
vie de cite Paris 1925 p 469 »Percer ce quartier habituel des 
emeutes.« Baron Haussmann in einer Denkschrift, in der er die 
Verlangerung des Boulevard de Strassbourg bis zum Chatelet 
fordert. Emile de Labedolliere: Le nouveau Paris p 52 Aber schon 
vorher: »Sie pflastern Paris mit Holz, um der Revolution den 
Baustoff zu entziehen. Aus Holzblocken lassen sich keine Barrica- 
den mehr machen.« Gutzkow: Brief e aus Paris I p 60/61 Was das 
heiften will erkennt man daran, dafi es 1 830 6000 Barrikaden gab. 

[Ei,4] 

»A Paris . . . ils fuient, comme sentant le renferme, les passages qui furent si 
longtemps a la mode. Les passages meurent. On en ferme un de temps a 
autre, comme ce triste passage Delorme ou, dans le desert de la galerie, des 
figures de femme, d'une antiquite de pacotille, dansaient le long des 
boutiques en arcades comme des evocations d'un Pompee traduit par 
Guerinon Hersent. Le passage qui fut pour le Parisien une sorte de salon- 
promenoir ou l'on fumait, ou Pon causait, n'est plus qu'une sorte d'asile 
dont on se souvient tout a coup, quand il pleut. Certains passages gardent 
une certaine attraction a cause de tels ou tels magasins celebres qu'on y 
trouve encore. Mais c'est la renomee du locataire qui prolonge la vogue ou 
plutot l'agonie du lieu. Les passages ont un grand defaut pour les Parisiens 
modernes; on peut dire d'eux comme de certains tableaux aux perspectives 
etouffees: ils manquentd'air.« Jules Glaretie: La vie a Paris 1895 Paris 1896 
P47* [ £ M] 

Die radikale Umgestaltung von Paris wurde unter Napoleon III. 
vor allem auf der Linie Place de la Concorde - Hotel de Ville 
durchgefiihrt. Ubrigens ist der siebenziger Krieg fiir das architekto- 
nische Bild von Paris vielleicht ein Segen gewesen, denn Napoleon 
III. hatte die Absicht, auch weiterhin ganze Stadtviertel umzuge- 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 1 8 1 

stalten. Stahr schreibt daher 1857, man werde sich eilen miissen, um 
das alte Paris noch zu sehen »von dem der neue Herrscher, wie es 
scheint, auch architektonisch wenig ubrig zu lassen Lust hat.« 
( Adolf Stahr : Nach f iinf Jahren I Oldenburg 1 8 5 7 p 3 6 ) [E 1 , 6] 

Die erstickte Perspektive ist Pliisch fur das Auge. Pliisch ist der 
StoffderAraLouis-Philippes. D Staub und Regen D [E 1,7] 

Zu den »perspectives etouffees«: »>On peut venir au panorama faire des 
etudes apres nature* disait David a ses eleves« Emile de Labedolliere: Le 
nouveau Paris Paris p 3 1 [E 1 , 8] 

Unter den eindriicklichsten Zeugnissen fur den unausloschlichen 
Durst nach Perspektiven, von dem die Epoche besessen war, ist die 
gemalte Perspektive auf die Opernbuhne im Musee Grevin. (Dieses 
Arrangement ist zu beschreiben.) [E 1 , 9] 

»Die Bauwerke Hauflmann's sind die zu einer massiven Ewigkeit einge- 
mauerte vollkommen passende Darstellung der kaiserlich absoluten Regie- 
rungsprincipien: Unterdriickung jeder individuellen Gliederung, jeder 
organischen Selbstentwicklung, >der griindliche Haft aller Individualita- 
ten<.« J.J. Honegger: Grundsteine einer allgemeinen Kulturgeschichte der 
neuesten Zeit V Leipzig 1874 p 326 Aber schon Louis-Philippe: »Roi- 
Macon« [E 1 a, 1] 

Uber die Umgestaltung der Stadt unter Napoleon III. »Le sous-sol a ete 
profondement remue pour la pose des tuyaux de gaz et pour la construction 
des egouts . . , Jamais on n'avait a Paris remue tant de materiaux de 
construction, tant bati de maisons d'habitation et d'hotels, tant restaure ou 
edifie de monuments, tant aligne de fa9ades en pierre de taille . . . il fallait 
faire vite et tirer le meilleur parti d'un terrain achete fort cher: double 
stimulant. A Paris, les sous-sols ont pris la place des caves qui ont du 
s'enfoncer d*un etage sous terre; Pemploi des betons et ciments, dont les 
decouvertes de Vicat sont le principe, a contribue a l'economie et a la 
hardiesse de ces substructions. « E. Levasseur: Histoire des classes ouvrie- 
res et de l'industrie en France de 1789 a 1870 II Paris 1904 p 528/529 
D Passagen D [E 1 a, 2] 

»Paris, tel qu*il etait au lendemain de la revolution de 1848, allait devenir 
inhabitable; sa population, singulierement accrue et remuee par le mouve- 
ment incessant des chemins de fer, dont le rayon s'etendait chaque jour 
davantage et se reliait aux voies ferrees des nations voisines, sa population 



1 82 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

etouffait dans les ruelles putrides, etroites, enchevetrees ou elle etait 
forcement parquee.« Du Camp : Paris VI p 2 $ 3 [E 1 a, 3] 

Expropriationen unter Haussmann. »Quelques avocats s'etaient fait une 
sorte de specialite de ce genre d'affaires : . . On plaida 1'expropriation 
immobiliere, 1'expropriation industrielle, 1'expropriation locative, l'expro- 
priation sentimentale; on park du toit des peres et du berceau des enfants 
. . . >Comment avez-vous fait fortune?< disait-on a un nouvel enrichi, lequel 
repondit: >J 3 ai ete exproprie.< . . . Une industrie nouvelle se crea qui, sous 
pretexte de prendre en main les interets des expropries, ne recula devant 
aucune fraude . . . Elle s'adressait de preference aux petits industriels et elle 
etait outillee de facon a leur fournir des livres de commerce detailles, de faux 
inventaires, des marchandises apparentes, qui souvent n'etaient que des 
buches enveloppees de papier; elle procurait meme des clients nombreux, 
qui encombraient sa boutique au jour ou le jury venait faire la visite 
reglementaire; elle fabriquait des baux exageres, prolonges, antidates sur 
des feuilles de vieux papier timbre, dont elle avait trouve moyen de se 
nantir; elle faisait repeindre les magasins a neuf et y installait des commis 
improvises, qu'elle payait trois francs par journee. C'etait une sorte de 
bande noire qui devalisait la caisse de la Ville.« Du Camp: Paris VI p 255/ 
256 [Eia,4] 

Engels' Kritik der Barrikadentaktik: »Das Hochste, wozu es die Insurrek- 
tion in wirklich taktischer Aktion bringen kann, ist die kunstgerechte 
Anlage und Vertheidigung einer einzelnen Barrikade.« Aber »selbst in der 
klassischen Zeit der Straftenkampfe wirkte ... die Barrikade mehr mora- 
lisch als materiell. Sie war ein Mittel, die Festigkeit des Militars zu 
erschiittern. Hielt sie vor, bis dies gelang, so war der Sieg erreicht; wo 
nicht, war man geschlagen.<c Friedrich Engels in der Einleitung von Karl 
Marx: Die Klassenkampfe in Frankreich 1848 bis 1850. Berlin 1895 p 13 
und 14 [Eia,5] 

Ganz ebenso ruckstandig wie die Taktik des Burgerkrieges war die 
Ideologic des Klassenkampfes. Marx u'ber die Februarrevolution: 
»In der Idee der Proletarier . . ., welche die Finanzaristokratie mit 
der Bourgeoisie iiberhaupt verwechselten; in der Einbildung repu- 
blikanischer Biedermanner, welche die Existenz selbst der Klassen 
leugneten oder hochstens als Folge der konstitutionellen Monarchic 
zugaben; in den heuchlerischen Phrasen der bisher von der Herr- 
schaft ausgeschlossenen biirgerlichen Fraktionen war die Herr- 
scbaft der Bourgeoisie abgeschafft mit der Einfiihrung der Repu- 
blik. Alle Royalisten verwandelten sich damals in Republikaner 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 183 

und alle Millionare von Paris in Arbeiter. Die Phrase, welche dieser 
eingebildeten Aufhebung der Klassenverhaltnisse entsprach, war 
die fraternite.« Karl Marx: Die Klassenkampfe in Frankreich Berlin 
1895 p 29 [Eia,6] 

Lamartine spricht in einem Manifest, in dem er das Recht auf Arbeit fordert 
vom »avenement du Christ industriel«. Journal des Economistes X 1845 p 
2 1 2 D Industrie D [Eia, 7] 

»La reconstruction de la ville ... en obligeant l'ouvrier a se loger dans les 
arrondissements excentriques, avait rompu le lien de voisinage qui le 
rattachait auparavant au bourgeois. « Levasseur: Histoire des classes ou- 
vrieresetdePindustrie en France II (Paris 1904) P775 [E2, 1] 

»Paris sent le renferme.« Louis Veuillot : Les odeurs de Paris Paris 19 14 p 1 4 

[E2,2] 

Installation der Garten, Squares, Anlagen in Paris erst durch Napoleon III. 
Es wurden vierzig bis fiinfzig angelegt. [E 2, 3] 

Durchbriiche im Faubourg St Antoine: Boulevard Prince Eugene, Mazas, 
Richard Lenoir als strategische Linien. [E 2, 4] 

Den gesteigerten Ausdruck der lustlosen Perspektive findet man in 
Panoramen. Es besagt in Wahrheit nichts gegen sie sondern 
erleuchtet nur ihren Stil wenn Max Brod schreibt: »Interieurs von 
Kirchen, auch von Palais und Gemaldegalerien geben keine scho- 
nen Panoramabilder. Sie wirken flachig, tot, versperrt.« (Max 
Brod:) Uber die Schonheit haftlicher Bilder Lpz 1913 p 63. Das ist 
richtig, aber gerade damit dienen die Panoramen dem Ausdrucks- 
willen der Zeit. D Dioramen D [E 2, 5] 

Am 9 ten Juni 18 10 wird im Theatre de la rue de Chartres ein Snick von 
Barre, Radet, Desfontaines zum ersten Mai gegeben. Es heifk »M. Durelief 
ou les embellissements de Paris«. Es geht in einer revueartigen Szenenfolge 
die Veranderungen durch, die Napoleon in Paris ins Leben gerufen hat. 
»Un architects, porteur d'un de ces noms significatifs jadis en usage a la 
scene, M. Durelief, a fabrique un Paris en miniature dont il faitl'exhibition. 
Apres avoir travaille trente ans a cet ouvrage, il le croyait bien termine; mais 
voila un >genie createur< qui est venu lui tailler de la besogne et lui donner de 
quoi corriger et ajouter sans cesse: 



1 84 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

Cette vaste et riche capitale 

Qu'il orne de si beaux monuments, 

Je la tiens, en carton, dans ma salle, 

Et j'en suis les embellissements. 

Mais toujours je me trouve en arriere, 

Par ma foi, c'est bien desesperant: 

En petit meme on ne peut pas faire 

Ce que cet homme-la fait en grand. « 
Das Stuck endet mit einer Apotheose auf Marie-Louise, deren Portrait als 
ihren schonsten Schmuck die Gottin der Stadt Paris den Zuschauern hoch 
erhoben entgegen halt, cit bei Theodore Muret: L'histoire par le theatre 
1789-185 1 Paris 1865 1 p 253/254 [E2,6] 

Verwendung der Omnibusse beim Barrikadenbau. Man liefi ausspannen, 
lieft alles aussteigen, legte sie um und bef estigte an der Deichsel die Fahne. 

[E2, 7 ] 

Zu den Expropriationen : »On avait parle, avant la guerre, de demolir le 
Passage du Caire, pour construire un cirque sur son emplacement. 
Aujourd'hui, l'argent manque, et les proprietaires (ils sont quarante- 
quatre) se montreraient exigeants. Esperons que l'argent manquera long- 
temps et que ces proprietaires se montreront de plus en plus exigeants. La 
hideuse trouee du boulevard Haussmann, au coin de la rue Drouot, avec 
toutes les maisons charmantes qu'elle a mises par terre, peut suffire pour le 
moment a notre contentement.« Paul Leautaud: Vieux Paris Mercure de 
France 1927 p 503 [E 2, 8] 

Die Kammern und Haussmann. »Et un jour, aux bornes de Peffroi, elles 
l'accuserent d'avoir cree, en plein centre de Paris, un desert! le boulevard 
Sevastopol. . .« LeCorbusienUrbanisme Paris (1925) p 149 [E2,9] 

Sehr wichtig »Les moyens d'Haussmann« Abb(ildungen) bei Le Corbu- 
sier: Urbanisme p 1 50 Die verschiednen Spaten, Hacken, Karren etc, 

[E2,I0] 

Jules Ferry: Comptes fantastiques d'Haussmann (Paris 1868) Pamphlet 
gegen Haussmanns autokratische Finanzgebarung. [E 2, 1 1] 

»Les traces d'Haussmann etaient tout a fait arbitrages; ils n'etaient pas des 
conclusions rigoureuses de l'urbanisme. C'etait des mesures d'ordre 
financier etmilitaire.« Le Corbusier: Urbanisme Paris (i925)p25o 

[Eia, 1] 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 185 

»... l'impossibilite d'obtenir 1'autorisation de photographier une 
adorable figure de cire qu'on peut voir au Musee Grevin, a gauche, 
lorsqu'on passe de la salle des celebrites politiques modernes a la 
salle au fond de laquelle, derriere un rideau, est presentee une soiree 
au theatre: c'est une femme attachant dans Pombre sa jarretelle, et 
qui est la seule statue que je connaisse ayant des yeux, les yeux de la 
provocation. « Andre Breton: Nadja Paris 1928 p 199/200 Sehr 
treffende Durchdringung des Motivs der Mode mit dem der 
Perspektive. D Mode □ [E 2 a, 2] 

Zur Charakteristik dieser erstickenden Pliischwelt gehort die Dar- 
stellung der Rolle der Blumen im Interieur. Nach dem Sturze 
Napoleons machte man zunachst den Versuch, aufs Rokoko 
zuriickzugreifen. Das war aber nur sehr eingeschrankt durchfuhr- 
bar. Die europaische Situation nach der Restauration war dann 
die: 

»Charakteristisch ist, daft fast iiberall nur die korinthische Saule 
gebraucht wird. . . Dieser Pomp hat etwas Driickendes, wie andrer- 
seits die rastlose Eile, mit der die Umgestaltung der Stadt in's Werk 
gesetzt wird, ebensowenig den Einheimischen als den Fremden zu 
Athem und Besinnung kommen lafk. . . Jeder Stein tragt das 
Zeichen der despotischen Macht, und all der Pomp macht die 
Lebensluft im buchstablichen Sinne des Wortes schwer und 
schwul. . . Es schwindelt Einem zwischen dieser neuen Pracht, man 
erstickt, man schnappt angstlich nach Luft, die fieberhafte Eile, mit 
der die Thatigkeit von Jahrhunderten in ein Jahrzehnt zusammen- 
gezwangt wird, beklemmt.« Die Grenzboten 1861 II Semester, 3 ter 
Bd. p 143/144 [Die Pariser Kunstausstellung von 1861 und die 
bildende Kunst des i9 tcn Jahrhunderts in Frankreich] Verf(asser) 
vermutlich Julius Meyer. Diese Ausfiihrungen gehen auf Hauss- 
mann. □ Pliisch D [E 2 a, 3] 

Merkwiirdige Neigung zu Vermittlungs- und Verbindungsbauten, 
wie ja auch die Passagen es sind. Und dies Vermittelnde gilt in 
buchstablicher, raumlicher wie in iibertragner, stilistischer Hin- 
sicht. Man denke vor allem an die Verbindung von Louvre und 
Tuilerien. »Die kaiserliche Regierung hat selbstandige neue Bauten 
aufter Casernen kaum auffiihren lassen. Dagegen ist sie um so 
eifriger, die begonnenen und halb fertigen Werke friiherer Jahrhun- 



1 86 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

derte zu vollenden. . . Auf den ersten Blick scheint es seltsam, dafi 
die Regierung sich insbesondere die Erhaltung der vorhandenen 
Monumente hat angelegen sein lassen. . . Aber sie will nicht wie ein 
Wetter iiber das Volk gekommen sein, sie will sich dauernd in seine 
Existenz eingraben. . . Die alten Hauser mogen fallen, die alten 
Monumente miissen bleiben.« Die Grenzboten 1861 II Semester 
3 ter Band p 139-141 [Die Pariser Kunstausstellung 1861] □ Traum- 
haus D [E 2 a, 4] 

Zusammenhang der Eisenbahnen mit den Haussmannschen Unterneh- 
mungen. Aus einer Denkschrift von Haussmann: »Les gares des chemins 
de fer sont aujourd'hui les principales entrees de Paris. Les mettre en 
relation avec le coeur de la ville par de larges arteres est une necessite de 
premier ordre.« E. de Labedolliere: Histoire du nouveau Paris p 32 Das 
geht vor allem auf den sogenannten Boulevard du Centre: Verlangerung 
des Boulevard de Strasbourg bis zum Chatelet, heutiger Sevastopol. 

[E*M] 

Eroffnung des Boulevard Sebastopol wie eine Denkmalsenthiillung. »A 
deux heures et demie, au moment ou le cortege [sc. imperial] approchait du 
boulevard Saint-Denis, Pimmense velum qui masquait de ce cote l'issue du 
boulevard de Sebastopol fut tire comme un rideau. Ce velum etait tendu 
entre deux colonnes mauresques, sur les piedestaux desquelles etaient 
representees les figures des Arts, des Sciences, de ^Industrie et du 
Commerce. « Labedolliere: Histoire du nouveau Paris p 32 [E 2 a, 6] 

Haussmanns Bevorzugung der Perspektiven stellt einen Versuch 
dar, der Technik.(der urbanistischen) Kunstformen aufzuoktroyie- 
ren. Dieser fuhrt immer zum Kitsch. [E 2 a, 7] 

Haussmann iiber sich selbst. »Ne a Paris, dans Pancien Faubourg du Roule, 
reuni maintenant au Faubourg Saint-Honore, sur le point ou se termine le 
Boulevard Haussmann et s'amorce 1' Avenue de Friedland; eleve du College 
Henri IV, Pancien Lycee Napoleon, sis sur la Montagne Sainte-Genevieve, 
ou j'avais, plus tard, suivi les cours de 1'Ecole de Droit, et, a temps perdu, 
ceux de la Sorbonne et du College de France, je m'etais promene, de reste, 
dans tous les quartiers de la ville, et bien souvent, durant ma jeunesse, je 
m'etais absorbe dans de longues contemplations devant un plan de ce Paris, 
si disparate, qui m'avait revele les infirmites de son reseau de voies 
publiques. / Malgre ma longue residence en province (elle ne fut pas 
moindre de vingt-deux ans!), j'avais conserve tellement vivaces mes 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 187 

souvenirs et mes impressions d'autrefois, qu'appele subitement, depuis 
quelques jours, a dinger Pceuvre de transformation de la Capitale de 
PEmpire, debattue entre les Tuileries et PHotel de Ville, je me sentais bien 
mieux prepare qu'on ne le supposait probablement, a remplir cette mission 
complexe, et pret, dans tous les cas, a entrer de plain-pied dans le cceur des 
questions a resoudre.« Memoires de Baron Haussmann II Paris 1890 p 34/ 
3 5 Stellt sehr gut dar, wie oft es erst der Abstand ist, der, indcm er zwischen 
Plan und Werk sich einschiebt, den Plan zum Gelingen fiihrt. [E 3 , 1 ] 

Wie Baron Haussmann gegen die Traumstadt anzog, die Paris 1 860 noch 
war. Aus einem Artikel von 1882: »I1 y avait des montagnes dans Paris; ily 
en avait meme sur les Boulevards . . . Nous manquions d'eau, de marches, 
de lumiere, dans ces temps recules, qui ne sont pas encore a trente ans de 
nous. Quelques bees de gaz seulement commencaient a se montrer. Nous 
manquions aussi d'Eglises. Parmi les plus anciennes et meme parmi les plus 
belles, plusieurs servaient de magasins, ou de casernes, ou de bureaux. Les 
autres etaient masquees par toute une vegetation de masures croulantes. Les 
Chemins de Fer existaient cependant; ils versaient tous les jours, dans Paris, 
des torrents de voyageurs, qui ne pouvaient ni se loger dans nos maisons, ni 
circuler dans nos rues tortueuses. / ... Il [Haussmann] demolit des 
quartiers; on pourrait dire: des villes entieres. On criait qu'il nous 
donnerait la peste; il laissait crier et nous donnait, au contraire, par ses 
intelligentes percees, Pair, la sante et la vie. Tantot, e'etait une Rue qu'il 
creait; tantot, une Avenue ou un Boulevard; tantot, une Place, un Square, 
une Promenade. Il fondait des Hopitaux, des Ecoles, des groupes d'Ecoles. 
Il nous apportait toute une riviere. Il creusait des egouts magnifiques.« 
Memoires de Baron Haussmann II Paris 1890 p X, XI Ausziige aus einem 
Artikel von Jules Simon im Gaulois vom Mai 1882. Die vielen Majuskeln 
diirften charakteristische orthographische Eingriffe Haussmanns sein. 

[E3.2] 

Aus einem spaten Gesprach zwischen Napoleon III und Haussmann. 
Napoleon: »Combien vous avez raison de soutenir que le Peuple Francais, 
qui passe pour si changeant, est, au fond, le plus routinier du monde!« — 
»Oui, Sire, pourvu que j'ajoute: Quant aux choses! . ... Moi, j'ai le double 
tort d'avoir trop derange la Population de Paris, en bouleversant, en 
>boulevardisant< presque tous les quartiers de la ville, et de lui faire voir trop 
longtemps le meme visage dans le meme cadre. « Memoires du Baron 
Haussmann II Paris 1890P 18/19 [£3,3] 

Aus der Unterhaltung Napoleons III mit Haussmann bei dessen Dienstan- 
tritt in Paris. Haussmann: »J'ajoutai que, si la population de Paris, dans son 
ensemble, etait sympathique aux projets de transformation ou, comme on 



1 8 8 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

le disait alors, >d , embellissement< de la Capitale de l'Empire, la majeure 
partie de la bourgeoisie, et l'aristocratie, presque tout entiere, s'y montrai- 
ent hostiles.« Warum aber? Memoires du Baron Haussmann II Paris 1890 
P5 2 [E3>4] 

»Am 6. Februar verliefi ich Miinchen, hielt mich 10 Tage in den Archiven 
Oberitaliens auf, und gelangte nach Rom unter stromendem Regen. Ich 
fand die Hausmannisirung der Stadt weiter vorgeschritten . . .« Briefe von 
Ferdinand Gregorovius an den Staatssekretar Hermann von Thile. Heraus- 
gegeben von Hermann von Petersdorff Berlin 1894P no [E3, 5] 

Spitzname von Haussmann: »Osman-Pascha«. Er selbst schlagt - mit 
Beziehung auf seine Versorgung der Stadt mit Quellwasser - vor : »I1 faudra 
me faire acqueduc.« Ein anderes Bo(n)mot: »Mes titres? . . . J'ai ete choisi 
comme artiste-demolisseur.« [E 3, 6] 

»I1 [Haussmann] trouvait, en 1864, pour defendre le regime arbitraire de la 
capitale, un ton d'une hardiesse rare..>Paris est pour ses habitants un grand 
marche de consommation, un immense chantier de travail, une arene 
d'ambitions, ou seulement un rendez-vous de plaisirs. Ce n'est pas leur 
pays . . .< Ici, le mot que les polemistes attacheront, comme une pierre, a sa 
reputation: >S*il en est un grand nombre qui arrivent a se faire une situation 
honorable dans la ville, . . . d'autres sont de veritables nomades au sein de la 
societe parisienne, absolument depourvus du sentiment municipals Et, 
rappelant que tout, chemins de fer, administrations, branches de l'activite 
nationale, aboutissait a Paris, il concluait: >I1 n'est done pas surprenant 
qu'en France, pays de concentration et d'ordre, la capitale ait ete presque 
toujours placee, quant a son organisation communale, sous un regime 
exceptionnel.<« Georges Laronze: Le baron Haussmann Paris 1932 p 172/ 
173 Rede vom 28. 11. 1864 [£3*, l ] 

Des charges representaient »Paris limite par les quais de la Manche et du 
Midi, par les boulevards du Rhin et d'Espagne, ou, d'apres Cham, la Ville 
qui s'offre pour ses etrennes les maisons de la banlieue! . . . Une caricature 
montrait la rue de Rivoli se perdant a l'horizon.« Georges Laronze: Le 
baron Haussmann Paris 1932 p 148/149 [E3a, 2] 

»De nouvelles arteres . . . feraient communiquer le coeur de Paris avec les 
gares, decongestionneraient celles-ci. D'autres participeraient au combat 
engage contre la misere et la revolution; elles seraient des voies strategiques, 
percent les foyers d'epidemies, les centres d'emeute, permettant, avec la 
venue d'un air vivifiant, Parrivee de la force armee, reliant, comme la rue de 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 189 

Turbigo, le gouvernement aux casernes et, comme le boulevard du Prince- 
Eugene, les casernes aux faubourgs. « Georges Laronze: Le baron Hauss- 
mannp 137/138 [E 3 a, 3] 

»Un depute independant, le comte de Durfort-Civrac, . . . objecta que ces 
arteres nouvelles, qui devaient faciliter la repression des emeutes, en 
favoriseraient aussi la naissance, parce qu'il faudrait, pour les percer, 
concentrer une masse ouvriere.« Georges Laronze: Le baron Haussmann 
P i33 [ E 3a>4] 

Haussmann feiert den Geburtstag - oder Namenstag (5 April)? - Napole- 
ons III. »De la place de la Concorde a l'Etoile, cent vingt-quatre arcades 
ajourees qui, reposant sur une double rangee de colonnes, festonnaient les 
Champs-Elysees. >C > est une reminiscence, voulait bien expliquer le Consti- 
tutionnel, de Cordoue et de l'Alhambra.< . . . Le coup d'oeil etait alors 
saisissant, avec le tourbillon des cinquante-six grands lustres de Tavenue, 
les miroitements des bas cotes, les cinq cent mille bees de gaz dont 
vacillaient les flammes.« Georges Laronze: Le baron Haussmann p 119 
D Flaneur O [E 3 a, 5] 

Uber Haussmann: »Paris a cesse pour toujours d'etre un conglomerat de 
petites villes ayant leur physionomie, leur vie, ou l'on naissait, ou l'on 
mourrait, ou l'on aimait a vivre, qu'on ne songeait pas a quitter, ou la nature 
et rhistoire avaient collabore a realiser la variete dans l'unite. La centralisa- 
tion, la megaiomanie ont cree une ville artificielle ou le Parisien, trait 
essentiel, ne se sent plus chez soi; aussi, des qu'il le peut, il s'en va, et voici 
un nouveau besoin, la manie de la villegiature. A l'inverse, dans la ville 
desertee par ses habitants, l'etranger arrive a date fixe: e'est la >saison<. Le 
Parisien, dans sa ville devenue carrefour cosmopolite, fait figure de 
deracine.« Dubech-D'Espezellc (Histoire de Paris Paris 1926) p 427/8 

[E 3 a,6] 

»Il fallait, la plupart du temps, avoir recours au jury d'expropriation. Ses 
membres, frondeurs de naissance, opposants par principe, se montraient 
genereux d'un argent qui, pensaient-ils, ne leur coutait rien, et dont chacun 
esperait beneficier un jour. En une seule audience ou la Ville offrait un 
million et demi, le jury en avait octroye pres. de trois. Le beau champ de 
speculation! Qui n'aurait voulu sa part? II y avait des avocats specialises en 
la matiere; des agences assurant, moyennant commission, un benefice 
serieux; des procedes pour simuler un bail ou une industrie, pour truquer 
les livres de commerce. « Georges Laronze: Le baron Haussmann Paris 
1932P 190/91 [E4, 1] 



190 Das Passagen-Werk - Aufzeichnungen und Materialien 

Aus den »Lamentations« gegen Haussmann: »Tu vivras pour voir la ville 
desolee et morne. / Ta gloire sera grande pour ceux de l'avenir qu'on appelle 
archeologues, mais les derniers jours de ta vie seront tristes et empoisonnes. 
/. . ./ Et le coeur de la ville se refroidira lentement. /. . ./ Les lezards, les 
chiens errants, les rats regneront en maitres sur ces magnificences. Les 
injures du temps s'accumuleront sur 1'or des balcons, sur les peintures 
murales. /. . ./ Et la Solitude, la longue deesse des deserts viendra, s'asseoir 
sur cet empire nouveau que tu lui auras fait par un formidable labeur.« Paris 
desert Lamentations d'unjeremiehaussmannise (Paris 1 868 p 7/8) [£4,2] 

»Le probleme de Pembellissement, ou, pour parler plus exactement, de la 
regeneration de Paris, se posa vers 1852. Jusque-la, il avait ete possible de 
laisser cette grande ville dans son etat de delabrement, mais a ce moment il 
fallut aviser. Il en etait ainsi parce que, par une coincidence fortuite, la 
France et les nations environnantes achevaient la construction des grandes 
lignes de voies ferrees qui sillonnent l'Europe.« Pans nouveau juge par un 
flaneur Paris 1 868 p 8 [£4,3] 

»J'ai lu, dans un livre qui a obtenu l'annee derniere un tres-grand succes, 
qu'on avait elargi les rues de Paris afin de permettre aux idees de circuler, et 
surtout aux regiments de defiler. Cette malignite equivaut a dire, apres 
d'autres, que Paris a ete strategiquement embelli. Eh bien, soit . . . Je 
n'hesiterais pas a proclamer rembellissement strategique le plus admirable 
des embellissements.« Paris nouveau juge par un flaneur Paris 1 868 p 21/22 

[E 4 ,4] 

»Ils disent que la ville de Paris s'est condamnee aux travaux forces, en ce 
sens que du jour ou elle arreterait ses travaux et forcerait ses nombreux 
ouvriers a retourner dans leurs departements respectifs, elle ven:ait le 
produit de ses octrois diminuer considerablement.« Paris nouveau juge par 
un flaneur Paris i868p23 [E4, 5] 

Vorschlag das aktive Wahlrecht zur pariser Stadtverordnetenversammlung 
an den Nachwe ; s funfzehnmonatlichen Aufenthaltes in der Stadt zu 
binden. A us der Begriindung: »Si on examine de pres les choses, on ne tarde 
pas a reconnaitre que c'est precisement pendant la periode agitee, aventu- 
reuse et turbulente de son existence . . . que Thomme reside a Paris. « Paris 
nouveau juge par un flaneur p 3 3 [E 4, 6] 

»I1 est entendu que les folies de la Ville font partie de la raison d'Etat.« Jules 
Ferry: Comptes fantastiques d'Haussmann Paris 1 868 p 6 [E 4, 7] 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 191 

»Les concessions se distribuent sous le manteau, par centaines de millions: 
le principe de ^adjudication publique est relegue, comme celui de con- 
course Ferry : Comptes fantastiques p 1 1 [E 4 a, 1] 

Ferry analysiert - p 21-23 seiner Comptes fantastiques - die Rechtspre- 
chung in Expropriationssachen, die im Laufe der Haussmannschen Arbei- 
ten eine fur die Stadt ungunstige Tendenz bekam. Nach einem Dekret vom 
27 Dezember 1858- das Ferry nur als Normierung eines alten, Haussmann 
als Begriindung eines neuen Rechts ansieht - war der Stadt die Moglichkeit 
genommen, Grundstiicke, die im Weg der neuen Strailenziige lagen{,} im 
ganzen Umfange zu enteignen. Die Enteignung blieb auf die unmittelbar 
zum StraEenbau benotigten Teile beschrankt. Dadurch entging der Stadt 
der Gewinn, den sie sich vom Verkauf der iiberschussigen, im Werte durch 
den Strailenbau gesteigerten Terrainteile erhofft hatte. [E 4 a, 2] 

Aus einem Haussmannschen Memorandum vom 11 Dezember 1867: »I1 
avait ete tenu pour constant pendant longtemps que les deux derniers 
modes d'acquisition ne faisaient point cesser necessairement la jouissance 
des locataires: la Cour de cassation a juge par divers arrets, de 1861 a 1865, 
que, vis-a-vis de la Ville, le jugement donnant acte du consentement du 
vendeur et le contrat amiable ont pour effet de resoudre ipso jure les baux 
des locataires. En consequence, beaucoup de locataires exer^ant des 
industries dans des maisons acquises par la Ville a l'amiable . . . n'ont pas 
voulu continuer a jouir de leurs baux jusqu'a l'expiration de ce delai, et ont 
exige d'etre immediatement evinces et indemnises ... La Ville ... a paye . 
d'enormes indemnites, qu'elle n'avait pas prevues.« cit bei Ferry: Comptes 
fantastiques p 24 [E 4 a, 3 ] 

»Bonaparte fiihlte seinen Beruf darin, die >biirgerliche Ordnung< sicherzu- 
stellen . . . Industrie und Handel, die Geschafte des Biirgertums, sollten 
aufbliihen. Eine Unzahl von Eisenbahnkonzessionen werden verliehen, 
staatliche Subventionen gegeben, der Kredit wird organisiert. Reichtum 
und Luxus des Biirgertums mehren sich. In die fiinfziger Jahre fallen die . . . 
Anfange der pariser Warenhauser, des >Bon Marche<, des >Louvre<, der 
>Belle Jardiniere<. Der Umsatz des >Bon Marche<, 1852 nur 450000 frcs, ist 
1869 auf 21 Millionen gestiegen.« Gisela Freund: Entwicklung der Photo- 
graphic in Frankreich [ungedruckt] [E 4 a, 4] 

Vers 1830: »Les rues Saint-Denis et Saint-Martin sont les grandes arteres de 
ce quartier, benediction des emeutiers. La guerre de rues y etait d'une 
facilite deplorable: il suffisait de depaver, d'entasser les meubles des 
maisons voisines, les caisses de Fepicier, au besoin un omnibus qui passait, 
qu'on arretait en off rant galamment la main aux dames: il eut fallu demolir 



i <? 2 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

les maisons pour emporter ces Thermopyles. La troupe de ligne s'avanc,ait a 
decouvert, lourdement equipee et chargee. line poignee d'insurges derriere 
une barricade tenait en echec un regiment. « Dubech-D'Espezel: Histoire 
de Paris Paris 1926 p 365/66 [E4a, 5] 

Sous Louis-Philippe: »A l'interieur de la ville, Pidee directrice parait avoir 
ete de reamenager les lignes strategiques qui avaient joue le principal role 
dans les journees de juillet: la ligne des quais, la ligne des boulevards . . . 
Enfin, au centre, la rue de Rambuteau, ai'eule des voies haussmannisees, 
presenta, des Halles au Marais, une largeur qui parut alors considerable, 
treize metres. « Dubech-D'Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 382/383 

[Ej.i] 

Saint-Simonisten. »Pendant le cholera de 1832, ils reclamaient Peventre- 
ment des quartiers mal aeres, ce qui etait excellent, mais ils demandaient 
que Louis-Philippe avec une pelle, La Fayette avec une pioche donnassent 
Pexemple; les ouvriers auraient travaille sous les ordres de Polytechniciens 
en uniforme, au son de la musique militaire, et les plus belles femmes de 
Paris seraient venues les encourager.« Dubech-D'Espezel: Histoire de 
Paris p 392/93 D Industrieentwicklung □ Geheimbiinde □ [£5,2] 

»On avait beau construire, les batiments neufs ne suffisaient pas a recevoir 
les expropries. Il en resulta une grave crise des loyers: ils doublerent. La 
population etait de 1.053.000 ames en 185 1, elle passa apres Pannexion a 
1.825.000 en 1866. A la fin de PEmpire, Paris comptait 60.000 maisons, 
612.000 logements, dont 481.000 d'un loyer inferieur a 500 francs. On avait 
sureleve les maisons, abaisse les plafonds: une loi dut fixer un minimum, 
2 m. 60. « Dubech-D'Espezel lcp 420/2 1 [£5,3] 

»Fortunes scandaleuses qui s'edifierent dans Pentourage du prefet. Une 
legende prete a M me Haussmann, dans un salon, une reflexion naive: >C'est 
curieux, toutes les fois que nous achetons un immeuble, il y passe un 
boulevard<.« Dubech-D'Espezel lcp 423 [£5,4] 

»Au bout des vastes voies, Haussmann construit, pour la perspective, des 
monuments: tribunal de Commerce au bout du boulevard Sebastopol, 
eglises batardes de tous styles, Saint- Augustin, ou Baltard copie le byzan- 
tin, un nouveau Saint-Ambroise, Saint-Francois-Xavier. Au bout de la 
Chaussee-d'Antin, la Trinite imite la Renaissance. Sainte-Clotilde imitait le 
gothique; Saint-Jean de Belleville, Saint-Marcel, Saint-Bernard, Saint- 
Eugene naissent des hideux embrassements du faux gothique et de la 
construction en fer . . . Quand Haussmann a eu de bonnes idees, il les a mal 
realisees. Il a beaucoup tenu aux perspectives, il a pris soin de mettre des 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 193 

monuments au bout de ses voies rectilignes; l'idee etait excellente, mais 
quelle gaucherie dans Texecution: le boulevard de Strasbourg encadre 
l'enorme cage d'escalier du Tribunal de Commerce et l'avenue de l'Opera 
vient buter sur la loge du concierge de l'Hotel du Louvre. « Dubech- 
D'Espezellcp4i6,425 [E 5, j] 

»Par-dessus tout, le Paris du Second Empire manque cruellement de 
beaute. Aucune de ces grandes voies droites n'a le charme de la courbe 
magnifique de la rue Saint- Antoine, pas une seule maison de cette epoque 
ne merite d'etre regardee avec le plaisir attendri que donne une facade du 
XVIIF siecle a l'ordonnance severe et gracieuse. Enfin, cette ville illogique 
n'est pas solide. Deja les architectes constatent que l'Opera se lezarde, que 
la Trinite s'effrite et que Saint- Augustin est fragile. « Dubech-D'Espezel lc 
P427 [Ej,6] 

»Au temps d'Haussmann, il fallait des voies nouvelles, il ne fallait pas 
necessairement les voies nouvelles qu'il fit ... C'est le premier trait qui 
frappe dans son oeuvre: le mepris de l'experience historique . . . Haussmann 
trace une ville artificielle, comme au Canada ou au Far- West . . . Les voies 
d'Haussmann n'ont pas souvent d'utilite et elles n'ont jamais de beaute. La 
plupart sont des percees surprenantes qui partent de n'importe ou pour 
n'aboutir nulle part en renversant tout sur leur passage, alors qu'il eut suffi 
de les inflechir pour conserver des souvenirs precieux . . . Il ne faut pas 
l'accuser d'avoir haussmannise trop, mais trop peu. En depit de sa 
megalomanie theorique, nulle part, dans la pratique, il n'a vu assez large, 
nulle part il n'a prevu l'avenir. Toutes ses vues manquent d'ampleur, toutes 
ses voies sont trop etroites. Il a vu grandiose et il n'a pas vu grand, ni juste, 
ni loin.« Dubech-D'Espezel lc p 424-426 [E 5 a, 1 ] 

»S'il fallait definir d'un mot l'esprit nouveau qui allait presider a la 
transformation de Paris, on l'appellerait la megalomanie. L'Empereur et 
son prefet veulent faire de Paris la capitale non seulement de la France, mais 
du monde . . . Le Paris cosmopolite en sortira.« Dubech-D'Espezel lc p 404 

[E 5 a,i] 

»Trois faits vont dominer les travaux de la transformation de Paris: le fait 
strategique qui commande, au centre, l'eventrement de l'ancienne capitale 
et un nouvel amenagement de ia Croisee de Paris; un fait naturel, une 
poussee vers l'ouest; et un fait commande par la conception megalomane 
systematique, l'annexion de la banlieue.« Dubech-D'Espezel lc p 406 



1 94 Das Passagen- Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Jules Ferry, der Gegner Haussmanns, bei der Nachricht von der Nieder- 
lage bei Sedan: »Les armees de PEmpereur sont battues!« Dubech- 
D'Espezel lc p 430 . [E 5 a, 4] 

»Jusqu'a Haussmann, Paris avait ete une ville de dimension moderee, ou il 
etait logique de laisser le jeu a Pempirisme; elle se developpait parpoussees 
que commandait la nature, les lois etaient iisibles dans les faits de Phistoire 
et dans la figure du sol. Brusquement, Haussmann couronne et precipite 
Poeuvre de la centralisation revolutionnaire et imperiale . . . Creation 
artificielle et demesuree, sortie comme Minerve de la tete de Jupiter, nee 
dans Pabus de Pesprit d'autorite elle avait besoin de Pesprit d'autorite pour 
se developper selon sa logique. A peine nee, elle fut coupee de sa source . . . 
On vit ce spectacle paradoxale d'une construction artificielle en son 
principe abandonnee en fait aux seules regies imposees par la nature. « 
Dubech-D'Espezel lc p 443/44 [E 5 a, 5] 

»Le baron Haussmann fit dans Paris les plus larges trouees, les saignees les 
plus effrontees. II semblait que Paris ne saurait supporter la chirurgie 
d'Haussmann. Or, Paris, ne vit-elle pas aujourd'hui de ce que fit cet 
homme temeraire et courageux? Ses moyens? La pelle, la pioche, le charroi, 
la truelle, la brouette, ces armes pueriles de tous les peuples . . . jusqu'au 
machinisme neuf. C'est vraiment admirable ce que sut faire Haussmann.« 
Le Corbusier : Urbanisme Paris { 1 92 5 ) p 1 49 [E 5 a, 6] 

Die Herrschenden wollen ihre Position festhalten mit Blut (Poli- 
zei), mit List (Mode), mit Zauber (Prunk) [E 5 a, 7] 

Die Strafienerweiterungen, sagte man, seien wegen der Krinoline durchge- 
fiihrt worden. [E 5 a, 8] 

Lebensart der Maurer, die vielfach aus der Marche oder dem Limousin 
kamen. (Die Schilderung stammt von 185 1 - der grofte Zustrom dieser 
Volksschicht im Gefolge der Haussmannschen Arbeiten fand spater statt.) 
»Les masons, dont les moeurs sont plus tranchees que celles des autres 
emigrants, appartiennent ordinairement a des families de petits proprietai- 
res-cultivateurs etablis dans des communes rurales pourvues de paturages 
indivis, comportant au moins Pentretien d'une vache laitiere par famille . . . 
Pendant son sejour a Paris, le mafon vit avec toute Peconomie que 
comporte la situation de celibataire; sa nourriture . . . lui revient environ a 
38 francs par moisj.le logement . . . coute seulement 8 francs par mois: dix 
ouvriers de meme profession sont ordinairement reunis dans une meme 
chambre, ou ils couchent deux a deux. Cette chambre n*est point chauffee; 
les compagnons Peclairent au moyen d'une chandelle de suif, qu'ils 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 195 

fournissent a tour de role . . . Parvenu a Page de 45 ans, le mac, on . . . reste 
desormais sur sa propriete pour la cultiver lui-meme . . . Ces moeurs 
forment un frappant contraste avec celles de la population sedentaire: 
cependant elles tendent visiblement a s'alterer, depuis quelques annees . . . 
Ainsi, pendant son sejour a Paris, le jeune mason se montre moins eloigne 
qu'autrefois de contracter des unions illegitimes, de se livrer a des depenses 
de vetement et de se montrer dans les lieux de reunion et de plaisir. Dans le 
temps meme ou il devient moins capable de s'elever a la condition de 
proprietaire, il se trouve plus accessible aux sentiments de jalousie qui se 
developpent contre les classes superieures de la societe. Cette depravation, 
contracted loin de ^influence de la famille par des hommes . . . chez lesquels 
Pamour du gain s'est developpe sans le contre-poids du sentiment religieux, 
prend parfois un caractere de grossierete qui ne se trouve pas . . . chez 
Pouvrier parisien sedentaire. « F Le Play: Les ouvriers europeens Paris 1855 
P277 [E6,i] 

Uber die Finanzpolitik unter Napoleon III: »La politique financiere de 
Pempire a ete constamment dominee par deux preoccupations: pourvoir a 
Pinsuffisance des recettes naturelles, et multiplier les travaux de construc- 
tion qui determinent un grand remuement de capitaux et occupent 
beaucoup de bras. La dexterite consistait a emprunter sans ouvrir le grand- 
livre et a faire executer beaucoup de travaux sans surcharger immediate- 
ment le budget des depenses . . . Ainsi, dans Pespace de dix-sept ans, le 
gouvernement imperial a du se procurer, en addition aux produits naturels 
des impots, une somme de quatre milliards trois cent vingt-deux millions. 
Cet enorme subside ayant ete obtenu, soit par des emprunts directs dont il 
faut servir la rente, soit par des emplois de capitaux disponibles dont les 
revenus se trouvent alienes, il est resulte de ces operations extra-budgetaires 
un accroissement des dettes et engagemens de Petat.« Andre Cochut: 
Operations et tendances financieres du second empire Paris 1868 p 13 u 
20/21 [E6,2] 

Schon bei der Juni-Insurrektion brach man »die Mauern durch, um sich 
von einem Hause nach dem andern begeben zu konnen«. Sigmund 
Englander: Geschichte der franzosischen Arbeiter-Associationen Ham- 
burg 1864 Up 287 " [E6,3] 

»i852 . . . fuhrte es zu alien Geniissen der Welt, wenn man Bonapartist war. 
Die Bonapartisten, das waren, menschlich gesprochen, die Lebensgierig- 
sten: darum siegten sie. Zola stand auf bei diesem Gedanken, er staunte; auf 
einmal war die Formel gefunden fur jene Menschen, die, jeder an seinem 
Platz und Anteil, ein Reich gegriindet hatten. Die Spekulation, wichtigste 
Lebensfunktion dieses Reiches, die ziigellose Bereicherung, der giganti- 



1 96 Das Passagen- Werk ■ Auf zeichnungen und Materialien 

sche Genufi, alle drei theatralisch verherrlicht in Schaustellungen und 
Festen, die allmahlich an Babylon mahnten; - und neben diesen blenden- 
den Massen der Apotheose, hinter ihnen . . . dunkle Massen, die erwach- 
ten, die hervordrangten.« Heinrich Mann: Geist und Tat Berlin 193 1 p 167 
(Zola) [E6a,i] 

Um 1837 erschien bei Dupin, Galerie Colbert eine Folge kolorierter 
Lithographien (gezeichnet Pruche{?) 1837), die das Theaterpublikum in 
seinen verschiednen Verhaltungsweisen darstellen. Einige Blatter der 
Folge: Les spectateurs en gaite, Les spectateurs applaudissants, Les 
spectateurs cabalans, Les spectateurs accompagnants Porchestre, Les spec- 
tateurs attentifs, Les spectateurs pleurants. [E 6 a, 2] 

Anfange des Urbanisme in dem 1786 erschienen(en) »Discours contre les 
servitudes publiques« von Boissel. »Seit man die natiirliche Gemeinsamkeit 
der Giiter durch ihre Vertheilung aufgehoben hat, hat sich jeder Besitzer 
angebaut, wie es ihm gefiel. Damals konnte die soziale Ordnung nicht 
darunter leiden, seitdem aber Stadte entstanden sind, nach dem Belieben 
der Besitzer und nach ihrem grofken Vortheil gebaut, da 1st die Sicherheit, 
Gesundheit und Bequemlichkeit der Gesellschaft durchaus nicht mehr 
beachtet worden. Ganz besonders ist dies in Paris der Fall, wo man Kirchen 
und Paiaste, Boulevards und Promenaden gebaut, aber um die Hausung 
der groften Mehrzahl der Eihwohner sich nicht gekummert hat. Sehr 
drastisch schildert er den Schmutz und die Gef ahren, die in den Strafien von 
Paris den armen Fuftganger bedrohen . . . Gegen diese schauderhafte 
Einrichtung der Straflen wendet sich nun Boissel und lost das Problem, 
indem er die Erdgeschosse der Hauser in luftige Arkaden verwandeln will, 
die Schutz gegen die Wagen und die Witterung gewahren, so die Regen- 
schirmidee Bellamy's antizipirend.« C. Hugo: Der Sozialismus in Frank- 
reich wahrend der grofien Revolution I Francois Boissel Die neue Zeit 
Stuttgart 1893 XI, 1 p 813 [E6a, 3] 

Uber Napoleon III um 185 1 : »Er ist Socialist mit Proudhon, Reformator 
mit Girardin, Reactionar mit Thiers, gemafiigter Republikaner mit den 
Anhangern der Republik und Feind der Demokratie und der Revolution 
mit den Legitimisten. Er verspricht Alles und unterschreibt Alles.« 
Friedrich Szarvady: Paris Erster Band [alles was erschienen] Berlin 1852 p 
401 [E6a,4] 

»Louis Napoleon . . . dieser Reprasentant des Lumpenproletariats und alles 
dessen, was Schwindel und Betrug ist, zieht langsam . . . die Gewalt an sich 
. . . Mit vergniigtem Elan tritt Daumier wieder hervor. Er pragt die 
glanzende Figur des >Ratapoil<, einen verwegenen Zuhalter und Scharlatan. 



Haussmannisierung,Barrikadenkampfe 197 

Und dieser zerlumpte Marodeur, der ewig hinter seinem Riicken einen 
morderischen Kniippel versteckt halt, wird ihm zum Inbegriff der herun- 
tergekommenen bonapartistischen Idee.« Fritz Th Schulte: Honore Dau- 
mier DieneueZeit Stuttgart XXXII, 1 p 835 [E7J 1 ] 

Mit Beziehung auf die Veranderungen der Stadt: »I1 faut une boussole pour 
s'y orienter, ni plus ni moins.« Jacques Fabien: Paris en songe Paris 1 863 p 7 

[E7.2] 

Die folgende Bemerkung wirft, im Kontrastsinn, ein interessantes Licht 
auf Paris: »Lorsque l'argent, Tindustrie, la fortune se sont developpes, on a 
fait des facades; les maisons ont pris des figures qui ont servi a marquer les 
ecarts des classes. A Londres, plus qu'ailleurs, les distances sont impitoya- 
blement marques . . . Un dechainement de saillies, de bow-windows, de 
corniches, de colonnes - toutes les colonnes ! La colonne, c'est la noblesse. « 
FernandLeger: Londres LuV 23 (209)7Juin 1935 p 18 [E7, 3] 

»De Pantique Marais l'indigene lointain 

Met rarement les pieds dans le quartier d'Antin, 

Et de Menil-Montant, tranquille observatoire, 

II regarde Paris comme d'un promontoire; 

Sa longue economie et sa frugalite 

Le fixent sur le sol ou les dieux Pont jete.« 
[Leon Gozlan:] Le Triomphe des Omnibus Poeme heroi-comique Paris 
i828p 7 [E 7 , 4 ] 

»Des centaines de mille families, qui travaillent au centre, couchent le soira 
1'extremite de la capitale. Ce mouvement ressemble a la maree; on voit le 
matin le peuple descendre dans Paris, et le soir le meme flot populaire 
remonte. C'est une triste image . . . J'ajouterai . . . que c'est la premiere fois 
que l'humanite assiste a un spectacle aussi desolant pour le peuple. « A 
Granveau : L'ouvrier devant la soiete Paris 1 868 p 63 (Les logements a Paris) 

[E7.5] 

27 Juli 1830 »Au bas de l'Ecole, des hommes en bras de chemise roulaient 
deja des tonneaux, d'autres brouettaient des paves et du sable; on commen- 
£ait une barricade. « G Pinet: Histoire de PEcole polytechnique Paris 1887 
P142 [E7a,i] 

1833 »Le projet d'entourer Paris d'une ceinture de forts detaches ... 
passionnait en ce moment les esprits. On pretendait que ces forts seraient 
inutiles pour la defense interieure et menacants seulement pour la popula- 
tion. L'oppositon etait universelle . . . Des dispositions furent prises pour 
une immense manifestation populaire, le 27 juillet. Informe de ces prepara- 



198 Das Passagen- Werk * Auf zeichnungen und Materialien 

tifs . . ., le gouvernement abandonna son projet . . . Toutefois . . . le jour de 
la revue, des cris nombreux: >A bas les forts detaches! - A bas les bastilles!< 
retentirent avant le defile. « G Pinet: Histoire de 1'Ecole polytechnique 
Paris 1887 p 214/15 Die Minister suchten sich durch die Affaire der 
»Pulververschworung« zu rachen. [E 7 a, 2] 

Auf Gravuren von 1830 ist dargestellt, wie die Insurgenten mit alien Arten 
von Mobel aus den Fenstern auf das Militar werfen. Es handelt sich dabei 
zumal um die Kampfe in der rue Saint- Antoine. C(abinet) d{es) E(stam- 
pes) [£7^,3] 

Rattier malt ein Paris en songe, dem er den Namen »le faux Paris« - im 
Gegensatz zum wirklichen - gibt; »le plus pur Paris, . . . le plus vrai Paris, 
. . . le Paris qui n'existe pas« (p <)<)): »Il est grand a cette heure, a faire walser 
dans son enceinte Babylone au bras de Memphis, redower Londres dans 
Petreinte de Peking. . . . Un de ces quatre matins, la France reveillee 
tombera de son haut en se voyant emprisonnee dans l'enceinte de Lutece, 
dont elle ne formera qu'un trivium . . . Le lendemain l'ltalie, l'Espagne, le 
Danemark et la Russie seront incorpores par decret au municipe parisien; 
trois jours apres les barrieres seront reculees jusqu'a la Nouvelle-Zemble et 
a la Terre des Papouas. Paris sera le monde, et l'univers sera Paris. Les 
savanes et les pampas, et la Foret-Noire ne seront que les squares de cette 
Lutece agrandie; les Alpes, les Pyrenees, les Andes, les Himalaya seront la 
montagne Sainte-Genevieve et les montagnes-russes de cette incommensu- 
rable cite, monticules de plaisir, d'etude ou de retraite. Ce n'est rien encore, 
Paris montera sur les nues, escaladera les cieux des cieux, se fera des 
faubourgs des planetes et des etoiles.« Paul-Ernest de Rattier: Paris n'existe 
pas Paris 1857 p 47-49 Diese friihen Phantasien sind mit den zehn Jahre 
spatern Satiren auf Haussmann zu vergleichen. [E 7 a, 4] 

Schon Rattier schreibt seinem faux Paris zu »le systeme de viabilite, unique 
et simple qui relie geometriquement et parallelement toutes les arteres du 
faux Paris a un seul cceur, le cceur des Tuileries, admirable methode de 
defense et de maintien de l'ordre.« Paul-Ernest de Rattier: Paris n'existe pas 
Paris 1857P 55 [E8, 1] 

»Le faux Paris a le bon gout de comprendre que rien n'est plus inutile et plus 
immoral qu'une emeute. S'il triomphe quelques minutes du pouvoir, il est 
dompte pour plusieurs siecles. Au lieu de s'occuper de politique . . . il se 
captive doucement dans les questions economiques . . . Un prince ennemi 
de la fraude . . . sait . . , bien . . . qu'il faut de l'or, beaucoup d'or pour . . . 
nous faire de notre planete un escabeau vers le ciel.« Paul-Ernest de Rattier: 
Paris n'existe pas Paris 1857 p 62 et 66/67 [E8,2] 



Haussmannisierung, Barrikadenkampf e 1 99 

Julirevolution{ :) »Weniger fielen . . . durch . . . Kugeln ais durch anderes 
Geschoft. Die grofien Granitquadern, wornit Paris gepflastert ist, hatte 
man bis in die hochsten Stockwerke hinaufgeschleppt und warf sie den 
Soldaten auf die K6pfe.« Friedrich von Raumer: Briefe aus Paris u{nd) 
Frankreichimjahre 1830LPZ {1831} Up 145 [£8,3] 

Bericht eines Dritten bei Raumer: »Ich habe gesehen dafi man Schweizer, 
die kniend um ihr Leben baten, unter Scherzen umbrachte, daft man fast 
nackt Ausgezogene und schwer Verwundete spottend auf die Barricaden 
warf, um diese zu erhohen.« Friedrich von Raumer: Briefe aus Paris und 
Frankreichimjahre 1830LPZ 1 831 Up 256 [£8,4] 

Aufnahmen von Barrikaden von 1830: Ch Motte: Revolutions de Paris 
1830 Plan figuratif des barricades ainsi que des positions et mouvements des 
citoyens armes et des troupes (verlegt beim Verfasser) [E 8, 5] 

Unterschrift einer Tafel in »Les ruines de Paris 100 photographies par A 
Liebert« Paris 1871 torn I »Barricade des Federes construite par Gaillard 
pere«. [E8,6] 

»Quand l'empereur . . . entre dans sa capitale, au galop des cinquante 
chevaux de sa voiture, de la porte de Paris a son Louvre, il s'arrete sous deux 
mille arcs de triomphe; il passe devant cinquante colosses edifies a sa 
ressemblance . . . et cette idolatrie des sujets pour le souverain consterne les 
derniers devots, qui se souviennent que leurs idoles n'ont jamais recu de tels 
hommages.« Arsene Houssaye: Le Paris futur (Paris et les Parisiens au 
XIX e siecle Paris 1 8 5 6 p 460) [E 8 , 7] 

Hohe Diaten der Abgeordneten unter Napoleon III. [E 8, 8] 

»Les 4054 barricades des >Trois Glorieuses< comptaient ... 8125000 
paves. « Le Romantisme [Catalogue de l'Exposition [a la Bibliotheque 
Nationale] 22 Janvier - 10 mars 1930 Erlauternde Notiz zu No 635 A de 
Grandsagne et M Plant : Revolution de 1 8 30, plan des combats de Paris { ] ) 

[E8 )9 ] 

»Lorsque, Pannee derniere, des milliers d'ouvriers parcouraient dans un 
calme menagant les rues de la capitale; lorsque, dans les jours de paix et de 
prosperite commerciale, ils interrompaient le cours de leurs travaux . . ., le 
premier devoir du gouvernement fut de dissiper par la force une emeute 
d'autant plus dangereuse quelle s'ignorait elle-meme.« L de Carne: 
Publications democratiques et communistes (Revue des deux mondes 
XXVII Paris 1 841 p 746) [E 8 a, 1] 



200 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

»Quel sort prepare a ['architecture le mouvement actuel de la societe? 
Jetons les yeux autour de nous . . . Plus de monuments, plus de palais. De 
toutes parts se dressent de grands blocs de forme carree, ou tout vise au 
plein, type lourd et vulgaire, dans lequel le genie de Part emprisonne ne 
saurait plus manifester ni sa grandeur ni sa fantaisie, Toute imagination de 
P architects s'epuise a figurer . . . sur la facade, les ordres en etageres, a orner 
des frises et a friser des supports de fenetres. A Pinterieur, plus de cour, plus 
de peristyle . . . de petites chambrettes de plus en plus resserrees, des 
cabinets et des boudoirs voles sur les recoins de Phelice de Pescalier . . . des 
casiers ou Pon emboite Phomme: le systeme cellulaire applique au groupe 
de la famille. Le probleme est celui-ci: Sur un espace donne, employer le 
moins de materiaux et entasser (en les isolant entre eux) le plus d'hommes 
possible . . . Cette tendance, ce fait accompli deja, sont les resultats du 
morcellement . . . En un mot, le cbacun pour soi et chacun cbez soi devenu 
de plus en plus le principe de la societe, tandis que la fortune publique . . . se 
dissemine et s'eparpille: telles sont les causes particulierement actives, en 
France, de la mort de 1' architecture monumentale appliquee a la demeure de 
Phomme. Or, les habitations privees, de plus en plus etroites, ne sauraient 
loger qu'un art etroit. L'artiste n'a plus d'espace; il en est reduit aux 
tableaux de chevalet et aux statuettes . . . Dans les conditions ou se 
developpe la societe, Part est accule dans une impasse ou il etouffera faute 
d'air. Ainsi, Part ressent bien peniblement deja les effets de cette generalisa- 
tion de la petite aisance que certains esprits, dits avances, semblent regarder 
comme le but de leur philantropie ... En architecture, on ne fait pas 
volontiers de Part pour Part; on n'elevera pas des monuments dans le seul 
but d'occuper Pimagination des architectes et de fournir de Pouvrage aux 
peintres et aux sculpteurs. Il faut done songer a transporter a toutes les 
parties de Phabitation humaine . . . le mode de construction monumentale. 
II faut en arriver a loger, non plus quelques privilegies, mais tous les 
hommes dans des palais. Pour que Phomme habite un palais, il convient 
qu'il vive avec ses semblables dans des rapports dissociation . . . L'associa- 
tion de tous les elements de la commune peut done seule ouvrir a Part 
Pimmense essor que nous indiquons.« D Laverdant: De la mission de Part 
etdu role des artistes Salon de 1845 Paris 1845 Bureaux de la Phalange p 13- 
15 [E8a,2] 

»On a cherche longtemps . . . d'ou peut venir ce mot boulevard. Je suis 
maintenant, quant a moi, fixe sur son etymologie: il n'est qu'une variante 
du mot boulever$ement.« Edouard Fournier: Chroniques et legendes des 
rues de Paris Paris 1864 p 16 [E9* 1 ] 

»M. Picard, avoue de la ville de Paris, . . . defendait energiquement les 
interets de la ville de Paris. Ce qu'on lui a presente de baux antidates au 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 201 

moment des expropriations, ce qu'il a du lutter pour mettre a neant ces 
titres fantaisistes et reduire les pretentions des expropries est inenarrable. 
Un jour, un charbonnier de la Cite lui presente un bail, antidate de 
plusieurs annees, fait sur papier timbre. Le bonhomme croyait deja tenir 
une somme enorme pour sa bicoque. Mais il ne savait pas que ce papier 
porte dans le filigrane la date de sa fabrication; Pavoue le place en plein jour, 
il avait ete fabrique trois annees apres le millesime.« Auguste Lepage: Les 
cafes politiques et litteraires de Paris Paris {1874) p 89 [E 9, 2] 

Vermischte Bemerkungen zur Physiologie der emeute bei Niepovie: »Rien 
n'est change en apparence, mais il y a quelque chose qui n'est pas de tous les 
jours. Les cabriolets, les omnibus, les fiacres semblent avoir une allure plus 
acceleree, les cochers tournent a tout moment la tete, comme si quelqu'un 
etait a leurs trousses. II y a plus de groupes stationnans qu'a Pordinaire . . . 
On s'entreregarde, une anxieuse interrogation est dans tous les yeux. Peut- 
etre ce gamin, ou cet ouvrier qui courent en savent quelque chose? et on les 
arrete, et on les questionne. Qu'est-ce qu'il y a? demandent les passans. Et 
le gamin et Pouvrier de repondre, avec un sourire de parfaite indifference: 
>On se rassemble place de la Bastille, on se rassemble pres du Temple, ou 
autre part;< et de courir ou Pon se rassemble . . . Sur les lieux memes, le 
spectacle est a peu pres tel. - La population s'y masse, on a de la peine a se 
frayer un passage. - Le pave est jonche de feuilles de papier. - Qu'est-ce? 
Une proclamation du Moniteur republicain, qui date sa feuille de Pan L de 
la Republique franchise une et indivisible; on la ramasse, on la lit, on la 
discute. Les boutiques ne se ferment pas encore; pas de coups de feu encore 
... Mais voyons les sauveurs! Les voici! ... Tout-a-coup, devant une 
maison, le bataillon sacre s'arrete - et soudain les croisees d'un troisieme 
etage s'ouvrent et des paquets de cartouches en pleuvent . . . La distribution 
s'en fait en un clin d'oeil, et, cela fait, le bataillon se separe, et de courir - un 
parti d'un cote, un parti de l'autre . . . Les voitures ne circulent plus dans les 
rues, - il y a moins de bruit, et voila pourquoi on entend, si je ne metrompe 

Ecoutez, on entend battre le tambour. - C'est la generale, - les 

autorites se reveillent.« Gaetan Niepovie: Etudes physiologiques sur les 
grandes metropoles de l'Europe occidentale. Paris. Paris 1840 p 201-204, 
206. [E9,3] 

Eine Barrikade: »A l'entree d'une rue etroite, un omnibus est couche les 
quatre roues en Pair. - Un tas de paniers qui ont peut-etre servi a emballer 
des oranges, s'eleve a droite et a gauche, et derriere, d'entre les jantes des 
roues et des ouvertures, de petits feux luisent, de petits nuages de fumee 
bleuissent a chaque seconde.« Gaetan Niepovie: Etudes physiologiques sur 
les grandes metropoles de l'Europe occidentale. Paris. Paris 1 840 p 207 

[E 9 a,i] 



202 Das Passagen-^erk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

1868 : Tod Meryons. [E 9 a, 2] 

»On a dit que Charlet et Raff et avaient a eux seuls prepare le second Empire 
cheznous.« Henri Bouchot: La Lithographie Paris (1895) p 8/9 [£93,3] 

Aus dem Lettre de M Arago sur rembastillement de Paris (Associations 
nationales en faveur de la presse patriote) [Extrait du National, du 21 juillet 
1833]: »Tous les forts projetes, quant a la distance, auraient action sur les 
quartiers les plus populeux de la capitale.« (p 5) »Deux des forts, ceux 
d'ltalie et de Passy, suffiraient pour incendier toute la partie de Paris situee 
sur la rive gauche de la Seine; . . . deux autres forts, les forts Philippe et 
Saint-Chaumont, couvriraient de leur cercle de feu le restant de la ville.« 
( P 8) [E 9 a, 4 ] 

Im Figaro vom 27 April {1936} wird von Gaetan Sanvoisin dieses Wort 
von Maxime Du Camp zitiert: »S'il n'y avait a Paris que des Parisiens, iln'y 
aurait pas de revolutionnaires.« Zu vergleichen mit der entsprechenden 
Rede von Haussmann. [E9a, 5] 

»Ein von Engels schnell hingeschriebener Einakter, der im September 1 847 
im Briisseler Deutschen Verein von Arbeitern aufgefiihrt wurde, stellte 
schon einen Barrikadenkampf in einem deutschen Kleinstaat dar, der mit 
der Abdankung des Landesfiirsten und der Proklamierung der Republik 
endete.« Gustav Mayer: Friedrich Engels ErsterBand Friedrich Engels in 
seiner Friihzeit (Zweite Auflage) Berlin {1933) P269 [E9a,6] 

In der Niederwerfung der Juni-Insurrektion fand zum ersten Male Artille- 
rie im Strafknkampfe Verwendung. [E 9 a, 7] 

Haussmanns Stellung zu der pariser Bevolkerung liegt in der 
gleichen Linie wie Guizots zum Proletariat. Guizot bezeichnete das 
Proletariat als die »population exterieure«. (vgl Georg Plechanow: 
Uber die Anfange der Lehre vom Klassenkampf [Die Neue Zeit 
Stuttgarti903XXI,ip285(]) [E 9 a,8] 

Als Exempel eines travail non salarie mais passionne erscheint bei Fourier 
der Barrikadenbau. [E 9 a, 9] 

Den stadtischen Enteignungs-Ausschufi zu hintergehen, wurde unter 
Haussmann zu einer Industrie. »Die Agenten dieser Industrie belieferten 
kleinere Kaufleute und Ladenbesitzer . . . mit gefalschten Geschaftsbu- 
chern und Inventaren, lieften im Bedarfsfall das von der Enteignung 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 203 

bedrohte Lokal frisch herrichten und sorgten dafiir, dafi ihre Klienten 
wahrend des Besuchs der Enteignungs-Kommission von improvisierten 
Kunden iiberlaufen wurden.« S Kracauer: Jacques Offenbach und das Paris 
seiner Zeit Amsterdam 1937P2J4 [E 10, 1] 

Fourierscher Urbanismus: »Chaque avenue, chaque rue doit aboutir a un 
point de vue quelconque, soit de campagne, soit de monument public. II 
faut eviter la coutume des Civilises, dont les rues aboutissent a un mur, 
comme dans les forteresses, ou a un amas de terre, comme dans la ville 
neuve de Marseille. Toute maison situee en face d'une rue doit etre astreinte 
a des ornements de i re classe, tant d'architecture que de jardins.« Charles 
Fourier: Cites ouvrieres Des modifications a introduire dans P architecture 
des villes Paris 1 849 p 27 [E 10, 2] 

Zu Haussmann heranzuziehen: »Rapidement, la structure mythique se 
developpe: a la cite innombrable s'oppose le Heros legendaire destine a la 
conquerir. De fait, il n'est guere d'ouvrages du temps qui ne contiennent 
quelque invocation inspiree a la capitale et le cri celebre de Rastignac est 
d'une discretion inaccoutumee . . . Les heros de Ponson du Terrail sontplus 
lyriques dans leurs inevitables discours a la >Babylone moderne< (on ne 
nomme plus Paris autrement); qu'on Use par exemple celui . . . du . . . faux 
Sir Williams, dans le Club des Valets de Cceur: >0 Paris, Paris! Tues la vraie 
Babylone, le vrai champ de bataille des intelligences, le vrai temple ou le mal 
a son culte et ses pontifes, et je crois que le souffle de 1'archange des tenebres 
passe eternellement sur toi comme les brises sur Pinfini des mers. O 
tempete immobile, ocean de pierre, je veux etre au milieu de tes flots en 
courroux cet aigle noir qui insulte a la foudre et dort souriant sur l'orage, sa 
grande aile etendue; je veux etre le genie du mal, le vautour des mers, de 
cette mer la plus perfide et la plus tempetueuse, de celle ou s'agitent et 
deferlent les passions humaines.<« Roger Caillois: Paris, mythe moderne 
(Nouvelle Revue Franchise XXV, 284 1 mai 1937 p 686) [E 10,3] 

Blanqui'sche Revoke vom 12 Mai 1839: »Il avait attendu une semaine pour 
profiter de 1'installation de nouvelles troupes connaissant mal les detours 
des rues de Paris. Le millier d'hommes sur lequel il comptait pour engager 
l'affaire devait se masser entre la rue Saint-Denis et la rue Saint-Martin . . . 
C'est sous un magnifique soleil . . . vers trois heures de Papres-midi, a 
travers la foule epanouie du dimanche, que la bande revolutionnaire, tout a 
coup, se rassemble et apparait. Immediatement, le vide, le silence se font 
autourd 3 elle.« GustaveGeffroy: L'enferme Paris 1926 1 p 81/82 [C 10 a, 1] 

1830 verwandte man zum Verbarrikadieren der Strafte u. a. Stricke. 

[E 10 a, 2] 



204 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

Die beruhmte Herausforderung Rastignacs (cit Messac {Le »Detective 
Novel« et ^influence de la pensee scientifique Paris 1929} p 419/20): 
»Rastignac, reste seul, fit quelques pas vers le haut du cimetiere, et vit Paris 
tortueusement couche le long des deux rives de la Seine, ou commencaient a 
briller les lumieres. Ses yeux s'attacherent presque avidement entre la 
colonne de la place Vendome et le dome des Invalides, la ou vivait ce beau 
monde dans lequel il avait voulu penetrer. II lanca sur cette ruche 
bourdonnante un regard qui semblait par avance en pomper le miel, et dit 
ces mots grandioses: A nous deux maintenant!« [E 10 a, 3] 

Den Thesen Haussmanns entspricht die Aufstellung von Du Camp, 
derzufolge im Paris der Kommune 75^% Fremde und Provinzler gewesen 
seien. [Eioa,4] 

Fur den Blanqui'schen Putsch vom 14 August 1870 waren 300 
Revolver (und) 400 schwere Dolche bereitgestellt. Bezeichnend 
fur die damaligen Formen des Strafienkampfes ist, dafi die Arbeiter 
den Revolvern die Dolche vorzogen. [E 10 a, 5] 

Kaufmann setzt vor sein Kapitel »Die architektonische Autonomie« ein 
Motto aus dem »Contrat social«: ». . . une forme . . . par laquelle chacun 
s'unissant a tous n'obeisse pourtant qu'a lui-meme et reste aussi libre 
qu'auparavant. - Tel est le probleme fondamental dont le contrat social 
donne la solution. « (p 42) In diesem Kapitel (p 43): »Die Trennung der 
Baulichkeiten im zweiten Projekt fur Chaux motiviert er« [Ledoux] »mit 
den Worten: >Remontez au principe ... consultez la nature; partout 
l'homme est isole< (Architecture p 70) Das feudale Prinzip der vorrevolu- 
tionaren Gesellschaft . . . kann nunmehr keine Geltung haben . . . Die 
innerlich begriindete Form eines jeden Objektes lafk alles Streben nach 
Bildwirkung sinnlos erscheinen . . . Wie mit einem Schlage verschwindet 
... die barocke Prospektkunst in der Versenkung.« E Kaufmann: Von 
Ledoux bis LeCorbusierWien, Lpz 1933 p 43 [E 10 a, 6] 

»Der Verzicht auf malerische Wirkungen hat sein architektonisches 
Gegenspiel in der Absage an alle Prospektkunst. Ein hochst bedeutsames 
Symptom ist die plotzliche Ausbreitung der Silhouette . . . Stahlstich und 
Holzschnitt verdrangen die im Barock aufgebliihte Schabkunst . . . Um das 
Ergebnis . . . vorwegzunehmen, sei . . . gesagt, dafi das autonome Prinzip in 
den ersten Jahrzehnten nach der Revolutionsarchitektur . . . noch stark 
wirksam bleibt, mit zunehmender Entfernung immer schwacher wird, im 
spateren Verlaufe des 19. Jahrhunderts fast bis zur Unkenntlichkeit 
zuriicktritt.« Emil Kaufmann: Von Ledoux bis Le Corbusier Wien Leipzig 
1933 p 47 und 50 [E 11, 1] 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 20 5 

Napoleon Gaillard: Erbauer der machtigen Barrikade, die sich 1871 am 
Eingang rue Royale und rue de Rivoli erhob. [E 1 1 , 2] 

»I1 existe, a Tangle de la rue de la Chaussee-d'Antin et de la rue Basse-du- 
Rempart, une maison remarquable par les cariatides de la facade qui donne 
sur la rue Basse-du-Rempart. Comme cette derniere rue doit disparaitre, la 
magnifique maison aux cariatides, batie depuis vingt ans seulement, va etre 
demolie. Le jury d'expropriation accorde trois millions demandes par le 
proprietaire et consentis par la Ville. - Trois millions! Quelle depense utile 
et productive!« Auguste Blanqui: Critique sociale II Fragments et notes 
Paris 1885 p 341 [En,3] 

»Contre Paris. Projet opiniatre de vider Paris, de disperser sa population de 
travailleurs. Sous pretexte d'humanite, on propose hypocritement de 
repartir dans les 38.000 communes de France 75.000 ouvriers atteints par le 
chomage. 1849. « Blanqui: Critique sociale Paris 1885 II Fragments etnotes 
P313 [En,4] 

»Un M. d'Havrincourt est venu exposer la theorie strategique de la guerre 
civile. II ne faut jamais laisser sojourner les troupes dans les foyers 
d'emeute. Elles s'y pervertissent au contact des factieux, et refusent de 
mitrailler a Pheure des repressions . . . Le veritable systeme, c'est la 
construction de citadelles dominant les villes suspectes, et toujours pretes a 
les foudroyer. On y tient ses soldats en garnison, a Pabri de la contagion 
populaire.« Auguste Blanqui: Critique sociale Paris 1885 II p 232/3 (Saint- 
Etiennei85o) [En,5] 

»L , haussmannisation de Paris et des provinces est un des grands fleaux du 
second empire. On ne saura jamais a combien de milliers de malheureux ces 
maconneries insensees ont coute la vie, par la privation du necessaire. La 
grugerie de tant de millions est une des causes principals de la detresse 
actuelle . . . >Quand le batiment va, tout va<, dit un adage populaire, passe a 
Tetat d'axiome economique. A ce compte, cent pyramides de Cheops, 
montant ensemble vers la nue, attesteraient un debordement de prosperite. 
Singulier calcul. Oui, dans un etat bien ordonne, ou Pepargne n'etrangle 
pas Pechange, le batiment serait le thermometre vrai de la fortune publique. 
Car alors il revele un accroissement de la population et un excedent de 
travail qui . . . fonde pour Pavenir. Hors de ces conditions, la truelle 
n'accuse que les fantaisies meurtrieres de Pabsolutisme. Quand il oublie un 
instant sa fureur de la guerre, il est pris de la fureur des batisses . . . Toutes 
les bouches venales ont celebre en chceur les grands travaux qui renouvel- 
ient la face de Paris. Rien de triste comme ces immenses remuements de 
pierres par la main du despotisme, en dehors de la spontaneite sociale. Il 



206 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

n'est pas de symptome plus lugubre de la decadence. A mesure que Rome 
tombait en agonie, ses monuments surgissaient plus nombreux et plus 
gigantesques. Elle batissait son sepulcre et se fesait belle pour mourir. Mais 
le monde moderne ne veut pas mourir, lui, et la betise humaine touche a sa 
fin. On est las des grandeurs homicides. Les calculs qui ont bouleverse la 
capitale, dans un double but de compression et de vanite, echoueront 
devant l'avenir, comme ils ont echoue devant le present. « A Blanqui: 
Critique sociale Paris 1 8 8 5 1 Capital et travail p 1 09- 1 1 1 (Le Luxe : Schlufi) 
Die Vorbemerkung zu Capital et travail ist vom 26 Mai 1 869 [E 1 1 a, 1] 

»L'illusion sur les structures fantastiques est tombee. Point d'autres 
materiaux nulle part que la centaine de corps simples . . . C'est avec ce maigre 
assortiment qu'il faut faire et refaire sans treve 1'univers. M. Haussmann en 
avait autant pour rebatir Paris. Il avait les memes. Ce n'est pas la variete qui 
brille dans ses batisses. La nature, qui demolit aussi pour reconstruire, 
reussit un peu mieux ses architectures. Elle sait tirer de son indigence un si 
riche parti, qu'on hesite avant d'assigner un terme a roriginalite de ses 
oeuvres.« A Blanqui: L'eternite par les astres Hypothese astronomique 
Paris 1872P 53 [E 11 a,2] 

Die neue Weltbuhne XXXIV, 5 3 Februar 1938 zitiert in einem 
Aufsatz von H Budzislawski: Krosus baut p 129/30 Engels »Zur 
Wohnungsfrage« von 1872: »In Wirklichkeit hat die Bourgeoisie 
nur eine Methode, die Wohnungsfrage in ihrer Art zu losen - das 
heifk, sie so zu losen, daft die Losung die Frage immer wieder von 
neuem erzeugt. Diese Methode heifit: >Haussmann<. Ich verstehe 
hier unter >Haussmann< nicht blofl die spezifisch-bonapartistische 
Manier des pariser Haussmann, lange, gerade und breite Strafien 
mitten durch die enggebauten Arbeiterviertel zu brechen, und sie 
mit grofien Luxusgebauden an beiden Seiten einzufassen, wobei 
neben dem strategischen Zweck der Erschwerung des Barrikaden- 
kampfes noch die Heranbildung eines von der Regierung abhangi- 
gen, spezifisch-bonapartistischen Bauproletariats und die Ver- 
wandlung der Stadt in eine reine Luxusstadt beabsichtigt war. Ich 
verstehe unter >Haussmann< die allgemein gewordene Praxis des 
Breschelegens in die Arbeiterbezirke, besonders die zentral gelege- 
nen unserer grofien Stadte . . . Das Resultat ist iiberall dasselbe . . .: 
die skandalosesten Gassen . . . verschwinden unter grower Selbst- 
verherrlichung der Bourgeoisie . . ., aber sie erstehen anderswo 
sofort wieder, und oft in unmittelbarer Nachbarschaft.« - Hierher 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 207 

gehort auch die beriihmte Preisfrage: warum die Sterblichkeit in 
den neuen Londoner Arbeiterwohnungen (um 1 890?) so viel grofier 
sei als in den Slums? - Weil die Leute sich schlecht ernahren, um die 
hohen Mieten aufbringen zu konnen. Und Peladans Bemerkung, 
das neunzehnte Jahrhundert habe jedermann gezwungen, sich ein 
Logis zu sichern, sei es auch auf Kosten seiner Nahrung und seiner 
Kleidung. [Ei2, 1] 

1st es richtig daft, wie Paul Westheim es (Die neue Weltbuhne 
XXXIV, 8 p 240) in seinem Artikel »Die neue Siegesallee« behaup- 
tet, Haussmann den Parisern das Elend der Mietskaserne erspart 
habe? [Ei2,2] 

Haussmann, der Rastignacs »A nous deux maintenant« vor dem 
Stadtplan von Paris aufnimmt. [E 12, 3] 

»Les nouveaux boulevards ont introduit Pair et la lumiere dans les quartiers 
insalubres, mais en supprimant presque partout sur leur passage les cours et 
les jardins, mis d'aiileurs a 1'index par la cherte croissante des terrains. « 
Victor Fournel : Paris nouveau et Paris futur Paris 1 868 p 224 (Conclusion) 

[Ei2, 4 ] 

Le vieux Paris klagt iiber die Monotonie der neuen Strafkn; darauf Le 
nouveau Paris: 

»Que leur reprochez-vous? . . . 

Grace a la ligne droite, a l'aise l'on circule, 

On evite le choc de plus d'un vehicule, 

On se gare a la fois, quand on a de bons yeux, 

Des sots, des emprunteurs, des recors, des facheux; 

Enfin chaque passant, a present, dans la rue, 

De Pun a Pautre bout, se fuit, ou se salue.« 
MBarthelemy:Le vieux Paris etle nouveau Paris i86ip 5/6 [E 12 a, 1] 

Le vieux Paris: »Le loyer mange tout, et Ton fait maigre chere!« M 
Barthelemy : Le vieux Paris et le nouveau Paris 1 861 p 8 [E 12 a, 2] 

Victor Fournel: Paris nouveau et Paris futur Paris 1868 gibt, zumal in dem 
Kapitel »Un chapitre des ruines de Paris moderne« eine Darstellung vom 
Ausmafie der Zerstorungen, die Haussmann in Paris angerichtet hat. »Paris 
moderne est un parvenu, qui ne veut dater que de lui, et qui rase les vieux 
palais et les vieilles eglises pour se batir a la place de belles maisons blanches, 



208 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

avec des ornements en stuc et des statues en carton-pierre. Au dernier 
siecle, ecrire les annales des monuments de Paris, c'etait ecrire les annates de 
Paris meme, depuis son origine et a toutes ses epoques; ce sera bientot . . . 
ecrire tout simplement celles des vingt dernieres annees de notre existence. « 
p 293/94 [Ei2a, 3 ] 

Fournel in seiner hervorragenden Darstellung von Haussmanns Untaten: 
»Du faubourg Saint-Germain au faubourg Saint-Honore, du pays latin aux 
environs du Palais-Royal, du faubourg Saint-Denis a la Chaussee-d'Antin, 
du boulevard des Italiens au boulevard du Temple, il semblait que l'on 
passat d'un continent dans un autre. Tout cela formait dans la capitale 
comme autant de petites villes distinctes, - ville de l'etude, ville du 
commerce, ville du luxe, ville de la retraite, ville du mouvement et duplaisir 
populaires, - et pourtant rattachees les unes aux autres par une foule de 
nuances et de transitions. Voila ce qu'on est en train d'effacer ... en pedant 
partout la meme rue geometrique et rectiligne, qui prolonge dans une 
perspective d'une lieue ses rangees de maisons, toujours les memes.« Victor 
Fournel lc p 220/2 1 (Conclusion) [E 1 2 a, 4] 

»Ils . . . transplantent le boulevard des Italiens en pleine montagne Sainte- 
Genevieve, avec autant d'utilite et de fruit qu'une fleur de bal dans une 
foret, et creent des rues de Rivoli dans la Cite qui n'en a que faire, en 
attendant que ce berceau de la capitale, demoli tout entier, ne renferme plus 
qu'une caserne, une eglise, un hopital et un palais.« Victor Fournel: Paris 
nouveau et Paris futur Paris 1 868 p 223 - Das letzte klingt an einen Vers aus 
Hugos Arc detriomphe an. [E 13, 1] 

Haussmanns Tatigkeit wird heute, wie der spanische Krieg zeigt, 
mit ganz andern Mitteln ins Werk gesetzt. [E 13, 2] 

Trockenwohner unter Haussmann: »Les industriels nomades des nou- 
veaux rez-de-chaussee parisiens se partagent en trois categories principales : 
les photographes populaires, les marchands de bric-a-brac, tenant bazars et 
boutiques a treize sous, les montreurs de curiosites et particulierement de 
femmes colosses. Jusqu'a present, ces interessants personnages comptent 
parmi ceux qui ont le plus profite de la transformation de Paris. « Victor 
Fournel: Paris nouveau et Paris futur Paris 1868 p 129/130 (Promenade 
pittoresqueatravers le nouveau Paris) [E 13, 3] 

»Les Halles, de l'aveu universel, constituent l'edifice le plus irreprochable 
eleve dans ces douze dernieres annees ... II y a la une de ces harmonies 
logiques qui satisfont Pesprit par l'evidence de leur signification. « Victor 
Fournel : Paris nouveau et Paris futur p 2 1 3 [£13,4] 



Haussmannisierung, Barrikadenkampfe 209 

Schon Tissot ladt zum Spekulieren ein: »La ville de Paris devrait faire des 
emprunts successifs de quelques centaines de millions et . . . acheter a la fois 
une grande partie d'un quartier pour le rebatir d'une maniere conforme aux 
exigences du gout, de Phygiene et de ia facilite des communications: il y a la 
matiere a speculer.« Amedee de Tissot: Paris et Londres compares Paris 
1830P46/47 [Ei3,5] 

Lamartine spricht schon in Le passe, le present, 1'avenir de la Republique 
Paris 1850 p 31 (cit Cassou: Quarante-huit (Paris 1939) p 174/5) von der 
»partie nomade, flottante et debordee des villes, qui se corrompt par son 
oisivete sur la place publique, et qui roule, a tout vent des factions, a la voix 
de celui qui crie le plus haut« . [E 1 3 a, 1 ] 

Stahl uber die pariser Mietskasernen: »Es war eben schon« [im Mittelalter] 
»eine iibervolkerte Groftstadt, die in den engen Mauerngurtel einer 
Befestigung gezwangt wurde. Das Einzel- und Eigenhaus oder auch nur 
das bescheidene Hauschen gab es fur die Masse des Volkes nicht. Auf 
schmalstem Grund, meist nur zwei, oft nur ein Fenster breit (anderwarts 
war das Dreifensterhaus die Regel), wurde es viele Stockwerke hoch 
getrieben. Es blieb in der Regel ganz glatt, und wenn es oben nicht einfach 
aufhorte, so wurde hochstens ein Giebel aufgesetzt . . . Oben ging es da oft 
wunderlich genug zu mit niedrigen Aufbauten und Mansarden neben den 
Mauern des Rauchfanges, die so eng nebeneinander standen.« Stahl siehtin 
der Freiheit der Dachgestaltung, an der auch die modernen Baumeister in 
Paris festhalten, »ein phantastisches und durchaus gotisches Element«. 
Fritz Stahl: Paris Berlin (1929) p 79/80 [E 13 a, 2] 

»Uberall . . . kommen die eigentiimlichen Kamine hinzu, urn die Unruhe 
dieser Formen« [der Mansarden] »noch zu steigern. Das ist ... ein 
verbindender Zug aller Pariser Hauser. Schon an den altesten sieht man die 
steil hochgefiihrte Mauer, aus der die Kopfe der rauchfangenden Tonroh- 
ren hervorragen ... Da sind wir weit von dem Romischen, das als 
Grundzug der Pariser Architektur erschien. Wir sind bei seinem Gegen- 
satz, dem Gotischen, zu dem ja die Kamine deutlich zunickweisen . . . 
Weniger zugespitzt kann man es das Nordische nennen und dann feststel- 
len, dafi noch ein zweites . . . nordisches Element den romischen Charakter 
der Strafte mildert. Gerade die modernen Boulevards und Avenuen . . . sind 
fast durchweg mit Baumen bepflanzt . . . und die Baumreihe im Stadtbild ist 
naturlichganznordisch.« Fritz Stahl: Paris Berlin p 21/22 [E 13 a, 3] 

In Paris hat sich das moderne Haus »aus dem vorhandenen allmahlich 
entwickelt. Das konnte geschehen, weil schon das vorhandene ein Grofl- 
stadthaus war, das hier im siebzehnten Jahrhundert . . . geschaffen worden 



210 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

ist, an der Place Vendome, dessen Hauser, damals Wohnpalaste, heute 
Geschaftsbetriebe aller Art . . . bergen, ohne daft an den Fassaden irgend 
etwasgeaWertwordenist.«FritzStahl:ParisBerIinp 18 [E 14] 

Plaidoyer fur Haussmann: »Es ist bekannt, daft dem ... neunzehnten 
Jahrhundert neben anderen kiinstlerischen Grundbegriffen der Begriff der 
Stadt als . . . eines Ganzen vollkommen verlorengegangen war. Es gab also 
keinen Stadtebau mehr. Es wurde planlos in das alte Straftennetz hineinge- 
baut und planlos erweitert . . . Was man mit Sinn die Baugeschichte einer 
Stadt nennen kann ..., war damit iiberall abgeschlossen. Paris ist die 
einzige Ausnahme. Man stand ihr verstandnislos und eher ablehnend 
gegeniiber.« (p 13/14) »Drei Generationen haben nicht gewuftt, was 
Stadtebau ist. Wir wissen es, aber die Erkenntnis bringt uns zumeist nur 
Kummer uber verpaftte Gelegenheiten . . . Erst durch solche Erwagungen 
ist man vorbereitet, das Werk dieses einzigen genialen Stadtebauers der 
modernen Zeit, der mittelbar auch alle amerikanischen Groftstadte 
geschaffen hat, zu wiirdigen.« (p 168/169) »Von hier gesehen bekommen 
dann die groften Durchbruchstraften Hauftmanns erst ihre richtige Bedeu- 
tung. Mit ihnen greift die neue Stadt ... in die Altstadt hinein, zieht sie 
gewissermaften an sich, ohne sonst ihren Charakter anzutasten. So haben 
sie neben ihrer Nutzbarkeit die asthetische Wirkung, daft Alt- und 
Neustadt nicht wie sonst iiberall gegeneinanderstehen, sondern in eins 
zusammengezogen sind. Sobald man irgendwo aus den alten Gassen in eine 
der Hauftmannstraften tritt, ist man mit diesem neuen Paris, dem Paris der 
letzten drei Jahrhunderte, in Fiihlung. Denn nicht nur die Form der 
Avenue und des Boulevards hat er von der Residenzstadt iibernommen, 
wie sie Ludwig XIV. angelegt hatte, sondern auch die Form des Hauses. 
Erst dadurch konnen seine Straften diese Funktion erfiillen, die Stadt zu 
einer sinnfalligen Einheit zu machen. Nein, er hat Paris nicht zerstort, 
sondern vollendet . . . Daft muft man sagen, auch wenn man . . . weift, wie 
viel Schonheit geopfert worden ist . . . Sicher war Hauftmann ein Besesse- 
ner: aber seine Leistung konnte auch nur ein Besessener vollbringen.« Fritz 
Stahl: Paris Eine Stadt als Kunstwerk Berlin p 1 73/1 74 [E 14 a] 



[Eisenkonstruktion] 



»Chaque epoque reve la suivante.« 
Michelet: Avenir! Avenir! (Europe 73 p-6) 

Dialektische Ableitung der Eisenkonstruktion; sie wird gegen den 
griechischen Steinbau (Balkendecke) und den mittelalterlichen 
(Bogendecke) abgehoben. »Eine andere Kunst, in der ein anderes 
statisches Prinzip den Grundton angibt, der noch viel herrlicher 
klingt, denn der jener beiden, wird sich aus dem Schofte der Zeit 
losringen und Leben gewinnen . . . Ein neues, noch nicht dagewese- 
nes Deckensystem, das natiirlich auch sogleich ein neues Reich der 
Kunstformen nach sich ziehen wird, kann . . . nur in die Erschei- 
nung treten, sobald ein bis dahin nicht sowohl ungekanntes, als 
vieimehr nur fur eine solche Anwendung noch nicht als leitendes 
Prinzip genutztes Material beginnt Aufnahme zu finden . . . Ein 
solches Material aber ist ... das Eisen, mit dessen Nutzung in 
diesem Sinne unser Jahrhundert bereits begonnen hat. Es ist das 
Eisen bestimmt, mit der steigenden Priifung und Erkenntnis seiner 
statischen Eigenschaften in der Bauweise der kommenden Zeit als 
Grundlage des Deckensystemes zu dienen und dasselbe, statisch 
gefaftt, einmal so weit iiber das hellenische und mittelalterliche zu 
erheben, als das Bogen-Deckensystem das Mittelalter iiber das 
monolithe Steinbalkensystem der alten Welt erhob . . . Wird also 
vom Bogenbaue das statische Kraftprinzip entlehnt und zu einem 
ganz neuen ungekannten Systeme gestaltet, so wird auf der anderen 
Seite hinsichtlich der Kunstformen des neuen Systemes das For- 
menprinzip der hellenischen Weise aufgenommen werden miis- 
sen.« Zum hundertjahrigen Geburtstag Karl Bottichers Berlin 1906 
p 42, 44-46 (Das Prinzip der hellenischen und germanischen 
Bauweise hinsichtlich der Ubertragung in die Bauweise unserer 
Tage) [Fi,i] 

Zu friih gekommenes Glas, zu frillies Eisen. In den Passagen ist das 
sprodeste und das starkste Material gebrochen, gewissermaften 
geschandet worden. Mitte vorigen Jahrhunderts wufite man noch 



212 Das Passagen- Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

nicht, wie mit Glas und Eisen gebaut werden mufi. Darum ist der 
Tag so schmutzig und triibe, der durch die Scheiben zwischen 
eisernen Tragern von oben hereinfallt. [Fi,2] 

»In der Mitte der dreiftiger Jahre kommen die eisernen Mobel auf, als 
Bettstellen, Stiihle, Gueridons, Jardinieren, und es ist sehr bezeichnend fur 
die Zeit, daft ihnen als besonderer Vorzug nachgeruhmt wird: sie lieften 
sich in jeder Holzart tauschend nachahmen. Kurz nach 1 840 erscheinen die 
franzosischen ganz iiberpolsterten Mobel und mit ihnen gelangt der 
Tapezierstil zu ausschliefilicher Herrschaft.« Max von Boehn: Die Mode 
im XIX. Jahrhundert II Miinchen 1 907 p 1 3 1 [F 1 , 3] 

Die beiden groften Errungenschaften der Technik: G{l)as und 
Gufieisen gehen zusammen. »Sans compter la quantite innombrable 
de lumieres entretenues par les marchands, ces galeries sont eclai- 
rees le soir par trente-quatre bees de gaz hydrogene portes par des 
enroulements en fonte fixes sur les pilastres.« Vermutlich ist von der 
Galerie de l'Opera die Rede. J. A. Dulaure: Histoire de Paris . . . 
depuis 1 82 1 jusqu'a nos jours II { Paris 1 83 5 p 29 ) [F 1 , 4] 

»Der Postwagen sprengt am Seinequai hinauf . Ein Blitzstrahl zuckt 
liber den Pont d'Austerlitz. Der Bleistift ruhe!« Karl Gutzkow: 
Briefe aus Paris II (Leipzig 1842) p 234 Der pont d'Austerlitz war 
'eine der ersten Eisenkonstruktionen in Paris. Mit dem Blitzstrahl 
dariiber wird er zum Emblem des hereinbrechenden technischen 
Zeitalters. Daneben der Postwagen mit seinen Rappen unter deren 
Hufen der romantische Funke hervorspriiht. Und der Bleistift des 
deutschen Autors, der sie nachzeichnet: eine grofiartige Vignette im 
Stile Grandvilles. [F 1, 5] 

»Nous ne connaissons pas, en realite, de beaux theatres, de belles gares de 
chemins de fer, de belles expositions universelles, de beaux casinos, e'est-a- 
dire de beaux edifices industriels ou futiles.« Maurice Talmeyr: La cite du 
sang Paris 1908 p 277 [F 1 ^] 

Gufteisenzauber: »Hahblle put se convaincre alors que l'anneau de cette 
planete n'etait autre chose qu'un balcon circulaire sur lequel les Saturniens 
viennent le soir prendre le frais.*< Grandville: Un autre monde Paris { 1 844) 
p i39DHaschischD ■ [Fi>7] 



Eisenkonstruktion 213 

Bei Erwahnung der im Wohnhausstil erbauten Fabriken etc. ist die 
folgende Parallele aus der Geschichte der Architektur heranzuzie- 
hen: »Ich habe friiher gesagt, daf? in der Periode der Empfindsam- 
keit Tempel der Freundschaft und Zartlichkeit errichtet wurden; als 
dann der antikisirte Geschmack kam, da tauchten alsbald in den 
Garten, in den Parks, auf den Hohen Tempel oder tempelartige 
Gebaude in Menge auf, nicht blofl den Grazien oder Apoll und 
Musen gewidmet, sondern auch die Wirthschaftsgebaude, die 
Scheunen und Viehstalle wurden im Tempelstil gebaut.« Jacob 
Falke: Geschichte des modernen Geschmacks Lpz 1866 p 373/374 
Es gibt also Masken der Architektur und in solcher Maskierung 
steigt die Architektur um 1 800, wie zu einem bal pare ( , ) geisterhaft 
an den Sonntagen uberall um Berlin herum auf. [F 1 a, 1] 

»Ein jeder Gewerbsmann imitirte des anderen Stoff und Weise und 
glaubte ein Wunder von Geschmack gethan zu haben, wenn er 
Porzellantassen wie vom Fafibinder gemacht, Glaser gleich Por- 
zellan, Goldschmuck gleich Lederriemen, Eisentische von Rohr- 
staben u.s.w. zu Stande gebracht hatte. Auf diesem Gebiete 
schwang sich auch der Conditor, das Reich und den Priifstein seines 
Geschmacks ganzlich vergessend, zum Bildhauer und Architekten 
empor.« Jacob Falke: Geschichte des modernen Geschmacks p 380 
Diese Ratlosigkeit entsprang zum Teil dem Uberreichtum techni- 
scher Verfahren und neuer Stoffe, mit denen man iiber Nacht war 
beschenkt worden. Wie man sie tiefer sich anzueignen trachtete, 
kam es zu Miflgriffen und verfehlten Versuchen. Von einer andern 
Seite aber sind diese Versuche echteste Zeugnisse dafiir, wie 
traumbefangen die technische Produktion in ihren Anfangen war. 
(Auch die Technik, nicht nur die Architektur, ist in gewissen 
Stadien Zeugnis eines Kollektivtraums). [F 1 a, 2] 

»Dans un genre secondaire il est vrai, la construction en fer un art nouveau 
se revelait. La gare du chemin de fer de PEst, due a Duquesnay, a merite a 
cet egard ^attention des architectes. L'emploi du fer a augmente beaucoup a 
cette epoque, grace aux combinaisons nouvelles auxquelles il s'est prete. 
Deux oeuvres remarquables a des titres divers, la bibliotheque Sainte- 
Genevieve et les Halles centrales sont a mentionner tout d'abord en ce 
genre. Les Halles sont . . . un veritable type, qui plusieurs fois reproduit a 
Paris et dans d'autres villes, commence alors, comme jadis le gothique de 
nos cathedrales, a faire le tour de la France . . . Dans les details, onremarqua 



214 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen unci Materialien 

de notables ameliorations. La plomberie monumentale devint riche et 
elegante; les grilles, les candelabres, les paves en mosaique temoignerent 
d'une recherche souvent heureuse du beau. Le progres de Pindustrie permit 
de cuivrer la fonte, procede dont il ne faut pas abuser; le progres du luxe 
conduisit avec plus de bonheur a substituer a la fonte le bronze, qui a fait 
des candelabres de quelques places publiques des objets d'art.« D Gas D 
Anmerkung zu dieser Stelle: »A Paris, en 1848, il est.entre 5,763 tonnes de 
fer; en 1854, 11,771; en 1862, 41,666; en 1867, 61, 572. « E. Levasseur: 
Histoire des classes ouvrieres et de 1'industrie en France de 1789 a 1870 II 
Paris 1904 p 531/532 [F 1 a, 3] 

»Henri Labrouste, artiste d'un talent sobre et severe, inaugura avec succes 
Pemploi ornamental du fer dans la construction de la bibliotheque Sainte- 
Genevieve et de la Bibliotheque nationale.« Levasseur ebd p 197 [F 1 a, 4] 

Erster Bau der Hallen nach einem Projekt, das Napoleon 181 1 angenom- 
men hatte{,) 1851 begonnen. Es miftfiel allgemein. Man nannte diese 
Steinkonstruktion le fort de la Halle. »L'essai etait malheureux, on ne le 
renouvela pas . . ., et Pon chercha un genre de construction mieux 
approprie au but qu'on s'etait propose. La partie vitree de la gare de POuest 
et le souvenir du Palais de cristal qui avait, a Londres, abrite PExposition 
universelle de 185 1 donnerent, sans aucun doute, Pidee d'employer 
presque exclusivement la fonte et le verre. On peut voir aujourd'hui qu'on a 
eu raison d'avoir recours a ces legers materiaux qui, mieux que tous autres, 
remplissent les conditions qu'on doit exiger dans des etablissements 
semblables. Depuis 185 1, on n'a cesse de travailler aux Halles, et cependant 
elles ne sont pas encore terminees. « Maxime Du Camp : Paris Paris 1 8 7 5 II p 
121/122 [F 1 a, 5] 

Projekt eines Bahnhofs, der die Gare St Lazare ersetzen sollte. Ecke place 
de la Madeleine und rue Tronchet. »Les rails, supportes sur >d'elegants 
arceaux de fonte eleves de 20 pieds au-dessus du sol et ayant une longueur 
de 615 metres,< selon le rapport, auraient traverse les rues Saint-Lazare, 
Saint-Nicolas, des Mathurins et Castellane, qui, chacune, aurait eu une 
station particuliere. D Flaneur. Eisenbahnstation bei ( ?) den Strafien □ . . . 
Rien qu'a le voir [sc. le plan], on comprend combien on avait peu devine 
l'avenir reserve aux chemins de fer. Quoique qualifiee de >monumentale<, la 
facade decette gare, qui, heureusement, n'a jamais ete construite, est de 
dimension singulierement restreinte; elle ne suffirait meme pas a loger un 
des magasins qui s'etalent maintenant aux angles de certains carrefours. 
C'est une sorte de maison a l'italienne, a trois etages ouverts chacun de huit 
fenetres; le degagement principal est represente par un escalier de vingt- 
quatre marches se degorgeant sous un porche plein cintre assez large pour 



Eisenkonstruktion 215 

kisser passer cinq ou six personnes de front.« Du Camp : Paris I p 238/239 

La gare de l'Ouest (heute?) offre »le double aspect d'une usine en activite et 
d'un ministere.« Du Camp: Paris I p 241 »Lorsque tournant le dos au 
souterrain a triple tunnel qui passe sous le boulevard des Batignolles, on 
apercoit Pensemble de la gare, on reconnait qu'elle a presque la forme d'une 
immense mandoline dont les rails seraient les cordes et dont les poteaux de 
signaux, places a chaque embranchement, seraient les chevilles.« Du 
Camp: Paris I p 250 [F2, 2] 

»Caron . . . ruine par Petablissement d'une passerelle en fil de fer sur le 
Styx.« Grandville:Un autre monde Paris 1844P 138 [F 2 >3] 

Erster Akt von Offenbachs »Pariser Leben« spielt auf einem Bahnhof . »Die 
industrielle Bewegung scheint dieser Generation so im Blut gelegen zu 
haben, dafi z.B. Flachat sein Haus auf einem Grundstiick errichtete, an 
dem rechts und links die Ziige unaufhorlich vorbeipfiffen.« Sigfried 
Giedion: Bauen in Frankreich Leipzig Berlin { 1928) p 13 Eugene Flachat 
(1 802-1 873) Eisenbahnbauer, Konstrukteur. [F 2, 4] 

Zu der Galerie d'Orleans im Palais Royal (1829-183 1){ :) »Selbst Fontaine, 
einer der Griinder des Empirestils, bekehrt sich im Alter noch zu dem 
neuen Material. Er ersetzte iibrigens auch 1835-36 den holzernen Boden 
der Galerie des Batailles in Versailles durch eiserne Armierungen. - Diese 
Galerien, wie jene im Palais Royal, haben nachtraglich in Italien ihre 
Weiterbildung erfahren. Fiir uns sind sie ein Ausgangspunkt fur neue 
Bauprobleme: Bahnhofeusw.« Sigfried Giedion: Bauen in Frankreich p 21 

[FM] 

»Die Halle au ble erhielt 181 1 ihre komplizierte Konstruktion aus Eisen 
und Kupfer . . . durch den Architekten Bellange und den Ingenieur Brunet. 
Es ist unseres Wissens das erste Mai, daft Architekt und Ingenieur nicht 
mehr in einer Person vereinigt sind . . . Hittorf, der Erbauer des Gare du 
Nord, erhielt unter Bellange den ersten Einblick in die Eisenkonstruktion. 
- Allerdings handelt es sich mehr um eine Anwendung des Eisens, als eine 
Eisenkonstruktion. Man iibertragt noch einfach die Holzbauweise auf 
Eisen. « Sigfried Giedion: Bauen in Frankreich p 20 [F 2, 6] 

Zu Veugnys Markthalle an der Madeleine i824{:) »Die Grazilitat der 
zarten Guft-Saulen erinnert an pompejanische Wandgemalde. >La con- 
struction en fer et fonte du nouveau marche de la madeleine est une des plus 
gracieuses productions de ce genre, on ne saurait imaginer rien de plus 



2 1 6 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

elegant et de meilleur gout . . .< Eck, Traite. O. c.« Sigfried Giedion: Bauen 
in Frankreich p 2 1 [F 2, 7] 

»Der wichtigste Schritt zur Industrialisierung: Herstellung bestimmter 
Formen (Profile) aus Schmiedeeisen oder Stahl auf maschinellem Wege. 
Die Gebiete durchdringen sich: man begann nicht bei Bauteilen, sondern 
mit der Eisenbahnschiene ... 1832. Hier liegt der Ausgangspunkt zu den 
Profileisen, d.h. der Grundlage der Geriistbauten. [Anm. zu dieser Stelle: 
Die neuen Herstellungsmethoden drangen langsam in die Industrie. Man 
kam in Paris 1845 zu den Doppel-T-Eisen als Deckentrager anlaftlich eines 
Maurerstreikes und infolge der hohen Holzpreise bei der gesteigerten 
Bautatigkeit und den grower werdenden Spannweiten. { ] ) « Giedion : Bauen 
in Frankreich p 26 [F 2, 8] 

Die ersten Eisenbauten dienten transitorischen Zwecken: Markt- 
hallen, Bahnhofe, Ausstellungen. Das Eisen verbindet sich also 
sofort mit funktionalen Momenten im Wirtschaftsleben. Aber was 
damals funktional und transitorisch war, beginnt heute in verander- 
tem Tempo formal und stabil zu wirken. [F 2, 9] 

»Die Hallen bestehen aus zwei Gruppen von Pavilions, die durch >rues 
couvertes< unter sich verbunden sind. Es handelt sich um eine etwas 
angstliche Eisenkonstruktion, die die grofiziigigen Spannweiten der 
Horeau und Flachat vermeidet und sich sichtlich an das Vorbild der 
Gewachshauserhalt.« Giedion: Bauen in Frankreich p 28 [F2a,i] 

Zur Gare du Nord: »Der Luxus an Raumiiberflufi bei Wartehallen, 
Eingangen, Restaurants, wie er um 1880 auftritt, und dann das Bahnhofs- 
problem als iibersteigerten Barockpalast formulierte, wird hier noch ganz 
vermieden.« Giedion : Bauen in Frankreich p 3 1 [F 2 a, 2] 

»Wo das 19. Jahrhundert sich unbeachtet fuhlt, wird es kuhn.« 
Giedion : Bauen in Frankreich p 3 3 Dieser Satz behauptet sich in der 
Tat in der allgemeinen Fassung, die er hier hat, die anonyme 
Illustrierungskunst der Familienzeitschriften und Kinderbucher 
z.B.istdafiireinBeleg. [F2a,3] 

Bahnhofe hieften friiher »Eisenbahnhofe« . [F 2 a, 4] 

Man gedenkt die Kunst von den Formen aus zu erneuern. Sind aber 
Formen nicht das eigentliche Geheimnis der Natur, die sich 



Eisenkonstruktion 217 

vorbehalt, gerade mit ihnen die richtige, die sachliche, die logische 
Losung eines rein sachlich gestellten Problems zu belohnen. Als das 
Rad erfunden wurde um die Vorwartsbewegung kontinuierlich 
iiber den Boden dahingehen lassen zu konnen - hatte da einer nicht 
mit einem gewissen Rechte sagen konnen: und nun ist es par-dessus 
le marche noch rund, noch Radform} Kommen nicht alle grofien 
Eroberungen im Gebiete der Formen schlieftlich so, als technische 
Entdeckungen zustande? Welche Formen, die fur unser Zeitalter 
bestimmend werden, in den Maschinen verborgen liegen, beginnen 
wir erst eben zu ahnen. »Wie sehr im Anfang die alte Form des 
Produktionsmittels seine neue Form beherrscht, zeigt . . . vielleicht 
schlagender als alles Andre eine vor der Erfindung der jetzigen 
Lokomotiven versuchte Lokomotive, die in der That zwei Fiisse 
hatte, welche sie abwechselnd wie ein Pferd aufhob. Erst nach 
weitrer Entwicklung der Mechanik und gehaufter praktischer 
Erfahrung wird die Form ganzlich durch das mechanische Princip 
bestimmt und daher ganzlich emancipirt von der iiberlieferten 
Korperform des Werkzeugs, das sich zur Maschine entpuppt.« (In 
diesem Sinne sind z.B. auch in der Architektur Stiitze und Last 
»K6rperformen«.) Die Stelle bei Marx: Kapital I Hamburg 1922 
P347Anm. [F2a,j] 

Durch die Ecole des Beaux-Arts wird die Architektur zu den 
bildenden Kiinsten geschlagen. »Das wurde ihr Unheil. Im Barock 
war diese Einheit vollendet und selbstverstandlich gewesen. Im 
Verlauf des 19. Jahrhunderts aber zwiespaltig und falsch gewor- 
den.« SigfriedGiedion: Bauen in Frankreich (Leipzig Berlin 1928) 
p 16 Das gibt nicht nur eine sehr wichtige Perspektive auf das 
Barock, das zeigt zugleich, daft die Architektur am friihesten dem 
Begriffe der Kunst historisch entwachsen ist, oder besser gesagt, 
daft sie am wenigsten die Betrachtung als »Kunst« vertrug, die das 
i9 te Jahrhundert, im Grunde mit nicht viel grofterer Berechtigung in 
einem vordem ungeahnten Mafte den Erzeugnissen geistiger Pro- 
duktivitat aufgezwungen hat. [F 3, 1] 

Die staubige Fata Morgana des Wintergartens, die trube Perspek- 
tive des Bahnhofs mit dem kleinen Altar des Gliicks im Schnitt- 
punkt der Gleise, das alles modert unter falschen Konstruktionen, 
zu friih gekommenem Glas, zu friihem Eisen. Denn in dem ersten 



2 1 8 Das Passagen- Werk ■ Aufzeichnungen und MateriaHen 

Drittel des vorigen Jahrhunderts ahnte noch niemand, wie mit Glas 
und Eisen gebaut werden mui Aber langst haben Hangars und 
Silos das eingelost. Nun steht es mit dem Menschenmaterial im 
Innern wie mit dem Baumaterial der Passagen. Zuhalter sind die 
eisernen Naturen dieser Strafie und ihre glasernen Sproden sind 
Huren. [F 3 ,2] 

»Das neue >Bauen< hat seinen Ursprung im Augenblick der Industriebil- 
dung um 1830, im Augenblick der Urrvwandlung des handwerklichen in 
den industriellen Produktionsprozefi.« Giedion: Bauen in Frankreich 
(Leipzig Berlin 1928} p 2 [F3>3] 

Wie grofi die natiirliche Symbolgewalt technischer Neuerungen 
sein kann, dafiir sind die »Eisenbahnschienen« mit der durchaus 
eigenen und unverwechselbaren Traumwelt, die sich an sie 
anschliefit, ein sehr eindriickliches Beispiel. Voiles Licht aber fallt 
darauf, wenn man von der erbitterten Polemik erfahrt, die in den 
dreifiiger Jahren gegen die Schienen gefuhrt wurde. So wollte A. 
Gordon: A treatise in elementary locomotion die Dampfwagen - 
wie man damals sagte - auf Granitstrafien laufen lassen. Man 
glaubte garnicht Eisen genug fur die damals doch erst in kleinstem 
Maftstab projektierten Eisenbahnlinien produzieren zu konnen. 

[F3.4] 

Man muE beachten, daft die grofiartigen Aspekte, die die neuen 
Eisenkonstruktionen auf die Stadte gewahrten - Giedion: Bauen in 
Frankreich (Leipzig Berlin 1928) gibt in den Abb. 61-63 aus g e_ 
zeichnete Beispiele am Pont Transbordeur in Marseille - auf lange 
hinaus sich ausschlieftlich den Arbeitern und Ingenieuren erschlos- 
sen. ■ Marxismus ■ Denn wer sonst als Ingenieur und Proletarier 
ging damals die Stufen, die allein erst das Neue, Entscheidende - das 
Raumgefuhl dieser Bauten- ganz zu erkennen gaben? [F 3, 5] 

1 79 1 kommt in Frankreich fur die Offiziere der Befestigungs- und 
Belagerungskunst die Bezeichnung »ingenieur« auf. »Und zu derselben 
Zeit, in demselben Land begann der Gegensatz zwischen >Konstruktion< 
und >Architektur< sich bewufk und bald in personlicher Scharfe zu aufiern. 
Die gesamte Vergangenheit kannte ihn nicht ... In den ungemein zahlrei- 
chen kunsttheoretischen Erorterungen aber, welche die franzosische Kunst 
nach den Sturmen der Revolution wieder in geregelte Bahnen zuriickbe- 



Eisenkonstruktion 219 

gleiteten, . . . traten die >constructeurs< den >decorateurs< gegeniiber, und 
sofort zeigte sich die weitere Frage, ob dann nicht auch die >ingenieurs<, als 
ihre Verbiindeten, sozial eineigenes Lager mit lhnen beziehen miifiten.« A. 
G. Meyer: Eisenbauten Esslingen 1907 p 3 [F 3, 6] 

»Die Technik der Steinarchitektur ist: Stereotomie, die des Holzes: 
Tektonik. Was hat der Eisenbau mit dieser und mit jener gemeinsam?« 
Alfred Gotthold Meyer: Eisenbauten Esslingen 1907 p 5 »Im Stein spuren 
wir den nariirlichen Geist der Masse. Das Eisen ist uns nur kiinstlich 
komprimierte Festigkeit und Zahigkeit.« ebd p 9 »Das Eisen ist an 
Festigkeit dem Stein vierzigfach, dem Holz zehnfach iiberlegen und hat 
jenem gegeniiber trotzdem nur das vierfache, diesem gegeniiber nur das 
achtfache Eigengewicht. Ein Eisenkorper besitzt also im Vergleich mit 
einem gleichgrofkn Steinvolumen bei nur viermal groflerer Schwere eine 
vierzigmal grofiere Tragkraft. « ebd p 1 1 [F 3, 7] 

»Dieses Material selbst hat schon in seinen ersten hundert Jahren wesentli- 
che Wandlungen erfahren - Gufieisen, Schweifi eisen, Flufteisen - so da£ 
heut dem Bauingenieur ein vollig anderer Baustoff zur Verfiigung steht als 
vor etwa fiinfzig Jahren . . . Das sind im Sinne geschichtlicher Betrachtung 
>Fermente< von beunruhigender Wandelbarkeit. Kein Baustoff bietet etwas 
auch nur annahernd Verwandtes. Man steht hier am Anfang einer mit 
rasender Schnelligkeit weiterstrebenden Entwicklung . . . Die . . . Bedin- 
gungen des Stoffes . . . verfliichtigen sich zu >unbegrenzten Moglichkei- 
ten<.« A.G. Meyer: Eisenbauten p 1 1 Eisen als revolutionises Baumaterial! 

[F 3 a,i] 

Wie es indessen im Vulgarbewufksein aussah, zeigt kraft und doch 
typisch die Aufierung eines zeitgenossischen Journalisten, einst 
werde die Nachwelt gestehen miissen: »Im i9 ten Jahrhundert 
erbliihte die altgriechische Baukunst wieder in ihrer alten Rein- 
heit.« Europa Stuttgart u Lpz i 837 II p 207 [F 3 a, 2] 

Bahnhofe als »Kunststatten«. »Si Wiertz avait eu a sa disposition . . . les 
monuments publics de la civilisation moderne: des gares de chemins de fer, 
des chambres legislatives, des salles d'universite, des halles, des hotels de 
ville . . . qui pourrait dire quel monde nouveau, vivant, dramatique, 
pittoresque, il eut jete sur la toile?« A.J. Wiertz: CEuvres litteraires Paris 
1870 p 525/26 [F3M] 

Welcher technische Absolutismus dem Eisenbau schon lediglich 
dem Material nach, zugrunde liegt, erkennt man, wenn man sich 



220 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

$len Gegensatz vergegenwartigt, in dem es zu den uberkommenen 
Anschauungen von der Geltung und Brauch{bar)keit von Bauma- 
terialien uberhaupt stand. »Man brachte dem Eisen ein gewisses 
Mifkrauen entgegen, eben weil es nicht unmittelbar von der Natur 
dargeboten, sondern als Bildstoff erst kunstlich gewonnen wird. 
Das ist nur eine Sonderanwendung jenes allgemeinen Empfindens 
der Renaissance, dem Leo Battista Alberti (De re aedificatoria Paris 
1 5 12 fol XLIV) einmal mit den Worten Ausdruck gibt: >Nam est 
quidem cujusquis corporis pars indissolubilior, quae a natura 
concreta et counita est, quam quae hominum manu et arte conjuncta 
atque, compacta est.<« A.G. Meyer: Eisenbauten Esslingen 1907 
pi4 [F3»»4] 



Es ist der Uberlegung wert - und es scheint diese Uberlegung kame, 
zu einem verneinenden Resultat - ob auch friiher die technischen 
Notwendigkeiten im Bauen (aber auch in den ubrigen Kunsten) die 
Formen, den Stil so weitgehend determinierten, wie das heute 
geradezu zur Signatur aller Produktionen dieser Epoche zu werden 
scheint. Am Eisen als Material ist das schon deutlich, und vielleicht 
am fruhesten, erkennbar. Denn die »Grundformen, in denen das 
Eisen als Baustoff auftritt, sind . . . bereits an sich als Einzelgebilde 
teilweise neuartig. Und ihre Eigenart ist in besonderem Grade 
Ergebnis und Ausdruck der natiirlichen Eigenschaften des Bauma- 
terials, weil schon die letzteren selbst technisch und wissenschaft- 
lich gerade fur diese Formen entwickelt und ausgenutzt werden. 
Der zielbewufke Arbeitsprozefi, der den Rohstoff zum unmittelbar 
verwendbaren Baustoff umformt, setzt beim Eisen bereits in einem 
weitaus friiheren Stadium ein als bei den bisherigen Baumaterialien. 
Zwischen Materie und Material waltet hier ftiglich ein anderes 
Verhaltnis als zwischen Stein und Quader, Ton und Ziegel, Holz 
und Balken: Baustoff und Bauform sind im Eisen gleichsam mehr 
homogen.« A.G. Meyer: Eisenbauten Esslingen 1907 p 23 [F 3 a, 5] 



1840-1844: »La construction, inspiree par Thiers, des fortifications ... 
Thiers, qui pensait que les chemins de fer ne marcheraient jamais, fit 
construire des portes a Paris au moment ou il lui eut fallu des gares.« 
Dubech-D'EspezehHistoirede Paris Paris 1 926 p 386 [F3a, 6] 



Eisenkonstruktion 22 1 

»Schon vom 1 5 . Jahrhundert an beherrscht dieses fast farblose Glas 
als Fensterscheibe auch das Haus. Die ganze Entwicklung des 
Innenraumes folgt der Parole: >Mehr Licht!< - Im 17. Jahrhundert 
fiihrt sie zu Fensteroffnungen, die in Holland selbst im Burgerhaus 
durchschnittlich etwa die Halfte der Wandflache einnehmen . . . / 
Die dadurch bedingte Lichtfulle mufite . . . bald unerwiinscht 
werden. Beim Zimmer bot die Gardine eine durch den Ubereifer 
der Tapezierkunst schnell verhangnisvoll werdende Hilfe . . . / Die 
Entwicklung des Raumes durch Glas und Eisen war auf einen toten 
Punkt gelangt. / Da flofi ihr von einer ganz unscheinbaren Quelle 
plotzlich neue Kraft zu. / Und wieder war diese Quelle ein >Haus<, 
das >Schutzbedurftiges bergen< sollte, aber weder ein Haus fiir 
Lebewesen noch fiir die Gottheit, ebensowenig ein Haus fiir die 
Herdflamme oder fiir tote Habe, sondern: ein Haus fiir Pflanzen. / 
Der Ursprung aller Architektur aus Eisen und Glas im Sinne der 
Gegenwart ist das Gewachshaus.« A. G. Meyer: Eisenbauten (Ess- 
lingen 1907) p 5 5 □ Licht in den Passagen E3 Spiegel □ Die Passage 
ist das Wahrzeichen der Welt, die Proust malt. Merkwiirdig wie sie, 
genau wie diese Welt, in ihrem Ursprung dem Pflanzendasein 
verhaftet ist. [F4,i] 

Uber den Kristallpalast von 185 1{:) »Unter allem Groften des ganzen 
Werkes ist diese gewolbte Mittelhalle das Grofke - in jenem Sinn . . . Allein 
auch hier sprach zunachst nicht ein raumgestaltender Architekt, sondern 
ein - Gartner . . . Das gilt sogar unmittelbar, denn der Hauptgrund fiir 
diese Erhohung der Mittelhalle war, dafi sich auf ihrem Terrain im 
Hydepark herrliche Ulmenbaume befanden, welche weder die Londoner 
noch Paxton selbst fallen mochten. Indem Paxton sie in sein riesiges 
Glashaus einschloft, wie zuvor die sudlichen Pflanzen von Chatsworth, 
gab er seinem Bau fast unbewuflt einen wesentlich hoheren architektoni- 
schen Wert.« A.G. Meyer: Eisenbauten Esslingen 1907 p 62 [F 4, 2] 

Viel veroffentlicht als architecte gegen die ingenieurs et constructeurs seine 
aufierst heftige, umfangreiche Polemik gegen das statische Rechnen unter 
dem Titel: »De Pimpuissance des mathematiques pour assurer la solidite 
des batiments«, Paris 1805 [F4, 3] 

Von den Passagen, insbesondere als Eisenbauten, gilt: »Der 
wesentlichste Bestandteil ... ist ihre Decke. Sogar die Sprachwur- 
zel des Wortes >Halle< selbst wird daraus abgeleitet. Es ist ein 



222 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

iiberbauter Raum, nicht ein umbauter; die Seitenwande sind gleich- 
sam >verborgen<.« Gerade dies letztere trifft in besonderem Sinne 
auf die Passage zu, deren Wande erst in zweiter Linie die Funktion 
von Wanden der Halle, in erster die von Wanden oder Fronten von 
Hausern haben. Die Stelle aus A.G. Meyer: Eisenbauten (Esslin- 
gen 1907) p 69 [F 4 ,4] 

Die Passage als Eisenkonstruktion bleibt an der Grenze des Breit- 
raums stehen. Das ist ein entscheidendes Fundament fur das 
»Altmodische« in ihrer Erscheinung. Sie hat da eine Zwitterstel- 
lung, die etwas Analoges mit der der Barockkirche hat: »gewolbte 
>Halle<, die selbst die Kapellen nur als Erweiterung ihres eigenen 
Raumes hinzunimmt, breiter als je zuvor. Doch auch in dieser 
Barockhalle herrscht der Zug >nach oben<> die emporgewandte 
Ekstase, wie sie in den Deckengemalden aufjauchzt. So lange 
Kirchenraume mehr sein wollen als Versammlungsraume, solange 
sie den Gedanken des Ewigen bergen sollen, wird der ungeteilte 
Einraum ihnen nur bei einem Ubergewicht der Hohe iiber die 
Breite geniigen.« A.G. Meyer: Eisenbauten p 74 Umgekehrt lafk 
sich nun sagen, dafi etwas Sakrales, ein Rest vom Kirchenschiff 
dieser Warenreihe, die die Passage ist, bleibt. Sie steht funktional 
schon im Gebiet des Breitraums, architektonisch aber noch in dem 
deralten »Halle«. [F4, 5] 

Die Galerie des machines von 1889 wurde 19 10 »aus kunstlerischem 
Sadismus« abgerissen. [F 4, 6] 

Geschichtliche Ausbildung des Breitraums: »Vom Palast der italienischen 
Hochrenaissance ubernimmt das franzosische Konigsschlofi die >Galerie<, 
die - wie in der >Apollogalerie< des Louvre und in der >Spiegelgalerie< in 
Versailles - zum Sinnbild der Majestat selbst wird . . . / Ihr neuer Siegeszug 
im 19. Jahrhundert beginnt zunachst wiederum im Zeichen des reinen 
Nutzbaues, mit Lager- und Markt-, Werkstatt- und Fabrikhallen: zur 
Kunst fuhrt sie hier die Aufgabe der Bahnhofe - und vor allem der 
Ausstellungen. Und iiberall ist da das Bediirfnis nach ungeteilter Breite so 
grofi, daft ihm die steinerne Wolbung und die Holzdecke nur sehr bedingt 
geniigen konnen ... In der Gotik wachsen die Wande in die Decke hinein- 
in den Eisenhallen vom Typus . . . der Pariser Maschinenhalle gleitet die 
Decke ununterbrochen in die Wand iiber.« A.G. Meyer: Eisenbauten 
P 7V75 [F4*,i] 



Eisenkonstruktion 223 

Nie zuvor hat der Mafistab des »Kleinsten« solche Bedeutung 
gehabt. Auch des Kleinsten der Menge, des »Wenigen«. Das sind 
Mafistabe, die schon lange in den Konstruktionen der Technik und 
Architektur zur Geltung gekommen sind ehe die Literatur Miene 
macht, ihnen sich anzupassen. Im Grunde handelt es sich um die 
friiheste Erscheinungsform des Prinzips der Montage. Uber den 
Bau des Eiffelturms: »So schweigt hier die plastische Bildkraft zu 
gunsten einer ungeheuren Spannung geistiger Energie, welche die 
anorganische stoffliche Energie in die kleinsten, wirksamsten For- 
men bringt und diese miteinander in der wirksamsten Weise 
verbindet . . . Jedes der 12000 Metallstiicke ist auf Millimeter genau 
bestimmt, jeder der i l A Millionen Niete . . . Auf diesem Werkplatz 
ertonte kein Meifielschlag, der dem Stein die Form entringt; selbst 
dort herrschte der Gedanke liber die Muskelkraft, die er auf sichere 
Geriiste und Krane iibertrug.« A. G. Meyer: Eisenbauten p 93 
D Vorlaufer D [F 4 a, 2] 

»Haussmann ne sut pas avoir ce qu'on pourrait appeler une politique des 
gares ... En depit d'une parole de rempereur qui avait justement baptise les 
gares les nouvelles portes de Paris, le developpement continu des chemins 
de fer surprit tout le monde, depassa les previsions . . . On ne sut pas sortir 
d'un empirisme au jour le jour.« Dubech-D'Espezel: Histoire de Paris 
Paris 1926 p 419 [F4a, 3] 

Tour Eiffel. »Saluee a l'origine par une protestation unanime, elle est restee 
aussi laide, mais elle a ete utile a l'etude de la telegraphic sans fil . . . On a dit 
que cette Exposition avait marque le triomphe de la construction en fer. II 
serait plus juste de dire quelle en a marque la faillite.« Dubech-D'Espezel: 
Histoire de Paris p 46 1 /6z [F 4 a, 4] 

»Vers 1878, on crut trouver le salut dans l'architecture du fer: les 
aspirations verticales, comme parle M. Salomon Reinach, la predominance 
des vides sur les pleins et la legerete de l'ossature apparente firent esperer 
que naitrait un style en qui revivrait Pessentiel du genie gothique, rajeuni 
par un esprit et des materiaux neufs. Quand les ingenieurs eurent eleve la 
Galerie des Machines et la tour Eiffel en 1889, on desespera de l'art du fer. 
Trop tot peut-etre.« Dubech-D'Espezel lc p 464 [F 4 a, 5] 

Beranger: »Der einzige Vorwurf, den er dem Regime Louis Philippes 
mache, sei, daft es die Republik in einem heiften Gewachshaus treiben 
lasse.« Franz Diederich: Victor Hugo Die neue Zeit XX, 1 p 648 Stuttgart 
1901 [F4a,6] 



224 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

»Der Weg von der Empireform der ersten Lokomotive zur vollendeten 
Sachlichkeitsform von heute kennzeichnet eine Entwicklung.« Joseph 
Aug. Lux : Maschinenasthetik Die neue Zeit XXVII, i p 439 Stuttgart 1 909 

[F4*>7] 

»Manner, deren kiinstlerisches Gewissen besonders fein empfand, haben 
vom Altar der Kunst aus auf die Bauingenieure Fluch auf Fluch geschleu- 
dert. Es geniige an Ruskin zu erinnern.« A. G. Meyer: Eisenbauten 
Esslingen 1907P3 [F5? 1 ] 

Zur kiinstlerischen Idee des Empire. Uber Daumier: »Er begeisterte sich 
aufs hochste fiir muskulare Erregungen. Unermudlich verherrlicht sein 
Stift die Spannung und Aktivitat der Muskeln . . . Doch hatte die Offent- 
lichkeit, von der er traumte, ein anderes Ausmafi als das dieser wurdelosen 
. . . Kramergesellschaft. Er sehnte sich nach einem sozialen Milieu, das 
ahnlich wie im griechischen Altertum den Menschen eine Basis gab, auf der 
sie sich wie auf Postamenten in kraftvoller Schonheit erhoben . . . Es mufke 
eine groteske Verzerrung . . . entstehen, wenn man den Burger unter dem 
Gesichtswinkel solcher Voraussetzungen betrachtete. So war die Karikatur 
Daumiers fast das unfreiwillige Resultat eines hohen Strebens, das sich 
vergeblich mit der biirgerlichen Offentlichkeit in Gleichklang zu setzen 
bemuht ... 1835 gab ein Attentat auf den Konig, das man der Presse in die 
Schuhe schob, die ... Gelegenheit, ihrer Kiihnheit . . . einen Riegel 
vorzuschieben. Die politische Karikatur wurde unmoglich . . . Daher sind 
die Advokatenzeichnungen dieser Zeit . . . diejenigen, die weitaus das 
feurigste Ungestum . . . besitzen. Das Gericht ist noch der einzige Ort, an 
dem Kampfe mit ihren sturmischen Erregungen sich austoben diirfen. Die 
Advokaten die einzigen Leute, denen eine muskular unterstrichene Rheto- 
rik, die berufsmaftig dramatische Pose eine durchgearbeitete Physiognomie 
des Korpers verliehen hat.« Fritz Th Schulte: Honore Daumier Die neue 
Zeit Stuttgart XXXII, ip 833-5 \FhA 

Beim Scheitern des Hallenbaus von Baltard, 1853 handelt es sich um 
die gleiche ungluckliche Kombination von Mauerwerk und Eisen 
wie bei dem ursprunglichen Projekt fiir den Londoner Ausstel- 
lungspalast von 1 8 5 1 , das von dem Franzosen Horeau stammte. Die 
Pariser nannten den Baltard'schen Bau, der dann abgerissen wurde 
»le fort de la Halle«. [F 5, 3] 

Uber den Kristallpalast mit den Ulmen in seiner Mitte: »Sous ces voutes de 
verre, grace aux velums, aux ventilateurs et aux fontaines jaillissantes on 
jouissait d'une fraicheur delicieuse. >On pourrait se croire, disait un 



Eisenkonstruktion 225 

visiteur, sous les ondes de quelques fleuves f abuleux, dans le palais de cristal 
d'une fee ou d'une naiade.<« A Demy: Essai historique (sur les expositions 
universelles de Paris Paris 1907) P40 [F5>4] 

»Apres la cloture de PExposition de Londres, en 185 1, on se 
demanda en Angleterre ce qu'allait devenir le Cristal-Palace. Mais 
une clause inseree dans Pacte de concession du terrain exigeait ... la 
demolition . . . du batiment: Popinion publique fut unanime pour 
demander Pabrogation de cette clause . . . Les journaux etaient 
remplis de propositions de toutes sortes, dont beaucoup se distin- 
guaient par leur excentricite. Un medecin voulut en faire un hopital; 
un autre, un etablissement de bains . . . Quelqu'un donna Pidee 
d'une bibliotheque gigantesque. Un Anglais, poussant jusqu'a 
Pexces la passion des fleurs, insista pour qu'on ne fit qu'un parterre 
de Pedifice entier.« Durch Francis Fuller wird der Kristallpalast 
erworben und nach Sydesham transferiert. A S de Doncourt: Les 
expositions universelles Lille Paris {1889) p jy Vgl F6a, 1 Die 
Bourse konnte alles vorstellen, der Kristallpalast zu allemge branch t 
werden. [F 5 a, 1] 

»L'ebenisterie en fers creux . . . rivalise, non sans avantage, avec Pebeniste- 
rie en bois. Les ameublements en fer creux, peints au four, . . . emailles de 
fleurs, ou en imitation de bois avec incrustations, sont galants et bien 
trousses a la maniere des dessus de portes de Boucher. « Edouard Foucaud: 
Paris inventeur Physiologie de Pindustrie franchise Paris 1 844 p 92/93 

[F 5 a,2] 

DerPlatzvordergareduNordhiefi i860 place deRoubaix. [F j a, 3] 

Auf den Gravuren der Zeit tummeln sich auf den Vorplatzen der Bahnhof e 
Rosse; in Staubwolken rollen Diligenzen heran, [F 5 a, 4] 

Beschriftung eines Holzschnitts, einen Katafalk in der gare du Nord 
darstellend: »Derniers honneurs rendus a Meyerbeer a Paris dans la gare de 
chemin de fer du Nord.« [F 5 a, 5] 

Fabrikraume mit Emporen und eisernen Wendeltreppen im Innern. Gem 
werden auf den ersten Prospekten und Bildern Fabrikations- und 
Verkaufsraume, die ja oft noch im gleichen Haus sind, im Durchschnitt, 
wie Puppenstuben, dargestellt. So ein Prospekt der Chaussures Pinet von 
1865. Nicht selten sieht man die Ateliers, wie die der Photographen, mit 



226 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

verschiebbaren Stores vordemOberlicht. C(abinet) d(es) E(stampes) 

[F 5 a,6] 

Der Eiffelturm: »Fiir dieses beriihmteste Bauwerk des Zeitalters ist es 
bezeichnend, daft es bei aller Riesenhaftigkeit . . . doch nippeshaft wirkt, 
was . . . daher kommt, dafi die subalterne Kunstempfindung der Epoche 
uberhaupt nur im Genregeist und in Filigrantechnik zu denken ver- 
mochte.« Egon Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit III Munchen 1931 
P3<S3 [Fja»7l 

»Michel Chevalier mit en poeme ses reves sur le temple nouveau; 
>Je te ferai voir mon temple, dit le seigneur Dieu 



Les colonnes du temple 

Etaient des faisceaux 

De colonnes creuses de fer fondu 

C'etait l'orgue du temple nouveau 



La charpente etait de fer, de fonte de d'acier 

De cuivre et de bronze 

' L'architecte l'avait posee sur les colonnes 

Comme un instrument a cordes sur un instrument a vent 

Le temple rendait aussi a chaque instant du jour 

Des sons d'une harmonie nouvelle 

La fleche s'elevait comme un paratonnerre 

Elle allait dans les nuages 

"Chercher la force electrique 

L'orage la gonflait de vie et de tension 



Au sommet des minarets 

Le telegraphe agitait ses bras 

Et de toute part apportait 

De bonnes nouvelles au peuple.<« 

Henry-Rene D'Allemagne: Les Saint-Simoniens 1827- 1837 Paris 1930 

P3 o8 [F6,i] 

Der »Casse-tete chinois«, der im Empire aufkommt, verrat den 
erwachenden Sinn des Jahrhunderts fur Konstruktion. Die Aufga- 
ben, die auf den damaligen Vorlageblattern als schraffierte Teile 
einer landschaftlichen, architektonischen oder figuralen Darstel- 
lung erscheinen, sind eine erste Vorahnung des kubistischen Prin- 



Eisenkonstruktion 227 

zips in der bildenden Kunst. (Zu verifizieren: ob auf einer allegori- 
schen Darstellung im C(abinet) d{es) E(stampes) der Kopfzer- 
brecher das Kaleidoskop oder dieses jenen ablost.) (s. Abbildung 
5) [F6,2] 

»Paris a vol d'oiseau« - Notre-Dame de Paris I 3 e livre - schliefit 
seinen Uberblick uber die Baugeschichte der Stadt mit einer 
ironischen Charakteristik der Gegenwart ab, die in der Schilderung 
der architektonischen Minderwertigkeit der Borse gipfelt. Die 
Bedeutung des Kapitels wird durch die Note ajout.ee a Tedition 
definitive (1832) unterstrichen, in der der Verfasser sagt: »L'auteur 
. . . developpe dans un de ces chapitres, sur la decadence actuelle de 
l'architecture et sur la mort, selon lui aujourd'hui presque inevita- 
ble, de cet art-roi, une opinion malheureusement bien enracinee 
chez lui et bien reflechie.« Victor Hugo: CEuvres completes Roman 
3 Paris i88op 5 [F6, 3] 

Ehe man sich zum Palais de ^Industrie entschloft, hatte ein Plan 
bestanden, der nach dem Vorbild des Kristallpalastes die Uberda- 
chung eines Teils der Champs-Elysees mit seinen Baumen vorsah. 

[F6.4] 

Victor Hugo in »Notre-Dame de Paris« iiber die Borse: » S ' i 1 est de regie 
que ^architecture d'un edifice soit adaptee a sa destination . . . on ne saurait 
trop s'emerveiller d'un monument qui peut etre indifferemment un palais 
de roi, une chambre des communes, un hotel de ville, un college, un 
manege, une academie, un entrepot, un tribunal, un musee, une caserne, un 
sepulcre, un temple, un theatre. En attendant, c'est une Bourse . . . Il est 
Bourse en France, comme il eut ete temple en Grece . . . On a cette 
colonnade qui circule autour du monument, et sous laquelle, dans les 
grands jours de solennite religieuse, peut se developper majestueusement la 
theorie des agents de change et des courtiers de commerce. Ce sont la sans 
aucun doute de tres superbes monuments. Joignons-y force belles rues, 
amusantes et variees, comme la rue de Rivoli, et je ne desespere pas que 
Paris, vu a vol de ballon, ne presente un jour . . . cette richesse de lignes, . . . 
cette diversite d'aspects, ce je ne sais quoi . . . d'inattendu dans le beau, qui 
caracterise un damier.« Victor Hugo: (Euvres completes Roman 3 Paris 
1 880 p 206/7 (Notre-Dame de Paris) [F 6 a, 1] 

Palais de Plndustrie: »On est frappe de l'elegance et de la legerete de la 
charpente en fer; l'ingenieur . . . M. Barrault a fait preuve d'autant 
d'habilete que de gout. Quant a la coupole de verre . . . sa disposition 



228 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

manque de grace, et l'idee qu'elle rappelle . . . c'est . . . celle d'une cloche 
immense. L'industrie etait en serre chaude . . . De chaque cote de la porte 
on avait place deux superbes locomotives avec leurs tenders. « Dies letzte 
Arrangement wohl erst anlaftlich der abschlieftenden Preisverteilung vom 
15 novembre 1855. Louis Enault: Le palais de l'industrie (Paris et les 
Parisiens au XIX e siecle Paris 1 8 5 6 p 3 1 3 u 3 1 5 ) [F 6 a, 2] 

Einiges aus Charles-Francois Viel: De l'impuissance des mathematiques 
pour assurer la solidite des batiments Paris 1805: Viel unterscheidet die 
ordonnance von der construction; er bemangelt an den jungern Architek- 
ten vor allem die mangelnde Kenntnis der erstern. Verantwortlich dafiir 
macht er »la direction nouvelle que ^instruction publique de cet art a 
eprouvee au milieu de nos orages politiques.« (p 9) »Quant aux geometres 
qui exercent l'architecture, leurs productions, sous le rapport de l'inven- 
tion et sous celui de la construction, prouvent la nullite des mathematiques 
pour l'ordonnance, et leur impuissance pour la solidite des edifices. « (p 10) 
»Les mathematiciens . . . pretendent avoir . . . reuni la hardiesse avec la 
solidite. II n'y a que sous l'empire de l'algebre que ces deux mots puissent se 
rencontrer.« (p 25. Festzustellen ob dieser Satz ironisch gemeint oder in 
ihm die Algebra in Gegensatz zur Mathematik gestellt ist.) Der Verfasser 
kritisiert die ponts du Louvre und de la Cite (beide von 1803) nach den 
Grundsatzen von Leon Battista Alberti. [F 6 a, 3] 

Viel zufolge miissen um 1730 die ersten Briickenbauten auf konstruktiver 
Grundlage unternommen worden sein . [F 7, 1 ] 

1855 wird, in schnellem Tempo, um bei der Eroffnung der Weltausstellung 
dienen zu konnen, das Hotel du Louvre gebaut. »Pour la premiere fois les 
entrepreneurs avaient eu recours a la lumiere electrique afin de doubler le 
labeur de jour; des retards inopines s'etaient produits; on sortait de la greve 
fameuse des charpentiers, qui tua la charpente en bois a Paris: aussi le 
Louvre offre-t-il cette particularity assez rare de marier dans sa structure les 
pans de bois des vieilles maisons aux planchers en fer des constructions 
modernes.« V te G d'Avenel: Le mecanisme de la vie moderne I Les grands 
magasins (Revue des deux mondes 1 5 juillet 1 894 p 340) [F7, 2] 

»Les wagons des chemins de fer a l'origine ont l'aspect des diligences, les 
autobus des omnibus, les lampadaires electriques des lustres a gaz et ceux-ci 
de lampes a petrole.« Leon Pierre-Quint: Signification du cinema (L'art 
cinematographique II Paris 1927 p 7) [F 7, 3] 

Zum Empire von Schinkel: »Der Bau, der den Ort anweist, der Unterbau, 
der den eigentlichen Standort der Erfindung enthalt, . . . erscheint - wie ein 



Eisenkonstruktion 229 

Wagen. Er tragt Bauideale dahin, die nur auf solche Weise noch zu 
>praktizieren< sind.« Carl Linfert: Vom Ursprung grofier Baugedanken 
(Frankfurter Zeitung 9 Januar 1936) [F 7, 4] 

Ubcr die Wcltausstcllung von 1 8 89 : »On peut dire de cette solennite qu'elle 
a ete, par-dessus tout, la glorification du fer . . . Ayant entrepris de donner, 
aux lecteurs du Correspondant, quelques aper^us generaux sur l'industrie, a 
propos de l'Exposition du Champ de Mars, nous avions choisi pour theme 
les Constructions metalliques et les Chemins de fer.« Albert de Lapparent: 
Le siecle du fer Paris 1 890 p VII/VIII [F 7, 5] 

Zum Kristallpalast: »L/architecte Paxton et les entrepreneurs, MM. Fox et 
Henderson, avaient resolu systematiquement de ne pas employer de pieces 
de grosses dimensions. Les plus lourdes etaient des poutres evidees en 
fonte, de 8 metres de longueur, dont aucune ne depassait le poids d'une 
tonne . . . Le principal merite consistait dans l'economie ... En outre, 
^execution avait ete remarquablement rapide, toutes les pieces etant de 
celles que les usines pouvaient s'engager a livrer a bref delai.« Albert de 
Lapparent : Le siecle du fer Paris 1 890 p 59 [F 7, 6] 

Lapparent teilt die Eisenkonstruktionen in zwei Klassen: die Eisenkon- 
struktionen mit Steinverkleidung und die eigentlichen Eisenkonstruktio- 
nen. Zu den erstern zahlt er die folgende. »Labrouste ... en 1868 . . . livrait 
au public la salle de travail de la Bibliotheque Nationale ... II est difficile 
d'imaginer rien de plus satisfaisant ni de plus harmonieux que cette salle de 
1 1 56 metres carres, avec ses neuf coupoles ajourees, reposant, par des arcs 
de fer a croisillons, sur seize legeres colonnes de fonte, dont douze 
appliquees contre les murailles, tandis que quatre, isolees de toutes parts, 
portent sur le sol par des piedestaux du meme metal« Albert de Lapparent: 
Le siecle du fer Paris 1890P 56/57 * [^7*, l ] 

Der Ingenieur Alexis Barrault, der mit Viel den Industriepalast von 1855 
erbaute, war ein Bruder von Emile Barrault. [F 7 a, 2] 

1779 die erste gufteiserne Briicke (von Coalbrookdale), 1788 wird ihr 
Erbauer von der englischen Gesellschaft der Kiinste mit der goldnen 
Medaille ausgezeichnet. »Comme, d'ailleurs, c'est en 1790 que l'architecte 
Louis terminait a Paris la charpente en fer forge du Theatre-Frangais, il est 
vraiment permis de dire que le Centenaire des constructions en metal 
coincide presque exactement avec celui de la Revolution franchise. « A de 
Lapparent :Le siecle du fer Paris 1890P n/12 [F7 a >3] 

Paris 1822 eine greve de la charpente. [F 7 a, 4] 



230 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Zum casse-tete chinois eine Lithographie »Le Triomphe du Kaleidoscope, 
ou le Tombeau du Jeu Chinois«. Ein liegender Chinese mit einem 
Kopfzerbrecher. Auf ihn hat eine weibliche Gestalt den Fuft gesetzt. Sie 
tragt in einer Hand ein Kaleidoskop, in der andern ein Papier oder Band mit 
Kaleidoskop-Mustern. C(abinet) d(es) E(stampes) (datiert 1818) (s. 
Abbildung6) Pvm] 

»La tete tourne, et le coeur se serre, quand, pour la premiere fois, on 
parcourt ces maisons fees, ou le fer et le cuivre eblouissants, polis, semblent 
aller d'eux-memes, ont Pair de penser, de vouloir, tandis que Phomme 
faible et pale est Phumble serviteur de ces geants d'acier.« J Michelet: Le 
peuple Paris 1846 p 82 Der Verfasser befiirchtet keinerlei Uberhandneh- 
men der maschinellen Produktion. Ihm scheint dagegen der Individualis- 
mus des Konsumenten zu sprechen: »Chaque homme maintenant . . . veut 
etre lui-meme; par suite, il doit souvent faire moins de cas des produits 
fabriques par classes, sans individualite qui reponde a la sienne.« lc p 78 

[F 7 a,6] 

»Viollet-le-Duc (1814-1879) montre que les architectes du moyen age 
furent aussi des ingenieurs et des inventeurs surprenants.« Amedee Ozen- 
fant: La peinture murale (Encyclopedic franchise XVI Arts et litteratures 
dans la societe contemporaine I p 70, 3 ) [F 8 , 1 ] 

Protestation gegen den Eiffelturm: »Nous venons, ecrivains, peintres, 
sculpteurs, architectes . . . protester . . . au nom de Part et de Phistoire 
francos, menaces, contre Perection en plein cceur de notre capitale de 
Pinutile et monstrueuse Tour Eiffel . . . ecrasant de sa masse barbare Notre- 
Dame, la Sainte-Chapelle, la Tour Saint-Jacques, tous nos monuments 
humilies, toutes nos architectures repetissees.« Cit Louis Cheronnet: Les 
trois grand-meres de Pexposition (Vendredi 30 avril 1937) [F 8, 2] 

Durch Musards »Harmoniehalle« am Boulevard Montmarte sollen angeb- 
lich einige Baume hindurchgewachsen sein. [F 8, 3] 

»C'est en 1783, dans la construction du Theatre-Franfais, que le fer fut 
employe pour la premiere fois en grand par Parchitecte Louis. Jamais peut- 
etre on n'a refait un travail aussi audacieux. Lorsqu'en 1900 le theatre fut 
reconstruit a la suite de son incendie, c'est, pour le meme comble, un poids 
de fer cent fois superieur a celui de Parchitecte Louis qui fut employe. La 
construction en fer a donne une serie d*edifices dont la grande Salle de 
Lecture de la Bibliotheque Nationale de Labrouste est le premier et Pun des 
meilleurs exemples . . . Mais le fer necessite un entretien couteux . . . 
L'Exposition de 1889 fut le triomphe du fer apparent . . .; a l'Exposition de 



Eisenkonstruktion 23 1 

1900, presque toutes les carcasses en fer etaient recouvertes / de staff. « 
L'encyclopedie franchise XVI 16-68,6/7 (Auguste Perret: Les besoins 
collectifs et l'architecture) [F 8, 4] 

Der triomphe du fer apparent im Zeitalter des Genres: »Es mag . . . aus der 
. . . Begeisterung fur die Maschinentechnik und aus dem Glauben an die 
uniiberbietbare Bestandigkeit ihrer Materialien zu verstehen sein, daft das 
Attribut des >Ehernen< oder >Eisernen< iiberall . . . sich einstellt, wenn . . . 
Kraft und Notwendigkeit sinnfallig gemacht werden soil: Ehern heiften die 
Naturgesetze so gut wie spater der >Schritt der Arbeiterbataillone<; eisern 
heiftt die . . . Einigung des Reichs . . . und eisern . . . der Kanzler selber.« 
Dolf Sternberger: Panorama Hamburg 1938P31 [F 8, 5] 

Der Eisenbalkon. »In seiner strengsten Form hat das Haus eine ganz glatte 
Fassade . . . Gliederung erfolgt nur durch Tor und Fenster. Das franzosi- 
sche Fenster ist durchweg, auch in. dem armlichsten Hause, Porte-fenetre, 
die sich bis zum Fuftboden offnet . . . Das macht ein Gitter notwendig, im 
armlichsten Haus eine glatte Eisenbarre, im reichsten ein Werk der 
Schmiedekunst . . . Von einer gewissen Stufe an wird es zum Schmuck . . . 
Es tragt auch zur Gliederung bei, indem es die untere Linie des Fensters . . . 
betont. Und es erfiillt beide Funktionen, ohne aus der Flache herauszutre- 
ten. Fur die grofte Baumasse des modernen Hauses, das stark in die Breite 
geht, hat diese Gliederung den Architekten nicht geniigt. Ihr Gefiihl 
forderte, daft die immer starkere horizontale Tendenz des Hauses . . . zum 
Ausdruck kame . . . Und sie fanden das Mittel im Anschluft an das 
traditionelle Eisengitter. Sie fuhrten in ein oder zwei Stockwerken einen 
Balkon iiber die ganze Breite der Front, der wieder mit einem solchen 
Gitter versehen war, das sich durch die schwarze Farbe sehr bestimmt 
abzeichnet und zu einer energischen Wirkung kommt. Diese Balkone . . . 
wurden bis in die letzte Bauperiode sehr schmal gehalten, und wenn durch 
sie die Strenge der Flache aufgehoben wird, so bleibt doch das, was man das 
Relief der Fassade nennen konnte, sehr flach, und hebt ebenso wenig wie 
das immer flach gehaltene plastische Ornament die Wandwirkung auf. 
Wenn Haus neben Haus tritt, so fugen sich diese fortlaufenden Balkongit- 
ter aneinander und festigen den Eindruck der Straftenwand, der iibrigens 
dadurch verstarkt wird, daft man auch dort, wo die oberen Stockwerke zu 
Geschaftszwecken benutzt werden, nicht . . . Schilder anbringt, sondern 
sich mit den immer gleichen vergoldeten Antiqualettern begnugt, die, auf 
den Eisengittern gut verteilt, schlicht schmiickend wirken.« Fritz Stahl: 
Paris Berlin < 1929) p 18/19 [ F 8 a l 



[AlJSSTELLUNGSWESEN, REKLAME, GrANDVILLE] 



»Oui, quand le monde entier, de Paris jusqu'en Chine, 
O divin Saint-Simon, sera dans ta doctrine, 
L'age d'or doit renaitre avec tout son eclat, 
Les fleuves rouleront du the, du chocolat; 
Les moutons tout rotis bondiront dans la plaine, 
Et les brochets au bleu nageront dans la Seine; 
Les epinards viendront au monde fricasses, 
Avec des croutons frits tout autour concasses; 
Les arbres produiront des pommes en compotes, 
Et l'on moissonnera des carricks et des bottes; 
II neigera du vin, il pleuvra des poulets, 
Et du ciel les canards tomberont aux navets.« 
Ferdinand Langle et Emile Vanderburch: Louis-Bronze et 
le Saint-Simonien Parodie de Louis XI (Theatre du Palais- 
Royal 27 fevrier 1832) cit bei Theodore Muret: L'histoire 
par le theatre 1789-1851 Paris 1865 III p i$i 

»Musik, wie man sie auf den Erard'schen Fliigeln des Saturn- 

ringes zu horen bekommt.« 

Hector Berlioz: A tr avers chants Autorisirte deutsche A us- 
gabe von Richard Pohl Leipzig 1864 p 104 (Beethoven im 
Ring des Saturn) 

Unter europaischen Aspekten sahen die Dinge so aus: In alien 
gewerblichen Erzeugnissen ging im Mittelalter und bis zum Beginn 
des i9 ten Jahrhunderts die Entwicklung der Technik viel langsamer 
vor sich als die der Kunst. Die Kunst konnte sich Zeit nehmen, die 
technischen Verfahrungsweisen mannigfach zu umspielen. Der 
Wandel der Dinge, der urn 1800 einsetzt, schrieb der Kunst das 
Tempo vor und je atemraubender dieses Tempo wurde, desto mehr 
griff die Herrschaft der Mode auf alle Gebiete uber. Schlieftlich 
kommt es zum heutigen Stande der Dinge: die Moglichkeit, dafi die 
Kunst keine Zeit mehr findet, in den technischen Prozefi sich 
irgendwie einzustellen, wird absehbar. Die Reklame ist die List, mit 
der der Traum sich der Industrie aufdrangt. [Gi,i] 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 233 

In den Rahmen der Bilder, die im Speisezimmer hingen, bereitet 
sich der Einzug der Reklameschnapse, der Kakaos von van Houten, 
der Konserven von Amieux vor. Man kann natiirlich sagen, dafi der 
gutbiirgerliche Komfort der Speisezimmer am langsten in den 
kleinen Cafes etc. uberdauert habe; man kann aber vielleicht auch 
sagen, dafi der Raum der Cafes, in dem jeder Quadratmeter und 
jede Stunde piinktlicher als in Mietskasernen bezahlt wird, sich aus 
diesen entwickelt habe. Die Wohnung, aus der ein Cafe gemacht 
wurde(,) ist ein Vexierbild mit der Aufschrift: Wo steckt hier das 
Kapital? [Gi,i] 

Grandvilles Werk sind die sybillinischen Biicher der publicite, Alles 
was bei ihm in der Vorform des Scherzes, der Satire vorhanden ist, 
gelangt als Reklame zu seiner wahren Entf altung. [G 1, 3] 

Prospekt eines pariser Textilwarenhandlers aus den dreifiiger Jahren: 
»Messieurs et Mesdames / Je vous supplie de jeter un regard d'indulgence 
sur les observations suivantes: le desir que j'ai de contribuer a votre salut 
eternel me porte a vous les adresser. Permettez-moi d'attirer votre attention 
sur l'etude des Saintes-Ecritures, ainsi que sur Textreme moderation des 
prix que j'ai introduit le premier dans mes articles de bonneterie, dans mes 
cotonnades etc. Rue Pave-Saint-Sauveur i3-« Eduard Kroloff: Schilderun- 
gen aus Paris Hamburg 1 8 3 9 II p 5 0/ 5 1 [G 1 , 4] 

Superposition und Reklame. »Im Palais royal fallt mir letzt, zwischen den 
Saulen des obern Stocks, ein lebensgrofles Gemalde in Oel, das einen 
franzosischen General in seiner Galla-Uniform mit sehr lebhaften Farben 
darstelk, in die Augen. Ich nehme mein Glas heraus, um das historisch 
Dargestellte des Bildes naher zu betrachten, und mein General sitzt im 
Lehnstuhl mit einem nackten FufS, den er dem vor ihm knieenden 
Huhneraugendoktor hinhalt, und sich von ihm die Huhneraugen aus- 
schneiden lafk.« J. F, Reichardt: Vertraute Brief e aus Paris Hamburg 1 805 1 
pi 7 8 [Gr.j] 

Im Jahre 1861 tauchte an den londoner Mauern das erste lithogra- 
phische Plakat auf: man sah den Riicken einer weiften Frau, die 
dicht in einen Shawl gehullt soeben in aller Hast den oberen Absatz 
einer Stiege erreicht hatte, den Kopf halb wendet und, den Finger 
auf den Lippen, eine schwere Tiir einen Spalt weit offnet, durch den 
man den gestirnten Himmel erkennt. So affichierte Wilkie Collins 
sein neues Buch, einen der grdfken Kriminalromane, die »weifte 
Frau«. Vgl.Talmeyr: La cite du sang Paris 1901 p 263/64 [Gi,6] 



234 Das Passagen-Werk - Aufzeichnungen und Materialien 

Es ist bezeichnend, dafi der Jugendstil am Interieur versagte, 
demnachst auch an der Architektur, aber auf der StrafSe, als Plakat 
oft sehr gluckliche Losungen fand. Das bestatigt durchaus die 
scharfsinnige Kritik von Behne: »Keineswegs war der Jugendstil in 
seinen urspriinglichen Absichten lacherlich. Er wollte eine Erneue- 
rung, weil er die absonderlichen Widerspriiche zwischen der 
nachgemachten Renaissancekunst und den neuen, durch die 
Maschine bedingten Produktionsmethoden wohl erkannte. Aber er 
wurde allmahlich lacherlich, weil er die gewaltigen sachlichen 
Spannungen formal, auf dem Papier, im Atelier glaubte losen zu 
konnen.« ■ Interieur ■ Adolf Behne: Neues Wohnen - Neues 
Bauen Lpz 1927 p 15 Im ganzen freilich gilt doch eben fur den 
Jugendstil das Gesetz der das Gegenteil bewirkenden Anstrengung. 
Die echte Ablosung von einer Epoche namlich hat die Struktur des 
Erwachens auch darin, dafi sie durchaus von der List regiert wird. 
Mit List, nicht ohne sie, losen wir uns aus dem Traumbereich los. 
Es gibt aber auch eine falsche Ablosung; deren Zeichen ist die 
Gewaltsamkeit. Sie hat den Jugendstil von vorn herein zum Unter- 
gang verurteilt. ■ Traumstruktur ■ [Gij] 

Innerst entscheidende Bedeutung der Reklame: »I1 n'existe . . . de 
bonnes affiches, que dans le domaine de la futilite, de Pindustrie ou 
de la revolution. « Maurice Talmeyr: La cite du sang Paris 1901 p 277 
Derselbe Gedanke, mit dem hier in der Friihzeit der Burger die 
Tendenz der Reklame durchschaut: »La morale, en somme, dans 
Paffiche, n'est done jamais ou est Part, Part n'est jamais ou est la 
morale, et Hen ne determine mieux le caractere de Paffiche. « 
Talmeyr { La cite du sang Paris 1 90 1 ) p 27 5 [Gi,8] 

Wie gewisse Darstellungsweisen, typische Szenen etc. im 19"" 
Jahrhundert beginnen, in die Reklame hintiber zu »changieren«, so 
auch in das Obszone. Der nazarenische Stil wie auch der Mackart- 
stil hat seine schwarzen oder selbst farbigen lithographischen 
Verwandten im Gebiet der obszonen Graphik. Ich sah ein Blatt, das 
auf den ersten Blick etwas wie Siegfrieds Bad im Drachenblute hatte 
darstellen konnen: grime Waldeinsamkeit, Purpurmantel des Hel- 
den, nacktes Fleisch, eine Wasserflache - es war die komplizierteste 
caresse dreier Leiber und sah aus wie das Titelbild einer billigen 
Jugendschrift. Das ist die Farbensprache der Affichen, die in den 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 23 5 

Passagen gebliiht haben. Wenn wir erfahren, die Portraits beriihm- 
ter Cancantanzerinnen wie Rigolette und Frichette hatten dort 
ausgehangen - wir mussen sie so koloriert denken. Falschere 
Farben sind in Passagen moglich; daft Kamme rot und grlin sind, 
wundert keinen. Schneewittchens Stiefmutter hatte solche, und als 
der Kamm sein Werk nicht getan hatte, da war der schone Apfel, 
der nachhalf, halb rot, halb giftgriin wie die wohlfeilen Kamme. 
Uberall geben Handschuhe ihre Gastrollen, farbige, aber vor allem 
die langen schwarzen, von denen so viele nach Yvette Guilbert ihr 
Gliick erhofften; und die es hoffentlich Marga Lion bringen. Und 
Striimpfe machen, am Nebentisch eines Ausschanks, eine atheri- 
sche Fleischbank. [G 1 a, 1] 

Die Dichtung der Surrealisten behandelt die Worte wie Firmenna- 
men und ihre Texte sind im Grunde Prospekte von Unternehmun- 
gen, die noch nicht etabliert sind. Heute nisten in den Firmennamen 
die Phantasien, welche man ehemals im Sprachschatz der »poeti- 
schen« Vokabeln sich thesauriert dachte. [Gia, 2] 

1867 schlagt ein Tapetenhandler seine Affichen an den Briickenpfeilern an. 

[Gia, 3 ] 

Vor vielen Jahren sah ich in einem Stadtbahnzuge ein Plakat, das, 
wenn es auf der Welt mit rechten Dingen zuginge, seine Bewunde- 
rer, Historiker, Exegeten und Kopisten so gut wie nur irgend eine 
grofte Dichtung oder ein groftes Gemalde gefunden hatte. Und in 
der Tat war es beides zugleich. Wie es aber bei sehr tiefen, 
unerwarteten Eindnicken bisweilen gehen kann: der Chock war so 
heftig, der Eindruck, wenn ich so sagen darf, schlug so gewaltig in 
mir auf, dafi er den Boden des Bewufitseins durchbrach und 
jahrelang unauffindbar irgendwo in der Dunkelheit lag. Ich wuftte 
nur, daft es sich um »Bullrichsalz« handelte und daft die Original- 
niederlage dieses Gewiirzes.ein kleiner Keller in der Flottwellstrafte 
war, an dem ich jahrelang mit der Versuchung vorbeifuhr, hier 
auszusteigen und nach dem Plakate zu fragen. Da gelangte ich eines 
verschossenen Sonntagnachmittags in jenes nordliche (?) Moabit, 
das wie fur eben diese Tageszeit geisterhaft aufgebaut schon einmal 
vor vier Jahren mich betroffen hatte, damals als ich eine chinesische 
Porzellanstadt, die ich aus Rom mir hatte kommen lassen, in der 



236 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Liitzowstrafie nach dem Gewicht ihrer emaillierten Hauserblocks 
zu verzollen hatte. Vorzeichen deuteten diesmal schon unterwegs 
darauf hin, daf? es ein bedeutungsvoller Nachmittag werden musse. 
Und so endete er denn auch mit der Entdeckungsgeschichte einer 
Passage, eine Geschichte, die zu berlinisch ist, als dafi sie in diesem 
pariser Erinnerungsraum sich erzahlen liefie. Vorher aber stand ich 
mit meinen beiden schonen Begleiterinnen vor einer poveren 
Destille, deren Auslagebuffet durch ein Arrangement von Schildern 
belebt war. Eines darunter war »Bullrich-Salz«. Es enthielt nichts 
als das Wort, aber um diese Schriftzeichen bildete sich plotzlich, 
muhelos jene Wiistenlandschaft des ersten Plakats. Ich hatte es 
wieder. So sah es aus: Im Vordergrunde der Wiiste bewegte ein 
Frachtwagen sich vorwarts, den Pferde zogen. Er hatte Sacke 
geladen, auf denen »Bullrich-Salz« stand. Einer dieser Sacke hatte 
ein Loch, aus dem Salz schon eine Strecke weit auf die Erde gerieselt 
war, Im Hintergrunde der Wiistenlandschaft trugen zwei Pfosten 
ein grofies Schild mit den Worten »Ist das Beste«. Was tat aber die 
Salzspur auf dem Fahrwege durch die Wiiste? Sie bildete Buchsta- 
ben und die formten ein Wort, das Wort: »Bullrich-Salz«, War die 
prastabilierte Harmonie eines Leibniz nicht Kinderei gegen diese 
messerscharfe eingespielte Predestination in der Wiiste? Und lag 
nicht in diesem Plakate ein Gleichnis vor, fur Dinge, die in diesem 
Erdenleben noch keiner erfahren hat. Ein Gleichnis fur den Alltag 
derUtopie? [Gia,4] 

»So hatte die genannte >Chaussee d'Antin< kiirzlich nach Metern 
ihre neuen Einkaufe angegeben. Uber zwei Millionen Meter 
Barege, uber fiinf Millionen Meter Grenadine und Popeline und 
uber drei Millionen Meter sonstiger Stoffe, im Ganzen gegen elf 
Millionen Meter Manufacturwaaren. >Die sammtlichen franzosi- 
schen Eisenbahnen<, bemerkte nun der >Tintamarre<, nachdem er 
die >Chaussee d'Antin< als das >erste Haus der Welt< und auch als das 
>solideste,< seinen Leserinnen empfohlen, >machen zusammenge- 
nommen noch keine zehntausend Kilometer aus, also nur zehn 
Millionen Meter. Dies eine Magazin konnte daher mit seinen 
Stoffen alle Schienenwege Frankreichs wie mit einem Zelt iiber- 
spannen, 'was namentlich im Sommer bei der Hitze sehr angenehm 
ware/< Drei oder vier ahnliche Etablissements publiciren ahnliche 
Langenmafte, so daft man mit den Stoffen, Alles zusammengenom- 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 237 

men, nicht allein Paris . . . sondern das ganze Seine-Departement 
unter ein grofies Wetterdach setzen konnte, >was wieder beim 
Regen sehr angenehm ware.< Wie aber (diese Frage drangt sich 
Einem unwillkiirlich auf) machen die Magazine es moglich, diese 
ungeheuern Waarenmassen unterzubringen und aufzuspeichern? 
Die Antwort ist sehr einfach und sehr logisch obenein: ein Etablis- 
sement ist namlich immer grofier als das andere. 
Man hore: 'La Ville de Paris, le plus grand magasin de la capitale', - 
'Les Villes de France, le plus grand magasin de l'Empire*, - 'La 
>Chaussee d'Antin<, le plus grand magasin de TEurope', - 'Le coin 
de Rue, le plus grand magasin du monde'. - 'Du monde', also auf 
der ganzen Erde kein grofieres; das sollte doch wo hi die Grenze 
sein. O nein; 'Les magasins du Louvre* fehlen noch, und diese 
fiihren den Titel 'les plus grands magasins de 1'Univers*. Des 
Weltalls! den Sirius wahrscheinlich mit gerechnet, vielleicht gar die 
>schwindenden Doppelsterne<, von denen Alexander von Hum- 
boldt in seinem >Kosmos< spricht.« 

Hier ist der Zusammenhang der werdenden kapitalistischen Han- 
delsreklame mit Grandville mit Handen zu greifen. 
Lebende Bilder aus dem modernen Paris 4 Bde Koln 1863/66 -II p 
292-294 [Gi,i] 

»Wohlan denn, Fiirsten und Staaten berathet Euch, Reichthumer, 
Mittel und Krafte zu vereinigen, um mit vereinter Kraft Vulkane die 
langst verloschen, [deren, jedoch mit Schnee gefiillten, Cratern 
noch Strome entziindlichen Wasserstoffgases entspriihen] nach Art 
der Gasbeleuchtung zu entziinden -; hohe cylinderische Thurme 
mufken Europa's heifie Quellen in hohe Lufte leiten, von wo 
[indem sie als Lufterwarmer dienten] cascadenformig sie sich 
herabstiirzten und deren baldige Vermischung mit abkiihlenden 
Gewassern sorgsamlichst verhindert werden. - Kiinstliche, im 
Halbkreise geordnete, die Sonnenstrahlen reflektirende Hohlspie- 
gel, auf Hohen aufgestellt, wiirden Erstere fiir die Lufterwarmung 
giinstigst multipliciren.« F. v. Brandenburg: Victoria! Eine neue 
Welt! / Freudevoller Ausruf in Bezug darauf, daft auf unserm 
Planeten, besonders auf der von uns bewohnten nordlichen Halb- 
kugel eine totale Temperatur-Veranderung hinsichtlich der Ver- 
mehrung der atmospharischen Warme eingetreten ist. Zweite ver- 
mehrte Auflage Berlin 1835 (p 4/5) D Gas D 



238 Das Passagen-Werk ■ Auf zeichnungen und Materialien 

Diese Phantasie eines Geisteskranken ergibt, unter dem Einflufi der 
neuen Erfindung, eine Gaslicht-Reklame im komisch-kosmischen 
Stile Grandvilles. Uberhaupt ist der enge Anschlufi der Reklame ans 
Kosmische zu analysieren. [G 2, 2] 

Ausstellungen. »Alle Zonen, ja, oft riickblickend, alle Zeiten. Von 
Landwirtschaft, Bergbau, von der Industrie, von den Maschinen, 
die man in Tatigkeit zeigte, bis zu den Rohmaterialien, bis zu 
verarbeiteten Stoffen, bis zu Kunst und Kunstgewerbe. Es liegt 
darin ein merkwurdiges Bediirfnis nach verfnihter Synthese, die 
dem 19. Jahrhundert auch auf anderen Gebieten eigen ist- Gesamt- 
kunstwerk. Es wollte, neben zweifellos utilitaren Griinden, die 
Vision des in neuer Bewegung befindlichen menschlichen Kosmos 
erstehen lassen.« Sigfried Giedion: Bauen in Frankreich (Leipzig, 
Berlin 1928) p 37 Es spricht sich in diesen »verfriihten Synthesen« 
aber auch der Versuch aus, den Raum des Daseins und der 
Entwicklung immer wieder zu schliefien. Die »Klassenluftung« zu 
hindern. [£2,3] 

Zu der nach statistischen Prinzipien angeordneten Ausstellung von 
i^6y{:) »Faire la tour de ce palais, circulaire comme 1'equateur, c'est 
litteralement tourner autour du monde, tous les peuples sont venus: 
ennemis vivent en paix cote a cote. Ainsi qu'a l'origine des choses sur l'orbe 
des eaux, l'Esprit divin plane sur cette orbe de fer.« L'exposition universale 
de 1867 illustree, Publication internationale autorisee par la commission 
imperiale. Tome 2, pag. 322. (Giedion p 4 1 ) [G 2, 4] 

Zur Ausstellung von 1867. Uber Offenbach. »Pendant dix ans, cette verve 
de 1'auteur comique et cette inspiration enivree du musicien rivaliserent 
entre elles de fantaisie et de trouvailles, pour atteindre en 1867, pendant la 
duree de l'Exposition, leur summum d'hilarite, la derniere expression de 
leur folie. Le succes, deja si grand, de ce theatre, devint alors du delire, une 
chose dont nos pauvres petites victoires d'aujourd'hui ne peuvent pas 
donner une idee. Paris, cet ete-la, eut une insolations Aus dem discours 
academique de Henri Lavedan 3 1 decembre 1 899 Succession de Meilhac. 

[G2a,i] 

Die Reklame emanzipiert sich im Jugendstil. Die Jugendstilplakate 
»sind grofi, immer figurlich, farbig raffiniert aber nicht laut; sie 
zeigen Balle, Nachtlokale, Kinoauffiihrungen, sind geschaffen fiir 
ein Leben, wo es iiberschaumte, und dem die sinnlichen Kurven des 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 239 

Jugendstils unvergleichlich dienten«. Frankfurter Zeitung gez. 
F.L. Uber eine Plakatausstellung in Mannheim 1927 □ Traumbe- 
wufitsein D [G 2 a, 2] 

Die erste londoner Ausstellung vereinigt die Industrien der Welt. Im 
Anschluft daran Grundung des South-Kensington-Museums. Zweite Aus- 
stellung 1862 ebenfalls in London. Mit der miinchner Ausstellung von 1875 
wird die deutsche Renaissance Mode. [G 2 a, 3] 

Wiertz anlafilich einer Exposition universelle: »Ce qui frappe d'abord, ce 
n'est point ce que les hommes font aujourd'hui, mais ce qu'ils ferontplus 
tard. / Le genie humain commence a se familiariser avec la puissance de la 
matiere.« A.J. Wiertz : (Euvres litteraires Paris 1 870 p 374 [G 2 a, 4] 

Talmeyr nennt die Affiche »l'art de Gomorrhe«(.) La cite du sang Paris 
i90ip286DjugendstilD [G2a, 5] 

Die Ausstellungen der Industrie als geheimes Konstruktionsschema 
der Museen - die Kunst: in die Vergangenheit projizierte Indu- 
strieerzeugnisse. [G 2 a, 6] 

Joseph Nash hat fur den Konig von England eine Serie von 
Aquarellen gemalt, die den Kristallpalast darstellen, in dem - als 
eigens dafiir errichteten Bauwerk die Londoner Industrieausstel- 
lung von 185 1 stattfand. Die erste Weltausstellung und der erste 
Monumentalbau aus Glas und Eisen! Mit Verwunderung sieht man 
auf diesen Aquarellen, wie man den kolossalen Innenraum auf 
marchenhaft-orientalische Weise auszustatten bemuht war und 
neben den Warenlagern, die die Arkaden erfullten(,) (wie) bron- 
zene Monumentalgruppen, Marmorstatuen und Springbrunnen 
sich durch die riesigen Hallen zogen. □ Eisen □ Interieur D [G 2 a, 7] 

Der Entwurf zum Kristallpalast stammt von Joseph Paxton, dem 
Obergartner des Herzogs von Davonshire, dem er in Chattworth 
ein conservatory (Treibhaus) von Glas und Eisen gebaut hatte. Sein 
Entwurf empfahl sich durch Feuersicherheit, Helligkeit, 
geschwinde Ausfuhrungsmoglichkeit und Billigkeit und siegte liber 
den des Komitees. Ein Preisausschreiben war ergebnislos verlaufen. 

[G2a,8] 



240 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

»Oui, vive la biere de Vienne! Est-elle originaire de la patrie qu'elle se 
donne? En verite, je n'en sais rien. Mais ce que je ne peux ignorer, c'est que 
l'etablissement est elegant, confortable; ce n'est pas de la biere de Stras- 
bourg . . . de Baviere . . . C'est la biere divine . . . claire comme la pensee 
d'un poete, legere comme une hirondelle, ferme et chargee d'alcool comme 
la plume d'un philosophe allemand. Elle se digere comme Peau pure, elle 
rafraichit comme l 3 ambrosie.« Annonce fur Fanta Biere de Vienne A cote 
du Nouvel Opera Rue Halevy 4 Etrennes 1866 Almanach indicateur 
parisien Paris 1 $66 p 1 3 [G 2 a, 9] 

»Encore un nouveau mot, >la reclames - fera-t-il fortune ?« Nadar: Quand 
j'etais photographe Paris (1900) p 309 [G 2 a, 10] 

Zwischen Februar-Revolution und Juni-Insurrektion: »Alle Mauern 
waren mit revolutionaren Affichen bedeckt, welche Alfred Delvau einige 
Jahre spater unter dem Titel >Muraillees revolutionaires< in zwei starken 
Banden wieder abdrucken lieft, so dafi man sich noch jetzt den Eindruck 
dieser merkwiirdigen Affichen- Literatur verschaffen kann. Es gab keinen 
Palast und keine Kirche, auf der man nicht dergleichen Affichen bemerkt 
hatte. Nie zuvor war eine solche Menge von Anschlagen in irgend einer 
Stadt bemerkt worden. Selbst die Regierung veroffentlichte ihre Decrete 
und Proclamationen auf diese Art, wahrend Tausende von anderen Perso- 
nen ihre Ansichten iiber alle moglichen Fragen ihren Mitbiirgern in 
Placaten zum Besten gaben. Je naher man der Eroffnung der National- 
Versammlung kam, desto leidenschaftlicher und wilder war die Sprache der 
Affichen . . . Die Zahl der offentlichen Ausrufer vermehrte sich jeden Tag, 
Tausende und Tausende, die Nichts anderes zu thun hatten, wurden 
Zeitungs-Ausschreier.« Sigmund Englander: Geschichte der f ranzosischen 
Arbeiter-Associationen Hamburg 1 864 II p 279/80 [G 3, 1] 

»Ein kleines, lustiges Stuck, das hier gewohnlich vor einem neuen Stiicke 
gegeben wird: Harlequin Afficheur. Der Komodienzettel wird in einer 
recht hubschen, komischen Scene an der Wohnung der Colombia ange- 
schlagen.«J.F. Reichardt: VertrauteBriefeaus Paris Hamburg 1805 Ip457 

[G3.2] 

»Viele Pariser Hauser scheinen gegenwartig im Geschmack von Harlekins- 
jacken verziert; das ist eine Versammlung von groften griinen, gelben, [ein 
Wort unleserlich] und rosenfarbigen Papierstiicken. Die Ankleber streiten 
sich um die Mauern und schlagen sich um eine Strafienecke. Das Hiibsche- 
ste dabei ist, alle diese Affichen bedecken sich gegenseitig zehnmal des 
Tages.« Eduard Kroloff : Schilderungen aus Paris Hamburg 1 8 39 lip 57 

[G3.3] 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 241 

»Paul Siraudin, geboren 1814, ist seit 1835 fur das Theater thatig, eine 
Thatigkeit, die er seit 1 860 durch praktische Leistungen auf dem Gebiet der 
Zuckerbackerei erganzte. Die Resultate derselben winken im grofien 
Schaufenster der Rue de la paix nicht minder verlockend, wie die dramati- 
scrien Knackmandeln, Bonbons, Zuckerbrotchen, siiften Knallerbsen, die 
in den einactigen dramatischen Bluetten (?) des Palais-Royal dem Publi- 
kum gereicht werden.« Rudolf Gottschall: Das Theater und Drama des 
second empire [In: Unsere Zeit Deutsche Revue Monatsschrift zum 
Conversationslexikon] Lpz 1 867 p 933 [G 3, 4] 

Aus Coppees Akademierede - Reponse a Heredia, 30 mai 1895- kann man 
entnehmen, daft friiher in Paris eine merkwurdige Art von Schriftbildern 
zu sehen waren: »Chefs-d'ceuvre calligraphiques qu'on exposait jadis a 
tous les coins de carrefours, et ou nous admirions le portrait de Beranger ou 
la>PrisedelaBastille<enparaphes.« {p4^) [G3, 5] 

Das Charivari von 1836 hat ein Bild, das eine Affiche zeigt, die iiber 
die halbe Hausfront geht. Die Fenster sind ausgespart, aufter einem, 
scheinbar. Denn dort heraus lehnt ein Mann und schneidet das ihn 
storende Stuck Papier fort. [G 3 , 6] 

»Essence d'Amazilly odorante et anti-septique Hygiene de toilette de 
Duprat et C ie .« [Das Folgende in der Ubersetzung:] »Wenn wir dieser 
unserer Essenz den Namen einer Tochter der Cacicna gegeben haben, so 
haben wir damit nur andeuten wollen, daft die pflanzlichen Bestandteile 
dieser Mischung, denen sie ihre iiberraschende Wirksamkeit dankt, unter 
demselben brennenden Klima wie jene entstanden sind. Die zweite 
Bezeichnung haben wir der Wissenschaft entnommen und dies nur um 
anzudeuten, daft abgesehen von den unvergleichlichen Diensten, die sie 
den Damen leistet, sie hygienische Wirkungen besitzt, die-geeignet sind, 
ihr das Vertrauen aller derer zu erwerben, die die Freundlichkeit haben, 
von ihrer heilkraftigen Wirkung sich iiberzeugen zu wollen. Denn wenn 
schon unser Wasser nicht wie das des Jungbrunnens die Gabe hat, die Zahl 
der Jahre auszuloschen, so hat es wenigstens neben anderen Verdiensten 
das, wie uns scheint, hochst schatzenswerte, im ganzen Glanz der ehemali- 
gen verlornen Herrlichkeit jenes vollendete Organ, das Meisterwerk des 
Schopfers, wiederherzustellen, das mit der Eleganz, der Reinheit und der 
Grazie seiner Formen den blendenden Schmuck der schoneren Halfte der 
Menschheit darstellt; ohne das hochgewunschte Eingreifen unserer Ent- 
deckung ware diese(r) ebenso kostbare(n) als empfindliche(n) Zier, die 
in der zarten Anmut ihres geheimen Baus einer gebrechlichen Bliite gleicht, 
die unterm ersten Unwetter welkt, nur eine fluchtige Szene des Glanzes 



242 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

beschieden, nach deren Ablauf sie unterm verderblichen Hauche der 
Krankheit, den ermiidenden Anforderungen des Stillens oder der nicht 
minder verhangnisvollen Umklammerung des unbarmherzigen Korsetts 
dahinsiechen miifke. Unsere im alleinigen Interesse der Damen kreierte 
Amazilly-Essenz entspricht den strengsten und intimsten Anforderungen 
ihrer Toilette. Dank einer gliicklichen Zusammensetzung vereinigt sie alles 
zur Wiederherstellung, Entfaltung und Entwicklung der naturlichen Reize 
Erforderliche, und zwar ohne im mindesten ihnen zu schaden.« Charles 
Simond: Paris de 1800 a 1900 Paris 1900 II p 510 »Une reclame de 
parfumeuren 1 8 5 7 « [G3a, 1] 

»L'homme-affiche -porte gravement son double et leger fardeau. Cette 
jeune dame dont la rotondite n'est que passagere rit de Paffiche ambulante, 
et tout en riant elle a voulu la lire; Fheureux auteur de sa protuberance porte 
aussi son fardeau. « Text zu der Lithographie »L*homme affiche sur la place 
des Victoires« aus »Nouveaux Tableaux de Paris« Text zu planche 63 [die 
Lithographien sind von Marlet] Dieses Buch ist eine Art Hogarth ad usum 
Delphini. [G 3 a, 2] 

Beginn der Vorrede von Alfred Delvau zu den »Murailles revolutionnai- 
res«: »Ces Murailles Revolutionnaires, - au bas desquelles nous mettons 
notre nom obscur, - sont une oeuvre immense, gigantesque, unique 
surtout, sans precedent, croyons-nous, dans l'histoire des livres. CEuvre 
collective qui a pour auteur monseigneur tout le monde, mein herr omnes, 
comme le disait Luther.« Les murailles revolutionnaires de 1848 (Seizieme 
edition) Paris {1852) Ip 1 [G3 a,3J 

»Lorsque sous le Directoire, en 1798, s'inaugura au Champs de Mars l'idee. 
des Expositions publiques on compta no exposants, auxquels il fut 
distribue 25 medailles.« Palais de Pindustrie Se vend chez H. Plon [G 4, 1] 

»A partir de 1801, on exposa dans la Cour du Louvre les produits de 
Pindustrie grandissante.« Lucien Dubech Pierre D'Espezel: Histoire de 
ParisParis 1926P335 [^4,2] 

»Tous les cinq ans, 1834, 1839, 1844, on expose, au carre Marigny, les 
produits de Pindustrie.« Dubech-D'Espezel: Histoire de Paris p 389 

[G 4 ,3] 

»La premiere exposition remonte a 1798; c'etait ... une exposition, au 
Champ-de-Mars, des produits de Pindustrie franchise, dont Pidee appar- 
tient a Francois de Neuf-chateau. II y eut trois expositions nationales sous 
PEmpire, en 1801, 1802, 1806, les deux premieres dans la cour du Louvre, 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 243 

la troisieme aux Invalides; trois sous la Restauration, en 18 19, 1823, 1827, 
toutes trois au Louvre; trois sous la monarchic de Juillet, place de la 
Concorde et aux Champs-Elysees, en 1834, 1839, 1844; une sous la 
seconde Republique, en 1849. Puis, a limitation de PAngleterre qui avait 
organise en 185 1 une exposition Internationale, la France imperiale eut au 
Champ-de-Mars, en 1 8 5 5 et 1867, ses expositions universelles. La premiere 
avait vu naitre le Palais de Plndustrie, demoli sous la Republique; la 
seconde fut une fete effrenee qui marqua P apogee de PEmpire. En 1878, 
une nouvelle Exposition fut donnee pour temoigner de la renaissance apres 
la defaite. Elle se tint au Champ-de-Mars, dans un palais ephemere eleve 
par Formige. Le caractere de ces foires demesurees est d'etre ephemeres et, 
pourtant, chacune d'elles a laisse une trace dans Paris. Celle de 1878 vit 
naitre le Trocadero, palais etrange campe par Davioud et Bourdais au 
sommet de Chaillot, et la passerelle de Passy, etablie pour suppleer le pont 
d'lena devenu indisponible. Celle de 1889 avait laisse la Galerie des 
Machines, qui disparut, mais la tour Eiffel vit toujours.« Dubech-D'Espe- 
zehHistoirede Paris Paris 1926 P461 [£4,4] 

»>L'Europe s'est deplacee pour voir des marchandises<, disait Renan, avec 
mepris, de l'Exposition de i855.«PaulMorand: 1900 Paris 193 1 P71 

[G 4 ,5l 

»>Cette annee a ete perdue pour la propagande< dit un orateur socialiste, au 
congresde i900.« PaulMorand: 1900 Paris 1931 p 129 [^4,6] 

»Im Jahre 1798 wird eine allgemeine Industrie- Ausstellung ausgeschrie- 
ben, welche auf dem Marsfeld . . . Statt finden soil. Das Directorium hatte 
den Minister Francois de Neufchateau beauftragt, zur Feier der Begriin- 
dung der Republik ein Volksfest zu veranstalten. Der Minister hatte 
mehrere Personen hieriiber zu Rathe gezogen, welche ihm Baumklettern 
und andere Spiele vorschlugen. Einer sprach davon, einen grofkn Markt 
nach Art der Dorfmessen, aber in grofkrtigem Mafistabe, zu veranstalten. 
Endlich schlug Jemand vor, dafi eine Bilder-Ausstellung hinzu gefiigt 
werden sollte. Diese letzteren beiden Vorschlage brachten Francois de 
Neufchateau auf die Idee, eine Industrie-Ausstellung zur Feier des Volks- 
festes auszuschreiben. So geht diese erste Industrie-Ausstellung aus dem 
Wunsche hervor, die Arbeiterklassen zu armisiren, und wird fur dieselben 
ein Fest der Emanzipation . . . Der popular gewordene Character der 
Gewerbe springt auf eine erhebende Weise in die Augen . . . Statt der 
Seidenstoffe sieht man Wollenzeuge, statt der Spitzen und der Atlaswaaren 
Stoffe, die fur den hauslichen Bedarf des dritten Standes nutzlich sind, die 
Wollen-Haube und den Woll-Sammet . . . Chaptal, der Sprecher dieser 
Ausstellung, nennt den industriellen Staat zum ersten Male beim Namen.« 



244 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Sigmund Englander: Gesch(ichte) derfr(an)z{6sischen) Arbeiter-Asso- 
ciationen Hamburg 1864 Ip 51-53 [G4, 7] 

»Bei der festlichen Begehung des hundertjahrigen Gedenktages der groften 
Revolution hat es die franzosische Bourgeoisie gleichsam absichtlich darauf 
angelegt, dem Proletariat die okonomische Moglichkeit und Nothwendig- 
keit einer sozialen Umwalzung ad oculos zu beweisen. Die Weltausstellung 
gab ihm einen ausgezeichneten Begriff von der unerhorten, in alien 
zivilisirten Landern erreichten Entwicklungsstufe der Produktionsmittel, 
die die kuhnsten Phantasien der Utopisten des vorigen Jahrhunderts weit 
uberfliigelt hat . . . Dieselbe Ausstellung hat ferner gezeigt, dafl die 
moderne Entwicklung der Produktivkrafte unter der gegenwartig in der 
Produktion herrschenden Anarchie zu immer intensiveren und folglich zu 
immer zerstorender auf den Gang der Weltwirthschaft einwirkenden, 
industriellen Krisen mit Nothwendigkeit fiihren muE.« G. Plechanow: 
Wie die Bourgeoisie ihrer Revolution gedenkt Die Neue Zeit Stuttgart 
1 89 1, IX, ip 138 [G4a, 1] 

»Trotz alles protzenhaften Gebahrens, womit teutonischer Diinkel die 
Reichshauptstadt als unvergleichliche Leuchte der Zivilisation auszuspie- 
len sucht, hat Berlin es noch zu keiner Weltausstellung gebracht . . . Es ist 
eine leere Ausflucht, wenn die blamable Thatsache damit beschonigt 
werden soil, daft die Weltausstellungen sich iiberlebt hatten, dafi sie nichts 
als bunte Welt-Jahrmarkte der Eitelkeit seien und was der . . . Trostgriinde 
mehr sind. Wir haben keinen Grund, die Schattenseiten zu bestreiten, 
welche die Weltausstellungen besitzen . . . : immer aber sind sie ungleich 
machtigere Hebel menschlicher Kultur, als die unzahligen Kasernen und 
Kirchen, mit denen Berlin unter Aufwand der ungeheuerlichsten Geldmit- 
tel uberschwemmt wird. Woran die wiederholten Anlauf e der Weltausstel- 
lungen gescheitert sind, ist erstens der Mangel an Energie . . ., woran die 
Bourgeoisie leidet, ist zweitens die schlecht verhehlte Scheelsucht, womit 
der absolutistisch-feudale Militarismus auf Alles blickt, was seine noch 
immer, ach! wie triebkraftigen Wurzeln schadigen konnte.« (anon.:) 
Klassenkampfe DieneueZeit Stuttgart i894XII,2p257 [G 4 a, 2] 

Victor Hugo erlieft zur Weltausstellung 1867 ein Manifest an die Volker 
Europas. [G4a,3] 

Chevalier war ein Schiller von Enfantin. Editor des Globe. [G 4 a, 4] 

Zu Roland de la Platiere »Encyclopedie methodique«: »En parlant des 
Manufactures . . . Roland ecrit: >Du besoin naquit V Industrie . . .<. On 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 24 5 

pourrait croire d'abord que le terme est employe en son sens classique 
d'industria; la suite va nous eclairer: >Mais cette fille feconde et perverse . . . 
a la marche inegale, rebroussant sans cesse, inonda les champs de sa source, 
et bientot rien ne put suffire aux besoins qui s'epandirent par toute la terre< 
. . . Ce qui importe, c'est que le mot Industrie est couramment employe par 
lui, trente et quelques annees avant Pceuvre de Chaptal.« Henri Hauser: 
Les debuts du capitalisme Paris 193 1 p 3 1 5/16 [G 4 a, 5] 

»Mit dem Preisetikett betritt die Ware den Markt. Ihre stoffliche Indivi- 
dualist und Qualitat bildet nur den Anreiz zum Tausche. Fur die 
gesellschaftliche Einschatzung ihres Wertes ist sie vollig belanglos. Die 
Ware ist ein Abstraktum geworden. Einmal der Hand des Produzenten 
entflohen und ihrer realen Besonderheit ledig, hat sie aufgehort, Produkt 
zu sein und vom Menschen beherrscht zu werden. Sie hat eine >gespenstige 
Gegenstandlichkeit< gewonnen und fiihrt ein Eigenleben. >Eine Ware 
scheint auf den ersten Blick ein selbstverstandliches, triviales Ding. Ihre 
Analyse ergibt, dafi sie ein vertracktes Ding ist, voll metaphysischer 
Spitzfindigkeit und theologischer Muckem< Sie reiht sich, abgelost vom 
Willen des Menschen, in eine geheimnisvolle Rangordnung ein, entwickelt 
oder verweigert Austauschfahigkeit, agiert nach eigenen Gesetzen als 
Schauspieler auf einer schemenhaften Buhne. In den Borsenberichten 
>steigt< Baumwolle, >stiirzt< Kupfer, ist Mais >belebt<, Braunkohle >flau<, 
Weizen >zieht an< und Petroleum >entwickelt Tendenz<. Die Dinge haben 
sich verselbstandigt, nehmen menschliches Gebaren an . . . Die Ware hat 
sich in einen Gotzen verwandelt, der, obwohl Erzeugnis menschlicher 
Hand, iiber den Menschen gebietet. Marx spricht vom Fetischcharakter der 
Ware. >Dieser Fetischcharakter der Warenwelt entspringt aus dem eigen- 
tiimlichen gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, welche Waren produ- 
ziert . . . Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhaltnis der Menschen 
selbst, welches hier fur sie die phantasmagorische Form eines Verhaltnisses 
von Dingen annimmt.<« Otto Ruhle : Karl Marx Hellerau { 1928 ) p 384/8 5 

[G5.1] 

»Es waren nach einer offiziellen Berechnung insgesamt zirka 750 Arbeiter, 
die, von ihren Genossen gewahlt oder von den Unternehmern selbst 
ernannt, im Jahre 1862 die Weltausstellung in London besuchten . . . Der 
offizielle Charakter dieser Delegation, die Art und Weise ihrer Entstehung 
flofke selbstverstandlich der revolutionaren und der republikanischen 
franzosischen Emigration wenig Vertrauen ein. Dieser Umstand erklart 
vielleicht, warum der Gedanke eines festlichen Empfanges dieser Deputa- 
tion von der Redaktion eines Organs ausging, das der Kooperativbewe- 
gung gewidmet war . . . Im Juli wurde auf Anregung der Redaktion des 
>Working Man< ein Komitee gebildet, das den franzosischen Arbeitern 



246 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

einen festlichen Empfang bereiten sollte . . . Unter den Teilnehmern sind 
... J. Morton Peto, . . . Joseph Paxton genannt ... In den Vordergrund 
wurden ... die Interessen der Industrie gestellt und die Notwendigkeit 
einer Verstandigung zwischen den Arbeitern und den Unternehmern als 
das einzige Mittel, das die schwere Lage der Arbeiter verbessern konnte, 
stark betont . . . Wir kbnnen . . . diese Versammlung nicht als die Geburts- 
statte ... der LA. A. betrachten. Es ist dies eine Legende . . . Richtig ist nur, 
dafi dieser Besuch durch seine indirekten Folgen eine grofte Bedeutung als 
eine sehr wichtige Etappe auf dem Wege der Verstandigung zwischen den 
englischen und franzosischen Arbeitern gewann.« D. Rjazanov: Zur 
Geschichte der ersten Internationale (Marx-Engels-Archiv) I (Frankfurt 
a.M. 1928) p 157, 159/160 [£5,2] 

»Schon bei der ersten Weltausstellung in London im Jahre 185 1 hatte man 
auf Staatskosten einige von den Unternehmern vorgeschlagene Arbeiter 
nach London geschickt. Es gab aber auch eine freie Delegation, die auf 
Anregung von Blanqui (dem Okonomisten) und Emile de Girardin nach 
London entsandt worden war . . . Diese Delegation lieferte einen Gesamt- 
bericht, in dem wir zwar keine Spur von dem Versuch, eine standige 
Verbindung mit den englischen Arbeitern herzustellen, finden, in dem aber 
die Notwendigkeit friedlicher Beziehungen zwischen England und Frank- 
reich stark betont wird . . . Im Jahre 1855 fand die zweite Weltausstellung 
statt, diesmal in Paris. Arbeiterdelegationen sowohl aus der Hauptstadt 
wie aus der Provinz waren diesmal ganzlich ausgeschlossen. Man furchtete, 
dafi sie den Arbeitern eine Organisierungsmoglichkeit verschaffen wiir- 
den.« D. Rjazanov: Zur Geschichte der ersten Internationale (Marx- 
Engels-Archiv hg von Rjazanov I Frankfurt a/Mp 1 50/1 51) [G 5 a, 1] 

Die Spitzfindigkeiten Grandvilles bringen gut zum Ausdruck, was 
Marx die »theologischen Mucken« der Ware nennt. [G 5 a, 2] 

»Le sens du gout est un char a 4 roues qui sont: 1. La Gastronomie; 2. La 
Cuisine; 3. La Conserve; 4. La Culture. « Aus dem »Nouveau monde 
industrieletsocietaire(«) 1829. E.Poisson: Fourier Paris 1932P 130 

[G 5 a, 3] 

Zusammenhang der ersten Weltausstellung London 185 1 mit der 
Idee des Freihandels [G 5 a, 4] 

»Die Weltausstellungen haben von ihrem urspriinglichen Charakter sehr 
viel verloren. Die Begeisterung, welche 185 1 die weitesten Kreise erfafke, 
ist verrauscht, an Stelle derselben ist eine Art kiihler Berechnung getreten; 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 247 

1 8 5 1 bef anden wir uns in der Zeit des Freihandels . . . Jetzt befinden wir uns 
seit Jahrzehnten in einem immer weiteren Vorschreiten des Schutzzolles; 
. . . die Beschickung der Ausstellung wird . . . eine Art Representation . . . 
und wahrend man 1850 als obersten Satz hinstellte: daft die Regierung sich 
um diese Angelegenheit nicht zu kummern habe, ist man jetzt dahin 
gekommen, die Regierung jedes einzelnen Landes als eigentlichen Unter- 
nehmer anzusehen,« Julius Lessing: Das halbe Jahrhundert der Weltaus- 
stellungen Berlin 1900 p 29/30 [G 5 a, 5] 

In London 185 1 »erschien ... die erste Guftstahlkanone von Krupp, ein 
Modell, auf welches das preuftische Kriegsministerium bald darauf mehr 
als 200 Exemplare bestellen sollte.« Julius Lessing: Das halbe Jahrhundert 
der Weltausstellungen Berlin 1 900 p 1 1 [G 5 a, 6] 

»Aus dem Gedankenkreise, aus dem die grofte Idee des Freihandels 
erwachsen war, erwuchs . . . der Gedanke, daft niemand beraubt, spndern 
jeder bereichert zuriickkehren werde von einer Ausstellung, in der er sein 
bestes eingesetzt, um auch das beste anderer Volker frei nach Hause fiihren 
zu konnen . . . Dieser groften Anschauung, aus welcher der Ausstellungs- 
gedanke hervorging, entsprach die Ausfiihrung. In acht Monaten war alles 
vollendet. >Ein Wunder, das nun Geschichte ist.< Sehr merkwiirdiger Weise 
steht im Kern der Bewegung der Grundsatz, daft nicht der Staat, sondern 
lediglich die freie Thatigkeit der Burger ein derartiges Werk hervorbringen 
miisse . . . Damals erboten sich zwei Privatleute, die Gebruder Munday, 
sofort auf ihre eigene Gefahr einen Palast fur eine Million Mark zu bauen. 
Man entschloft sich aber zu noch grofterem Maftstabe und der dafiir nothige 
Garantiefond von vielen Millionen war in allerkurzester Zeit gezeichnet. 
Und fur den groften neuen Gedanken fand sich die grofte neue Gestalt. Der 
Ingenieur Paxton erbaute den Kristallpalast. Wie etwas marchenhaft 
Unerhortes klang die Kunde in alle Lande, daft man aus Glas und Eisen 
einen Palast bauen wolle, der achtzehn Morgen Landes bedecke. Paxton 
hatte nicht lange vorher eines der Treibhauser in Kew, in welchem die 
Palmen iibermachtig emporschossen, mit einem gewolbten Dache aus Glas 
und Eisen iiberdeckt und das gab ihm den Muth, an die neue Aufgabe 
heranzutreten. Als Statte fur die Ausstellung wahlte man den stattlichsten 
Park von London, den Hyde-Park, der in der Mine eine weit ausgedehnte, 
freie Wiese bot, die nur in ihrer kurzen Achse von einer Allee herrlicher 
Ulmen durchzogen war. Aus dem Kreise der Angstlichen erscholl der 
Schreckruf, daft man einem Phantasiegespinnst zu Liebe diese Baume nicht 
opfern diirfe. So werde ich die Baume iiberwolben, war die Antwort 
Paxtons, und er entwarf das Querschiff, das in einer Wolbung von 1 12 Fuft 
Hohe ... die ganze Baumreihe in sich aufnahm. Es ist im allerhochsten 
Grade merkwiirdig und bedeutungsvoll, daft diese Weltausstellung von 



248 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

London, welche erwachsen war aus den modernen Vorstellungen der 
Dampfkraft, der Elektrizitat und der Photographie, erwachsen aus den 
modernen Vorstellungen des Freihandels, daft diese zugleich fur den 
Umschwung der Kunstformen den groften entscheidenden Schlag inner- 
halb dieser ganzen Periode gefuhrt hat. Einen Palast zu bauen aus Glas und 
Eisen, das war damals der Welt wie eine Art phantastischer Eingebung fur 
einen Gelegenheitsbau erschienen. Wir erkennen jetzt, daft es der erste 
grofte Vorstoft ist auf dem Gebiete einer vollig neuen Formengebung . . . 
Der konstruktive Stil gegeniiber dem historischen ist das Stichwort der 
modernen Bewegung geworden. Blicken wir zuriick, wann dieser Gedanke 
zum ersten Male siegreich in die'Welt hineinstrahlte: Es ist im Kristallpalast 
zu London im Jahre 185 1. Man wollte es zuerst nicht glauben, daft es 
moglich sei, mit Glas und Eisen einen Palast kolossaler Abmessungen zu 
erbauen. In den Veroffentlichungen jenerTage finden wir als Merkwiirdig- 
stes die Verbindung der Eisenglieder, die uns jetzt etwas Alltagliches 
geworden sind, dargestellt. England durfte sich ruhmen, in den vorhande- 
nen Fabriken ohne Anspannung weiterer Krafte dieser ganz neuen und 
unerhorten Aufgabe in der Zeit von acht Monaten gerecht zu werden. 
Triumphirend rief man aus, wie . . . noch im XVI. Jahrhundert ein kleines 
verglastes Fenster ein Luxusgegenstand gewesen sei, und wie man nun ein 
Gebaude, das 1 8 Morgen bedeckt, ganz aus Glas herzustellen vermoge. Ein 
Mann wie Lothar Bucher war sich klar, was diese neue Konstruktion 
bedeutet. Von ihm riihrt das Wort: dieses Gebaude sei der ungeschmiickte, 
von allem Schein befreite, architektonische Ausdruck der Tragkrafte in 
schlanken Eisengliedern. Uber diese Bezeichnung, die . . . das Programm 
der Zukunft enthielt, weit hinaus ging der phantastische Reiz, den dieser 
Bau auf alle Gemuther ausiibte. Die Erhaltung der prachtigen Baumreihen 
fur das mittlere Transept gab hierbei das Schwergewicht. In diesen Raum 
hinein schob man alles Herrliche, was man in den reichen Gewachshausern 
Englands an Pflanzenwerk auftreiben konnte. Die leichtgefiederten 
Palmen des Sudens mischten sich in die Laubkronen der funfhundertjahri- 
gen Ulmen und in diesen Zauberwald waren die Hauptwerke der bildenden 
Kunst, statuarische Werke, grofte Bronzen und Trophaen anderer Kunst- 
werke eingeordnet. In der Mine desselben eine machtige Fontane aus 
Glaskristallen gebildet, Nach rechts und links gingen die Gallerien ab, in 
denen man von einem Volk zum andern wandelte und so erschien das 
Ganze als ein Wunderwerk, das die Phantasie noch mehr als den Verstand 
in Bewegung setzte. >Es ist nuchterne Okonomie der Sprache, wenn ich 
den Anblick des Raumes unvergleichlich feenhaft nenne. Es ist ein Snick 
Sommernachtstraum in der Mitternachtssonne.< (L.B.) Diese Empfindun- 
gen zitterten nach durch die ganze Welt. Ich selbst erinnere mich aus 
meinen Kinderjahren, wie die Kunde vom Kristallpalast zu uns nach 
Deutschland heriiberdrang, wie die Bilder angeheftet waren an den Wan- 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 249 

den biirgerlicher Zimmer in entlegenen Provinzialstadten. Was uns aus 
alten Marchen vorschwebte von der Prinzessin im glasernen Sarg, von den 
Koniginnen und Elfen, die in krystallenen Hausern wohnten, das alles 
sciiien uns verkorpert . . . und diese Empfindungen haberi Jahrzehnte lang 
weiter bestanden. Von dem Palast nahm man den groften Transept und 
einen Theil der Ansatze nach Sydenham himiber, wo das Gebaude heute 
noch stent, dort sah ich es im Jahre 1862 mit einem Schauer der Ehrfurcht 
und in reinstem Entziicken. Es hat vier Jahrzehnte, vieler Brande und 
Verunglimpfungen bedurft, um diesen Zauber zu zerstoren, aber vollig ist 
er heute noch nicht geschwunden.« Julius Lessing: Das halbe Jahrhundert 
der Weltausstellungen B erlin 1 900 p 6- 1 o [G 6 ; G 6 a, 1 ] 

Die Organisation der Newyorker Ausstellung von 1853 fiel Phileas 
Barnum zu. [G 6 a, 2] 

»Le Play comptait qu'il fallait autant d'annees pour preparer une exposition 
qu'elle devait durer de mois ... II y a evidemment ici une disproportion 
choquante entre le temps d'elaboration et la duree de l'entreprise.« Maurice 
Pecard: Les expositions internationales au point de vue economique et 
social particulierement en France Paris 1901 P23 [G6a, 3] 

Eine Buchhandleraffiche erscheint in den »Murailles revolutionnaires de 
i848« mit folgender erklarenden Bemerkung versehen: »Nous donrions 
cette affiche, comme nous en donnerons plus tard d'autres qui ne se 
rattachent ni aux elections ni aux evenements politiques de cette epoque: 
nous la donnons parce qu'elle dit pourquoi et comment certains industriels 
profitent de certaines occasions.« Aus der Affiche: »Lisez cet avis impor- 
tant contre les Filous. Monsieur Alexandre Pierre, voulant eviter les abus 
qui se font journellement par l'ignorance que l*on a de P Argot et du Jargon 
des filous et hommes dangereux, s'est applique, pendant le triste sejour 
qu'il a ete force de passer avec eux, comme victime du Gouvernement 
dechu ; mis en liberte par notre noble Republique, il vient de f aire paraitre le 
fruit des tristes etudes qu'il a pu faire dans ses prisons. Il n'a pas craint de 
descendre dans les cours de ces horribles lieux, et meme la Fosse aux Lions, 
afin . . . d'eviter, en devoilant les principaux mots de leurs conversations, 
tous les malheurs et les abus qui peuvent advenir de les ignorer, et qui 
pourtant jusqu'a ce jour, n'avaient ete intelligibles qu'entre eux . . . Se vend: 
Sur la voie publique et chez l'Auteur.« Les Murailles revolutionnaires de 
1848 Paris { 1852} Ip 320 [G 7, 1] 

Wenn die Ware ein Fetisch war, so war Grandville dessen Zauber- 
priester. ^7,2] 



250 Das Passagen- Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

Second Empire { :) »Les candidats du gouvernement . . . purent imprimer 
leurs proclamations sur papier de couleur blanche, couleur exclusivement 
reservee aux publications officielles.« A Malet P Grillet: XIX e siecle Paris 
1919P271 [G7»3] 

Im Jugendstil ist zum ersten Male die Einbeziehung des menschli- 
chen Leibe ( s ) in die Reklame verwirklicht. G Jugendstil D [G 7, 4] 

Arbeiterdelegationen bei der Weltausstellung von 1867. Eine Hauptrolle 
bei den Verhandlungen spielt die Forderung der Abschaffung von Artikel 
1 78 1 des code civil, welcher lautet: »Le maitre est cru sur son affirmation 
pour la quotite des gages, pour le paiement du salaire de l'annee echue et 
pour les a-comptes donnes pour l'annee courante.« (p 140) - »Les 
delegations ouvrieres aux Expositions de Londres et de Paris en 1862 et en 
1867 ont guide le mouvement social du second Empire, nous pouvons 
meme dire de la seconde moitie du dix-neuvieme siecle . . . Leurs rapports 
ont ete compares aux cahiers des Etats generaux; ils ont ete le signal d'une 
evolution sociale comme ceux de 89 avaient determine une revolution 
politique et economique.« (p 207) [Der Vergleich stammt von Michel 
Chevalier.] Forderung des zehnstiindigen Arbeitstages. (p 121) - »Quatre 
cent mille billets gratuits furent distribues aux ouvriers de Paris et des 
departements. Une caserne, plus de 30.000 logements furent mis a la 
disposition des ouvriers visiteurs.« (p 84) Henry Fougere: Les delegations 
ouvrieres aux expositions universelles Montlugon 1905 [G 7, 5] 

Versammlungen der Arbeiterdelegationen von 1867 in der »ecole du 
passage RaouU Fougere p 8 5 [G 7 a, 1 ] 

»L'Exposition etait fermee depuis longtemps que les delegues continuaient 
a discuter, que ce parlement ouvrier tenait encore ses assemblies au passage 
Raoul.« Henry Fougere: Les delegations ouvrieres aux expositions univer- 
selles sous le second empire Montlu^on 1905 p 86/87. ^ m ganzen dauerten 
die Tagungen vom 2 1 Juli 1 867 bis zum 14 Juli 1 869. [G 7 a, 2] 

Internationale Arbeiter-Assoziation. »>L'Association ... date de 1862, 
moment de ^Exposition universale de Londres. C'est la que les ouvriers 
anglais et francos se sont vus, qu'ils ont cause ensemble et cherche a 
s'eclairer mutuellement.< Declaration fake par M. Tolain, le 6 mars 1868, 
. . . dans le premier proces intente par le gouvernement a P Association 
Internationale des travailleurs.« Henry Fougere: Les delegations ouvrieres 
aux expositions universelles sous le second empire Montlu^on 1905 p 75. 
Das erste grofle londoner Meeting stellte eine Sympathieerklarung fur die 
Befreiung der Polen dar. [G 7 a, 3] 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 251 

In den drei oder vier Berichten von Arbeiterdelegationen zur Weltausstel- 
lung von 1867 findet sich die Forderung der Abschaffung der stehenden 
Heere und die der Abrustung. Delegationen der Porzellanmaler, Klavier- 
arbeiter, Schuster und Mechaniker. Nach Henry Fougere p 1 63/64 

[G7a,4] 

1867 »On etait saisi d'une singuliere impression la premiere fois qu'on 
visitait le Champ de Mars. En dehors de l'avenue centrale, par laquelle on 
arrivait, on ne voyait d'abord . . . que de fer et de la fumee . . . Cette 
premiere impression exercait sur le visiteur un tel empire, que, negligeant 
les distractions que le tentaient au passage, il se hatait d'aller au mouvement 
et au bruit qui l'attiraient. Sur tous les points . . . ou les machines etaient au 
repos, eclataient les accords des orgues mues par la vapeur et les sympho- 
nies des instruments de cuivre.« A S de Doncourt: Les expositions 
universelles Lille Paris {1889} p 111/12 [G7a, 5] 

Dramatisches zur Weltausstellung von 1855: »Paris trop petit« 4 aout 1855 
Theatre du Luxembourg; Paul Meurice »Paris« 21 juillet Porte-Saint- 
Martin; Th(eodore) Barriere et Paul de Kock »L'Histoire de Paris« et »Les 
grands siecles« 29 septembre; »Les modes de Pexposition«; »Dzim Bourn 
Boum Revue de Pexposition«; Sebastien Rheal »La vision de Faustus ou 
Pexposition universelle de 185 5«. Nach Adolphe Demy: Essai historique 
sur les expositions universelles de Paris Paris 1 907 p 90 [G 7 a, 6] 

Weltausstellung London 1862 {:) »Von dem erhebenden Eindruck der 
Ausstellung von 185 1 war nichts mehr zu spiiren . . . Immerhin hatte die 
Ausstellung einige sehr bemerkenswerthe Ergebnisse . . . Die grofieste 
Ueberraschung . . . bot China. Bis dahin hatte in unserm Jahrhundert 
Europa von der chinesischen Kunst nur das gesehen, was . . . als gemeine 
Marktwaare feilgeboten wurde. Nun aber hatte der englisch-chinesische 
Krieg sich abgespielt , . . man hatte . . . das Sommerpalais, zur Ziichtigung, 
wie es hieft, niedergebrannt. In Wahrheit aber war es den Englandern noch 
mehr als den dabei betheiligten Franzosen gelungen, grofie Massen von den 
dort aufgehauften Schatzen zu entfuhren und diese Schatze waren 1862 in 
London zur Schau gestellt. Aus Bescheidenheit waren es nicht sowohl die 
Manner, als die Frauen . . . welche als Aussteller figurirten.« Julius Lessing: 
Das halbejahrhundert der Weltausstellungen Berlin 1900P 16 [G 8, 1] 

Lessing (Das halbe Jahrhundert der Weltausstellungen Berlin 1900 p 4) 
weist auf den Unterschied der Weltausstellungen von den Messen hin. Bei 
letztern fuhrten die Kaufleute das gesamte Warenlager mit sich. Weltaus- 
stellungen setzen eine hohe Entwicklung des kommerziellen, aber auch des 
industriellen Kredits, also des Kredits auf seiten der Besteller wie der 
beauftragten Firmen, voraus. [G 8, 2] 



252 Das Passagen-Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

»I1 faudrait volontairement fermer les yeux a Pevidence, pour ne pas 
reconnaitre, que Pespece de foire du Champ-de-Mars dans Pannee 1798, 
que les superbes portiques de la Cour du Louvre et de celles des Invalides, 
dans les annees suivantes, et qu'enfin la memorable ordonnance royale du 
13 Janvier 18 19, ont puissamment contribue aux beaux developpemens de 
P Industrie francaise ... II etait reserve a un Roi de France, de transformer 
nos magnifiques galeries de son Palais, en un immense basar, pour qu'il fut 
donne a son peuple, de contempler . . . ces trophees non sanglants, eleves 
par le genie des arts et de lapaix.« Chenou et H.D.: Notice surl'exposition 
des produits de Pindustrie et des arts qui a eu lieu a Douai en 1827 Douai 
i82 7P5 [G8, 3 ] 

Drei verschiedene Arbeiterdelegationen wurden 1 8 5 1 nach London 
entsandt; keine von ihnen bewirkte Wesentliches. Zwei waren 
offiziell: eine ging von der assemblee nationale, eine von der 
municipalite aus; die private kam mit Unterstiitzung der Presse, vor 
allem Emile de Girardins zusammen. Die Arbeiter hatten keinen 
Einfluf? auf die Zusammensetzung dieser Delegationen. [G 8, 4] 

Die Mafie des Kristallpalastes bei A S Doncourt: Les expositions universel- 
les Lille Paris { 1889) p 12-dieLangseitenmafkn 560 m. [G8, 5] 

Uber die Arbeiterdelegation zur Londoner Weltausstellung von 1 862: »Les 
bureaux electoraux s'organiserent rapidement, lorsqu'a la ville des elections 
un incident . . . vint eritraver les operations. La prefecture de police . . . prit 
ombrage de ce mouvement sans precedent et la Commission ouvriere recut 
ordre de ne pas continuer ses travaux. Convaincus que cette mesure . . . ne 
pouvait etre que le resultat d'une meprise, les membres de la Commission 
. . . s'adresserent immediatement a Sa Majeste . . . L'Empereur . . . voulut 
bien faire accorder a la Commission Pautorisation de poursuivre sa tache. 
Les elections . . . nommerent deux cents delegues . . . Une periode de dix 
jours avait ete accorde a chaque groupe pour remplir sa mission. Chaque 
delegue recevait a son depart une somme de 1 1 5 fr. et un billet de 2 me classe, 
aller et retour; le logement et un repas, ainsi que les entrees a l'Exposition 
. . . Ce grand mouvement populaire a eu lieu sans que le moindre incident 
... ait ete a regretter.« Rapports des delegues des ouvriers parisiens a 
l'exposition de Londres en 1862 publies par la Commission ouvriere Paris 
1862/64 ( J vol!) p III/IV (Der Bericht umfafk 53 Delegationsberichte der 
verschiedenen Gewerbegruppen.) [G 8 a, 1] 

Paris 1855 »Quatre locomotives gardaient Pentree de Pannexe des machi- 
nes, semblables a ces grands taureaux de Ninive, a ces grands sphinx 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 253 

egyptiens qu'on voyait a l'entree des temples. L'annexe etait le pays du fer, 
du feu et de l'eau; les oreilles etaient assourdis, les yeux eblouis: . . . tout 
etait en mouvement; on voyait peigner la laine, tordre le drap, tondre le fil, 
battre le grain, extraire le charbon, fabriquer le chocolat, etc. Le mouve- 
ment et la vapeur etaient communiques a tous indistinctement, au rebours 
de ce qui s'etait fait a Londres, en 185 1, ou les exposants anglais seuls 
avaient eu le bienfait du feu et de l'eau. « A S Doncourt: Les expositions 
universelles Lille Paris {1889) p 53 [G8a, 2] 

1867 war das »orientalische Viertel« das Zentrum der Attraktionen. 

[G8a )3 ] 

1 5 000000 Besucher der Ausstellung von 1 867. [G 8 a, 4] 

1855 durften die Waren zum ersten Mai mit Preisen ausgezeichnet werden. 

[G8a, 5 ] 

»Le Play avait . . . pressenti combien s'imposerait la necessite de trouver ce 
que nous appelons dans le langage moderne >un clou<. Il avait prevu 
egalement que cette necessite . . . donnerait aux expositions la mauvaise 
orientation qui . . . faisait dire a M. Claudio-Janet en 1889: >Un economiste 
honnete homme M. Frederic Passy, denonce depuis de longues annees au 
Parlement et a l'Academie Pabus des fetes foraines. Tout ce qu'il dit de la 
foire au pain d'epices . . . peut, toute proportion gardee, se dire de la grande 
celebration du centenaire.<« Dazu die Anmerkung: »Le succes des attrac- 
tions est en effet tel que la tour Eiffel qui avait coute six millions avait deja 
gagne le 5 novembre 1889 6.459.581 francs. « Maurice Pecard: Les exposi- 
tions internationales au point de vue economique et sociale particuliere- 
ment en France Paris 1 90 1 p 29 [G 9, 1 ] 

Das Ausstellungspalais von 1867 auf dem Marsfeld, das mit dem Collos- 
seum verglichen wurde: »La distribution imaginee par le commissaire 
general Le Play etait des plus heureuses: les objets etaient repartis par ordre 
de matiere dans huit galeries concentriques; douze allees . . - partaient du 
grand axe: les principals nations occupaient les secteurs limites par ces 
rayons. De la sorte . . . 1'on pouvait . . . soit en parcourant les galeries, se 
rendre compte de Petat d'une industrie dans les differentes nations, soit en 
parcourant les allees transversales se rendre compte de l'etat, dans chaque 
pays, des diverses branches de Pindustrie.« Adolphe Demy: Essai histori- 
que sur les expositions universelles de Paris Paris 1 907 p 1 29 - Ebendort ein 
Zitat aus Theophile Gautiers Artikel iiber das Palais im Moniteur vom 17 
September 1867: »I1 semble qu'on ait devant soi un monument eleve dans 
une autre planete, Jupiter ou Saturne, d'apres un gout que nous ne 



254 Das Passagen-Werk - Aufzeichnungen und Materialien 

connaissons pas et des colorations auxquelles nos yeux ne sont pas 
habitues. « Ein Satz zuvor: »Le grand gouffre azure avec sa bordure couleur 
de sang produit un effet vertigineux et desoriente les idees qu'on avait sur 
l'architecture.« [G 9, 2] 

Widerstande gegen die Weltausstellung von 185 1{:) »Le Roi de Prusse 
interdisait au prince et a la princesse royale . . . de se rendre a Londres . . . 
Le corps diplomatique refusait de presenter a la reine une adresse de felicita- 
tions. >En ce moment meme, ecrivait . . . le 1 5 avril 1851k prince Albert a sa 
mere . . . Les adversaires de PExposition travaillent largement . . . Les 
etrangers, annoncent-ils, commenceront ici une revolution radicale, tue- 
ront Victoria et moi-meme et proclameront la republique rouge. La peste 
doit certainement resulter de 1'affluence de si grandes multitudes et devorer 
ceux que Paccroissement du prix de toutes choses n'aura pas chasses.<« 
Adolphe Demy: Essai historique sur les expositions universelles Paris 1907 
P3« [Gj.3] 

Francois de Neuf chateau iiber die Ausstellung von 1798 (nach Demy: Essai 
historique sur les expositions universelles) (.) »Les Francois, disait-il .. ., 
ont etonne l'Europe par la rapidite de leurs succes guerriers; ils doivent 
s'elancer avec la meme ardeur dans la carriere du commerce et des arts de la 
paix.« (p 14) »Cette premiere exposition ... est reellement une premiere 
campagne, une campagne desastreuse pour l'industrie anglaise.« (p 18). - 
Eroffnungsfestzug von kriegerischem Charakter: »i° Pecole des trompet- 
tes; 2 un detachement de cavalerie; 3 les deux premiers pelotons d'appari- 
teurs; 4 des tambours; 5 musique militaire a pied; 6° un peloton 
d'infanterie;7° les herauts; 8° le regulateur de la fete; 9 les artistes inscrits 
pour I'exposition; io° le jury.« (p 15) - Die goldene Medaille behalt 
Neufchateau dem vor, der die englische Industrie am meisten schadigt. 

[G 9 a,i] 

Die 2weite Ausstellung, im Jahre IX{,) sollte die Werke der Industrie und 
der bildenden Kunst im Hof des Louvre vereinigen. Aber die Kiinstler 
lehnten die Zumutung ab, gemeinschaftlich mit Industriellen auszustellen. 
(Demy p 19) [G^^i] 

Ausstellung von i8i9(.) »Le roi a l'occasion de Pexposition confera a 
Ternaux et a Oberkampf le titre de baron . . . L'octroi de titres nobiliaires a 
des industriels avait provoque des critiques. En 1823 on s'abstint de toute 
collation de noblesse. « Demy: Essai historique p 24 [G9 a, 3] 

Ausstellung von 1844. Uber sie M me de Girardin{:) Le Vicomte de 
Launay, Lettres parisiennes IV p 66 (cit nach Adolphe Demy: Essai 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 255 

historique p 27): »>C'est un plaisir, disait-elle, qui ressemble singuliere- 
ment a un cauchemar<. Et elle enumerait les singularites qui ne manquaient 
pas: le cheval ecorche, le hanneton colossal, la machoire mouvante, le Turc 
pendule qui marquait les heures par le nombre de ses culbutes, sans oublier, 
M. et M me Pipelet, les concierges des Mysteres de Paris, en angelique.« 

[G 9 a,4] 

Weltausstellung 1 8 5 1 14837, von 1855 80000 Aussteller. [G 9 a, 5 ] 

Die agyptische Ausstellung von 1867 war in einem Bau untergebracht, der 
einen agyptischen Tempel nachbildet. [G 9 a, 6] 

Walpole schildert in seinem Roman »The Fortress « die Vorkehrungen, die 
in einem eigens fur die Besucher der Weltausstellung von 185 1 erstellten 
Hotel fur deren Aufnahme getroffen wurden. Zu diesen gehorte die 
standige polizeiliche Uberwachung des Hotels, die Anwesenheit eines 
Hotel-Geistlichen und die regelmaftige Morgenvisite eines Arztes. [G 10, 1] 

Walpole schildert den Kristallpalast mit der glasernen Fontane in seiner 
Mitte und den Ulmen, »die aussahen, wie wenn ein Waldlowe in einem 
Netz aus Glas gefangen worden ware«. (p 307) Er schildert die mit 
kostbaren Teppichen verzierten Logen, vor allem aber die Maschinen. »In 
diesem Maschinenraum gab es selbsttatige Spinnmaschinen, die jacquart- 
sche Spitzenmaschine, Maschinen, die Briefumschlage machten, Dampf- 
webstiihle, Modellokomotiven, Zentrifugalpumpen und Lokomobile; alle 
diese arbeiteten wie verruckt, wahrend die Tausende neben ihnen in 
Zylindern und Kapotthiiten ruhig wartend dasafkn, passiv und nicht 
ahnend, daft das Zeitalter des Menschen auf diesem Planeten zuende war.« 
Hugh Walpole: The Fortress Hamburg, Paris, Bologna ( 1933 ) p 306 

[GlO,2] 

Delvau spricht von »gens qui ont les yeux colles chaque soir aux vitres des 
magasins de la Belle Jardiniere ', pour voir faire la caisse de la journee.« 
Alfred Delvau: Les heures parisiennes Paris 1866 p 144 (Huit heures du 
soir) [G io, 3] 

In einer Senatsrede vom 31 Januar 1868 versucht Michel Chevalier das 
Palais de l'industrie von 1867 vor der Zerstorung zu retten. Von den 
mehrern Verwendungsmoglichkeiten, die er fur das Gebaude vorschlagt, 
ist die merkwiirdigste, das Innere, das seiner zyklischen Form nach dazu 
geeignet sei, fur Truppeniibungen zu verwenden. Auch empfiehlt er den 
Bau als Lokal einer standigen auslandischen Mustermesse. Die Absicht der 
gegnerischen Seite scheint gewesen zu sein, aus militarischen Griinden das 



2-5 6 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Champ de Mars von Bauten freizuhalten. Vgl. Michel Chevalier: Discours 
sur une petition reclamant contre la destruction du palais de l'exposition 
universelle de 1867 Paris 1868 [G 10,4] 

»Les expositions universelles . . . ne peuvent manquer d'amener les compa- 
raisons les plus exactes entre les prix et les qualites des memes produits chez 
les different^ peuples: que l'ecole de la liberte absolue du commerce se 
rejouisse done! Les expositions universelles tendent ... a Pabaissement, si 
ce n'est a la suppression des droits de douane.« Achille de Colusont { ?) : 
Histoire des expositions des produits de Pindustrie franchise Paris 1855 
P544 [Gioa,i] 

»Chaque industrie, exposant ses trophees 
Dans ce bazar du progres general, 
Semble avoir pris la baguette des fees 
Pour enrichir le Palais de Cristal. 

Riches, savants, artistes, proletaires, 

Chacun travaille au bien-etre commun; 

Et, s'unissant comme de nobles freres, 

lis veulent tous le bonheur de chacun.« 
Clairville et Jules Cordier: Le Palais de Cristal ou les Parisiens a Londres 
(Theatre de la Porte-Saint-Martin le 16 mai 1 8 5 1) Paris 1 8 5 1 p 6 [G 10 a, 2] 

Die beiden letzten tableaux von Clairvilles »Palais de Cristal« spielen vor 
und im Kristallpalast. Die Buhnenanweisung fur das (vor-)letzte tableau: 
»La galerie principale du Palais de cristal ; a gauche, sur le devant, un lit dont 
a la tete est un grand cadran. Au milieu, une petite table sur laquelle sont des 
petits sacs et des pots de terre; a droite une machine electrique; au fond, 
P exposition des divers produits d'apres la gravure descriptive tiree de 
Londres. « (p 30) [G 10 a, 3] 

Anzeige von Chocolat Marquis aus dem Jahre 1846^ :) »Chocolat de la 
maison Marquis, passage des Panoramas et rue Vivienne 44 - Voici venir 
Pepoque ou le chocolat praline et toutes les autres varietes de chocolat de 
fantaisie vont sortir . . . de la maison Marquis sous les formes les plus 
diverses et les plus gracieuses . . . Les confidences que nous avons recus 
nous permettent de prevenir nos lecteurs que cette fois encore de jolis vers, 
judicieusement choisis dans ce qui s'est produit cette annee de plus .pur, de 
plus gracieux et de plus ignore du vulgaire profane, accompagneront les 
exquises douceurs du chocolat Marquis. Par le positif qui court et qui nous 
regit, nous le felicitons d'accorder si genereusement sa puissante publicite a 
tous ces jolis vers. «C(abinet) d{es) E(stampes) [G 10 a, 4] 



Ausstellungs wesen, Reklame, Grandville 257 

Industriepalast von 1855 {:) »Sechs Pavilions begrenzen das Gebaude von 
alien vier Seiten; im Ganzen zahlt man im unteren Stockwerk 306 Arkaden. 
Ein ungeheures Glasdach erhellt den inneren Raum. Als Material ist nur 
Stein, Eisen und Zink verwendet worden; die Baukosten haben sich auf 
1 1 Millionen Franken belaufen . . . Zwei grofie Glasgemalde im Osten 
und Westen der Hauptgallerie sind besonders bemerkenswerth . . . Alle 
Personen erscheinen wie in naturlicher Grofte dargestellt, und sind 
doch nicht weniger als 6 Meter hoch.« Acht Tage in Paris Paris Juillet 1855 
p 9/10. Die Glasbilder stellen das industrielle Frankreich und die 
Gerechtigkeit dar. [G n, 1] 

»J , ai . . . ecrit avec mes collaborateurs de ¥ Atelier > que le moment etait venu 
de faire la revolution economique . . ., quoique nous fussions tombes 
d'accord, quelque temps auparavant, que les populations ouvrieres de toute 
TEurope etaient solidaires, et qu'il fallait s'attacher avant tout a 1'idee de la 
federation politique des peuples.« A Corbon: Le secret du peuple de Paris 
Paris 1863 p 196 und p 242: »En resume, l'opinion politique de la classe 
ouvriere de Paris est presque tout entiere contenue dans le desir passionne 
de servir le mouvement de federation des nationalites.« [G 1 1 , 2] 

Nina Lassave, die Geliebte Fieschis, wird nach dessen Hinrichtung am 19 
Februar 1836 als caissiere im Cafe de la Renaissance, place de la Bourse 
angestellt. [G 11,3] 

Tiersymbolik bei Toussenel: der Maulwurf : »La taupe n'est pas . . . 
Tembleme d'un seul caractere, elle est l'embleme de toute une periode 
sociale, la periode d'enfantement de l'industrie, la periode cyclopeenne . . . 
elle est ^expression allegorique . . . de la predominance absolue de la force 
brutale sur la force intellectuelle ... II y a ressemblance assez marquee entre 
les taupes qui bouleversent le sol et percent des voies de communication 
souterraines . . . et les monopoleurs de chemins de fer et de messageries . . . 
L'extreme sensibilite nerveuse de la taupe qui redoute la lumiere . . . 
caracterise admirablement Pobscurantisme obstine de ces monopoleurs de 
banque et de transports qui redoutent aussi la lumiere. « A Toussenel: 
L'esprit des betes Zoologie passionnelle Mammiferes de France Paris 1884 
P4<$9et473/474 [Gn,4.] 

Tiersymbolik bei Toussenel: das Murmeltier: »La marmotte . . . perd son 
poil par le travail, par allusion a la misere du pauvre Savoyard dont 
l'industrie penible a pour premier effet de raper les vetements.« Toussenel: 
L'esprit des betes Paris 1884 p 334 [G 11, 5] 



258 Das Passagen- Werk - Auf zeichnungen und Materialien 

Pflanzensymbolik bei Toussenel: die Rebe: »La vigne aime a jaser . . . elle 
monte familierement sur l'epaule des pruniers, des oliviers, des ormes; elle 
tutoie tous les arbres.« A Toussenel: L'esprit des betes Paris 1 8 84 p 107 

[Gn,6] 

Toussenel gibt die Theorie des Kreises und der Parabel mit Bezie- 
hung auf die verschiednen Spiele der beiden Geschlechter. Das 
erinnert an die Anthropomorphismen Grandvilles. »Les figures 
cheries de l'enfance affectent invariablement la forme spherique, la 
balle, le cerceau, la bille; les fruits qu'elle aime de preference aussi: la 
cerise, la groseille, la pomme d'api, la tourte aux confitures . . . 
L'analogiste qui a observe ces jeux avec une attention suivie n'a pas 
ete sans remarquer une difference caracteristique dans le choix des 
amusettes et des exercices favoris des enfants des deux sexes . . . 
Qu'a done remarque notre observateur dans le caractere des jeux de 
l'enfance feminine? 11 a remarque dans la physionomie de ces jeux 
une propension decidee vers 1'ellipse. Je compte, en effet, parmi les 
exercices favoris de l'enfance feminine, le volant et la corde ... La 
corde et le volant decrivent des courbes elliptiques ou paraboliques. 
Pourquoi cela? Pourquoi, si jeune encore, cette preference du sexe 
mineur pour la courbe elliptique, et ce mepris manifeste pour la 
bille, la balle et la toupie? Parce que 1'ellipse ... est la courbe 
d'amour, comme le cercle est celle d'amitie. L'ellipse est la figure 
dont Dieu ... a profile la forme de ses creatures favorites, la femme, 
le cygne, le coursier d'Arabie, les oiseaux de Venus; l'ellipse est la 
forme attrayante par essence . . . Les astronomes ignoraient genera- 
lement . . . pour quelle cause les planetes decrivaient des ellipses et 
non pas des circonferences autour de leur pivot d'attraction; ils en 
savent maintenant sur ce mystere autant que moi.« Toussenel lc 
p 89-91 [Gna, 1] 

Toussenel stellt eine Symbolik der Kurven auf, derzufolge der Kreis 
die Freundschaft, die Ellipse die Liebe, die Parabel den Familien- 
sinn, die Hyperbel den Ehrgeiz darstellt. Im Abschnitt iiber die 
letztere fiihrt die folgende Stelle besonders nahe an Grandville 
heran: »L'hyperbole est la courbe de l'ambition ... Admirez la 
persistance opiniatre de l'ardente asymptote, poursuivant l'hyper- 
bole d'une course echevelee; elle approche, elle approche toujours 
du but . . . mais elle ne l'atteint pas.« A Toussenel: L'esprit des betes 
Paris 1 8 84 p 92 [G 1 1 a, 2] 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 259 

Tiersymbolik bei Toussenel: der Igel: »Vorace et d'aspect repoussant, c'est 
aussi le portrait du valet de plume infime, trafiquant de biographie et de 
chantage, vendant des brevets de maitre de poste et des concessions de 
theatre . . . et tirant ... de sa conscience d'artichaut . . . faux serments et 
apologies a prix fixe . . . On dit que le herisson est le seul des quadrupedes 
de France sur lequel le venin de la vipere n'ait pas prise. J'aurais devine 
^exception par Panalogie seule . . . Comment voulez-vous . . . que la 
calomnie (vipere) morde sur le goujat litteraire . . .!« A Toussenel: L'esprit 
des betes Paris 1 884 p ^y6tt^y% [G 1 1 a, 3] 

»L'eclair est le baiser des nuages, orageux, mais fecond. Deux amants qui 
s'adorent et qui veulent se le dire en depit de tous les obstacles, sont deux 
nuages animes d'electricites contraires et gonfles de tragedies. « A Tousse- 
nel: L'esprit des betes Zoologie passionnelle Mammiferes de France Paris 
1884P 100/101 (Vierte Auflage) [G 12, 1] 

Die erste Auflage von Toussenels »Esprit des betes« erschien 1 847. [G 1 2, 2] 

»J'ai vainement fouille Pantiquite pour y trouver des traces du chien d'arret 
. . . J'ai interroge sur Pepoque de Papparition de cette race les souvenirs des 
plus lucides somnambules; tous les renseignements . . . aboutissent a cette 
conclusion que le chien d'arret est une creation des temps modernes.« A 
Toussenel: L'esprit des betes Paris 1884 p 159 [G 12,3] 

»Une jeune et jolie femme est une veritable pile volta'ique . . . chez qui le 
fluide captif est retenu par la forme des surfaces et la vertu isolante des 
cheveux; ce qui fait que lorsque ce fluide veut s'echapper de sa douce 
prison, il est oblige de tenter cPincroyables efforts, lesquels produisent a 
leur tour, par influence, sur les corps animes diversement d'ef fray ants 
ravages detraction . . . L'histoire du genre humain fourmille d'exemples 
d'hommes d'esprit, de savants, de heros intrepides . . . foudroyes par une 
simple oeillade feminine . . . Le saint roi David fit preuve qu'il comprenait 
parfaitement les proprietes condensatrices des surfaces elliptiques polies 
quand il s'adjoignit la jeune Abisag.« A Toussenel: L'esprit des betes Paris 
1884P 101-103 [G 12,4] 

Toussenel erklart die Rotation der Erde als Resultante aus Zentrifugal- und 
Anziehungskraft. Weiter: »L'astre . . . commence a valser sa valse freneti- 
que . . . Tout bruit, tout se meut, tout s'echauffe, tout scintille a la surface 
du globe, encore enseveli la veille dans le froid silence de la nuit. Spectacle 
merveilleux pour Pobservateur bien place; changement de decors a vue, 
d'un effet admirable; car la revolution s'est accomplie entre deux soleils, et, 
le soir meme, une nouvelle etoile de couleur amethyste, a fait son apparition 



i6o Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

dans nos cieux.« (p 45) Und, anspielend auf den Vulkanismus friiher 
Erdepochen: »On sait les effets habituels de la premiere valse sur les 
organisations dedicates ... La Terre aussi a ete secouee rudement par sa 
premiere epreuve.« A Toussenel: L'esprit des betes Zoologie passionnelle 
Paris 1 884 p 44/45 [G 12, 5] 

Grundsatz von Toussenels Zoologie: »Le rang des especes est en raison 
directe de la ressemblance avec l'homme.* A Toussenel: L'esprit des betes 
Paris 1884 p I vgl das Motto des Werkes: »Ce qu'il y a de mieux dans 
Phomme, c'estlechien.« Charlet. [G 12a, 1] 

Der Ballonfahrer Poitevin unternahm, von grower publicite unterstiitzt, 
eine ascension de l'Uranus mit Madchen, die als mythologische Figuren 
ausstaffiert waren, auf seiner Gondel. (Paris sous la republique de 1848 
Exposition de la bibliotheque et des travaux historiques de la Ville de Paris 
1909 P 34) [Gi2a,2] 

Nicht nur bei der Ware kann von einer fetischistischen Selbstandig- 
keit gesprochen werden, sondern - wie die folgende Stelle von Marx 
zeigt - auch bei dem Produktionsmittel: »Betrachen wir den 
Produktionsprozefi unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsprozes- 
ses, so verhielt sich der Arbeiter zu den Produktionsmitteln ... als 
blofiem Mittel . . . seiner zweckmaEigen produktiven Tatigkeit . . . 
Anders, sobald wir den Produktionsprozefi unter dem Gesichts- 
punkt des Verwertungsprozesses betrachteten. Die Produktions- 
mittel verwandelten sich sofort in Mittel zur Einsaugung fremder 
Arbeit. Es ist nicht mehr der Arbeiter, der die Produktionsmittel 
anwendet, sondern es sind die Produktionsmittel, die den Arbeiter 
anwenden. Statt von ihm als stoffliche Elemente seiner produktiven 
Tatigkeit verzehrt zu werden, verzehren sie ihn als Triebkraft ihres 
eignen Lebensprozesses . . . Schmelzofen und Arbeitsgebaude, die 
des Nachts ruhn und keine lebendige Arbeit einsaugen, sind >reiner 
Verlust< fur den Kapitalisten. Darum begriinden Schmelzofen und 
Arbeitsgebaude einen >Anspruch auf die Nachtarbeit< der Arbeits- 
krafte.« Diese Betrachtung ist zur Analyse Grandvilles heranzuzie- 
hen. Wieweit ist der Lohnarbeiter die »Seele« seiner fetischhaft 
bewegten Objekte? [G 12 a, 3] 

»La nuit fait des distributions d'essence stellaire aux fleurs endormies. Tous 
les oiseaux qui volent ont a la patte le fil de l'infini.« Victor Hugo: CEuvres 
completes Paris 1 88 1 Roman 8 p 1 14 (Les Miserables IV) [G 1 2 a, 4] 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 261 

Drumont nennt Toussenel »un des plus grands prosateurs de ce siecle«. 
Edouard Drumont: Les heros et les pitres Paris {1900} p 270 (Tousse- 
nel) [G 1 2 a, 5] 

Ausstellungstechnik: »Une regie fondamentale que l'observation fait bien- 
tot decouvrir, c'est qu'aucun objet ne doit etre place directement sur le sol 
au niveau des voies de circulation. Les pianos, les meubles, les instruments 
de physique, les machines sont mieux exposes sur un socle ou sur un 
plancher sureleve. Les installations qu'il convient d'employer compren- 
nent deux systemes bien distincts: les expositions sous vitrine et celles a Pair 
libre. Certains produits, en effet, doivent, par leur nature ou par leur 
valeur, etre mis a l'abri du contact de l'air ou de la main; d'autres gagnent a 
etre exposes a decouvert.« Exposition universelle de 1867, a Paris - Album 
des installations les plus remarquables de I'exposition de 1862, a Londres, 
publie par la commission imperiale pour servir de renseignement aux 
exposants des diverses nations Paris 1 866 { p 5 ) Taf elwerk in gr fol, mit sehr 
interessanten, teilweise farbigen Abbildungen, bezw. Querschnitten und 
Langsschnitten von Ausstellungsstanden der Weltausstellung von 1862. 
B(ibliotheque) N(ationale) V. 644 [G 13, 1] 

Paris im Jahre 2855: »Les notes qui nous viennent de Saturne et Mars 
oubliaient en debarquant ici les horizons de la planete maternelle! Paris est 
desormais la metropole de la creation! . . . Ou etes-vous, Champs-Elysees, 
theme favori des nouvellistes de Pan 1855?... Dans cette allee, pavee en fer 
creux, couverte de toitures de cristal, bourdonnent les abeilles et les frelons 
de la finance! Les capitalistes de la Grande-Ourse discutent avec les 
agioteurs de Mercure! On vient de mettre aujourd'hui meme en actions les 
debris de Venus a moitie incendiee par ses propres flammesU Arsene 
Houssaye: Le Paris futur (Paris et les Parisiens au XIX e siecle Paris 1856 
P458/59) [Gi3,2] 

Uber die Fixierung des Generalrats der Arbeiterinternationale in London 
kursierte das Wort: »L'enfant ne dans les ateliers de Paris etait mis en 
nourrice a Londres. « (S. Ch Benoist: Le »mythe« de la classe ouvriere 
Revue des deux mondes 1 mars 1 9 1 4 p 1 04) [G 1 3 , 3 ] 

»Puisque le bal est la seule reunion ou les hommes sachent se tenir, 
habituons-nous a calquer toutes nos institutions sur le bal, ou la femme est 
reine.« A Toussenel: Le monde des oiseaux I Paris 1853 p 134 Und{:) 
»Bien des hommes sont galants et tres-bien dans un bal, qui ne se doutent 
pasquelagalanterieestuncommandementdeDieu.«lcp98 [G 13,4] 



262 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Uber Gabriel Engelmann. »Lorsqu'il publiera, en 18 16, ses Essais lithogra- 
phiques y il aura un grand soin de mettre cette medaille en frontispice de son 
livre, avec une legende: >Decernee a M.G. Engelmann, de Mulhouse 
(Haut-Rhin). Execution en grand et perfectionnement de l'art lithographi- 
que. Encouragement. i8i6.<« Henri Bouchot: La lithographie Paris 
<i8 9 5>P<38> [Gi 3 ,j] 

Uber die Londoner Weltausstellung: »Au milieu de cette immense exposi- 
tion, l'observateur reconnaissait bientot que, pour ne pas s'y perdre . . ., il 
fallait reunir les peuples divers en un certain nombre de groupes, et que le 
seul mode efficace, utile, de composer ces groupes industriels consistait a 
prendre pour base, quoi? les croyances religieuses. A chacune des grandes 
divisions religieuses entre lesquelles se repartit le genre humain correspond 
en effet . . . un mode d'existence et d'activite industrielle qui lui estpropre.« 
Michel Chevalier: Duprogres Paris 1852 p 13 [Gi3a, 1] 

Aus dem ersten Kapitel des »Kapital« : »Eine Ware erscheint auf den ersten 
Blick ein selbstverstandliches triviales Ding. Ihre Analyse ergibt, daft sie 
ein sehr vertracktes Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindigkeit und 
theologischer Mucken. Soweit sie Gebrauchswert, ist nichts Mystisches an 
ihr . . . Die Form des Holzes wird verandert, wenn man aus ihm einenTisch 
macht; nichtsdestoweniger bleibt der Tisch Holz, ein ordinares sinnliches 
Ding. Aber sobald er als Ware auftritt, verwandelt er sich in ein sinnlich 
iibersinnliches Ding. Er steht nicht nur mit seinen Fiiflen auf dem Boden, 
sondern er stellt sich alien anderen Waren gegeniiber auf den Kopf und 
entwickelt aus seinem Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als wenn er aus 
freien Stiicken zu tanzen beganne.« cit Franz Mehring: Karl Marx und das 
Gleichnis [in: Karl Marx als Denker Mensch und Revolutionar hg. von 
Rjazanov Wien Berlin (1928) p 57 (abgedruckt aus »Die Neue Zeit« 13 
Marzi9o8)] [Gi3a,2] 

Renan vergleicht die Weltausstellungen mit den groften griechischen 
Festen, den olympischen Spielen, den Panathaneen. Aber zum Unter- 
schied von den letzten feh{l)t den ersten die Poesie. »Deux fois 1'Europe 
s'est derange pour voir des marchandises etalees et comparer des produits 
materiels et, au retour de ces pelerinages d'un genre nouveau, personne ne 
s'est pleint que quelque chose lui manquait.« Einige Seiten weiter: »Notre 
siecle ne va ni vers le bien ni vers le mal; il va vers la mediocrite. En toute 
chose ce qui reussit de nos jours, c'est le mediocre. « Ernest Renan: Essais 
de morale et de critique Paris 1859 p 356/57 und 373 (La poesie de 
^Exposition) [G 1 3 a, 3] 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 263 

Haschischvision im Spielsaal von Aix-la-Chapelle. »Le tapis d'Aix-la- 
Chapelle est un congres hospitalier ou les monnaies de tous les regnes et de 
tous les pays sont admises . . . Une pluie de leopolds, de frederic- 
guillaumes, de queen Victoria et de napoleons fondait . . . sur la table. A 
force de considerer cette brillante alluvion . . . je crus m'apercevoir . . . que 
les effigies des souverains . . . s'effacaient invinciblement de leurs ecus, 
guinees 6u ducats respectifs, pour faire place a d'autres visages tout a fait 
nouveaux pour moi. Les plus grand nombre de ces faces . . . grimacaient . . . 
le depit, Tavidite ou la fureur. II y en avait de joyeuses, mais c'etait le tres- 
petit nombre . . . Bientot ce phenomene . . . palit et disparut devant une 
vision bien autrement extraordinaire . . , Les bourgeoises effigies qui 
avaient supplante les Majest.es ne tarderent pas elles-memes a s'agiter dans le 
cercle metallique . . . ou elles etaient confinees. Bientot elles s'en separe- 
rent, d'abord par le grossissement exagere de leur relief; puis les tetes se 
detacherent en ronde bosse. Elles prirent ensuite . . . non-seulement la 
physionomie, mais la carnation humaine. Des corps lilliputiens vinrent y 
adherer; le tout se modela . . . tant bien que mal, et des creatures de tout 
point semblables a nous, sauf la taille . . . commencerent d'animer le tapis 
vert d'ou tout numeraire avait disparu. J'entendais bien le cliquetis de 
l'argent cheque par l'acier des rateaux, mais c'etait tout ce qui restait de 
1'ancienne sonorite ... des louis et des ecus changes en hommes. Ces 
pauvres myrmidons s'enfuyaieht eperdus devant Phomicide rateau du 
croupier . . . mais en vain . . . Alors . . . 1'enjeu nain, force de s'avouer 
vaincu, etait impitoyablement apprehende au corps par le fatal rateau, qui le 
ramenait dans la main crochue du croupier. Celui-ci, 6 horreur! prenait 
l'homme delicatement entre deux doigts et le croquait a belles dents! En 
moins d'une demi-heure, je vis ainsi engouffrer dans cet effroyable 
tombeau une demi-douzaine de ces imprudents Lilliputiens . . . Mais ce 
dont je restai le plus epouvante, ce fut lorsque, levant les yeux par hasard 
sur la galerie qui entourait ce redoutable champ de mort, je constatai non 
pas seulement une parfaite ressemblance, mais une complete identite entre 
divers pontes paraissant jouer un tres-gros jeu et les miniatures humaines 
qui se debattaient sur la table . . . De plus, ces pontes . . . me parurent . . . 
s'affaisser sur eux-memes a mesure que leurs fac-simile enfantins etaient 
gagnes de vitesse . . . par le formidable rateau. lis semblaient partager . . . 
toutes les sensations de leurs petits Sosies; et je n'oublierai de ma vie le 
regard et le geste haineux, desesperes, que Pun de ces joueurs adressa a la 
banque au moment meme ou sa mignonne contrefacon, saisie par le rateau, 
s'en allait assouvir la faim vorace du croupier. « Felix Mornand: La vie des 
eauxParis 1862P219-221 (Aix-la-Chapelle) [G 14] 

Zu Grandvilles Darstellung von Maschinen ist niitzlich zu verglei- 
chen, wie Chevalier noch 1852 von der Eisenbahn spricht. Er 



264 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

berechnet, dafi zwei Lokomotiven von zusammen 400 Pferdekraf- 
ten der Kraft von 800 wirklichen Pferden entsprechen wiirden. Wie 
soil man sie anschirren? wie sich das Futter fur sie beschaffen? Und 
in einer Anmerkung hierzu: »Il faut tenir compte aussi de ce que des 
chevaux de chair et d'os sont forces de se reposer apres un court 
trajet; de sorte que, pour faire le meme service qu'une locomotive, il 
faudrait avoir a Pecurie un tres grand nombre de betes. « Michel 
Chevalier; Chemins de fer Extrait du dictionnaire de Peconomie 
politique Paris 1852P 10 [G 14a, 1] 

Die Anordnungsprinzipien der Ausstellungsgegenstande in der Galerie des 
machines von 1 867 stammen von Le Play. [G 14 a, 2] 

Eine divinatorische Darstellung der architektonischen Aspekte der 
spateren Weltausstellungen findet sich in Gogols Essay »Uber die 
Architektur unserer Zeit«, der Mitte der dreifiiger Jahre in seinem 
Sammelband »Arabesken« erschien. »Quand done, - s'ecrie-t-il - 
en finira-t-on avec cette maniere scolastique d'imposer a tout ce 
qu'on construit un gout commun et une commune mesure? Une 
ville doit comprendre une grande diversite de masses, si nous 
voulons qu'elle donne de la joie aux yeux. Puissent s'y marier les 
gouts les plus contraires ! Que dans une seule et meme rue s'y elevent 
un sombre edifice gothique, un batiment decore dans le gout le plus 
riche de POrient, une colossale construction egyptienne, une 
demeure grecque aux harmonieuses proportions! Que Pon y voie 
cote a cote la coupole lactee legerement concave, la haute fleche 
religieuse, la mitre orientale, le toit plat d'ltalie, le toit de Flandre 
escarpe et charge d'ornements, la pyramide tetraedrique, la colonne 
ronde, l'obelisque anguleux!« Nicolas Gogol: Sur Parchitecture du 
temps present cit Wladimir Weidle: Les abeilles d'Aristee Paris 
(1936) p 162/163 (L'agonie del'art) [ Gl 4 a >3] 

Fourier beruft sich auf die Volksweisheit, die die Zivilisation seit langem als 
le monde a rebours gekennzeichnet habe. [G 1 4 a, 4] 

Fourier laftt es sich nicht nehmen, ein Gelage an den Ufern des Euphrat zu 
beschreiben, bei dem sowohl die Sieger im Wettbewerb der eifrigen 
Deicharbeiter (600000) wie die in einem gleichzeitigen Kuchenbackwett- 
bewerb gefeiert werden. Die 600000 Industrieathleten bemachtigen sich 
der 300000 Champagnerflaschen, deren Pfropfen sie auf ein Signal von der 



Ausstellungswesen, Reklame, Grandville 265 

tour d'ordre her gleichzeitig herausschnellen lassen. Echo in den »Bergen 
des Euphrat«. cit (Armand et) Maubl{anc Fourier Paris 1937) II p 178/ 
179 [G14M] 

»Pauvres etoiles! leur role de splendeur n'est qu'un role de sacrifice. 
Creatrices et servantes de la puissance productrice des planetes, elles 
ne la possedent point elles-memes, et doivent se resigner a leur 
carriere ingrate et monotone de flambeaux. Elles ont Peclat sans la 
jouissance; derriere elles, se cachent invisibles les realites vivantes. 
Ces reines-esclaves sont cependant de la meme pate que leurs 
heureuses sujettes . . . Maintenant flammes eblouissantes, ils seront 
un jour tenebres et glaces, et ne pourront renaitre a la vie que 
planetes, apres le choc qui volatilisera le cortege et sa reine en 
nebuleuse.« A Blanqui: L'eternite par les astres Paris 1872 p 69/70 
vgl Goethe: »Euch bedaur' ich, ungliickselge Sterne« [G 1 5, 1] 

»La sacristie, la bourse et la caserne, ces trois antres associes pour vomir sur 
les nations la nuit, la misere et la mort. Octobre 1869. « Auguste Blanqui: 
Critique sociale Paris 1885 IIFragmentsetnotesp35i [G 15,2] 

»Un riche mort, c'est un gouffre ferme.« In den fiinfziger Jahren. Auguste 
Blanqui: Critique sociale Paris 1885 II Fragments et notes p 315 [G 15,3] 

Ein image d'Epinal von Sellerie stellt die Exposition universelle von 1855 
dar. [Gij,4] 

Rauschhafte Elemente im Detektivroman, dessen Mechanismus (in 
einer an die Umwelt des Haschischessers erinnernden Weise) von 
Caillois folgendermaften beschrieben wird: »Les caracteres de la 
pensee enfantine, Partificialisme en premier lieu, regissent cet 
univers etrangement present; rien ne s'y passe qui ne soit premedite 
de longue date, rien n'y repond aux apparences, tout y est prepare 
pour etre utilise au bon moment par le heros tout-puissant qui en est 
le maitre. On a reconnu le Paris des livraisons de Fantomas.« Roger 
Caillois: Paris, my the moderne (Nouvelle Revue Francaise XXV 
284 imai 1937 p 688) [G 15,5] 

»Je vois chaque jour passer sous ma fenetre un certain nombre de 
Kalmouks, d'Osages, d'Indiens, de Chinois et de Grecs antiques, tous plus 
ou moins parisianises.« Charles Baudelaire: CEuvres (Texte etabli et annote 



266 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

par Y.-G. Le Dantec Paris 1932) II p 99 (Salon de 1846 - De PIdeal et du 
Modele) [Gi5,6] 

Publicite im Empire nach Ferdinand Brunot: Histoire de la langue franchise 
des origines a 1900 IX La Revolution et PEmpire 9 Les evenements, les 
institutions et la langue Paris 1937: »Nous imaginerions volontiers qu'un 
homme de genie a concu Pidee d'employer, en les enchassant dans la 
banalite de la langue vulgaire, des vocables faits pour seduire lecteurs et 
acheteurs, et qu'il a choisi le grec non seulement parce qu'il fournissait 
d'inepuisables ressources a la formation, mais parce que, moins familier 
que le latin, il avait Pavantage d'etre . . . incomprehensible a une generation 
tres peu versee dans Petude de la Grece antique . . . Seulement nous ne 
savons ni comment cet homme s'appelle, ni s'il est francais, ni meme s'il a 
existe. II se peut que ... les mots grec's aient gagne de proche en proche, 
jUsqu'au jour ou . . . Pidee generale . . . s'est degagee . . . qu'ils etaient, par 
leur propre et seule vertu, une reclame . . . Pour moi, je croirais volontiers 
que . . . plusieurs generations, plusieurs nations ont contribue a creer 
Penseigne verbale, le monstre grec qui attire en surprenant. Je crois que 
Pepoque dont je m'occupe ici est celle ou le mouvement a commence a se 
prononcer ... L'age de Phuile comagene allait venir.« p 1229/1230 (Les 
causes du triomphe du grec) [G 1 5 a, 1 ] 

»Que dirait un Winckelmann moderne ... en face d'un produit chinois, 
produit etrange, bizare, contourne dans sa forme, intense par sa couleur, et 
quelquefois delicat jusqu'a Pevanouissement? Cependant c'est un echantil- 
lon de la beaute universelle; mais il faut, pour qu'il soit compris, que le 
critique, le spectateur opere en lui-meme une transformation qui tient du 
mystere, et que, par un phenomene de la volonte agissant sur Pimagination, 
il apprenne de lui-meme a participer au milieu qui a donne\naissance a cette 
floraison insolite.« Weiter unten figurieren auf der gleichen Seite »ces fleurs 
mysterieuses dont la couleur profonde entre dans Pceil despotiquement, 
pendant que leur forme taquine le regard.« Charles Baudelaire: CEuvres (ed 
Le Dantec Paris 1932) Up 144/145 (Exposition universelle de 1855) 

[Gija,2] 

»Dans la poesie franfaise, et celle meme de toute PEurope, le gout et les 
tons de POrient n'ont ete, jusqu'a Baudelaire, qu'un jeu tant soit peu pueril 
et factice. Avec Les fleurs du mat, la couleur etrangere ne va pas sans le sens 
aigu de Pevasion. Baudelaire ... s'invite a Pabsence . . . Baudelaire en 
voyage donne Pemotion de la . . . nature inconnue ou le voyageur se quitte 
lui-meme ... Il ne change sans doute pas d'esprit; mais c'est une vision 
nouvelle de son ame qu'il presente. Elle est tropicale, elle est africaine, elle 
est noire, elle est esclave. Voila de vrais pays, une Afrique reelle et des Indes 



Ausstellungs wesen, Reklame, Grand ville 2 6j 

authentiques.« Andre Suares: Preface in [Charles Baudelaire: Les fleurs du 
malParis i9 33 ]pXXV-XXVII [G 16, i] 

Prostitution des Raumes im Haschisch, wo er allem Gewesenen 
dient. [Gi6,z] 

Grandvilles Maskierung der Natur - des Kosmos sowohl wie der 
Tier- und Pflanzenwelt - im Sinne der urn die Jahrhundertmitte 
herrschenden Mode lafit die Geschichte, in der Figur der Mode, aus 
dem ewigen Kreislaufe der Natur hervorgehen, Wenn Grandville 
einen neuen Facher als eventail d'Iris vorstellt, wenn die 
Milchstrafle eine nachtliche, von Gaskandelabern erhellte avenue 
darstellt, »la lune peinte par elle-meme« statt auf Wolken auf 
neumodischen Pliischkissen liegt - so ist die Geschichte ebenso 
riicksicht(s)los sakularisiert und in den Naturzusammenhang ein- 
gebracht wie das dreihundert Jahre friiher die Allegorie vollzogen 
hat. [Gi6 >3 ] 

Die planetarischen Moden von Grandville sind ebensoviele Par- 
odien der Natur auf die Geschichte der Menschheit. Die Harlekina- 
den von Grandville werden bei Blanqui zu Moritaten. [G 16, 4] 

»Die Ausstellungen sind die einzigen eigenthumlich modernen Feste.« 
Hermann Lotze:Mikrokosmos III Lpz 1864P ? [G 16, 5] 

Die Weltausstellungen waren die hohe Schule, in der die vom 
Konsum abgedrangten Massen die Einfuhlung in den Tauschwert 
lernten. »Alles ansehen, nichts anfassen.« [G 16, 6] 

Die Vergniigungsindustrie verfeinert und vervielfacht die Spielarten 
des reaktiven Verhaltens der Massen. Sie riistet sie damit fur die 
Bearbeitung durch die Reklame zu. Die Verbindung dieser Indu- 
strie mit den Weltausstellungen ist also wohlbegriindet. [G 1 6, 7] 

Urbanistischer Vorschlag fur Paris: »I1 conviendra de varier la forme des 
maisons et d'employer, suivant les quartiers, differens ordres d'architec- 
ture, et meme ceux qui, tels qui l'architecture gothique, turque, chinoise, 
egyptienne, birmane, etc., ne sont point classiques.« Amedee de Tissot: 
Paris et Londres compares Paris 1830 p 150 - Die spatere Ausstellungsar- 
chitektur! [Gi6a, 1] 



268 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

»Tant que cette infame batisse [das palais de l'industrie] subsistera . . . 
j'aurai du plaisir a renier mon titre d'homme de lettres . . . L/art et 
I'industrie! Oui, c'est en effet pour eux, pour eux seuls, qu'on a reserve en 
1 8 5 5 cet inextricable reseau de galeries, ou ces pauvres litterateurs n'ontpas 
meme obtenu six pieds carres, la place d'une pierre tumulaire! Gloire a toi, 
papetier ... Monte au Capitole, imprimeur . ..! Triomphez, artistes, 
triomphez, industriels, vous avez eu les honneurs et le profit d'une 
Exposition universelle, tandis que cette pauvre litterature . . .« (p V/VI) 
»Une Exposition universelle pour les gens de lettres, un Palais de cristal 
pour les auteurs-modistes!« Einflusterungen eines skurrilen Damons, dem 
Babou seiner Lettre a Charles Asselineau zufolge eines Tages auf den 
Champs Elysees begegnet sein will. Hippolyte Babou: Les payens inno- 
cents Paris 1858 p XIV [Gi6,a,2] 

Ausstellungen. »Solche voriibergehenden Veranstaltungen haben sonst 
keinen EinflufS auf die Gestaltung einer Stadt gehabt ... In Paris . . . ist das 
anders. Und man kann gerade daran, daf5 hier die Riesenausstellungen 
mitten in die Stadt gestellt werden konnten und fast jede ein gut in das 
Stadtbild sich fiigendes Bauwerk . . . zuriickliefi, den Segen einer grofkrti- 
gen Grundanlage und der fortwirkenden stadtebaulichen Tradition erken- 
nen. Paris konnte . . . auch die umfangreichste Ausstellung so legen, dafi sie 
von der . . . Place de la Concorde zuganglich ist. Man hat an den Ufern, die 
von diesem Platz nach Westen fiihren, kilometerweit die Randbebauung so 
weit zuriickgeriickt, da£ sehr breite Streifen zur Verfiigung bleiben, die, 
mit vielen Reihen von Baumen bestanden, die schonsten fertigen Ausstel- 
lungsstrafien geben.« Fritz Stahl: Paris Berlin ( 1929) p 62 [G 16 a, 3] 



H 

[der Sammler] 



»Toutes ces vielleries-la ont une valeur morale« 
Charles Baudelaire 

»Je crois ... a mon ame: la Chose« 
Leon Deubel: (Euvres Paris 1929 p i$j 

Hier war die letzte Unterkunft der Wunderkinder, die als Patent- 
koffer mit Innenbeleuchtung, als meterianges Taschenmesser oder 
gesetzlich geschiitzter Schirmgriff mit Uhr und Revolver auf Welt- 
ausstellungen das Tageslicht erblickten. Und neben den entarteten 
Riesengeschopfen die halbe, steckengebliebene Materie. Wir sind 
den schmalen, dunklen Gang gegangen bis zwischen einer librairie 
en solde, wo staubige verschniirte Konvolute von alien Formen des 
Konkurses reden und einem Laden mit lauter Knopfen (Perlmutt 
und solchen, die man in Paris de fantaisie nennt) eine Art Wohn- 
zimmer stand. Auf eine blaftbunte Tapete voll Bildern und Biisten 
schien eine Gaslampe. Bei der las eine Alte. Die ist da wie seit Jahren 
allein und will Gebisse »in Gold, in Wachs und zerbrochen«. Seit 
diesem Tage wissen wir auch, woher der Doktor Mirakel das Wachs 
nahm, aus dem er die Olympia verf ertigt hat. D Puppen D [Hi,i] 

»La foule se presse au passage Vivienne, ou elle ne se voit pas, et 
delaisse le passage Colbert, ou elle se voit trop peut-etre. Un jour on 
voulut la rappeler, la foule, en remplissant chaque soir la rotonde 
d'une musique harmonieuse, qui s'echappait invisible par les croi- 
sees d'un entresol. Mais la foule vint mettre le nez a la porte et 
n'entra pas, soupconnant dans cette nouveaute une conspiration 
contre ses habitudes et ses plaisirs routiniers.« Le livre des Cent-et- 
un X Paris 1833 p 58 Vor funfzehn Jahren suchte man ahnlich und 
ebenso vergeblich dem Warenhaus W. Wertheim aufzuhelfen. Man 
gab in der groflen Passage, die es durchzog, Konzerte. [Hi,2] 

Dem, was die Dichter selbst von ihren Schriften sagen, soil man 
niemals trauen. Als Zola seine Therese Raquin gegen feindselige 



270 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Kritiken verteidigen wollte, hat er erklart, sein Buch sei eine 
wissenschaftliche Studie liber die Temperamente. Es sei ihm nam- 
lich darum zu tun gewesen, exakt an einem Beispiel zu entwickeln, 
wie das sanguinische und nervose Temperament- zu beider Unheil 
- auf einander wirken. Bei dieser Mitteilung konnte niemandem 
wohl werden. Sie erklart auch nicht den Einschlag von Kolportage, 
die Blutriinstigkeit, die filmgerechte Grafilichkeit der Handlung. 
Sie spielt nicht umsonst in einer Passage. Wenn dieses Buch denn 
wirklich wissenschaftlich etwas entwickelt, so ist es das Sterben der 
panser Passagen, der Verwesungsprozefi einer Architektur. Von 
seinen Giften ist die Atmosphare dieses Buches schwanger, und an 
ihr gehen seine Menschen zu grunde. [H 1,3] 

1 893 werden die Kokotten aus den Passagen vertrieben. [H 1, 4] 

Musik scheint sich in diesen Raumen erst mit ihrem Untergange 
angesiedelt zu haben, erst als Musikkapellen selber sozusagen 
altmodisch zu werden begannen, weil die mechanische Musik im 
Aufkommen war. So daft sich also diese Kapellen in Wahrheit eher 
dahin gefliichtet hatten. (Das »Theatrophon« in den Passagen war 
gewissermafien der Vorlaufer des Grammophons.) Und doch gab es 
Musik im Geiste der Passagen, eine panoramatische Musik, die man 
jetzt nur noch in altmodisch-vornehmen Konzerten, etwa von der 
Kurkapelle in Monte-Carlo zu horen bekommt: die panoramati- 
schen Kompositionen von David z.B. - Le desert, Christoph 
Colomb, Herculanum. Man war sehr stolz, als in den sechziger (?) 
Jahren eine politische Araberdeputation nach Paris kam, ihr »Le 
desert« in der grofien Oper (?) vorspielen zu konnen. [H i, 5] 

»Cineoramas; Grand Globe celeste, sphere gigantesque de 46 metres de 
diametre ou Pon nous jouera de la musique de Saint-Saens.« Jules Claretie: 
La vie a Paris 1900 Paris I90ip6i ■ Diorama ■ [H 1,6] 

Oft beherbergen diese Binnenraume veraltende Gewerbe und auch 
die durchaus aktuellen bekommen in ihnen etwas Verschollenes. Es 
ist der Ort der Auskunfteien und Ermittlungsinstitute, die da im 
triiben Licht der oberen Galerien der Vergangenheit auf der Spur 
sind. In den Auslagen der Friseurladen sieht man die letzten Frauen 
mit langen Haaren. Sie haben reich ondulierte Haarmassen, die 
»indefrisables« sind, versteinerte Haartouren. Kleine Votivtafeln 



derSammler 271 

sollten sie denen weihen, die eine eigene Welt aus diesen Bauten 
machten, Baudelaire und Odilon Redon^ dessen Name selbst wie 
eine allzugut gedrehte Locke fallt. Statt dessen hat man sie verraten 
und verkauft und das Haupt der Salome zum Einsatz gemacht, 
wenn das, was dort von der Konsole traumt, nicht das einbalsa- 
mierte der Anna Czillag ist. Und wahrend diese versteinern ist 
oben das Mauerwerk der Wande briichig geworden. Briichig sind 
auch □ Spiegel D [Hu, 1] 

Es ist beim Sammeln das Entscheidende, daft der Gegenstand aus 
alien urspriinglichen Funktionen gelost wird um in die denkbar 
engste Beziehung zu seinesgleichen zu treten. Diese ist der diame- 
trale Gegensatz zum Nutzen und stent unter der merkwurdigen 
Kategorie der Vollstandigkeit. Was soil diese »Vollstandigkeit«{ ?) 
Sie ist ein grofiartiger Versuch, das vollig Irrationale seines bloften 
Vorhandenseins durch Einordnung in ein neues eigens geschaffenes 
historisches System, die Sammlung, zu iiberwinden. Und fur den 
wahren Sammler wird in diesem Systeme jedwedes einzelne Ding 
zu einer Enzyklopadie aller Wissenschaft von dem Zeitalter, der 
Landschaft, der Industrie, dem Besitzer von dem es herstammt. Es 
ist die tiefste Bezauberung des Sammlers, das. Einzelne in einen 
Bannkreis einzuschlieften, indem es, wahrend ein letzter Schauer 
(der Schauer des Erworbenwerdens) dariiber hinlauft, erstarrt. 
Alles Erinnerte, Gedachte, Bewufite wird Sockel, Rahmen, Posta- 
ment, Verschluft seines Besitztums. Man mufi nicht denken, daft 
gerade dem Sammler der tojioc; itttegouoaviog, der nach Platon die 
unverwandelbaren Urbilder der Dinge beherbergt, fremd sei. Er 
verliert sich, gewift. Aber er hat die Kraft, an einem Strohhalm sich 
von neuem aufzurichten und aus dem Nebelmeer, das seinen Sinn 
umfangt, hebt sich das eben erworbene Stuck wie eine Insel. - 
Sammeln ist eine Form des praktischen Erinnerns und unter den 
profanen Manifestationen der »Nahe« die biindigste. Jeder kleinste 
Akt der politischen Besinnung macht also gewissermafien im 
Antiquitatenhandel Epoche. Wir konstruieren hier einen Wecker, 
der den Kitsch des vorigen Jahrhunderts zur »Versammlung{«) 
aufstort. [H 1 a, 2] 

Erstorbene Natur: der Muschelladen der Passagen. Strindberg 
erzahlt in den »Drangsalen des Lotsen(«) von »einer Passage mit 



272 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Laden, die erleuchtet waren«. »Dann ging er weiter in die Passage 
hinein ... Da waren alle moglichen Arten Laden, doch nicht ein 
Mensch war zu sehen, weder hinter den Ladentischen noch davor. 
Als er eine Weile gegangen war, blieb er vor einem grofien Fenster 
stehen, hinter welchem eine ganze Ausstellung von Schnecken zu 
sehen war. Da die Tlir offen stand, trat er ein. Vom Boden bis zur 
Decke waren Gestelle mit Schnecken alier Art, aus den vielen 
Meeren der Erde gesammelt. Niemand war darin, aber es hing ein 
Tabakrauch wie ein Ring in der Luft . . . Und dann begann er wieder 
zu gehen, dem blau-weifien Laufer folgend. Die Passage war nicht 
gerade, sondern lief in Krummungen, so dafi man nie das Ende sah; 
und immer waren da neue Laden, aber kein Volk; und die Laden- 
eigentiimer waren nicht zu sehen. « Die Unabsehbarkeit der ausge- 
storbenen Passagen ist ein bezeichnendes Motiv. Strindberg: Mar- 
chen Miinchen und Berlin 1917P 52/53, 59 [Hi a, 3] 

Man muE die »Fleurs du Mal« daraufhin durchgehen, wie die Dinge 
zur Allegorie erhoben werden. Der Gebrauch der Majuskel ist zu 
verfolgen. [H 1 a, 4] 

Am Schlusse von »Matiere et Memoire« entwickelt Bergson, 
Wahrnehmung sei eine Funktion der Zeit. Wiirden wir - so darf 
man sagen - gewissen Dingen gegeniiber gelassener, andern gegen- 
tiber schneller, nach einem andern Rhythmus, leben, so gabe es 
nichts »Bestehendes« fur uns sondern alles geschahe vor unsern 
Augen, alles stiefie uns zu. So aber ergeht es mit den Dingen dem 
grofien Sammler. Sie stofien ihm zu. Wie er ihnen nachstellt und auf 
sie trifft, welche Veranderung in alien Stiicken ein neues Stuck, das 
hinzutritt, bewirkt, das alles zeigt ihm seine Sachen in standigem 
Fluten. Hier betrachtet man die pariser Passagen als waren sie 
Besitztiimer in der Hand eines Sammlers. (Im Grunde lebt der 
Sammler, so darf man sagen, ein Stuck Traumleben. Denn auch im 
Traum ist der Rhythmus des Wahrnehmens und Erlebens derart 
verandert, dafi alles - auch das scheinbar Neutralste - uns zustofit, 
uns betrifft. Um die Passagen aus dem Grunde zu verstehen, 
versenken wir sie in die tiefste Traumschicht, reden von ihnen so als 
waren sie uns zugestoflen.{)) [H 1 a, 5] 



derSammler . 273 

»L'intelligence de Pallegorie, prend en vous des proportions a vous- 
meme inconnues; nous noterons, en passant, que Pallegorie, ce 
genre si spirituel, que les peintres maladroits nous ont accoutumes a 
mepriser, mais qui est vraiment Pune des formes primitives et les 
plus naturelles de la poesie, reprend sa domination legitime dans 
Pintelligence illuminee par Pivresse.« Charles Baudelaire: Les para- 
dis artificiels Paris 19 17 p 73 (Aus dem, was folgt, ergibt sich 
unzweifelhaft, dafi Baudelaire in der Tat die Allegorie, nicht das 
Symbol im Sinn hat. Die Stelle ist dem Kapitel vom Haschisch 
entnommen.) Der Sammler als Allegoriker □ Haschisch □ [H 2, 1] 

»La publication de YHistoire de la Societe frangaise pendant la Revolution 
et sous le Directoire ouvrit Pere du bibelot, - et que Pon ne voie pas en ce 
mot une intention depreciatrice; le bibelot historique jadis s'appela reli- 
que.« Remy de Gourmont: Le II C livre des Masques Paris 1924 p 259. Es ist 
von dem Werk der Briider Goncourt die Rede. [H 2, 2] 

Die wahre Methode, die Dinge sich gegenwartig zu machen, ist, sie 
in unsere(m) Raum (nicht uns in ihrem) vorzustellen. (So tut der 
Sammler, so auch die Anekdote.) Die Dinge, so vorgesteilt, dulden 
keine vermittelnde Konstruktion aus »groften 2usammenhangen«. 
Es ist auch der Anblick grower vergangner Dinge - Kathedrale von 
Chartres, Tempel von Pastum - in Wahrheit (wenn er namlich 
gliickt) ein: sie in unserm Raum empfangen. Nicht wir versetzen 
uns in sie, sie treten in unser Leben. [H 2, 3] 

Im Grunde ein recht sonderbares Faktum, daft Sammelgegenstande 
als solche industriell hergestellt wurden. Seit wann? Man hatte den 
verschiedenen Moden nachzugehen, die im I9 tcn Jahrhundert das 
Sammeln beherrscht haben. Charakteristisch fur das Biedermeier- 
ob aber auch in Frankreich? - ist die Manie der Tassen. »Eltern, 
Kinder, Freunde, Verwandte, Vorgesetzte und Untergebene geben 
sich in Tassen ihre Gefuhle kund, die Tasse ist das bevorzugte 
Geschenk, der beliebteste Zimmerschmuck; wie Friedrich Wilhelm 
III. sein Arbeitszimmer mit Pyramiden voller Porzellantassen 
fullte, so sammelte auch der Biirgersmann in seiner Servante in 
Tassen die Erinnerung an die wichtigsten Ereignisse, die wertvoll- 
sten Stunden seines Lebens.« Max von Boehn: Die Mode im XIX 
Jahrhundert II Miinchen 1907 p 136 [H 2, 4] 



274 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Besitz und Haben sind dem Taktischen zugeordnet und stehen in 
einem gewissen Gegensatz zum Optischen. Sammler sind Men- 
schen mit taktischem Instinkt. Ubrigens hat neuerdings mit der 
Abkehr vom Naturalismus der Primat des Optischen auf gehort, der 
das vorige Jahrhundert beherrscht. ■ Flaneur ■ Flaneur optisch, 
Sammler taktisch. [H 2, 5] 

Gescheiterte Materie: das ist Erhebung der Ware in den Stand der 
Allegoric Fetischcharakter der Ware und Allegorie. [H 2, 6] 

Man mag davon ausgehen, dafi der wahre Sammler den Gegenstand 
aus seinen Funktionszusammenhangen heraushebt. Aber das ist 
kein erschopfender Blick auf diese merkwiirdige Verhaltungsweise. 
Denn ist nicht dies die Grundlage, auf der eine im Kantischen und 
Schopenhauerschen Sinne »interesselose« Betrachtung sich auf- 
baut, dergestalt, dafi der Sammler zu einem unvergleichlichen Blick 
auf den Gegenstand gelangt, einem Blick, der mehr und anderes 
sieht als der des profanen Besitzers und den man am besten mit dem 
Blick des groften Physiognomikers zu vergleichen hatte. Wie aber 
der auf den Gegenstand auftrifft, das hat man sich durch eine andere 
Betrachtung noch weit scharfer zu vergegenwartigen. Man muE 
namlich wissen: dem Sammler ist in jedem seiner Gegenstande die 
Welt prasent und zwar geordnet. Geordnet aber nach einem 
iiberraschenden, ja dem Profanen unverstandlichen Zusammen- 
hange. Der steht zu der gelaufigen Anordnung und Schematisie- 
rung der Dinge ungefahr wie ihre Ordnung im Konversationslexi- 
kon zu einer naturlichen. Man erinnere doch nur, von welchem 
Belang fur einen jeden Sammler nicht nur sein Objekt sondern auch 
dessen ganze Vergangenheit ist, ebensowohl die zu dessen Entste- 
hung und sachlicher Qualifizierung gehort wie die Details aus 
dessen scheinbar aufierlicher Geschichte: Vorbesitzer, Erstehungs- 
preis, Wert etc. Dies alles, die »sachlichen« Daten wie jene andern, 
nicken fur den wahren Sammk r in jedem einzelnen seiner Besitztii- 
mer zu einer ganzen magischen Enzyklopadie, zu einer Weltord- 
nung zusammen, deren Abrifi das Schicksal seines Gegenstandes ist. 
Hier also, auf diesem engen Felde, lafit sich verstehen, wie die 
groften Physiognomiker (und Sammler sind Physiognomiker der 
Dingwelt) zu Schicksalsdeutern werden. Man hat nur einen Samm- 
ler zu verfolgen, der die Gegenstande seiner Vitrine handhabt. 



derSammler 275 

Kaum halt er sie in Handen, so scheint er inspiriert durch sie, 
scheint wie ein Magier durch sie hindurch in ihre Feme zu schauen. 
(Interessant ware den Buchersammler als den einzigen zu studieren, 
der seine Schatze nicht unbedingt aus ihrem Funktionszusammen- 
hange gelost hat.) [H 2, 7; H 2 a, 1] 

Der grofie Sammler Pachinger, Wolfskehls Freund, hat eine Samm- 
lung zustande gebracht, die im Verfemten, Verkommenen sich der 
Sammlung Figdor in Wien zur Seite stellen liefte. Er weifi kaum 
mehr, wie die Dinge im Leben stehen, erklart seinen Besuchern 
neben den altertiimlichsten Geraten Taschentiicher, Handspiegel, 
etc. Von ihm erzahlt man, wie er eines Tages iiber den Stachus ging, 
sich biickt, um etwas aufzuheben: Es lag da etwas, wonach er 
wochenlang gefahndet hatte: der Fehldruck eines Straftenbahnbil- 
letts, das nur fur ein paar Stunden im Verkehr gewesen war. 

[Hia,2] 

Eine Apologie des Sammlers diirfte nicht an diesen Invektiven 
vorbeigehen: »L'avarice et la vieillesse, remarque Gui Patin, sont 
toujours en bonne intelligence. Le besoin d'accumuler est un des 
signes avant-coureurs de la mort chez les individus comme dans les 
societes. On le constate a l'etat aigu dans les periodes preparalyti- 
ques. II y a aussi la manie de la collection, en neurologie >le 
coliectionnisme<. / Depuis la collection d'epingles a cheveux jusqu'a 
la boite en carton portant ^inscription: Petits bouts de ficelle ne 
pouvant servir a rien.« Les 7 peches capitaux Paris 1929 p 26/27 
(Paul Morand: L'avarice) vgl aber Sammeln bei Kindern! 

[H 2 a, 3] 

»Ich bin mir nicht sicher, ob icfi mich so ganz und gar der Betrachtung 
dieses Erlebnisses hingegeben hatte, wenn ich nicht diese Unmenge 
phantastischer Dinge bunt durcheinandergewiirfelt in dem Laden des 
Raritatenhandlers gesehen hatte, Sie drangten sich mir immer wieder auf, 
wenn ich an das Kind dachte, und, indem sie gleichsam unzertrennlich von 
ihm waren, fuhrten sie mir die Lage dieses Geschopfchens in greifbarer 
Deutlichkeit vor Augen. Ohne meiner Phantasie Ziigel anzulegen, sah ich 
Nells Bild von allem umgeben, was ihrer Natur widersprach und den 
Wunschen ihres Alters und Geschlechts durchaus fernlag. Wenn mir diese 
Umgebung gefehlt und ich mir das Kind in einem ganz gewohnlichen 
Zimmer hatte vorstellen miissen, in dem nichts Ungewohnliches oder 



276 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

Unnatiirliches gewesen ware, dann hatte hochstwahrscheinlich ihr merk- 
wiirdiges und einsames Leben viel weniger Eindruck auf mich gemacht. So 
aber schien es mir, als lebte sie in einer Art Allegoric « Charles Dickens: 
Der Raritatenladen Lpz ed Insel p 18/19 [H2a,4] 

Wiesengrund in einem ungedruckten Essay liber den »Raritatenladen« von 
Dickens: »Nells Tod ist beschlossen in dem Satz: >Es waren noch einige 
Kleinigkeiten dort, arme, wertlose Dinge, die sie wohl gerne hatte 
mitnehmen mogen -, aber es war unmoglich.< . . . Daft aber dieser 
Dingwelt, der verworfenen, verlorenen, die Moglichkeit des Ubergangs 
und der dialektischen Rettung selbst innewohnt, hat Dickens erkannt und 
besser ausgesprochen, als es der romantischen Naturglaubigkeit jemals 
moglich ware, in jener gewaltigen Allegorie des Geldes, welche die 
Darstellung der Industriestadt beschliefk: >. . . es waren zwei alte, abge- 
schliffene, rauchbraune Pennystiicke. Wer weifl, ob sie nicht herrlicher 
leuchten in den Augen der Engel als die goldenen Buchstaben, die auf 
Grabsteineneingemeifleltsind?<« [H2a, 5] 

»La plupart des amateurs composent leur collection en se laissant guider par 
la fortune, comme les bibliophiles en bouquinant . . . M. Thiers a procede 
autrement: avant de reunir sa collection, il l'avait formee tout entiere dans 
sa tete; il en avait dresse le plan, et ce plan, il a passe trente ans a l'executer 
. . . M. Thiers possede ce qu'il a voulu posseder . . . De quoi s'agissait-il? 
D'arranger autour de soi un abrege de Punivers, c'est-a-dire de faire tenir 
dans un espace d'environ quatre-vingts metres carres, Rome et Florence, 
Pompei et Venise, Dresde et la Haye, le Vatican et 1'Escorial, le British- 
Museum et l'Ermitage, l'Alhambra et le Palais d'ete ... Eh bien, M. Thiers 
a pu realiser une pensee aussi vaste avec des depenses moderees, faites 
chaque annee pendant trente ans ... Voulant fixer avant tout sur les 
murailles de sa demeure les plus precieux souvenirs de ses voyages, M. 
Thiers fit executer . . . des copies reduites d'apres les plus fameux morceaux 
de peinture . . . Aussi, en entrant chez lui, se trouve-t-on tout d'abord au 
milieu des chefs-d'oeuvre eclos en Italie durant le siecle de Leon X. Laparoi 
qui fait face aux fenetres est occupee par le Jugement dernier, place entre la 
Dispute du Saint-Sacrement et PEcole d'Athenes. L/Assomption du Titien 
decore le.dessus de la cheminee, entre la Communion de saint Jerome et la 
Transfiguration. La Madone de Saint-Sixte fait pendant a la Sainte Cecile, et 
dans les trumeaux sont encadrees les Sibylles de Raphael, entre leSposalizio 
et le tableau representant Gregoire IX qui remet les Decretales a un avocat 
du consistoire . . . Ces copies etant reduites a la meme echelle ou a peu pres 
. . . Toeil y retrouve avec plaisir la grandeur relative des originaux. Elles sont 
peintes a Paquarelle.« Charles Blanc: Le cabinet de M. Thiers Paris 1871 
p 16-18 [H 3 ,i] 



derSammler 277 

»Casimir Perier disait un jour, en visitant la galerie de tableaux d'un illustre 
amateur . . . : >Tout cela est fort beau, mais ce sont des capitaux qui 
dorment.< . . . Aujourd'hui ... on pourrait repondre a Casimir Perier . . . 
que ... les tableaux ..., quand ils sont bien authentiques; les dessins, 
lorsqu'on y reconnait la griffe du maitre . . . dorment d'un sommeil 
reparateur et profitable . . . La . . . vente des curiosites et des tableaux de M. 
R. . . ., a prouve par chiffres que les oeuvres de genie sont des valeurs aussi 
solides que l'Orleans et un peu plus sures que les docks. « Charles'Blanc: Le 
tresor de la curiosite II Paris 1 8 5 8 p 5 78 [H 3 , 2] 

Der positive Gegentypus zum Sammler, der doch zugleich dessen 
Vollendung darstellt, insofern er die Befreiung der Dinge von der 
Fron, niitzlich zu sein, verwirklicht, ist nach diesem Wort von 
Marx darzustellen: »Das Privateigentum hat uns so dumm und 
untatig gemacht, dafS ein Gegenstand erst der unsrige ist, wenn wir 
ihn haben, also als Kapital fur uns existiert, oder von uns . . . 
gebraucht wird.« Karl Marx: Der historische Materialimus Die 
Friihschriften hg von Landshut und Mayer Lpz (1932) I p 299 
(Nationalokonomie und Philosophic) [H 3 a, 1 ] 

»An die Stelle aller physischen und geistigen Sinne ist ... die einfache 
Entfremdung aller dieser Sinne, der Sinn des Habens getreten . . . (Uber die 
Kategorie des Habens siehe Hefi in den >2i Bogen<.)« Karl Marx: Der 
historische Materialismus Lpz I p 300 (Nationalokonomie und Philoso- 
phic) [H 3 a, 2] 

»Ich kann mich praktisch nur menschlich zu der Sache verhalten, wenn die 
Sache sich zum Menschen menschlich verhalt.« Karl Marx: Der historische 
Materialismus Lpz I p 300 (Nationalokonomie und Philosophic) [H 3 a, 3] 

Die Sammlungen Alexandre de Sommerards im Fond des Musee Cluny. 

[H 3 a, 4 ] 

Das Quodlibet hat etwas vom Ingenium des Sammlers und des 
Flaneurs. [H3a, 5] 

Vom Sammler werden latente archaische Besitzvorstellungen 
aktualisiert. Diese Besitzvorstellungen duriten in der Tat mit dem 
Tabu zusammenhangen, wie die folgende Bemerkung es andeutet: 
»Il ... est ... sur que le tabou est la forme primitive de la propriete. 
D'abord emotivement et >sincerement<, puis comme procede cou- 



278 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

rant et legal, le tabouage constituait un titre, S'approprier un objet, 
c'est le rendre sacre et redoutable pour tout autre que soi, le rendre 
>participant< a soi-meme.« N Guterman et H Lefebvre: La cons- 
cience mystifiee { Paris 1 93 6 ) p 228 [H 3 a, 6] 

Marxstellen aus »Nationalokonomie und Philosophies »Das Privateigen- 
tum hat uns so dumm und untatig gemacht, dafi ein Gegenstand erst der 
unsrige ist, wenn wir ihn haben«. »An die Stelle aller physischen und 
geistigen Sinne ist . . . die einfache Entfremdung aller dieser Sinne, der Sinn 
des Habens, getreten.« cit Hugo Fischer: Karl Marx und sein Verhaltnis zu 
Staat und Wirtschaft Jena 1932 p 64 [H3 a, 7] 

Die Vorfahren von Balthazar Claes waren Sammler. [H 3 a, 8] 

Modelle zum Cousin Pons : Sommerard, Sauvageot, Jacaze. [H 3 a, 9] 

Die physiologische Seite des Sammelns ist wichtig. Bei der Analyse 
dieses Verhaltens ist nicht zu iibergehen, dafi das Sammeln beim 
Nestbau der Vogel eine eindeutige biologische Funktion iiber- 
nimmt. Angeblich findet sich ein Hinweis darauf in Vasaris »Trat- 
tato sull J Architectural Auch Pawlow soil sich mit dem Sammeln 
beschaftigthaben. [H4, 1] 

Vasari soil - im Trattato sull architectura? - behaupten, dafi der Begriff 
»Groteske« von den Grotten komme, in denen Sammler ihre Schatze 
aufbewahren. [H 4, 2] 

Das Sammeln ist ein Urphanomen des Studiums: der Student 
sammelt Wissen. [H 4, 3] 

Uber das Verhaltnis des mittelalterlichen Menschen zu seinen 
Sachen fiihrt Huizinga gelegentlich der Erlauterung des literari- 
schen Genres »Testament« aus: »Diese literarische Form ist . . . nur 
verstandlich, wenn man nicht vergifit, daft die mittelalterlichen 
Menschen tatsachlich daran gewohnt waren, durch ein Testament 
selbst liber das Geringste[!] ihrer Besitztiimer separat und ausfiihr- 
lich zu verfiigen. Eine arme Frau vermachte ihr Sonntagskleid und 
ihre Kappe ihrem Kirchspiel; ihr Bett ihrem Patenkind, einen Pelz 
ihrer Pflegerin, ihren Alltagsrock einer Armen, und vier Pfund 
Turnosen [sic], die ihr Vermogen ausmachten, samt einem weiteren 



der Sammler ijy 

Kleid und einer Kappe den Minoriten. (Champion: Villon II p 182) 
1st nicht auch hierin eine ganz triviale Aufierung derselben Denk- 
richtung zu erkennen, die jeden Fall von Tugendhaftigkeit als ein 
ewiges Beispiel aufstellte, die in jeder Gewohnheit eine gottge- 
wollte Einrichtung sah?« J Huizinga: Herbst des Mittelalters 
Munchen 1928 p 346 Was an dieser bemerkenswerten Stelle vor 
allem auffallt, ist, dafl ein derartiges Verhaltnis zu den Mobilien 
etwa im Zeitalter standardisierter Massenproduktion nicht mehr 
moglich ware. Man kame damit von selbst auf die Frage, ob nicht 
die Argumentierungsformen, auf die der Verfasser anspielt, ja 
gewisse Denkformen der Scholastik iiberhaupt (Berufung auf die 
ererbte Autoritat) mit den Produktionsformen zusammenhingen? 
Der Sammler, dem sich die Dinge durch sein Wissen um ihre 
Entstehung und ihre Dauer in der Geschichte anreichern, verschafft 
sich zu ihnen ein ahnliches Verhaltnis, das nun archaisch wirkt. 

[H 4 ,4] 

Vielleicht laftt sich das verborgenste Motiv des Sammelnden so 
umschreiben: er nimmt den Kampf gegen die Zerstreuung auf. Der 
grofie Sammler wird ganz urspriinglich von der Verworrenheit, von 
der Zerstreutheit angeruhrt, in dem die Dinge sich in der Welt 
vorfinden. Das gleiche Schauspiel ist es gewesen, das die Menschen 
des Barockzeitalters so sehr beschaftigt hat; insbesondere ist das 
Weltbild des Allegorikers ohne das leidenschaftliche Betroffensein 
durch dieses Schauspiel nicht zu erklaren. Der Allegoriker bildet 
gleichsam zum Sammler den Gegenpol. Er hat es aufgegeben, die 
Dinge durch die Nachforschung nach dem aufzuhellen, was etwa 
ihnen verwandt und zu ihnen gehorig ware. Er lost sie aus ihrem 
Zusammenhange und iiberlafit es von Anfang an seinem Tiefsinn, 
ihre Bedeutung aufzuhellen. Der Sammler dagegen vereint das 
Zueinandergehorige; es kann ihm derart gelingen, iiber die Dinge 
durch ihre Verwandtschaften oder durch ihre Abfolge in der Zeit zu 
belehren. Nichtsdestoweniger aber steckt - und das ist wichtiger als 
alles, was etwa Unterscheidendes zwischen ihnen bestehen mag - in 
jedem Sammler ein Allegoriker und in jedem Allegoriker ein 
Sammler. Was den Sammler angeht, so ist ja seine Sammlung 
niemals vollstandig; und fehlte ihm nur ein Snick, so bleibt doch 
alles, was er versammelt hat, eben Stiickwerk, wie es die Dinge fur 
die Allegorie ja von vornherein sind. Auf der andern Seite wird 



280 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

gerade der Allegoriker, fur den die Dinge ja nur Stichworte eines 
geheimen Worterbuches darstellen, das ihre Bedeutungen dem 
Kundigen verrateh wird, niemals genug an Dingen haben, von 
denen eines das andere um so weniger vertreten kann, als keinerlei 
Reflexion die Bedeutung vorhersehen lafit, die der Tiefsinn jedwe- 
dem von ihnen zu vindizieren vermag. [H 4 a, i] 

Tiere (Vogel, Ameisen), Kinder und Greise als Sammler. [H 4 a, 2] 

Eine Art von produktiver Unordnung ist der Kanon der memoire 
involontaire wie auch des Sammlers. »Et ma vie etait deja assez 
longue pour qu'a plus d'un des etres qu'elle m'offrait, je trouvasse 
dans des regions opposees de mes souvenirs un autre etre pour le 
completer . . . Ainsi un amateur d'art a qui on montre le volet d'un 
retable, se rappelle dans quelle eglise, dans quel musee, dans quelle 
collection particuliere, les autres sont disperses; (de meme qu'en 
suivant les catalogues des ventes ou en frequentant les antiquaires, il 
fink par trouver Pobjet jumeau de celui qu'il possede et qui fait avec 
lui la paire, il peut reconstituer dans sa tete la predelle, ^autel tout 
entier).« Marcel Proust: Le temps retrouve Paris II p 158 Die 
memoire volontaire dagegen ist eine Registratur, die den Gegen- 
stand mit einer Ordnungsnummer versieht, hinter der er ver- 
schwindet. »Da waren wir nun gewesen.« (»Es war mir ein 
Erlebnis.«) In welcher Art von Beziehung die Zerstreutheit der 
allegorischen Requisiten (des Stiickwerks) zu dieser schopferischen 
Unordnung steht, bleibt zu untersuchen. [Hj,i] 



I 

[das InterieuRj die Spur] 



»En 1830, le romantisme triomphait dans la litterature. II envahit Tarchitec- 
ture et placarda sur la facade des maisons un gothique de fantaisie, plaque 
trop souvent en carton-pierre. II s'imposa a l'ebenisterie. >Tout a coup, dit 
le rapporteur de Imposition de 1 834, on s'est pris d'enthousiasme pour des 
ameublements a formes etranges: on les a tires des vieux chateaux, des 
antiques garde-meubles et des depots de friperie, afin d'en parer des salons, 
modernes pour tout le reste . . .< Les fabricants s'en inspiraient et prodi- 
guaient dans leurs meubles >les ogives et les machicoulis<: on voyait des lits 
et des armoires herisses de creneaux, comme des forteresses du XIIP 
siecle.« E. Levasseur: I.e. (Histoire des classes ouvrieres et del'industrieen 
France de 1789 a 1870 Paris 1904) lip 206/207 U- J > r J 

Bei Behne anlaftlich eines Ritterschrankes die gute Bemerkung: 
»Das Mobiliar hat sich ganz deutlich aus dem Immobiliar entwik- 
kelt.« Weiter wird der Schrank verglichen mit einem »mittelalterli- 
chen Befestigungswerk. Wie dieses Mauern und Walk und Graben 
in immer mehr sich erweiternden Ringen als ein gewaltiges Aufkn- 
werk um ein bilkhen Wohninhalt herumlegt, so ist auch hier der 
Schubfach- und Ladeninhalt unter einem machtigen Aufienwerk 
erdriickt.« Adolf Behne: Neues Wohnen, neues Bauen Lpz 1927 
p 59,61/62 [Ii>*] 

Die Wichtigkeit des Mobiliars neben dem Immobiliar. Hier ist, was 
zu bewaltigen uns aufgegeben ist, um ein geringes leichter. Leich- 
ter, ins Herz der abgeschafften Dinge vorzustoflen, um die Kontu- 
ren des Banalen als Vexierbild zu entziffern, aus den waldigen 
Eingeweiden einen versteckten »Wilhelm Tell« aufzustoren, oder 
auf die Frage »Wo ist die Braut?« erwidern zu konnen. Vexierbilder 
als Schematismen der Traumarbeit hat langst die Psychoanalyse 
aufgedeckt. Wir aber sind mit solcher Gewiftheit der Seele weniger 
als den Dingen auf der Spur. Den Totembaum der Gegenstande 
suchen wir im Dickicht der Urgeschichte auf. Die oberste, die 
allerletzte Fratze dieses Totembaumes ist der Kitsch. [1 1, 3] 



282 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Die Auseinandersetzung mit dem Mobiliar bei Poe. Ringen um das 
Erwachen aus dem Kollektivtraurri. [1 1 > 4] 

Wie sich das Interieur gegen Gaslicht verteidigt hat: »Presque 
toutes les maisons neuves ont le gaz aujourd'hui; il brule dans les 
cours interieures et dans l'escalier, il n'a pas encore droit de cite dans 
les appartements; on l'admet dans l'antichambre, quelquefois meme 
dans la salle a manger, mais on ne le regoit pas dans le salon. 
Pourquoi? Il fane les tentures. C'est le seul motif qu'on ait pu me 
donner, et il n'a aucune valeur.« Du Camp: Paris V p 309 [1 m] 

Hessel spricht von der >>traumerischen Zeit des schlechten 
Geschmacks«. Ja, diese Zeit war ganz auf den Traum eingerichtet, 
war auf Traum mobliert, Der Wechsel der Stile, das Gotische, 
Persische, Renaissance etc. das hieft: iiber das Interieur des biirger- 
lichen Speisezimmers schiebt sich ein Festsaal Cesare Borgias, aus 
dem Boudoir der Hausfrau steigt eine gotische Kapelle heraus, das 
Arbeitszimmer des Hausherrn spielt irisierend in das Gemach eines 
persischen Scheichs hinuber. Die Photomontage, die uns solche 
Bilder fixiert, entspricht der primitivsten Anschauungsform dieser 
Generationen. Nur langsam haben die Bilder, unter denen sie lebte, 
sich losgelost und auf Inserate(n), Etiketten, Affichen als die 
Figuren der Reklame sich niedergeschlagen. [1 1,6] 

Eine Serie von Lithographien um 1 8 { . . . ) zeigte in einem verhange- 
nen dammernden Boudoir Frauen, wollustig auf die Ottomane 
hingelagert, und diese Blatter trugen die Unterschrift: »Au bord du 
Tajo« »Au bord de la Neva« »Au bord de la Seine« und so fort. Der 
Guadalquivir, die Rhone, der Rhein, die Aare, die Tamise traten 
hier auf. Man glaube nicht, ein Nationalkostum hatte diese weibli- 
chen Figuren von einander unterschieden. Die »legende« unter 
diesen Frauenbildern hatte das Phantasiebild einer Landschaft iiber 
die dargestellten Innenraume zu zaubern. [1 1,7] 

Das Bild jener Salons geben, in deren gebauschten Portieren und 
schwellenden Kissen der Blick sich verfing, in deren Standspiegeln 
Kirchenportale und in deren Causeusen Gondeln vor den Blicken 
der Gaste sich auftaten und auf die Gaslicht aus einer glasernen 
Kugel herniederschien wie der Mond. [1 1,8] 



das Interieur, die Spur 28$ 

»Nous avons vu ce qui ne s'etait encore jamais presented des manages de 
style qu'on eut pu croire a jamais inmariables; des chapeaux premier 
Empire ou Restauration avec des jaquettes Louis XV; des robes Directoire 
avec des bottines a hauts talons - mieux encore, des redingotes a taille basse 
enfilees sur des robes a taille haute.« John Grand-Carteret: Les elegances de 
la Toilette Paris p XVI [1 1 a, 1 ] 

Name der verschiednen Eisenbahnwagen aus der Friihzeit der Eisenbahn: 
berlines (fermee und ouverte), diligences, wagons garnis, wagons non 
garnis. D Eisenkonstruktion D [1 1 a, z] 

»In diesem Jahre war auch der Friihling friiher und schoner denn je 
gekommen, so daft wir uns wirklich kaum mehr recht erinnern konnen, ob 
es hier denn eigentlich uberhaupt Winter wird, und ob die Kamine zu etwas 
Anderm da sind, als die schonen Pendulen und Candelaber darauf zu 
setzen, die ja bekanntlich.hier in keinem Zimmer fehlen diirfen; derin der 
achte Pariser ilk lieber taglich ein Gericht weniger, nur um seine >garniture 
de cheminee< zu haben.« Lebende Bilder aus dem modernen Paris 4 Bde 
Koln 1863/66 Bd II p 369 (Ein kaiserliches Familienbild) [1 1 a, 3] 

Schwellenzauber. Vorm Eingang der Eisbahn, des Bierlokals, des 
Tennisplatzes, der Ausflugsorte: Penaten. Die Henne, die goldene 
Pralineeier legt, der Automat, der unsere Namen stanzt, Glucks- 
spielapparate, Wahrsage- und vor allem Wiegeautomaten: das 
zeitgemafte delphische yvcodL aeauxov hiiten die Schwelle. Sie 
gedeihen bemerkenswerterweise nicht in der Stadt - machen einen 
Bestandteil der Ausflugsorte, der Biergarten in den Vorstadten. 
Und die Reise geht sonntagnachmittags nicht nur dahin, nicht nur 
ins Griine, sondern auch zu den geheimnisvollen Schwellen. Ver- 
borgner waltet dieser gleiche Zauber freilich auch im Interieur der 
Burgerwohnung. Stiihle, die eine Schwelle, Photos die den Turrah- 
men flankier(en), sind verkommene Hausgotter und die Gewalt, 
die sie zu beschwichtigen haben, trifft uns noch heute mit den 
Klingeln ins Herz. Versuche man doch, ihr zu widerstehen. Allein, 
in einer Wohnung, einem beharrlichen Klingeln nicht zu folgen. 
Man wird linden, es ist so schwer wie ein Exorzismus. Wie alle 
magische Substanz ist auch diese wieder irgendwann, als Pornogra- 
phic, in den Sexus herabgesunken. Um 1830 freute sich Paris an 
schlupfrigen Lithos mit verschiebbaren Turen und Fenstern. Es 
waren die »Images dites a portes et a fenetres« von Numa Bassajet. 

[1 1 a, 4] 



284 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

Zum traumerischen, womoglich orientalischen Interieur: »Alles traumt 
hier von plotzlichem Gliick, Alles will mit einem Schlage haben, woran 
man in friedlichen und fleifligen Zeiten die ganze Kraft seines Lebens 
setzte. Die Erfindungen der Dichter sind voll von plotzlicher Umgestal- 
tung hauslicher Existenzen, Alles schwarmt von Marquisinnen, Prinzes- 
sinnen, von den Wundern der Tausend und einen Nacht. Es ist ein 
Opiumrausch, der das ganze Volk ergriffen hat. Die Industrie hat hierin 
noch mehr verdorben, als die Poesie. Die Industrie hat den Aktienschwin- 
del erzeugt, die Exploitationen aller moglichen Dinge, die man zu kiinstli- 
chen Bedurfnissen machen wollte, und die . . . Dividenden.« Gutzkow: 
Briefe aus Paris (Leipzig 1842} Ip 93 [1 1 a, 5] 

»Pendant que Part cherche l'intimisme . . . l'industrie marche de Tavant« 
Octave Mirbeau Figaro 1 889 (vgl. Encyclopedic d' architecture 1889 p 92) 

[1 1 a, 6] 

Zur Ausstellung von 1867. »Diese hohen, kilometerlangen Galerien waren 
von unzweifelhafter Grofie. Der Larm der Maschinen erfullte sie. Man darf 
nicht vergessen, da!5 zu den Festlichkeiten, die bei dieser Ausstellung 
besonders beriihmt waren, noch achtspannig vorgefahren wurde. Wie bei 
den zeitgenossischen Zimmern, versuchte man diese 25 m hohen Galerien 
durch mobelartige Einbauten zu verniedlichen und die Strenge der Kon- 
struktion zu mildern. Man hatte Angst vor der eigenen Grofte.« Sigfried 
Giedion:BaueninFrankreich (Leipzig, Berlin 1928) P43 [1 1 a, 7] 

Der Fortifikationscharakter bleibt wie den Mobeln so auch den 
Stadten unter der Bourgoisie: »La ville fortifiee etak jusqu'ici la 
contrainte qui paralysa toujours l > urbanisme.« Le Corbusier: Ur- 
banisme Paris ( 1 92 5 ) p 249 [1 1 a, 8] 

Die uralte Korrespondenz zwischen Haus und Schrank bekommt 
eine neue Variante durch den Einsatz von Butzenscheiben in 
Schrankturen. Seit wann? Gab es das auch in Frankreich? [1 1 a, 9] 

Der biirgerliche Pascha in der Phantasie der Zeitgenossen: Eugene 
Sue. Er hatte ein Schlofi in Sologne. Darin sollte es einen Harem mit 
farbigen Frauen geben. Nach seinem Tode entstand die Legende, 
die Jesuiten hatten ihn vergiftet. [1 2, 1 ] 

Gutzkow berichtet, die Ausstellungssalons seien voll orientalischer Sze- 
nen, die fix r Algier begeistern sollen. [1 2, 2] 



das Interieur, die Spur 285 

Zum Ideal der »Apartheit«. »Alles strebt zum Schnorkel, zur 
Schweifung und zur komplizierten Verdrehung. Aber was der 
Leser vielleicht nicht auf den ersten Blick sieht, ist, daft sich auch in 
der Art, die Dinge zu stellen und zu legen, das Aparte durchsetzt - 
und das eben fiihrt uns wieder auf den Ritter zuriick. / Der Teppich 
im Vordergrunde liegt schrag, ubereck. Die Stuhle vorn stehen 
schrag, ubereck. Gewifi - das konnte Zufall sein. Aber wenn wir 
dieser Neigung, die Gegenstande schrag und ubereck zu stellen, auf 
Schritt und Tritt in alien Wohnungen aller Stande und Klassen 
begegnen - und das tun wir -, dann kann es nicht Zufall sein . . . 
Zunachst: Schragstellen, Uberecklegen wirkt apart. Auch hier 
wieder ganz wortlich. Durch seine Uberecklage hebt sich der 
Gegenstand, hier der Teppich, vom Ganzen ab . . . Aber die tiefere 
Ursache fur das alles liegt auch hier im Festhalten an einer im 
Unterbewufttsein weiterwirkenden Kampf- und Verteidigungshal- 
tung. / Um ein Stuck Boden zu verteidigen, stelle ich mich 
zweckmaftig ubereck, weil ich dann freien Ausblick nach zwei 
Seiten habe. Deshalb sind die Bastionen der Festung als vorsprin- 
gende Winkel gebaut . . . Und erinnert nicht der Teppich in seiner 
Lage an eine solche Bastion? . . . / So wie sich der Ritter, wenn er 
einen Angriff wittert, a parte stellt, in Ausfallstellung nach rechts 
und nach links, ordnet Jahrhunderte spater hier noch der harmlose 
Burger seine Kunstgegenstande - namlich so, daft ein jeder, und sei 
es nur durch die Herausdrehung aus dem Ganzen, Wall und Graben 
um sich hat. Er ist also wirklich ein Spieftbiirger.« Adolf Behne: 
Neues Wohnen - Neues Bauen Lpz 1927 p 45-48. Zur Erklarung, 
doch mit halbem Ernst, bemerkt der Verfasser: »Die Herren, die 
sich eine Villa leisten konnten, wollten ihren hoheren Stand markie- 
ren. Was lag naher, als daft sie feudale Formen, Ritterformen 
entlehnten.« Behne: I.e. p 42 Universaler greift hier Lukacs Bemer- 
kung ein, es sei geschichtsphilosophisch fur das Burgertum kenn- 
zeichnend, daft sein neuer Gegner, das Proletariat, den Kampfplatz 
betreten habe, bevor es noch den alten, den Feudalismus, bewaltigt 
habe. Und es werde niemals ganz mit ihm fertig werden. [1 2, 3] 

Maurice B arres hat von Proust gesagt : »un poete persan dans une loge 
de concierge«. Konnte der erste, der an das Ratsel des Interieurs des 
vergangnen Jahrhunderts ging, ein anderer sein ? (Das Wort steht bei 
Jacques-Emile Blanche: Mes modeles Paris 1929Q) P- 2 >4] 



286 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Annonce publiee dans les journaux: » Avis. -Monsieur Wiertz off re de faire 
gratuitement des tableaux pour les amateurs de peinture qui, possedant un 
Rubens ou un Raphael, - veritables, - voudraient placer son oeuvre pour 
pendant a l'un ou 1'autre de ces maitres.« A.J. Wiertz: (Euvres litteraires 
Paris 1 870 p 335 [1 2, 5] 

Interieur des 19"" Jahrhunderts. Der Raum verkleidet sich, nimmt 
wie ein lockendes Wesen die Kostiime der Stimmungen an. Der 
satte Spiefier soil etwas von dem Gefiihl erfahren, nebenan im 
Zimmer konnte sowohl die Kaiserkronung Karls des Grofien, wie 
die Ermordung Heinrichs IV., die Unterzeichnung des Vertrags 
von Verdun wie die Hochzeit von Otto und Theophano sich 
abgespielt haben. Am Ende sind die Dinge nur Mannequins und 
selbst die grofien welthistorischen Momente sind nur Kostiime, 
unter denen sie die Blicke des Einverstandnisses mit dem Nichts, 
dem Niedrigen und Banalen tauschen. Solch Nihilismus ist der 
innerste Kern der biirgerlichen Gemutlichkeit; eine Stimmung, die 
sich im Haschischrausche zu satanischem Geniigen, satanischem 
Wissen, satanischem Ruhen verdichtet, eben damit aber verrat, wie 
das Interieur dieser Zeit selbst ein Stimulans des Rausches un<l des 
Traums ist. Ubrigens schliefit diese Stimmung eine Abneigung 
gegen den freien, sozusagen uranischen Luftraum ein, der auf die 
ausschweifende Tapezierkunst der damaligen Innenraume ein 
neues Licht wirft. In ihnen leben war ein dichtes sich eingewebt, 
sich eingesponnen haben in ein Spinnennetz, in dem das Weltge- 
schehen verstreut, wie ausgesogene Insektenleiber herumhangt. 
Von dieser Hohle will man sich nicht trennen. [1 2, 6] 

Aus meinem zweiten Haschischversuch. Treppe im Atelier von 
Charlotte Joel. Ich sagte: »Ein nur Wachsfiguren bewohnbarer 
Aufbau. Damit fange ich plastisch so viel an; der ganze Piscator 
kann einpacken. Habe die Moglichkeit, mit winzigen Hebelchen 
die ganze Beleuchtung umzustellen. Kann aus dem Goethehaus die 
londoner Oper machen. Kann die ganze Weltgeschichte daraus 
ablesen. Mir erscheint im Raum, weshalb ich die Kolportagebilder 
sammle. Kann alles im Zimmer sehen; die Sonne Karls III. und was 
Siewollen.« [Ha, 1] 

»Die gezackten Kragen und die Puffen um die Schultern . . ., die man sich 



das Interieur, die Spur 287 

falschlicherweise als Tracht der alien Ritterdamen dachte.« Jacob Falke: 
Geschichte des modernen Geschmacks Lpz 1 866 p 347 [1 2 a, 2] 

»Seitdem die glanzenden Passagen durch die Straften gebrochen sind, hat 
das Palais Royal verloren. Manche sagen, seitdem es tugendhaft geworden 
ist. Die einst so iibel berufenen kleinen cabinets particuliers sind jetzt die 
Rauchzimmer der Kaffeehauser geworden. Jedes Kaffeehaus hat ein 
Rauchzimmer, das man Divan nennt.« Gutzkow: Brief e aus Paris Lpz 1842 
I p 226 D Passagen D [1 2 a, 3] 

»Die grofie Berliner Gewerbeausstellung ist angefullt von schweren 
Renaissancezimmern, sogar der Aschenbecher gibt sich antikisch,. die 
Portieren miissen von Hellebarden gehalten werden, und die Butzen- 
scheibe regiert in Fenster und Schrank.« 70 Jahre deutsche Mode 1925 p 72 

[1 2 a, 4] 

Eine Bemerkung aus dem Jahre 1837. »Es war damals die Zeit wo 
das Antike herrschte wie heutzutage das Rococo. Die Mode ... hat 
mit einem Schlage ihres Zauberstabes den Salon in ein Atrium, die 
Lehnsessel in curulische Stiihle, die Schleppkleider in Tuniken, die 
Trinkglaser in Schalen, die Schuhe in Kothurne, und die Guitarren 
in Lyras metamorphosiert.« Sophie Gay: Der Salon der Fraulein 
Contet (Europa Chronik der gebildeten Welt hg von August 
Lewald 1837 Bd I Lpz u Stuttgt p 358O) Also stammt der Witz: 
»Was ist der Hohepunkt der Verlegenheit?« »Wenn einer eine 
Harfe in Gesellschaft mitbringt und keiner fordert ihn zum Spielen 
auf ( « ) - dieser Witz, der auch ein Interieur beleuchtet - wohl aus 
dem Empire. [I^M] 

»Quant au mobilier baudelairien qui etait sans doute celui de son 
temps, qu*il serve a donner une le9on aux dames elegantes de nos 
vingt dernieres annees, lesquelles n'admettaientpas dans >leur hotel< 
la moindre faute de gout. Que devant la pretendue purete de style 
qu'elles ont pris tant de peine a atteindre, elles songent qu'on a pu 
etre le plus grand et le plus artiste des ecrivains, en ne peignant que 
des lits a >rideaux< refermables . . ., des halls pareils a des serres . . ., 
des lits pleins d'odeurs legeres, des divans profonds comme des 
tombeaux, des etageres avec des fleurs, des lampes qui ne brulaient 
pas tres longtemps . . ., si bien qu'on n'etait plus eclaire que par un 
feu de charbon.« Marcel Proust: Chroniques Paris {1927) p 224/ 



288 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

225 (Die ausgelassenen Stellen sind nur Belegstellen.) Diese Bemer- 
kungen sind wichtig weil sie gestatten die fur die Frage der Museen 
und des Stadtebaus aufgestellte Antinomie entsprechend auch aui 
das Interieur auszudehnen: den neuen Stil mit der mystisch- 
nihilistische(n) Ausdrucksgewalt des Uberkommenen, »Veralte- 
ten« zu konfrontieren. Ubrigens verrat nicht nur diese Stelk 
sondern sein ganzes Werk (vgl. »renferme«) fur welche Seite diesei 
Alternative Proust sich entschieden hatte. [1 2 a, 6 

Hochst wiinschenswert ist die Ableitung der Genremalerei. Welche 
Funktion erfullte sie in den Raumen, die nach ihr verlangten? Sie 
war das letzte Stadium: Vorbote dessen, dafi bald die Raume 
uberhaupt keine Bilder mehr aufnehmen konnten. »Peinture de 
genre . . . L'art, ainsi entendu, ne pouvait manquer de recourir aux 
specialit.es, si favorables au commerce: chaque artiste veut avoir la 
sienne, depuis le pastiche du moyen-ige jusqu'a la peinture micros- 
copique, depuis les mceurs du bivac jusqu'aux modes parisiennes, 
depuis les chevaux jusqu'aux chiens. Le gout public n'y fait aucune 
difference . . . le meme tableau peut se recopier vingt fois, sans 
fatiguer la vente, et, la vogue aidant, chaque salon bien tenu veut 
posseder un de ces meubles a la mode.« Wiertz: (Euvres litteraires 
(Paris 1870) p 527/528 P 2 a>7" 

Gegen die Armatur von Glas und Eisen setzt sich dieTapezierkunst 
mit ihren Textilien zur Wehr. [1 3, f 

Man sollte nur recht genau die Physiognomie der Wohnung grofiei 
Sammler studieren. Dann hat man den Schliissel zum Interieur des 
i9 ten Jahrhunderts. Wie dort die Dinge langsam Besitz von dei 
Wohnung ergreifen, so hier ein Mobiliar, das die Stilspuren allei 
Jahrhunderte versammeln, einbringen will. D Dingwelt D [1 3, 2 

Warum der Blick in fremde Fenster immer auf eine Familie beim 
Essen oder auf einen einsamen, mit ratselhaft Nichtigem beschaftig- 
ten Mann unter der Hangelampe am Tische trifft? Solch ein Blick isi 
die Urzelle von Kafkas Werk. [1 3, 3" 

Das Maskentreiben der Stile, das sich durch das i9 te Jahrhunden 
dahinzieht, ist eine Folge davon, dafl die Herrschaftsverhaltnisst 



das Interieur, die Spur 289 

unsichtig werden. Die bourgeoisen Machthaber haben die Macht 
oft nicht mehr an der Stelle, an der sie leben (Rentner) und nicht 
mehr in direkten unvermittelten Formen. Der Stil ihrer Wohnun- 
gen ist ihre falsche Unmittelbarkeit. Wirtschaftliches Alibi im 
Raum. Interieuralibi in der Zeit. [1 3 , 4] 

»Die Kunst aber ware, Heimweh zu haben ob man gleich zu Hause 
ist. Dazu mufi man sich auf Illusion verstehen.« Kierkegaard: 
Samtliche Werke (recte: Gesammelte Werke) IV (»Stadien auf 
dem Lebensweg« , Jena 1 9 1 4 ) p 1 2 D as ist die Formel des Interieurs. 

[13,5] 

»Innerlichkeit ist das geschichtliche Gefangnis des urgeschichtlichen Men- 
schenwesens.« Wiesengrund-Adorno: Kierkegaard Tubingen 1933 p 68 

[l3>6] 

Second empire. »C'est de cette epoque que date la specialisation logique par 
espece et par genre qui dure encore dans la plupart de nos appartements et 
qui reserve le chene et le noyer massif pour la salie a manger et le cabinet de 
travail, les bois dores et les laques pour le salon, la marqueterie et le plaque 
pour la chambre a coucher.« Louis Sonolet: La vie parisienne sous le second 
empire Paris 1 929 p 2 5 1 [I 3 , 7] 

»Ce qui dominait de frappante fafon dans cette conception du mobilier, au 
point de la resumer tout entiere, c'etait son gout pour les etoffes drapees, les 
amples tentures et Tart de les harmoniser dans une vue d'ensemble.« Louis 
Sonolet: La vie parisienne sous le second empire Paris 1929 P253 [1 3, 8] 

»On trouvait . . . dans les salons du Second Empire un meuble tout 
recemment invente et aujourd'hui completement disparu: c'etait la 
fumeuse, sur laquelle on s'asseyait a califourchon en s'appuyant sur un 
dossier a accoudoir rembourre pour savourer un londres.« Louis Sonolet: 
La vie parisienne sous le second empire Paris 1 929 p 2 5 3 [1 3 , 9] 

Uber das »Filigran der Kamine« als »Fata morgana« der Interieurs: »Wer 
. . . zu den Dachern der riesig-grauen, in der Hohe gitterumsaumten . . . 
Boulevardblocks emporschaut, fiihlt sich . . . liber die ganze individualisti- 
sche Unerschopflichkeit des Begriffes >Kamin< belehrt: in alien Breiten und 
Langen, Hohen und Durchmessern erheben sich uber jeder Kanalmu'n- 
dung der hohen, gemauerten, gemeinsamen Sockel die abschliefienden 
Rohre, - von der einfachen, so . . . oft alters s chief en oder halbzerbroche- 



290 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

nen Tonrohre iiber die Blechschlote mit den flachen Teller- oder spitzen 
Dreifufihiitchen ... bis zu den drehbaren kunstvoll wie Visiere durchbro- 
chenen oder einseitig offenen Windhauben mit bizarrem, ruftgeschwarz- 
tem Blechsegel . . . Es ist die . . . zartliche Ironie der Einzelform . . ., durch 
die Paris . . . sich den Zauber der Intimitat zu bewahren gewufk hat . . . So 
ist es, als ware das fur diese Stadt so bezeichnende urbane Nebeneinander- 
leben ... in Dacherhohe . . . noch einmal wiederaufgenommen.« Joachim 
vonHelmersen:PariserKamineF{rankfurter) Z(eitung) 10II 1933 

[i 3. 10] 

Wiesengrund zitiert und kommentiert eine Stelle aus dem »Tagebuch des 
Verfiihrers« als Schliissel zu Kierkegaards »Schrifttum insgesamt«: »Die 
Umgebung, der Rahmen des Bildes, hat doch grofle Bedeutung. Das ist 
etwas, was sich am festesten und tiefsten in das Gedachtnis, oder richtiger, 
in die ganze Seele einpragt und darum nie vergessen wird. So alt ich werde, 
nie werde ich mir Cordelia anders vorstellen konnen, als in jenem kleinen 
Zimmer. Wenn ich sie zu besuchen komme, offnet mir das Dienstmadchen 
und fiihrt mich in die Diele. In dem Augenblick, da ich die Tiire zum 
Wohnzimmer offne, tritt auch sie aus ihrem Zimmer in das Wohnzimmer, 
und unsere Blicke begegnen sich, wahrend wir noch unter der Tiir stehen. 
Das Wohnzimmer ist klein, sehr gemutlich, eigentlich nur ein Kabinett. 
Am liebsten sehe ich diesen Raum vom Sofa aus, wo ich so oft neben ihr 
sitze. Vor dem Sofa steht ein runder Teetisch, iiber den eine schone Decke 
in reichen Falten herabfallt. Auf dem Tisch steht eine Lampe in Form einer 
Blume, die voll und kraftig emporwachst; iiber der Krone hangt ein fein 
ausgeschnittener Schleier aus Papier, so leicht, dafi er immer in Bewegung 
ist. Mich erinnert diese Lampe durch ihre seltsame Form an den Orient, 
und die unaufhorliche Bewegung des Schleiers an die milden Lufte, die dort 
wehen. Der Boden ist mit einem Teppich belegt, der aus einer ganz 
besonderen Art von Schilfrohr geflochten ist und einen so fremdartigen 
Eindruck macht wie die Lampe. Da sitze ich nun, in meiner Phantasie, mit 
ihr auf der Erde unter dieser Wunderblume; oder ich bin auf einem Schiff, 
in der Offizierskajiite, und wir segeln weit draufien in dem groften Ozean. 
Da die Fensterbriistung ziemlich hoch ist, so sehen wir direkt in die 
unendliche Weite des Himmels hinein . . . Fur Cordelia . . . pafk kein 
Vordergrund, fur sie paflt nur die unendliche Kuhnheit des Horizonts.« Zu 
dieser Stelle - Kierkegaards gesammelte Schriften (recte: Werke) I (»Ent- 
weder/Oder, Erster Teil«, Jena 1911) p 348(f.) - bemerkt Wiesengrund 
u.a.: »Wie die aufiere Geschichte >reflektiert< in der inwendigen, ist im 
Interieur der Raum Schein. So wenig Kierkegaard den Schein an aller blofi 
reflektierten und reflektierenden innersubjektiven Wirklichkeit erkannte, 
so wenig ward der Schein des Raumlichen im Bilde des Interieurs von ihm 
durchschaut. Aber hier iiberfuhren ihn die Sachen . . . Alle Raumgestalten 



das Interieur, die Spur 29 1 

des Interieurs sind blofte Dekoration; fremd dem Zweck, den sie vorstel- 
len, bar eigenen Gebrauchswertes, erzeugt allein aus der isolierten Woh- 
nung . . . Das Selbst wird im eigenen Bereich von Waren ereilt und ihrem 
geschichtlichen Wesen. Deren Scheincharakter ist geschichtlich-okono- 
misch produziert durch die Entfremdung von Ding und Gebrauchswert. 
Aber im Interieur verharren die Dinge nicht fremd . . . Den entfremdeten 
wandelt Fremdheit gerade sich zum Ausdruck, die stummen reden als 
>Symbole<. Die Anordnung der Dinge in der Wohnung heiftt Einrichtung. 
Geschichtlich scheinhafte Gegenstande werden darin als Schein unveran- 
derlicher Natur eingerichtet. Archaische Bilder gehen im Interieur auf : das 
der Blume als des organischen Lebens; das des Orients als der namentlichen 
Heimat von Sehnsucht; das des Meeres als das der Ewigkeit selber. Denn 
der Schein, zu welchem die Dinge ihre geschichtliche Stunde verdammt, ist 
ewig.« Theodor Wiesengrund-Adorno: Kierkegaard Tubingen 1933 
p 46-48 [13 a] 

Der Burger, der mit Louis-Philippe heraufkam, legt Wert darauf , 
sich die Natur zum Interieur zu machen. Im Jahre 1839 ist ein Ball 
auf der englischen Botschaft. Zweihundert Rosenstocke werden 
bestellt. »Der Garten« - so erzahlt ein Augenzeuge - »trug ein 
Zeltdach und wirkte wie ein Konversationssalon. Aber welch ein 
Salon! Die duftigen, mit Blumen uberhauften Beete hatten sich in 
enorme Jardinieren verwandelt, der Sand der Alleen verschwand 
unter blendenden Laufern, anstelle der gufteisernen Banke fand 
man damast- und seidemiberzogene Kanapees; ein runder Tisch 
trug Bucher und Alben. Von weitem drang der Larm des Orche- 
sters in dieses ungeheure Boudoir herein. « [I4, 1] 

Die Modejournale der Zeit enthielten Anweisungen, wie man Buketts 
konservieren kann. [1 4, 2] 

»Wie eine Odaliske auf bronzeschillerndem Divan, liegt die stolze Stadt an 
den warm en Rebenhiigeln des gewundenen Seinethals.« Friedrich Engels: 
Von Paris nach Bern DieneueZeit Stuttgart 1899 XVII, 1 p 10 [1 4, 3] 

Das Schwierige in der Betrachtung des Wohnens : daft darin einer- 
seits das Uralte - vielleicht Ewige - erkannt werden mufi, das 
Abbild des Aufenthalts des Menschen im Mutterschofie; und daft 
auf der anderen Seite, dieses urgeschichtlichen Motivs ungeachtet, 
im Wohnen in seiner extremsten Form ein Daseinszustand des 
neunzehnten Jahrhunderts begriffen werden muft. Die Urform 



292 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

alien Wohnens ist das Dasein nicht im Haus sondern im Gehause. 
Dieses tragt den Abdruck seines Bewohners. Wohnung wird im 
extremsten Falle zum Gehause. Das neunzehnte Jahrhundert war 
wie kein anderes wohnsiichtig. Es begriff die Wohnung als Futteral 
des Menschen und bettete ihn mit all seinem Zubehor so tief in sie 
ein, dafi man ans Innere eines Zirkelkastens denken konnte, wo das 
Instrument mit alien Ersatzteilen in tiefe, meistens violette Sammet- 
hohlen gebettet, daliegt. Fur was nicht alles das neunzehnte Jahr- 
hundert Gehause erfunden hat: fur Taschenuhren, Pantoffeln, 
Eierbecher, Thermometer, Spielkarten - und in Ermanglung von 
Gehausen Schoner, Laufer, Decken und Uberziige. Das zwanzigste 
Jahrhundert machte mit seiner Porositat, Transparenz, seinem 
Freilicht- und Freiluftwesen dem Wohnen im alten Sinne ein Ende. 
Der Puppenstube in der Wohnung des Baumeister Solnefi treten die 
»Heimstatten fur Menschen« gegeniiber. Der Jugendstil erschut- 
terte das Gehausewesen aufs tiefste. Heut ist es abgestorben und das 
Wohnen hat sich vermindert: fur die Lebenden durch Hotelzim- 
mer, fur die Toten durch Krematorien. [1 4, 4] 

Wohnen als Transitivum - im Begriff des »gewohnten Lebens(«) 
z.B. - gibt eine Vorstellung von der hastigen Aktualitat, die in 
diesem Verhalten verborgen ist. Es besteht darin, ein Gehause uns 
zupragen. [14,5] 

»Unter alien Korallenzweigen und Biischen glitten sie heraus, unter jedem 
Tisch, unter jedem Stuhl, aus den Schubladen der altmodischen Schranke 
und Kommoden, die in diesem seltsamen Clubzimmer standen, kurz 
iiberail, wo nur ein handbreites Versteck fur das allerkleinste Fischlein 
gewesen, lebte es plotzlich und kam ans Tageslicht.« Friedrich Gerstacker: 
Die versunkene Stadt Berlin [1921 Neufeld und Henius] p 46 [1 4 a, 1] 

In einer Besprechung von Eugene Sues »Juif errant(«), der aus vielen 
Griinden u.a. wegen der Verleumdung der Jesuiten und wegen der 
unubersehbaren Fulle auftauchender und wieder verschwindender Perso- 
nen getadelt wird: »Un roman n'est pas une place qu'on traverse, c'est un 
lieu qu'on habite.« Paulin Limayrac: Du roman actuel et de nos romanciers 
(Revue des deux mondes XI Paris 1 84 5 , 3 p 9 5 1 ) [1 4 a, 2] 

Zum literarischen Empire. Nepomucene Lemercier lafk die Monarchic, die 
Kirche, den Adel, die Demagogie, das Kaiserreich, die Polizei, die 



das Interieur, die Spur 293 

Literatur und die Koalition der europaischen Machte unter allegorisch 
verstellten Namen auftreten. Sein Kunstmittel: »le fantastique emblemati- 
quement applique«. Seine Maxime: »Les allusions sont mes armes, l'allego- 
rie mon bouclier.« Nepomucene Lemercier: Suite de la Panhypocrisiade ou 
le spectacle infernal du dix-neuvieme siecle Paris 1 832 p IX u VII [1 4 a, 3] 

Aus dem »Expose preliminaire« zu Lemerciers »Lampelie et Daguerre« : »I1 
est necessaire qu'un court preambule introduise clairement mes auditeurs 
dans Tartifice de composition du poeme dont le sujet est l'eloge de la 
decouverte du celebre artiste, M. Daguerre; cette decouverte interesse 
egalement TAcademie des sciences et TAcademie des beaux-arts: car elle 
tient a la fois aux etudes du dessin et de la physique . . . J'ai voulu qu'a 
^occasion de l'hommage ici rendu, l'emploi d'une nouvelle invention 
poetique s'appliquat a cette decouverte extraordinaire. On sait que l'an- 
cienne mythologie . . . expliquait les phenomenes naturels par des etres 
symboliques, representations agissantes de chaque principe des choses . . . 
Les imitations modernes n'ont emprunte jusqu'ici que les formes de la 
poesie antique: je me suis ef force de nous en approprier le principe et le 
fond. Le penchant des versificateurs de notre siecle est de rabaisser l'art des 
muses aux realites pratiques et triviales, aisement comprehensibles au 
vulgaire. Ce n'est pas un progres; c'est une decadence. L'enthousiasme 
originel des anciens tendait, au contraire, a rehausser ^intelligence humaine 
en l'initiant aux secrets de la nature, reveles par des fables elegamment 
ideales ... Ce n'est pas sans encouragement que je vous expose le 
fondement de ma theorie, dont je fis deja ^application ... a la philosophic 
newtonienne, dans mon Atlantiade. Le savant geometre Lagrange daigna 
m'approuver d'avoir tente de creer pour les muses de notre age le 
merveilleux d'une theosophie . . . conforme a nos connaissances acquises.« 
Nepomucene Lemercier: Sur la decouverte de Tingenieux peintre du 
diorama Seance publique annuelle des cinq academies de jeudi 2 mai 1839 
Paris 1839 p 21-23 [1 4 a, 4] 

Uber die illusionistische Malerei des juste milieu: »Le peintre doit . . . etre 
un bon dramaturge, un bon costumier, et un metteur en scene habile . .* . Le 
public . . . s'interesse beaucoup plus au sujet qu'a l'aspect plastique. >Ce 
qu'il y a de plus difficile, n'est-ce pas le melange des couleurs? - Non, 
repondait un connaisseur, c'est l'ecaille du poisson. Telle etait l'idee que se 
faisaient de l'esthetique des professeurs, des avocats, des medecins; partout 
on admirait le miracle du trompe-l'ceil. La moindre imitation reussie avait 
du prestige. <« Gisela Freund: La photographie du point de vue sociologi- 
que(M{anu)scr{ipt) p 102) Das Zitatnach Jules Breton: Nos peintres du 
sieclep4i [1 5, 1] 



294 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Pliisch - der Stoff, in dem sich besonders leicht Spuren abdriicken. 

Begiinstigung der Nippesmode durch die Fortschritte in der Metaliurgie, 
deren Anfange im Empire liegen. »A cette epoque parurent, pour la 
premiere fois, des groupes d'Amours et de Bacchantes . . . Aujourd'hui Part 
tient boutique, et etale les merveilles de ses productions sur des etageres 
d'or et de cristal; alors les chefs-d'oeuvres de la statuaire, reduits avec 
exactitude, se vendent au rabais. - Les trois Graces de Canova s'installent 
dans le boudoir, tandis que la Bacchante et le Faune de Pradier ont les 
honneurs de la chambre nuptiale.« Edouard Foucaud: Paris inventeur 
Physiologie de l'industrie francaise Paris 1844P 196/97 [1 5,3] 

»La science de l'affiche ... est arrivee a ce rare degre de perfection ou 
l'habilete devient de Tart. Et ici je ne parle point de ces placards extraordi- 
naires . . , ou des professeurs de calligraphic . . . parviennent a representer 
Napoleon a cheval, par une ingenieuse combinaison de lignes ou se trouve 
dessinee et racont.ee en meme temps son histoire. Non, je veux me borner 
aux affiches ordinaires. Jusqu'ou n*y a-t-on pas pousse l'eloquence typo- 
graphique, les seductions de la vignette, les fascinations de la couleur, usant 
des teintes les plus variees et les plus eclatantes pour preter un appui perfide 
aux ruses de la redaction !« Victor Fournel: Ce qu'on voit dans les rues de 
Paris Paris 1 8 5 8 p 293/4 (Enseignes et affiches) [I 5 , 4] 

Interieur von Alphonse Karr: »I1 ne se loge comme personne, il demeure 
aujourd'hui a un 6 C ou j e etage de la rue Vivienne; la rue Vivienne pour un 
artiste! Sa chambre est tendue de noir; il a des carreaux de vitre violets ou 
biancs depolis. Il n*a ni table ni chaises (ou une chaise tout au plus pour les 
visiteurs trop extraordinaires) et il couche sur un divan, tout habille, 
m'assure-t-on. Il vit a la turque, sur des coussins, et ecrit sur le parquet . . . 
Ses murs sont garnis de vieilleries . . .; des vases chinois, des tetes de mort, 
des fleurets, des pipes garnissent tous les coins. II a pour domestique un 
mulatre qu'il habille d'ecarlate de fond en comble.« Jules Lecomte: Les 
lettres de Van Engelgom ed Almeras Paris 1 92 5 p 63/4 [1 5 , 5] 

Aus Daumiers »Croquis pris au Salon«. Ein vereinzelter Amateur, auf ein 
Bild zeigend, das in flacher Landschaft zwei diirftige Pappeln darstellt: 
»Quelle societe abatardie et corrompue que la notre . . . tous ces gens ne 
regardent que des tableaux representant des scenes plus ou moins monstru- 
euses, pas un ne s'arrete devant une toile nous representant I'image de la 
belle et pure nature . . ,« [1 5 a, 1] 

Bei Gelegenheit einer Londoner Mordaffare, der der Fund eines Sackes 



das Interieur, die Spur 29 j 

zugrundelag, in welchem sich Leichenteile des Ermordeten, aber auch 
Kleiderreste befanden; ausdiesen hatte die Kriminalpolizei gewisse 
Schliisse gezogen. »Que de choses dans un menuet! disait un danseur 
celebre. Que de choses dans un paletot! quand les circonstances et les 
hommes le font parler. Vous me direz que ce serait un peu dur, s'il fallait, 
chaque fois qu'on se munit d'une redingote, songer quelle est peut-etre 
destinee a vous servir de linceul. Je conviens que mes suppositions ne sont 
pas couleur de rose. Mais, je Pai dit . . ., la semaine est triste.« H de Pene: 
Paris intime Paris 1 8 59 p 236 [1 5 a, 2] 

Mobel zur Zeit der Restauration: »Canapes, divans, ottomanes, causeuses, 
dormeuses, meridiennes.« Jacques Robiquet: L'art et le gout sous la 
restauration Paris 1928 p 202 [1 5 a, 3] 

»Wir haben . . . gesagt, dafi der Mensch zu der Hohlenwohnung etc. aber 
zu ihr unter einer entfremdeten, feindseligen Gestalt zuriickkehrt. Der 
Wilde in seiner Hohle . . . fuhlt sich . . . heimisch . . . Aber die Kellerwoh- 
nung des Armen ist eine feindliche, als fremde Macht an sich haltende 
Wohnung, die sich ihm nur hingibt, sofern er seinen Blutschweift ihr 
hingibt, die er nicht als seine Heimat, - wo er endlich sagen konnte, hier bin 
ich zu Hause - betrachten darf, wo er sich vielmehr in dem Haus eines 
andern . . . befindet, der taglich auf der Lauer steht und ihn hinauswirft, 
wenn er nicht die Miete zahlt. Ebenso weifi er der Qualitat nach seine 
Wohnung im Gegensatz zur jenseitigen, im Himmel des Reichtums, 
residierenden menschlichen Wohnung.« Karl Marx: Der historische Mate- 
rialismus hg Landshut u Mayer Lpz (1932} I p 325 (Nationalokonomie 
und Philosophic) [1 5 a, 4] 

Valery iiber Poe. Er hebt dessen unvergleichliche Einsicht in dieBedingun- 
gen und in die Wirkungsgesetze des literarischen Werks iiberhaupt hervor: 
»Le propre de ce qui est vraiment general est d'etre fecond ... II n'est done 
pas etonnant que Poe, en possession d'une methode si puissante et si sure, 
se soit fait Pinventeur de plusieurs genres, ait donne les premiers . . . 
exemples du conte scientifique, du poeme cosmogonique moderne, du 
roman de ^instruction criminelle, de ^introduction dans la litterature des 
etats psychologiques morbides.« Valery{:} Introd(uction) zu (Baude- 
laire: Les) Fleurs du mal (Paris 1926) p XX [1 5 a, 5] 

In der folgenden Schilderung Gautiers von einem pariser Salon 
kommt drastisch die Einbeziehung des Menschen ins Interieur zum 
Ausdruck: »L'oeil charme se porte sur les groupes de femmes qui, 
en agitant Peventail, ecoutent les causeurs inclines a demi; les yeux 



296 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

scintillent comme les diamants, les epaules luisent comme le satin, 
les levres s'ouvrent comme les fleurs.« (man stellt sich kiinstliche 
vor!) Paris et les Parisiens au XIX e siecle Paris 1856 (Theophile 
Gautier: Introduction) p IV [1 6, 1] 

Balzacs Interieur in dem, ziemlich verungluckten Les Jardies: 
»Cette maison . . . fut un des romans auxquels M. de Balzac travailla 
le plus dans sa vie, mais sans pouvoir jamais le finir . . . >On lisait sur 
ces murailles patientes, comme le dit M. Gozlan, des inscriptions 
charbonnees ainsi congues: Ici un revetement en marbre de Paros; 
ici un stylobate en bois de cedre; ici un plafond peint par Eugene 
Delacroix; ici une cheminee en marbre cippolino.<« Alfred Nette- 
ment: Histoire de la litterature franchise sous le gouvernement de 
juillet Paris 1 8 59 II p 266/267 [1 6, 2] 

Mundung des Interieurkapitels : Eintritt des Requisits in den Film. 

[16,3] 

E R Curtius zitiert die folgende Stelle aus Balzacs »Petits Bour- 
geois^ »Die widerwartige, ziigellose Spekulation, die von Jahr zu 
Jahr die Hohe der Stockwerke vermindert, die eine ganze Wohnung 
zurechtschneidet in einem Raum, den friiher ein Salon einnahm, die 
den Garten einen Kampf auf Tod und Leben erklart, wird unver- 
meidlich auf die Pariser Sitten Einflufi gewinnen. Bald wird man 
genotigt sein, mehr aufier dem Hause als drinnen zu leben. « Ernst 
Robert Curtius: Balzac Bonn 1923 p 28 Zunehmende Bedeutung 
der StrafJe, aus vielen Griinden. [1 6, 4] 

Vielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen der Schrumpfung 
des Wohnraums und der zunehmenden Ausgestaltung des Inte- 
rieurs. Zum erstern macht Balzac wichtige Feststellungen. »Man 
will nur noch kleine Bilder, weil man grofie nicht mehr aufhangen 
kann! Bald wird es ein schwieriges Problem werden, seine Biblio- 
thek unterzubringen . . . Man kann fiir keine Vorrate irgendwelcher 
Art mehr Platz finden! Also kauft man Ware, die nicht auf Dauer 
berechnet ist. >Les chemises et les livres ne dureront pas, voila tout. 
La solidite des produits s'en va de toutes parts. <« Ernst Robert 
Curtius: Balzac Bonn 1923 p 28/29 [16,5] 



das Interieur, die Spur 297 

»Les soleils couchants, qui colorent si richement la salle a manger ou le 
salon, sont tamises par de belles etoffes ou par ces hautes fenetres ouvragees 
que le plomb divise en nombreux compartiments. Les meubles sont vastes, 
curieux, bizarres, armes de serrures et de secrets comme des ames raffinees. 
Les miroirs, les metaux, les etoffes, Porfevrerie et la faience y jouent pour 
les yeux une symphonie muette et mysterieuse.« Charles Baudelaire: Le 
spleen de Paris (ed R Simon) Paris p 27 (L'invitation au voyage) [1 6 a, 1] 

Etymologie von »Comfort«. »Il signifiait autrefois, en anglais, consola- 
tion (Comforter est Pepithete de PEsprit-Saint, Consolateur); puis le sens 
devint plutot bien-etre; aujourd'hui, dans toutes les langues du monde, le 
mot ne designe que la commodite rationnelle.« Wladimir Weidle: Les 
abeilles d'Aristee Paris {1936) p 175 (L'agoniede Part) [1 6 a, 2] 

»Les midinettes-artistes . . . n'habitent plus des chambres, mais des studios 
(d'ailleurs on appelle de plus en plus toute piece d'habitation >studio<, 
comme si les hommes devenaient de plus en plus artistes ou etudiants.« 
Henri Polles : L'art du commerce (Vendredi {12) fevrier 1937) [1 6 a, 3] 

Vermehrung der Spuren durch den modernen administrativen 
Apparat; Balzac macht auf sie aufmerksam: »Essayez done de rester 
inconnues, pauvres femmes de France, de filer le moindre petit 
roman d'amour au milieu d'une civilisation qui note sur les places 
publiques Pheure du depart et de Parrivee des fiacres, qui compte les 
lettres, qui les timbre doublement, au moment precis ou elles sont 
jetees dans les boites, et quand elles se distribuent, qui numerote les 
maisons . . ., qui va bientot posseder tout son territoire represente 
dans ses dernieres parcelles, . . . sur les vastes feuilles du cadastre, 
ceuvre de geant, ordonnee par un geant.« Balzac: Modeste Mignon 
cit Regis Messac: Le »Detective Novel« (et Pinfluence de la pensee 
scientifique) Paris 1929 p 461 [1 6 a, 4] 

» Victor Hugo travaille debout, et comme il ne trouve pas de meuble ancien 
qui serve convenablement de pupitre, il ecrit sur une superposition de 
tabourets et d'in-folios, recouverts d'un tapis. C'est sur la Bible, e'est sur la 
Chronique de Nuremberg que le poete s'accoude et etale son papier. « Louis 
Ulbach: Les contemporains Paris 1883 (cit Raymond Escholier: Victor 
Hugo raconte par ceux qui Pont vu Paris 1 9 3 1 p 3 5 2) [I 7, 1 ] 

Stil Louis Philippe: »Le ventre envahit tout, meme les pendules.« 

&7.»] 



29 8 Das Passagen- Werk * Auf zeichnungen und Materialien 

Es gibt ein apokalyptisches Interieur, gleichsam ein Komplement 
des burgerlichen urn die Jahrhundertmitte. Es findet sich bei Victor 
Hugo. Er schreibt iiber die spiritistischen Offenbarungen: »J'ai ete 
un moment contrarie dans mon miserable amour-propre humain 
par la revelation actuelle, venant Jeter autour de ma petite lampe de 
mineur une lumiere de foudre et de meteore.« In den Contempla- 
tions heifit es: 

»Nous epions des bruits dans ces vides funebres; 

Nous ecoutons le souffle, errant dans les tenebres, 
Dont frissonne 1'obscurite; 

Et, par moments, perdus dans les nuits insondables, 

Nous voyons s'eclairer de lueurs formidables 
La vitre de l'eternite.« 
(cit Claudius Grillet: Victor Hugo spirite (Lyon Paris 1929) p 52 

p") [i 7. 3] 

Ein Logis um 1 860 : »L'appartement . . . etait situe rue d'Anjou. II etait orne 
. . . de tapis, de portieres, de lambrequins a franges, de doubles rideaux qui 
faisaient penser qu'a l'age des cavernes avait succede celui des tentures.« 
Louise Weiss: Souvenirs d'une enfance republicaine Paris {1937) p2i2 

[I A 4] 

Das Verhaltnis des Jugendstilinterieurs zu dem ihm vorangehenden 
besteht darin, dafi der Bourgeois sein Alibi in der Geschichte mit 
dem noch entlegneren in der Naturgeschichte (besonders dem 
Pflanzenreiche) vertuscht. [1 7, 5] 

Die Etuis, die Uberziige und Futterale, mit denen der biirgerliche 
Hausrat des vorigen Jahrhunderts iiberzogen wurde, waren 
ebensoviele Vorkehrungen, um Spuren aufzufangen und zu ver- 
wahren. [I7» 6 ] 

Zur Geschichte des Interieurs: die wohnhausahnliche Beschaffen- 
heit der friihen Fabrikraume hat bei allem Unzweckmafiigen und 
Befremdenden doch dies Anheimelnde, dafl man sich den Fabrikbe- 
sitzer darinnen gleichsam als Staffagefigurchen vorstellen kann wie 
er bei seinen Maschinen nicht nur von der eigenen sondern auch von 
ihrer kunftigen GroEe traumt. Mit der Trennung des Unternehmers 
von seiner Arbeitsstatte verschwindet dieser Charakter seiner 
Fabrikgebaude. Das Kapital entfremdet auch ihn seinen Produk- 



das Interieur, die Spur 299 

tionsmitteln und der Traum von ihrer kiinftigen Grofte ist ausge- 
traumt. Mit der Entstehung des Eigenheims ist dieser Entfrem- 
dungsprozefi abgeschlossen. [1 7 a, 1] 

»Die Wohnungseinrichtungen, die Gegenstande, die uns zu Gebrauch und 
Zierde umgeben, waren noch in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhun- 
derts, von den Bediirfnissen der unteren bis zu denen der Schichten der 
hochsten Bildung hinauf, von relativ grower Einfachheit und Dauerhaftig- 
keit. Hierdurch entstand jenes >Verwachsen< der Personlichkeiten mit 
Gegenstanden ihrer Umgebung . . . Diesen Zustand hat die Differenzie- 
rung der Objekte nach drei verschiedenen Dimensionen hin, . . . unterbro- 
chen. Zunachst ist es schon die blofSe Vielheit sehr spezifisch gestalteter 
Gegenstande, die ein enges . . . Verhaltnis zu den einzelnen erschwert . . . 
Das findet seinen Ausdruck in der Klage der Hausfrauen, dafi die Pflege der 
Wohnungsausstattung einen formlichen Fetischdienst fordere . . . Auf den 
gleichen Erfolg wie diese Differenzierung im Nebeneinander, fiihrt die im 
Nacheinander. Der Wechsel der Mode unterbricht jenen . . . Einwurze- 
lungsprozeft zwischen Subjekt und Objekt . . . Drittens ... die Vielheit der 
Stile, mit denen die taglich anschaubaren Objekte uns entgegentreten.« 
Georg Simmel: Philosophic des Geldes Lpz 1900 p 491-494 [1 7 a, 2] 

Zur Theorie der Spur: »Fiir ihn« (den »Hafenmeister . . . eine Art 
Vize-Neptun ... der umliegenden Meere« p 44/5) (»)mit seiner 
kiinstlichen Uberlegenheit des Federfuchsers denen gegenuber, die 
mit der Wirklichkeit auflerhalb der geheiligten Mauern der Amtsge- 
baude kampfen, war ich, sowie alle anderen in diesem Hafen 
weilenden Seeleute ein blofter Gegenstand amtlicher Schreibereien 
und auszufullender Formulare. Wie Phantome mufiten wir ihm 
vorkommen! Blofie Nummern, die nur dazu da waren, um in 
gewaltige Bucher und Register eingetragen zu werden, ohne Gehirn 
und Muskeln und Lebenssorgen, etwas, was kaum niitzlich und 
entschieden minderwertig war.« Joseph Conrad: Die Schattenlinie 
Berlin (1926) p 51 (mitderRousseau-Stellezuvergl(eichen)) 

[1 7 a, 3] 

Zur Theorie der Spur. Die Ubung wird durch die Maschinerie aus 
dem Produktionsprozefi verdrangt. Im Proze£ der Verwaltung 
bewirkt die gesteigerte Organisation etwas Analoges. Menschen- 
kenntnis wie der erfahrene Beamte sie wohl durch Ubung gewinnen 
konnte, ist nicht langer etwas Entscheidendes. Man erkennt das, 



300 Das Passagen-Werk - Aufzeichnungen und Materialien 

wenn man die Ausfiihrungen, die Conrad in der »Schattenlinie« 
macht, mit einer Stelle der »Confessions« vergleicht. [1 8, i] 

Zur Theorie der Spur: Administration im i8 ten Jahrhundert. Rous- 
seau hatte als Sekretar der franzosischen Gesandtschaft in Venedig 
die Visagebuhren fur Franzosen abgeschafft. »Des qu'on sut la 
reforme que j'avais faite dans la taxe des passeports, il ne se presenta 
plus, pour en avoir, que des foules de pretendus Francais, qui, dans 
des baragouins abominables, se disaient l'un Provencal, Tautre 
Picard, l'autre Bourguignon. Comme j'ai l'oreille assez fine, je n'en 
fus guere la dupe, et je doute qu'un seul Italien m'ait souffle mon 
sequin et qu'un seul Frangais Pait paye.« Jean-Jacques Rousseau: 
Les Confessions ed Hilsum Paris { 193 1 ) tome II p 137 [1 8, 2] 

Baudelaire in der Introduction mit der er die Philosophic de l'ameublement 
Oktober 1 8 5 2 im Magasin des families versah : »Quel est celui d'entre nous 
qui, dans de longues heures de loisirs, n'a pas pris un delicieux plaisir a se 
construire un appartement-modele, un domicile ideal, un revoir}« Ch(ar- 
les ) B { audelaire ) : CEuvres completes ed Crepet Histoires grotesques et 
serieuses par Poe Paris 1937 p 304 [18,3] 



J 

[Baudelaire] 



»Car il me plaist pour toy de faire ici ramer 
Mes propres avirons dessus ma propre mer, 
Et de voler au Ciel par une voye estrange, 
Te chantant de la Mort la non-dite louange.« 

Pierre Ronsard: Hymne de la Mort 

A Louys des Masures 

»Le probleme de Baudelaire . . . devait . . . se poser ainsi: >etre un grand 
poete, mais n'etre ni Lamartine, ni Hugo, ni Musset.< Je ne dis pas que ce 
propos fut conscient, mais il etait necessairement en Baudelaire, - et meme 
essentiellement Baudelaire. Il etait sa raison d'Etat . . . Baudelaire regardait 
Victor Hugo; il n'est pas impossible de conjecturer ce qu'il en pensait . . . 
Tout . . . ce qui pouvait choquer, et done instruire et orienter vers son art 
personnel futur un observateur jeune et impitoyable, Baudelaire devait le 
noter . . . et demeler, de 1' admiration que lui imposaient les dons prestigieux 
de Hugo, les impuretes, les imprudences . . . e'est-a-dire les , . . chances de 
gloire qu'un si grand artiste laissait a cueillir.« Paul Valery: Introduction 
(Charles Baudelaire: Les fleurs du Mai Avec une introduction de Paul 
Valery Paris (1926) pX,XII/XIV()> Problem des poncif \] 1, 1] 

»Pendant quelques annees precedant la revolution de 1848 on hesite entre 
Part pur et Part social et ce n'est que bien apres 1852 que >Part pour Part< 
prend le dessus. « C L de Liefde: Le Saint-Simonisme dans la poesie 
francaise entre 1825 et 1865 {Haarlem 1927} p 180 \] i, 2] 

Leconte de Lisle in der Vorrede zu Poemes et poesies, 1855: »les hymnes et 
les odes inspirees par la vapeur et la telegraphie electrique m'emeuvent 
mediocrement.« cit C L (de) Liefde: Le Saint-Simonisme dans la poesie 
franchise entre 1825 et 1865 p 179 Q 1,3] 

Zu »Les bonnes soeurs« ist das saintsimonistische Gedicht »La Rue« von 
Savinien Lapointe, Cordonnier zu vergleichen. Es beschaftigt sich nur mit 
der Prostitution und ruft am Ende die Jugenderinnerungen der gefallnen 
Madchen herauf: 

»Oh! n'apprenez jamais tout ce que la debauche 

Fait avorter de fleurs et combien elle en fauche; 

Elle est, comme la mort, active avant le temps, 



302 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

Elle vous ferait vieux malgre vos dix-huit ans. 



Plaignez-les! plaignez-les! 
D'avoir, quand le retour au bien charme leur vue, 
Pu heurter leur front d'ange a Tangle de la rue.« 
Olinde Rodrigues: Poesies sociales des ouvriers Paris 1841 p 201 u(nd) 203 

D'.4] 

Daten: erster Brief Baudelaires an Wagner 17 II i860; pariser Konzerte 
Wagners 1 und 8 II i860; pariser Tannhauserpremiere 13 III 1861. Wann 
Baudelaires Artikel in der Revue Europeenne? \] 1 , 5] 

Baudelaire plante »un enorme travail sur les Peintres de mceurs«. Crepet 
zitiert in diesem Zusammenhang sein Wort: »Les images, ma grande, ma 
primitive passion. « Jacques Crepet: Miettes baudelairiennes (Mercure de 
France 46 c annee tome 262 No 894 p 531, 532) [J 1 ***] 

»Baudelaire ... ecrit encore en 1852 dans la preface aux Chansons de 
Dupont: >L'art est desormais inseparable de la morale et de l'utilite< et y 
parle de la >puerile utopie de Pecole de Part pour Part< . . . Cependant il 
change bientot apres 1852. Cette conception de Part social s'explique peut- 
etre par ses relations de jeunesse. Dupont etait son ami au moment ou 
Baudelaire >republicain jusqu'au fanatisme sous la monarchies pensait a 
une poesie realiste et communicative.« C L de Liefde: Le Saint-Simonisme 
dans la poesie franchise 1 825-1865 {Haarlem 1927) p 115 \] 1 a, 1] 

Baudelaire hat die Februarrevolution bald vergessen. Ein instruktives 
Zeugnis dafur veroffentlichte Jacques Crepet in den »Miettes baudelai- 
riennes« Mercure de France 46 e annee tom(e) 262 No 894 p 525 in Gestalt 
der Besprechung einer von dem abbe Bellanger verfafken »Histoire de 
Neuilly et de ses chateaux{«), die Baudelaire wohl auf Wunsch des ihm 
befreundeten Notars Ancelle verfafk hat und die damals vermutlich in der 
Presse erschieneh ist. Baudelaire spricht da von der Geschichte des Orts 
»depuis l'epoque romaine jusqu'aux terribles journees de Fevrier ou le 
Chateau fut le theatre et la proie des plus ignobles passions, 1'orgie et la 
destructions \] 1 a, 2] 

Nadar beschreibt das Kostiim von Baudelaire, dem er in der Nahe von 
dessen Wohnung, dem Hotel Pimodan, beg (eg) net. »Un pantalon noir 
bien tire sur la botte vernie, une blouse - blouse rouliere bleue bien raide en 
ses plis neufs - pour toute coiffure ses longs cheveux noirs, naturellement 
boucles, le linge de toile eclatante et strictement sans empois, quelques poils 
de barbe naissante sous le nez et au menton, et des gants roses tout frais . . . 



Baudelaire 303 

Ainsi vetu et non coiffe, Baudelaire parcourait son quartier et la ville d'un 
pas saccade, nerveux et mat a la fois, comme celui du chat, et choisissant 
chaque pave comme s'il eut eu a se garer d'y ecraser un ceuf.« cit Firmin 
Maillard: La cite des intellectuels Paris {1905) p 362 Q 1 a, 3] 

Baudelaire war - nach seiner Verschickung - der Weitgereiste. 

D 1 a, 4] 

Baudelaire an Poulet-Malassis am 8 Januar i860, nach einem Besuch 
Meryons: »Apres qu'il m'a quitte, je me snis demande comment il se faisait 
que moi, qui ai toujours eu, dans l'esprit et dans les nerfs, tout ce qu'il fallait 
pour devenir fou, je ne le fusse pas devenu. Serieusement, j'ai adresse au ciel 
les remerciements du pharisien.« cit Gustave Geffroy: Charles Meryon 
Paris 1926 p 128 Q 1 a, 5] 

Aus dem sechsten Kapitel von Baudelaires Salon von i8$${.) Dortfindet 
sich, anlafilich Meryons, das Wort »le charme profond et complique d'une 
capitale agee et vieillie dans les gloires et les tribulations de la vie.« 
Weiterhin: »J'ai rarement vu representee avec plus de poesie la solennite 
naturelle d'une ville immense. Les majestes de la pierre accumulee, les 
clochers montrant du doigt le cieU les obelisques de l'industrie vomissant 
contre le firmament leurs coalitions de fumee, les prodigieux echafaudages 
des monuments en reparation, appliquant sur le corps solide de Tarchitec- 
ture leur architecture a jour d'une beaute si paradoxale, le ciel tumultueux, 
charge de colere et de rancune, la profondeur des perspectives augmentee 
par la pensee de tous les drames qui y sont contenus, aucun des elements 
complexes dont se compose le douloureux et glorieux decor de la civilisa- 
tion n'etait oublie . . . Mais un demon cruel a touche le cerveau de M. 
Meryon . . . Et depuis lors nous attendons toujours avec anxiete des 
nouvelles consolantes de ce singulier officier, qui etait devenu en un jourun 
puissant artiste, et qui avait dit adieu aux solennelles aventures de l'Ocean 
pour peindre la noire majeste de la plus inquietante des capitales.« cit 
Gustave Geffroy: Charles Meryon Paris 1926P 125/126 [J 2, 1] 

Es bestand bei dem Verleger Delatre der Plan, ein Album Meryonscher 
Radierungen mit Text von Baudelaire herauszugeben. Der Plan scheiterte 
und wurde Baudelaire schon vorher durch Meryon verleidet, der keines- 
wegs einen dem Dichter angemessenen Text sondern eine schulmeisterliche 
Explikation der abgebildeten Monumente verlangte. Baudelaire klagt 
dariiber in seinem Brief vom i6Februar i860 an Poulet-Malassis. [] 2,2] 

Meryon setzte unter seine Radierung Pont-Neuf diese Verse: 
»Ci-git du vieux Pont-Neuf 



304 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

L'exacte ressemblance 

Tout radoube de neuf 

Par recente ordonnance. 

O savants medecins, 

Habiles chirurgiens, 

De nous pourquoi ne faire 

Comme du pont de pierre.{«) 
Nach Geffroy - der sie offenbar einem andern Zustand der Radierung 
entnimmt, heiflen die beiden letzten Verse: »Diront pourquoi refaire I 
Commerce du pont de pierre.« Gustave Geffroy: Charles Meryon Paris 
i926p59<s.Abbildung7) [[2,3] 

Seltsamkeiten auf Meryonschen Blattern: La rue des Chantres: ganz im 
Vordergrunde befindet sich in Kopfhohe an der Mauer eines, soviel zu 
sehen ist, fast fensterlosen Hauses eine affiche, die die Worte: Bains de Mer 
tragt. (cf. Geffroy: Charles Meryon lc p 144) - Le college Henri IV; 
daniber Geffroy: »Autour du college, des jardins, de quelques maisons 
avoisinantes, l'espace est vide, et tout a coup Meryon commence a le garnir 
par un paysage de montagne et de mer, rempla^ant l'ocean de Paris: des 
voiles, des mats de navire apparaissent, des vols d'oiseaux de mer s'elevent, 
et cette fantasmagorie entoure le plan le plus rigoureux, des hauts batiments 
du college perces regulierement de fenetres, les cours plantees d'arbres, . . . 
et l'entour des maisons prochaines, aux toits sombres, aux cheminees 
pressees, aux facades blanches.« Geffroy lc p 151 - Le ministere de la 
marine: in den Wolken stiirmt ein Gefolge von Pferden, Wagen und 
Delphinen auf das Ministerium zu, Schiffe und die Seeschlange fehlen 
nicht; einige menschenformige Geschopfe sind in der Schar zu sehen. »Ce 
sera ... la derniere vue de Paris gravee par Meryon. II dit adieu a la ville 
ou il a souff ert par cet assaut de ses reves a la maison, dure comme une f orte- 
resse, ou ses etats de service de jeune enseigne ont ete inscrits, a Paube de 
sa vie, alors qu'il appareillait pour les iles lointaines.« Geffroy: lc p 161 
Q Flaneur D [J2a, 1] 

»L'execution de Meryon, dit Beraldi, est incomparable. Quelque chose 
surtout est saisissant, la beaute, la fierte de ces lignes si fermes et sidecidees. 
Ces belles tallies droites, on raconte qu'il les executait ainsi: la planche 
posee debout sur un chevalet, la pointe tenu a bout de bras (comme une 
epee) et la main retombant lentement de haut en bas.« cit Charles Meryon; 
Eaux-fortes sur Paris Einleitung: RCastinelli: Charles Meryon p [III] 

[J2a,2] 



Baudelaire 305 

Die 22 Radierungen Meryons iiber Paris sind von 1 8 5 2 bis 1 8 54 entstanden. 

Wann taucht der article de Paris auf ? [J 2 a, 4] 

Was Baudelaire zu einem Cholerablatt von Daumier sagt, diirfte 
auch fur gewisse Blatter von Meryon gelten: »Le ciel parisien, fidele 
a son habitude ironique dans les grands fleaux et les grands remue- 
menage politiques, le ciel est splendide; il est blanc, incandescent 
d'ardeur.« Charles Baudelaire: Les dessins de Daumier Paris 
{i924)p 13 □ Staub, Langeweile □ \] 2 a, 5] 

»La coupole spleenetique du ciel« heifk es bei Charles Baudelaire: Le spleen 
de Paris Paris (ed Simon) p 8 (Chacun sa chimere) Q 2 a, 6] 

»Le catholicisme . . . philosophique et litteraire de Baudelaire avait besoin 
d'un lieu intermediate . . . ou se loger entre Dieu et le diable. Le titre des 
Limbes marquait cette localisation geographique des poemes de Baudelaire, 
permettait de mieux apercevoir l'ordre que Baudelaire a voulu etablir entre 
eux, qui est l'ordre d'un voyage, et precisement d'un quatrieme voyage, un 
quatrieme voyage apres les trois voyages dantesques de YEnfer, du 
Purgatoire et du Paradis. Le poete de Florence continue dans le poete de 
Paris. « Albert Thibaudet: Histoire de la litterature francaise de 1789 a nos 
jours Paris {1936) p 325 Q 3, 1] 

Zum allegorischen Element. »Dickens . . . parlant des cafes dans lesquels il 
se faufilait aux mauvais jours ... dit de l'un qui se trouvalt dans Saint- 
Martin's Lane: >Je ne me souviens que d'une chose, c'est qu'il etait situe 
pres de l'eglise et que, dans la porte, il y avait une enseigne ovale en verre 
avec ce mot Coffee Room peint a Padresse des passants. S'il m'arrive, encore 
maintenant, de me trouver dans tout autre cafe, mais ou il y a aussi cette 
inscription sur une glace, et si je la lis a l'envers (moor eeffoc) co'mme je le 
faisais souvent alors dans mes sombres reveries, mon sang ne fait qu'un 
tour.< Ce mot baroque moor eeffoc est la devise de tout vrai realisme.« G K 
Chesterton: Dickens (Vies des hommes illustres No 9) Traduit de l'anglais 
par Laurent et Martin-Dupont Paris 1 927 p 3 2 [J 3 , 2] 

Dickens und die Stenographic: »Il raconte comment, apres avoir appris 
tout l'alphabet, >il rencontra une kyricllc de nouvelles enigmes, les 
caracteres dits 'conventionnels', les plus inimaginables que j'aie jamais 
connus; n'avaient-ils pas la pretention de signifier, Tun d'eux, par exemple, 
qui ressemblait a un commencement de toile d'araignee, anticipation, et tel 



}o6 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

autre, espece de fusee volante, de$avantageux.< II conclut: >C'etaitpresque 
desesperant.< Mais il est a retenir que quelqu'un parmi ses collegues a 
declare: >I1 n'y a jamais eu de stenographe pareil!<« G K Chesterton: 
Dickens (Vies des hommes illustres No 9) Traduit de l'anglais par Laurent 
etMartin-Dupont Paris 1927P40/41 [J 3, 3] 

Valery (Introd(uction) aux Fleurs du mal Paris 1926) spricht (p XXV) von 
einer combinaison »d'eternite et d , intimite« bei Baudelaire. Q 3 , 4] 

Aus dem Artikel von Barbey d'Aurevilly in »Articles justificatifs pour 
Charles Baudelaire, auteur des Fleurs du mal« Paris (1857)- einer Plaquette 
von 33 Seiten mit weiteren Beitragen von Dulamon, Asselineau und 
Thierry, die auf Baudelaires Kosten fur das Verf ahren gedruckt wurde : »Le 
poete, terrible et terrifie, a voulu nous faire respirer l'abomination de cette 
epouvantable corbeille qu'il porte, pale canephore, sur sa tete herissee 
d'horreur . . . Son talent ... est lui-meme une fleur du mal venue dans les 
serres chaudes d'une Decadence . . . II y a du Dante, en effet, dans l'auteur 
des Fleurs du mal, mais c'est du Dante d'une epoque dechue, c'est du Dante 
athee et moderne, du Dante venu apres Voltaire.« cit WT Bandy: Baude- 
laire judged by his contemporaries New York (1933) p 167/168 [J 3 a, 1] 

Notiz Gautiers iiber Baudelaire in Les poetes franc,ais Recueil des chefs- 
d'oeuvre de la poesie fran^aise Edite par Eugene Crepet Paris 1862 IV Les 
contemporains: »Nous n'avons jamais lu les Fleurs du mal . . . sans penser 
involontairement a ce conte de Hawthorne (la fille de Rappucinni) . . . Sa 
muse ressemble a la fille du docteur qu'aucun poison ne saurait atteindre, 
mais dont le teint, par sa mattete exsangue, trahit ^influence du milieu 
qu'elle habite.« cit WT Bandy: Baudelaire judged by his contemporaries 
New York p 1 74 \] 3 a, 2] 

Hauptthemen der Poeschen Aesthetik nach Valery: Philosophic der Kom- 
position, Theorie des artificiel, Theorie der Moderne, Theone des excep- 
tional und des etrange. \] 3 a, 3] 

»Le probleme de Baudelaire pouvait done, - devait done, - se poser ainsi: 
>etre un grand poete, mais n'etre ni Lamartine, ni Hugo, ni Musset.< Je ne 
dis pas que ce propos fut conscient, mais il etait necessairement en 
Baudelaire, - et meme essentiellement Baudelaire. Il etait sa raison d'Etat. 
Dans les domaines de la creation, qui sont aussi les domaines de 1'orgueil, la 
necessite de se distinguer est indivisible de l'existence meme.« Les Fleurs du 
mal Paris 1928 Introduction de Paul Valery p X [J 3 a, 4] 

Regis Messac ({Le »Detective Novel« et l'influence de la pensee scientifi- 



Baudelaire 307 

que Paris 1929) p 421) weist auf den Einfluft der »Deux Crepuscules«, die 
am 1 f evrier 1 8 5 2 in der Semaine theatrale erschienen { , ) auf gewisse Stellen 
in Ponson du Terrails »Drames de Paris« hin, die 1857 zu erscheinen 
beginnen. [J 3 a ^ 5] 

Fur le Spleen de Paris war urspriinglich der Titel »Le promeneur solitaire« 
geplant. - Fiir »Les fleurs du mal« »Les limbes«. [J 4, 1] 

Aus den »Conseils aux jeunes litterateurs«: »Si l'on veut vivre dans une 
contemplation opiniatre de l'oeuvre de demain, le travail journalier servira 
l'inspiration.« Charles Baudelaire: L'art romantique (ed Hachette tome 3) 
Paris p 286 [J 4, 2] 

Baudelaire gesteht, d'avoir »eu, enfant, le bonheur ou le malheur de ne lire 
que de gros livres d'homme.«. Charles Baudelaire: L'art romantique Paris p 
298 (Drames et romans honnetes) [J 4, 3] 

Uber Heine(:) »sa litterature pourri de sentimentalisme materialiste«. 
Baudelaire: L'art romantique Paris p 303 (L'ecole paienne) [J 4, 4] 

Ein Motiv, das sich aus dem Spleen de Paris in die Ecole paienne verirrthat: 
»Pourquoi done les pauvres ne mettent-ils pas des gants pour mendier? lis 
feraient fortune. « Baudelaire: L'art romantique Paris p 309 [J 4, 5] 

»Le temps n'est pas loin ou l'on comprendra que toute litterature qui se 
refuse a marcher fraternellement entre la science et la philosophic est une 
litterature homicide et suicide.« Baudelaire: L'art romantique Paris p 309 
(Schlufisatz der Ecole paienne) \] 4, 6] 

Baudelaire liber den im Kreise der Ecole paienne grofigewordenen: »Son 
ame, sans cesse irritee et inassouvie, s'en va a travers le monde, le monde 
occupe et laborieux; elle s'en va, dis-je, comme une prostituee, criant: 
Plastique! plastique! La plastique, cet affreux mot me donne la chair de 
poule.« Baudelaire: L'art romantique Paris p 307 cf J 22 a, 2 Q 4, 7] 

Eine Stelle des Victor-Hugo-Portrats, an der Baudelaire in einem 
Nebensatz, wie der Radierer in einer remarque, sich selbst gezeich- 
net hat. »S'il peint la mer, aucune marine n'egalera les siennes. Les 
navires qui en rayent la surface ou qui en traversent les bouillonne- 
ments auront, plus que tous ceux de tout autre peintre, cette 
physionomie de lutteurs passionnes, ce caractere de volonte et 
d'animalite qui se degage si mysterieusement d'un appareil geome- 



}oS Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

trique et mecanique de bois, de fer, de cordes et de toiie; animal 
monstrueux cree par Phomme, auquel le vent et le flot ajoutent la 
beaute d'une demarche. « Baudelaire: L'art romantique Paris p 321 
(Victor Hugo) 04,8] 

Ein Wort bei Gelegenheit Auguste Barbier's: »Pindolence naturelle des 
inspires«. Baudelaire: L'art romantique Paris p 335 [J 4 a, 1] 

Baudelaire beschreibt die Poesie des Lyrikers - in dem Essay uber 
Banville - in einem Sinne, der Zug um Zug das Gegenteil seiner 
eignen Dichtung zum Vorschein bringt: »Le mot apotheose est un 
de ceux qui se presentent irresistiblement sous la plume du poete 
quand il a a decrire . . . un melange de gloire et de lumiere. Et, si le 
poete lyrique trouve occasion de parler de lui-meme, il ne se peindra 
pas penche sur une table, . . . se battant contre la phrase rebelle . . . 
non plus que dans une chambre pauvre, triste ou en desordre; non 
plus que, s'il veut apparaitre comme mort, il ne se montrera 
pourrissant sous le linge, dans une caisse de bois. Ce seraitmentir.« 
Baudelaire : L'art romantique Paris p 3 70/71 \] 4 a, 2] 

Baudelaire nennt im Essay uber Banville Mythologie und Allegorie 
zusammen, um fortzufahren: »La mythologie est un dictionnaire d'hiero- 
glyphesvivants.« Baudelaire: L'art romantique Paris p 370 [J 4 a, 3] 

Konjunktion des Modernen und des Damonischen: »La poesie 
moderne tient a la fois de la peinture, da la musique, de la statuaire, 
de Part arabesque, de la philosophic railleuse, de l'esprit analytique 
. . . Aucuns y pourraient voir peut-etre des symptomes de deprava- 
tion. Mais c'est la une question que je ne veux pas elucider en ce 
lieu.<< Nichtsdestoweniger heiftt es, nach einem Hinweis auf 
Beethoven, Maturin, Byron, Poe eine Seite weiter: »Je veux dire 
que Part moderne a une tendance essentiellement demoniaque. Et il 
semble que cette part infernale de Phomme . . . augmente journelle- 
ment, comme si le diable s'amusait a la grossir par des procedes 
artificiels, a Pinstar des engraisseurs, empatant patiemment le genre 
humain dans ses basses-cours pour se preparer une nourriture plus 
succulente.« Baudelaire: L'art romantique Paris p 373/374 Der 
Begriff des Damonischen taucht auf, wo der der Modern(e) in 
Konjunktion mit dem Katholizismus tritt. \] 4 a, 4] 



Baudelaire 309 

Zu Leconte de Lisle: »Ma predilection naturelle pour Rome 
m'empeche de sentir tout ce que je devrais gouter dans la lecture de 
ses poesies grecques.« Baudelaire: L'art romantique Paris p 389/390 

Cht(h)onische Weltansicht. Katholizismus. \] 4 a, 5] 

Es ist sehr wichtig, dafi das Moderne bei Baudelaire nicht allein als 
Signatur einer Epoche soridern als eine Energie erscheint, kraft 
deren diese unmittelbar die Antike sich anverwandelt. Unter alien 
Verhaltnissen, in die die Moderne tritt, ist ihre Beziehung zur 
Antike eine ausgezeichnete. So stellt sich fur Baudelaire, in Hugo 
wirkend, dar »la fatalite qui Pentraina ... a transformer Pancienne 
ode et Pancienne tragedie jusqu'au point, c'est-a-dire jusqu'aux 
poemes et aux drames que nous connaissons.« Baudelaire: L'art 
romantique Paris p 401 (Les Miserables) Diese Funktion ist bei 
Baudelaire auch die Wagners. [J 5, 1] 

Die Geberde, mit der der Engel den mecreant ziichtigt: »N'est-il pas utile 
que de temps a autre le poete, le philosophe, prennent un peu le Bonheur 
egoi'ste aux cheveux, et lui disent, en lui secouant le mufle dans le sang et 
Pordure: >Vois ton oeuvre et bois ton oeuvre<?« Charles Baudelaire: L'art 
romantique Paris p 406 (Les Miserables) Q 5, 2] 

»L'Eglise . . . cette Pharmacie ou nul n'a le droit de sommeiller!« Baude- 
laire: L'art romantique Paris p 420 (Madame Bovary) [J 5, 3] 

»Madame Bovary, pour ce qu'il y a en elle de plus energique et de plus 
ambitieux, et aussi de plus reveur, ... est restee un homme. Comme la 
Pallas armee, sortie du cerveau de Zeus, ce bizarre androgyne a garde toutes 
les seductions d'une ame virile dans un charmant corps feminin.« Weiterhin 
iiber Flaubert{ :) »Toutes les femmes intellectuelles lui sauront gre d'avoir 
eleve la femelle a une si haute puissance . . . et de Pavoir fait participer a ce 
double caractere de calcul et de reverie qui constitue Petre parfait.« 
Baudelaire : L'art romantique p4i5et4i9 [J 5, 4] 

»L , hysterie! Pourquoi ce mystere physiologique ne ferait-il pas le fond et le 
tuf d'une oeuvre litteraire, ce mystere que PAcademie de medecine n'a pas 
encore resolu, et qui, s^exprimant dans les femmes par la sensation d'une 
boulc asccndante et asphyxiante . . . se traduit chez les hommes nerveux par 
toutes les impuissances et aussi par Paptitude a tous les exces.« Baudelaire: 
L'art romantique Paris p 41 8 (Madame Bovary) \J 5, 5] 



310 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Aus dem »Pierre Dupont«: »I1 est impossible, a quelque parti qu'on 
appartienne . . . de ne pas etre touche du spectacle de cette multitude 
maladive respirant la poussiere des ateliers . . . dormant dans la vermine . . .; 
de cette multitude soupirante et languissante . . . qui jette un long regard 
charge de tristesse sur le soleil et l'ombre des grands pares. « Baudelaire: 
L'art romantique Paris p 198/199 [J 5 a, 1] 

Aus dem »Pierre Dupont« : »La puerile utopie de l'ecole de Van pour Vart, 
en excluant la morale, et souvent meme la passion, etait necessairement 
sterile. . . . Quand un poete, maladroit quelquefois, mais presque toujours 
grand, vint dans un langage enflamme proclamer la saintete de l'insurrec- 
tion de 1830, et chanter les miseres de l'Angleterre et de l'Irlande, malgre 
ses rimes insuffisantes, malgre ses pleonasmes ... la question fut videe, et 
Part fut desormais inseparable de la morale et de l'utilite.« Baudelaire: L'art 
romantique Paris p 193 DieStellebeziehtsichauf Barbier. [J 5 a, 2] 

>>L'optimisme de Dupont, sa confiance illimitee dans la bonte native de 
rhomme, son amour fanatique de la nature, font la plus grande partie de 
son talent. « Baudelaire: L'art romantique Paris p 201 \] 5 a, 3] 

»J'ai trouve . . . dans Tannhauser, Lohengrin et le Vaisseau fantome, une 
methode de construction excellente, un esprit d'ordre et de division qui 
rappelle 1' architecture des tragedies antiques. « Baudelaire: L'art romanti- 
que Paris p 225 (Richard Wagner et Tannhauser) [J 5 a, 4] 

»Si, par le choix de ses sujets et sa methode dramatique, Wagner se 
rapproche de i'antiquite, par l'energie passionnee de son expression il est 
actuellement le representant le plus vrai de la nature moderne.« Baudelaire: 
L'art romantique Paris p 2 50 \] 5 a, 5] 

Baudelaire in »L'art philosophique« - einem Aufsatz, der sich vor allem mit 
Alfred Rethel beschaftigt: »La les lieux, le decor, les meubles, les ustensiles 
(voir Hogarth), tout est allegorie, allusion, hieroglyphes, rebus. « Baude- 
laire: L'art romantique p 13 1 Anschliefiend Hinweis auf Michelets Melen- 
colia I-Interpretation. [J 5 a, 6] 

Variante der Meryon-Stelle, die Geffroy zitiert, in »Peintres et Aqua- 
Fortistes« 1862: »Tout recemment, un jeune artiste americain, M. Whist- 
ler, exposait . . . une serie d'eaux-fortes, . . . representant les bords de la 
Tamise; merveilleux fouillis d'agres, de vergues, de cordages; chaos de 
brumes, de fourneaux et de fumees tire-bouchonnees; poesie profonde et 
compliquee d'une vaste capitale . . . M. Meryon, le vrai type de l'aqua- 
fortiste acheve, ne pouvait manquer a l'appel . . . Par l'aprete, la finesse et la 
certitude de son dessin, M. Meryon rappelle ce qu'il y a de meilleur dans les 



Baudelaire 



3" 



anciens aqua-fortistes. Nous avons rarement vu, representee avec plus de 
poesie, la solennite naturelle d'une grande capitale. Les majest.es de lapierre 
accumulee, les clock ers montrant du doigt le ciel, les obelisques de 
Tindustrie vomissant contre le firmament leurs coalitions de fumees, les 
prodigieux echafaudages des monuments en reparation, appliquant sur le 
corps solide de Parchitecture leur architecture a jour d'une beaute arach- 
neenne et paradoxale, le ciel brumeux, charge de colere et de rancune, la 
profondeur des perspectives augmentee par la pensee des drames qui y sont 
contenus, aucun des elements complexes dont se compose le douloureux et 
glorieux decor de la civilisation n'y est oublie.« Baudelaire: L'art romanti- 
que Paris p 119-121 , \] 6,1] 

Zu Guys: »Les fetes du Bai'ram . . . au fond desquelles apparait, comme un 
soleil pale, l'ennui permanent du sultan defunt.« Baudelaire: L'art romanti- 
que Paris p 83 [J 6, 2] 

Zu Guys; »Notre observateur est toujours exact a son poste, partout ou 
coulent les desirs profonds et impetueux, les Orenoques du coeur humain, 
la guerre, l'amour, lejeu.« Baudelaire: L'art romantique Paris p 87 [J 6, 3] 

Baudelaire als Antipode Rousseaus in der Maxime aus dem Guys: 
»Sitot que nous sortons de Pordre des necessites et des besoins pour 
entrer dans celui du luxe et des plaisirs, nous voyons que la nature ne 
peut conseiller que le crime. C'est cette infaillible nature qui a cree le 
parricide et l'anthropophagie.« Baudelaire: L'art romantique Paris 
pioo J 6, 4] 

»Tres-difficile a stenographies nennt Baudelaire im Guys, offen- 
bar sehr modern, die Bewegung der Kutschen. Baudelaire: L'art 
romantique Paris p 1 1 3 [J 6, 5] 

Schlufisatze des Guys: »I1 a cherche partout la beaute passagere, fugace, de 
la vie presente, le caractere de ce que le lecteur nous a permis d'appeler la 
modernite. Souvent bizarre, violent, excessif, mais toujours poetique, il a 
su concentrer dans ses dessins la saveur amere ou capiteuse du vin de la 
Vie.« Baudelaire: L'art romantique Paris p 114 - Q6a, 1] 

Die Figur des »Modernen« und die der »Allegorie« miissen auf 
einander bezogen werden. »Malheur a celui qui etudie dans Panti- 
que autre chose que Part pur, la logique, la methode generale! Pour 
s'y trop plonger . . . il abdique ... les privileges fournis par la 



312 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

circonstance; car presque toute notre originalite vient de l'estam- 
pille que le temps imprime a nos sensations. « Baudelaire: L'art 
romantique p 72 (Le peintre de la vie moderne) Das Privileg, von 
dem Baudelaire spricht, tritt aber, vermittelt, auch der Antike 
gegenuber in Kraft: der Pragestempel der Zeit, der sich in sie 
eindriickt, treibt die allegorische Konfiguration aus ihr hervor. 

Q6a,2] 

Zu Spleen et Ideal diese Reflexionen aus dem Guys: »La modernite, c'est le 
transitoire, le fugitif, le contingent, la moitie de l'art, dont Pautre moitie est 
l'eternel et l'immuable . . . Pour que toute modernite soit digne de devenir 
antiquiti, il faut que la beaute mysterieuse que la vie humaine y met 
involontairement en ait ete extraite. C'est a cette tache que s'applique 
particulierement M. G.« Baudelaire: L'art romantique Paris p 70 - An 
anderer Stelle (p 74) spricht er von »cette traduction legendaire de la vie 
exterieure.« [J 6 a, 3] 

Gedichtmotive in der theoretischen Prosa: Le coucher du soleil romanti- 
que: »Le dandysme est un soleil couchant; comme l'astre qui decline, il est 
superbe, sans chaleur etplein de melancolie. Mais, helas! la maree montante 
de la democratic . . . noie jour a jour ces derniers representants de l'orgueil 
humain.« (L'art romantique p 95) - Le Soleil: »A l'heure ou les autres 
dorment, celui-ci [Guys] est penche sur sa table, dardant sur une feuille de 
papier le meme regard qu'il attachait tout a l'heure sur les choses, 
s'escrimant avec son crayon, sa plume, son pinceau, faisant jaillir l'eau du 
verre au plafond, essuyant sa plume sur sa chemise, presse, violent, actif, 
comme s'il craignait que les images ne lui echappent, querelleur quoique 
seul, et se bousculant lui-meme.« (L'art romantique p 67) \]6 a, 4] 

Nouveaute: »L'enfant voit tout en nouveaute; il est toujours ivre. 
Rienne ressemble plus a ce qu'on appelle l'inspiration, que la joie 
avec laquelle l'enfant absorbe la forme et la couleur . . . C'est a cette 
curiosite profonde et joyeuse qu'il faut attribuer l'ceil fixe et 
animalement extatique des enfants devant le nouveau.« Baudelaire: 
L'art romantique Paris p 62 (Le peintre de la vie moderne) Vielleicht 
erklart das die dunkle Bemerkung in L'ceuvre et la vie d'Eugene 
Delacroix: »On peut dire que Penfant, en general, est, relativement 
a l'homme, en general, beaucoup plus rapproche du peche origi- 
nel.« (L'art romantique p 41) [J 7, 1] 

Die Sonne: »le soleil tapageur donnant l'assaut aux carreaux des fenetres« 



Baudelaire 313 

(L'art romantique p 65) »les paysages de la grande ville . . . frappes par les 
souff lets du soleil« . (L'art romantique p 6 5 166) Q 7, 2] 

In »L'oeuvre et la vie d'Eugene Delacroix«: »Tout Tunivers visible n'est 
qu'un magasin d'images et de signes.« Baudelaire: L'art romantique p 1 3 

Q7.3] 

Aus dem Guys: »Le beau est fait d'un element eternel, invariable . . . etd'un 
element relatif, circonstanciel, qui sera . . . l'epoque, la mode, la morale, la 
passion. Sans ce second element, qui est comme l'enveloppe amusante, 
titillante, aperitive, du divin gateau, le premier element serait indigestible. « 
Baudelaire: L'art romantique p 54/55 Q 7,4] 

Zur nouveaute: »Comme tu me plairais, 6 nuit! sans ces etoiles I Dont la 
lumiere parle un langage connu!« Fleurs (du mal) ed Payot p 139 
(Obsession) [[7,5] 

Fur den Titel »Les fleurs du mal« hat das spatere Auftreten der 
Blume im Jugendstil seine Bedeutung. Dieses Werk spannt den 
Bogen von dem taedium vitae der Romer zum Jugendstil. [J 7, 6] 

Wichtig ware, Poes Verhaltnis zur Latinitat zu ermitteln. Baudelai- 
res Interesse an der Kompositionstechnik diirfte ihn - in letzter 
Instanz - ebenso nachhaltig an das Lateinische gewiesen haben, wie 
sein Interesse fur das Artifizielle ihn auf den angelsachsischen 
Kulturkreis gerichtet hat. Dieser letztere bestimmt, durch Poe, in 
erster Instanz auch Baudelaires Kompositionslehre. Um so dringli- 
cher die Frage, ob sie in letzter Instanz nicht lateinisch gepragt ist? 

D7.7] 

Die Lesbierinnen - ein Gemalde von Courbet \] 7, 8] 

Die Natur kennt nach Baudelaire nur diesen einzigen Luxus: das 
Verbrechen. Daher die Bedeutung des Artifiziellen. Vielleicht ist 
dieser Gedanke zur Interpretation der Auffassung heranzuziehen, 
die Kinder stiinden der Erbsiinde am nachsten. Ist es, weil sie, 
iiberschw(e)nglich, aber natiirlich, der Missetat nicht aus dem 
Wege gehen konnen ? Im Grunde denkt Baudelaire an den parricide, 
(vgl. L'art romantique Paris p 100) [[7 a, 1] 

Der Schlussel zur Emanzipation von der Antike - die (vgl. im Guys 



314 Das Passagen- Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

»L'art romantique« p 72) nur den Kanon der Komposition herge- 
ben darf, ist fur Baudelaire die Allegorese. [J 7 a, 2] 

Baudelaires Art zu rezitieren: Er versammelte die Freunde - Antonio 
Watripon, Gabriel Dantrague, Malassis, Delvau - »dans quelque modeste 
cafe de la rue Dauphine . . . Le poete commencait par commander un 
punch; puis, quand il nous voyait disposes a la bienveillance . . ., il nous 
recitait d'une voix precieuse, douce, flutee, onctueuse, et cependant 
mordante, une enormite quelconque, le Vin de P Assassin ou la Cbarogne. 
Le contraste etait reellement saisissant entre la violence des images et la 
placidite affectee, 1' accentuation suave et pointue du debit. « Jules Levallois: 
Milieu de siecle Memoires d'un critique Paris { 1 895 ) p 93/94 \] 7 a, 3] 

»La fameuse phrase: >Moi qui suis fils d'un pretre<, la joie qu'il etait cense 
eprouver a manger des noix parce qu'il se figurait croquer des cervelles de 
petits enfants, l'histoire du vitrier que, sous une lourde charge de carreaux, 
par un jour accablant d'eti, il faisait grimper jusqu'au sixieme etage pour lui 
declarer qu'il n'avait pas besoin de lui, autant d'insanites et probablement 
de mensonges qu'il se delectait a entasser.« Jules Levallois: Milieu de siecle 
Memoires d'un critique Paris p 94/95 Q 7 a, 4] 

Eine bemerkenswerte Aufterung Baudelaires liber Gautier (cit Jules Leval- 
lois : Milieu de siecle Memoires d'un critique Paris p 97) { . ) Sie befindet sich 
nach Charles de Lovenjoul: Un dernier chapitre de l'histoire des CEuvres de 
Balzac im Echo des theatres vom 25 August 1846 und lautet: »Gros, 
paresseux, lymphatique, il n'a pas d'idees, et ne fait qu'enfiler et perler des 
mots en maniere de colliers d , osages.« \] 7 a, 5] 

Hochst bemerkenswerter Brief von Baudelaire an Toussenel: »Lundi 21 
Janvier 1856. Mon cher Toussenel, je veux absolument vous remercier du 
cadeau que vous m'avez fait. Je ne connaissais pas le prix de votre livre, je 
vous l'avoue ingenuement et grossierement . . . Il y a bien longtemps que je 
rejette presque tous les livres avec degout. - Il y a bien longtemps aussi que 
je n'ai lu quelque chose d'aussi absolument instructif et amusant. — Le 
chapitre du faucon et des oiseaux qui chassent pour l'homme est une ceuvre, 
- a lui tout seul. - II y a des mots qui ressemblent aux mots des grands 
maitres, des cris de verite, des accents philosophiques irresistibles, tels que: 
Chaque animal est un sphinx, et a propos de l'analogie: comme V esprit je 
[sic, wohl statt: se] repose dans une douce quietude a Vabri d'une doctrine si 
feconde et si simple, pour qui rien n'est mystere dans les oeuvres de Dieu! . , . 
Ce qui est positif, c'est que vous etes poete. Il y a bien longtemps que je dis 
que le poete est souverainement intelligent . . . et que {'imagination est la 



Baudelaire 3 1 5 

plus scientique des facultes, parce que seule elle comprend Yanalogie 
universe lie ', ou ce qu'une religion mystique appelle la correspondance . Mais 
quand je veux faire imprimer ces choses la, on me dit que je suis fou . . . Ce 
qu'il y a de bien certain cependant, c'est que j'ai un esprit philosophique qui 
me fait voir clairement ce qui est vrai, meme en zoologie, bien que je ne sois 
ni chasseur, ni naturaliste . . . Une idee me preoccupe depuis le commence- 
ment de ce livre, - c'est que vous etes un vrai esprit egare dans une secte. En 
somme, - qu'est-ce que vous devez a Fourier} Rien, ou bien peu de chose. - 
Sans Fourier, vous eussiez ete ce que vous etes. Vbomme raisonnable n'a 
pas attendu que Fourier vint sur la terre pour comprendre que la nature est 
un verbe, une allegorie, un moule, un repousse^ si vous voulez . . . Votre 
livre reveille en moi bien des idees dormantes, - et a propos du peche 
originel, et de forme moulee sur I'idee, j'ai pense bien souvent que les betes 
malfaisantes et degoutantes n'etaient peut-etre que la vivification, corpori- 
fication ... des mauvaises pensees de l'homme. - Aussi la nature entiere 
participe du peche originel. Ne m'en veuillez pas de mon audace et de mon 
sans-fac,on et croyez-moi votre bien devoue Ch. Baudelaire. « Henri 
Cordier: Notules sur Baudelaire Paris 1900 p 5-7 Die Mittelpartie des 
Briefes polemisiert gegen Toussenels Fortschrittsglauben und gegen seine 
Verunglimpfung von De Maistre. \] 8] 

»Origine du nom de Baudelaire. Voici ce qu'a ecrit M. Georges Barral a ce 
sujet, dans la Revue des curiosites revolutionnaires: Baudelaire m'exposa 
Petymologie de son nom, ne venant pas du tout de bel ou beau mais de band 
ou bald. >Mon nom est terrible, continua-t-il. En effet, le badelaire etait un 
sabre a lame courte et large, au tranchant convexe, a la pointe tournee vers le 
dos de Parme . . . Introduit en France a la suite des Croisades, il fut employe 
a Paris jusque vers 1560, comme arme d'execution. Il y a quelques annees, 
en 1 86 1, on a retrouve lors des fouilles executees pres du Pont-au-Change, 
le badelaire qui servit au bourreau du Grand Chatelet, au cours du XII e 
siecle. On Pa depose au musee de Cluny. Voyez-le. Son aspect est 
terrifiant. Je fremis en pensant que le profil de mon visage se rapproche du 
profil de ce badelaire. - Mais votre nom est Baudelaire^ repliquai-je, et non 
pas Badelaire. - Badelaire, Baudelaire par corruption. C'est la meme chose. 
- Pas du tout, dis-je, votre nom vient de Baud (gai), Baudiment (gaiment), 
s'ebaudir (se rejouir). Vous etes bon et gai. - Non, non, je suis mechant et 
triste.<« Louis Thomas : Curiosites sur Baudelaire Paris 19 1 2 p 23/24 

[J8a,i] 

Jules Janin hat Heine, 1865, in der »Independance belge« seine Melancholie 
vorgeworfen, Baudelaire entwarf einen Antwortbrief. »Baudelaire soutient 
que la melancolie est la source de toute poesie sincere.« Louis Thomas: 
Curiosites sur Baudelaire Paris 1912P 17 Q 8 a, 2] 



3 1 6 Das Passagen- Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

Baudelaire bezieht sich auf einem Akademiker-Besuch auf die 1858 
erschienen(en) »Fleurs du Bien« und nimmt den Namen des Verfassers- 
Henry (wahrscheinlich: Henri) Bordeaux als sein eignes Pseudonym in 
Anspruch. (vgl L Thomas : Curiosites sur Baudelaire Paris 19 1 2 p 43) 

Q8a )3 ] 

»Dans Pile Saint-Louis, Baudelaire se considerait partout comme chez lui; 
dans la rue ou sur les quais, il etait aussi parfaitement a 1'aise que s'il eut ete 
dans sa chambre. Sortir dans Tile, pour lui, ce n'etait pas quitter son 
domaine: aussi le rencontrait-on en pantoufles, nu-tete et vetu d'une blouse 
qui lui servait de vetement de travail. « Louis Thomas: Curiosites sur 
Baudelaire Paris 191 2 p 27 Q 8 a, 4] 

»Quand je serai absolument seuU ecrivait-il en 1864, je chercherai une 
religion (Thibetaine ou Japonaise), car je meprise trop le Koran; et, au 
moment de la mort, j'abjureraiscette derniere religion, pour bien montrer 
mon degout de la sottise universelle.« Louis Thomas: Curiosites sur 
Baudelaire Paris 1912P 57/58 Q8a, 5] 

Baudelaires Produktion setzt meisterhaft und bestimmt von Beginn 
anein. [J 9, 1] 

Daten: Fleurs du mal 1857, 61, 66; Poe 1 809/1 849; Bekanntschaft mit Poe 
caEndei846 U9> 2 ] 

Remy de Gourmont habe eine Parallele zwischen dem Songe d' Athalie und 
den Metamorphoses d'un Vampire gezogen; ahnlich bemiiht sich Fontai- 
nas um eine zwischen Hugos »Fantomes« (Orientales) und den »Petites 
Vieilles«. Hugo: »Helas! que j'en ai vu mourir de jeunes filles! . . . Une 
surtout...« [J90] 

Laforgue iiber Baudelaire: »I1 a le premier trouve apres toutes les hardiesses 
de romantisme ces comparaisons crues, qui soudain dans 1'harmonie d'une 
periode mettent en passant le pied dans le plat: comparaisons palpables, 
trop premier plan, en un mot americaines semble-t-il: palissandre, toe 
deconcertant et ravigottant: >La nuit s'epaississait ainsi . . . qu'une cloison!< 
(d'autres exemples foisonnent) . . . Un serpent au bout d'un baton, ta 
chevelure un ocean, ta tete se balance avec la mollesse d'un jeune elephant, 
ton corps se penche comme un fin vaisseau qui plonge ses vergues dans 
Peau, ta salive remonte a tes dents comme un flot grossi par la fonte des 
glaciers grondants, ton cou une tour d'ivoire, tes dents des brebis suspen- 
dues au flanc de 1'Hebron. - C'est l'americanisme applique aux comparai- 



Baudelaire 317 

sons du Cantique des Cantiques.« Jules Laforgue: Melanges posthumes 
Paris 1903 p 1 1 3/1 14 (Notes sur Baudelaire) vgl J 86 a, 2 [J 9, 4] 

»L'orage de sa jeunesse et les soleils marins de ses souvenirs ont dans les 
brumes des quais de la Seine detendu les cordes de viole byzantine 
incurablement plaintive et affligee.« Jules Laforgue: Melanges posthumes 
Paris 1903 p 1 14 (Notes sur Baudelaire) \] 9, 5] 

Als die erste Ausgabe der »Fleurs du mal« erschien, war Baudelaire 36 Jahre 
alt. [J 9, 6] 

Um 1 844 »Byron habille par BrummeU (Le Vavasseur) [] 9, 7] 

Die »Petits poemes en prose« erst posthum gesammelt. \] 9, 8] 

»Le premier il a rompu avec le public. « Laforgue: Melanges posthumes 
Paris 1903 p 115 [J 9, 9] 

»Baudelaire chat, hindou, yankee, episcopal, alchimiste. Chat. - sa facon 
de dire >ma chere< dans ce morceau solennel qui s'ouvre par >Sois sage, 6 ma 
Douleur< Yankee. - ses >tres-< devant un adjectif ; ses paysages cassants - et 
ce vers >Mon esprit, tu te meus avec agilite< que les inities detaillent d'une 
voix metallique; sa haine de l'eloquence et des confidences poetiques; >Le 
plaisir vaporeux fuira vers l'horizon I Ainsi que . . .< Quoi? Avant lui Hugo, 
Gautier, etc . . . aurait fait une comparaison francaise, oratoire; lui la fait 
yankee, sans parti-pris, tout en restant aerien: >Ainsi qu'une sylphide au 
fond de la coulisse< On voit les fils de fer et les trues . . . Hindou. - il l'acette 
poesie plus que Leconte de Lisle avec toute son erudition et ses poemes 
bourres et aveuglants. >Des jardins, des jets d'eau pleurant dans des 
albatres, I Des baisers, des oiseaux chantant soir et matin< Ni grand coeur, ni 
grand esprit; mais quels nerfs plaintifs! quelles narines ouvertes a tout! 
quelle voix magique!« Jules Laforgue: Melanges posthumes Paris 1903 
p 1 1 8/1 19 (Notes sur Baudelaire) [J 9 a, 1] 

Eine der wenigen deutlich artikuiierten Stellen des »Argument du 
livre sur la Belgique(«) - im Kapitel XXVII Promenade a Malines: 
»Airs profanes, adaptes aux carillons. A travers les airs qui se 
croisaient et s'enchevetraient, il m'a semble saisir quelques notes de 
la Marseillaise. L'hymne de la canaille, en s'elancant des clochers, 
perdait un peu de son aprete. Hache menu par les marteaux, ce 
n'etait plus le grave hurlement traditionnel, mais il semblait gagner 
une grace enfantine. On eut dit que la Revolution apprenait a 



3 1 8 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

begayer la langue du ciel.« Baudelaire{:) OEuvres II ed Y-G Le 
Dantec p 72 5* 09^,2] 

Aus der Note detachee zum Buch liber Belgien: »Je ne suis pas dupe, je n'ai 
jamais ete dupe! Je dis >Vive la Revolution !< comme je dirais: >Vive la 
Destruction !< >Vive rExpiation!< >Vive le Chatiment!< >Vive la Mort!<« 
Baudelaire: (Euvres II ed Y-G Le Dantec p 727/728 [J 9 a, 3] 

Argument du livre sur la Belgique XXV Architecture - Eglises - Culte. 
»Bruxelles. Eglises. - Sainte-Gudule. Magnifiques vitraux. Belles couleurs 
intenses, telles que celles dont une ame profonde revet tous les objets de la 
vie.« Baudelaire: (Euvres II ed Y-G Le Dantec p 722 - Mort des amants - 
Jugendstil - Haschisch [J 9 a, 4] 

»Je me suis demande si Baudelaire . . . n'avait pas cherche, par cabotinage et 
transfert psychique, a renouveler l'aventure du prince de Danemark ... II 
n'y aurait, Hen de surprenant a ce qu'il se fut donne a soi-meme la comedie 
d'Elseneur.« Leon Daudet: Flambeaux Paris ( 1929) p 210 (Baudelaire) 

U 10, 1] 

»La vie interieure . . . de Charles Baudelaire . . . semble s'etre . . . passee 
dans des alternatives d'euphorie et d'aura. De la le double caractere de ses 
poemes qui, les uns, representent une beatitude lumineuse, et les autres, un 
etat de . . . taedium vitae.« Leon Daudet: Flambeaux Paris p 212 (Baude- 
laire) U 10, 2] 

Jeanne Duval, Mme Sabatier, Marie Daubrun \] 10, 3] 

»Baudelaire etait depayse dans le stupide dix-neuvieme siecle. II appanient 
a la Renaissance . . . Cela se sent jusque dans ses departs poetiques, qui 
rappellent souvent ceux de Ronsard.« Leon Daudet: Flambeaux Paris p 216 
(Baudelaire: Le malaise et »l'aura«) [J io ? 4] 

Leon Daudet urteilt sehr abfallig uber Sainte-Beuves »Baudelaire« [J 10, 5] 

Unter den Schilderern der Stadt Paris ist Balzac gleichsam der 
Primitive; seine Menschen sind grower als die Straften, in denen sie 



* (Innerhalb des Konvoluts J bezieht Benjamin sich hier zum erstenmal auf die Ausgabe Charles 
Baudelaire, CEuvres. Texte efabli et annote par Yves-Gerard Le Dantec. 2 Bde. Paris 1931/1932. 
(Bibliotheque de la Plelade. 1 u. 7.). Wo immer im folgenden auf Baudelaires »(Euvres« mit den 
verschiedensten Abkurzungen verwiesen wird, ist diese Ausgabe gemeint. D, Hg.) 



Baudelaire 319 

sich bewegen. Baudelaire ist der erste, welcher das Hausermeer mit 
seinen haushohen Wogen beschworen hat. Vielleicht mit Hauss- 
mann zusammenhangend. \] 10, 6] 

»Le baudelaire ... est une sorte de coutelas . . . Le baudelaire large et court, 
a deux tranchants, . . . entre d'un coup certain et sauvage, car la main qui la 
tient est proche de sa pointe.« Victor-Emile Michelet: Figures d'evocateurs 
Paris 19 1 3 p 18 (Baudelaire ou le divinateur douloureux) [J 10, 7] 

»Le dandy, a dit Baudelaire, doit aspirer a etre sublime, sans interruption. 
II doit vivre et dormir devant un miroir.« Louis Thomas: Curiosites sur 
Baudelaire Paris 1912 p 33/34 Qio, 8] 

Zwei baudelaire'sche Strophen, die man auf einem Albumblatt gefunden 
habe: 

»Noble femme au bras fort, qui durant les longs jours, 
Sans penser bien ni mal dors ou reves toujours, 

Fierement troussee a Tantique, 
Toi que depuis dix ans qui pour moi se font lents 
Ma bouche bien apprise aux baisers succulents 
Choya d'un amour monastique. 

Pretresse de debauche et ma sceur de plaisir, 
Qui toujours dedaignas de porter et nourrir 

Un homme en tes cavites saintes, 
Tant tu crains et tu fuis le stigmate alarmant 
Que la vertu creusa de son soc infamant 

Au flanc des matrones enceintes. « 
Louis Thomas : Curiosites sur Baudelaire Paris 1 9 1 2 p 3 7 [[10,9] 

»Le premier, il se raconta sur un mode modere de confessionnal et ne prit 
pas Pair inspire, Le premier, parla de Paris en damne quotidien de la capitale 
(les bees de gaz que tourmente le vent de la Prostitution qui s'allumentdans 
les rues, les restaurants et leurs soupiraux, les hopitaux, le jeu, le bois qu'on 
scie en buches qui retentissent sur le pave des cours, et le coin du feu, et les 
chats, des lits, des bas, des ivrognes et des parfums de fabrication moderne), 
mais cela de fa^on noble, lointaine, superieure . . . Le premier qui ne soit 
pas triomphant mais s'accuse, montre ses plaies, sa paresse, son inutilite 
ennuyee au milieu de ce siecle travailleur et devoue. Le premier qui ait 
apporte dans notre litterature l'ennui dans la volupte et son decor b^arre: 

l'alcove triste . . . et s'y complaise le Fard et son extension aux ciels, aux 

couchants . . . le spleen et la maladie (non la Phtisie poetique mais la 



3 20 Das Passagen- Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

nevrose) sans en avoir ecrit une fois le mot.« Laforgue: Melanges post- 
humes Paris 1903 p 111/112 Qioa, 1] 

»De I'ombre mysterieuse ou elles avaient germe, pousse leurs racines 
secretes, dresse leurs tiges fecondes, les Fleurs du Mai allaient jaillir et 
epanouir magnifiquement leurs sombres corolles dechiquetees et veinees 
aux couleurs de la vie, et, sous un ciel de gloire et de scandale, repandre 
leurs vertigineux parfums d'amour, de douleur et de mort.« Henri de 
Regnier in Charles Baudelaire: Les fleurs du Mai et autres poemes Paris 
<i 93 o)p[i8] Dioa,2] 

»I1 est toujours courtois avec le laid.« Jules Laforgue: Melanges posthumes 
Paris 1903 p 114 [J 10 a, 3] 

Roger Allard: Baudelaire et »l'Esprit Nouveau« Paris 191 8 vergleicht (p 8) 
die Gedichte an Mme Sabatier mit denen Ronsards an Helene. [J 10 a, 4] 

»Deux ecrivains ont profondement influence Baudelaire, ou plutot deux 
livres . . . L'un est le delicieux Diable amoHrenx, de Cazotte, 1' autre la 
Religieuse de Diderot; au premier, plusieurs poemes doivent leur frenesie 
inquiete ...; chez Diderot, Baudelaire cueillit les sombres violettes de 
Lesbos. « Hierzu in einer Anm[erkung] Zitat aus Apollinaires Begleittext 
zu seiner Edition der »CEuvres poetiques« de Baudelaire: »On ne se 
tromperait peut-etre pas en pensant que Cazotte a ete le trait d'union qui 
eut l'honneur de reunir dans . . . Baudelaire, l'esprit des ecrivains de la 
Revolution et celui d'Edgar Poe\« Roger Allard: Baudelaire et »l'Esprit 
Nouveau« Paris 191 8 p 9/10 \] 10 a, 5] 

»La saveur d'arriere-saison . . . que Baudelaire savourait . . . dans la 
decomposition litteraire de la basse latinite.« Roger Allard: Baudelaire et 
»l'EspritNouveau« Paris 1918 p 14 \] 11, 1] 

»Baudelaire ... est le plus musical des poetes frangais avec Racine et 
Verlaine. Mais tandis que Racine ne joue que du violon, Baudelaire joue de 
tout l'orchestre.« Andre Suares: Preface [in: Charles Baudelaire: Les fleurs 
dumalParis i 9 3 3 ]pXXXIV/V [J 11, 2] 

»Si Baudelaire est souverainement concentre, et le premier depuis Dante, 
c'est qu'il est toujours centre lui-meme sur la vie interieure, comme Dante 
sur le dogme.« Andre Suares; Preface [in CB Les fleurs du mal Paris 1933 
p XXXVIII []ii, 3 ; 



Baudelaire 321 

»Les fleurs du mal sont Yenfer du XIX e siecle. Mais le desespoir de 
Baudelaire Pemporte infiniment sur la colere de Dante. « Andre Suares: 
Preface [in CB Fleurs du mal Paris 1933] p XIII [J 11,4] 

»I1 n'y a point d'artiste en vers superieur a Baudelaire.« Andre Suares: 
Preface[CBFdMParisi933]pXXIII [J 11, 5] 

Apollinaire: »Baudelaire est le fils de Laclos et d'Edgar Poe\« cit Roger 
Allard : Baudelaire et »PEsprit Nouveau« Paris 1 9 1 8 p 8 [J 1 1 , 6] 

Der »Choix de maximes consolantes sur Pamour« bringt einen Exkurs liber 
die Hafilichkeit. (3 Marz 1846 im Corsaire-Satan) Die Geliebte habe die 
Pocken bekommen und Narben zuriickbehalten, die von dann ab das 
Gliick des Liebhabers machen. » Vous risquez fort, si votre maitresse grelee 
vous trahit, de ne pouvoir vous consoler qu'avec une femme grelee. Pour 
certains esprits plus curieux et plus biases, la jouissance de la laideur 
provient d'un sentiment encore plus mysterieux, qui est la soif de l'in- 
connu, et le gout de l'horrible. C'est ce sentiment . . . qui precipite certains 
poetes dans les amphitheatres et les cliniques, et les femmes aux executions 
publiques. Je plaindrais vivement qui ne comprendrait pas; - une harpe a 
qui manquerait une corde grave !« Baudelaire: CEuvres II ed Y-G LeDantec 

Der Gedanke der »Correspondances« taucht schon im Salon von 
1846 auf, wo eine Stelle der Kreisleriana zitiert wird. (vgl. Anm(er- 
kung } von Le Dantec CEuvres I p 585) D 11 ^] 

Bei der Betrachtung des ag{g)ressiven Katholizismus, den der 
spate Baudelaire zeigt, mufi man beriicksichtigen, wie gering der 
Erfolg seines oeuvres zu seinen Lebzeiten gewesen ist. Das konnte 
Baudelaire dazu gefiihrt haben, sich selber dem vollendeten Werke 
in ungewohnlicher Weise an- oder vielmehr einzuformen. Seine 
besondere Sensualitat hat ihre theoretischen Aquivalente erst im 
dichterischen Gestaltungsprozefi erreicht; diese Aquivalente als 
solche aber machte der Dichter sich umstandslos und ohne jegliche 
Revision zu eigen. Sie tragen die Spur dieser Abkunft eben in ihrer 
Aggressivitat. \] 1 1 a, 1] 

»I1 a une cravate rouge sang de boeuf et des gants roses. Oui, nous sommes 
en 1840 . . . Certaines annees, Pon eut jusqu'a des gants verts. La couleur ne 
disparaissait du costume qu'a regret. Or, Baudelaire n'etait pas le seul a 



322 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

porter cette cravate pourpre ou brique. Pas le seul a se ganter de rose. Sa 
marque est dans la combinaison de ces deux effets sur le noir du costume.« 
Eugene Marsan: Les Cannes de M Paul Bourget et le bon choix de Philinte 
Paris 1923 p 236/237 [J 1 1 a, 2] 

»Gautier voyait dans ses propos >des majuscules et des italiques<. II parait 
. . . surpris de ce qu'il articule, comme s'il entendait, dans sa propre voix, les 
dires d'un etranger. Mais il faut avouer que ses femmes et son del, ses 
parfums, sa nostalgie, son christianisme et son demon, ses oceans et ses 
tropiques, composaient une matiere d'une criante nouvaute . . . Je ne blame 
pas merae la demarche saccadee . . . qui le faisait comparer a une araignee. 
C'etait le commencement de la gesticulation carree, qui va peu a peu se 
substituer aux graces arrondies de l'ancien monde. La aussi, il est un 
precurseur.« Eugene Marsan: Les cannes de M Paul Bourget et le bon choix 
de Philinte Paris 1923 p 239/40 \] 11 a, 3] 

»I1 avait des gestes nobles, lents, rapproches du corps. Sa politesse sembla 
manieree parce qu'elle etait un legs du XVIIF siecle, Baudelaire etant le fils 
d'un vieil homme qui en avait vu les salons. « Eugene Marsan: Les cannes de 
M Paul Bourget et le bon choix de Philinte Paris 1923 p 239 \] 1 1 a, 4] 

Uber Baudelaires Debut in Briissel bestehen zwei verschiedene Versionen, 
von denen Georges Rency, der beide wiedergibt, der des Chronisten 
Tardieu den Vorzug gibt. »Baudelaire«, schreibt dieser, »pris d'un horrible 
trac, lisait et bafouillait, frissonnant et claquant des dents, le nez sur son 
manuscrit. Ce fut un desastre.« Camille Lemonnier dagegen spricht vo{n) 
der »impression d'un causeur magnifique«. Georges Rency: Physionomies 
litteraires Bruxelles 1907 p 267 u 268 (Charles Baudelaire) \] 12, 1] 

»Il . . . ne fit jamais un effort serieux pour comprendre ce qui lui etait 
exterieur.« Georges Rency: Physionomies litteraires Bruxelles 1907 p 274 
(Ch { arles ) B { audelaire ) ) [J 1 2, 2] 

»Baudelaire est aussi impuissant pour Tamour que pour le travail. Il aime 
comme il ecrit, par saccades, puis il retombe dans son egoisme flaneur et 
crapuleux. Jamais il n'eut la curiosite de l'homme ou le sens de revolution 
humaine . . . Son art devait done . . . pecher par etroitesse et par singularity : 
et ce sont bien, ces defauts-la qui en ecartent les esprits sains et droits, 
aimant les ceuvres claires et de portee universelle.« Georges Rency: 
Physionomies litteraires Bruxelles 1907 p 288 (Charles Baudelaire) \] 1 2, 3] 

»A 1'exemple de beaucoup d'autres auteurs de nos jours, ce n'est pas un 
ecrivain, e'est un styliste. Ses images sont presque toujours impropres. Il 



Baudelaire 323 

dira d'un regard qu'il est >per9ant comme une vrille< ... II appellera le 
repentir: >la derniere auberge.< . . . Baudelaire est encore pire ecrivain en 
prose qu'en vers ... Il ne sait pas meme la grammaire. >Tout ecrivain 
francais, dit-il, ardent pour la gloire de son pays, ne peut pas, sans fierte et 
sans regrets, reporter ses regards . . .< L/incorrection n'est pas ici seulement 
flagrante, elle est inepte,« Edmond Scherer: Etudes sur la litterature 
contemporaine IV Paris i886p288/9(Baudelaire) [J 12,4] 

»Baudelaire est un signe, non pas de decadence dans les lettres, mais 
d'abaissement general dans les intelligences. « Edmond Scherer: Etudes sur 
la litterature contemporaine IV Paris 1886P291 (Ch(arles) B(audelaire)) 

U 12, 5] 

Brunetiere erkennt an, daft Baudelaire der Dichtung, wie Gautier sagt, 
neue Bereiche eroffnet habe. Unter den kritischen Einschr'ankungen, die 
der Literarhistoriker gegen ihn geltend macht, diese: »C'etait un poete, 
auquel d'ailleurs il a manque plus d'une partie de son art, et notamment, a 
ce que l'on raconte, le don de penser directement en vers.« F Brunetiere: 
L 'evolution de la poesie lyrique en Fr(ance) au XIX siecle II Paris 1894 
p232(Lesymbolisme) [J 12,6] 

Brunetiere (L/evolution de la poesie lyrique en France au XIX siecle II Paris 
1 894) konfrontiert Baudelaire auf der einen mit der Schule Ruskins und den 
russischen Romanciers auf der andern Seite. Dabei sieht er in den beiden 
letztern Erscheinungen Stromungen, die sich mit Recht der decadence, die 
Baudelaire proklamierte, entgegensetzen und die primitive Schlichtheit 
und Unschuld des natiirlichen Menschen dem iiberkultivierten entgegen- 
halten. Eine Synthese dieser antithetischen Tendenzen stelle Wagner dar. - 
Diese verhaltnismaftig positive Einschatzung Baudelaires ist Brunetiere 
erst spat (1 892) gekommen. Q 12a, 1] 

Anlaf51ich Hugos und Gautiers iiber Baudelaire: »I1 traite ses maitres 
comme il traite les femmes: il les adore et les vilipende.« U-V Chatelain: 
Baudelaire Thomme et le poete Paris p 2 1 \] 1 2 a, 2] 

Baudelaire iiber Hugo: »Non seulement il exprime nettement, il 
traduit Iitteralement la lettre nette et claire; mais il exprime avec 
l'obscurite indispensable ce qui est obscur et confusement revele.« 
Mit recht sagt Chatelain: Baudelaire Fhomme et le poete Paris der p 
22 diesen Satz zitiert, dafi Baudelaire vielleicht als einziger zu seiner 
Zeit den »mallarmeisme discret« von Hugo verstanden habe. 

Qi2a, 3 ] 



324 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

»Soixante personnes a peine suivirent le corbillard par une chaleur acca- 
blante; Banville, Asselmeau prononcerent, sous la menace d'un orage, de 
beaux discours qu'on n'entendit pas. La presse, sauf Veuiliot dans YUni- 
vers, fut cruelle. Tout s'acharnait sur son cadavre, une trombe d'eau 
dispersait ses amis; ses ennemis . . . le traitaient de >fou<.« U-V Chatelain: 
Baudelaire l'hommeetlepoete Paris p 16 Q 12 a, 4] 

Baudelaire verweist fur die Erfahrung der Correspondances gelegentlich 
aufSwedenborg, auchauf denHaschisch. \] 12a, 5] 

Baudelaire im Konzert: »Deux yeux noirs aigus, penetrants, luisaient d'un 
eclat particulier, animant seul le personnage qui semblait fige dans sa 
coque.« Loredan Larchey : Fragments de souvenirs (Le boa de Baudelaire - 
L'impeccable Banville) Paris 1901 p 6 Q 1 2 a, 6] 

Larchey ist Augenzeuge des ersten akademischen Antrittsbesuchs von 
Baudelaire; er gilt Jules Sandeau. Larchey betritt das Vestibul bald nach 
Baudelaire. »J'etais . . . arrive a la premiere heure, quand un spectacle 
bizarre m'avertit qu'on m'avait precede. Tout autour des pateres de 
Pantichambre s'enroulait un long boa de couleur ecarlate, un de ces boas en 
chenille dont raffolaient alors les petites ouvrieres.« L L{archey lc) p 7 

D»».7] 

Tableau der Dekadenz: »Voyez nos grandes villes sous le brouillard de 
tabac qui les enveloppe, abruties dans les fonds par Falcool, entamees dans 
le haut par la morphine, c'est la que se detraque l'humanite. Rassurez-vous; 
il en sortira plus d'epileptiques, d'idiots et d'assassins que de poetes.« 
Maurice Barres : La f olie de Charles Baudelaire Paris { 1 926 ) p 1 04/ 1 o 5 

D13.1] 

»Au terme de cet essai j'imagine volontiers qu'un gouvernement, tel que 
nous le revons d'apres Hobbes, s'inquieterait d'arreter, par quelque 
vigoureuse hygiene, de pareilles doctrines, aussi fecondes en malades et en 
perturbateurs que steriles de citoyens . . . Mais je pense que le despote sage, 
apres reflexion, remettrait d'intervenir, fidele a la tradition d'une aimable 
philosophic: > Apres nous le deluge<.« Maurice Barres: La folie de Charles 
Baudelaire Paris p 103/104 U^ 2 ] 

»Baudelaire ne fut peut-etre qu*un esprit laborieux qui sentit et compritpar 
Poe des choses nouvelles et se raidit toute sa vie pour se specialiser.« 
Maurice Barres: La folie de Charles Baudelaire Paris p 98 Q 13,3] 

»Gardons-nous peut-etre de les saluer trop vite chretiens, ces poetes. La 



Baudelaire 325 

liturgie, les anges, les satans . . . ne sont qu'une mise en scene pour l'artiste 
qui juge que le pittoresque vaut bien une messe.« Maurice Barres: La folie 
de Ch { arles ) B { audelaire ) Paris p 44/ 5 Q 1 3 , 4] 

»Ses meilleures pages nous ecrasent. Il mettait en vers difficiles de la prose 
superbe.« Maurice Barres: La folie de Charles Baudelaire Paris p 54 Q 13, 5] 

»Die Sterne, die wie eine golden und silbern schimmernde Saat iiber den 
Himmel verstreut sind und aus dem tiefen Dunkel der Nacht hervorleuch- 
ten, versinnbildlichen [Baudelaire] die Glut und Kraft der menschlichen 
Phantasie.« Elisabeth Schinzel: Natur und Natursymbolik bei Poe, Baude- 
laire und den franzosischen Symbolisten Diiren (Rheinland) 193 1 p 32 

0i3.6] 

»Sa voix . . . assourdie comme le roulement des voitures dans la nuit des 
boudoirs capitonnes.« Maurice Barres: La folie de Charles Baudelaire Paris 
P*o U 13, 7] 

»L'oeuvre de Baudelaire, tout d'abord, parut peu feconde. De beaux esprits 
la comparerent a un bassin etroit, creuse avec effort, dans un lieu sombre et 
couronne de vapeurs . . . L'influence de Baudelaire se revela dans le 
Parnasse contemporain ... en 1865 . . . Trois figures se detachent . . . MM. 
Stephane Mallarme, Paul Verlaine et Maurice Rollinat.« Maurice Barres: 
LafoliedeCharlesBaudelaireParisp6i,63,65 [J 13,8] 

»Et la place qu'occupent les mots de race parmi la racaille dans laperiode!« 
Maurice Barres: La folie de Charles Baudelaire Paris p 40 Q 13 a, 1] 

Flaubert zu Baudelaire: »Vous chantez la chair sans P aimer d'une facon 
triste et detachee qui m*est sympathique. Ah! vous comprenez Pembete- 
ment de ^existence, vous!« cit Maurice Barres: La folie de Charles 
Baudelaire Paris p 3 1 \] 1 3 a, 2] 

Die Vorliebe von Baudelaire fur Juvenal diirfte leicht die fur einen 
der ersten stadtischen Dichter sein. Man vergleiche die Bemerkung 
von Thibaudet: »Nous voyons, aux grandes epoques de la vie 
urbaine, la poesie repoussee d'autant plus violemment hors de la 
ville que la ville fournit davantage au poete et a Phomme leur vie 
intellectuelie et morale. Lorsque cette vie . . . du monde grec a pour 
centre les grandes cites cosmopolites, Alexandrie et Syracuse, nait 
de ces cites la poesie pastorale. Lorsque la meme place est occupee 
par la Rome d'Auguste, la meme poesie des bergers . . ., de la nature 



}l6 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

fraiche apparait avec les Bucoliques et les Georgiques de Virgile. Et, 
aux dix-huitieme siecle fran^ais, au moment le plus brillant . . . de la 
vie parisienne, reviennent les bergeries, doublees du retour a 
l'antique . . . Le seul poete chez qui on trouverak deja quelque 
crayon de l'urbanisme baudelairien (et d'autres choses baudelairien- 
nes encore) serait peut-etre, a ses heures, Saint- Amand.« Albert 
Thibaudet: Interieurs Paris (1924) p 7-9 [J 13 a, 3] 

»En passant de tous ces poetes romantiques a Baudelaire, on passe d'un 
decor de nature a un decor de pierre et de chair ... La crainte religieuse de la 
nature, qui faisait partie, pour les . . . romantiques, de leur familiarite avec 
la nature, est devenue chez Baudelaire la haine de la nature. « [ ?] \] 1 3 a, 4] 

Baudelaire uber Musset: »Excepte a Page de la premiere communion, c'est- 
a-dire a un age ou tout ce qui a trait aux filles publiques et aux echelles de 
soie fait Peffet d'une religion, je n'ai jamais pu souffrir ce maitre des 
gandins, son impudence d'enfant gate qui invoque le ciel et l'enfer pour des 
aventures de table d'hote, son torrent bourbeux de fautes de grammaire et 
de prosodie, enfin son impuissance totale a comprendre le travail par lequel 
une reverie devient un objet d'art.« Thibaudet, der diese Aufierung 
(Interieurs p 15) zitiert, gibt ihr (p 16) die von Brunetiere iiber Baudelaire 
zum Pendant: »Ce n'est qu'un Satan d'hotel garni, un Belzebuth de table 
d'hote. « Q^mI 

»Un sonnet comme la Passantei un vers comme le dernier vers de ce sonnet 
. . . ne peuvent eclore que dans le milieu d'une grande capitale, ou les 
hommes vivent ensemble, l'un a l'autre etrangers et l'un pres de Tautre 
voyageurs. Et, de toutes les capitales, Paris seul les produira comme un 
fruit naturel.« Albert Thibaudet: Interieurs p 22 (Baudelaire) [J 14, 1] 

»Il a porte pour douloureux trophee . . . ce qu'on pourrait appeler une 
epaisseur de souvenirs, telle qu'il parait vivre dans une paramnesie continu- 
elle . . . Le poete porte en lui une duree vivante que les odeurs eveillent . . . et 
avec laquelle elles se confondent . . . Cette ville, . . . elle est une duree, une 
forme inveteree de la vie, une memoire . . . S'il a aime dans . . . une Jeanne 
Duval on ne sait quelle nuit immemoriale . . ., ce ne sera la qu'un symbole 
. . . de cette duree vraie . . ., consubstantielle a la vie et a Petre de Paris, la 
duree de ces etres tres vieux et froisses, qui lui paraissent devoir former, 
comme la capitale meme, des blocs, des bancs inepuisables de souvenirs.« 
(Anspielung auf die Petites Vieilles) Albert Thibaudet: Interieurs Paris 
p 24-27 (Baudelaire) Q I 4> 2 ] 



Baudelaire 327 

Thibaudet zieht zu La Charogne Gautiers und Hugos Comedie de la Mort 
und Epopee duVerheran. (Icp46) \] 14,3] 

Thibaudet weist sehr zutreffend auf den Zusammenhang von 
Confessio und Mystifikation bei Baudelaire hin. Durch die zweite 
halt sein Hochmut sich fur die erste schadlos. »I1 semble que, depuis 
les Confessions de Rousseau, toute notre litterature personnelle soit 
sortie d'un meuble cultuel fracture, d'un confessionnal renverse.« 
Thibaudet: Interieurs Paris p 47 (Baudelaire) Mystifikation eine 
Figur der Erbsiinde. (J 14, 4] 

Thibaudet (Interieurs p 34) zitiert eine Aufterung von 1887, in der 
Brunetiere Baudelaire »une espece d'idole orientale, monstrueuse et dif- 
forme, dont la difformite naturelle est rehaussee de couleurs etranges« 
nennt. [J 14, 5] 

1859 erschien Mistrals »Mireille«. Baudelaire war uber den Erfolg des 
Bucheshochstaufgebracht. \] 14,6] 

Baudelaire an Vigny: »Le seul eloge que je sollicite pour ce livre est qu'on 
reconnaisse qu'il n'est pas un pur album, et qu'il a un commencement et une 
fin.«cit Thibaudet: Interieurs Paris p 5 [J 14,7] 

Thibaudet schliefk seinen Baudelaire-Essay mit der Allegorie der Muse 
malade, die auf dem Rastignac-Hiigel des rechten Seine-Ufers der Sainte- 
Genevieve auf demlinkenzum Pendant dient. (p6o/6i) [J 14, 8] 

Baudelaire »de nos grands poetes celui qui ecrit le plus mal si Alfred de 
Vigny n'existait pas.« Thibaudet: Interieurs Paris p $8 (Baudelaire) [J 14, 9] 

Poulet-Malassis hatte seine boutique im passage des Princes, damals 
passage Mires. {] 14 a, 1] 

»Boa violet sur lequel bouclaient de longs cheveux grisonnants, soigneuse- 
ment entretenus, qui lui donnaient quelque physionomie clericale.« 
Champfleury: Souvenirs et portraits de jeunesse Paris 1872 (Rencontre de 
Baudelaire) p 144 Q 14 a, 2] 

»I1 travaillait, et pas toujours consciemment, au malentendu qui l'isolait 
dans son epoque; il y travaillait d'autant mieux que ce malentendu prenait 
deja naissance en lui-meme. Les notes intimes qu'on publia posthumement 
sont a cet egard douloureusement revelatrices . . . Des qu'il parle de lui- 



328. Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

meme, cet artiste incomparablement subtil, c'est avec une gaucherie qui 
etonne. II manque irremediablement d'orgueil; au point qu'il compte avec 
les sots, sans cesse, soit pour les etonner, soit pour les scandaliser, soit enfin 
pour leur dire qu'il ne compte absolument pas avec eux.« Andre Gide: 
Charles Baudelaire Introduction aux »Fleurs du mal« ed Edouard Pelletan 
Paris 1917PXIII/XIV [J 14a, 3] 

»>Ce n'est pas pour mes femmes, mes filles ou mes soeurs, que ce livre a ete 
ecrit<, dit-il en parlant des Fleurs du Mal. Quel besoin de nous en avertir? 
Pourquoi cette phrase? Oh! simplement pour le plaisir d' affronter la morale 
bourgeoise avec ce mot >mes femmes<, glisse la comme negligemment, 
auquel il tient pourtant, puisque dans son journal intime nous retrouvons: 
>Cela ne pourra pas scandaliser mes femmes, mes filles, ni mes soeurs. <« 
Andre Gide: Charles Baudelaire Introduction aux »Fleurs du mal« ed 
Edouard Pelletan Paris 1 9 1 7 p XIV [J 1 4 a, 4] 

»Baudelaire est sans doute 1 'artiste au sujet de qui l'on a ecrit le plus de 
sottises.« Andre Gide: Ch(arles) B(audelaire) Introd(uction) aux 
»Fleurs du mal« ed Edouard Pelletan Paris 1917PXII \] 14a, 5] 

»Les Fleurs du Mal sont dediees a ce que pre tend ait etre Gautier: magicien 
es lettres franchises, artiste pur, ecrivain impeccable, - et c'etait en maniere 
de dire: Ne vous y trompez pas: ce que je venere, c'est l'art et ce n'est pas la 
pensee; mes poemes ne vaudront ni par le mouvement, ni par la passion, ni 
par l'esprit, mais par la forme.« Andre Gide : Ch B Introduction aux Fleurs 
du mal ed Edouard Pelletan Paris 1917PXI/XII [J 14a, 6] 

»A voix basse, a present il converse avec chacun de nous.« Andre Gide: Ch 
B Introd { uction ) aux Fleurs du mal ed E Pelletan Paris 1 9 1 7 p XV [J 1 4 a, 7] 

Lemaitre in seinem urspriinglich im Feuilleton dramatique des Journal des 
debats erschienenen »Baudelaire«, den er gelegentlich der von Crepet 
herausgegebenen (Euvres posthumes et Correspondances inedites schrieb: 
»Le pire, c'est que je sens ce malheureux parfaitement incapable de 
developper ces notes sibyllines. Les >pensees< de Baudelaire ne sont, le plus 
souvent, qu'une espece de balbutiement pretentieux et penible . . . On 
n'imagine pas une tete moins philosophique.« Jules Lemaitre: Les contem- 
porains IV e serie Paris 1895P21 (Baudelaire) Griibelei! \] 15, 1] 

Nach Calcutta. »A son retour, il entre en possession de son patrimoine, 
soixante-dix mille francs. En deux ans, il en depense la moitie . . . Il vit 
done, pendant vingt ans, de la rente des trente-cinq mille francs qui lui 
restaient . . . Or, il ne fait pas, pendant ces vingt ans, plus de dix mille francs 



Baudelaire 329 

de dettes nouvelles. Vous jugez que, dans ces conditions, il n'a pas du se 
livrer souvent a des orgies neroniennes!« Jules Lemaitre: Les contempo- 
rains I V e serie Paris 1 89 5 p 27 [J 1 5 , 2] 

Bourget zieht einen Vergleich zwischen Lionardo und Baudelaire: »Une 
dangereuse curiosite force P attention et invite aux longues reveries devant 
ces enigmes de peintre ou de poete. A regarder longtemps, Penigme livre 
son secret.« Paul Bourget: Essais de psychologie contemporaine tome 
premier Paris 1901 p 4 (Baudelaire) [J 15,3] 

»I1 excelle a commencer une piece par des mots d'une solennite a la fois 
tragique et sentimentale qu 5 on n'oublie plus: >Que m'importe que tu sois 
sage! I Sois belle et sois triste . . .< Et ailleurs: >Toi qui, comme un coup de 
couteau, I Dans mon coeur plaintif es entree . . .< Et ailleurs: >Comme un 
betail pensif sur le sable couchees I Elles tournent leurs yeux vers Pinfirti des 
mers . . .<« Paul Bourget: Essais de psychologie contemporaine I Paris 1901 
P3/4 Di5»4] 

Bourget sieht in Benjamin Constant, Amiel, Baudelaire Venvandte, Intelli- 
genzen, die vom esprit d'analyse bestimmt werden, Typen, die von der 
decadence gepragt sind. Der ausfuhrliche Annex zum »Baudelaire« befafit 
sich mit »Adolphe«. Neben dem esprit d'analyse steht bei Bourget als 
Element der decadence der ennui. - Das dritte, letzte Kapitel des Baude- 
laire-Essays »Theorie de la decadence* entwickelt diese am Zustand der 
spaten romischen Kaiserzeit. \] 15, 5] 

1849 oder 1 8 jo: Baudelaire zeichnet aus dem Kopf den Kopf von Blanqui. 
(s Philippe Soupault: Baudelaire Paris {1931) Tafelteilp 1 5 ()) [J 15,6] 

»C'est tout un ensemble d'artifices, de contradictions volontaires. 
Essayons d'en noter quelques-unes. On y trouve meles le realisme et 
l'idealisme. C'est la description outree et complaisante des plus desolants 
details de la realite physique, et c'est, dans le meme moment, la traduction 
epuree des idees et des croyances qui depassent le plus l'impression 
immediate que font sur nous les corps. - C'est Punion de la sensualite la 
plus profonde et de Tascetisme chretien. >Degout de la vie, extase de la vie<, 
ecrit quelque part Baudelaire . . , C'est encore, en amour, Palliance du 
mepris et de 1'adoration de la femme . . . On considere la femme comme une 
esclave, comme une bete . . ., et cependant on lui adresse les memes 
hommages, les memes prieres qu'a la Vierge immaculee. Ou bien, on la 
regarde comme le piege universel . . . et on l'adore a cause de sa funeste 
puissance. Et ce n'est pas tout: dans Pinstant ou Pon pretend exprimer la 



330 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

passion la plus ardente, on s'applique a chercher la forme ... la plus 
impreyue . . ., c'est-a-dire celle qui implique le plus de sang froid et 
Pabsence meme de la passion . . . On croit ou Ton feint de croire au diable; 
on l'envisage tour a tour ou a la fois comme le pere du Mai ou comme le 
grand Vaincu et la grande Victime; et 1'on se rejouit d'exprimer son impiete 
dans le langage des ... croyants. On maudit le >Progres<; on deteste la 
civilisation industrielle de ce siecle, ... et, en meme temps, on jouit du 
pittoresque special que cette civilisation a mis dans la vie humaine . . . Je 
crois que c'est bien la Peffort essentiel du baudelairisme: unir toujours deux 
ordres de sentiments contraires . . . et, au fond, deux conceptions divergen- 
tes du monde et de la vie, la chretienne et Pautre, ou, si vous voulez, le passe 
et le present. C'est le chef-d'oeuvre de la Volonte (je mets, comme 
Baudelaire, une majuscule), le dernier mot de Pinvention en fait de 
sentiments. « Jules Lemaitre: Les contemporains IV serie Paris 1895 p 28-3 1 
(Baudelaire) U^^ 1 ] 

Lemaitre bemerkt, Baudelaire habe in der Tat, wie er es sich vorgesetzt, ein 
poncif geschaffen. \] 1 5 a, 2] 

»L'appareil sanglant de la destruction - wo stent das Wort bei Baudelaire? 
In »La Destruction^ [J 15 a, 3] 

»I1 peut etre donne comme Pexemplaire acheve d'un pessimiste parisien, 
deux mots qui eussent jure estrangement jadis d'etre accouples.« Paul 
Bourget : Essais de psychologie contemporaine I Paris 1 90 1 p 1 4 Q 1 5 a, 4] 

Baudelaire hatte fliichtig projektiert, der zweiten Auflage der »Fleurs« 
einen von H Langlois stammenden Totentanz als Frontispice zu geben. 

DM »» 5] 

»Trois hommes a la fois vivent dans cet homme . . . Ces trois hommes sont 
bien modernes, et plus moderne est leur reunion. La crise d'une foi 
religieuse, la vie a Paris et Pesprit scientifique du temps ... les voici liees 
jusqu'a paraitre inseparables ... La foi s'en ira, mais le mysticisme, meme 
expulse de Pintelligence, demeurera dans la sensation . . . On peut citer . . . 
Pemploi d'une terminologie liturgique pour . . . celebrer une volupte . . . 
Ou encore cette >prose< curieusement travaillee en style de la decadence 
latine qu'il a intitulee: >Franciscas meae laudes< . . . Ses gouts de libertin, en 
revanche, lui vinrent de Paris. II y a tout un decor du vice parisien, comme il 
y a tout un decor des rites catholiques, dans ... ses poemes. II a traverse, on 
le voit, et avec quelles hardies experiences, on le devine, les plus mauvais 
gites de la ville impudique. II a mange dans les tables d'hote a cote des filles 



Baudelaire 331 

platrees, dont la bouche saigne dans un masque de ceruse. II a dormi dans 
les maisons d'amour, et connu la rancoeur du grand jour eclairant, avec les 
rideaux fletris, le visage plus fletri de la femme vendue. Il a poursuivi . . . -Ie 
spasme sans reflexion qui . . . guerit du mal de penser. Et en meme temps il a 
cause a tous les coins des rues de cette ville ... Il a mene 1'existence du 
litterateur . . . et il a . . . aiguise le tranchant de son esprit la ou d'autres 
auraient a jamais emousse le leur,« Paul Bourget: Essais de psychologie 
contemporaine (I) Paris 1901 p 7-9 (Baudelaire) {] 16, 1] 

Folge sehr gliicklicher Glossen zu Baudelaires poetischer Prozedur 
bei Riviere: »Etrange train de paroles! Tantot comme une fatigue de 
la voix . . . un mot plein de faiblesse: >Et qui sait si les fleurs 
nouvelles que je reve I Trouveront dans ce sol lave comme une greve 
I Le mystique aliment qui ferait leur vigueur< Ou bien: >Cybele, qui 
les aime, augmente ses verdures< . . . Comme ceux qui se sentent 
parfaitement maitres de ce qu'ils veulent dire, il cherche d'abord les 
termes les plus eloignes ; puis il les ramene, il les apaise, il leur infuse 
une propriete qu'on ne leur connaissait pas . . . Une telle poesie ne 
peut pas etre d'inspiration . . . Et de meme que la pensee qui monte 
. . . s'arrache sans hate a l'obscurite qu'elle fut, de meme ie jet 
poetique retient de sa longue virtualite une lenteur: J'aime de vos 
longs yeux la lumiere verdatre< . . . Chaque poeme de Baudelaire est 
un mouvement ... II est une certaine phrase, question, rappel, 
invocation ou dedicace qui a un sens.« Jacques Riviere : Etudes Paris 
p 14-18 [J 16,2] 

Frontispice der »Epaves« von Rops. Es weist eine vielfaltige Allegorie auf. 
- Entwurf einer Titelradierung der Fleurs du Mal von Bracquemond. 
Baudelaire beschreibt sie: »Un squelette arborescent, les jambes et les cotes 
formant le tronc, les bras etendus en croix s'epanouissant en feuilles et 
bourgeons, et protegeant plusieurs rangees de plantes veneneuses dans de 
petits pots echelonnes, comme dans une serre de jardinier.« [J 16, 3] 

Putzige Vorstellung von Soupault: »Presque tous les poemes sont plus ou 
moins directement inspires d'une gravure ou d'un tableau . . . Peut-on 
ecrire qu'il sacrifiait a la mode? Il craignait de se trouver seul . . . Sa faiblesse 
Pobligeait a chercher des points d'appui.« Philippe Soupault: Baudelaire 
Paris (1931) p64 [J 16 a, 1] 

»In Jahren der Reife, des Entsagens, fand er niemals ein Wort des 
Bedauerns, dieser Kindheit nachzuweinen.« Arthur Holitscher: Charles 
Baudelaire [Die Literatur Zwolfter Band] p 14/15 Q 1 6 a, 2] 



33 2 Das Passagen- Werk * Auf zeichnungen und Materialien 

»Ces images . . . ne cherchent pas a caresser notre imagination; dies sont 
lointaines et etudiees comme ce detour de la voix quand elle insiste . . . 
Comme une parole a l'oreille au moment ou l'on ne s'y attendait pas, le 
poete soudain tout pres de nous: >Te rappelles-tu? Te rappelles-tu ce que je 
dis? Ou le vimes-nous ensemble, nous qui ne nous connaissons pas?<« 
Jacques Riviere: Etudes Paris p 18/9 [J 16 a, 3] 

»Baudelaire connaissait cette clairvoyance du cceur qui n'admet pas tout a 
fait ce qu'il eprouve . . . C'est une hesitation, un suspens, un regard de 
modestie.« Jacques Riviere: Etudes Paris p'2 1 (J 16 a, 4] 

»Vers si parfaits, si mesures que d'abord on hesite a leur donner tout leur 
'sens; un espoir veille quelques instants, un doute sur leur profondeur. Mais 
ilnefautqu'attendre.* Jacques Riviere: Etudes Paris p 22 Q i6a, 5] 

Uber den »Crepuscule du matin«: »Chaque vers du Crepuscule du Matin, 
sans cri, avec devotion, eveille une infortune.« Jacques Riviere: Etudes p 29 

LI 16 a, 6] 

»La devotion d'un cceur que la faiblesse emplit d'extase . . . Il parlera des 
choses les plus horribles et la violence de son respect lui donnera une subtile 
decence.« Jacques Riviere: Etudes Paris p 27/28 [J 16 a, 7] 

Nach Champfleury hatte Baudelaire die Restbestande des Salons von 1845 
aufgekauft. [J 16 a, 8] 

»Baudelaire avait Tart de transformer son masque comme un format en 
rupture de ban.« Champfleury: Souvenirs et portraits de jeunesse Paris 
1872 p 135 (Rencontre de Baudelaire) - Courbet klagte, er konne mit dem 
Portrat Baudelaires nicht zustande kommen; jeden Tag sehe er anders aus. 

[J 16 a, 9] 

Vorliebe Baudelaires fur Porter \] 16a, 10] 

»Les fleurs favorites de Baudelaire n'etaient ni la marguerite, ni roeillet, ni 
la rose; avec de vifs enthousiasmes il s'arretait devant des plantes grasses qui 
semblent des serpents se jetant sur une proie ou des herissons accroupis. 
Formes tourmentees, formes accusees, tel fut l'ideal du poete. « Champ- 
fleury: Souvenirs et portraits de jeunesse Paris 1872 p 143 Q 16 a, 11] 

Gide legt in der Vorrede zu den Fleurs du mal den Nachdruck auf die force 
»centrifuge et desagregeante« (p XVII), die Baudelaire in seinem Innem, 
ahnlich Dostojewski gekannt habe und die er in Antagonismus mit seiner 
Produktivkraft gefuhlt habe. [J 17, 1] 



Baudelaire 333 

»Ce gout pour Boileau, pour Racine n'etait pas, chez Baudelaire, une 
affectation ... II y avait autre chose dans les Fleurs du Mai qu'un >frisson 
nouveau<, il y avait un retour au vers francais traditionnel . . . Jusque dans le 
malaise nerveux, Baudelaire garde quelque chose de sain.« Remy de 
Gourmont: Promenades litteraires Deuxieme serie Paris 1906 p 85/6 
(Baudelaire et le songe d'Athalie) \] 1 7, 2] 

Poe (zit R de Gourmont: Promenades litteraires Paris 1904 p 371 - 
Marginalia sur Edgar Poe et sur Baudelaire): »La certitude du peche ou de 
Perreur incluse dans un acte est souvent Punique force, invincible* qui nous 
pousseasonaccomplissement.« \] 17,3] 

Konstruktion des »L'echec de Baudelaire« von Rene Laforgue Paris 193 1. 
Baudelaire habe als Kind dem Koitus seiner Pflegerin oder Mutter und ihres 
(ersten oder zweiten ?) Mannes beigewohnt; sei so in die Lage der troisieme 
amour gekommen; habe sich in dieser fixiert; sei voyeur geworden; habe 
moglicherweise Bordelle wesentlich als voyeur besucht; sei aus derselben 
Fixierung an das Auge zum Kritiker geworden, der das Bedurfms der 
Objektivitat empfinde »pour ne rien >perdre de vue<«. Er gehore zu einem 
klar umschriebnen Typ von Patienten. »Voir, pour eux, signifie planer 
comme des aigles en toute securite, au-dessus de tout et de realiser une sorte 
de toute-puissance par ^identification a la fois avec Phomme et la femme . , . 
Ce sont ces etres qui developpent alors ce gout funeste de l'absolu . . . et 
qui, se refugiant dans le domaine de la pure imagination, perdent Pusage de 
leurcceur.«(p20i et204) Q 17,4] 

»Inconsciemment Baudelaire a aime Aupick, et . . . ce serait pour obtenir 
d'etre aime par son beau-pere, qu'il Paurait continuellement provoque . . . 
Si, pour Paffectivite du poete, Jeanne Duval a joue un role analogue a celui 
d'Aupick, nous comprenons pourquoi Baudelaire a ete ... possede 
sexuellement par elle. Et cette union representerait alors . . . plutot une 
union homosexuelle, ou Baudelaire jouait surtout un role passif, celui de la 
femme. « Rene Laforgue: L'echec de Baudelaire Paris 193 1 p 175, 177 

■D17.5] 

Freunde nannten gelegentlich Baudelaire Mgr BrummeL [J 17, 6] 

Uber den Zwang zur Liige bei Baudelaire: »Exprimer une verite spontane- 
ment, directement, devient pour ces consciences subtiles et tourmentees 
Pequivalent de la reusske . . . dans l'inceste, la ou on peut le realiser 
simplement avec son >bon sens< . . . Or, dans les cas ou la sexualite normale 
est refoulee, le bon sens est condamne a manquer son but.« Rene Laforgue: 
L'echec de Baudelaire Paris 193 1 p 87 \] 1 7, 7] 



334 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

Anatole France - La vie litteraire III Paris 1891 - iiber Baudelaire: »Sa 
legende, faite par ses admirateurs et ses amis, abonde en traits de mauvais 
gout.« (p 20) »La plus miserable creature rencontree la nuit dans l'ombre 
d'une ruelle suspecte revet dans son esprit une grandeur tragique: sept 
demons sont en elles (!) et tout le ciel mystique regarde cette pecheresse 
dont l'ame est en peril. II se dit que les plus vils baisers retentiront dans 
toute l'eternite, et il mele aux rencontres d'une heure dix-huit siecles de 
diableries.« (p 22) »I1 n'eprouve de gout pour les femmes que juste ce qu'il 
en faut pour perdre surement son ame. Ce n'est jamais un amoureux et ce ne 
serait pas meme un debauche, si la debauche n'etait excellemment impie . . . 
II laisserait les femmes bien tranquilles s'il n'esperait point, par leur moyen, 
offenserDieuetfairepleurerlesanges.«(p22) [J 17a, 1] 

»Au fond, il n'eut jamais qu'une demi foi. L'esprit seul en lui etait tout a fait 
chretien. Le cceur et ^intelligence restaient vides. On raconte qu'un jourun 
officier de marine de ses amis lui montra un manitou qu'il avait rapporte 
d'Afrique, une petite tete monstrueuse taillee dans un morceau de bois par 
un pauvre negre. - >Elle est bien laide, dit le marin. Et il la rejeta 
dedaigneusement. - Prenez garde! dit Baudelaire inquiet. Si c'etait le vrai 
dieu!< C'est la parole la plus profonde qu'il ait jamais prononcee. Il croyait 
aux dieux inconnus, surtout pour le plaisir de blasphemer.« Anatole 
France: La vie litteraire III Paris 1891 P23 (Charles Baudelaire) [J 17 a, 2] 

Brief an Poulet-Malassis 1 8 fevrier 1 860 [J 17 a, 3] 

»L'hypothese de la P. G. de Baudelaire a traverse un demi-siecle malgre 
tant d'oppositions et regne encore dans les esprits. Pourtant, il s'agit la 
d'une erreur grossiere, aisement relevable, ne reposant sur aucune appa- 
rency de verite ... Baudelaire n'est pas mort de P. G., mais d'un 
ramollissement cerebral, des suites d'un ictus . . . d'une usure de ses arteres 
cerebrales.« Louis-Antoine-Justine Caubert: La nevrose de Baudelaire 
Bordeaux 1930 p 42/43 Gegen die paralyse generale spricht sich, ebenfalls 
in einer these{,) Raymond Trial: La maladie de Baudelaire Paris 1926 (vgl 
p 69) aus. Er sieht aber in der Gehirnkrankheit eine Folge der Syphilis, 
wahrend Caubert die Syphilis bei Baudelaire nicht fur zweifelsfrei gesichert 
halt (vgl p 46). Er zitiert p 41 Remond et Voivenel: Le genie litteraire Paris 
19 1 2 : »Baudelaire fut . . . la victime de la sclerose de ses arteres cerebrales.« 

U 17 a, 4] 

Cabanes stellt in der Chronique medicale vom 15 November 1902 in 
seinem Aufsatz »Le sadisme chez Baudelaire« die These auf, Baudelaire sei 
ein»fousadique« {P727) gewesen. \] 18, 1] 



Baudelaire 335 

Du Camp iiber Baudelaires voyage »aux Indes«: »I1 fit des fournitures de 
betail pour l'armee anglaise . . . se promenait sur des elephants et faisait des 
vers.« Und hierzu die Anmerkung: »On m'a dit que cette anecdote est 
douteuse; je la tiens de Baudelaire, dont je n'ai pas le droit de soupgonner la 
veracite, mais qui a peut-etre peche par predominance d'imagination.« 
Maxime Du Camp : Souvenirs litteraires II Paris 1 906 p 60 Q 1 8 , 2] 

Kennzeichnend fur den Ruf, der Baudelaire, ehe er Wesentliches publiziert 
hatte, vorausging(,) Gautiers Auflerung: »J'ai peur qu'il n'en soit de 
Baudelaire comme de Petrus Borel. Au temps de notre jeunesse . . . nous 
disions: Hugo n'a qu'a bien se tenir; des que Petrus publiera, il disparaitra 
. . . Aujourd'hui, on nous menace de Baudelaire, on nous dit que lorsqu'il 
imprimera ses vers, Musset, Laprade, moi nous serons disperses en fumee; 
je n'en crois rien, le Baudelaire fera long feu comme le Petrus. « Maxime Du 
Camp: Souvenirs litteraires II Paris 1906 p 61/62 [J 18,3] 

»Baudelaire avait pour un ecrivain un grand defaut dont il ne se doutait 
guere: il etait ignorant. Ce qu'il savait, il le savait bien, mais il savait peu. 
L'histoire, la physiologie, l'archeologie, la philosophic lui echappaient . . . 
Le monde exterieur ne Pinteressait guere; il le voyait peut-etre, mais a coup 
sur il ne Petudiait pas.« Maxime Du Camp: Souvenirs litteraires II Paris 
i9o6p6$ U 18,4] 

Aus Urteilen der Lehrer von Louis le Grand iiber Baudelaire: »De l'esprit. 
Un peu de faux gout« (in Rhetorik) »Conduite quelquefois assez dissipee. 
Cet eleve, et il le dit lui-meme, parait persuade que Phistoire est parfaite- 
ment inutile« (in Geschichte). - Brief an den Stiefvater vom 1 1 August 1839 
nach bestandenem Examen: »Mon examen a ete assez mediocre, excepte le 
latin et le grec, - fort bien, - et c'est ce qui m'a sauve.« Charles Baudelaire: 
Vers latins ed Jules Mouquet Paris 1933 p 17, 18,26 \] 18, 5] 

Der Androgyne kommt, nach Peladan: Theorie plastique de l'androgyne 
(Mercure de France XXI p 650 1910) bei Rossetti und Burne Jones vor. 

Qi8,6] 

Ernest Seilliere: Baudelaire Paris 193 1 p 262 iiber »La mort des artistes« : »le 
relisant, je me disais que sous la plume d'un debutant de lettres, non 
seulement il ne serait pas remarque, mais ne serait guere juge autrement que 
maladroit. « \] 18,7] 

Seilliere weist auf La Fanfarlo als auf ein Dokument hin, das fiir Baudelaires 
Biographienichtgenugendverwertetsei (lcp72). \] 18,8] 



3 3 6 Das Passagen- Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

»Baudelaire gardera jusqu'a sa fin cette maladresse intermittente qui fut si 
etrangere a la technique eblouissante d'un Hugo.« Ernest Seilliere: Baude- 
lairep72 [Ji8a, i] 

Hauptstellen iiber die Unschicklichkeit der Leidenschaft in der Kunst: die 
zweite Vorrede zu Poe, die Gautier-Studie. [J 1 8 a, 2] 

Die erste conference in Brussel gilt Gautier. Camille Lemonnier vergleicht 
sie einer zu Ehren des Meisters zelebrierten Messe. Baudelaire aurait eu »la 
beaute grave d'un cardinal de lettres officiant devant l'Ideal!« at Seilliere: 
Baudelaire Paris 1931 p 123 \] 18 a, 3] 

»Baudelaire se fit introduire sous]' etiquette de disciple fervent dans le salon 
de la place Royale, mais . . . Hugo, si habile d'ordinaire a renvoyer contents 
de lui ses visiteurs, ne comprit pas le caractere >artificialiste< et les 
predilections parisiennes exclusives du jeune homme . . . Leurs relations 
resterent pourtant cordiales, Hugo n'ayant pas lu, sans doute, le Salon de 
1846; et, dans ses Reflexions sur quelques-uns de mes contemporains, 
Baudelaire se montra tres admiratif, assez clairvoyant aussi quoique sans 
grande profondeur.« Ernest Seilliere : Baudelaire Paris 1 93 1 p 1 29 [] 1 8 a, 4] 

Baudelaire sei gern und oft am Canal de POurcq entlangspaziert, berichtet 
Seilliere (p 129). Qi8a, 5] 

Uber die Dufay - die mutterlichen Vorfahren Baudelaires - weifi man 
nichts. [J 1 8 a, 6] 

{» )En 1 876, dans un article intitule: Chez feu mon maitre, Cladel evoquera 
. . . le trait macabre de la physionomie du poete. Jamais, dira ce temoin . . ., 
. . . il n'etait plus lugubre que quand il voulait paraitre jovial, car il avait la 
parole troublante et sa vis comica donnait le frisson. II racontait, entre deux 
eclats de rire aussi dechirants que des sanglots et sous pretexte de desopiler 
la rate de ses auditeurs, on ne sait quelles histoires d'outre-tombe qui leur 
gla9aient le sang dans les veines.« Ernest Seilliere: Baudelaire Paris 193 1 
P150 [Ii8a,7] 

Wo findet sich bei Ovid die Stelle, an der gesagt ist, das Menschen- 
antlitz sei geschaffen, den Widerschein der Sterne auszusenden? 

[Ji8a,8] 

Seilliere bemerkt, die apokryphen, Baudelaire zugeschobenen Gedichte 
seien samtlich nekrophil. (p 1 5 2) \] 1 8 a, 9] 



Baudelaire 337 

»Enfin Panomalie passionnelle tient sa place, on le sait, dans Part baudelai- 
rien, au moins sous Pun de ses aspects, celui de Lesbos: l'autre n'avait pas 
encore ete rendu avouable par le progres du naturisme moral. « Ernest 
Seilliere: Baudelaire Paris 1931 p 154 \J 18 a, 10] 

Das Sonett »Quant a moi, si j'avais un beau pare plante d'ifs«, das 
Baudelaire gegen 1839/40 wahrscheinlich an ein junges Madchen in 
Lyon richtete, klingt in seiner Schlufizeile - »Et tu le sais, aussi, 
belle aux yeux trop adroits« - an die Schlufizeile von Une passante 
an. [J 19, 1] 

Die »Vocations« des »Spleen de Paris« sind sehr zu beachten und 
zumal der Bericht des Dritten a »voix plus basse ( :) - >£a fait un 
singulier effet, allez, de n'etre pas couche seul et d'etre dans un lit 
avec sa bonne, dans les tenebres. . . . Essayez, quand vous pourrez, 
d'en faire autant que moi, et vous verrez!< Le jeune auteur de cette 
prodigieuse revelation avait, en faisant son reck, les yeux ecarquilles 
par une sorte de stupefaction de ce qu'il eprouvait encore, et les 
rayons du soleil couchant, en glissant a travers les boucles rousses de 
sa chevelure ebouriffee, y allumaient comme une aureole sulfureuse 
de passion. « Die Stelle ist ebenso kennzeichnend fur Baudelaires 
Vorstellung vom Siindigen wie fur die Aura der offentlichen 
confessio. \] 19,2] 

Baudelaire an seine Mutter am 1 1 Januar 1858 (cit Ch { arles ) B { audelaire } : 
Vers latins ed Mouquet Paris 1933 p 130): »Vousn'avez done pas remarque 
qu'il y avait dans Les fleurs du mal deux pieces vous concernant, ou du 
moins allusionnelles a des souvenirs intimes de notre ancienne vie, de cette 
epoque de veuvage qui m'a laisse de singuliers et si tristes souvenirs: l'une, 
Jen'aipas oublie, voisine de la ville (Neuilly), et l'autre qui suit: La servante 
au grand cceur dont vous etiez jalouse (Mariette)? J'ai laisse ces pieces sans 
titre et sans indications claires, parce que j'ai horreur de prostituer les 
choses intimes de la famine . . .« Q 19, 3] 

Die Ansicht Leconte de Lisle's, Baudelaire habe seine Gedichte aus einer 
prosaischen Fassung in den Vers iibertragen{,) ist uberliefert bei Pierre 
Louys: CEuvres completes XII p LIU »Suite a Poetique« Paris 1930. Zu 
dieser Meinung Jules Mouquet in Ch{ arles) B( audelaire): Vers latins 
Introduction et notes par Jules Mouquet Paris 1933 p 131: »Leconte de 
Lisle et Pierre Louys, entraines par leur antipathie pour le poete chretien 
des Fleurs du MaU lui denient le don poetique! - Baudelaire, au temoignage 



3 3 8 Das Passagen- Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

de ses amis de jeunesse, a commence par ecrire des milliers de vers faciles, 
>sur n'importe quel sujet<, ce qu'il n'aurait pu faire s'il n'avait pas >pense en 
vers<. II brida volontairement sa facilite quand . . . il se mit a ecrire vers l'age 
de 22 ans les poemes qu'il intitula d'abord Les Lesbiennes, puis Les Lftnbes 
... La composition des Petits poemes en prose . . . ou le poete a repris des 
themes deja traites par lui en vers, est posterieure d'au moins dix ans aux 
Fleurs du Mai. Baudelaire faisant difficilement ses vers est une legende qu'il 
apeut-etre . . . contribue lui-meme a propager.« \] 19, 4] 

Nach Raymond Trial: La maladie de Baudelaire Paris 1926 p 20 schlieften, 
neuer Forschung .zufolge, hereditare und erworbene Syphilis einander 
nicht aus. So auch sei bei Baudelaire zu der hereditaren, die vom Vater 
stamme und sich durch hemiplegie bei seinen beiden Sohnen und seiner 
Frau ausgewirkt habe, die erworbene getreten. \] 1 9 a, 1 ] 

Baudelaire, 1846: »Avez vous eprouve, vous tous que la curiosite du 
flaneur a souvent fourres dans quelque emeute, la meme joie que moi a voir 
un gardien du sommeil public, sergent de ville ou municipal crosser un 
republicain? et comme moi vous avez dit dans votre coeur: crosse, crosse un 
peu plus fort . . . l'homme que tu crosses est un ennemi des arts et des 
parfums, un fanatique des ustensiles,* c'est un ennemi de Watteau, un 
ennemi de Raphaels citRTrial: La maladie de Baudelaire Paris 1926P 51 

». . . ne pas parler d'opium, ni de Jeanne Duval pour critiquer les Fleurs du 
Mal.« Gilbert Maire: Lapersonnalite de Baudelaire (Mercurede France XXI 
i6janvieri9iop244()) Qi9M] 

»Concevoir Baudelaire, sans recourir a sa biographie; tel est le but essentiel 
et la fin derniere de notre procede.« Gilbert Maire: La personnalite de 
Baudelaire (Mercure de France XXI 1 6 Janvier 19 10 p 244) [J 19 a, 4] 

»M. Jacques Crepet voudrait qu'on examine Baudelaire afin que la sincerite 
de la vie nous assure de la valeur de I'oeuvre, et qu'a compatir avec l'homme 
nous apprenions a aimer celles-ci?« Gilbert Maire: La personnalite de 
Baudelaire (Mercurede France XXI 1 fevrier 1910P414) Q 19 a, $] 

Maire schreibt (p 417) die »sensibilite incomparable« von Barres habe sich 
an Baudelaire geschult. Q 19 a, 6] 

An Anceile, 1865 : »On peut en meme temps posseder un genie special et 
etre un sot. Victor Hugo nous l'a bien prouve . . . L'Ocean lui-meme s'est 
ennuye de lui.« \] 19 a, 7] 



Baudelaire 339 

Poe: »Je ne pouvais aimer, dira-t-il nettement, que si la mort melait son 
souffle a celui de la Beaute!« cit Ernest Seilliere: Baudelaire Paris 193 1 p 229 
Der Verfasser erinnert daran, wie Poe mit 1 5 Jahren nach dem Tode von 
Mrs Jane Stanard lange Nachte, oft im Regen, auf dem Friedhofe in der 
Nahe ihres Grabes zubrachte. Q 19 a, 8] 

Baudelaire iiber die Fleurs du mal an seine Mutter: »Ce livre . . . est . . . 
d'une beaute sinistre et froide ; il a ete fait avec fureur et patience. « (J 19 a, 9] 

Brief von Ange Pechmeja an Baudelaire, fevrier 1 866. Der Schreiber spricht 
seine Bewunderung zumal fur den sinnlichen Schmelz in der Sprache des 
Dichters aus. (vgl. Ernest Seilliere: Baudelaire Paris 1933 p 254/5) 

[J 19 a, 10] 

Baudelaire spricht Hugo einen caractere poetique »interrogatif« zu. [J 20, 1] 

Es besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen Baudelai- 
res Willensschwache und den Machtvollkommenheiten, mit denen 
unter Umstanden gewisse Rauschgifte den Willen ausstatten. 
»Architecte de mes feeries, I Je faisais, a ma volonte, I Sous un tunnel 
de pierreries I Passer un ocean dompte.« [J 20, 2] 

Innere Erfahrungen Baudelaires - »Ori en a quelque peu fausse le sens . . . 
en insistant trop sur la theorie de Puniverselle analogie formulee dans le 
sonnet des >Correspondances<, et en negligeant cette reverie dont Baude- 
laire fut favorise ... II y eut, dans son existence, des instants de depersonna- 
lisation, d'oubli du moi et de communication avec les >paradis reveles< . . . 
Au terme de sa vie . . ., il reniera le reve . . . accusant de son naufrage moral 
son >penchant a la reverie<.« Albert Beguin: L'ame romantique et le reve 
Marseille 1937 Up 401, 405 U 20 »3] 

In seinem Buch »Le Parnasse« weist Therive auf die entschiedene Determi- 
nation sehr vieler Baudelairescher Gedichte durch die Malerei oder Gra- 
phik hin. Er sieht darin einen fur den Parnafi kennzeichnenden Zug. Weiter 
sieht er Baudelaires Dichtung als eine Durchdringung der Tendenzen des 
Parnafi und des Symbolismus an. [] 20, 4] 

»Une tendance a imaginer meme la nature a travers la vision que d'autres en 
ont exprimee. >La geante< c'est du Michel- Ange; le Reve parisien, c'est du 
Martynn; la Madone, c^st une statue baroque de chapelle espagnole.« 
Andre Therive : LeParnasse Paris 1929 p 101 [J 20, 5] 



340 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

Therive findet bei Baudelaire »des gaucheries dont on se demande a present 
si ce ne sont pas des traits sublimes. « Andre Therive : Le Parnasse Paris 1929 
P 99 U 20, 6] 

Im Mercure de France vom i5 ten Mai 192 1 wird unter dem Titel »Une 
anecdote controuvee sur Baudelaire« in der Revue de la quinzaine Baude- 
laires Aufenthalt und Tatigkeit an einem konservativen Journal in Chateau- 
roux von Ernest Gaubert, der samtliche Zeitungen von Chateauroux 
durchgesehen habe und der die Anekdote (auf) A Ponroy, einen Freund 
Baudelaires aus Chateauroux zuriickfiihrt, von dem Crepet sie habe, 
bestritten(M(ercure)d(e)F(rance)CXLVIIIp 281/282) [[20,7] 

Ein gliickliches Wort Daudet(s) spricht von Baudelaires »ton 
porte-secret - qui est aussi celui du prince Hamlet«. Leon Daudet: 
Les pelerins d'Emmaus (Courrier des Pays-Bas 4) Paris (1928) p 
101 (Baudelaire / Le malaise et »Paura«) [J 20, 8] 

»Theme ... de ... ^affirmation d'une presence mysterieuse, derriere les 
choses comme au fond de Pame, presence de YEternite. De la la hantise des 
horloges, et le besoin de sortir de sa propre vie par Pimmense prolongement 
de la memoire ancestrale et des vies anterieures.« Albert Beguin: L'ame 
romantiqueetlereve Marseille 1937IIP403 [J 20a, 1] 

Roger Allard in einer Polemik gegen die Introduktion von »L'ceuvre 
poetique de Charles Baudelaire avec une introduction et des notes de 
Guillaume Apollinaire« Paris Bibliotheque des Curieux. Apollinaire stellt 
dort die These auf, Baudelaire, der den esprit moderne inauguriert habe, 
habe an seiner Entwicklung kaum mehr teil; sein Einflufi sei im Verschwin- 
den. Baudelaire sei eine Kreuzung von Laclos und Poe. Dagegen Allard: 
»A notre avis, deux ecrivains ont profondement influence Baudelaire, ou 
plutot deux livres . . . L'un est le . . . Diable amoureux, de Cazotte, Pautre 
la Religieuse de Diderot.« Zwei Anmerkungen hierzu: »(i) M. Apollinaire 
ne pouvait faire autrement que de nommer Pauteur du Diable- amoureux 
dans une note concernant le dernier vers du sonnet le Possede: >On ne se 
tromperait peut-etre pas en pensant que Cazotte a ete le trait d'union qui 
eut l'honneur de reunir dans la tete de Baudelaire Pesprit des ecrivains de la 
Revolution et celui d'Edgar Poe<. (2) On lira, dans Pedition donnee par M. 
Apollinaire, le poeme accompagnant une lettre de Baudelaire a Sainte- 
Beuve: 

. . . Poeil plus noir et plus bleu que la Religieuse 
dont chacun sait Phistoire obscene et douloureuse. 
Quelques lignes plus loin se trouve la premiere ebauche d'une strophe de 



Baudelaire 341 

Lesbos. « Roger Allard: Baudelaire et »l/Espritnouveau« Paris 19 18 p 10 

[J20a,2] 

Leon Daudet wirft in »Baudelaire Le malaise et >l'aura<« die Frage auf, ob 
Baudelaire nicht in einem gewissen Grade Aupick und seiner Mutter 
gegeniiber den Hamlet gespielt habe? \] 20 a, 3] 

Vigny schrieb »Le Mont des OHviers« teilweise, urn De Maistre, 
von dem er tief beeindruckt war, zu widerlegen. Q 20 a, 4] 

Jules Romains (Les hommes de bonne volonte II Crime de Quinette (Paris 
1932) p 171) vergleicht den flaneur mit dem »bon nageur de Baudelaire, 
>qui se pame dans Ponde<.« {] 20 a, 5] 

Zu vergleichen »Dans le coeur immortel qui tou jours veut fleurir« 
(Le Soleil) und »Quand notre coeur a fait une fois sa vendange, I 
Vivre est un mal« (Semper eadem) Diese Formel(n) hangen mit 
dem gesteigerten kiinstlerischen Bewufitsein bei Baudelaire zusam- 
men : der Bliitenflor macht den Dilettanten, die Frucht den Meister. 

[J 20 a, 6] 

Der Essay iiber Dupont war vom Verleger bestellt. \] 2 1 , 1 ] 

Gegen 1839 Gedicht an Sarah. Darin die Strophe: 

»Pour avoir des souliers, elle a vendu son ame; 

Mais le bon Dieu rirait si, pres de cette infame, 

Je tranchais du tartufe et singeais la hauteur, 

Moi qui vends ma pensee et qui veux etre auteur.« {] 2 1 , 2] 

Le Mauvais Vitrier- zu vergleichen mit dem acte gratuit des Lafcadio. 

Q2I.3] 

»>Ou le coeur tout gonfle d'espoir et de vaillance, 
Tu fouettas tous ces vils marchands a tour de bras, 
Ou tu fus maitre> enfin! - Le remords n'a-t-il pas 
Penetre dans ton flanc plus avant que la lance ?< 
A savoir le remords d'avoir laisse passer une si belle occasion de 
proclamer la dictature du proletariat! « So albern kommentiert 
Seilliere ((Baudelaire Paris 1933) p 193) das reniement de Saint 
Pierre. [J 21, 4] 



342 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Zu »De Sapho qui mourut le jour de son blaspheme 

En insultant le rite et le culte inventesU 
bemerkt Seilliere ( ( lc ) p 2 1 6) : »On reconnait done sans peine que le 
>dieu<, objet de cette religion >auguste< qui se complete par le 
blaspheme et Finsulte aux rites traditionnels, n'est autre que le 
Satan. « 1st der blaspheme nicht die Liebe zu einem Jiingling? [[21,5] 

Aus dem Nekrolog »Charles Baudelaire« von Jules Valles, der am 7 
September 1867 in »La rue« erschien. »Aura-t-il dix ans d'immorta- 
lite?« (p 190) »Mauvais moment, d'ailleurs, celui-ci, pour les 
biblistes de sacristie ou de cabaret! Epoque rieuse et mefiante, la 
notre, et que n'arretent point longtemps le recit des cauchemars et le 
spectacle des extases. C'etait deja montrer qu'on n'avait pas le nez 
bien long qu'entreprendre pareille campagne a la date ou Baudelaire 
la commen9a.« (p 190/91) »Que ne s'etait-il fait professeur de 
rhetorique ou marchand de scapulaires, ce didactique qui voulait 
singer les foudroyes, ce classique qui voulait epater Prudhomme, 
qui n'etait, comme Pa dit Dusolier, qu'un Boileau hysterique, et 
s'en allait jouer les Dante par les cafes. « (p 192) Trotz des 
entscheidenden Fehlgriffs in der Bestimmung der Bedeutung von 
Baudelaires Werk enthalt der Nekrolog hellsichtige Partien, zumal 
diejenigen, die sich um den Habitus Baudelaires gruppieren: »Il y 
avait en lui du pretre, de la vieille femme et du cabotin. C'etait 
sur.tout un cabotin. « (p 189) Der Nekrolog bei Andre Billy: Les 
ecrivains de combat Paris 193 1 ; urspriinglich in »La Situations 

[[21,6] 

Hauptstellen iiber die Sterne bei Baudelaire (ed Le Dantec) 
»Comme tu me plairais, 6 nuit! sans ces etoiles I Dont la lumiere 
parle un langage connu! I Car je cherche le vide, et le noir, et le nu!« 
Obsession ( I ) p 8 8 - Schluft von »les Promesses d'un visage« ( ( I ) p 
170) Die »enorme chevelure I . . . qui t'egale en epaisseur, I Nuit sans 
etoiles, Nuit obscure!« - »Nul astre d'ailleurs, nuls vestiges I De 
soleil, meme au bas du ciel« Reve parisien (I) p 116— »Si le ciel etla 
mer sont noirs comme de Pencre« Le voyage (I) p 149 - vgl 
dagegen »Les yeux de Berthe«, die einzige ins Gewicht fallende 
Ausnahme ((I) p 169) und allenfalls die Konstellation der Sterne 
mit dem Aether wie sie in Delphine et Hippoly te ( ( I ) p 1 60) und in 



Baudelaire 343 

Le Voyage ((I) p 146) vorkommt. Dagegen wieder hochst kenn- 
zeichnend Le crepuscule du soir ohne jede Nennung der Sterne. 

[J 21 a, 1] 

»Le mort joyeux« diirfte eine Entgegnung auf die Verwesungsphan- 
tasien von Poe darstellen. »Et dites-moi s'il est encor quelque 
torture... « [[21a, 2] 

Ein spottischer Akzent liegt auf der Stelle, an der es von den Sternen 
heiftt: »A 1'heure ou les chastes etoiles I Ferment leurs yeux 
appesantis.« (Sepulture) [J 21 a, 3] 

Baudelaire fuhrt die Figur der sexuellen Perversion, die ihre 
Objekte in der Strafie.sucht, in die Lyrik ein. Das Kennzeichnend- 
ste aber ist, dafi er das mit der Zeile »crispe comme un extravagant« 
in einem seiner vollkommensten Liebesgedichte tut »A une Pas- 
sante«. U 2ia > 4] 

Figur der Groftstadt, deren Bewohner von den Kathedralen 
erschreckt werden: »Grands bois, vous m'effrayez comme des 
cathedrales.« (Obsession). [J 21 a, 5] 

Le Voyage VII : » Venez vous enivrer de la douceur etrange i De cette 
apres-midi qui n'a jamais de fin!« Ist es zu kiihn, in dem Akzent, der 
auf diese Tageszeit fallt, einen eigentiimlich groftstadtischen zu 
sehen? [J 21 a, 6] 

Die verborgene Schliisselfigur des »Balcon«: die Nacht, welche die 
Liebenden umfangen halt, die dem Sonnenuntergang nach dem 
-aufgang entgegentraumen, ist eine sternlose: »La nuit s'epaississait 
ainsiqu'unecloison.« [J 21 a, 7] 

Zum Blick, der die »Passante« trifft, das Kontrastgedicht Georges 
»Von einer begegnung« heranzuziehen: 

»Die blicke mein so mich dem pfad entrafften 



An siissem leib im gang den schlanken bogen 



3 44 Das Passagen- Werk ■ Auf zeichnungen und Materialien 

Sie zur umarmung zaubertoll erschauten- 
Dann sind sie feucht vor sehnen fortgezogen 
Eh sie in deine sich zu tauchen trauten.« 
Stefan George: Hymnen Pilgerfahrten Algabal Berlin 1922 p 22/3 

D22,l] 

»>Le regard singulier d'une femme galante I Qui se glisse vers nous comme 
le rayon blanc I Que la lune onduleuse envoie au lac tremblant<: so beginnt 
das letzte Gedicht, und diesen sonderbaren Blick, der wilde Tranen dem ins 
Auge treibt, der ungewaffnet ihm begegnet, hat Berg lange, saugend 
erwidert. Wie fur Baudelaire aber wurde fiir ihn der kaufliche Blick einer 
aus der Vorwelt. Der Bogenlampen-Mond der groften Stadt scheint ihm 
aus dem hetarischen Zeitalter. Er braucht ihn, dem See gleich, nur zu 
spiegeln und das Banale offenbart sich als das lange Gewesene; die Ware des 
neunzehnten Jahrhunderts gibt ihr mythisches Tabu preis. In solchem 
Geiste hat Berg die Lulu komponiert.« Wiesengrund-Adorno : Konzertarie 
»Der Wein« (in: Willi Reich: Alban Berg Mit Bergs eigenen Schriften und 
Beitragen von Theodor Wiesengrund-Adorno und Ernst Kfenek Wien 
Leipzig Zurich ( 1937)) p 106 Q 22, 2] 

Wie verhalt es sich mit der Ausdehnung des Himmels im Bild bei 
Meryon? [J 22, 3] 

Der Crepuscule du matin hat eine Schlusselstellung. Der Morgen- 
wind vertreibt das Gewolk des Mythos. Der Blick auf die Menschen 
und wie sie es treiben, liegt frei. Der Morgen des Vormarz dammert 
in diesem Gedicht. (Es ist freilich wohl nach 1850 verfafit.) [f 22, 4] 

Es ist die Antithese zwischen Allegorie und Mythos klar zu 
entwickeln. Baudelaire dankt es dem Genius der Allegorie, wenn er 
dem Abgrund des Mythos, der seinen Weg standig begleitete, nicht 
anheimfiel. \] 22, £] 

»>Les profondeurs etant des multitudes<, la solitude de Victor Hugo devient 
alors une solitude envahie, foisonnante.« Gabriel Bounoure: Abimes de 
Victor Hugo p 39 (Mesures 1 5 juillet 1936) Der Verf asser betont das Passive 
in Hugos Erlebnis der Menge. \] 22, 6] 

»Nachtgedanken« von Goethe: »Euch bedaur ich, ungliickselge Sterne, I 
Die ihr schon seid und so herrlich scheinet, I Dem bedrangten Schiffer 
gerne leuchtet, I Unbelohnt von Gottern und von Menschen: I Denn ihr 



Baudelaire 345 

liebt nicht, kanntet nie die Liebe! I Unaufhaltsam fiihren ewge Stunden t 
Eure Reihen durch den weiten Himmel. I Welche Reise habt ihr schon 
vollendet! I Seit ich weiland in dem Arm der Liebsten I Euer und der 
Mitternachtvergessen.« Q 22 a, 1] 

Folgende Argumentation aus einer Epoche, in der der Verfall der 
Skulptur sich, offenbar ein fruherer als der der Malerei, abzeich- 
nete, ist sehr aufschlufireich. Baudelaire ja erhebt der Skulptur 
gegenuber vom Standpunkt der Malerei aus genau die Gedanken- 
gange, die heute vom Standpunkt des Films aus die Malerei 
betreffen. »Un tableau n'est que ce qu'il veut; il n'y a pas moyen de 
le regarder autrement que dans son jour. La peinture n'a qu'un 
point de vue; elle est exclusive et despotique: aussi Texpression du 
peintre est-elle bien plus forte. « Baudelaire: CEuvres II p 128 (Salon 
de 1846) Unmittelbar vorher (p i27/i28)(:) »Le spectateur, qui 
tourne autour de la figure, peut choisir cent points de vue differents, 
excepte le bon.« (vgl) J 4, 7 (J 22 a, 2] 

Uber Victor Hugo, um 1 840 { : ) » A la meme date, il se rend compte de plus 
en plus que si l'homme est Panimal solitaire, le solitaire est rhomme des 
foules [p 39] . . . C'est Victor Hugo qui a donne a Baudelaire le sentiment de 
la vie irradiante des foules et qui lui a appris que >multitude et solitude sont 
des termes egaux et convertibles par le poete actif et fecond . . .< Quelle 
difference cependant entre la solitude que le grand artiste en spleen se 
menageait a Bruxelles pour >conquerir une tranquillite individuelle inalie- 
nable< et la solitude au meme moment du mage de Jersey hante d'appari- 
tions tenebreuses! . . . Elle n'est pas une enveloppe, un Noli me tangere, le 
recueillement de l'individu dans sa difference. Elle est une participation au 
mystere cosmique, une entree au royaume des forces originelles.« [p 40/41] 
Gabriel Bounoure: Abimes de Victor Hugo (Mesures 15 juillet 1936) 
P 39-41 [J 22 a, 3] 

Aus dem Collier des jours I zitiert Remy de Gourmont in Judith Gautier 
Paris 1904 p 15 ». . . Un coup de timbre nous interrompit, et bientot un 
personnage tres singulier entra, sans aucun bruit et en saluant de la tete. II 
me fit Peffet d'un pretre sans soutane. Ah! voila Baldelarius! s'ecria mon 
pere, ne tendant la main au nouveau venu.« Baudelaire schliefk einen 
diistern Scherz iiber Judith's Zuname(n) »Ouragan«an. Q 2 3) T ] 

»Theodore de Banville voyait assis, farouche, aupres du doux Asselineau et 
>tel qu'un Goethe en colere<.« »Baudelaire - au divan Lepeletier.« Leon 
Daudet:LestupideXIX e siecle Paris 1922 p 139/40 U 2 3) 2 ] 



346 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

L Daudet spricht bei »La servante au grand coeur« und »0 mort, vieux 
capitaine« vom ronsard'schen envoi (vgl Le stupide XIX e siecle p 140) 

D23.3] 

»Mon pere avait entrevu Baudelaire, et me disait de lui qu'il lui faisait l'effet 
d'un prince atrabilaire et bizarre, parmi des goujats.« Leon Daudet: Le 
stupide XIX e siecle Paris 1922P 141 D 2 3>4] 

BaudelairenenntHugoein»geniesansfrontieres«. \] 23, 5] 

Es ist wohl kein Zufall, dafi Baudelaire, als er, um ihm ein Pendant 
zu geben, ein Hugo'sches Gedicht suchte, unter den banalen ems 
der banalsten - die »Fantomes« - wahlte. Unter dieser Folge von 
sechs Gedichten beginnt das erste: »Helas! que j'en ai vu mourir de 
jeunes filles!« Das dritte: »Une surtout. - Un ange, une jeune 
Espagnole!« Und dann weiter »Elle aimait trop le bal, c'est ce qui Pa 
tuee« um zu erzahlen, wie sie sich am Morgen erkaltete und 
schliefilich ins Grab sank. Das sechste Gedicht kommt nahe an den 
Schlufi einer Moritat: » Vous toutes qu'a ses jeux le bal riant convie, I 
Pensez aPEspagnole eteinte sans retour.« [J 23, 6] 

Zu »La voix« ist Victor Hugo's »Ce qu'on entend sur la montagne« 
zu vergleichen; der Dichter dem Weltbrausen lauschend: 
»Bientot je distinguai, confuses et voilees, 
Deux voix dans cette voix l'une a Pautre melees, 



Et je les distinguai dans la rumeur profonde, 

Comme on voit deux courants qui se croisent sous Ponde. 

L'une venait des mers; chant de gloire! hymne heureux! 

C'etait la voix des flots qui se parlaient entre eux. 

L'autre, qui s'elevait de la terre ou nous sommes, 

Etait triste; c'etait le murmure des hommes.« 
Das Gedicht hat den Mifiklang der zweiten Stimme zum Gegen- 
stand, der sich von der Harmonie der ersten abhebt. Schlufi: 

». . . pourquoi le Seigneur ... 

Mele eternellement dans un fatal hymen 

Le chant de la nature au cri du genre humain ? « [J 2 3 , 7] 



Baudelaire 347 

Einzelne Formulierungen aus Barbey d'Aurevilly 's »M. Charles Baude- 
laire«: »Souvent on s'imagine . . . que si Timon d'Athenes avait eu le genie 
d' Archiloque, il aurait pu ecrire ainsi sur la nature humaine et Pinsulter en la 
racontant!« (p 381) »Figurez-vous cette langue, plus plastique encore que 
poetique, maniee et taillee comme le bronze et la pierre, et ou la phrase a des 
enroulements et des cannelures. « (p 378) »Ce profond reveur ... s'est 
demande . . . ce que deviendrait la poesie en passant par une tete organisee, 
par exemple, comme celle de Caligula ou d'Heliogabale.« (p 376) - 
{ » ) Done, comme le vieux Goethe, qui se transforma en marchand de pas- 
tilles turc dans son Divan, . . . l'auteur des Fleurs du mal s'est fait seel er at, 
blasphemateur, impie par la pensee.« (p 375/76) Barbey d'Aurevilly: 
XIX siecle Les oeuvres et les hommes III Les poetes Paris 1 862 [J 23 a, 1] 

»Un critique le disait Fautre jour (M. Thierry, du Moniteur) dans une 
appreciation superieure: pour trouver quelque parente a cette poesie 
implacable . . . il faut remonter jusqu'au Dante . . . !« (p 379) Diese Analogie 
macht der Autor sich nachdriicklich zu eigen. So{ :) »La Muse du Dante a 
reveusement vu l'Enfer, celie des Fleurs du mal le respire d'une narine cris- 
pee comme celle du cheval qui hume Tobus!« (p 380) Barbey d'Aurevilly: 
XIX e siecle Les oeuvres et les hommes III les poetes Paris 1 862 \] 23a,2] 

Barbey d'Aurevilly uber Dupont: »Le Cain Pempone sur le doux Abel 
dans ce talent et cette pensee; le Cain grossier, affame, envieux et farouche, 
qui s'en est alle dans les villes pour boire la lie des coleres qui s'y accumulent 
et partager les idees fausses qui y triomphent!« Barbey d'Aurevilly: Le 
XIX e siecle Les oeuvres et les hommes III Les poetes Paris 1862 p 242 (M. 
Pierre Dupont) [} 23 a, 3] 

Goethes »Nachtgedanken« tragen in einer Handschrift den Vermerk 
»Nach dem Griechischen«. Q 23 a, 4] 

Baudelaire erlebte als elfjahriger den Arbeiteraufstand von 1832 in 
Lyon selbst. Es scheint bei ihm keine Spur von Eindriicken zu 
geben, die er damals etwa davongetragen hatte. Q 23 a, 5] 

»Un des arguments qu'il suggere a son avocat est bien curieux. Il lui semble 
que >le nouveau regime napoleonien, apres les illustrations de la guerre, doit 
rechercher les illustrations des lettres et des arts.<« Alphonse Seche: La vie 
desFl(eurs) du Mal Paris 1928 p 172 [J 23 a, 6] 

Der »abgriindige« Sinn ist als »Bedeutung« zu definieren. Er ist 
immer ein allegorischer. \] 24, 1] 



34^ Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Bei Blanqui ist der Weltraum Abgrund geworden. Baudelaires 
Abgrund ist sternenlos. Er ist nicht als Weltraum zu definieren. 
Noch weniger ist es aber der exotische der Theologie. Es ist ein 
sakularisierter: der Abgrund des Wissens und der Bedeutungen. 
Was macht seinen geschichtlichen Index aus? Bei Blanqui hat der 
Abgrund den geschichtlichen Index der mechanischen Naturwis- 
senschaft. Hat er bei Baudelaire nicht den gesellschaftlichen der 
nouveaute ? Ist nicht die Willkiir der Allegorie eine Zwillingsschwe- 
ster der modischen? \] 24, 2] 

Der Frage nachgehen, ob ein Zusammenhang zwischen den Wer- 
ken der allegorischen Phantasie und den Correspondances besteht. 
In jedem Fall sind dies zwei ganzlich unterschiedene Quellen fur die 
Produktion Baudelaires. Dafi die erste von ihnen den starksten 
Anteil an den spezifischen Qualitaten seiner Poesie hat, ist gewifi. 
Der Zusammenhang der Bedeutungen diirfte dem des Gespinsts 
verwandt sein. Wenn man spinnende und webende Betatigung bei 
den Dichtern unterscheiden darf , so zahlt die allegorische Phantasie 
zu der ersten Art. - Auf der andern Seite ware es nicht unmoglich, 
dafi die Korrespondenzen hier wenigstens hineinspielen, insofern 
ein Wort etwa ein Bild hervorruft; dabei konnte dann das Bild die 
Bedeutung des Wortes oder auch das Wort die des Bildes bestim- 
men. [J 24, 3] 

Ausfall der Allegorie bei Victor Hugo \] 24, 4] 

Sind die Blumen seelenlos? spielt das in den Titel »Fleurs du mal« 
hinein? Mit andern Worten: sind die Blumen ein Symbol der Hure? 
Oder sollten mit diesem Titel die Blumen an ihren wahren Platz 
verwiesen werden. Hierzu der Brief an Fernand Desnoyers, der die 
Sendung der beiden Crepuscules fiir dessen »Fontainebleau. Paysa- 
ges, legendes, souvenirs, fantaisies« (1855) begleitet. \] 24, 5] 

Ganzliches Detachement Poes von der groften Poesie. Fiir einen 
Fouque gibt er fiinfzig Moiieres. Die Ilias und Sophokles sagen ihm 
nichts. Diese Perspektive diirfte genau mit der Theorie des Part 
pour l'art zusammenhangen. Wie stand Baudelaire? \] 24, 6] 

Zur Ubersendung der Crepuscules an Fernand Desnoyers fiir dessen 



Baudelaire 349 

Fontainebleau Paris 1855: »Mon cher Desnoyers, vous me demandez des 
vers pour votre petit volume, des vers sur la Nature, n'est-ce pas, sur Ies 
bois, les grands chenes, la verdure, les insectes, le soleil, sans doute? Mais 
vous savez bien que je suis incapable de m'attendrir sur les vegetaux, et que 
mon ame est rebelle a cette singuliere Religion nouvelle . /. Je ne croirai 
jamais que Yame des Dieux habite dans les plantes . . . J'ai meme toujours 
pense qu'il y avait dans la Nature florissante et rajeunie, quelque chose 
d'affligeant, de dur, de cruel, - un je ne sais quoi qui frise Pimpudence.« cit 
ASeche:Laviedesfleursdumal (Amiens 1928) p 109/10 [J 24 a, 1] 

Les Aveugles - Crepet gibt als Quelle einen Passus liber die 
Kopfhaltung der Blinden aus »Des Vetters Eckfenster«. Hoffmann 
betrachtet den nach oben gerichteten Blick erbaulich. \] 24 a, 2] 

Louis Goudall kritisierte Baudelaire am 4 November 1855, au f ^en 
Vorabdruck in der Revue des deux mondes hin. »Poesie . . . ecoeurante, 
glaciale, de charnier et d'abattoir.« cit Francois Porche: La vie douloureuse 
de Charles Baudelaire (Le roman des grandes existences 6) Paris ( 1926) p 
202 \] 24 a, 3] 

Die Kritiken von D'Aurevilly und Asselineau wurden vom Pays bezw von 
der Revue francaise abgelehnt. \] 24 a, 4] 

Die beriihmte Bemerkung von Valery liber Baudelaire geht im 
Grunde auf Sainte-Beuve's Vorschlage fur das Plaidoyer zurlick, 
die dieser Baudelaire ubersandte. »Tout etait pris dans le domaine 
de la poesie. Lamartine avait pris les cieux. Victor Hugo, la terre et 
plus que la terre. Laprade, les forets. Musset, la passion et l'orgie 
eblouissante. D'autres, le foyer, la vie rurale, etc. Theophile 
Gautier, TEspagne et ses vives couleurs. Que restait-il? Ce que 
Baudelaire a pris. II y a ete comme force . . .« cit Porche: La vie 
douloureuse deCh(arles) B ( audelaire Paris 1926) p 205 0243,5] 

Bei Porche sehr triftiger Hinweis darauf, dafi Baudelaire die sehr 
zahlreichen entscheidenden Varianten seiner Gedichte nicht am 
Schreibtisch gefunden habe. (cf Porche p 1 09) [f 24 a, 6] 

»Un soir qu'il etait entre dans un bal public, Charles Monselet Taborda: 
Qu'est-ce que vous faites la? - Mon cher, repondit Baudelaire, je regarde 
passer des tetes de mort!« Alphonse Seche: La vie des fleurs du mal 
(Amiens) 1928 p 32 [J 25, 1] 



35° Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

»On a fait le compte de ses gains: pour sa vie entiere, le total n'atteintpas 
seize mille francs. Catulle Mendes a calcule que l'auteur . . . avait du 
toucher environ un franc soixante-dix centimes par jour, pour prix de son 
labeurlitteraire.« Alphonse Seche: La vie des fleurs dumal (Amiens) 1928 
P34 U*5> 2 ] 

Nach Seche kame Baudelaires Abneigung gegen den »allzu blauen« - 
vielmehr allzu hellen - Himmel von seinem Aufenthalt auf der ile Maurice. 
(vglSechep 4 2) 0*5*3] 

Seche spricht von einer ungemein weitgehenden Ahnlichkeit der Briefe an 
Mile Daubrun und Mme Sabatier. (cf p 5 3 ) \] 2 5 , 4] 

Nach Seche (p 65) ware Champfleury neben Baudelaire an der Griindung 
des Salut public beteiligt gewesen. \] 2$, 5] 

Prarond, uber die Zeit um 1845: »Nous connaissions peu l'usage des tables 
pour travailler, penser, composer . . . Pour ma part, je le voyais bien 
arretant au vol des vers le long des rues; je ne le voyais pas assis devant une 
main de papier. « (cit Seche: La vie des fleurs du mal 1928 p 84) Q 25,6] 

Attitude, in der Baudelaire die briisseler conference liber Gautier abhielt, 
nach Camille Lemonnier: La vie beige: »Baudelaire evoquait l'idee d'un 
homme d'eglise et les beaux gestes de la chaire. Les manchettes de toile 
molle s'agitaient comme les pathetiques des frocs. II deroulait ses propos 
avec une onction quasi evangelique; il promulguait ses dilections pour un 
maitre venere de la voix liturgique d'un eveque enon^ant un mandement. 
Indubitablement, il se celebrait a lui-meme une messe de glorieuses images; 
il avait la beaute grave d'un cardinal des lettres officiant devant l'Ideal. Son 
visage giabre et pale se penombrait dans la demi-teinte de l'abat-jour; 
j'apercevais se mouvoir ses yeux comme des soleils noirs; sa bouche avait 
une vie distincte dans la vie et l'expression du visage, elle etait mince et 
frissonnante, d*une vibralite fine sous l'archet des mots. Et toute la tete 
dominait de la hauteur d'une tour ^attention effaree des assistants. « cit 
Seche : La vie des fleurs du mal 1928 p 68 [J 2 5 , 7] 

Baudelaire lafk seine Akademiekandidatur vom fauteuil Scribe auf den 
fauteuil Lacordaire iibertragen. \] 25 a, 1] 

Gautier: »Les mots polysyllabiques et amples plaisent a Baudelaire, et, avec 
trois ou quatre de ces mots, il fait souvent des vers qui semblent immenses 



Baudelaire 351 

et dont le son vibrant prolonge la mesure.« cit A Seche: La vie des Fleurs du 
mal (Amiens) 1928 p 195 [J 2 5 a, 2] 

Gautier: »Autant que possible, il bannissait de la poesie l'eloquence.« cit A 
Seche: La vie des Fleurs du mal 1928 p 197 [J 25 a 3] 

E Faguet in einem Artikel in La Revue: »La neurasthenie, depuis 1857, a 
peu diminue chez nous et l'on pourrait peut-etre avancer qu'elle a fait 
plutot quelques progres. Done, >il ne faut point s'ebahir<, comme disait 
Ronsard, que Baudelaire ait encore des fideles . . .« cit Alphonse Seche: La 
vie des fleurs du mal 1928 p 207 \] 25 a, 4] 

Der Figaro veroffentlicht (data ?) einen Artikel von Gustave Burdin, der 
auf Veranlassung von Billaut aufgegeben wurde. Billaut hatte - als Richter 
oder als Staatsanwalt - kurz vorher durch den Freispruch von Flaubert im 
Prozefi wegen der Madame Bovary eine Schlappe erlitten. Wenige Tage 
spater Thierry's Artikel im Moniteur. »Pourquoi Sainte-Beuve . . . laissa-t- 
il a Thierry le soin d'entretenir les lecteurs du Moniteur des Fleurs du Mal? 
Sainte-Beuve aurait refuse d'ecrire sur le livre de Baudelaire, parce qu'il 
s'estimait tenu a beaucoup de prudence, pour effacer le mauvais effet 
produit au sein du Gouvernement par son article sur Madame Bovary. « 
Alphonse Seche: La vie des fleurs du mal 1928 p 156/57 [J 25 a, 5] 

Die Denunziation in Burdins Artikel ist auf perfide Weise als eloge 
gerade derjenigen Gedichte getarnt, auf die die Anklage es abgese- 
hen hatte. Nach eine(r) degoutierten Aufzahlung der baudelaire- 
schen Sujets heifk es: »Et au milieu de tout cela, quatre pieces, le 
Reniement de saint Pierre, puis Lesbos^ et deux qui ont pour titre les 
Femmes damnees, quatre chefs-d'oeuvre de passion, d'art et de 
poesie: - si l'on comprend qu'a vingt ans Y imagination d'un poete 
puisse se laisser entrainer a traiter de semblables sujets, Hen ne peut 
justifier un homme de plus de trente, d'avoir donne la publicite du 
livre a de semblables monstruosites.« cit Alphonse Seche: La vie des 
fleurs du mal 1928 p 158 [J 25 a, 6] 

Aus der Kritik der Fleurs du mal von Edouard Thierry (Le Moniteur 14 
juillet 1857?): »Le vieux Florentin reconnaitrait plus d'une fois dans le 
poete fran^ais sa fougue, sa parole effrayante, ses images implacables et la 
sonorite de son vers d'airain . . . Je.laisse son livre et son talent sous 1'austere 
caution de Dante. « cit Alphonse Seche: La vie des Fleurs du mal 1928 p 1 60/ 
61 [J 26, 1] 



3 5 2 Das Passagen-Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

Grofie Unzufriedenheit Baudelaire's mit dem frontispice, das Brac- 
quemond nach der Angabe des Dichters, dem dieser Plan iiber 
Hyacinthe Langlois: Histoire des danses macabres gekommen war, 
entworfen hatte. Baudelaires Angaben: »Un squelette arborescent, 
les jambes et les cotes formant le tronc, les bras etendus en croix 
s'epanouissant en feuilles et bourgeons, et protegeant plusieurs 
rangees de plantes veneneuses dans de petits pots echelonnes, 
comme dans une serre de jardinier.« Bracquemond erhebt offenbar 
Schwierigkeiten, verfehlt auch die Absichten des Dichters, indem er 
das Becken des Skeletts durch Blumen verstellt und die Arme nicht 
astformig behandelt. Der Kunstler wiederum weifi, nach der 
Aussage Baudelaires, nicht, was ein squelette arborescent sein soil 
und sieht auch nicht ab, wie Laster als Blumen darzustellen seien. 
cit Alphonse Seche: La vie des fleurs du mal (Amiens) 1928 p 136/ 
137 nach den Lettres Schliefilich trat ein Portrait des Dichters von 
Bracquemond an die Stelle dieses Projekts. Ein ahnliches tauchte 
um 1862 auf, als Poulet-Malassis eine Luxusausgabe der Fleurs du 
mal plante. Er bestellte den Buchschmuck bei Bracquemond, der 
offenbar aus Randleisten und Vignetten bestand. Devisen spielten 
auf ihnen eine grofie Rolle. (vgl Seche p 138) - Das Sujet, an dem 
Bracquemond versagte, hat Rops im frontispice zu den Epaves 
(1866) aufgenommen. Q 26, 2] 

Liste der Rezensenten der Fleurs du mal und der Blatter, fur die Baudelaire 
sie ins Auge gef afk hatte : Buloz - Lacaussade - Gustave Rouland (Revue 
Europeenne) Gozlan (Monde Illustre) Sainte-Beuve (Moniteur) Deschanel . 
(Debats) d'Aurevilly (Le Pays) Janin (Le Nord) Armand Fraisse (Salut 
public - de Lyon) Guttinguer (Gazette de France) (nach Seche p 1 40) 

Die gesamten literarischen Rechte Baudelaire's wurden nach seinem Tode 
fiir 1750 frcs von Michel Levy ersteigert. [J 26, 4] 

Die »Tableaux parisiens« figurieren erst in der 2 ten Auflage. [J 26, 5] 

Vorschlag des endgiiltigen Titels durch Hippolyte Babou im Cafe Lamblin. 

[J 26 a, 1] 

L'amour et le crane. »Ce poeme fut inspire a Baudelaire par deux oeuvres du 
graveur Henri Goltzius.« Alphonse Seche: La vie des fleurs du mal 
(Amiens) 1928 p 111 [[26 a, 2] 



Baudelaire 353 

A une passante. »M. Crepet indique comme source possible un passage de 

Dina la belle Juive, dans Champavert y de Petrus Borel >Pour moi, 

cette pensee qu'on ne reverra jamais cet eclair qui nous a eblouis . . .; que 
deux existences faites . . . pour etre heureuses ensemble, en cette vie et dans 
Teternite, sont a jamais ecartees . . . pour moi, cette pensee est profonde- 
ment douloureuse.<« cit A Seche: La vie des fleurs du mal p 108 {J 16 a, 3] 

Reve parisien. Auch Constantin Guys stehe, wie der poete des Gedichts 
erst um Mittag auf, daher nach Baudelaire - Brief vom 13 Marz i860 an 
Poulet-Malassis - die Widmung. [J 26 a, 4] 

Baudelaire gibt - wo ? - das dritte Buch der Aneis als Quelle des Cygne an. 
(cfSechepi04) [J 26 a, 5] 

Rechts oder links von der Barrikade. Es ist hochst kennzeichnend, 
dafi fur grofie Teile der Biirgerklasse dazwischen nur eine Nuance 
gelegen hat. Das andert sich erst mit Louis Napoleon. Baudelaire 
konnte - wie es iibrigens nicht leicht realisierbar ist - Freund von 
Pierre Dupont sein, konnte die Juni-Insurrektion auf der Seite des 
Proletariats mitmachen und konnte jeder Unannehmlichkeit entge- 
hen indem er seinen Freunden Chennevieres und La Vavasseur von 
der ecole Normande begegnete, die sich ihrerseits in Begleitung 
eines garde nationale befanden. - Man kann gerade in diesem 
Zusammenhang daran denken, dafi die Ernennung von Aupick zum 
Botschafter in Konstantinopel, 1848, auf Lamartine, der damals 
Auftenminister war, zuriickgeht. jj 16 a, 6] 

Arbeit an den Fleurs du mal bis zur ersten Auflage: 1 5 Jahre. \] 16 a, 7] 

Vorschlag eines Briisseler pharmacien an Poulet-Malassis: gegen Subscrip- 
tion von 200 Exemplaren moge er am Schlufi der Paradis artif iciels die Leser 
mit einem Haschischerzeugnis seines Hauses bekannt machen. Baudelaire 
bringt muhsam sein Veto zur Geltung. \] 16 a, 8] 

Aus dem Brief d'Aurevilly's an Baudelaire vom 4 fevrier 1859: »... crapule 
de genie! Je vous savais, en poesie, une sacree vipere degorgeant le veninsur 

les gorges des g et des g Mais voila que des ailes ont pousse a la 

vipere et qu'elle monte de nuee en nuee, monstre superbe, pour darder son 
poison jusque dans les yeux du soleil!« cit Ernest Seilliere: Baudelaire Paris 
I93IPM7 D** 1 ] 



354 Das Passagen- Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

In Honfleur hatte er iiber seinem Bett zwei Bilder aufgehangt- eines, von 
seinem Vater als Pendant des andern gemalt, stellte eine galante Szene dar, 
das andere, von alter Hand eine Versuchung des Heiligen Antonius. In der 
MittedeserstenBildeseineBa{c)chantin. Q 27,2] 

»Sand est inf erieure a Sade U [J 2.7, 3] 

»Nous nous faisons payer grassement nos aveux« - das ist mit der Praxis 
seiner Briefe zu vergleichen. [J 27, 4] 

Seilliere zitiert (p 234) d'Aurevilly: »Le but cache de Poe etait de 
terrasser rimagination de son temps . . . Hoffmann n'a pas cette 
puissance terrible. « Das trifft wohl auchfiir Baudelaire zu. \] ij, 5] 

Uber Delacroix, nach Seilliere p 114: »Delacroix est l'artiste le mieux doue 
pour exprimer de la femme moderne ses manifestations heroi'ques, soit dans 
le sens du divin, soit dans le sens de Pinfernal ... II semble que cette couleur 
pense par elle-meme, independamment des objets qu'elle revet. L'impres- 
sion d'ensemble en devient quasi musicale.« [J 27, 6] 

Fourier habe seine decouvertes minutieuses zu pompeusement dargelegt. 

0*7,7] 

Seilliere spricht als sein Vorhaben aus, was den Standard der 
Baudelaire-Literatur im allgemeinen kennzeichnet: »Ce sont en 
effet les conclusions theoriques dictees par son experience vitale a 
Charles Baudelaire que j'ai le dessein d'etudier surtout dans ces 
pages. « Ernest Seilliere: Baudelaire Paris 193 1 p 1 \] 27, 8] 

Exzentrisches Gebaren von 1848: »On vient d'arreter de Flottes, disait-il. 
Est-ce parce que ses mains sentaient la poudre? Sentez les miennes!« 
Seilliere: Baudelaire Paris 193 1 p 5 1 [] 27, 9] 

Seilliere (p 59) konfrontiert mit Recht Baudelaires Postulat, Napo- 
leons III Erscheinen au point de vue providentiel im Sinn De 
Maistres auszulegen mit seinem »Ma fureur au coup d'Etat. Com- 
bien j'ai essuye de coups de fusils! Encore un Bonaparte! Quelle 
honte ! « Beide in Mon cceur mis a nu [J 27 a, 1 ] 

Das Buch von Seilliere ist ganzlich impragniert von der Position des 
Verfassers, der der Academie des sciences morales et politiques 



Baudelaire 355 

prasidiert. Ein charakteristisches Grundmotiv »la question sociale 
est une question morale«. (p 66) Die einzelnen Satze von Baudelaire 
werden unablassig von den Randglossen des Verfassers begleitet. 

0^73,2] 

Bourdin - Schwiegersohn Villemessants. Der Figaro bringt 1863 einen 
heftigen Angriff von Pontmartin gegen Baudelaire. 1864 stellt er die 
Veroffentlichung der Petits poemes en prose nach zwei Publikationen ein. 
Villemessant: »Vos poemes ennuyaient tout le monde.« cf Francois 
Porche: La vie douloureuse de Charles Baudelaire (Le roman des grandes 
existences 6) Paris { 1926} p 261 U 2 7 a > 3] 

Uber Lamartine { : ) »un peu catin, un peu prostitue« . cit Francois Porche : 
La vie douloureuse de Charles Baudelaire (Le roman des grandes existences 
6) Paris p 248 Q*7 a >4] 

Verhaltnis zu Victor Hugo : »I1 avait sollicite de lui une preface a Petude sur 
Gautier, et meme, dans le dessein de forcer la main de Victor Hugo, il lui 
avait dedie des vers.« Francois Porche: La vie douloureuse de Charles 
Baudelaire (Le roman des grandes existences 6) Paris p 25 1 Q 27 a, 5] 

Titel der ersten Publikationen aus den Paradis artificiels in der Revue 
contemporaine, i858(:) »Del'idealartificiel«. [J 27a, 6] 

Artikel Sainte-Beuves im Constitutionnel vom 20 Januar 1 862. Schon am 9 
Februar des Jahres, auf Baudelaires Velleitat, fur den fauteuil Lacordaire 
anstatt des von ihm urspriinglich intendierten fauteuils Scribe zu kandidie- 
ren, die Aufforderung: »Laissez PAcademie pour ce qu'elle est, plus 
surprise que choquee.« Baudelaire zieht die Kandidatur zuriick. vgl 
Porche: La vie douloureuse de Charles Baudelaire Paris p 247 {] iy a, 7] 

»Notez que ce novateur n'a aucune idee neuve. II faut, de Vigny, attendre 
jusqu'a Sully-Prudhomme, pour trouver des idees nouvelles dans les poetes 
franfais. Jamais Baudelaire ne traite que le lieu commun fripe jusqu'a la 
corde. II est le poete aride de la banalite. Benediction: Partiste est ici-bas un 
martyr. L'albatros: le poete trebuche dans la realite. Les Phares: les artistes 
sont les lumieres de l'humanite . . . Brunetiere a bien raison: il n'y a rien 
dans la Charogne que le mot de l'Ecclesiastique: unus est interitus 
hominum et jumentorum.« Emile Faguet: Baudelaire La Revue LXXXVII 
1919P619 [[28,1] 

»I1 n'a quasi aucune imagination. Son souffle est prodigieusement court. « E 
Faguet: Baudelaire La Revue LXXXVII 1910P 616 [J 28, 2] 



3 5 6 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Faguet etabliert eine Ahnlichkeit zwischen Senancourt und Baudelaire - 
iibrigens zu Gunsten des ersten. \] 28, 3] 

J-J Weiss (revue contemporaine Janvier 1858^)) : »Le vers ... ressemble 
assez bien a une toupie qui ronflerait dans le ruisseau.« cit Camille 
Vergniol: Cinquante ans apres Baudelaire (Revue de Paris 24 annee 191 7 
P687) 0^8,3] 

Pontmartin in seiner Kritik iiber das Portrat Baudelaires von Nargeot: 
»Cette gravure nous montre un visage hagard, sinistre, ravage, mechant; le 
visage d'un heros de cour d'assises, ou d'un pensionnaire de Bicetre.« vgl B 
2 a, 6Vischer:Derfrisch-Gekopfte Q28, 5] 

Absprechende Kritiken Brunetieres von 1887 und 1889. 1892 und 1893 
kommen die Korrekturen. Die Abfolge: Questions de critique (juin 1887)- 
Essais sur la litterature contemporaine (1889) - Nouveaux essais sur la 
litterature contemporaine (1892) - Evolution de la poesie lyrique en France 
(1893) 0*8,6] 

Physiognomie des spaten Baudelaire: »I1 a cette aridite de tous les traits, 
laquelle contraste amerement avec l'intensite du regard. II a surtout ce pli 
d'une bouche depuis longtemps habituee a ne plus macher que de la 
cendre.« Francois Porche: La vie douloureuse de Ch(arles) B(audelaire) 
(Le romandes grandes existences 6) Paris ( 1926) p 291 [J 28, 7] 

1 861 . Selbstmordanwandlungen. Arsene Houssaye von der Revue contem- 
porain erfahrt daft einige der dort erscheinenden Petits poemes en prose 
schon in der Revue fantaisiste erschienen waren. Die Publikation wird 
eingestellt. - Die Revue des deux mondes lehnt den Guys ab. - Der Figaro 
bringt ihn mit »redaktionellerNotiz« von Bourdin. [J 28, 8] 

Erste belgische conferences Delacroix, Gautier. [J 28 a, 1] 

Das Ministerium des Innern verweigert den paradis artificiels l'estampille. 
(cf Porche p 226) Was besagt das? Q 28 a, 2] 

Porche (p 233) weist darauf hin, Baudelaire habe sein Lebtag die 
Mentalitat eines fils de famille behalten. - Sehr instruktiv in dieser 
Hinsicht: »Il y a dans tout changement quelque chose d'infame et 
d'agreable a la fois, qui tient de l'infidelite et du demenagement. 
Cela suffit a expliquer la Revolution franchise. « Die Bemerkung 
erinnert an Proust - der auch ein fils de famille war. Das Historische 
ins Intime projiziert. [J 28 a, 3] 



Baudelaire 357 

Begegnung zwischen Baudelaire und Proudhon 1848 im Bureau des 
Representant du peuple; diese ist zufallig, sie endet mit gemeinsamem 
Abendessen in der rue Neuve- Vivienne. [J 2 8 a, 4] 

Die Hypothese, wonach Baudelaire an der Griindung des konser- 
vativen Representant de l'Indre, 1 848, beteiligt gewesen sei - spater 
leitete Ponroy das Journal - stammt von Rene Johannet. Das 
Journal unterstiitzte die Kandidatur Cavaignacs. Baudelaires Mit- 
arbeit, falls es eine solche gegeben, ware damals moglicherweise 
eine Mystifikation gewesen. Die Reise nach Chateauroux wurde 
ohne Baudelaires Wissen, durch Ancelle, von Aupick subventio- 
niert. [J 28 a, 5] 

Zu »Les Lesbiennes« ist nach Le Dantec unter Umstanden das zweite 
Terzett von »Sed non satiata« heranzuziehn. \] 28 a, 6] 

1843 waren, nach Prarond, schon eine grofkre Anzahl Gedichte der Fleurs 
du mal geschrieben. [J 28 a, 7] 

1845 Le Scarabee d'or, iibersetzt von Alphonse Borghers in der 
Revue britannique. Im nachsten Jahr eine chiffrierte Umarbeitung 
des Doppelmords in der rue Morgue in »La Quotidienne«, wo Poes 
Name ungenannt bleibt. Fur Baudelaire, nach Asselineau, entschei- 
dend die Ubersetzung des Chat noir in La democratic pacifique 
durch Isabelle Meunier (1847) Kennzeichnend, dafi, nach der 
Publikation zu schliefien, die erste Poe-Ubersetzung Baudelaires 
die »Revelation magnetique« war. [} 28 a, 8] 

1855 briefliche Verwendung bei George Sand fur Marie Daubrun. [f 28 a, 9] 

»Toujours tres poli, tres hautain et tres onctueux a la fois, il y avait en luidu 
moine, du soldat et du mondain.« Judith Cladel: Bonshommes Paris 1879 
citEetJCrepet: Ch(arles) Baudelaire Paris 1906P237 Q 2 9> l ] 

In den Notes et documents pour mon avocat bezieht sich Baudelaire auf die 
Briefe uber Kunst und Moral, die Balzac in der Semaine an Hippolyte 
Castille gerichtet habe. \] 29, 2] 

Lyon ist flir seinen dichten Nebel bekannt. [J 29, 3] 

1845 gestellter Selbstmordversuch: Messerstich in die Brust. \] 29, 4] 



3 5 8 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

»C'est par le loisir que j'ai, en partie, grandi - a mon grand detriment, car le 
loisir sans fortune augmente les dettes . . . mais a mon grand profit, 
relativement a la sensibilite, a la meditation . . . Les autres hommes de 
lettres sont, pour la plupart, de vils piocheurs tres ignorants.« cit Porche{ : 
La vie douloureusede Charles Baudelaire Paris 1926) p 116 Q 29, 5] 

Louis GondalPs Figaro-Artikel vom 4 November 1855, der die Publikation 
der Gedichte in der Revue des deux mondes zum Gegenstand hatte, 
veranlafke Michel Levy die Ausgabe der Fleurs du mal Poulet-Malassis zu 
iiberlassen. Q 29, 6] 

1848 Salut public mit Champfleury und Toubin - erste Nummer, 27 
Februar, in weniger als zwei Stunden redigiert. Darin- wahrscheinlich von 
Baudelaire: »Quelques freres egares ont brise des presses mecaniques . . . 
Toute mecanique est sacree comme un objetd'art.« (citPorchep i29)-vgl 
»L'appareil sanglant de la destruction \] 29, 7] 

1849 Representant de l'Indre - Baudelaires Mitwirkung nicht 
ausgemacht. Wenn der Artikel Actuellement von ihm ist, so ist eine 
Mystifikation der konservativen Auftraggeber des Journals nicht 
ausgeschlossen. Q 2% 8] 

185 1 mit Dupont und La Chambaudie La Republique du peuple, almanach 
democratique »Baudelaire Gerant«. Mit seiner Signatur dort nur { » )L , ame 
duvin«. U 2 9y9] 

1852 mit Champfleury und Monselet La semaine theatrale. \] 29, 1 0] 

Adressen: fevrier 1854 hotel de York, rue Sainte-Anne 

mai hotel du Maroc, rue de Seine 

1858 hotel Voltaire, quai Voltaire 

decembre 1858 22 rue Beautreillis 

ete 1859 hotel de Dieppe, rue d'Amsterdam 

Mit 27 Jahren war Baudelaire an den Schlafen wei£. \] 29, 1 2] 

Aus Charles Asselineau: Baudelaire Recueil d'anecdotes (im Crepet(: 
Charles Baudelaire Paris) 1908 (p279ff.) in extenso): die Geschichte vom 
Taschentuch Asselineaus. Baudelaires Rechthaberei. Provokatorische 
Wirkungen seiner »Diplomatie« . Sa manie d'epater. \] 29 a, 1 ] 



Baudelaire 



359 



Aus Gautiers Nekrolog, Le Montaur 9 septembre 1867: »Ne dans lTnde et 
possedant a fond la langue anglaise, il debuta par des traductions d'Edgar 
Poe.« Theophile Gautier: Portraits contemporains Paris 1874 p 1 59 

Q*9a,2] 

Gautiers Nekrolog beschaftigt sich zur guten Halfte mit Poe. Die den 
Fleurs du mal gewidmete Partie beruht auf den Metaphern, die Gautier 
einer Erzahlung von Hawthorne abgewinnt: »Nous n'avons jamais lu les 
Fleurs du mal de Ch. Baudelaire sans penser involontairement a ce conte de 
Hawthorne; elles ont ces couleurs sombres et metalliques, ces frondaisons 
vert-de-grisees et ces odeurs qui portent a la tete. Sa muse ressemble a la fille 
du docteur, qu'aucun poison ne saurait atteindre, mais dont le teint, par sa 
matite exsangue, trahit le milieu qu'elle habite,« Theophile Gautier: 
Portraits contemporains Paris 1 874 p 163 \] 29 a, 3] 

Gautiers Baudelaire-Charakteristik in der Histoire du romantisme 
ist nicht viel mehr als eine Abfolge fragwiirdiger Metaphern. 
»Chaque poesie est reduite par ce talent concentrateur en une goutte 
d'essence renfermee dans un flacon de cristal taille a mille facettes.« 
usw (p 3 50) Die Banalitat durchdringt die gesamte Analyse. »Quoi- 
qu'il aime Paris comme l'aimait Balzac, qu'il en suive, cherchant des 
rimes, les ruelles les plus sinistrement mysterieuses a Pheure cm les 
reflets des lumieres changent les flaques de pluie en mares de sang, et 
cm la lune roule sur les anfractuosites des toits noirs comme un vieux 
crane d'ivoire jaune, qu'il s'arrete parfois aux vitres enfumees de 
bouges, ecoutant le chant rauque de l'ivrogne et le rire strident de la 
prostituee . . . souvent des recurrences de pensee le ramenent vers 
l'Inde. « Theophile Gautier: Histoire du Romantisme Paris 1874 p 
349 (Le progres de la poesie francaise depuis 1830) vgl Rollinat! 

Lh 9 a, 4 ] 

Interieur im Hotel Pimodan: kein Buffet, kein Speisetisch, Milchglasschei- 
ben. Damals hatte Baudelaire einen Diener. [] 29 a, 5] 

185 1 neue Gedichte im Messager de i'Assemblee. Die saint-simonistische 
Revue politique weist Manuscripte ab. Porche meint, es sehe ganz danach 
aus als habe Baudelaire kaum die Wahl gehabt, wo er veroffentlichen 
konne. Q 30, 1] 

Das an Baudelaire 1842 gezahlte Vermogen 75000 frcs (1926 = 450000 
frcs). Er gait Kollegen - Banville - als tres riche. Er entfernt sich bald 
danach von Hause heimlich. [] 30, 2] 



360 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Nach einer hubschen Formel von Porche ((La vie douloureuse de Charles 
Baudelaire Paris 1926) p 98) ist Ancel die Verkorperung des pays legal 
gewesen. Q3°>3] 

1 84 1 mit der Postkutsche, einer der letzten, nach Bordeaux. - Ein 
sehr schwerer Sturm, den Baudelaire auf dem von Saliz gefiihrten 
Schiff - le Paquebot des mers du Sud - mitmachte, scheint sehr 
wenig Spuren in seinem Werk hinterlassen zu haben. \] 30, 4] 

Baudelaires Mutter war 26, sein Vater 60 Jahre alt als beide 18 19 die Ehe 
schlossen. [J 30, 5] 

Im Hotel Pimodan schrieb Baudelaire mit einem roten Gansekiel. \] 30, 6] 

Die Revelation magnetique, die im Werke Poes bestimmt nicht schwer 
wiegt, ist die einzige Novelle des Autors, die Baudelaire zu dessen 
Lebzeiten iibersetzte. 1852 Poe-Biographie in der Revue de Paris, 1854 
Beginn des Ubersetzungswerks. [] 30, 7] 

Festzuhalten, dafi Jeanne Duval die erste Liebe von Baudelaire war. 

D30.8] 

Wahrend der Jahre des Zerwiirmisses mit Aupick Begegnungen mit der 
Mutter im Louvre. \] 30, 9] 

Die von Philoxene Boyer veranstalteten Diners. Baudelaire liest La Cha- 
rogne, Le vin de l'assassin, Delphine et Hippolyte. (Porche {: La vie 
douloureuse de Charles Baudelaire Paris 1926) p 158) [J 30, 10] 

Porche (p 98) macht darauf aufmerksam, wie Baudelaire in Saliz, Ancelle, 
Aupick Begegnungen von typischer Art gemacht habe. [J 30, 1 1 ] 

Sexuelle Praokkupation, wie die Titel der geplanten Romane sie 
verraten: Les enseignements d'un monstre, une infame adoree, la 
maitresse de l'idiot, les tribades, l'entreteneur. U 30, 12] 

Es ist zu beachten, daft Baudelaire sich wohl nicht selten in langen 
Gesprachen mit Ancelle zu encanaillieren liebte. Er ist auch darin 
fils de famille. Weiter hierzu in seinem Abschiedsbrief: »I1 est 
probable que je vais etre oblige de vivre durement, mais je serai 
mieux.« [J 30, 13] 



Baudelaire 361 

Cladel iiberliefert eine »noble et transcendente dissertation Baudelaires 
iiber Sprachphysiognomik, die Farben der Worte, ihre Eigentiimlichkeiten 
als Lichtquellen, schlieftlich ihre moralischen Charakterziige betreffend. 

Q 3 oa,i] 

Kennzeichnend fiir einen vielleicht nicht ganz ungewohnlichen 
Umgangston unter den Schriftstellern ist Champfleurys Brief vom 6 
Marz 1863. Baudelaire hatte die durch Champfleury in Vorschlag 
gebrachte Bekanntschaft mit einer Freundin Baudelairescher und 
Poescher Schrift(eri) in einem, verlorengegangenen Briefe, mit 
Berufung auf seine Wtirde abgelehnt. Dazu Champfleury: »Quant 
a ma dignite compromise, je vous recuse. N'allez pas dans de plus 
mauvais lieux; essay ez d'imiter ma vie de travail, soyez aussi 
independant que moi; n'ayez jamais besoin des autres et alors vous 
pourrez parler de dignite. / Toutefois je ne donne pas plus 
d'importance au mot, le mettant sur le compte de votre bizarrerie 
factice et naturelle a la fois.« (cit E et J Crepet( : Charles Baudelaire 
Paris 1906) Appendix p 341) Baudelaire (Lettres p 349ft) antwortet 
am gleichen Tage. [J 30 a, 2] 

Hugo am 30 aout 1857 an Baudelaire. Er bestatigt den Empfang der fleurs 
du mal. »L'art est comme Pazur, c'est le champ infini: vous venez de le 
prouver. Vos Fleurs du mal rayonnent et eblouissent comme des etoiles.« 
citCrepetp 113 vgl6octobre 1859 der grofte Brief mit der Formel und dem 
Fortschritts-Credo. Q 30 a, 3] 

Paul de Molenes am 14 mai i860 an Baudelaire: »Vous ayez ce don du 
nouveau qui m'a tou jours paru chose precieuse et je dirais presque sacree.« 
citCrepetp 41 3 [J 303,4] 

Ange Pechmeja Bukarest 11-23 fevrier 1866. In dem langen Briefe, 
der hohe Bewunderung zum Ausdruck bringt, dieser exakte Aus- 
blick auf die poesie pure: »Je dirai autre chose: je suis convaincu que 
si les lettres qui concourent a former des vers de ce genre, etaient 
traduites par les formes geometriques et les nuances colorees que 
Panalogie leur assigne respectivement, ils offriraient la contexture 
agreable et le.beau ton de maints tapis persans ou des chiles de 
l'lnde. / Mon idee vous semblera burlesque: l'envie m'a pris parfois 
de dessiner et de colorier vos vers.« cit Crepetp 41 5 {] 30 a, 5] 



3 62 Das Passagen- Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

Vigny am 27 Janvier 1862 an Baudelaire: »Combien ... je vous trouve 
injuste envers ce bouquet, souvent si delicieusement parfume de printanie- 
res odeurs, pour lui avoir donne ce titre indigne de lui, et combien je vous 
en veux de Pair empoisonne quelquefois par je ne sais quelles emanations du 
cimetiere de Hamlet. « cit Crepet p 441 \] 30 a, 6] 

Aus dem Schreiben, das Baudelaire am 6 November 1857 an die Kaiserin 
richtete: »Mais P amende, grossie de frais inintelligibles pour moi, depasse 
les facultes de la pauvrete proverbiale des poetes, et, ... persuade que le 
coeur de PImperatrice est ouvert a la pitie pour toutes les tribulations, les 
spirituelles commes les materielles, j'ai concu le projet, apres une indecision 
et une timidite de dix jours, de sollicker la gracieuse bonte de Votre Majeste 
et de la prier d'intervenir pour moi aupres de M. le Ministre de la Justices 
H Patry: L'epilogue du proces des fleurs du mal Une lettre inedite de 
Baudelaire a PImperatrice (Revue d'histoire litteraire de la France 2<? e annee 
i9«P70 D3M] 

Aus Schaunard: Souvenirs Paris 1887 (cit Crepet p 160): »La campagne 
m'est odieuse, dit Baudelaire pour expliquer sa hate a s'enfuir d'Honfleur, 
surtout par le beau temps. La persistance du soleil m'accable ... Ah! 
parlez-moi des ciels parisiens toujours changeants, qui rient et qui pleurent 
selon le vent, et sans que jamais leurs alternances de chaleur et d'humidite 
puissent profiter a de stupides cereales . . . Je froisserai peut-etre vos 
convictions de paysagiste, mais je vous dirai aussi que l'eau en liberte m'est 
insupportable; je la veux prisonniere, au carcan, dans les murs geometri- 
ques d'un quai. Ma promenade preferee est la berge du canal de POurcq.« 

031,*] 

Crepet zieht zu der Aufzeichnung von Schaunard den Brief an Desnoyers 
heran und bemerkt zuletzt: »Que conclure de tout ceci? Peut-etre, 
simplement, que Baudelaire etait de la famille de ces infortunes qui ne 
desirent que ce qu'ils n'ont pas et n'aiment que le lieu ou ils ne sont pas.« 
Crepetpi6i U3 j O] 

Die sincerite von Baudelaire wurde viel diskutiert. Spuren dieser Debatte 
finden sich noch bei Crepet (vgl p 1 72) [J 3 1 , 4] 

»Le rire des enfants est comme un epanouissement de fleur. . . . C'est une 
joie de plante. Aussi, generalement, est-ce plutot le sourire, quelque chose 
d'analogue au balancement de queue des chiens ou au ronron des chats. Et 
pourtant, remarquez bien que si le rire des enfants differe encore des 
expressions du contentement animal, c'est que ce rire n'est pas tout-a-fait 



Baudelaire 363 

exempt cT ambition, ainsi qu'il convient a des bouts d'hommes, c'est-a-dire 
a des Satans en herbe.« De l'essence du rire OEuvres II ed Le Dantec p 174 

Q3M] 

Christus hat den Zorn gekannt, auch die Tranen; er hat nicht 
gelacht. Virginie wiirde nicht lachen, wenn sie einer Karikatur 
ansichtig wird. Der Weise lacht nicht; auch die Unschuld nicht. »Le 
comique est un element damnable et d'origine diabolique.« De 
Pessence du rire OEuvres II ed Le Dantec p 1 68 Q 3 1 a, 1] 

Baudelaire unterscheidet le comique significatif vom comique 
absolu. Nur dieses ist ein wiirdiger Gegenstand des Nachdenkens: 
das Groteske. \] 3 1 a, 2] 

Allegorische Auslegung der modernen Mannerkleidung im Salon von 
1 846: { » ) Quant a Inhabit, la pelure du heros moderne . . . n'est-il pas Fhabit 
necessaire de notre epoque, souffrante et portant j usque sur ses epaules 
noires et maigres le symbole d'un deuil perpetuel? Remarquez bien que 
Phabit noir et la redingote ont non-seulement leur beaute politique, qui est 
^expression de Pegalite universelle, mais encore leur beaute poetique, qui 
est l'expression de l'ame publique; - une immense defilade de croque- 
morts, croque-morts politiques, croque-morts amoureux, croque-mons 
bourgeois. Nous celebrons tous quelque enterrement.« CEuvres ed Le 
Dantec Up 134 Q3 ia >3] 

Die unvergleichliche Kraft in Poes Beschreibung der Menge. Man 
denkt an friihe Lithographien von Senefelder wie den Spielclub, die 
Menge nach Einbruch der Dunkelheit: »Les rayons des bees de gaz, 
faibles d'abord quand ils luttaient avec le jour mourant, avaient 
main tenant pris le dessus et jetaient sur toutes choses une lumiere 
etincelante et agitee. Tout etait noir, mais eclatant - comme cette 
ebene a laquelle on a compare le style de Tertullien.« Edgar Poe: 
Nouvelles histoires extraordinaires Traduction de Ch(arles) B(au- 
delaire ) Paris (i886)p94D Flaneur D \] 3 1 a, 4] 

^'imagination n'est pas la fantaisie . . . L'imagination est une faculte quasi 
divine qui per^oit ... les rapports intimes et secrets des choses, les 
correspondances et les analogies. « (Baudelaire:) Nouvelles notes sur 
Edgar Poe (Nouv(elles) Hist(oires) Extraord { inaires ) (()p 13/14) 

D3* a >5] 



3 64 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

Rein emblematischer von Devisen durchzogener Buchschmuck, den Brac- 
quemond fur die um 1862 geplante Luxusausgabe der F(leurs) d(u) mal 
gezeichnet hatte. Einziges Exemplar der Plakette aus der vente Champ- 
fleury spater bei Avery (New York). {] 3 1 a, 6] 

Zur Konzeption der Menge bei Victor Hugo zwei sehr kennzeich- 

nende Passagen in »La pente de la reverie«: 

»Foule sans nom! chaos! des voix, des yeux, des pas. 
Ceux qu'on n'a jamais vus, ceux qu'on ne connait pas. 
Tous les vivants! - cites bourdonnant aux oreilles 
Plus qu'un bois d'Amerique ou des ruches d'abeilles.« 

Die folgende Stelle zeigt die Menge bei Hugo wie mit dem 

Grabstichel des Radierers behandel(t): 

»La nuit avec la foule, en ce reve hideux, 

Venait, s'epaississant ensemble toutes deux, 

Et, dans ces regions que nul regard ne sonde, 

Plus l'homme etait nombreux, plus 1' ombre etait profonde. 

Tout devenait douteux et vague; seulement 

Un souffle qui passait de moment en moment, 

Comme pour me montrer l'immense fourmiliere, 

Ouvrait dans l'ombre au loin des vallons de lumiere, 

Ainsi qu'un coup de vent fait sur les flots troubles, 

Blanchir l'ecume, ou creuse une onde dans les bles.« 

Victor Hugo: CEuvres completes Poesie II (Les Orientales Feuilles 

d'Automne) Paris 1880 p 363 u 365/66 Q 32, 1] 

Jules Troubat - der Sekretar von Sainte-Beuve - am 10 April 1866 an 
Poulet-Malassis: »Voila done comment finiront toujours les poetes! La 
machine sociale a beau se tourner et se regulariser pour les bourgeois, les 
gens de metier, les ouvriers . . . aucune loi bienfaisante ne s'etablira pour 
donner a ces natures indisciplinees et impatientes de tout joug, de quoi, au 
moins, s'assurer leur mort sur un lit a elles. - Mais Teau-de-vie, dira-t-on?- 
La belle affaire! Vous en buvez, vous, bourgeois, epicier, vous avez autant 
de vices et meme plus que le poete . . . Balzac se brule a force de cafe, Musset 
s'abrutit avec de l'absinthe et produit encore ses plus belles strophes, 
Murger meurt de tout dans une maison de sante, comme Baudelaire dans ce 
moment ci. Et aucun de ces ecrivains n'est socialiste!« (cit Crepet (Baude- 
laire Paris 1906) p 196/197) Der literarische Markt [J 32, 2] 

Im Entwurf des Briefes an Jules Janin (1865) spielt Baudelaire Juvenal, 
Lucan und Petronius gegen Horaz aus. \] 32, 3] 



Baudelaire 365 

Lettre a Jules Janin: »la melancolie, tou jours inseparable du sentiment du 
beau.« CEuvres ed Le Dantec II p 610 Q 32, 4] 

»toute intention epique resulte . . . d'un sens imparfait de Part.« 
(Baudelaire:) Notes Nouvelles sur Edgar Poe (Nouv(elles) 
Histoires extraordinaires Paris (1886) p 18) Das ist im Keim die 
ganzeTheorie der poesie pure. (Stillegung!) \] 32, 5] 

Nach Crepet (Baudelaire Paris 1906) (p 155) stellen die meisten der von 
Baudelaire hinterlassenen Zeichnungen ( »)des scenes macabres« dar. 

D3*a,i] 

»Entre tous les livres du monde, aujourd'hui, la Bible seule exceptee, les 
Fleurs du Mal sont le plus edite, le plus traduit dans toutes les langues.« 
Andre Suares: Trois grands vivants Paris (1938) p 269 (Baudelaire et les 
Fleurs du mal) {] 3 2 a, 2] 

»La vie de Baudelaire est un desert pour l'anecdote.« Andre Suares: Trois 
grands vivants Paris p 270 (Baudelaire et les Fleurs du mal) \] 3 2 a, 3] 

»Baudelaire ne decrit pas.« Andre Suares: Trois grands vivants Paris p 294 
(B ( audelaire ) et les FI ( eurs ) du mal) \J 3 2 a, 4] 

Im Salon de 1859 vehemente Invektive gegen den Amor- anlaftlich einer 
Kritik der ecole neo-grecque: »Ne sommes-nous pas cependant bien las de 
voir la couleur et le marbre prodigues en faveur de ce vieux polisson ...?... 
sa chevelure est frisee dru comme une perruque de cocher; ses joues 
rebondissantes oppriment ses narines et ses yeux; sa chair, ou plutot sa 
viande, capitonnee, tubuleuse et soufflee, comme les graisses suspendues 
aux crochets des bouchers, est sans doute distendue par les soupirs de 
Tidy-lie universelle; a son dos montagneux sont accrochees deux ailes de 
papilIon.« Ch B : CEuvres ed Le Dantec Paris II p 243 [J 32 a, 5] 

»I1 y a un brave journal ou chacun sait tout et parle de tout, ou chaque 
redacteur . . . peut enseigner tour a tour politique, religion, economie, 
beaux-arts, philosophie, litterature. Dans ce vaste monument de la niaise- 
rie, penche vers l'avenir comme la tour de Pise, et ou s^labore le bonheur 
du genre humain . . .« Ch B: CEuvres ed Le Dantec Paris II p 258 (Salon de 
i8 5 9)(DerGlobe?) D3*a,6] 

Anlaftlich der Apologie fiir Ricard: »L'imitation est le vertige des esprits 
souples et brillants, et souvent meme une preuve de superiorite( .)« Ch B: 
CEuvres edLe Dantec lip 263 (Salon de i859)prodomo! [J 32 a, 7] 



366 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

»Ce . . . je ne sais quoi de malicieux qui est toujours mele a Pinnocence.« Ch 
B : (Euvres ed Le Dantec II p 264 (Salon de 1 8 59) Uber Ricard. \] 32 a, 8] 

Vigny im »Mont des oliviers« gegen De Maistre: 

»Nous savons qu'il naitra, dans le lointain des ages, 

Des dominateurs durs escortes de faux sages 

Qui troubleront Pesprit de chaque nation 

En donnantun faux sens a ma redemption. « [J 33, 1] 

»SeuIs, peut-etre, Leopardi, Edgar Poe et Dostoievsky ont eprouve un tel 
denuement de bonheur, une telle puissance de desolation. Autour de lui, ce 
siecle, qui semble par ailleurs florissant et multiple, prend la terrible figure 
d'un desert.« Edmond Jaloux: Le centenaire de Baudelaire p 77 (La Revue 
hebdomadaire 30 e annee, 27 2 juillet 1921) \] 33, 2] 

»Seul, Baudelaire a fait de la poesie une methode d'analyse, une forme 
d'introspection. Par la, il est bien du meme age que Flaubert ou que Claude 
Bernard. « Edmond Jaloux: Le centenaire de Baudelaire (La revue hebdo- 
madaire 3o e annee, 272 juillet 192 i)p 69 [J 33, 3] 

Register der baudelaireschen Sujets bei Jaloux: »irritabilite nerveuse 
de Pindividu voue a la solitude . . . ; horreur de la condition humaine 
et necessite de lui donner de la dignite par la religion on par Part ...; 
amour de la debauche pour s'oublier ou se punir . . .; passion des 
voyages, de 1'inconnu, du nouveau; . . . dilection pour ce qui fait 
penser a la mort (crepuscule, automne, spectacles funebres) . . . 
adoration de Partificiel; complaisance dans le spleen. « Edmond 
Jaloux: Le centenaire de Baudelaire (La revue hebdomadaire 30 e 
annee, 27 2 juillet 1 92 1 ) p 69 Hier wird sichtbar, dafi die ausschliefi- 
liche Berucksichtigung psy chologischer Tatbestande die Einsicht in 
die eigentliche Originalitat Baudelaires vereitelt. Q 3 3 , 4] 

Einflufi der Fleurs du mal, um 1885, auf Rops, Moreau ( , ) Rodin. 

D33.5] 

Einfluft der »Correspondances« auf Mallarme. [J 33, 6] 

Einflufi Baudelaires auf den Realismus, sodann auf den Symbolis- 
mus. Moreas im symbolistischen Manifest 18 septembre 1886, 
Figaro: »Baudelaire doit etre considere comme le veritable precur- 
seur du mouvement poetique actuel. « {] 3 3 , 7] 



Baudelaire 367 

Claudel: »Baudelaire a chante la seule passion que le XIX e siecle put 
eprouver avec sincerite: le Remords.« Cit Le cinquantenaire de Charles 
Baudelaire Paris 191 7 p 43 [J 33, 8] 

»Un cauchemar dantesque« Leconte de Lisle cit Le Cinquantenaire de 
Charles Baudelaire Paris (Maison du livre) 1917P 17 [J 33 a, 1] 

Edouard Thierry vergleicht die Fleurs du mal mit der Ode, die Mirabeau im 
Gefangnis von Vincennes geschrieben habe. (cit Le Cinquantenaire de 
Charles Baudelaire Paris 1 9 1 7 p 1 9 { ) ) D 3 3 a > 2 ] 

Verlaine (wo ?): »La profonde originalite de Baudelaire c'est . . . de 
representor puissamment et essentiellement Thomme moderne . . . Je 
n'entends ici que i'homme physique moderne . . . Phomme moderne, avec 
ses sens aiguises et vibrants, son esprit douloureusement subtil, son cerveau 
sature de tabac, son sang brule d'alcool . . . Cette individuality de sensitive, 
pour ainsi parler, Ch. Baudelaire ... la represents a Tetat de type, de 
Heros, si vous voulez bien. Nulle part, pas meme chez Henri Heine, vous 
ne la retrouverez si fortement accentuee.« cit Le cinquantenaire de Charles 
Baudelaire Paris 1917P 18 [J 33 a, 3] 

Lesbische Motive bei: Balzac (Fille aux yeux d'or) Gautier (Mile de 
Maupin) Delatouche (Fragoletta) [J 33 a, 4] 

Poesien an Marie Daubrun: »Chantd , automne« »Sonnetd'automne« 

LJ33 ^ 5] 

Meryon und Baudelaire sind im gleichen Jahr geboren; Meryon ein Jahr 
nach Baudelaire gestorben. Q 3 3 a, 6] 

Um 1842-1845 war Baudelaire von einem weiblichen Portrat Grecos im 
Louvre fasziniert - so Prarond. (cit Crepet{: Charles Baudelaire Paris 
1906) p 70) Q33a,7] 

Projekt vora Mai 1 846 »Les amours et la mort de Lucain«. [J 3 3 a, 8] 

»I1 avait vingt-deux ans, et se trouvait aussitot pourvu d'un emploi a la 
mairie du VIP arrondissement >au bureau des deces<, repetait-ii souvent avec 
complaisances Maurice Rollinat: Fin d'oeuvre (Gustave Geffroy: Maurice 
Rollinat 1846- 1903) Paris 1919P 5 [J 33 a, 9] 

Barbey d'Aurevilly hat Rollinat zwischen Poe und Baudelaire plaziert; und 
er sagt »un poete de la famille du Dante«. lc p 8 [J 3 3 a, 10] 



3 68 Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 

Kompositionen baudelairescher Gedichte durch Rollinat. [J 33 a, 11] 

La Voix: »au plus noir de l'abime, I Je vois distinctement des mondes 
singuliers.« Q 33 a, 12] 

Nach Charles Toubin hatte Baudelaire 1847 zwei Domizile rue de Seine 
und rue de Babylone : An den Tagen des terme nachtigte er oft bei Freunden 
in einem dritten. (cit Crepet( : Charles Baudelaire Paris 1906) p 48) Q 34, 1] 

Zwischen 1842 und 1858 zahlt Crepet (p 47), ungerechnet Honfleur und 
einige voriibergehende Logis fur Baudelaire 14 Adressen auf. Das Quartier 
du Temple, die He Saint-Louis, das quartier Saint-Germain, das quartier 
Montmartre, das quartier de la Republique sind von ihm bewohnt worden. 

034,2] 

»Vous traversez une grande ville vieillie dans la civilisation, une de 
celles qui contiennent les archives les plus importantes de la vie 
universelle, et vos yeux sont tires en haut, sursum, ad sidera; car sur 
les places publiques, aux angles des carrefours, des personnages 
immobiles, plus grands que ceux qui passent a leurs pieds, vous 
racontent dans un langage muet les pompeuses legendes de la gloire, 
de la guerre, de la science et du martyre. Les uns montrent le ciel, ou 
ils ont sans cesse aspire; les autres designent le sol d'ou ils se sont 
elances. Ils agitent ou contemplent ce qui fut la passion de leur vie et 
qui en est devenu Pembleme; un outil, une epee, un livre, une 
torche, vitai' lampadal Fussiez-vous le plus insouciant des hommes, 
le plus malheureux ou le plus vil, mendiant ou banquier, le fantome 
de pierre s'empare de vous pendant quelques minutes, et vous 
commande, au nom du passe, de penser aux choses qui ne sont pas 
de la terre. / Tel est le role divin de la sculpture. « Ch B: CEuvres ed 
Le Dantec II p 274/5 (Salon de 1859) Baudelaire spricht hier von der 
Skulptur als ob sie nur in der Grofistadt vorkame. Es ist eine 
Skulptur, die sich dem Passanten in den Weg stellt. In dieser 
Darstellung liegt etwas hochst Prophetisches, wenn es auch die 
Skulptur nur zum geringsten Teil ist, an der sich dieser Wahrspruch 
erfullen sollte. Skulptur gibt ( ?) es nur in der Stadt. [J 34, 3] 

Baudelaire spricht von seiner Vorliebe fur den paysage romanesque, 
der vernachlassigt werde. Aus seiner Schilderung geht hervor, daft 
er an wesentlich barocke Gebilde denkt. »Nos paysagistes sont des 



Baudelaire 369 

animaux beaucoup trop herbivores. lis ne se nourrissent pas 
volontiers des ruines . . . Je regrette . . . les abbayes crenelees qui se 
mirent dans les mornes etangs, les ponts gigantesques, les construc- 
tions mnivites, habitees par le vertige, et enfin tout ce qu'il faudrait 
inventer, si tout cela n'existait pas!« Ch B: (Euvres ed Le Dantec II 
p 272 (Salon de 1859) J34>4] 

»L'imagination . . . decompose toute la creation, et, avec les materiaux 
amasses et disposes suivant des regies dont on ne peut trouver Pongine que 
dans le plus profond de Fame, elle cree un monde nouveau, elle produit la 
sensation du neuf.« Ch B: (Euvres II p 226 (Salon de 1859) Q 34 a, 1] 

Uber die Unbildung der Maler, mit besonderer Beziehung auf Troyon: »I1 
peint, il peint; et il bouche son ame, et il peint encore, jusqu'a ce qu'il 
ressemble enfin a P artiste a la mode . . . L'imitateur de 1'imitateur trouve ses 
imitateurs, et chacun poursuit ainsi son reve de grandeur, bouchant de 
mieux en mieux son ame, et surtout ne lisant rien^ pas meme le Parfait 
Cuisinier, qui pourtant aurait pu lui ouvrir une carriere moins lucrative, 
maisplusglorieuse.« Ch B: (Euvres Up 2 19 (Salon de 1859) [J 34 a, 2] 

»Le plaisir d'etre dans les foules est une expression mysterieuse de la 
jouissance de la multiplication du nombre . . . Le nombre est dans 
tout . . . L'ivresse est un nombre . . . Ivresse religieuse des grandes 
villes.« Ch B: (Euvres II p 626/27 (Fusees) Depotenzierung des 
Menschen! [J 34 a, 3] 

»Le dessin arabesque est le plus spiritualiste des dessins.« Ch B: (Euvres II 
p 629 (Fusees) [J 34 a, 4] 

»Moi, je dis: la volupte unique et supreme de l'amour git dans la certitude 
de faire le mat Et Phomme et la femme savent, de naissance, que dans le mal 
se trouve toute volupte. « Ch B : (Euvres II p 628 (Fusees) [J 34 a, 5] 

»Voltaire plaisante sur cette ame immortelle qui a reside, pendant 

neuf mois, entre des excrements et des urines Au moins aurait-il 

pu deviner dans cette localisation une malice ou une satire de la 
Providence contre Pamour et, dans le mode de la generation, un 
signe du peche originel. De fait, nous ne pouvons faire Pamour 
qu'avec des organes excrementiels.« Ch Baudelaire: (Euvres II p 
651 (Mon coeur mis a nu) Hierzu Lawrence: Die Verteidigung der 
Lady Chatterley heranzuziehen. \] 34 a, 6] 



3 7° Das Passagen- Werk ■ Auf zeichnungen und Materialien 

Ansatze zu einer abwegigen Rationalisierung der Anziehung, die 
die Prostitution auf ihn iibte, bei Baudelaire: »L'amour peut deriver 
d'un sentiment genereux: le gout de la prostitution; mais il est 
bientot corrompu par le gout de la proprieti.« (Fusees) »Gout 
inamovible de la prostitution dans le coeur de l'homme, d'ou nait 
son horreur de la solitude . . . L'homme de genie veut etre un, done 
solitaire. La gloire, e'est rester un, et se prostituer d'une maniere 
particuliere.« (Mon coeur mis a nu) II p 626 (,) 661 [J 34 a, 7] 

1835 erscheint der Diable amoureux von Cazotte mit einer Vorrede von 
Gerard de Nerval. »Mon cher Belzebuth, je t'adore« ist ein, bei Baudelaire 
als solches kenntlich gemachtes Zitat aus Cazotte. »Les vers de Baudelaire 
rendent un son demoniaque fort etranger au diabolisme louis-philippien.« 
Claudius Grillet: Le diable dans la litterature au XIX siecle Lyon Paris 193 5 
P95V U35* 1 ] 

Brief an die Mutter vom 16 Dezember 1853: »D , ailleurs, je suis tenement 
accoutume aux souffrances physiques, je sais si bien ajuster deux chemises 
sous un pantalon et un habit dechires que le vent traverse; je sais si 
adro'itement adapter des semelles de paille ou meme de papier dans des 
souliers troues, que je ne sens presque que les douleurs morales. Cepen- 
dant, il faut avouer, j'en suis venu au point que je n'ose plus faire de 
mouvements brusques ni meme trop marcher de peur de me dechirer 
davantage.« Ch(arles) B(audelaire): Dernieres lettres inedites a sa mere 
Avertissement et notes de Jacques Crepet Paris 1926 p 44/45 \] 3 5 , 2] 

Goncourts berichten in ihrem Tagebuch unterm 6 Juni 1883 den Besuch 
eines jungen Mannes, von dem sie horen, die lettres du college zerfielen zur 
Zeit in zwei Lager. Die kiinftigen Normaliens hatten ihr Vorbild in About 
und Sarcey, die andern in Edmond de Goncourt und Baudelaire. Journal 
des Goncourts VI Paris 1 892 p 264 [J 35, 3] 

Am 4 Marz 1 860, an seine Mutter liber die Radierungen von Meryon: »La 
figure hideuse et colossale qui sert de frontispice est une des figures qui 
decorent l'exterieur de Notre-Dame. Dans le fond, e'est Paris, vu d'en 
haut. Comment diable cet homme fait-il pour dessiner tranquillement sur 
un abime, je n'en sais rien.« Ch B : Dernieres lettres a sa mere Avertissement 
et notes dejacques Crepet Paris 1926P 132/33 (J 3 5 , 4] 

In den Dernieres lettres (p 145) fiir Jeanne diese Formel »cette vieille beaute 
transformee en infirme« - er wiinscht ihr nach seinem Tode eine Rente zu 
lassen. [J 35. 5] 



Baudelaire 371 

Entscheidend ist fur die Konfrontation zwischen Baudelaire und 
Hugo eine Stelle aus dem Brief, den der letztere am i7 ten November 
1 8 59 an Villemain schrieb : »Je passe quelquefois des nuits entieres a 
rever sur mon sort en presence de l'abime ... et j'en arrive a ne 
pouvoir plus que m'ecrier: des astres! des astres! des astresU cit 
Claudius Grillet: Victor Hugo spirite Lyon Paris 1929 p 100 [J 35, 6] 

Die multitudes bei Hugo: »Le prophete cherche la solitude . . . II va dans le 
desert penser, a qui? aux multitudes. « Hugo: William Shakespeare {i e 
partie,livre)VI J3S>7] 

Allegorie in den spiritistischen Protokollen von Jersey: »Meme de pures 
abstractions frequentaient a Marine-Terrace: Pldee, la Mort, le Drame, le 
Roman, la Poesie, la Critique, la Blague. Elles . . . se presentment de 
preference le jour, tandis que les morts venaient la nuit.« Claudius Grillet: 
Victor Hugo spirite Lyon Paris 1929 p 27 [J 3 5 a, 1] 

Die multitudes bei Hugo figurieren als der fond de l'ombre in den 
Chatiments (La Caravane IV) CEuvres completes Poesie IV Paris 1882 
(P 397>: 

»Le jour ou nos pillards, ou nos tyrans sans nombre 
Comprendront que quelqu'un remue au fond de l'ombre. « Q 3 5 a, 2] 

Uber die fleurs du mal: »Nulle part il n'est fait une allusion directe au 
haschisch ou aux visions de l'opium. En cela il faut admirer le gout supreme 
du poete, uniquement preoccupe de la construction philosophique de son 
poeme.« Georges Rodenbach: L'elite Paris 1899P 18/19 [J 3 5 a, 3] 

Rodenbach (p 19) betont wie Beguin die.Erfabrung der correspondances 
bei Baudelaire. {] 3 5 a, 4] 

Baudelaire zu d'Aurevilly: »Vous devez communier le poing sur la 
hanche?« Georges Rodenbach: L'elite Paris 1899P6 Q 35 a, 5] 

Drei Generationen bewegen sich (nach Georges Rodenbach: L'elite Paris 
1899 P 6/7) urn die »splendide restauration de Notre-Dame«. Die erste{,) 
die einen gleichsam aufiern Zirkel bildet, wird von Victor Hugo reprasen- 
tiert; die zweite bildet den innern Zirkel der Andacht: ihn reprasentieren 
D'Aurevilly, Baudelaire, Hello; den dritten bildet die Gruppe der Satani- 
sten : Huysmans, Guaita, Peladan. {] 3 5 a, 6] 

»Quelque belle que soit une maison, elle est avant tout, - avant que sa 



37 2 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

beaute soit demontree, - tant de metres de haut sur tant de large. - De meme 
la litterature, qui est la matiere la plus inappreciable, - est avant tout un 
remplissage de colonnes ; et l'architecte litteraire, dont le nom seul n'est pas 
une chance de benefice, doit vendre a tous prix.« Ch B: OEuvres II p 385 
(Conseils aux jeunes litterateurs) \] 3 $ a, 7] 

Note der Fusees: »Le portrait de Serene, par Seneque. Celui de Stagire, par 
saint Jean Chrysostome. L'acedia, maladie des moines. Le Tsedium vitas. « 
Charles Baudelaire: CEuvres II p 632 [J 35 a, 8] 

Charles-Henry Hirsch nennt Baudelaire, im Vergleich mit Hugo, »beau- 
coup plus capable de s'adapter a des temperaments tres divers, par son 
intelligence precise des idees, des sensations et des mots . . . L'enseignement 
de Baudelaire persiste, par ... la puissance de la forme stricte qui Pimpose 
aux meditations. « cit Le cinquantenaire de Ch(arles) B(audelaire) Paris 
1917P4* [J 36,0 

Nadar erzahlt in den Souvenirs {,) um 191 1 habe ihm der Direktor eines 
Buros fur Zeitungsausschnitte gesagt, in den Zeitungen finde man den 
Namen Baudelaires ebensooft wie den Hugos, Mussets, Napoleons, (vgl 
Le cinquantenaire de Ch B Paris 19 1 7 p 43) [J 36, i] 

Von Crepet Baudelaire zugeschriebene Stelle aus dem Salut public: »Que 
les citoyens ne croient pas . . . aux sieurs Barthelemy, Jean Journet et autres 
qui chantent la Republique en vers execrables. L'empereur Neron avait la 
louable habitude de f aire rassembler dans un cirque tous les mauvais poetes 
et de les faire fouetter cruellement.« cit Crepet ( : Charles Baudelaire Paris 
1906) p 81 D3 6 >3] 

Von Crepet Baudelaire zugeschriebene Stelle aus dem Salut public: »Les 
intelligences ont grandi. Plus de tragedies, plus d'histoire romaine. Ne 
sommes-nous pas plus grands aujourd'hui que Brutus? . . .« cit Crepet p 8 1 

U36.4] 

Crepet zitiert (p 82) Notes de M. Champfleury: »De Flotte peut etre range 
avec Wronski, Blanqui, Swedenborg, etc., dans le Pantheon, quelque peu 
bizarre, qu'elevait Baudelaire, suivant ses lectures, les evenements du jour 
et la notoriete conquise tout a coup par certaines figures. « [J 36, 5] 

»L ! oeuvre d'Edgar Poe, moins quelques beaux poemes, est le corps d'un art 
ou Baudelaire a souffle Pame.« Andre Suares: Sur la vie Paris 1925 II p 99 
(Idees sur Edgar Poe) [] 36, 6] 



Baudelaire . 373 

Die Theorie der imagination, auch die Lehre vom kurzen Gedicht 
und von der Novelle sind bei Baudelaire von Poe beeinflufit. Die 
des Tart pour Part erscheint, ihrer Formulierung nach, als Plagiat. 

a 36, 7] 

In seiner Gedenkrede weist Banville auf die klassische Technik von 
Baudelaire hin. ' [J 36, 8] 

»Comment on paie ses dettes quand on a du genie« erschien 1846 und 
enthalt unter dem Kennwort »le second ami« folgendes Portrait von 
Gautier: »Le second ami etait, et est encore, gros, paresseux et lymphati- 
que; de plus, il n'a pas d'idees, et ne sait qu'enfiler et perler des mots en 
maniere de colliers d'Osages.« Ch B : CEuvres II p 393 Q 36 a, 1] 

Hugo: »Et moi, je sens le gouffre etoile dans mon ame.« Ave, dea; 
moriturus te salutat A Judith Gautier Victor Hugo: CEuvres choisies 
Poesies et drames en vers Paris { 1 9 1 2 ) p 404 [J 3 6 a, 2] 

Camille Lemonnier stellt in seiner beriihmten Schilderung der 
baudelaireschen conference iiber Gautier, in Briissel, auf faszinie- 
rende Weise dar, welche Ratlosigkeit die maftlose Glorifikation 
Gautiers durch den Vortragenden im Publikum verbreitete. Dieses 
richtete sich mehr und mehr darauf ein, dafi Baudelaire alles 
Gesagte mit einem einzigen Sarkasmus als Attrappe preisgeben 
werde, um sich einer andern Vorstellung von Poesie zuzuwenden, 
Und diese Erwartung lahmte die Anwesenden. Q 36 a, 3] 

Baudelaire - Camille Pelletans Liebiingsdichter. So Robert de Bonnieres: 
Memoires d'aujourd'hui III Paris 1888 p 239 \] 36 a, 4] 

Robert de Bonnieres: Memoires d'aujourd'hui III Paris 1888 veroffentlicht 
p 287/288 einen zutzigen Brief, den der Direktor der Revue liberale am 19 
Janvier 1864 an Taine richtet, und in dem er sich iiber die Intransigenz 
beklagt, die Baudelaire ihm gegenuber bei Verhandlungen iiber Streichun- 
gen in dem Snick »Les Vocations« (Spleen de Paris) an den Tag legt. 

[J36M] 

Eine Passage bei Rodenbach, die etwas fur die Schilderung der Stadt 
typisches - namlich die forcierte Metapher - erkennen lafk: 
»En ces villes qu'attriste un chceur de gironettes, 
Oiseaux de fer revant (!) de fuir au haut des airs.« 



374 Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

cit G Tourquet-Milnes: The influence of Baudelaire in France and 
England London 1913 p 191-pariserModerne! [J 36 a, 6] 

Im Salon de 1846 ist zu erkennen, wie genau schon damals 
Baudelaires Begriff der Kunstpolitik war: das XII Kapitel »de 
l'eclectisme et du doute«, das XIV »De quelques douteurs« macht 
deutlich, wie bewufk sich der Baudelaire von friih an der Notwen- 
digkeit war, die kunstlerische Produktion an bestimmten Fixpunk- 
ten auszurichten. Im Kapitel XVII »des ecoles et des ouvriers« 
spricht Baudelaire von der Atomisierung als einem Symptom der 
Schwache ; er lobt sich die Schulen ; »La des ecoles, et ici des ouvriers 
emancipes ... - une ecole, c'est-a-dire . . . l'impossibilite du 
doute.« Ch B : CEuvres II p 131 vglponcif! [J 36 a, 7] 

Auf einem Blatt mit einer weiblichen Darstellung und zwei mannlichen 
Portratkopfen, von alter Hand: »Portait de Blanqui (Auguste) vraiment 
ressemblant, fait de memoire par Baudelaire en 1850, peut-etre i849?« 
Reproduktion in Feli Gautier: Charles Baudelaire Bruxelles 1904 p LII 

[I 37, 1] 

»I1 se barattait la cervelle pour en tirer de Petonnement.« Dieses 
Wort von Leconte des Lisle findet sich in Jules Clareties Beitrag, der 
- unbetitelt - im Tombeau steht und im wesentlichen Ausziige aus 
Clareties Nekrolog gibt. Le tombeau de Charles Baudelaire Paris 
1 896 p 9 1 Effekt der Gedichtabschlusse ! \] 37, 2] 

»0 poete, qui retournas Poeuvre de Dante 

Et mis en haut Satan et descendis vers Dieu.« 
Schluft verse von Verhaeren »A Charles Baudelaire«. Le tombeau de 
Charles Baudelaire Paris 1 896 p 84 U 37, 3] 

Im tombeau de Charles Baudelaire Paris 1896 befindet sich Alexandre 
Ourousof : L'architecture secrete de Les fleurs du mal. Das ist ein seither oft 
wiederholter Versuch, verschiedene Zyklen zu etablieren. Er beruht im 
wesentlichen auf der Aussonderung der von Jeanne Duval inspirierten 
Gedichte. Er schliefk an den Artikel an, den D > Aurevilly am 24 juillet 1857 
im »Pays« veroffentlichte und in welchem zum ersten Male behauptet 
wird, es gabe in dem Buch eine architecture secrete. [J 3 7, 4] 

»Les echos de Pinconscient en lui sont si forts - la creation litteraire etant 
chez lui si proche de l'effort physique, les traines de la passion sont si fortes, 



Baudelaire 375 

si longues, lentes et douloureuses - tout son etre psychique y vit avec son 
etre physique. « Ch Baudelaire: Mon coeur mis a nu et Fusees Preface de 
Gustave Kahn Paris 1909 p j [J 37, 5] 

»Si Poe avait eu sur lui une reelle influence on en trouverait la trace dans des 
imaginations . . . d'action chez Baudelaire. Or il s'eloigne de ces fantaisies a 
mesure qu'il penetre dans Poeuvre du conteur americain . . . Les plans, les 
titres de romans . . . ont tous trait a des . . . crises psychiques. Aucun ne 
suppose Paventure.« Ch Baudelaire: Mon cceur mis a nu et Fusees Preface 
de Gustave Kahn Paris 1909 p 12/13 Q37>6] 

Kahn erkennt bei Baudelaire den »refus de Poccasion tendue par la nature 
du pretexte lyrique.« Ch B: Mon coeur mis a nu et Fusees Preface de 
Gustave Kahn Paris 1 909 p 1 y Q 3 7, 7] 

Uber den fur Paul Gallimard von Rodin illustrierten (Baudelaire) schreibt 
Mauclair: »On sent que Rodin a manie le livre, Pa repris et quitte cent fois, 
Pa lu en marchant, Pa rouvert tout a coup sous la lampe, les soirs de fatigue, 
hante par une strophe et prenant la plume. On devine ou il s'est arrete, 
quelle page il a froissee(I), sans menager le volume. Ce n'est pas un bel 
exemplaire qu'on lui a confie et qu'il craignit de gater. C'est alors >son< 
Baudelaire de poche, en voici ce qu'il s'en disait a lui-meme.« Charles 
Baudelaire: Vingt-sept poemes des Fleurs du Mai illustres par Rodin Paris 
19 1 8 p 7 (Preface de Camille Mauclair) [J 37 a, 1] 

Der vorletzte Absatz von »Chacun sa chimere« klingt in seiner 
zweiten Halfte sehr an Blanqui an : »Et le cortege passa a cote de moi 
et s'enfonca dans P atmosphere de Phorizon, a Pendroit ou la surface 
arrondie de la planete se derobe a la curiosite du regard humain.« Ch 
B:CEuvresIp4i2 [137^,2] 

Uber den Maler Jules Noel( :) »il est sans doute de ceux qui s'imposent le 
progres journalier.« Salon de i8460EuvresIIp 126 [J 37 a, 3] 

In der Charakteristik der Fleurs du mal, die Sainte-Beuve in seinem Brief 
vom 20 [??] 1857 an Baudelaire gibt, findet er dieses auf den Stil des Bandes 
gemunzte Wort(:) »un talent curieux et un abandon quasi precieux 
d'expression«. Unmittelbar anschlieftend(:) »en perlant le detail, en 
petrarquisant sur Phorrible«. cit Etienne Charavay: A de Vigny et Charles 
Baudelaire candidats a Pacademie f ran^aise Paris 1879P 134 Q 37 a, 4] 

»I1 me semble qu'en beaucoup de choses, vous ne vous prenez pas assez au 
serieux vous-meme.« Vigny am 27 Janvier 1 862, in der Sache der academie- 



3 j6 Das Passagen- Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

Kandidatur an Baudelaire, cit Etienne Charavay: A de Vigny et Charles 
Baudelaire candidats a l'academie franchise Paris 1879P 100/10 1 [J 37 a, 5] 

Jules Mouquet untersucht in seiner Ausgabe von Ch(arles) B(au- 
delaire): Vers retrouves Manoel Paris 1929 die Beziehungen die 
zwischen Baudelaire und den in Vers par (G.) Le Vavasseur, E. 
Prarond, A. Argonne Paris 1843 veroffentlichten Versen bestehen. 
Es ergeben sich erne Anzahl Entsprechungen. Wichtig sind, abgese- 
hen von den eigentlichen Beitragen Baudelaires, die sich im zwei- 
ten, von Prarond sigmerten Abschnitt befinden, Korrespondenzen: 
zumal die des Reve d'un Curieux zu Le reve von Argonne 
(Pseudonym fur Auguste Dozon). [J 37 a, 6] 

Zu den Gedichten der Fleurs du mal, die im Sommer 1843 bereits vorlagen 
- man kennt deren 23 - gehoren : Allegorie - Je n'ai pas oublie - La servante 
au grand cceur- Crepuscule du matin [J 38, 1] 

»Baudelaire eprouve une pudeur a reveler ses vers au public; il les publie 
successi^ement sous le nom de Prarond, de Privat d'Anglemont, de Pierre 
de Fayis. La Fanfarlo, parue ... le i er Janvier 1847, est signee Charles 
Dufays.« Ch(arles) B(audelaire) : Vers retrouves ed Jules Mouquet Paris 
*9*9P47 [1 38»i] 

Folgendes Sonett aus dem Ensemble von Prarond schreibt Mouquet 
Baudelaire zu: 

»D'une fille sans nom il naquit a la Bourbe. 

Enfant, il begaya des phrases d'argotiers; 

II souillait, a dix ans, les egouts de la tourbe; 

Homme, il vendrait sa soeur, et fait tous les metiers. 

D'un arc-boutant lasse son dos decrit la courbe; 
Du vice a quatre sous il court tous les sentiers; 
L'orgueil dans son regard se mele avec la fourbe; 
II sert, quand il le faut, de dogue aux emeutiers. 

Un fil enduit de poix rattache sa semelle; 
Sur son grabat sans linge, une sale femelle 
Rit du mari trompe par ce honteux Paris. 

Orateur plebeien de l'arriere-boutique, 
Chez le marchand du coin il parle politique: 
Voila ce qu'on appelle un enfant de Paris. « 
Charles Baudelaire: Vers retrouves ed Jules Mouquet Paris 1929 p 103/04 

U38.3] 



Baudelaire 377 

Freund will darauf hinaus, »dafi sich die Musikalitat des Gedichtes nicht als 
eine gesonderte . . . technische Qualitat darstellt, sondern daft sie nichts 
anderes ist als das eigentliche Ethos des Dichters . . . Musikalitat ist die 
Form, die L'art pour Tart in der Dichtung annimmt.« Cajetan Freund: Der 
VersBaudelairesMiinchen 1927P46 Q 38,4] 

Zu der unter dem Titel »Les Limbes« am 9 April 185 1 erfolgten Veroffentli- 
chung von Gedichten im Messager de 1'Assemblee: »Dans un petit livret 
intitule la Presse de 1848, on lit ceci: >Aujourd'hui nous voyons annonce 
dans I'Echo des marchands de vin Les Limbes, poesies. Ce sont sans doute 
des vers socialistes et par consequent de mauvais vers. Encore un devenu 
disciple de Proudhon par trop ou troppeu d J ignorance.<« A de la Fineliere et 
Georges Descaux: Charles Baudelaire (Essais de bibliographic contempo- 
raineI)Parisi868pi2 [[38,5] 

Die Moderne - antiklassisch und klassisch. Antiklassisch: als 
Gegensatz zur Klassik. Klassisch: als heroische Leistung der Zeit, 
dieihren Ausdruckpragt. {] 38 a, 1] 

Es besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen Baudelai- 
res schlechter Aufnahme in Belgien, seinem Ruf, ein mouchard zu 
sein und dem Brief liber das Bankett von Victor Hugo an den 
Figaro. Lb8a,2] 

Auf die Strenge und Eleganz des Titels »Curiosites esthetiques« 
hinzuweisen. [J 38 a, 3] 

Die Unterweisung Fouriers : »Quoiqu'il y ait dans la naturr des plantes plus 
ou moins saintes, des . . . animaux plus ou moins sacres, et qu'il soit 
legitime de conclure . . . que certaines nations . . . aient ete preparees ... par 
la Providence pour un but determine . . . je ne veux pas faire ici autre chose 
qu'affirmer leur egale utilite aux yeux de CELUI qui est indefinissable.« 
ChB:CEuvresIIp 143 (Exposition universelle de 1855) [] 38 a, 4] 

»Un de ces >modernes professeurs-jures< d'esthetique, comme les appelle 
Henri Heine« - »science . . . dont les doigts crispes, paralyses par la plume, 
ne peuvent plus courir avec agilite sur 1'immense clavier des correspondan- 
ces!« ChB:CEuvresIIp 145 (Exposition universelle de 185)) [J 38 a, 5] 

»II y a dans les productions multiples de Part quelque chose de toujours 
nouveau qui echappera eternellement a la regie et aux analyses de l'ecole!« 



378 Das Passagen-Werk - Aufzeichnungen und Materialien 

Ch B : (Euvres II p 1 46 (Exposition universelle de 1 8 5 5 ) Analogie zur Mode 

Q 3 8a,6] 

Der Vorstellung des Fortschritts in der Kunstgeschichte stellt 
Baudelaire eine monadologische Konzeption entgegen. »Transpor- 
tee dans Pordre de ^imagination, Pidee du progres . . . se dresse avec 
une absurdite gigantesque . . . Dans l'ordre poetique et artistique, 
tout revelateur a rarement un precurseur. Toute floraison est 
spontanee, individuelle. Signorelli etait-il vraiment le generateur de 
Michel- Ange? Est-ce que Perugin contenait Raphael? L'artiste ne 
releve que de lui-meme. II ne promet aux siecles a venir que ses 
propres oeuvres.« Ch B: (Euvres II p 149 (Exposition universelle de 
1855)' D 38 »>7] 

Zur Kritik des Fortschrittsbegriffs im allgemeinen: »Les disciples des 
philosophes de la vapeur et des allumettes chimiques l'entendent ainsi: le 
progres ne leur apparait que sous la forme d'une serie indefinie. Ou est cette 
garantie?« Ch B: (Euvres II p 149 (Exposition universelle de 1855) [J 38 a, 8] 

»On raconte que Balzac . . . se trouvant un jour en face d'un . . . tableau 
d'hiver, tout melancolique et charge de frimas, clair-seme de cabanes et de 
paysans chetifs, - apres avoir contemple une maisonnette d'ou montait une 
maigre fumee, s'ecria: >Que c'est beau! Mais que font-ils dans cette cabane? 
a quoi pensent-ils, quels sont leurs chagrins? les recoltes ont-elles ete 
bonnes? lis out sans doute des echeances a payerf< Rira qui voudra de M. de 
Balzac. J'ignore quel est le peintre qui a eu l'honneur de faire vibrer, 
conjecturer et s'inquieter Pame du grand romancier, mais je pense qu'il 
nous a donne ainsi . . . une excellente le^on de critique. Il m'arrivera 
souvent d'apprecier un tableau uniquement par la somme d'idees ou de 
reveries qu'il apportera dans mon esprit. « Ch B: (Euvres II p 147 
(Exposition universelle de 1 8 5 5) [J 39, 1] 

Schlufiwort des Salon de 1845 : »Celui-la sera le peintre, le vrai peintre, qui 
saura arracher a la vie actuelle son cote epique, et nous faire voir et 
comprendre, avec de la couleur ou du dessin, combien nous sommes grands 
et poetiques dans nos cravates et nos bottes vernies. - Puissent les vrais 
chercheurs nous donner Pannee prochaine cette joie singuliere de celebrer 
Pavenement du neuf!« Ch B: (Euvres II p 54/5 5 \] 39, 2] 

»Quant a Phabit, la pelure du heros moderne, - . . . n'a-t-il pas sa beaute et 
son charme indigene . . .? N'est-il pas Phabit necessaire de notre epoque, 



Baudelaire 379 

souffrante et portant jusque sur ses epaules noitres et maigres le symbole 
d'un deuil perpetuel? Remarquez bien que l'habit noir et la redingote ont 
non-seulement leur beaute politique, qui est ^expression de l'egalite 
universelle, mais encore leur beaute poetique, qui est ^expression de l'ame 
publique; — une immense defilade de croque-morts, croque-morts politi- 
ques, croque-morts amoureux, croque-morts bourgeois. Nous celebrons 
tous quelque enterrement. / Une livree uniforme de desoL tion temoigne de 
Pegalite . . . Ces plis grimacants, et jouant comme des serpents autour d'une 
chair mortifiee, n'ont-ils pas leur grace mysterieuse? / . . . Car les heros de 
Plliade ne vont qu'a votre cheville, 6 Vautrin, 6 Rastignac 6 Birotteau, - et 
vous, 6 Fontanares, qui n'avez pas ose raconter au public os douleurs sous 
le frac funebre et convulsionne que nous endossons tous; - et vous, 6 
Honore de Balzac, vous le plus heroi'que, le plus smgulier, le plus 
romantique et le plus poetique parmi tous les personnages que vous avez 
tires de votre sein!« Ch B: (Euvres II p 134 et 136 Sa'-.on de 1846 (De 
l'heroisme de la vie moderne) Am Schluft der Schlu£satz des Kapitels. 

[J39.3] 

»Lorsque j'entends porter jusqu'aux etoiles des hommes comme 
Raphael et Veronese, avec une intention visible de diminuer le 
merite qui s'est produit apres eux . . ., je me demande si un merite, 
qui est au moins Pegal du leur (admettons un instant, par pure 
complaisance, qu'il lui soit inferieur), n'est pas infiniment plus 
meritant, puisqu'il s'est victorieusement developpe dans une atmo 
sphere et un terroir hostiles?« Ch B : (Euvres II p 239 (Salon de 1 8 59) 
Lukacs sagt, um heute einen anstandigen Tisch zu machen, braucht 
ein Mann das Genie, das dem Michelangelo ausreichte, die Kuppel 
der Peterskirche zu wolben. \] 39 a, 1] 

Die Stellung, die Baudelaire zum Fortschritt einnimmt, ist nicht 
immer die gleiche gewesen. Aufierungen im Salon de 1846 heben 
sich deutlich von spatern ab. Don heifk es unter anderm: »I1 y a 
autant de beautes qu'il y a de manieres habituelles de chercher le 
bonheur. La philosophic du progres explique ceci clairement . . . Le 
romantisme ne consistera pas dans une execution parfaite, mais dans 
une conception analogue a la morale du siecle.« (p 66) In der 
gleichen Schrift: »Delacroix est la dermere expression du progres 
dans Part.« (p 8 5) Ch B : (Euvres II Q 39 a, 2] 

Die Bedeutung, die die Theorie fur das Schaffen des Kiinstlers hat, 
ist Baudelaire nicht von allem Anfang an klar gewesen. Im Salon de 



380 



Das Passagen-Werk * Aufzeichnungen und Materialien 



1845 heifk es von einem Maler, Haussoullier: »Serait-il de ces 
hommes qui en savent trop long sur leur art? C'est la un fleau bien 
dangereux. « Ch B : CEuvres II p 23 \] 39 a, 3] 

Die Kritik des Fortschrittsgedankens, die etwa im Zusammenhang 
einer Darstellung von Baudelaire notig werden mag, hat sich auf das 
Sorgfaltigste gegen dessen eigene Kritik des Fortschrittsgedankens 
abzugrenzen. Analoges gilt noch unabdinglicher von Baudelaires 
Kritik am i9 ten Jahrhundert und der in seiner Biographie falligen. Es 
kennzeichnet das verzerrte, von krasser Ignoranz gezeichnete 
Portrat, das Peter Klassen von Baudelaire entwirft, dafi der Dichter 
vor dem Hintergrund eines mit den Farben des Hollenpfuhls 
gemalten Jahrhundert (s) erscheint. Der Verfasser findet an diesem 
Jahrhundert eigentlich nur einen klerikalen Brauch zu riihmen, den 
Augenblick »wo im Sinne des wiederhergestellten Gottesgnaden- 
konigtums das Allerheiligste in der Umstarrung blanker Waffen 
durch die Straflen von Paris gefuhrt wurde. Dies mag ein entschei- 
dendes, weil wesenhaftes Erlebnis seines gesamten Daseins gewesen 
sein.« So setzt diese nut depravierten Kategorien des Georgekreises 
geschriebene Darstellung des Dichters ein. Peter Klassen: B(aude- 
laire) Weimar (1931) p 9 \] 393,4] 

Gauloiserie bei Baudelaire: »Belle conspiration a organiser pour 
^extermination de la race juive. / Les juifs Bibliothecaires et temoins 
de la Redemption. « Ch B: CEuvres II p 666 (Mon coeur mis a nu) 
Celine hat die Linie fortgesetzt. (spafihafte Raubmorder !) Q 40, 1] 

»A ajouter aux metaphores miKtaires: Les poetes de combat. Les littera- 
teurs d'avant-garde. Ces habitudes de metaphores militaires denotent des 
esprits non pas militants, mais faits pour la discipline, c*est-a-dire pour la 
conformite, des esprits nes domestiques, des esprits beiges, qui ne peuvent 
penser qu'en societe\« Ch B : CEuvres II p 654 (Mon coeur mis a nu) Q 40, 2] 

»Si un poete demandait a PEtat le droit d'avoir quelques bourgeois dans son 
ecurie, on serait fort etonne, tandis que si un bourgeois demandait du poete 
roti, on le trouverait tout naturel.« Ch B: CEuvres II p 63 5 (Fusees) [J 40, 3] 

»Ce livre n'est pas fait pour mes femmes, mes filles et mes sceurs. - J'ai peu 1 
deceschoses.«ChB:CEuvresIIp635 (Fusees) Q4C4] 



Baudelaire 381 

Depaysement de Baudelaire dans le siecle: »Dites-moi dans quel 
salon, dans quel cabaret, dans quelle reunion mondaine ou intime 
vous avez entendu un mot spirituel prononce par l'enfant gate« [vgl 
p 217 »L'artiste, aujourd'hui ... est ... un simple enfant gate«] »un 
mot profond . . ., qui fasse penser ou rever . . .! Si un tel mot a ete 
lance, ce n'a peut-etre pas ete par un politique ou un philosophe, 
mais bien par quelque homme de profession bizarre, un chasseur, 
un marin, un empailleur; par un artiste . . ., jamais. « Ch B: CEuvres 
Up 217 (Salon de 1859) Das ist eine Art Evokation der etonnants 
voyageurs. 04°. 5] 

Gauloiserie bei Baudelaire: »Dans le sens le plus generalement adopte, 
Francais veut dire vaudevilliste . . . Tout ce qui est abime, soit en haut, soit 
en bas, le fait fuir prudemment. Le sublime lui fait toujours l'effet d'une 
emeute, et il n'aborde meme son Moliere qu'en tremblant et parce qu'on lui 
a persuade que c'etait un auteur gai.« Ch B : CEuvres II p 1 1 1 (Salon de 1846 
- De M. Horace Vernet) Q 40, 6] 

Baudelaire kennt im Salon de 1846 »la loi fatale du travail attrayant«. Ch B : 
CEuvres II p 1 14 [J 40, 7] 

Zu dem Titel »Les limbes« vgl im Salon de 1846 iiber Delacroix' »Femmes 
d'Alger« : »Ce petit poeme d'interieur . . . exhale je ne sais quel hautparfum 
de mauvais lieu qui nous guide assez vite vers les limbes insondes de la 
tristesse.« Ch B : CEuvres II p 8 5 [l4°> 8] 

Anlafilich einer Darstellung des Samson von Decamps im Salon de 1 845 { : ) 
»cet antique cousin d 3 Hercule et du baron de Munchhausen.« Ch B: 
CEuvres II p 24 \] 40 a, 1 ] 

»So war, wie Baudelaire zeigte, Frankreich aus seinem Wesen heraus zum 
Trager der Entgeistung, der >Vertierung< von Volk und Staat geworden.« 
Peter Klassen: Baudelaire Weimar (193 1 ) p 33 [J 40 a, 2] 

Schlufizeile von La legende des siecles III; 38 (Un homme aux yeux 
profonds passait); »0 savant seulement des choses de l'abime!« V(ictor) 
H(ugo) : CEuvres completes Poesie IX Paris 1883 p 229 Q 40 a, 3] 

»la roche au profil pensif«. V(ictor) H{ugo): O(Euvres) c(ompletes) 
Poesie IX Paris 1883 p 191 (Le groupe des idylles. XII Dante) \] 40 a, 4] 



382 Das Passagen Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 

»Le sombre sphmx Nature, accroupi sur la cime, 
Reve, petnfiant de son regard d'abime 

Le mage aux essors inoui's, 
Tout le groupe pensif des biemes Zoroastres, 
Les guetteurs de soleils et les espions d'astres, 

Les effares, les eblouis. 



La nuit autour du sphinx roule tumultueuse. - 
Si Ton pouvait lever sa patte monstrueuse, 

Que contemplerent tour a tour 
Newton, Tesprit d'hier, et l'antique Mercure, 
Sous la paume sinistre et sous la griffe obscure 
On trouverait ce mot: Amour. « 
L'homme se trompe! il voit que pour lui tout est sombre La legende des 
siecles III (Tenebres) V(ictor) H(ugo): O(Euvres) c(ompletes) Poesie 
IX Paris 1883 p 164/5 SchlufS des Gedichts \] 40 a, 5] 

Schluft von »La nuit! la nuit! la nuit!«: 

»0 sepulcres! j'entends l'orgue effrayant de Pombre, 
Forme de tous les cris de la nature sombre 

Et du bruit de tous les ecueils; 
La mort est au clavier qui f remit dans les branches, 
Et les touches, tantot noires et tantot blanches, 
Sont vos pierres et vos cercueils.« 
V(ictor) H{ugo): O(Euvres) c(ompletes) Poesie IX p 161 La legende 
des siecles III (Tenebres) Paris 1883 [] 40 a, 6] 

In Legende des siecles III geben Gedichte wie Les chutes (Fleuves et 
poetes) und Desinteressement - das eine dem Rheinfall, das andere 
dem Montblanc gewidmet - einen besonders eindringlichen Begriff 
von der Naturanschauung des neunzehnten Jahrhunderts. In diesen 
Gedichten durchdringen sich auf eigentumliche Art die allegorische 
Anschauung und der Geist der Vignette. [J 40 a, 7] 

Aus Theodore de Banville: Mes souvenirs Paris 1882 (VII Charles Baude- 
laire). Die erste Begegriung: »La nuit etait venue, claire, suave, enchante- 
resse; nous etions sortis du Luxembourg, nous marchions sur les boule- 
vards exterieurs et dans les rues, dont le poete des Fleurs du Mai a toujours 
cheri avec curiosite le mouvement et le mysterieux tumulte; Privat d'Angle- 
mont marchait en silence, un peu eloigne de nous.« (p 77) [J 41, 1] 



Baudelaire 383 

Aus Theodore de Banville: Mes souvenirs Paris 1882: »Dans je ne sais plus 
quel pays d'Afrique, loge chez une famille a qui ses parents l'avaient 
adresse, il n'avait pas tarde a etre ennuye par l'esprit banal de ses notes, et il 
s'en etait alle vivre seul sur une montagne, avec une toute jeune et grande 
fille de couleur qui ne savait pas le francais, et qui lui cuisait des ragouts 
estrangement pimentes dans un grand chaudron de cuivre poli, autour 
duquel hurlaient et dansaient de petits negrillons nus. Oh! ces ragouts, 
comme il les racontait bien, et comme on en aurait volontiers mange l« (p 
79) 041.2] 

»Donc chez lui, a Photel Pimodan, quand j'y allai pour la premiere fois, il 
n'y avait pas 4e lexiques, ni de cabinet de travail, ni de table avec ce qu'il 
faut pour ecrire, pas plus qu'il n'y avait de buffets et de salle a manger, ni 
rien qui rappelat le decor a compartiment des appartements bourgeois. « 
Theodore de Banville: Mes souvenirs Paris 1882 p 81/82 U4i>3] 

Joseph de Maistre »repondait aux pretentions et aux insolences de la 
metaphysique avec de Phistoire.« J. Barbey d'Aurevilly: Joseph de Maistre 
- Blanc de Saint-Bonnet - Lacordaire - Gratry - Caro Paris i9iopy[j4i,4] 

»Quelques-uns, comme Baudelaire, . . . ont identifie le demon, se sont en 
titubant replaces dans Paxe et de nouveau ont honore Dieu. Il serait injuste 
neanmoins d'exiger de ces precurseurs un abandon aussi complet des 
facultes humaines que celui requis, par exemple, dans cette sorte d'aube 
mysterieuse ou il semble que nous commencions de vivre a present.« 
Stanislas Fumet: Notre Baudelaire (Le roseau d'or 8) Paris 1926 p III 

D41.5] 

»Ce grand succes poetique represents done, si on rapproche de ces 1 500 
exemplaires le tirage de 1000 augmentes des feuilles de passe de la premiere 
edition, le nombre total de 2790 exemplaires - maximum en circulation. 
Quel poete actuel, sauf Victor Hugo, pourrait s'en orgueillir d'un pareil 
debit? « A de la Fineliere et Georges Descaux: Charles Baudelaire [Essais de 
bibliographic contemporaine I] Paris 1868 Notiz zur zweiten Auflage der 
Fleursdumal. D4 1 '^] 

Poe »Cyrano de Bergerac, eleve d'Arago« -Journal des Goncourt 16 juillet 
1856 - »Si Edgar Poe detronait Walter Scott et Merimee, si le realisme et la 
boheme triomphaient sur toute la ligne, si certaines poesies dont je n'ai rien 
a dire, puisque la justice s'en est melee, etaient prises au serieux par ... les 
honnetes gens, ce ne serait plus de la decadence, ce serait de Porgie.« 
Pontmartin Le spectateur 19 septembre 1857 cit Leon Lemonnier: Edgar 
Poe et la critique francaise de 1845 a 1875 P ai "is 1928 p i8/u(nd} 214 

[J 41 a, J ] 



3 8 4 



Das Passagen-Werk • Auf zeichnungen und Materialien 



Zur Allegorie: »Ses bras vaincus, jetes comme de vaines armes.« Q 41 a, 2] 

Swinburne macht sich die These, Kunst habe nichts mit Moral zu 
schaffen, zu eigen. [J 41 a, 3] 

»Les Fleurs du Mai sont une cathedrale.« Ernest Raynaud: Ch Baudelaire 
Paris 1 922 p 30 5 (nach Gonzague de Reynold : Ch ( arles ) B ( audelaire ) ) 

[J4 1 a,4] 

»Baudelaire se ronge et se travaille pour accoucher du moindre mot . . . 
Pour lui >l'art est un duel ou l'artiste crie de frayeur avant d'etre vaincu<.« 
Ernest Raynaud :Ch Baudelaire Paris 1922 p 317/318 Q41 a, ,5] 

Raynaud erkennt die Inkompatibilitat von Baudelaire und Gautier. 
Er hat daniber ein langes Kapitel (p 3 10-345 ) Q 4 1 a, 6] 

»Baudelaire subit les exigences des . . . directeurs-flibustiers qui 
exploitent la vanite des gens du monde, des amateurs et des 
debutants et chez qui l'on n'est imprime que si Ton souscrit des 
abonnements.« Ernest Raynaud: Ch Baudelaire Paris 1922 p 319 - 
Baudelaires Verhalten ist das Komplement dieser Sachlage. Erstellt 
das gleiche Manuscript mehrere(n) Redaktionen zur Verfiigung. 
Vergibt, ohne sie als solche kenntlich zu machen, Zweitdrucke. 

D4ia,7] 

Baudelaires Gautier-Essay von 1859: »Gautier . . . n'a pu s'y tromper, et ce 
qui nous en assure, c'est qu'en ecrivant la preface des Fleurs du Mal> il a, 
spirituellement, rendu a Baudelaire la monnaie de sa piece. « Ernest 
Raynaud :Ch Baudelaire Paris 1922 p 323 [J 41 a, 8] 

»D'ailleurs le temoignage le plus irrecusable du malefice de l'heure, c'est 
1'histoire de Balzac . . . qui . . . s'est torture toute sa vie, avec acharnement, 
pour conquerir un style, sans y parvenir . . . [Anm] Ce qui souligne 
l'incoherence de l'heure, c'est que l'on edifie les prisons de La Roquette et 
de Mazas avec le meme entrain que l'on plante en tous lieux les arbres de la 
Liberte. On traque avec la derniere rigueur la propagande bonapartiste, 
mais Ton ramene les cendres de Napoleon . . . On degage le centre de Paris 
et on aere ses rues, mais on l'etrangle d'une ceinture de fortifications.' 
Ernest Raynaud : Ch Baudelaire Paris 1922 p 287/88 [J 41 a, 9] I 

Nach dem Hinweis auf die Vermahlung des antiken Olymps mit den 



Baudelaire 385 

Waldgeistern und Feen bei Banville: »De son cote, Charles Baudelaire, peu 
jaloux de se joindre a la caravane d'imitateurs qui grossissair follement, de 
minute en minute, sur la grand'route romantique, cherchait de drone et de 
gauche un sentier par ou s'echapper vers Toriginalite ... A quoi se decider? 
Grand etait son embarras . . . quand il fit cette observation: que le Christ, 
Jehovah, Marie, Madeleine, les anges et >leurs phalanges- encombraient 
cette poesie mais que Satan ne s'y montrait jamais. Faute de logique: il 
resolut de la corriger ... V. Hugo avait fait de la >diablerie< un decor 
fantastique a quelques legendes anciennes. Lui, Baudelaire, il ecroua 
reellement dans' la prison d'enfer l'homme moderne, l'homme du dix- 
neuvieme siecle.« Alcide Dusolier: Nos gens de lettres Pans 1864 p 105/06 
(M Charles Baud*, laire [f 42, 1] 

»I1 eut fait certainement un agreable rapporteur dans les proces de 
sorcellerie.« Alcide Dusolier: Nos gens de lettres Paris 1864 p 109 
(M Ch B) Das hat Baudelaire sicher gern gelesen. Q 42, 2] 

Fiille der Detaile'nsichten bei Dusolier, der doch die Gesamtper- 
spektive ganzlidi verfehlt hat: »Le mysticisme obscene ou, si vous 
preferez, l'obscenite mystique, voila, je Pai dit et le repete, le double 
caractere des Flcurs du MaL« Alcide Dusolier: Nos gens de lettres 
Paris 1864P 112 [f4 2 >3] 

»I1 faut tout dire meme Peloge. Je constate done, dans la galerie poetique 
de M. Baudelaire, la presence de quelques tableaux pansiens (je prefererais 
eaux-for es comme plus juste et plus caracteristique), d'une grande vigueur 
et d'une precision singuhere.« Alcide Dusolier: Nos gens de lettres Paris 
1864P 112/113 (Meryon) [J 42,4] 

Bei Dusolier f Indet sich anlaftlich der Femmes damnees der Hinweis 
auf die Religieuse- freilich ist Diderot nicht zitiert. \] 42, 5] 

Ein weiteres Urteil von Dusolier (p ii4)(:) »Mais peut-on dire 
Voila un poete^ Oui, si un rheteur etait un orateur.« Die Legende 
liber das Verhaltnis von Vers und Prosa bei Baudelaire geht auf 
Dusolier zuriick Chock! U4 2 >6] 

SchlufWort: »Si j'avais a determiner d'un mot ce que M. Baudelaire est 
nativement et ce qu'il voudrait nous persuader qu'il est, je 1'appellerais 
volontiers* un Boileau hysterique. 6 mai i863-« Alcide Dusolier: Nos gens 
de lettres Pans 1864 p 119 Q42 .7] 



3 86 



Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 



Horoskop von Baudelaire, angefertigt fiir Raynaud von Paul 
Flambart: »L'enigme psychologique de Baudelaire est presque tout 
entiere dans cette alliance entre deux choses qui sont le moins f aites 
d'ordinaire pour s'unir: un grand souffle d'inspiration et un pessi- 
misme debordant.« Ernest Raynaud: Ch Baudelaire Paris 1922 p 54 
Die psychologische Antinomie Baudelaires in ihrer abgegriffensten 
Formulierung. [J 42, 8] 

»Est-ce a dire que Ton doive assimiler Baudelaire a Dante, comme le fait M. 
de Reynold; a qui M. Ernest Raynaud avait indique la voie? S'il s'agit du 
genie poetique, I'admiration . . . ne saurait aller jusque-la. S'il s'agit de la 
tendance philosophique, on remarquera que Dante . . . introduit dans son 
oeuvre des idees deja modernes, fort en avance sur son epoque, ainsi que Pa 
tres bien montre Lamennais; tandis que Baudelaire . . . exprime Pesprit du 
moyen age integral et se trouve done en retard sur son temps. Si Yon va au 
fond des choses, loin de continuer Dante, il en differe done du tout au 
tout.« Paul Souday : Gonzague de Reynold: Charles Baudelaire (Le Temps 
21 avril 1921 Leslivres) [[42a, 1] 

»Les editions nouvelles des Fleurs du mal s'annoncent ou commencent a 
paraitre. Il n'en existait jusqu'ici, dans le commerce, que deux, l'une a six 
francs, l'autre a trois francs cinquante. En voici une a vingt sols.« Paul 
Souday : Le cinquantenaire de Baudelaire (Le temps 4 juin 1917) [] 42 a, 2] 

Nach Souday - in der Anzeige der Brief e Baudelaires (Le Temps 17 aoiit 
i9i7)-hatBaudelairein25jahren 1 5000 f res verdient. 04 2a »3] 



»En robustes navires a Pair desceuvre et nostalgique.« 



[J 42 a, 4] 



These von Paul Desjardins: »Baudelaire n'a pas de verve: cela revient a dire 
qu'il n'a que des sensations et point d'idees.* Paul Desjardins: Charles 
Baudelaire (Revue bleue Paris 1887 p 22) [J42 a, 5] 

»Baudelaire ne se represente pas vivement les objets; il est plus preoccupe 
d'enfoncer l'image dans le souvenir que de Porner et de la peindre.« Paul 
Desjardin: Charles Baudelaire (Revue bleue Paris 1 887 p 23) \] 42 a, 6] 

Souday sucht die christlichen Velleitaten von Baudelaire mit dem 
Hinweis auf Pascal abzufertigen. U 42 a, 7] 



Kafka sagt : Abhangigkeit erhalt jung. 



Ll42a,8] 



Baudelaire 387 

»Cette sensation est ensuite renouvelee a Tinfini par l'etonnement . . . Tout 
d'un coup Baudelaire se recule de ce qui lui est le plus f amilier et le decouvre 
avec epouvante ... II se recule de lui-meme; il se trouve tout neuf et 
prodigieusement interessant, quoiqu'un peu malpropre: 
O mon Dieu, donnez-moi la force et le courage 
De contempler mon coeur et moh corps sans degout!« 
PaulDesjardins:Ch{arles) B(audelaire) (Revue bleue Paris 1887P 18) 

(J 42 *, 9] 

Fatalismus von Baudelaire: »Lors du coup d'Etat de Decembre, il 
eut un mouvement de revoke. >Quelle honte!< s'ecria-t-il d'abord; 
puis il regarda les evenements >au point de vue providentiel< et se 
soumit comme un moine.« Desjardins: Ch B (Revue bleue 1887 
PI9) Q 4* a, 10] 

Die Sensibilitat des Marquis de Sade hat Baudelaire - nach Desjar- 
dins - mit den Doktrinen des Jansenius vereint. \] 43, 1] 

»La vraie civilisation n'est pas . . . dans les tables tournantes« - Anspielung 
aufHugo. Q43> 2 ] 

»Que diras-tu ce soir . . .« zitiert als Gedicht eines »poete chez lequel une 
aptitude decidee pour les speculations les plus ardues n'excluait pas une 
poesie solide, chaude, coloree, essentiellement originale et humaine.« 
Charles Barbara: L'assassinat du Pont-Rouge Paris 1859 p 79 (das Sonett 
P 82/83) LI 43, 3] 

Barres: »Chez lui le moindre vocable trahit l'effort par ou il atteignit si 
haut.« cit Gide: B(audelaire) et M Faguet N(ouvelle) R(evue) F(ran- 
^aise) inovembre 1910P513 D43,4] 

»Une phrase de Brunetiere va nous aider . . . davantage: >. . . Le mouve- 
ment, l'imagination lui manquent.< . . . Accordons que mouvement et 
imagination lui manquent , . . Il est des lors permis de se demander, puisque 
voici tout de meme les Fleurs du Mai, si c^st bien essentiellement 
l'imagination qui fait le poete; ou, puisqu'il plait decidement a MM. Faguet 
et Brunetiere de n'appeler poesie qu'un certain developpement oratoire 
versifie, s'il ne sied pas de saluer en Baudelaire autre chose et plus qu'un 
poete: le premier artiste en poesie. « Andre Gide: B et M Faguet NRF (II) 1 
nov(embre) 1910 p 513/4 - Gide zitiert im Anschluft daran (p 517) 
Baudelaires: »L'imagination, cette reine des facultes« und raumt ein, daft 
dieser Sachverhalt dem Dichter nicht bewufk war. [J 43, 5] 



388 Das Passagen-Werk • Auf zeichnungen und Materialien 

»L > apparente impropriety des termes, qui irritera tarn certains critiques, 
cette savante imprecision dont Racine deja usait en maitre . . . cet espace- 
ment, ce laps entre Pimage et Pidee, entre le mot et la chose, estprecisement 
le lieu que demotion poetique va pouvoir venir habiter.« A Gide: B et M 
FaguetNRFII, 1 nov 19 10 p 512 [J 43, 6] 

»La duree n'est promise qu'a ceux des ecrivains capables d'offrir aux 
successives generations des nourritures renouvelees; car chaque generation 
apporte une faim differente.« A Gide: B et M Faguet NRF II 1 nov 1910 p 
J°3 U 43> 7] 

Faguet vermiftt bei Baudelaire le mouvement. Gide, au£ »Je hais le 
mouvement« und die Rahmengedichte verweisend, sagt: »La plus grande 
nouveaute de son art, nVt-elle pas ete precisement A'immobiliser ses 
poemes, de les developper en profondeur!« Gide: B et M Faguet NRF II 1 
nov 1910P 507/8 U43> 8 ] 

Proust sagt zu der Zeile »Ses bras vaincus . . .« in der Vorrede zu 
(Paul Morand:) Tendres Stocks (Paris 1921) p 15 — sie seien wie 
aus dem Britannicus. - Die heraldische Pragung des Bildes! 

Hochst scharfsichtiges Urteil von Proust iiber Sainte-Beuves Ver- 
halten zu Baudelaire in der Vorrede zu den Tendres Stocks. 

U43a,2] 

Zu »ces concerts . . . quelque heroisme au coeur du citadin« bemerkt Proust 
((A propos de Baudelaire La nouvelle revue franchise 1 juin 1921) p 
646) ( : ) »Il semble impossible d'aller au dela.« [J 43 a, 3] 

»Je n'ai pas eu le temps de parler du role des cites antiques dans Baudelaire 
et de la couleur ecarlate qu'elles mettent 9a et la dans son ceuvre.« Marcel 
Proust: A propos de Baudelaire NRF 1 juin 1921 p 656 (VIII) [J 43 a, 4] 

Vom Ende der » Andromaque« wie des Voyage meint Proust, da(5 es a plat 
fallt. Er nimmt an der extremen Einfachheit dieser Abschlusse Anstofi. 

Q43M] 

»Une capitale n'est pas absolument necessaire a l'homme.« de Senancourt: 
Obermann Paris ( 1901 ) ed Fasquelle p 248 [J 43 a > 6] 

»Le premier . . ., il montre la femme dans Y alcove, au milieu non seulement 
de ses bijoux et de ses parfums, mais de ses fards, sous son tinge, et dans ses 



Baudelaire 389 

vetements, balancant le feston et Vourlet. II la . . . compare aux betes, a 
Velepbant, au singe, au serpent.« John Charpentier: La poesie britannique 
etB(audelaire) (Mercure de France 1 mai 192 1 CXLVIIP673O) Q43 a, 7] 

Zur Allegorie: »Sa plus grande gloire, a ecrit Theophile Gautier [Preface a 
Pedition de 1863], >sera d'avoir fait entrer dans les possibilit.es du style des 
series de choses, de sensations et d'effets innommes par Adam, le grand 
nomenclateur<. Il nomme . . .les espoirs et les regrets, les curiosit.es et les 
craintes qui grouillent dans les tenebres du monde interieur.« John 
Charpentier: La poesie britannique et Baudelaire 1 Mai 192 1 Mercure de 
France CXLVII p 674 \] 43 a, 8] 

»L'invitation au voyage«{,) von Mereschkowski ins Russische iibersetzt, 
ist eine Zigeunerromanze geworden »Holubka moia« . [J 43 a, 9] 

Zu L'irremediable zitiert Crepet (Les Fleurs du mal ed Jacques Crepet Paris 
193 1) p 449 folgende Stelle aus den Soirees de Saint-Petersbourg: »Ce 
fleuve qu'on ne passe qu'une fois; ce tonneau des Dana'ides toujours rempli 
et toujours vide; ce foie de Titye, toujours renaissant sous le bee du vautour 
qui le devore toujours . . . sont autant d'hieroglyphes parlant, sur lesquels il 
est impossible de se meprendre.« \] 43 a, 10] 

Brief an Calonne, den Herausgeber der Revue contemporaine, vom 1 1 
Februar 1859: »Danse macabre n'est pas une personne, e'est une allegorie. 
II me semble qu'il ne faut pas de majuscules, allegorie archi-connue.« 
Fleurs du mal ed Crepet Paris 193 ip 459 J 44, 1] 

Zu l'amour du mensonge. Aus einem Brief an Alphonse de Calonne: »Le 
mot royale facilitera pour le lecteur Pintelligence de cette metaphore qui fait 
du souvenir une couronne de tours, comme celles qui inclinent le front des 
deesses de maturite, defecondite, et de sagesse.« Fleurs du mal ed Jacques 
Crepet Paris 193 1 p 461 [f44> 2 ] 

Geplanter Gedichtzyklus »Oneirocritie«: »Symptomes de ruines. Bati- 
ments immenses, pelasgiens, Tun sur l'autre. Des appartements, des 
chambres, des temples, des galeries, des escaliers, des coecums, des 
belvederes, des lanternes, des fontaines, des statues. - Fissures, lezardes. 
Humidite provenant d'un reservoir situe pres du ciel. - Comment avertir 
les gens, les nations? - Avertissons a l'oreille les plus intelligents. / Tout en 
haut, une colonne craque et ses deux extremites se deplacent. Rien n'a 
encore croule. Je ne peux retrouver Tissue. Je descends, puis je remonte. 
Une tour. - Labyrinthe. Je n'ai jamais pu sortir. J'habite pour toujours un 
batiment qui va crouler, un batiment travaille par une maladie secrete. - Je 



390 



Das Passagen-Werk ■ Aufzeichnungen und Materialien 



calcule en moi-meme, pour m'amuser, si une si prodigieuse masse de 
pierres, de marbres, de statues, de murs qui vont se choquer reciproque- 
ment, seront tres-souilles par cette multitude de cervelles, de chairs 
humaines et d'ossements concasses. Je vois de si terribles choses en reve, 
que je voudrais quelquefois ne plus dormir, si j'etais sur de n'avoir pas trop 
de fatigue.« Nadar: Charles Baudelaire intime Paris 191 1 p 136/37 [{Bau- 
delaire: CEuvres) ed Le Dantec II p6$6] \] 44,3] 

Proust vom »Balcon«: »Bien des vers du Balcon de Baudelaire donnent 
aussi cette impression de mystere.« (p 644) Dies im Gegensatz zu Hugo: 
» Victor Hugo fait toujours merveilleusement ce qu'il faut faire . . . Mais . . . 
la fabrication - la fabrication meme de 1'impalpable - est visible.« Marcel 
Proust: A proposde Baudelaire NRF XVI Paris 192 1 ^643/644) [[44,4] 

Zu den Rahmengedichten : »Le monde de Baudelaire est un etrange 
sectionnement du temps ou seuls de rares jours notables apparaissent; ce 
qui explique les frequentes expressions telles que >Si quelque soir< etc.« M 
Proust: Apropos d{e) B(audelaire) NRFXVI 1 juin 1921 p 65 2 \] 44, 5] 

Brief Meryons vom 31 Marz i860 an Nadar; er will nicht von ihm 
photographiert werden. [J 44, 6] 

»Quant au mobilier baudelairien . . . qu'il serve a donner une legon aux 
dames elegantes de nos vingt dernieres annees . . . Que devant la pretendue 
purete de style qu'elles ont pris tant de peine a atteindre, elles songent qu'on 
a pu etre le plus grand et le plus artiste des ecrivains, en ne peignant que des 
lits a >rideaux< refermables (Pieces condamnees) des halls pareils a des serres 
(Une martyre), des lits pleins d'odeurs legeres, des divans profonds comme 
des tombeaux, des etageres avec des fleurs, des lampes qui ne brulaient pas 
tres longtemps (Pieces condamnees), si bien qu'on n'etait plus eclaire que 
par un feu de charbon. Monde baudelairien que vient par moment mouiller 
et enchanter un souffle parfume du large . . . grace a ces portiques . . . 
>ouverts sur des cieux inconnus< (La Mort) ou >que les soleils marins 
teignaient de mille jeux< (La Vie anterieure).« M Proust: A propos de 
BaudelaireNRFXVIp6j2 1 juin 192 1 [J 44 a, 1] 

Uber die Pieces condamnees: »Elles reprennent leurs places entre les plus 
hautes pieces du livre comme ces lames altieres de cristal qui s'elevent 
majestueusement, apres les soirs de tempete et qui elargissent de leurs cimes 
intercalees, l'immense tableau de la mer.« Proust lcp 65 5 [J 44 a, 2] 

»Comment a-t-il pu s'interesser si particulierement aux lesbiennes ...? 
Quand Vigny, irrite contre la femme, Ta expliquee par les mysteres de 



Baudelaire 391 

rallaitement . . ., par sa psychologie >Toujours ce compagnon dont le coeur 
n'est pas sur<, on comprend que dans son amour decu et jaloux il ait ecrit: >la 
Femme aura Gomorrhe et PHomme aura Sodome<. Mais du moins c'est en 
irreconciliables ennemis qu'il les pose loin Pun de Pautre . . . Il n'en est 
nullement de meme pour Baudelaire . . . Cette >liaison< entre Sodome et 
Gomorrhe que dans les dernieres parties de mon ouvrage . . . j'ai confiee a 
une brute, Charles Morel (ce sont du reste les brutes a qui ce role est 
d'habitude reparti), il semble que Baudelaire s'y soit de lui-meme >affecte< 
d'une fa^on toute privilegiee. Ce role, combien il eut ete interessant de 
savoir pourquoi Baudelaire Pavait choisi, comment il Pavait rempli. Ce qui 
est comprehensible chez Charles Morel reste profondement mysterieux 
chez Pauteur des Fleurs du MaL« Marcel Proust: A propos de Baudelaire 
NRFXVIp 655/656 1 juini92i [1 44 a, 3] 

Louis Menard - der unter dem Pseudonym Louis de Senneville den 
Promethee delivre verof fentlicht hatte - im Septemberheft 1857 der Revue 
philosophique et religieuse (cit Fleurs du mal ed Crepet Paris 1930 p 362/ 
363): »I1 a beau parler sans cesse de la vermine et des scorpions qu'il a dans 
Pame et se prendre pour type de tous les vices, il est facile de voir que son 
plus grand defaut consiste dans une imagination trop libertine, defaut trop 
commun chez les erudits qui ont passe leur jeunesse dans la retraite . . . 
Qu'il entre dans la vie commune, et il saura revetir de cette forme qu'il 
possede a un si haut degre des creations vivantes et saines. Il sera pere de 
famille et publiera des livres qu'il pourra faire lire a ses enfants. Jusque-la il 
restera un lyceen de 1828 ayant subi ce que Geoffroy Saint-Hilaire appelle 
un arret de developpement.« [J 45, 1] 

Aus dem requisitoire de M Pinard: »Je peins le mal avec ses enivrements, 
mais aussi avec ses miseres et ses homes, direz-vous! Soit; mais tous ces 
nombreux lecteurs pour lesquels vous ecrivez, car vous tirez a plusieurs 
milliers d'exemplaires et vous vendez a bas prix, ces lecteurs multiples, de 
tout rang, de tout age, de toute condition, prendront-ils Pantidote dont 
vous parlez avec tant de complaisance ?« cit Fleurs du mal ed Crepet Paris 
I930P334 U45>*] 

Bahnbrechend fur die Kritik der cuistres universitaires die von 
Louis Goudall Figaro 4 novembre 1855. Dieser schrieb nach der 
Publikation in der Revue des Deux Mondes: »Baudelaire, dechu de 
sa renommee de surprise, ne sera plus cite desormais que parmi les 
fruits sees de la poesie contemporaine.« cit Fleurs du Mal ed Crepet 
Paris 1930 p 306 [J 45 , 3 ] 

1850 sah Asselineau bei Baudelaire ein von einem Kalligraphen geschriebe- 



39 2 Das Passagen-Werk • Aufzeichnungen und Materialien 

nes Exemplar der Gedichte in zwei kartonierten vergoldeten Quartbanden. 

Q45>4] 

Crepet (Fleurs du mal ed Crepet p 300) sagt, dafi manche seiner Freunde 
Baudelaires Gedichte um 1 846 im Kopfe hatten. Gedruckt waren um diese 
Zeitnurdrei. \] 45, 5] 

Mai 1852 »Les Limbes, poesies intimes de Georges Durant, recueillies et 
publiees par son amiTh Veron.« Q 45, 6] 

Anzeige der Limbes in No 2 des Echo des marchands de vin(:) »Les 
Limbes Poesies par Charles Baudelaire Le livre paraitra a Paris et a Leipzig 
Ie24fevrien849.« [Uw] 

Leconte de Lisle in der Revue Europeenne 1 decembre i86i.Ersprichtu.a. 
von »cette etrange manie d'affubler de mauvaises rimes les decouvertes 
industrielles modernes«. Er nennt das oeuvre von Baudelaire »marquee du 
sceau energique d'une longue meditation*. Das Inferno spielt in seiner 
Anzeige einegrofteRolle.cit Fleurs du mal ed Crepet p 38 5 u 386 Q45 a, 1] 

Swinburnes Artikel im Spectator vom 6 September 1862. Der Autorhatte 
damals 2 5 Jahre. [J 4 5 a, 2] 

Paris bei de Reynold als antichambre a l'Enfer Baudelairien. Was 
das zweite Kapitel des »L'art et l'oeuvre« betitelten zweiten Teils, 
welches seinerseits »La vision de Paris« heifit, enthalt, ist nichts als 
eine langatmige, subalterne Umschreibung von Gedichten. [J 45 a, 3] 

Villon et Baudelaire: »Chez Pun, on retrouve le christianisme macabre et 
mystique d'un age en train de perdre la foi; chez l'autre, le christianisme en 
quelque sorte desaffecte d'un age qui c